Rousseau

Jean-Jacques Rousseau
(1712 – 1778)
Du Contract Social ou, Principes du
Droit Politique; 1762
(Vom Gesellschaftsvetrag oder Grundsätze
des Staatsrechts; 1762)
sowie
Discours sur l‘Origine et les
Fondements de l’Inegalite parmi les
Hommes; 1755
(Abhandlung über den Ursprung und die
Grundlagen der Ungleichheit unter den
Menschen; 1755)
Jean-Jacques Rousseau
„Ich will untersuchen, ob es in der bürgerlichen Ordnung irgendeine
rechtmäßige und sichere Regel für die Staatsverwaltung geben kann,
indem ich die Menschen so nehme, wie sie sind, und die Gesetze so, wie
sie sein können.“
(C.S., Vorwort)
Jean-Jacques Rousseau
„Der Mensch ist frei geboren, und überall liegt er in Ketten. Mancher hält
sich für den Herrn der anderen und bleibt doch mehr Sklave als sie. Wie
ist dieser Wandel geschehen? Ich weiß es nicht. Was kann ihn rechtmäßig
machen? Ich glaube, diese Frage beantworten zu können.“
(C.S. Erstes Buch, 1. Kap.)
Jean-Jacques Rousseau
„Diese gemeinschaftliche Freiheit ist also eine Folge der Natur des
Menschen. Sein vornehmstes Gesetz ist es, über seine Selbsterhaltung zu
wachen“.
„Die Gewalt hat die ersten Sklaven gemacht, deren Feigheit hat diesen
Zustand verewigt.“
(C.S. Erst. Buch, 2)
„Der Freiheit entsagen heißt seiner Eigenschaft als Mensch, den
Menschenrechten, selbst seinen Pflichten entsagen.“
(Erst. Buch, 4)
Jean-Jacques Rousseau
„Seine Begierden reichen nicht weiter als seine physischen Bedürfnisse
(…) Seine Einbildungskraft bietet ihm keine Bilder dar, sein Herz fordert
nichts von ihm. Seinen mäßigen Bedürfnissen kann er leicht Genüge tun
(…) Seine Selle, die von nichts bewegt wird, überläßt sich der bloßen
Empfindung ihres gegenwärtigen Daseins“.
(D. E., Erster Teil)
Jean-Jacques Rousseau
„Der erste, welcher ein Stück Landes umzäunte, es sich in den Sinn
kommen ließ zu sagen: Dieses ist mein, und einfältige Leute fand, die es
ihm glaubten, der war der wahre Stifter der bürgerlichen Gesellschaft.
Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Elend und Greuel hätte der
dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen, den
Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: ‚Glaubt
diesem Betrüger nicht; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die
Früchte allen gehören, der Boden aber niemandem.‘“
(D.E., Zweiter Teil; Hervorh. im Original)
Jean-Jacques Rousseau
„Man musste zu seinem eigenen Besten sich anders geben, als man
wirklich war. Sein und Scheinen wurden zwei ganz verschiedene Dinge.
Aus dieser Unterscheidung entsprangen das Ehrfurcht heischende
Gepräge, die täuschende List und in ihrem Gefolge alle übrigen Laster.“
(D.E., Zweiter Teil)
Jean-Jacques Rousseau
„Dieser Mensch bleibt stets nur ein Privatmann, auch wenn er die halbe
Welt unterjocht hätte; sein Interesse, getrennt von dem der andern, bleibt
stets nur ein Privatinteresse.“
(C.S., Erst. Buch, 5)
„In der Tat, wenn es keine vorausgehende Übereinkunft gäbe, woher
käme (…) die Verpflichtung der Minderheit, sich der Wahl der Mehrheit zu
unterwerfen?“
(ebda.)
Jean-Jacques Rousseau
„Versteht man die Bedingungen richtig, so lassen sich alle auf eine einzige
zurückführen, nämlich dass sich jedes Mitglied mit all seinen Rechten der
Gemeinschaft völlig überantwortet. Denn erstens ist die Bedingung für alle
gleich, da sich jeder ganz gibt; und da sie für alle gleich ist, hat keiner ein
Interesse daran, sie für die anderen beschwerlich zu machen (…) Schließlich,
wenn sich jeder allen gibt, so gibt er sich niemandem, und da es kein Mitglied
gibt, über das man nicht dasselbe Recht erlangte, das man ihm über sich
selbst einräumt, erhält man den Gegenwert für alles, was man verliert, und
mehr Kraft, das zu bewahren, was man hat (...) Jeder von uns unterstellt
gemeinschaftlich seine Person und seine ganze Kraft der obersten Leitung des
Gemeinwillens, und wir nehmen als Körper jedes Glied als untrennbaren Teil
des Ganzen auf.“
(C.S., Erst. Buch, 6; Hervorh. im Original)
Jean-Jacques Rousseau
„Dieser Übergang vom Naturzustand in den staatsbürgerlichen Zustand
bewirkt im Menschen eine bemerkenswerte Veränderung, indem im
Verhalten desselben die Gerechtigkeit an die Stelle des Instinkts gesetzt
und seinen Handlungen die Sittlichkeit gegeben wird, die ihnen zuvor
fehlte. Nun erst, da die Stimme der Pflicht an die Stelle des physischen
Triebes tritt und das Recht an die Stelle der Begierde, sieht sich der
Mensch gezwungen, nachdem er bislang nur auf sich selbst Rücksicht
genommen, nach anderen Grundsätzen zu handeln und seine Vernunft zu
Rate zu ziehen, ehe er seinen Neigungen folgt.“
(C.S. Erst. Buch, 8)
Jean-Jacques Rousseau
„Es besteht oft ein großer Unterschied zwischen dem Willen aller und
dem Gemeinwillen; dieser zieht nur das Gemeininteresse in Betracht,
jener das Privatinteresse und ist nur die Summe von Einzelabsichten: Zieht
man aber von diesen das Mehr und das Weniger ab, das sich gegenseitig
aufhebt, so bleibt als die Summe der Unterschiede der Gemeinwille.“
(C.S. Zweites Buch, 3)
Jean-Jacques Rousseau
„Wer dem Gemeinwillen den Gehorsam verweigert, soll durch den ganzen
Körper gezwungen werden. Das heißt nichts anderes, als dass man ihn
zwingt, frei zu sein“.
(C.S. Erst. Buch, 7)
Jean-Jacques Rousseau
„Die Souveränität kann nicht repräsentiert werden, und zwar aus
demselben Grund, aus dem sie nicht veräußert werden kann; sie besteht
wesentlich im Gemeinwillen, und der Wille läßt sich mitnichten vertreten:
er ist er selbst, oder aber er ist ein anderer; einen Mittelweg gibt es
nicht.“
(C.S. Drittes Buch, 15)
Jean-Jacques Rousseau
„Bei einer vollkommenen Gesetzgebung muss der besondere Wille oder
Wille des einzelnen als nichtig behandelt werden, der körperschaftliche
Wille, welcher der Regierung eigentümlich ist, sehr untergeordnet und
folglich der Gemeinwille oder auch souveräne Wille immer der
herrschende und die einzige Richtschnur aller andern sein.“
(C.S. Drittes Buch, 2)
Jean-Jacques Rousseau
„Wie die Natur jedem Menschen eine unbeschränkte Gewalt über alle
seine Glieder gibt, so gibt der gesellschaftliche Vertrag dem politischen
Körper eine unbeschränkte Gewalt über alle seine Teile, und diese vom
Gemeinwillen gelenkte Gewalt ist es, die, wie ich schon gesagt habe, den
Namen Souveränität trägt.“
(C.S. Zweites Buch, 4)
Jean-Jacques Rousseau
„Von selbst will das Volk stets das Gute, doch es sieht es nicht immer von
selbst. Der Gemeinwille ist immer im Recht, doch das Urteil, dem es folgt,
ist nicht immer weise. Man muss ihm die Gegenstände zeigen, wie sie
sind, zuweilen auch so, wie sie ihm erscheinen sollen; man muss ihm den
rechten Weg zeigen, den es sucht, muss es vor der Verführung durch den
Willen einzelner schützen“.
(C.S. Zweites Buch, 6)
Jean-Jacques Rousseau
„Der Souverän kann entweder die Regierung dem ganzen Volke oder dem
größten Teil des Volkes anvertrauen, so dass es mehr Staatsbürger gibt,
die Ämter bekleiden, als solche, die nur Privatleute sind. Diese
Regierungsform nennt man Demokratie.“
(C.S. Drittes Buch, 3; Hervorh. im Original)
Jean-Jacques Rousseau
„Wie der Wille des einzelnen unablässig gegen den Gemeinwillen handelt,
so kämpft die Regierung ständig gegen die Souveränität an (…) Dies ist
nun das unvermeidliche Gebrechen, das von Anfang an dem politischen
Körper innewohnt und ohne Unterlass auf seine Zerstörung hinwirkt, so
wie das Alter und der Tod den Körper des Menschen zerstören.“
(C.S. Drittes Buch, 10)