Pfarramt Bockau, Sosaer Str. 4, 08324 Bockau, Tel. 03771/454287 Geistliches Wort für den Gemeindebrief der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Bockau im Dezember 2015 Liebe Gemeinde, das Weihnachtsbild rechts trägt den Titel „Anbetung der Hirten“ und will die Geschichte um die Christgeburt ganz plastisch vor Augen führen und nahebringen. Die Wittenberger Ratsherrenwitwe Anna Niemeck ließ es als Trost- und Gedächtnisbild für ihren verstorbenen Mann Caspar im Jahr 1564 von Lucas Cranach d. J., dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr groß gefeiert wurde, malen. Die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem – stellen Sie sich die auch so vor, wie Cranach? Wie sieht gedanklich Ihr Weihnachtsbild aus, das Sie malen würden? Was wäre dargestellt? Wer dürfte darauf nicht fehlen? Welche Atmosphäre würde Ihr Bild ausstrahlen? Cranach entfremdete die im Lukas-Evangelium der Bibel überliefert, uns so bekannte Weihnachtsgeschichte (Lk 2, 1-21), um sie gerade auf diese Weise den Menschen seiner Zeit nahe zu bringen. Dazu verlagert er die Geschichte z.B. in die heimische Landschaft auf dem Felde. Sie findet auf den verschneiten, mit kahlen Bäumen bestandenen Elbwiesen um Wittenberg statt, und die Protagonisten der Geschichte – Maria, Josef und die Hirten, ja, selbst das Jesuskind – tragen die typische Kleidung deutscher Lande des 16.Jhs. Cranach bringt die Geschichte den Menschen letztlich so nahe, dass sie sogar selbst ein Teil von ihr werden: So sehen wir nicht nur die Hirten von rechts her den Raum zur Anbetung betreten, sondern beiderseits der Heiligen Familie auch die – übrigens kinderlos gebliebenen – Eheleute Niemeck anbetend vor dem Christkind knien. Hier öffnet sich das Bild ganz dem Betrachter, öffnet es sich uns. Auch wir Menschen heute, hier in Bockau und überall, sind eingeladen, Jesus Christus als unseren HERREN und Heiland anzuerkennen, ihn anzubeten und ihm darin die Ehre zu erweisen. In ganz ähnlicher Weise propagieren die Engel im Gebälk des Stalls „Ehre sei Gott in der Höhe!“, denn in Jesus hat sich Gott mit uns Menschen identifiziert und ist uns in ihm ganz nahe gekommen. Ja, im Stall von Bethlehem ist der Himmel auf Erden gekommen, jener Himmel, der uns seither wieder offensteht: das Gottesreich. Cranach zeigt das in seinem Weihnachtsbild deutlich. Darum nämlich verfügt das Gebäude über ein ganz und gar offenes Dach, und darum kann man durch die ziegellosen Sparren und Dachlatten in den offenen, unendlich weiten Himmel blicken, aus dem eine ganze Schar von 15 Engeln als Boten des für uns wieder offenen Himmelreiches Gottes in das Gebäude eingefallen ist. Gott hat uns zu Weihnachten eine neue Zukunft geschenkt. Dafür gebührt ihm Ehre: Anbetung! Meine Frau und ich wünschen ihnen eine gesegnete und frohmachende Weihnachtszeit . Ihr Pfarrer Michael Lippky
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