Predigt am 3. Adventssonntag (13.12.2015) von P. Guido Hügen OSB

Predigt
GUIDO HÜGEN OSB
ABTEI
KÖNIGSMÜNSTER
zum 3. Adventsonntag 2015
Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn ich Ihnen heute sage,
wie unmenschlich und unsensibel Sie so oft sind,
wie unbedacht Sie einkaufen, essen und trinken,
wie Sie damit die Erde zerstören
und den Menschen in anderen Teilen der Welt
ihre Lebensgrundlagen rauben
- berührt Sie das?
Das wissen wir doch schon längst!
Immer wieder kriegen wir es gesagt …
Warum fängt der auch schon wieder davon an
- auch noch kurz vor Weihnachten …?
Da soll doch Freude und Friede sein!
Klosterberg 11
59872 Meschede
Telefon:
0291.2995-223
Telefax:
Und die bei der Klimakonferenz in Paris streiten doch auch darum,
0291.2995-100
ob die Erde sich um 1,5 oder vielleicht doch um 2 Grad aufwärmen darf.
Email:
Wir wollen doch unseren Lebensstandart bewahren!
guido@
Wir wollen möglichst viel rausholen - für uns!
koenigsmuenster.de
Seien wir doch ehrlich:
Und es geht uns doch auch gut damit!
Hier auf dem Klosterberg werden wir auch bei einer Erderwärmung
und dem Ansteigen des Meeresspiegels,
ja nicht einmal beim Überfluten des Hennesees
keine nassen Füße bekommen
Bankverbindung:
Bank für Kirche
und Caritas eG
BI C:
GENODEM1 BKC
IBAN:
DE69 4726 0307
0011 5609 01
Wir haben es gut in Europa.
Soll sich das ändern?
Trotz Krisen in aller Welt
und sogar trotz - oder vielleicht sogar demnächst wegen des Flüchtlingsstroms geht es uns gut wie nie zuvor.
Da passen doch die Worte der Lesung:
Juble, jauchze, freu dich und frohlocke von ganzem Herzen!
Fürchte dich nicht! Du hast kein Unheil mehr zu fürchten!
Lass die Hände nicht sinken!
Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte!
Wir haben Grund zu jubeln!
Und dann bleibe ich am Satz hängen: Gott in unserer Mitte?!
Ja, das feiern wir in jeder Eucharistie, das glauben wir bei jedem Gebet.
Aber ist er nicht der Gott, der durch Johannes sagen lässt: "Kehrt um?"
Im Evangelium heute fragen die Menschen Johannes:
"Was sollen wir denn tun?"
Johannes gibt ganz konkrete Antworten.
Sie sind sicher nicht 1:1 für uns umsetzbar.
Aber auch ich habe mehr als zwei Gewänder,
genug zu essen und viele andere Dingen, die ich vielleicht gar nicht brauche.
Gebe ich davon ab?
Ich muss gestehen: Mir fällt das schwer - man weiß ja nie …
Und es geht ja nicht nur um Materielles
- was ist mit meiner Zeit?
Meinem Engagement?
Bin ich bereit zu teilen?
Die Zöllner und Soldaten mahnt Johannes,
nicht, ihren Beruf aufzugeben, ihren Lebensstil zu ändern aber er mahnt sie, nicht auf Kosten anderer zu leben!
Ist es nicht genau das, was unsere europäische Konsumgesellschaft tut,
was ich ganz persönlich tue in so manchem, von dem ich meine, ich brauche es?
Umkehr tut not.
Aber wenn wir ehrlich sind: wer will das wirklich?
Ich möchte nicht von dem mir Liebgewordenen lassen.
Ich möchte nicht verzichten auf das, was das Leben doch so angenehm macht.
Und spüre doch: so kann es nicht weitergehen.
Wo ist der Mensch wie damals Johannes, der uns
uns zur Umkehr ruft?
Oder besser gesagt:
von wem lasse ich mich rufen?!
Johannes verweist auf den, der nach ihm kommt.
Dessen Botschaft kennen wir.
Ja, gleich im Credo werden wir sogar bekennen, dass wir an IHN glauben und IHM folgen.
Hat das Konsequenzen im ganz alltäglichen Leben?!
Christus feiern wir im Advent als den immer wieder Kommenden,
den, der uns entgegenkommt.
Müssen da nicht auch wir immer neu in einem inneren Aufbruch leben - IHM entgegen?!
Wie im Buch Zefanja in der ersten Lesung will ER das "Urteil gegen uns aufheben";
will uns aus der Verstrickung unserer Schul befreien.
"ER erneuert seine Liebe zu Dir," hieß es da.
Liebe wartet auf Antwort.
Seine Liebe wartet auf unsere Liebe.
Auch Jesus wird - wie Johannes - in seiner Predigt hart ins Gericht gehen
mit jeder Überheblichkeit, Selbstsucht und Enge.
Er wird die Spreu vom Weizen trennen.
Lassen wir uns dennoch auf diese Liebe ein
- und lassen wir uns von dieser Liebe bewegen?
Ein Text von Hanns Dieter Hüsch:
"Wen der Himmel retten will, dem schenkt er die Liebe
Ich setze auf die Liebe,
wenn Sturm mich in die Knie zwingt und Angst in meinen Schläfen buchstabiert
ein dunkler Abend mir die Sinne trübt,
ein junger Mensch den Kopf verliert,
ein alter Mann den Abschied übt.
Das ist doch das Thema:
Den Hass aus der Welt zu entfernen
und ob wir bereit sind, zu lernen,
dass Macht, Gewalt, Rache und sogar Sieg
und sogar Sieg
nichts anderes bedeuten als ewiger Krieg
auf Erden und dann auf den Sternen.
Die einen sagen, es läge am Geld – gut das ist sicher nicht ganz falsch
Die anderen sagen, es wäre die Welt
sie läge in den falschen Händen – da ist auch manches richtig dran.
Aber jeder weiß es immer besser, woran es liegt,
nur es hat noch niemand,
noch niemand
den Hass besiegt,
ohne ihn selbst zu beenden.
Er kann mir sagen was er will,
und kann mir singen wie er's meint,
und mir erklären, was er muss,
und auch begründen wie er's braucht:
Ich setze auf die Liebe,
Schluß."