Kennenlernen: Zwei Fragen entscheiden, wie andere über uns

Kennenlernen: Zwei Fragen entscheiden, wie andere über uns...
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21. Jan. 2016, 17:00
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20.01.16
Erste Begegnung
Zwei Fragen entscheiden, wie andere über uns denken
Beim ersten Kennenlernen entscheiden nur zwei Kriterien, wie andere
uns beurteilen, sagt Havard-Psychologin Cuddy. Von ihnen hängt ab, ob
aus dem anderen ein Freund, Feind oder Liebhaber werden kann.
Die Begegnung von zwei völlig Fremden beschäftigt Psychologen seit Jahren. In den kurzen
Momenten des noch unvoreingenommenen Kontakts liegt enormes Potenzial, sind sich
Experten einig.
Ein tiefer Blick, ein Lächeln, ein paar Worte - das kann schon viel über einen Menschen
aussagen. In der ersten kurzen Zeitspanne wägen wir ab, ob aus dem Gegenüber ein Rivale
wird oder ob er als Freund, Kollege oder Liebhaber taugt (Link: http://www.welt.de/142306413) .
Es sind nur zwei Fragen, die wir uns stellen. Sie entscheiden darüber, wie wir den Mann oder
die Frau vor uns einschätzen. Das sagt Harvard-Professorin Amy Cuddy, die seit 15 Jahren
die ersten Eindrücke zwischen zwei Menschen erforscht und Entscheidendes entdeckte.
Die zwei einzigen Fragen, die wichtig sind: Können wir dieser Person vertrauen? Können wir
sie respektieren?
Über die Antwort auf die beiden Fragen entscheiden wir sehr schnell. Ideal ist es, wenn beide
Antworten positiv ausfallen. Psychologen bezeichnen diese Eigenschaften als "Wärme und
Kompetenz".
Interessant ist, dass es auf die erste Frage ankommt. Vertrauen, eine Wärme zwischen zwei
Personen, ist weitaus wichtiger als Kompetenz. Die Psychologin Cuddy erklärt es gegenüber
dem britischen "Independent
(Link: http://www.independent.co.uk/life-style/a-harvard-psychologist-says-people-judge-you-based-on-2-criteria-when-they-first-meet-you-a6819501.ht
" so: "Für unser Überleben ist es wichtiger zu wissen, ob jemandem zu trauen ist." Dies seien
evolutionäre Instinkte, denn es sei schon früher wichtig gewesen, Mitmenschen richtig
einzuschätzen, um sich vor Übergriffen zu schützen.
Das Problem: Kompetenz zählt ohne Vertrauen fast nichts. Viele glauben, dass lediglich ihre
Kompetenz für den beruflichen Erfolg entscheidend sei - ein Fehler. Sie stellen heraus, wie
klug sie sind und wie gut sie ihre Aufgaben bewältigen.
Doch Kompetenz rechnen wir anderen erst zu, so die Psychologin, wenn wir ihnen vertrauen.
"Wenn Sie jemanden beeinflussen möchten, und die Person traut Ihnen nicht, werden Sie
nicht weit kommen." Das kann im Gegenteil sogar nach hinten losgehen: Der Versuch, mit
den eigenen Fähigkeiten zu punkten, könnte sogar als Manipulation aufgefasst werden.
"Bewunderung gibt es erst, wenn das Vertrauen da ist", so Cuddy.
Vertrauen wird belohnt
Dass Vertrauen gerade im Beruf wichtig ist, fanden auch schon andere Studien heraus. So
stellten Forscher der Universität von Kalifornien fest, dass Menschen, die mehr Vertrauen in
ihre Mitmenschen haben, bis zu 20 Prozent mehr verdienen (Link: http://ftp.iza.org/dp4416.pdf) als
jene mit Misstrauen. Der kanadische Ökonom John F. Helliwell meinte sogar belegen zu
können, dass ein wenig mehr Vertrauen in den Chef die Lebenszufriedenheit mehr steigert
(Link: http://www.nber.org/papers/w15911) als eine Gehaltserhöhung.
In Menschen zu vertrauen kann wahre Wunder vollbringen. Bekannt ist der "PygmalionEffekt", so wurde ein Experiment an mehreren Schulen genannt, bei dem Kinder, denen
gesagt wurde, sie gehören zu den besten, nach einem Jahr einen um 20 Punkte erhöhten
Intelligenzquotienten aufwiesen. Wird Vertrauen in sie gesetzt, können Menschen besser
werden.
Vertrauen ist also gut. Wie aber schafft man nun Vertrauen? Braune Augen werden als
vertrauenswürdiger als blaue wahrgenommen, das ergab eine tschechische Studie
(Link: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0053285)
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. Gesichter, die einem selbst
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ähnlich sind, bekommen ebenfalls von uns einen Vertrauensbonus. Eine Untersuchung der
Universität Berkeley bringt sogar die DNA ins Spiel. Bei DNA-Untersuchungen von Personen,
die aufgrund ihrer offenen Mimik und Körpersprache als vertrauenswürdig eingeschätzt
wurden, fand sich ein bestimmter Oxytocin-Rezeptor
. Laut den Forschern scheinen Menschen,
die dieses Gen (Link: http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article125265696.ece) besitzen, häufiger zu
(Link: http://news.berkeley.edu/2011/11/14/wired-to-be-trustworthy/)
nicken, zu lächeln, halten mehr Augenkontakt und besitzen eine offenere Körpersprache.
Ansonsten wird zur Schaffung des Vertrauens empfohlen
, viel zu kommunizieren, seine Meinung zu
sagen, ehrlich Fehler zuzugeben, Interesse an anderen zu zeigen, eine angstfreie
(Link: http://news.berkeley.edu/2011/11/14/wired-to-be-trustworthy/)
Gesprächskultur zu fördern und großzügig Wissen und Kontakte weiterzugeben. Und dann
gibt es noch einen Geheimtipp: Eine Harvard-Untersuchung von vier Studien fand heraus,
dass Menschen, die sich für Dinge entschuldigen, für die sie definitiv nichts können, wie das
schlechte Wetter, als vertrauenswürdiger eingeschätzt werden
(Link: http://spp.sagepub.com/content/early/2013/09/26/1948550613506122)
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coh
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