NEMOA Business School

Erfahrungsbericht Doppelmasterstudium
Auslandssemester (WS 2013/14) an der Reims Management School (Sup de Co)/
Neoma Business School
Das Studium
Für meinen Masterabschluss habe ich mich für das Doppelmasterprogramm zwischen der
EUV und RMS/NEOMA BS beworben. Im Rahmen dieses Programms werden mindestens 6
Module (in Englisch oder Französisch) an der Grande École in Reims absolviert, die
Masterthesis wird in Zusammenarbeit mit einem Professor der Neoma BS geschrieben und
verteidigt (an EUV erfolgt nur noch eine 2. Verteidigung) und ein 6-monatiges Praktikum
(Land nicht vorgeschrieben) wird abgelegt. Von den zu belegenden Kursen sind zwei
obligatorisch: „Strategie and Value I und II“ (werden in Englisch und Franzoesisch
angeboten). Darüber hinaus ist die Kursauswahl jedoch sehr umfangreich, auch wenn vor
allem die englischsprachigen Kurse sehr stark auf Strategie und Marketing (weniger auf
Finanzen) ausgelegt sind und fast ausschließlich von Austauschstudenten besucht werden.
Vom Aufbau läuft es etwas anders als an der EUV, die Kurse werden in 3-wöchigen
Sessions unterrichtet, wobei pro Sessions entweder ein 6-ECTS-wertiger Kurs oder 2 3ECTS-wertige Kurse belegt werden können. Generell sind die Sessions mit weniger
Arbeitsaufwand verbunden, als wir es von der EUV gewohnt sind. Der Fokus liegt stark auf
der Mitarbeit und Anwesenheit (wird notiert und bewertet), sowie auf Gruppenarbeit und
Präsentationen. Klausuren gibt es eher bei wenigen Kursen. Zeitlich ist es manchmal eng, da
Präsentationen und Reports z.T. vom einen auf den nächsten Tag geschrieben werden
müssen, es ist aber machbar. Ich habe neben den beiden Pflichtkursen noch
Entrepreneurship (IMP), Francais des Affaires, Strategy (IMP), Conseil et Strategie,
International Trade & Commerce (IMP) und Gender & Leadership (IMP) belegt, wobei mir vor
allem der letzte Kurs sehr gut gefallen hat. Wir waren eine Gruppe von Studenten aus
Deutschland, Kanada, China, Frankreich und Polen (bzw. unsere Professoren kam aus
Kalifornien), wodurch unheimlich interessante Diskussionen zu Stande kamen. Ein weiterer
großer Vorteil bestand darin dass zwischen den Sessions gelegentlich eine freie Woche und
mehr lagen, die wir regelmäßig zum Verreisen genutzt haben (Brüssel, Barcelona, Madrid,
Straßbourg, London, …).
Für die Masterthesis sollte sich jeder Doppelmasterstudent rechtzeitig eine Richtung
überlegen, worüber er schreiben möchte. Die meisten allgemeinen Infos kann man sich auf
der Internetseite der NEOMA besorgen (allerdings auf Französisch) und bei der Auswahl der
Dozenten besteht nicht wirklich Mitspracherecht. Jedoch haben manche auch im Vorhinein
ihre Wunschprofessoren angesprochen und ihn auch bekommen.
Für mein Praktikum habe ich mich bei der Airbus Group in Frankreich beworben und wurde
im Corporate Subsidiaries Department direkt in Paris angenommen.
Organisation und Vorbereitung
Im Allgemeinen wurden Information von der EUV bereitgestellt, jedoch war die Interaktion mit
ehemaligen Reims-Studenten meist wesentlich aussagekräftiger. Vor allem Fragen der
Anerkennung sollte allerdings mit dem Koordinator vor Ort abgesprochen werden.
Von Seiten der Gasthochschule NEOMA war die Organisation (zumindest aus meiner Sicht)
super. Es dauert eben alles etwas länger, als wir es gewohnt sind, jedoch mit ein bisschen
Geduld ist das IRO (International Relation Office) mit Lydie und Agnes super besetzt. Die
beiden hatten immer ein offenes Ohr und halfen uns wo sie konnten.
Unterkunft
Es gibt in Reims verschiedene Studentenunterkünfte, die von der NEOMA BS auch vermittelt
werden. Ich selber habe in der Résidence CROUS Berlioz gewohnt, welches ganz in der
Nähe des Campus 2 liegt und sehr ruhig ist. Das Zimmer ist vergleichsweise groß, hat eine
kleine Küchenzeile und ein kleines Bad – alles natürlich sehr einfach gehalten, aber
funktional. Man musste sich allerdings darauf einstellen, zuerst selber für eine
Grundausstattung zu sorgen (Kissen, Bettdecke, Geschirr, Besen, …) und zum Waschen
muss der Waschsalon im Intermarché verwendet werden (200m entfernt).
Das Nachbarwohnheim war Paul Fort, allerdings würde ich keinem empfehlen dort zu
wohnen. Die Zimmer sind winzig und in den Gemeinschaftsküchen wird Sauberkeit von den
Mitbewohnern nicht immer für sonderlich wichtig erachtet. Im Erdgeschoss befindet sich
jedoch eine Kantine, in der auch die Studenten des Campus 2 immer zum Mittagessen
gehen.
Zwei weitere Wohnheime liegen in der Nähe des Campus 1. Ich selber habe allerdings nur
die Résidence des Facultes kennengelernt. Vorteil hier ist, dass die meisten internationalen
Studenten hier leben und daher auch die meisten (und besten) Partys stattfinden. Darüber
hinaus gibt es im Keller einen Waschraum (kostenpflichtig, man benötigt eine bestimmte
Geldkarte).
Für private WG-Gesuche bietet sich die Facebookgruppe „RMS Colocation“ an.
Nützliches zum Alltag und Freizeit
Generell kostet ein Monatsticket für die öffentlichen Verkehrsmittel 30€. Ich selber habe
davon allerdings nie Gebrauch gemacht, da nachts die Tram nicht fährt und zwischen
meinem Wohnheim und der Innenstadt lediglich 20 min. Fußweg lagen. Vom Campus 1 sind
es noch einmal 10 min. mehr.
So ziemlich all Studentenbars und Restaurant befinden sich im Umkreis vom Place d’Erlon.
Diskotheken gibt’s nur wenige. Die meisten (und besten) Partys wurden in den Wohnheimen
gefeiert.
Zu Beginn unbedingt gleich eine Antrag auf CAF (Wohngeld) stellen, denn es dauert
Ewigkeiten. Beispielsweise habe ich im September den Antrag eingereicht und Ende Januar
Geld bekommen. Für den Antrag wird auch ein französisches Bankkonto benötigt. Dafür
organisiert die Universität aber auch einen speziellen Termin mit der Société Générale in der
Universität, wo alle Formalitäten geklärt werden. Wessen Franzoesischkenntnisse es
zulassen kann natuerlich auch selber zu den Banken gehen, dann gibt’s oft noch ein erstes
Guthaben oben drauf.
Bezüglich
einer
Handy-SIM-Karte
habe
ich
mich
für
Joe
Mobile
(http://www.joemobile.fr/home) entschieden. Hat für meine Bedürfnisse gereicht: 5€/Monat,
frei SMS in Frankreich und 2h innerhalb Frankreich telefonieren (für 20€, frei SMS,
Telefonate in Europa und Internetflatrate), aber es gibt auch andere ähnliche Anbieter.
Wer viel mit dem Zug verreisen will, kann über die Anschaffung einer Carte Jeune (50€ für 1
Jahr) nachdenken. Die funktioniert ähnlich wie eine Bahncard in Deutschland, allerdings
bekommt man unterschiedlich hohe Rabatte je nach Fahrt bewilligt, jedoch mindestens 25%.
Beste Erfahrung:
Unbedingt bei Facebook die Seite des BDI anschauen. Vom BDI werden viele Events
organisiert, wie Champagnerverkostungen oder gemeinsame Abendessen (z.B. zu
Thanksgiving). Vor allem letzteres war eine sehr gute Gelegenheit andere französische
Studenten kennenzulernen, da diese in den WGs der franzoesischen Studenten stattfanden.
Wer nach Reims geht, kommt definitiv nicht an den vielen vielen Champagnerverkostungen
vorbei. Es sei dahingestellt, ob der Preis gerechtfertigt ist, aber die Caves der
Champagnerhäuser sind definitiv einen Besuch wert. Vor allem im September kurz vor der
Ernte ist einen Roadtrip zwischen Reims, Eparney, etc. empfehlenswert. Neben
verschiedenen Verkostungen (vorher unbedingt anmelden) können auf den Weinbergen
immer wieder Stops eingelegt werden. Neben einer fantastischen Aussicht gibt es dann noch
viele leckere Weintrauben zu essen.
Fazit
Es war für mich ein unglaublich schönes Semester, welches mich auf mein Praktikum in
Paris (vor allem kulturell) sehr gut vorbereitet hat. Ich habe tolle Mitstudenten aus der
ganzen Welt kennengelernt und konnte mich persönlich weiterentwickeln. Darüber hinaus
kann sich ein Doppelmasterabschluss in Verbindung mit der guten Reputation der Neoma
BS im Lebenslauf sehen lassen. Fuer ein entspanntes Semester mit vielen neuen
franzoesischen Braeuchen und internationalen Kursen ist Reims definitiv das Richtige. Wer
allerdings lieber das Leben der Großstadt genießen moechte oder die tollsten Clubs und
Shopping-Malls sucht, der ist direkt in Paris besser aufgehoben.
Auf alle Fälle sollte bereits vor Antritt des Semesters ein Grundwortschatz und Verständnis
der französischen Sprache vorhanden sein. Es ist nicht nur ein Klischee, dass kaum
Englisch gesprochen wird und so ziemlich alle formalen Anträge (CAF, Handy, Bankkonto,
etc.) sind nur in französischer Sprache vorhanden.