view - skyfood

Datum: 03.09.2015
Zürichsee-Zeitung / Bezirk Horgen
8712 Stäfa
044/ 718 10 20
www.zsz.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 10'846
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 375.018
Abo-Nr.: 1053061
Seite: 23
Fläche: 78'692 mm²
«Fleisch der
der Zukunft»:
Zukunft»: Daniel
Daniel Ambühl
Ambühl von
von der
der ZHAW
ZHAW in
in VVädenswil
Wädenswil kostet
«Fleisch
kostetHachi-no-Ko,
Hachi-no-Ko,Puppen
Puppendes
desEri-Seidenspinners,
Eri-Seidenspinners,entomovegane
entomoveganePizza
Pizza(Mitte)
(Mitte)und
undDrohnenlarven
Drohnenlarven(rechts)
(rechts)
Andre. Krebs
Andreas
Krebs
Insekten, das neue Superfond
ERNÄHRUNG Insekten
könnten bald unsere Speisekarte bereichern. Doch
welche Arten sind am besten
als Nahrung geeignet?
Und wie schmecken sie?
Sie enthalten ähnlich viel Protein
und Fett wie Rindfleisch; darüber
hinaus die essenziellen Vitamine
A und D sowie wertvolle Spurenelemente und Aminosäuren.
Gemäss dem Zentrum für Bienenforschung schneiden Imker al-
Das japanische Mahl Hachi-no- lein in der Schweiz 50 bis 100 TonKo sieht aus wie Spätzli. Ich schie- nen Drohnenbrut. Weil Drohnen
be einen Löffel voll in den Mund, besonders stark von Varroamilkaue. Honigsüss und salzig, mit ben, dem offiziellen Bienenfeind
leichtem Röstgeschmack; etwas Nummer 1, befallen sind, werden
wenig Biss vielleicht, aber so le- sie vernichtet. Besser würde man
cker, dass ich gleich noch einen sie essen, findet Daniel Ambühl.
Löffel nehme. Ein Bub von viel- «Imker könnten so ein Zusatzleicht vier Jahren knabbert das einkommen generieren.»
Zeugs wie Nüssli. Anders als wir In Zusammenarbeit mit der
Erwachsenen hat er weder Be- Zürcher Hochschule für Angerührungsängste noch Ekel, den er
überwinden müsste.
Es sind Drohnenlarven, die wir
da essen: männliche Bienenbabys.
hat er das Hachi-no-Ko für uns zu-
bereitet. Die tiefgekühlten Drohnenlarven hat er aufgetaut, zehn
Minuten lang gekocht, in Kokosöl
gebraten, mit Sojasauce abgelöscht und mit Honig verfeinert.
Auswahl ist ein Zirkelschluss
Hintergrund des Testessens ist
der Entwurf des revidierten Lebensmittelgesetzes. Darin sind
erstmals Insekten aufgelistet,
drei Arten: die Larve des Mehlkäfers, bekannt als Mehlwurm, das
Heimchen, eine Grille, und die
Europäische Wanderheuschrecke. Sie werden schon seit Jahrzehnten als Haustierfutter ge-
wandte Wissenschaften (ZHAW) handelt. Für die menschliche
in Wädenswil forscht Ambühl Ernährung müssten sie jedoch
über essbare Insekten. In der Sta- nach dem Hygienestandard für
dionbrache Hardturm in Zürich die Lebensmittelherstellung pro-
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duziert werden, erklärt Nathalie
«Wir empfehlen den Verzehr
Rochat, Sprecherin des Bundes- der Insekten im Stadium der Pupamts für Lebensmittelsicherheit pe», sagt Ambühl. Denn diese hätund Landwirtschaft (BLV). «Es ten keinen Darminhalt und seien
gilt der generelle Grundsatz, dass nahezu vollständig verwertbar.
nur Lebensmittel in Verkehr ge- Bei Heimchen und Heuschrecke
bracht werden dürfen, die sicher, hingegen fallen Abfälle an: Beine,
also zum Konsum geeignet und Flügel, Fühler. Ambühl: «Es ist
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ermöglichen soll. Denn sie ist
einfach und kostengünstig. Der
Seidenspinner etwa kann im
Sommer draussen auf lebenden
Futterpflanzen wie dem Kirsch-
lorbeer gehalten werden, wie
Freilandversuche der ZHAW zeigen. «Es braucht einzig ein Netz,
nicht gesundheitsschädlich sind.» wichtig, dass wir von den Petfood- um die Raupen vor Ameisen und
Und warum fiel die Wahl ausge- Insekten auf der bisherigen Liste anderen Feinden zu schützen»,
rechnet auf Haustierfutterinsekten? «Weil wir mit diesen Insekten im kleinen Rahmen bereits
Erfahrungen sammeln konnten»,
wegkommen und nachhaltigere erläutert Ambühl. Im Winter
Insekten aufnehmen.» Neben könnten die Raupen auf lebenden
Bienen will die ZHAW vorerst Pflanzen oder in Kunststoffboxen
zwei Schmetterlinge auf die Liste in der Wohnung gehalten werden.
Pro Jahr würden so fünf bis sechs
sagt Rochat. Dies ist allerdings ein bringen.
Zirkelschluss. Denn Köche von
Generationen gezüchtet.
«Der Aufwand ist minim», bemangels Alternativen kurzerhand Brachenpfleger Lorenz «Lolo» stätigt Devallier, der die Versuche
ins Zoofachgeschäft und kauften Devallier hat mittlerweile Pizzen in der Stadionbrache überwacht.
dort die gebräuchlichsten Fut- vorbereitet. Belegt hat er sie mit «Man muss nur für genügend Futterinsekten - eben Mehlwürmer, Puppen von in der Brache gezüch- ternachschub sorgen.» Sobald
Heimchen und Heuschrecken.
teten Eri- Seidenspinnern (Samia sich die Raupen verpuppt hätten,
Testessen und Events gingen Die Wertschöpfung erhöhen
ricini) und Puppen von Maul- könne man sie ernten, aus dem
Nachhaltigere Insekten
beerspinnern (Bombyx mori).
Kokon holen und direkt zuberei«Petfood-Insekten sollte man
14 Seidenproduzenten züchten ten (wie Fleisch) oder einfrieren.
nicht essen», betont Experte Da- die Raupe des Maulbeerspinners Umweltfreundlicher und frischer
niel Ambühl. Denn anders als bei in der Schweiz, um Seide zu ge- bekommt man seine Extraportion
Schwein und Co. gebe es keine Be- winnen. Die Puppe wird dabei ge- Eiweiss nirgends.
Und wie schmecken sie, die
stimmungen betreffend die Füt- tötet und weggeworfen. Gemäss
terung von Petfood-Insekten. So- Ueli Ramseier, Präsident von Schmetterlingspuppen? Nach
mit stellten diese ein potenzielles Swiss Silk, um die 100 Kilogramm frittiertem Eiweiss; leicht nussig.
Gesundheitsrisiko dar. Zumal der pro Jahr. Besser würde man sie Knackiger Biss. Auch die wahrDarminhalt in der Regel nicht essen, findet auch er. «Die Puppen scheinlich erste entomovegane
sind ein hervorragendes Lebens- Pizza der Schweiz schmeckt überentfernt wird.
Gemäss Ambühl gebe es ohne- mittel», sagt Ramseier und redet raschend gut. Statt Käse hat
hin nachhaltigere Insekten als von wertvollen Proteinen, Vita- Devallier grosszügig abgekochte
Mehlwurm, Heimchen und Heu- minen und Spurenelementen. Drohnenlarven darübergestreut.
schrecke, die gemeinhin mit Mais, «Die Puppen als Lebensmittel zu Andreas Krebs
Weizen und Soja aufgezogen wer- verkaufen, würde unsere WertHeute findet die 2. Schweizer
den. «An der ZHAW forschen wir schöpfung erhöhen.»
Tagung zum Thema Insekten
als Nahrungsmittel statt.
werden.» Derzeit im Fokus stehen Der Eri- Seidenspinner wiederum An der Zürcher Hochschule
holometabole Insekten, Insekten sei ein ideales «Vieh für urbane für Angewandte Wissenschaften
also, die eine vollständige Meta- Bauern» wie Daniel Ambühl sagt. (ZHAW) in Wädenswil beleuchten
morphose von der Larve über die Die ZHAW-Forscher entwickeln Referenten aus aller Welt verPuppe zum ausgewachsenen In- zurzeit Anwendungen, welche schiedene Aspekte der noch
sekt (Imago) machen.
die Insektenzucht für jedermann jungen Forschungsrichtung
Entomophagie.
nur mit Insekten, die nicht mit
Grundnahrungsmitteln gefüttert Vieh für urbane Bauern
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WESHALB INSEKTEN ESSEN?
Für über zwei Milliarden Menschen gehören Insekten ganz
selbstverständlich zum Speiseplan. Nicht aus Not - Hühnerfleisch ist oft billiger -, sondern
weil Insekten schmecken.
Gemäss der Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der
Vereinten Nationen (FAO) gibt
es über 1900 essbare Insektenarten. «Insekten sind ein wichtiger Bestandteil der Ernährungssicherheit», schreibt sie in ihrem
Report «Edible Insects». Die FAO
rechnet damit, dass sich die
Fleischnachfrage bis 2050 verdoppeln wird. Während die
Viehzucht bereits heute 70 Prozent der Landwirtschaftsflächen
und enorme Mengen an Wasser beansprucht, brauchen Insekten kein oder nur sehr wenig
Wasser und Landwirtschaftsfläche. Zudem kann man sie
tierfreundlich in Massen halten.
Und sie verwerten ihr Futter effizienter als Warmblüter, Vögel
und Fische. So produziert eine
Heuschrecke aus 2 Kilogramm
Futter 1 Kilogramm Körpermasse. Ein Rind benötigt dafür rund
10 Kilogramm. Die Aufzucht von
Insekten schont aber nicht nur
Ressourcen, sondern auch das
Klima. Die FAO spricht deshalb
vom «Fleisch der Zukunft». krea
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