Potenziale der politischen Bildung und

Die Rolle staatlicher Institutionen bei der
Überwindung des Antiziganismus in Europa
– Potenziale der politischen Bildung und
Bewusstseinsförderung
INTERNATIONALES SYMPOSIUM
BERLIN, DIENSTAG, 1 DEZEMBER , 2015, 9.00 UHR
VERANSTALTUNGSORT: Auswärtiges Amt l Werderscher Markt 1 l 10117 Berlin
ZU R VER A NSTA LT U NG
Das Symposium soll die Bemühungen staatlicher Institutionen in Bezug auf die politische Bildung gegen Antiziganismus
und die Sensibilisierung dafür in Europa fördern. Es wird praktische Anregungen aus den Erfahrungen in Deutschland
und anderen europäischen Ländern in der Bildung zum Holocaust, zum Antisemitismus und Antiziganismus vermitteln.
Dabei wird das Symposium untersuchen, wie die Schaffung eines kollektiven Gedächtnisses und ein Gefühl der politischen Verantwortung dazu beitragen können, den anhaltenden Hass und die Angriffe gegen Sinti und Roma in Europa
zu überwinden.
Interaktive Workshops und Diskussionen sollen dazu einen Raum bieten, in dem sich Vertreterinnen und Vertreter aus
Regierungen, Parlamenten, Sinti- und Roma-geführten Organisationen, anderen Institutionen der Zivilgesellschaft, internationalen Organisationen sowie Kunst- und Kultureinrichtungen miteinander austauschen können.
Das Symposium findet unter der Schirmherrschaft von Michael Roth MdB, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt
der Bundesrepublik Deutschland, statt. Es wird gemeinsam von den Open Society Foundations, der Schwarzkopf-Stiftung
Junges Europa und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma veranstaltet.
HINTERGRUND
Antiziganismus ist das Haupthindernis für das wirtschaftliche und soziale Vorankommen der Gemeinschaften von Sinti
und Roma im heutigen Europa. Negative Vorurteile und Narrative prägen politische Debatten, welche über das Handeln
von Regierungen entscheiden. Antiziganismus im öffentlichen und politischen Diskurs ist keine Ausnahme; er ist vielmehr
Routine. Doch es gibt eine andere Routine, die noch gefährlicher ist, und zwar die vergleichsweise schwachen Reaktionen
öffentlicher Institutionen gegegenüber der Schwere und Häufigkeit von Angriffen gegen Sinti und Roma. Verglichen damit
ist die Verurteilung des Antisemitismus durch öffentliche Institutionen deutlich häufiger und hörbarer.
Die Erfahrung Deutschlands in Bezug auf die Rolle öffentlicher Institutionen bei der Bekämpfung von Antisemitismus könnte
beispielhaft sein für die Auseinandersetzung mit anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die öffentliche
Berichterstattung über die Nürnberger Prozesse und spätere Prozesse waren ein erster wichtiger Schritt zur Enthüllung und
Anerkennung des NS-Völkermordes. Später lehrten Schulen und Zivilgesellschaft Generationen von Kindern und Jugendlichen, antisemistische Vorurteile zu erkennen und zu bekämpfen. Kunst und Kultur, vor allem das Fernsehen, Dokumentarfilme, Gedenkstätten und Ausstellungen, haben dazu beigetragen, eine kollektiven Erinnerung und eine Atmosphäre der
öffentlichen Verantwortung aufzubauen.
Die Europäische Union und internationale Organisationen wie die OSZE und der Europarat haben bei vielen Gelegenheiten
Antiziganismus als mächtigsten Mechanismus für die Ausgrenzung der Sinti und Roma anerkannt. In ihrer Tätigkeit haben
sie Bereitschaft zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Diskriminierung demonstriert. Verschiedene Förderprogramme
wurden auch dazu genutzt, die Ursprünge dieser Diskriminierung – Vorurteile in der Gesellschaft und in den Medien – zu
bekämpfen. Öffentliche Institutionen in den meisten europäischen Ländern sind dem Antiziganismus jedoch nicht mit dem
Nachdruck entgegengetreten, der dem Leiden und den Hindernissen, die dadurch hervorgerufen werden, angemessen wäre.
Ohne systematische und langfristige Bemühungen durch öffentliche Institutionen gegen Anti-ziganismus werden sozioökonomische Maßnahmen wirkungslos bleiben. Dennoch gibt es Hoffnung, dass die Erfahrungen aus Deutschland und anderen
Ländern sowie die offizielle Anerkennung des Antiziganismus die Bereitschaft europäischer Regierungen erhöhen können,
Vorurteile gegenüber Sinti und Roma in systematischer Weise zu bekämpfen. Dies wäre ein erster wichtiger Schritt für den
Aufbau eines neuen Verhältnisses von Respekt und Anerkennung, welches das tägliche Leben von Sinti und Roma in ganz
Europa verändern könnte.
PROGRAMM
09:00–10:00
Frühstück und Anmeldung
10:00–10:15
BEGRÜSSUNG
Felix KLEIN l Botschafter, Sonderbeauftragter für die Beziehungen zu jüdischen Organisationen,
Auswärtiges Amt
Zeljko JOVANOVIC l Direktor, Roma Initiatives Office, Open Society Foundations
André SCHMITZ l Schwarzkopf Stiftung Young Europe
10:15–10:45
VORTRAG: Der Aufbau von kollektiver Erinnerung und Verantwortung für die Bekämpfung
von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit – Was lässt sich aus der politischen Bildung in
Deutschland lernen?
10:45–11:15
Wie können staatliche Institutionen Initiative ergreifen oder Bemühungen der Zivilgesellschaft
verstärken, um Antiziganismus in Europa zu überwin-den?
Ciprian NECULA l Staatssekretär im Ministerium für EU-Förderung Rumänien, Nationale Roma Kontakt-stelle
Dijana PAVLOVIC l Roma-Aktivistin, Italien
11:15–11:30
Kaffeepause
11:30–13:00
ARBEITSGRUPPEN
I
Lehrpläne bezüglich Antiziganismus und des Völkermord an den Sinti und Roma
Gastgeberin: Aurora AILINCAI l Europarat (tbc)
II
Außerschulische politische Bildung für junge Menschen
Gastgeberin: Lena PRÖTZEL l Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa
III
Dialog zwischen Roma- und Nicht-Roma-Jugendlichen
Gastgeber: Emran ELMAZI l Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
13:00–14:00
Mittagspause
14:00–15:15
Veränderung von Narrativen über Sinti und Roma – Förderung der Zusammenarbeit zwischen der
Europäischen Union, nationalen Regierungen und nichtstaatlichen Akteuren
Soraya POST l Mitglied des Europäischen Parlaments
Sera CHOI l Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Valeriu NICOLAE l Racism breaks the game
Goran BULDIOSKI l Open Society Think Tank Fund
15:15–15:30
Kaffeepause
15:30–17:00
ARBEITSGRUPPEN
17:00–18:15
IV
Schulungen für MultiplikatorInnen und Angestellte in öffentlichen Institutionen
Gastgeber: Larry OLOMOFE l OSZE
V
Die Rolle von Kunst und Medien bei der Bekämpfung des Antiziganismus
Gastgeberinnen: Dijana PAVLOVIC l Roma-Aktivistin / Gilda HORVATH l Journalistin
Zusammenfassung von Schlussfolgerungen aus den Workshops im World Café
ABSCHLUSS DES SYMPOSIUMS
Moderation: Zeljko JOVANOVIC l Roma Initiatives Office, Open Society Foundations
18:15–18:30
Kaffeepause
18:30–20:00
ÖFFENTLICHE DISKUSSIONSVERANSTALTUNG mit
Michael ROTH MdB l Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland
Sandro GOZI l Staatssekretär für europäische Angelegenheiten des Präsidenten in der italienischen
Regierung (tbc)
Ethel BROOKS l Professorin an der Rutgers University, USA
Anna MIRGA l Doktorandin an der Universitat Autónoma de Barcelona
20:00–21:00
EMPFANG
KONTAKT: Anna STRIETHORST Roma Initiatives Office, Open Society Foundations
[email protected]