Scharf: Papst bekommt Altenburger Senf

Scharf: Papst bekommt Altenburger Senf
Thüringer Ministerpräsident übergibt bei Privataudienz Kostprobe und Schreiben aus
Senffabrik
VON JENS ROSENKRANZ
Scharfe Sache: Julia Jungbeck, Juniorchefin der Altenburger Senffabrik, zeigt eine Senfkiste,
die Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) mit zu Papst Franziskus nach Rom
nehmen wird.Foto: Mario Jahn
Altenburg/Erfurt. Das könnte köstlich werden. Zum allerersten Mal wird dem Heiligen
Vater in Rom ein Produkt aus dem Altenburger Land überreicht. Es sind sieben Gläser Senf,
liebevoll verpackt in einer eigens dafür angefertigten Holzkiste. Übergeben will sie
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), der am Donnerstag von Papst Franziskus
empfangen wird. Es ist die zweite offizielle Auslandsreise des Thüringer Regierungschefs, die
morgen beginnt.
Die Senf-Idee dazu entstand zur Grünen Woche, als Ramelow bei seinem Rundgang die
Gläser aus Altenburg bestaunte und in die Kameras hielt. Von einer Sorte war der bekennende
Christ besonders angetan: Der Benediktiner-Senf. Der Ministerpräsident soll sich spontan
dazu entschlossen haben, eine solche Kostprobe dem Papst bei seiner Visite zu übergeben.
Das würde doch wunderbar passen, habe er gesagt. So erinnert sich Karl Jungbeck an die
Begegnung auf der Verbrauchermesse in Berlin.
Ob Ramelow sein Versprechen tatsächlich wahrmacht oder es vergaß, stand zwischenzeitlich
nicht so recht fest. Eine Sprecherin der Staatskanzlei wusste zunächst gar nichts vom
Altenburger Senf, den ihr Chef in den Vatikan mitnehmen wolle, wie sie der OVZ auf eine
Anfrage sagte. Offenbar hatte Ramelow seine Absicht nur wenigen Leuten anvertraut.
Doch die Senf-Übergabe soll tatsächlich stattfinden. Gestern Nachmittag fuhr der Chef der
Altenburger Senffabrik eigens in die Staatskanzlei, um die Kiste mit den Gläsern zu
übergeben. Vom Benediktiner-Senf liegen darin zwei Sorten, pikant-würzig und süß.
Außerdem kann Franziskus auch einen Ostersenf aus Altenburg kosten, in einer süß-scharfen
Geschmacksrichtung.
Ramelow bat Jungbeck außerdem um ein kleines Schreiben an den Papst, das dem Geschenk
beigelegt werden solle. Es freue uns sehr, dass wir dem Heiligen Vater eine Kostprobe
übergeben dürfen, schreibt Jungbeck, der Franziskus außerdem viel Gesundheit und hilfreiche
Gebete für den Frieden auf der Welt wünscht. Sollte ihm der Senf geschmeckt haben, so
würde es ihn freuen, wenn Franziskus ihm dies mitteilen könnte. So könnte es womöglich
sein, dass der Senffabrikant noch Post aus dem Vatikan bekommt. „Das wäre toll“, sagte
Jungbeck der OVZ.
Wichtiger ist dem Unternehmer allerdings die Geste des Ministerpräsidenten. Noch nie haben
seine Vorgänger bei ihren vielen Auslandsreisen ein Produkt aus dem Altenburger Land im
Gepäck gehabt, ärgert sich Jungbeck. Dass sich dies nun erstmals ändert, bezeichnet er
deswegen als sensationell. Er wertet dies auch als einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass für
die Politiker in Erfurt Thüringen vielleicht doch nicht hinter Jena aufhört. Denn diesen
Eindruck habe Jungbeck in den vielen Jahren hin und wieder gewonnen, seit er sich in
Altenburg engagiert.
So bekommen sieben Senfgläser ungeahnte Symbolkraft. Und mit der Idee, den Papst mit der
köstlichen Würzpaste zu erfreuen, könnten Ramelow und Jungbeck einen Volltreffer landen.
Papa Francesco mag es gern herzhaft.