Nodlmachers Karl Das Geschehen des 1. Weltkriegs im Spiegel der

Der Lingenauer Karl Lässer (1891-1967) erlebte während des 1. Weltkrieges den Einsatz an
zwei Fronten: an der russischen und an der italienischen. Er rückte am 1. August 1914 zunächst
mit dem 3. Regiment der Tiroler Kaiserschützen nach Predazzo ein, wo das Regiment
ausgerüstet und Richtung Galizien in Marsch gesetzt wurde. Die Kämpfe in Galizien im ersten
Kriegshalbjahr 1914/15 gegen die Russen waren für die k.u.k. Monarchie überaus verlustreich:
es fielen über eine halbe Million Soldaten und die Russen stießen weit ins Gebiet der Monarchie
vor. Erst im Sommer 1915 konnten die Österreicher ganz Galizien wieder zurückerobern. Karl
Lässer war bei diesen Vormärschen, Rückzügen und schließlich Wiedereroberungen im späten
Frühjahr 1915 dabei. Infolge einer Erkrankung wurde Karl Lässer aber aus Galizien abgezogen.
Nach seiner Genesung kam er nach Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915 sofort an die
italienische Front in die Sextener Dolomiten: So war er ab Mitte Juli 1915 bis Anfang
September unter anderem in Stellungen auf den Drei Zinnen und im Altsteintal. In seinem
Tagebuch schreibt er über die Anordnungen seines Vorgesetzten: „Diese Stellung müsse
unbedingt gehalten werden und koste es den letzten Mann. Die ersten 3 Tage hatten wir
fürchterliches Trommelfeuer auszustehen, in der schlecht ausgebauten Stellung. Zwei Züge
waren in Reserve für meinen Abschnitt. Ein Zug von der 13. Kompanie und 1 Zug Deutsche
vom bayerischen Bezirksregiment. … Am 25.08. bekamen wir Verstärkung, denn mein Zug war
schon wieder ziemlich schwach. … Von 05. - 06. 09. wurden wir abgelöst von den drei Zinnen.
… Nachher kamen wir 4 Tage nach Toblach (Dobbiaco) zur Entlausung, …“
Neben all den anderen psychischen und physischen Strapazen des Krieges, scheinen Karl
Lässer vor allem die Läuse die schaffen gemacht haben, die er mehrfach erwähnt und auf die
er im Oktober 1915 auch ein Gedicht geschrieben hat:
Steh ich in finsterer Mitternacht
ganz einsam auf der stillen Wacht,
so denk ich oft an die Drogerie,
ob sie nichts hat für’s Läusevieh.
Als ich zur Fahne hab‘ gemusst,
hab‘ ich von dem noch nichts gewusst.
Bis ich nachher in jeder Nacht,
durch dieses Vieh bin aufgewacht.
Die sind so treu und doch nicht gut,
sie saugen nur Soldatenblut.
Sie beißen sehr durch Brust und Bein,
das man vergisst im Schlaf zu sein.
Sonst schlägt mir‘s Herz so warm bei Nacht,
wie glücklich lebt ihr daheim,
denn ihr wisst nichts von solcher Pein.
Ihr schlaft so ruhig in der Nacht,
wenn ich bin auf der Mäusejagd.
Doch tu’s ja nur für’s Vaterland.
Nach einer Verwundung Ende Mai 1916 auf der Zugna (in der Nähe von Rovereto) kam Karl
Lässer nach einem Spitalsaufenthalt in Innsbruck nicht mehr zurück an die Front. Welche
Verwendung er bis Kriegsende fand, ist nicht lückenlos rekonstruierbar. In der Chronik des
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Nodlmachers Karl
Das Geschehen des 1. Weltkriegs im Spiegel der Biographie von Karl Lässer
Verfasser: Georg Faißt und Friedrich Vögel
Foto 1: Porträt von Karl Lässer im hohen Alter
(Sterbebild). Quelle: Chronik Kameradschaftsbund
Lingenau.
Foto 2: Tagebuch des Karl Lässer, über die Erlebnisse an der Südtiroler Front, inkl. mehrerer
Gedichte. Quelle: Privatbesitz Familie Lässer.
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Kameradschaftsbundes heißt es: „Nachher kam er zur Kriegsausstellung nach Wien und als
Probemelker enthoben“. Die Kriegsausstellung im Wiener Prater fand jedenfalls nur zwei
Jahre, 1916 und 1917, statt. Lässer kehrte am 1. November 1918 nach Lingenau zurück.