Bericht 1

13. bis 23. Juli
Leinen los
Louloudi
So heisst unser schwimmendes
zuhause. „Louloudi“ bedeutet
Blume auf Griechisch. Wir haben
den Namen vom Voreigner
übernommen.
Crew
Martina, Simon, Jonas & Salome
Highlights /
Lowlights
+ Delfine!
+ Sonnenaufgang auf See
- Kriegsspuren in Pula
- Schissalpino
Nach langem Träumen wurden seit letztem Sommer unsere Träume immer
konkreter. Nach viel Vorbereitung, jahrelangem Verzicht auf vieles und wohl
auch etwas Glück, kam nun der Moment, wo unsere Reise begann. Sie
begann mit einer einfachen Fahrt nach San Giorgio di Nogaro (It), unserem
Starthafen und sehr, sehr viel Gepäck! Immer wieder kam uns noch etwas in
den Sinn, was wir unbedingt mitnehmen wollten, was uns als nützlich
erschien und was schlicht und einfach notwendig war für die Reise:
Ausrüstung, Kleider, Knabbereien, Ztrinkä, etc.
Zum Glück konnten wir mit dem Auto bis zum Bahnhof (dieses war fast bis
unters Dach gefüllt…) fahren, zu Fuss hätten wir es wohl kaum geschafft.
Zwei grosse Reiserucksäcke (Tramper), je einer für Simon und Martina,
Jonas in der Trage bei Martina am Bauch, ein Koffer mit aufgeschnalltem
Kinderautositz, eine grosse Rollitasche, ein normaler Rucksack, eine kleine
Rollitasche mit den Esswaren und den Dingen für unterwegs und Salome
hatte auch einen für sie riesigen Rucksack mit ihren Stofftieren, Kissen,
Büechli etc. Naja, da können wir es niemandem verübeln, der uns etwas
komisch angeschaut hat (von einem Kondukteur wurden wir gefragt, ob wir
Auswandern… ) Der Cisalpino von Bellinzona nach Milano war natürlich
sehr voll und eng. Das Gepäck musste gleich beim Eingang deponiert
werden und da wir es nicht unbeaufsichtigt lassen wollten, brauchten wir
den vierten reservierten Platz nur für den Rucksack mit dem Essen … Das
Umsteigen in Venedig Mestre war dann etwas aufwändiger; natürlich keine
Lifte oder Rolltreppen und so hievten wir alles etappenweise rauf und
runter – und das bei 35 Grad oder mehr. Dummerweise schauten wir nicht
richtig auf der Anzeigetafel und gingen zum Intercity, welcher nicht in San
Giorgio hält. Zum Glück merkten wir es noch rechtzeitig, bevor wir
einstiegen. Doch es bedeutete, dass wir mit dem ganzen Karsumpel
nochmals Treppen runter und rauf zügeln mussten. In San Giorgio bestellte
uns ein Mann gleich ein Taxi. Wir hofften nur, dass es dann auch genug Platz
hatte. So waren wir dann schon sehr erleichtert, als gleich ein Kleinbus kam

Wir nutzen noch zwei Tage in der Marina um uns zu verproviantieren,
genossen den Swimmingpool und lebten uns auf dem Segelboot ein. Auch
Diesel und Wasser wurden gebunkert. Für den Einkauf waren wir schon
einmal froh um den Leggero (Veloanhänger). Diesen beluden wir maximal…
36l-Trinkwasser, x-Liter Milch und dem Lebensmittel Wocheneinkauf.
Am Donnerstag, 16. Juli ging es dann endlich los! Zuerst den Fluss Corno
hinunter und dann direkter Kurs nach Umag, Kroatien. Also unsere erste
kleine Überfahrt. Beim Einklarieren nutzen wir den Kinderbonus und
wurden sehr freundlich bedient. Da bis jetzt alles so prima lief, entschieden
wir uns noch weiter südlich zu fahren und ankerten in der Buch von Dalja.
Dort konnten wir prima baden, wasserten am nächsten Tag zum ersten Mal
das Dinghi und machten einen kleinen Landausflug. Nach zwei Nächten vor
Anker zog es uns weiter südlich. Schon nach kurzer Fahrt sahen wir die
ersten Delfine! Salome meinte: „Die Delfin mached mir eifach Freud!“
Abenteuer
Wer den sicheren Hafen verlässt und
sich in neue Gewässer und Gebiete
begibt, der wagt immer ein
Abenteuer. Wir sind offen für neue
Kulturen und sind gespannt, was uns
dabei erwartet!
Seemannschaft
Damit wir unsere Ziele jeweils finden
sind für uns hauptsächlich drei Dinge
wichtig; die guten alten Seekarten
geben eine Übersicht, enthalten aber
auch wichtige Details und geschützte
Ankerbuchten sind schnell
ersichtlich. Als Zweites ist der
elektronische Kartenplotter mit GPS
sehr nützlich. Dort können
Wegpunkte und Ziele eingegeben
werden und es ist einfach dieser
Route zu folgen. Nicht zuletzt ist
unser „Kroatienführer 888“ von KH.
Beständig eine tolle Hilfe! Dieser
enthält wertvolle Hinweise zu den
Häfen, Marinas, Ankerplätzen,
Dörfern etc… In der Nacht
orientieren wir uns zusätzlich an den
Leuchtfeuern, welche in den drei
vorherigen Hilfsmittel eingezeichnet
sind.
Nachdem wir in der Schweiz vom Limski-Kanal in der Werbung lasen,
wollten wir diesen nun „live“ befahren, waren aber dann schon etwas
enttäuscht. Eigentlich ist es einfach ein bewaldeter Fjord. So drehten wir
dann schnell wieder um und suchten uns eine Badebucht. Naja, es war
schon etwas gewöhnungsbedürftig, da gerade in der Nähe eine FKKFeriensiedlung mit Hafen war. Dem entsprechend waren dann auch einige
„Bucht-Mitbenutzer“ gekleidet (oder eben auch nicht)…
Weiter ging es nach Pula. Hier wollten wir uns umschauen nach einem
geeigneten Ankerplatz. Gleich vor der Stadt liegt der Brijuni Nationalpark
(einige Inseln), welcher die Sommerresidenz von Tito war. Auf dem Weg
zum Hafen wurden wir überrascht. An der schönsten Lage der Stadt, direkt
am Meer hatte es einige leere Gebäude, welche gezeichnet waren vom
Krieg. Es schien, als wäre die Zeit damals stehen geblieben. Die Scheiben
waren zersprungen, in den Mauern waren die Einschlusslöcher sichtbar und
die Dächer zerstört von den Bomben. Diese Bilder berührten uns sehr und
regten zum Nachdenken an. Im Hafen war dann jedoch zu sehen, dass es
auch Fortschritt gibt. Es werden neue grosse Schiffe gebaut, eine Bohrinsel
war zu sehen, es hat eine Zementfabrik und man spürt, dass sich hier etwas
„bewegt“. Als Highlight startete ein grosses Wasserflugzeug gerade vor uns,
was sehr eindrücklich war und die Kinder staunen liess.
Einen geeigneten Ankerplatz zu finden war aber nicht ganz einfach. Vor
einer kleinen Insel hatte es viele Boote, doch unser Anker wollte einfach
nicht richtig halten; abwarten und beobachten. Als wir die Kinder ins Bett
bringen wollten, war ein merkwürdiges nicht leises Knistern im Schiff
hörbar. Nach dem im Schiff keine Ursache gefunden werden konnte, setzte
Simon schliesslich zum Tauchgang an. Auch im Wasser war dieses Geräusch
zu hören. Waren es Steine, die über die Felsen rollten??? Der Ankerplatz
wurde uns doch zu ungemütlich und wir beschlossen, zurück in das
Hafenbecken von Pula zu fahren und dort in einer Bucht unser Glück zu
versuchen. Uns bot sich dabei ein Spektakel: die grossen Hafenkräne waren
wechselnd bunt beleuchtet und es war ein richtiges Farb-Licht-Spektakel!
Morgens um 5 Uhr weckte uns jedoch der Ankeralarm: Auch hier hielt der
Anker trotz nur sehr schwachem Wind nicht. Also, Anker auf und los…
Simon übernahm das Steuer und bald schaute Salome aus dem Bett und
genoss mit Papi den Sonnenaufgang und die Morgenstimmung. Die
nächtliche Abkühlung währt jeweils nur kurz und am Morgen wird es sehr
schnell heiss. Also los, Badehosen montieren und ab ins erfrischende
Wasser!
Seemannschaft
Wasser, Luft, Feuer
und Erde
Puh, hier im Süden ist es so ziemlich
heiss und der Schweiss läuft auch
ohne jegliche Anstrengung. Bis jetzt
hatten wir einen Tag mit
Temperaturen unter 35°, aber einen
SonnenBRAND hatten wir zum Glück
bis heute keinen! Das WASSER bringt
dabei eine willkommene Abkühlung.
AnLANDEN tun wir möglichst am
Morgen oder Abend, wenn die LUFT
etwas kühler ist.
Festlandstadt, bevor wir zu den Inseln kommen. Da wir nicht wissen, wie
die Versorgung dort ist, entschlossen wir uns, nochmals etwas zurück in
die letzte Marina „Bunarina“ zu fahren. Dort blieben wir nun drei Nächte.
Wieder mit dem Veloanhänger gingen wir zum nächsten Laden und
verstauten unseren Wocheneinkauf. In Italien konnten wir ja jeweils beim
Gemüse- und Früchteregal noch erahnen, was was ist. Hier in Kroatien
wurde es aber bedeutend schwieriger und so war es teilweise Glückssache,
ob ich die richtige Nummer bei der Waage gedrückt habe .
Ganz in der Nähe der Marina fanden wir eine kleine Badebucht.
Sandstrand sucht man hier meist vergebens. Aber das Wasser ist herrlich
klar und erfrischend.
Auch unser Gas-Transporter, ein mit einem Kindervelositz erweitertes
Klappvelo, kam zum Einsatz. Das Gefahrensignet fehlt noch, gilt das auch
für Velos? Nachdem wir nun 220l Diesel und ca. 500 Liter Wasser
gebunkert haben, geht unsere Reise nun weiter Richtung Süden!! Unser
nächstes Ziel ist die Insel Losinj…
Unser Reiseziel ist nicht ein bestimmter Ort, nicht eine bestimmte Dauer,
sondern das Ziel ist „Familien(aus)zeit auf Reise“… Wer nun aber denkt, wir
hätten viele Tage Ferien, der irrt. Nur wenige Tage sind wie Ferien, viel
Alltägliches dauert einfach länger; einkaufen zu Fuss, mit dem Klappvelo
oder dem Dinghi, reparieren mit bescheidenen Werkzeugen
(Handbohrmaschine, Multimeter…), waschen mit der
Handwaschmaschine… Aber was wir viel haben ist gemeinsame Zeit und
Erlebnisse.
Jeder hat gleichviel Zeit, aber nicht jeder nutzt sie gleich….
Seltsam/Strange?
WC-Schüssel-Innenbeleuchtung:
Wir sind sehr froh, dass wir auf dem
Schiff ein funktionstüchtiges WC mit
Meerwasserspülung haben. Nicht
schlecht gestaunt haben wir, als wir
in der Nacht die Spülung betätigen
und sogleich das WC inwendig
aufleuchtete!!! Dies geschieht, wenn
fluoreszierendes Plankton in
Bewegung gerät… (Biolumineszenz,
Meeresleuchten)
Kielwasser
„Ein Schiff das den sicheren Hafen nie
verlässt kommt nie an.“