Predigt vom 07.12.2014

Predigttext zu Lukas 21, 25-33
Liebe Gemeinde!
Adventszeit. Bunte Lichter, viel Weihnachtsgebäck, Adventskonzerte,
Spendenaktionen, volle Geschäfte, Gedränge überall.
Ein Verkehrsstau nach dem anderen.
Auf der anderen Seite: Gemütliches Zusammentreffen von Familien, von
Bekannten, Austauschen von Geschenken, von Guten Wünschen.
Waffenstillstand für einige Stunden
„Vorfreude schönste Freude, Freude im Advent…“ so heißt es in einem
Adventslied.
Freuen? Worauf uns freuen?
Wenn ich das jetzt ein Kind fragen würde, würde es mir antworten: Ich
freue mich auf Weihnachten, auf recht viele Geschenke.
Adventszeit - freudige Erwartung ? Unsere liturgische Farbe ist lila. Wir
wurden da schon vor einer Woche darauf aufmerksam gemacht. Lila die Farbe der Buße. Es ist die Zeit, um uns Zeit zu nehmen, um in uns
hineinzuschauen,
um
über
unser
Verhältnis
zu
Gott
und
die
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Mitmenschen nachzudenken. Eigentlich sollte man das alle Tage
machen. Aber…
Advent - Was ist daran für mich wichtig? Was erwarte ich? Auf was hoffe
ich eigentlich? Wovor habe ich Angst? Was bedrückt mich?
Erinnern sie sich noch an das Evangelium, das wir gerade vom Altar her
gehört haben?
Ich möchte es noch einmal in der Übersetzung der Gute-Nachricht-Bibel
lesen:
25»Unheil kündende Zeichen werden zu sehen sein an der Sonne, am Mond und an
den Sternen, und auf der Erde werden die Völker zittern und nicht mehr aus und
ein wissen vor dem tobenden Meer und seinen Wellen.
26 Die Menschen werden halb tot vor Angst darauf warten, was für
Katastrophen die Erde noch heimsuchen werden. Denn die ganze Ordnung des
Himmels wird zusammenbrechen.
27 Dann kommt der Menschensohn auf einer Wolke mit göttlicher Macht und
Herrlichkeit, und alle werden ihn sehen.
28 Wenn ihr die ersten Anzeichen von alldem bemerkt, dann richtet euch auf und
erhebt freudig den Kopf: Bald werdet ihr gerettet!«
29 Jesus gebrauchte einen Vergleich; er sagte: »Seht den Feigenbaum an oder
die anderen Bäume!
30 Wenn die ersten Blätter herauskommen, dann erkennt ihr daran, dass der
Sommer bald da ist.
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31 So ist es auch, wenn ihr diese Anzeichen seht. Dann wisst ihr, dass die neue
Welt Gottes anbricht.
32 Ich versichere euch: Diese Generation wird das alles noch erleben.
33 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht; sie
bleiben gültig für immer und ewig.«
Was hat das mit Advent zu tun, werden Sie fragen. Da ist nichts von
Gemütlichkeit und schönen Advents-Gefühlen.
All
die
Probleme
unserer
Welt,
wie
Krieg,
Naturkatastrophen,
Ausbeutung, Hass und Hunger aber auch Arbeitslosigkeit, Krankheit und
Einsamkeit, die Angst vor der Zukunft. All das steckt da drin.
Weltende! Das ist
die eine Wirklichkeit, die uns erwartet – daran kommt
keiner von uns vorbei – ob es unser persönliches Lebensende, unseren
Tod meint – oder das allgemeine Ende dieser Welt. Es wird nicht ewig so
weitergehen mit uns, mit dieser Welt!
Mitten in all dem Elend, all der Verzweiflung und Furcht dann dieser
Satz:
„Wenn sich dies alles ereignet, dann seid zuversichtlich - mit
festem Blick und erhobenem Haupt! Denn eure Befreiung steht
vor der Tür." Dann kommt Jesus selbst zu uns, so schreibt Lukas.
Dieses Ende ist der neue Anfang einer neuen Welt!
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Die Mitte der Nacht ist der Anfang eines neuen Tages!
Also dann, wenn wir glauben, es geht nicht mehr weiter,
wenn man mir sagt, diese Krankheit hat keine Heilung mehr,
wenn die Ehe in Scherben liegt,
wenn die Kinder ausgezogen sind und nicht ständig von sich hören
lassen,
wenn Einsamkeit sich im Hause breit macht,
wenn ich anfange an mir und Gott zu zweifeln,
also dann, wenn es am „dicksten“ kommt,
ja genau dann, ist mir Gott besonders nahe.
„Lasst euch nicht unterkriegen. Egal was passiert.
Seid voller Hoffnung und Zuversicht“ das will uns dieser Text sagen.
Voller Zuversicht sein heißt aber nicht, dass ich mir die rosarote Brille
aufsetze und nur das sehe, was ich sehen will.
Ich werde meinen Schmerz auch weiterhin spüren.
Meine Probleme, meine Krankheit, meine Einsamkeit, all das wird nicht
einfach weggezaubert sein. Nein. All das wird weiter da sein, aber ich
werde es mit anderen Augen sehen. Ich werde spüren, dass ich doch
nicht alleine bin.
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Voller Zuversicht heißt: fest daran glauben, dass ich das alles in Gottes
Hand legen kann. Gott wird dafür eine Lösung haben. Ganz sicher.
„Richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“
Ich muss nicht alles selber bewältigen. Gott sei Dank nicht! Ich kann
sagen: Mein Gott ich kann nicht mehr. Ich schaffe das alles nicht alleine.
Hilf mir. Schenke mir die Kraft zum Weitermachen.
Schauen wir nur einmal in ein Krankenhaus. Wenn der Arzt voller
Hingabe hilft, eine freundliche Schwester oder ein netter Pfleger den
Kranken frisch bettet, ein lieber Mensch zu Besuch kommt und ihm
beisteht: darin geschieht mehr. Darin liegt ein Stück von Gottes Liebe.
Gottes Liebe zu spüren gibt Hoffnung, gibt Geborgenheit.
Wo sich Menschen einander zuwenden, entsteht Hoffnung.
Jesus ermutigt uns dazu. Er hat selber als Mensch gelitten und hat sich
selbst in die Arme Gottes geworfen. Er ermutigt uns: Glaubt mir, da ist
einer, der fängt euch auf, einer der stärker ist als ihr. Glaubt mir, mit dem
Tod ist nicht alles zu Ende.
Mit unserem Text ist also nicht das absolute Ende gemeint, so wie das
vielleicht von vielen Schwarzsehern oder Pessimisten geweissagt wird.
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Wenn es recht viele Probleme gibt, dann ist das also so, als wären schon
Knospen der frischen Blätter, der frischen Hoffnung, des frischen Grüns
in Sicht.
Ich kann die Knospen sehen und auf Gott hoffen und mich in seine Arme
fallen lassen oder aber auch blind weitergehen und an meiner Angst
zugrunde gehen.
Martin Luther soll einmal gesagt haben: Wenn ich wüsste, dass morgen
die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.
Hoffnung ist: zuversichtlich auf das sehen, was kommt. Nach vorne
schauen, nicht stehen bleiben und nicht nach hinten gucken.
„…richtet euch auf und erhebt freudig den Kopf: Bald werdet ihr
gerettet…“
Jesus hat uns zugesichert: Siehe ich bin bei euch alle Tage…
Ja, Jesus ist alle Tage in meinem Leben, wenn ich ihn in mein Leben
einlasse.
Er schenkt mir jeden Tag aufs Neue seine Liebe, seine Barmherzigkeit.
Er schenkt mir die Kraft, mit all dem fertig zu werden, mit dem ich alleine
nicht zu Rande komme. Die Katastrophen unserer Welt und die meines
eigenen Lebens werden nicht das letzte Wort haben. Gott hat mir, hat
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uns allen durch Jesus zugesagt, dass seine Liebe auch über den Tod
hinaus reicht.
Darüber dürfen wir uns freuen und dankbar sein und diese Freude auch
unseren Nächsten spüren lassen, ihn spüren lassen, dass das Reich
Gottes der Liebe schon hier unter uns beginnt. In diesem Sinne lassen
sie uns Advent feiern, mit Kerzenschein und recht viel Freude.
Amen.
Prädikantin Heidi Cortés
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