“MILK-SHARING” -TEILEN VON MUTTERMILCH Stellungnahme der

“MILK-SHARING” -TEILEN VON MUTTERMILCH
Stellungnahme der European Milk Bank Association (EMBA) und der Human Milk
Banking Association of North America (HMBANA)
Frauenmilch und Stillen
Menschliche Milch (Muttermilch) ist die normale, optimale und wünschenswerteste Nahrung
für Menschenkinder. Sie liefert Nahrung mit hoher Bio-Verfügbarkeit sowie eine
unübertroffene Kombination von immunologischen, bioaktiven und antiinfektiösen
Bestandteilen, die die Gesundheit fördern, vor Infektionen schützen und das Immunsystem
des Babys unterstützen. Aus diesem Grund setzen sich EMBA und HMBANA und ihre
Mitglieds-Frauenmilchbanken für die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung durch
die Förderung von Stillen und Frauenmilch als erste Nahrung für alle Säuglinge ein.
Das Teilen von Frauenmilch
Das Teilen von Muttermilch wird seit Anbeginn der Zeit praktiziert. Mütter stillten Kinder, mit
denen sie nicht biologisch verwandt waren, oder pumpten ab und spendeten Milch einem
anderem Kind als dem eigenen. In früheren Zeiten starb ein Säugling, wenn er keine
Muttermilch erhielt, weil es keine sicheren Alternativen gab. In jüngerer Zeit wurden
Alternativen für Muttermilch entwickelt für jene Fälle, in denen eine Mutter nicht stillen kann
oder möchte beziehungsweise nicht genug Milch für ihr Kind hat.
Frauenmilchbanken
Muttermilch ist besonders wichtig für das gesunde Überleben von Säuglingen mit sehr
niedrigem Geburtsgewicht (VLBW), Frühgeborenen und kranken Säuglingen. Die Mütter
dieser Kinder können möglicherweise den Bedarf des Kindes an Muttermilch vor allem in
den ersten Tagen nach der Geburt nicht decken. Die EMBA und HMBANA zugehörigen
Milchbanken halten strenge Richtlinien für das Screening der Spenderinnen sowie die
Untersuchung, Verarbeitung und Abgabe der gespendeten Milch ein, damit diese
Säuglinge einwandfreie Spendermilch zu Verfügung haben.
Das Teilen von Milch außerhalb der Milchbanken
In den letzten Jahren nehmen Mütter, die nicht stillen können oder nicht genügend Milch für
ihre reif geborenen, gesunden Babys haben, zunehmend Netzwerke, die sich über das
Internet entwickelt haben, in Anspruch, um Muttermilch für ihr Kind zu erhalten. Solche
Netzwerke stellen einen Kontakt zu Müttern her, die ihre Milch teilen oder verkaufen
möchten.
Welche Risiken sind mit dem Teilen von Frauenmilch verbunden?
Muttermilch bietet, wenn sie außerhalb von Milchbanken mit anerkannten Richtlinien geteilt
wird, nicht dieselben Sicherheitsgarantien, die Möglichkeit schwerwiegender nachteiliger
Folgen kann nicht ausgeschlossen werden. Das Hauptrisiko des Milchteilens ist eine
Verunreinigung mit Krankheitserregern aufgrund einer nicht optimalen Entnahme,
Aufbewahrung und Überbringung oder mit Viren durch eine nicht bekannte Infektion der
Mutter, die über die Milch übertragen werden kann. Zu diesen gehören Virusinfektionen wie
HIV, Hepatitis oder HTLV (humanes T-lymphotropes Virus). Darüber hinaus kann die geteilte
Milch von der Mutter eingenommene Medikamente sowie Alkohol, Nikotin, Drogen und
andere Verunreinigungen enthalten.
Schädliche Bakterien, in großen Mengen über die Muttermilch zugeführt, können zu
schweren Infektionen bis hin zur Sepsis führen. Viren wie HIV und HTLV in Muttermilch können
schwere Erkrankungen hervorrufen, die sich zum Teil erst mehrere Jahre nach der
Kontamination manifestieren. Das Screening der Spenderinnen und die Untersuchung der
Milch sowie die sachgemäße Pasteurisierung, wie sie routinemäßig in Frauenmilchbanken
durchgeführt wird, reduzieren in hohem Maße die mit dem Teilen von Milch verbundenen
Risiken.
Spende an Milchbanken
Mütter mit überschüssiger Milch haben die Möglichkeit, diese jenen Säuglingen zukommen
zu lassen, die sie am dringendsten brauchen — wenn sie an eine EMBA oder HMBANA
zugehörige Milchbank spenden. Diese Milchbanken profitieren finanziell nicht von
Muttermilch und machen sie nicht zum Geschäft, aber die Milch, die sie abgeben,
verbessert oder rettet das Leben von Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht, von
Frühgeborenen oder von Säuglingen nach schwerwiegenden Magen-Darm-Komplikationen
und Operation. Die gestiegene Nachfrage aus Neugeborenen-Intensivstationen für die
wachsende Anzahl von Frühgeborenen kann nur gedeckt werden, wenn mehr Mütter sich
dafür entscheiden, ihre Milch Frauenmilchbanken zu spenden. Die Bereitstellung von
sicherer, gescreenter und getesteter Humanmilch durch Milchbanken fördert und unterstützt
nachweislich das Stillen, indem sie mehr Frühgeborene in die Lage versetzt, nach ihrer
Entlassung aus dem Krankenhaus voll gestillt zu werden, und mehr Müttern die Möglichkeit
gibt, weiter zu stillen.
Empfehlung
Informelles Teilen von Muttermilch stellt ein gesundheitliches Risiko für den Säugling dar,
der die Milch erhält, und verringert das Angebot von Milchbanken für die Verteilung an
Säuglinge mit sehr niedrigem Geburtsgewicht und Frühgeborene zur Verfügung steht.
EMBA und HMBANA raten dringend von im Internet vermittelter, geteilter oder verkaufter
Muttermilch ab und unterstützen die Förderung des Stillens und des Spendens von
überschüssiger Muttermilch an gemeinnützige Milchbanken rückhaltlos. Wir raten allen
Eltern, sich die Risiken der Fütterung eines Säuglings mit der Muttermilch einer anderen
Frau bewusst zu machen und vorher eine qualifizierte Person aus dem
Gesundheitsbereich zu konsultieren, etwa einen Kinderarzt, Neonatologen oder einen
Spezialisten für Säuglingsernährung im Krankenhaus.
Januar 2015
Autorisierte Übersetzung von MMBA August 2015
EMBA - European Milk Bank Association
www.europeanmilkbanking.com
HMBANA - Human Milk Banking Association of North America
www.hmbana.org
MMBA - Muttermilchbanken Austria
www.muttermilchbanken.at