Predigttext zu Lukas 21, 25-33 Liebe Gemeinde! Adventszeit. Bunte Lichter, viel Weihnachtsgebäck, Adventskonzerte, Spendenaktionen, volle Geschäfte, Gedränge überall. Ein Verkehrsstau nach dem anderen. Auf der anderen Seite: Gemütliches Zusammentreffen von Familien, von Bekannten, Austauschen von Geschenken, von Guten Wünschen. Waffenstillstand für einige Stunden „Vorfreude schönste Freude, Freude im Advent…“ so heißt es in einem Adventslied. Freuen? Worauf uns freuen? Wenn ich das jetzt ein Kind fragen würde, würde es mir antworten: Ich freue mich auf Weihnachten, auf recht viele Geschenke. Adventszeit - freudige Erwartung ? Unsere liturgische Farbe ist lila. Wir wurden da schon vor einer Woche darauf aufmerksam gemacht. Lila die Farbe der Buße. Es ist die Zeit, um uns Zeit zu nehmen, um in uns hineinzuschauen, um über unser Verhältnis zu Gott und die 1 Mitmenschen nachzudenken. Eigentlich sollte man das alle Tage machen. Aber… Advent - Was ist daran für mich wichtig? Was erwarte ich? Auf was hoffe ich eigentlich? Wovor habe ich Angst? Was bedrückt mich? Erinnern sie sich noch an das Evangelium, das wir gerade vom Altar her gehört haben? Ich möchte es noch einmal in der Übersetzung der Gute-Nachricht-Bibel lesen: 25»Unheil kündende Zeichen werden zu sehen sein an der Sonne, am Mond und an den Sternen, und auf der Erde werden die Völker zittern und nicht mehr aus und ein wissen vor dem tobenden Meer und seinen Wellen. 26 Die Menschen werden halb tot vor Angst darauf warten, was für Katastrophen die Erde noch heimsuchen werden. Denn die ganze Ordnung des Himmels wird zusammenbrechen. 27 Dann kommt der Menschensohn auf einer Wolke mit göttlicher Macht und Herrlichkeit, und alle werden ihn sehen. 28 Wenn ihr die ersten Anzeichen von alldem bemerkt, dann richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf: Bald werdet ihr gerettet!« 29 Jesus gebrauchte einen Vergleich; er sagte: »Seht den Feigenbaum an oder die anderen Bäume! 30 Wenn die ersten Blätter herauskommen, dann erkennt ihr daran, dass der Sommer bald da ist. 2 31 So ist es auch, wenn ihr diese Anzeichen seht. Dann wisst ihr, dass die neue Welt Gottes anbricht. 32 Ich versichere euch: Diese Generation wird das alles noch erleben. 33 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht; sie bleiben gültig für immer und ewig.« Was hat das mit Advent zu tun, werden Sie fragen. Da ist nichts von Gemütlichkeit und schönen Advents-Gefühlen. All die Probleme unserer Welt, wie Krieg, Naturkatastrophen, Ausbeutung, Hass und Hunger aber auch Arbeitslosigkeit, Krankheit und Einsamkeit, die Angst vor der Zukunft. All das steckt da drin. Weltende! Das ist die eine Wirklichkeit, die uns erwartet – daran kommt keiner von uns vorbei – ob es unser persönliches Lebensende, unseren Tod meint – oder das allgemeine Ende dieser Welt. Es wird nicht ewig so weitergehen mit uns, mit dieser Welt! Mitten in all dem Elend, all der Verzweiflung und Furcht dann dieser Satz: „Wenn sich dies alles ereignet, dann seid zuversichtlich - mit festem Blick und erhobenem Haupt! Denn eure Befreiung steht vor der Tür." Dann kommt Jesus selbst zu uns, so schreibt Lukas. Dieses Ende ist der neue Anfang einer neuen Welt! 3 Die Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages! Also dann, wenn wir glauben, es geht nicht mehr weiter, wenn man mir sagt, diese Krankheit hat keine Heilung mehr, wenn die Ehe in Scherben liegt, wenn die Kinder ausgezogen sind und nicht ständig von sich hören lassen, wenn Einsamkeit sich im Hause breit macht, wenn ich anfange an mir und Gott zu zweifeln, also dann, wenn es am „dicksten“ kommt, ja genau dann, ist mir Gott besonders nahe. „Lasst euch nicht unterkriegen. Egal was passiert. Seid voller Hoffnung und Zuversicht“ das will uns dieser Text sagen. Voller Zuversicht sein heißt aber nicht, dass ich mir die rosarote Brille aufsetze und nur das sehe, was ich sehen will. Ich werde meinen Schmerz auch weiterhin spüren. Meine Probleme, meine Krankheit, meine Einsamkeit, all das wird nicht einfach weggezaubert sein. Nein. All das wird weiter da sein, aber ich werde es mit anderen Augen sehen. Ich werde spüren, dass ich doch nicht alleine bin. 4 Voller Zuversicht heißt: fest daran glauben, dass ich das alles in Gottes Hand legen kann. Gott wird dafür eine Lösung haben. Ganz sicher. „Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“ Ich muss nicht alles selber bewältigen. Gott sei Dank nicht! Ich kann sagen: Mein Gott ich kann nicht mehr. Ich schaffe das alles nicht alleine. Hilf mir. Schenke mir die Kraft zum Weitermachen. Schauen wir nur einmal in ein Krankenhaus. Wenn der Arzt voller Hingabe hilft, eine freundliche Schwester oder ein netter Pfleger den Kranken frisch bettet, ein lieber Mensch zu Besuch kommt und ihm beisteht: darin geschieht mehr. Darin liegt ein Stück von Gottes Liebe. Gottes Liebe zu spüren gibt Hoffnung, gibt Geborgenheit. Wo sich Menschen einander zuwenden, entsteht Hoffnung. Jesus ermutigt uns dazu. Er hat selber als Mensch gelitten und hat sich selbst in die Arme Gottes geworfen. Er ermutigt uns: Glaubt mir, da ist einer, der fängt euch auf, einer der stärker ist als ihr. Glaubt mir, mit dem Tod ist nicht alles zu Ende. Mit unserem Text ist also nicht das absolute Ende gemeint, so wie das vielleicht von vielen Schwarzsehern oder Pessimisten geweissagt wird. 5 Wenn es recht viele Probleme gibt, dann ist das also so, als wären schon Knospen der frischen Blätter, der frischen Hoffnung, des frischen Grüns in Sicht. Ich kann die Knospen sehen und auf Gott hoffen und mich in seine Arme fallen lassen oder aber auch blind weitergehen und an meiner Angst zugrunde gehen. Martin Luther soll einmal gesagt haben: Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Hoffnung ist: zuversichtlich auf das sehen, was kommt. Nach vorne schauen, nicht stehen bleiben und nicht nach hinten gucken. „…richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf: Bald werdet ihr gerettet…“ Jesus hat uns zugesichert: Siehe ich bin bei euch alle Tage… Ja, Jesus ist alle Tage in meinem Leben, wenn ich ihn in mein Leben einlasse. Er schenkt mir jeden Tag aufs Neue seine Liebe, seine Barmherzigkeit. Er schenkt mir die Kraft, mit all dem fertig zu werden, mit dem ich alleine nicht zu Rande komme. Die Katastrophen unserer Welt und die meines eigenen Lebens werden nicht das letzte Wort haben. Gott hat mir, hat 6 uns allen durch Jesus zugesagt, dass seine Liebe auch über den Tod hinaus reicht. Darüber dürfen wir uns freuen und dankbar sein und diese Freude auch unseren Nächsten spüren lassen, ihn spüren lassen, dass das Reich Gottes der Liebe schon hier unter uns beginnt. In diesem Sinne lassen sie uns Advent feiern, mit Kerzenschein und recht viel Freude. Amen. Prädikantin Heidi Cortés 7
© Copyright 2024 ExpyDoc