Die Kuh der Zukunft hat sechs Beine

Datum: 09.09.2015
«Schweizer Bauer»
3001 Bern
031/ 330 95 33
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SKYFOOD:
Medienart: Print
Medientyp: Fachpresse
Auflage: 30'540
Erscheinungsweise: 2x wöchentlich
Themen-Nr.: 375.018
Abo-Nr.: 1053061
Seite: 16
Fläche: 51'823 mm²
2. Schweizer Fachtagung zu Insekten als Nahrungsmittel
«Die Kuh der Zukunft hat sechs Beine»
Insekten könnten auch in der Schweiz bald auf der Pizza
landen. (Bilder: Andreas Krebs)
Paul Vantomme: «Insekten
«Insekten
sind einfach zu produzieren.»
_
50 bis 100
100tt Drohnenbrut
Drohnenbrut schneiden
schneiden die
die
Schweizer Imker pro Jahr aus den Waben.
Insekten haben ein immenses Potenzial. Nicht
nur als Protein- und Mineralstofflieferanten, sondern auch für die Pharmazie und die Kosmetikindustrie. Darüber berichtete ein Expertengremium
an der Skyfood 2015.
Eri-Seidenspinner können im Sommer auf
lebenden Futterpflanzen
Futteipflanzen gehalten werden.
ANDREAS KREBS
«Wir sind an einem sehr kriti-
schen Punkt und müssen die
Paul Vantomme von der Ernäh- Herstellung von Lebensmitteln
rungs- und Landwirtschaftsor- dringend überdenken. Wir müsganisation der Vereinten Natio- sen auf vernünftige Weise die
nen (FAO) betonte an der Sky- Bedürfnisse aller decken.» Infood 2015, der Fachtagung für sekten spielten dabei eine wichInsekten als Nahrungsmittel an tige Rolle. Sie liessen sich mit
der Hochschule ZHAW in Wä- einfachsten Mitteln ökologisch
denswil ZH, zunächst die Be- produzieren. «Jeder kann Indeutung von Insekten für die sekten zückten, überall. Es
globale Ernährungssicherheit: braucht dazu weder Land noch
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ARGUS der Presse AG
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01
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teure technische Appalate und men generieren.» Aus ähnliauch keine Antibiotika.» Wich- chen Überlegungen empfiehlt
tig sei, dass man sich auf Arten die ZHAW den Maulbeerspinkonzentriere, die nicht im Wett- ner Bombyx mori. 14 Seidenbewerb stehen mit Grundnah- produzenten züchten die Raupe
des Maulbeerspinners in der
rungsmitteln des Menschen.
Schweiz, um Seide zu gewinUmstrittene Auswahl
nen. Die Puppen - reich an ProDoch ausgerechnet solche In- teinen, Vitaminen und Minerasekten stehen im Entwurf des lien - werden weggeworfen.
revidierten Lebensmittelgeset- Gemäss Ueli Ramseier, Präsizes, das bis Ende Oktober in der dent von Swiss Silk, sind es um
Anhörung ist: Mehlwurm, die 100 kg pro Jahr. «Die PupHeimchen und Europäische pen als Lebensmittel zu verkauWanderheuschrecke. Sie wer- fen, würde unsere Wertschöpden seit Jahrzehnten als Haus- fung erhöhen.»
tierfutter gehandelt und mit
Das dritte Insekt, das die
Weizen, Mais und Soja gefüt- ZHAW auf die Liste bringen
tert. «Es ist ein falsches Signal, will, ist der Eri-Seidenspinner
mit diesen Arten in diese neue Samia ricini. Sivilai SirimungÄra der Lebensmittelherstel- kararat von der Khon-Kaenlung zu starten», sagte Daniel Universität in Thailand berichAmbühl, Spezialist füi. essbare tete über dieses «Wundertier»,
Insekten. «Wir wollen ja gerade das sie seit 30 Jahren erforscht.
die Probleme der Fleischpro- Seine Seide wird in Thailand zu
duktion lösen. An der ZHAW Kleidern und Kosmetikprodukforschen wir deshalb nur mit In- ten; Raupen und Puppen gelten
sekten, die nicht mit Grundnah- als Delikatesse; sie werden aber
rungsmitteln gefüttert werden.» auch an Hühner und Fische verDie ZHAW will zunächst Bie- füttert. Die Aufzucht sei einfach
nen und zwei Seidenspinner auf und sicher, so Sirimungkararat,
die Liste bringen.
denn der Eri-Seidenspinner akProteine nicht vernichten zeptiere verschiedenste Futter-
pflanzen und sei kaum krank-
Allein in der Schweiz schnei- heitsanfällig. Zudem falle bei
den die Imker 50 bis 100 t Droh- der Produktion kein Abfall an.
nenbrut. Weil Drohnen besonders stark von Varroamilben be- Vorerst nicht auf der Liste
fallen sind, werden sie vernichAuch hierzulande lässt sich
tet. «Besser, man würde sie es- der Eri-Seidenspinner leicht
sen», findet Ambühl. «Imker züchten, wie Untersuchungen
könnten so ein Zusatzeinkom- der ZHAW zeigen. Im Sommer
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könne er draussen auf lebenden
Futterpflanzen wie dem Kirsch-
Iorbeer gehalten werden, so
Ambühl. «Es braucht einzig ein
Netz, um die Raupen vor Amei-
sen und anderen Feinden zu
schützen.» Im Winter könnten
die Raupen auf lebenden Pflanzen oder in Kunststoffboxen in
der Wohnung oder im Stall gehalten werden. Der Aufwand sei
minim. «Man muss nur für Fut-
ternachschub sorgen.» Sobald
sich die Raupen verpuppt hätten, könne man sie aus dem Ko-
kon schneiden und wie Fleisch
zubereiten oder einfrieren.
Trotz der guten Gründe sei es
unwahrscheinlich, dass diese
drei Arten zusätzlich in die Ver-
ordnung aufgenommen würden, so Mark Stauber vom Bundesamt für Lebensmittelsicher-
heit und Veterinärwesen. «Wir
haben erst Mehlwürmer, Heimchen und Heuschrecken beurteilt. Alle anderen Arten haben
wir noch nie toxikologisch analysiert. Uns fehlen die Informationen.» Die Erfahrungen aus
Asien könnten nicht 1:1 übernommen werden. In einem späteren Schritt sei man jedoch offen dafür, weitere Insekten in
die Verordnung aufzunehmen.
Jürg Grunder von der ZHAW
schloss mit den Worten: «Die
Kuh der Zukunft hat sechs BeiBauern können schon jetzt
probehalber Erfahrungen sammeln: Die ZHAW stellt Knowhow und Eier des Samia ricini
zur Verfügung.
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