- Chrischona Gemeinde Marthalen

Arthur Lampe
Berufen und unterwegs
05072015
Liebe Gemeinde
Abraham war Viehzüchter von Beruf. Sein Leben war sehr durchschnittlich. Es hatte keine
besonderen Höhepunkte. Das, was er sich am meisten wünschte, hatte er nicht bekommen:
Kinder nämlich. Er hatte sich damit abgefunden, dass sich seine Geschichte nicht fortsetzen
würde. Nun ist er alt geworden, zusammen mit seiner Frau Sara – 75 Jahre alt, ein
Ruheständler, der auf sein Ende wartet. Abraham weiss: Jetzt kommt nichts Neues mehr.
Das Leben ist gelaufen.
Mancher hat heute bereits mit vierzig dieses Gefühl, dass das Leben im Grunde schon
gelaufen ist, dass jetzt nur noch Wiederholungen kommen. Ich kenne Menschen, die schon
in der Mitte des Lebens wie Greise wirken, weil sie nichts wirkliches Neues mehr für ihr
Leben erwarten.
Auch Abraham will eigentlich nur noch seine Ruhe. Aber da passiert es. Der Ruheständler
gerät in einen heilsamen Unruhestand. Gott verlockt den Pensionär sich auf den Weg zu
machen.
Die Bibel sagt: Und der Herr sprach zu Abraham: Geh aus deinem Vaterland und von deiner
Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen will Und ich will
dich zum grossen Volk machen und will dich segnen und dir einen grossen Namen machen,
und du sollst ein Segen sein.
Ist doch wirklich lächerlich. Da sollen diese alten Herrschaften noch Kinder bekommen. Und
sich dabei auf einen langen Weg durch heisses Wüstengebiet machen, um ein neues Land
einzunehmen.
Aber das Unwahrscheinliche passiert: Abraham lässt sich darauf ein. Er geht los, in dem
Vertrauen, dass es so kommt wie Gott sagt.
Wenn Abraham auch alt war. Eines hatte er: Den Draht nach oben. Er hat Gott in seinem
Leben reden gehört, da war er nicht taub.
Nimmst Du Gottes Reden in deinem Leben wahr? Gehst Du achtsam durch dein Leben und
fragst, was das, was du erlebst mit dir zu tun hat?
Nimmst Du Dir Zeit dafür, dich zu fragen, was der Sinn deines Lebens hier auf der Erde ist?
Warum du eigentlich hier bist.
Eine Studie in den USA zeigt, dass heutige Studienabgänger, ihren Beruf nur noch danach
wählen, ob da besonders coole Leute sind, dass das Umfeld stimmt und vor allem dass man
viel Geld verdient, was man in der Freizeit wieder ausgeben kann. Viele fragen nicht mehr:
Kann ich das? Gibt mir das wirklich Sinn im Leben? Es sind nur einzelne, die ausbrechen: Die
bereit sind weniger zu verdienen. Und die sich eine Arbeit suchen, wo sie für sich sicher sind,
dass sie am richtigen Platz sind. Und die mit ihrer Arbeit für andere da sein wollen. Und die
nicht nur an sich selbst denken.
Wenn Abraham an sich selbst gedacht hätte, wäre er besser zu Hause geblieben. Abraham
hört Gott und er geht. Abraham hört nicht auf seine eigenen Stimmen: Mach das nicht, du
Arthur Lampe
Berufen und unterwegs
05072015
bist zu alt, was sollen die Leute denken, deine Familie wird für immer über dich spotten. Er
hört auch nicht auf die Menschen um ihn herum:
Ist das verantwortlich? Dass du mit deiner Sara noch so etwas auf dich nehmen willst? Was
glaubst du, wer du bist – Mister Superman? Was du hörst, das sind Gehirngespinste.
Vielleicht ist das schon schleichende Demenz.
Abraham hört auf Gott. Abraham vertraut Gott kompromisslos. Und so macht er sich auf
den Weg.
Auf den Weg wird sein Glaube auch geprüft. Der Nachwuchs will sich nicht einstellen.
Vielleicht muss er doch etwas nachhelfen. Und so nimmt er sich eine weitere Frau, die Magd
der Sara, die ein Kind für ihn gebärt. Aber so war das nicht gedacht. Seine Frau Sara und die
andere Frau, die Hagar, bekommen Schwierigkeiten miteinander. Schliesslich bekommt Sara
doch noch ein Kind, in hohem Alter. Das Kind der Sara und das von Hagar ärgern sich. Es gibt
Konflikte, bis die Magd mit ihrem Kind endlich gehen muss. Das hätte Abraham nicht haben
müssen, wenn er nicht eigene Wege gesucht hätte, dass sich erfüllt, wie Gott es sagt.
Abraham vertraute Gott. Aber manchmal hat er doch sein eigenes Ding gemacht.
Er hatte eben auch seine Schwächen, war auch nur Mensch. Doch Gott bleibt weiter an ihm
dran. Und auch Abraham hört nicht auf Gott zu hören, auf ihn zu vertrauen.
Gott hat jedem von uns eine spezielle Berufung gegeben. Und wir wissen nicht wie sie sich
erfüllt. Was das in Zukunft für uns bringen wird. Manchmal haben wir unsere eigenen
Vorstellungen, wie sich das zu erfüllen hat. Und so lassen wir uns leiten von unseren
Gedanken und können uns nicht denken, dass Gott es so gemeint hat, wie er gesagt hat.
Aber auch wenn Abraham Fehler macht, er bleibt mit Gott unterwegs. Er glaubt Gott, dass
letztlich alles so rauskommt, wie er es gesagt hat.
Das ist der Unterschied, den er macht zu Menschen damals. Diesen Unterschied kannst du
auch heute machen. Nicht einfach nur den bequemen Weg mit möglichst viel Sicherheit.
Sondern Gott kompromisslos zu vertrauen, dass sein Weg mit uns, seine Berufung für uns
gut ist.
Abrahams Glaube wurde geprüft. Als sein Sohn fast erwachsen ist, befiehlt Gott, dass er
seinen Sohn opfert. War damit nicht seine ganze Berufung in Frage gestellt? Gottes Frage an
Abraham war: Vertraust du mir kompromisslos? Glaubst, dass ich trotzdem wahr werden
lassen kann, was ich die versprochen habe?
Als Abraham Isaak bindet um ihn zu opfern, kommt ein Engel, der ihn davon abhält.
Abraham hat an Gott festgehalten. Er hat gezeigt, dass er Gott glaubt. Er glaubt, dass seine
Berufung, Vater vieler Kinder zu werden, doch wahr werden kann. Abraham hätte seinen
Weg mit Gott aufgeben können, aber bleibt dran. Er hat Gott kompromisslos vertraut.
Und das ist die Voraussetzung, dass Gott ihn segnen kann.
Von Johannes Wirth, dem Leiter der GVC, habe ich gehört, dass er nie im Voraus wusste, ob
ein bestimmtes Projekt wirklich machbar ist oder bezahlbar ist. Er glaubte aber, dass Gott
Arthur Lampe
Berufen und unterwegs
05072015
hinter ihm und dem Projekt steht. Und so ist vieles, was er mit aufgebaut hat, eben aus dem
Glauben heraus entstanden, in dem Glauben, dass es in Gottes Sinne ist.
Manchmal sah es so aus, dass doch alles zusammenbricht oder etwas nicht bezahlbar ist, am
Ende ging es dann doch gut.
Wenn wir mit Gott unterwegs sind, müssen wir heraus aus unserer Komfortzone. Nur wenn
wir Gott kompromisslos vertrauen, kann Gott etwas Gutes in unserem Leben und bei
anderen bewirken.
Sind wir auch so unterwegs? Dass wir dran bleiben mit dem, was Gott mit unserem Leben
möchte? Oder bleiben wir zwischendurch stehen, weil der Mut uns fehlt, weil wir Angst
haben, es könnte was Schlimmes passieren.
Sind wir mit Gott unterwegs? Halten wir fest an dem, was er mit und durch uns tun möchte?
Mit 16 bekam ich eine Berufung. Ein Pastor sagte mir: Du sollst Pastor werden. Aber das war
ein langer Weg. Ich habe ein Theologiestudium angefangen und zwischendurch eine Auszeit
eingelegt. Dann habe ich mein Studium in England abgeschlossen. Es gab zu viele Abgänger.
Und so habe ich als pastoraler Mitarbeiter bei einem Pfarrer gearbeitet. Danach sind wir in
die Mission gegangen, wo ich Pastoren ausgebildet habe. Es folgte noch eine Zeit als
Religionslehrer in Deutschland. Als ich nach Chrischona kam, wurde gerade die Bezeichnung
Pastor eingeführt. Und ich war einer der ersten, die in der Gemeinde als Pastor ordiniert
wurden. Was hatte der Mann gesagt: Du sollst Pastor werden. Manchmal habe ich schon fast
aufgegeben, ich wollte es selber machen oder andere Wege gehen. Und die Zeit war noch
nicht ran. Das Ziel ist aber immer geblieben, eben Pastor werden.
Gott spricht in unser Leben. Hörst Du ihn? Machst Du Dich auf den Weg? Bleibst Du dran?
Timotheus wurde als Gemeindeleiter von den Ältesten nicht ganz so ernst genommen, weil
er noch so jung war. Der Apostel Paulus ermutigt ihn und sagt: Was auch immer die anderen
sagen, denke einfach daran, dass du für diese Aufgabe ordiniert worden bist. Das ist dein
Platz, auch wenn die anderen viel zu kritisieren haben, was du machst.
Folgst du Gottes Platzanweisung? Und wenn es kritisch wird: Bleibst Du dran?
Als es herauskam, dass du lieber Marcel, nach Zürich wechselst, hatte ich den Eindruck, dass
es wie noch einmal eine Bestätigung gewesen ist, dass du Pastor sein sollst. Und das sehen
sicher auch die anderen so, du hast wie noch einmal einen Entwicklungssprung gemacht.
Und jetzt musst du auch wie Abraham in ein neues Land, jedenfalls bleibst du im Kanton
Zürich, die Berner, das wäre vielleicht gleich ein bisschen zu hart. Ich mag auch Berner 
Jedenfalls machst du dich auch auf den Weg, und natürlich kann man nicht genau sagen, wie
es wird. Aber Gott wird auch dort dich in deiner Berufung segnen, wenn du weiterhin an ihm
dran bleibst und mit ihm unterwegs bist. Gott bringt das, was er mit uns angefangen hat zu
einem guten Ende.
Unsere Platzanweisung von Gott für uns bedeutet aber nicht nur, dass wir einen Beruf in der
Kirche haben. Auch Abraham ist nicht so weit umhergezogen, um eine Gemeinde zu leiten.
Er ist Bauer bis zum Schluss geblieben. Aber in dieser Aufgabe ist er mit Gott unterwegs
geblieben.
Arthur Lampe
Berufen und unterwegs
05072015
Wenn Gott uns in einen weltlichen Beruf ruft, dann ist das unser Platz. Dort können wir das
tun, wozu Gott uns da haben will. Wir können gerade im Beruf unser Bestes geben, und
damit ein Zeugnis sein, wie treu wir unsere Arbeit machen. Wir können im Beruf auch
zeigen, dass wir nicht alles mitmachen, was andere tun, wir können uns mit voller
Leidenschaft, mit ganzem Herzen für andere einsetzen. Das bringt andere zum Nachdenken
und Danken.
Kannst Du alle Bequemlichkeiten aufgeben und wirklich Gott dahin folgen, wo er dich haben
will. Das gilt eben auch für den Beruf, den du gerade hast?
Hörst du, wohin Gott dich haben will, bleibst du dran, auch wenn es Schwierigkeiten gibt?
Heute werden sechs Leute getauft: Susanne, Adrian Johanna, Nadine, Nadja und Stefan. Gott
hat euch in die Gemeinde berufen. Das ist der erste Ruf von uns. Gott möchte, dass wir ein
Teil seiner Gemeinde werden und zu ihm gehören. Mit der Taufe kannst du die Berufung ein
Kind von Gott zu sein, noch einmal fest machen. Wenn wir dich dann nachher untertauchen,
bekommst du noch einmal Gewissheit, dass Gott dich erwählt hat und dich als sein Kind
haben will.
Und wenn es dann unterwegs Schwierigkeiten gibt, kannst du dir immer sagen: Ich bin
getauft. Gott hat mich berufen. Und er ist mit mir unterwegs.
Gottes Berufungen sind so bunt wie dieser Regenbogenschal. Keiner kann sich von aussen
anmassen, über jemanden zu urteilen, ob er berufen zu etwas ist. Eigentlich kann ich es nur
selbst wissen, wie sich mir Gott in meinem Leben offenbart, offenbart hat. Meistens haben
sich die Berufenen in der Bibel auch gar nicht fähig gefühlt. Aber Gott hat sie berufen und
durch sie grosses bewirkt.
Als Christ wird es nie langweilig. Es gibt immer etwas zu tun. Gott ist mit uns unterwegs. Im
Unterwegssein mit ihm, erfahren wir, wozu Gott uns ruft. Und das, wozu er ruft, kann sich
ändern, je nach Alter, Situation … Hören wir ihn, was gerade dran ist für uns. Bleiben wir
dran bei dem, was Gott uns aufgetragen hat. Auch wenn es schwierig wird. Vertrauen wir
Gott kompromisslos, damit er uns kompromisslos segnen kann. Wie beim Abraham.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus. Amen