EDITORIAL 297 Eine neue Artikelserie zur Sportkardiologie Es lebe der Sport Christian Marc Schmied Universitäres Herzzentrum Zürich Correspondance: PD Dr. med. Christian Marc Schmied «Es lebe der Sport» hiess in den 80er Jahren einer der je nach beobachteter Subgruppe sehr relevanten sport- bekanntesten Hits des österreichischen Chansonniers assoziierten plötzlichen Herztod bezeichnet. Bezüg- Rainhard Fendrich. Er besang in diesem ironischen lich der wirklichen Inzidenz dieser fatalen Ereignisse Liedtext die Unfallgefahren in diversen Fernsehsport- liegen jedoch z.T. diskrepante Daten vor, die nicht nur arten bzw. die Sensationslust der Zuschauer vor den auf die beobachteten Subgruppen zurückzuführen Bildschirmen. Dennoch eignet sich der Liedtitel per- sind, sondern auch von der Methode abhängen, mit fekt als Leitspruch in der präventiven Kardiologie: der die Todesfälle erfasst wurden. Aufschluss über die Ungenügende körperliche Aktivität, die sogenannte Häufigkeit und vor allem auch die Ursachen des plötz- Sedentarität, gilt als unbestrittener kardiovaskulärer lichen Herztods im Sport können nur akkurate Regis- Risikofaktor, während der präventive Nutzen eines re- terdaten bieten. Ein absolut exemplarisches und gelmässigen sportlichen Trainings bestens evidenzba- bereits gut etabliertes Register wurde am Institut für siert belegt ist. Dies gilt nicht nur für kardiovaskuläre Sport- und Präventivmedizin in Saarbrücken auf- Erkrankungen und kardiovaskuläre Risikofaktoren, gebaut. Eingeschlossen werden dabei seit einiger Zeit sondern unter anderem auch für gewisse Malignome, nicht nur Vorfälle im deutschen Fussball; neu wird Osteoporose sowie psychische Erkrankungen. auch die Datenbank des Internationalen Fussballver- Umso unverständlicher erscheint vor diesem Hinter- bands FIFA integriert. In ihrem interessanten Über- grund der immer noch weit verbreitete Bewegungs- sichtsartikel diskutieren die Gründer und Leiter des Re- mangel in der Bevölkerung. So erreicht nach aktuellen gisters ausserdem über generelle Aspekte der primären Erhebungen beispielsweise nur gut ein Drittel der und sekundären Prävention des plötzlichen Herztods Schweizerinnen und Schweizer das gesundheitswirk- im Sport und bieten dabei einen sehr lesenswerten same Mindestmass an körperlicher Aktivität. Es sind Überblick über die Thematik [2]. also mehr denn je dringend suffiziente Strategien Es lebe also der Sport! Eine adäquate sportkardiologi- gefragt, welche zu einer Verbesserung des Bewegungs- sche Betreuung ist dabei jedoch von entscheidender verhaltens führen. In Wintersportnationen wie Öster- Bedeutung. Nicht zuletzt, weil wir eben nicht alle ein reich und der Schweiz liegt deshalb der populäre alpine «Herz wie ein Bergwerk» haben, das Rainhard Fendrich Skisport nahe, der von der breiten Bevölkerungsmasse in einem weiteren wunderbaren Lied besingt. ausgeübt wird. Doch überwiegen die positiven Effekte In diesem Sinne wünsche ich viel Vergnügen bei der letztlich die potenziellen Gefahren von Verletzungen Lektüre der beiden sportkardiologischen Artikel und oder gar kardialen Ereignissen? Die Salzburger Gruppe natürlich auch der übrigen Beiträge in dieser Ausgabe um Niederseer und Kollegen beleuchtet diese Thema- von «Cardiovascular Medicine». tik in einem spannenden Artikel in dieser Ausgabe [1]. Leitender Arzt Als «Sport-Paradox» wird oftmals die Ambivalenz Universitäres Herzzentrum zwischen den erwähnten, unbestrittenen und wissen- Zürich CH-8091 Zürich schaftlich bestens belegten positiven gesundheitli- Christian.Schmied[at]usz.ch chen Effekten des Sporttreibens und dem andererseits CARDIOVASCULAR MEDICINE – KARDIOVASKULÄRE MEDIZIN – MÉDECINE CARDIOVASCULAIRE Referenzen 1 2 Niederseer D, Schmied C, Niebauer J. Cardiovascular risk-benefit ratio of alpine skiing in recreational skiers. Cardiovascular Medicine. 2015;18(11):298–305. Bohm P, Meyer T, Scharhag J. Participation screening of elite and recreational athletes. Cardiovascular Medicine. 2015;18(11):306–11. 2015;18(11):297
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