05. April 2016 Pressemitteilung 8. April : Internationaler Roma Tag

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05. April 2016
Pressemitteilung
8. April : Internationaler Roma Tag – Zentralrat Deutscher Sinti und Roma besorgt über
zunehmenden Antiziganismus in Deutschland und in Europa
13. April 2016 : Amnesty International erhält Europäischen Bürgerrechtepreis der Sinti und
Roma
Mit der erneut nachdrücklich unterstrichenen Forderung, endlich eine Expertenkommission
Antiziganismus zu bestellen, wendet sich der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti
und Roma, Romani Rose, an die Mitglieder des Innenausschusses des Deutschen
Bundestages und an die Bundesregierung. Es sei gegenwärtig ein Richtungswechsel im
Handeln staatlicher Institutionen wie in der Berichterstattung der Medien festzustellen, die
darauf abzielt, die das Kriterium der Abstammung bei Minderheiten wieder als legitim
erscheinen zu lassen. Eine solche Kennzeichnung verstoße aber gegen grundlegende
rechtsstaatliche Normen und gegen die demokratischen Werte, so Rose.
Die Berufung einer Expertenkommission Antiziganismus durch die Bundesregierung ist seit
Jahren überfällig. Der Zentralrat fordert vor dem historischen Hintergrund der Erfahrung des
auf Vernichtung zielenden Rassismus des 3. Reiches jetzt die Parlamentarier auf, einen
gemeinsamen Entschließungsantrag in den Deutschen Bundestag einzubringen.
„Antiziganismus muß in Europa ebenso geächtet werden wie der Antisemitismus geächtet
ist“, so Rose.
Die bestehenden Menschenrechtsverletzungen in Deutschland sind Folge dieses
Antiziganismus tiefverwurzelten Feindbildes. Auch im letzten Bundestagswahlkampf hatte
die rechtsradikale NPD wieder Parolen gegen Sinti und Roma plakatiert.
In Europa folgten auf derartige rassistische Parolen gewalttätige Übergriffe auf Roma in
einer Vielzahl von Orten, in denen oftmals selbsternannte Bürgerwehren aufmarschieren,
die das staatliche Gewaltmonopol außer Kraft setzen. Die systematischen Vertreibungen
von Roma aus ihren Häusern in einer Vielzahl von Ländern selbst innerhalb der Europäischen
Union haben sich inzwischen zu einer politischen Strategie entwickelt, die auf die
Ausgrenzung von Roma aus den jeweiligen Gesellschaften abzielen.
Es besteht die große Gefahr, daß diese rassistische Ausgrenzung von Roma mehr und mehr
von anderen politischen Parteien übernommen werden, wenn sie in populistischer Manier
um Wählerstimmen vom rechten Rand der Gesellschaft konkurrieren wollen und damit den
Antiziganismus gesellschaftsfähig machen.
Die Bunderegierung und die europäischen Institutionen dürfen die Gefahren des
Antisemitismus und des Antiziganismus, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den
sozialen Frieden in Europa massiv gefährdet und die Angehörigen der Minderheit direkt
bedroht, nicht länger verharmlosen und ignorieren. Die Europäische Union dürfe nicht
weiter zulassen, daß unsere demokratischen Werte in einem Klima weiter aushöhlt werden,
so Rose.
Am 13. April 2016 vergeben die Manfred Lautenschläger Stiftung gemeinsam mit dem
Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und dem Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und
Roma in Straßburg den Europäischen Bürgerrechtepreis an den Amnesty International.
Weitere Informationen hierzu unter www.sintiundroma.de.
Herbert Heuss
Wissenschaftlicher Leiter
Zentralrat Deutscher Sinti und Roma