Borderscape as an Interdisciplinary Concept Call for Paper Symposium 8/9 April 2016, Luxembourg Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des fakultären Schwerpunktbereichs „MIS – Mehrsprachigkeit und Interkulturelle Studien“ (www.mis.lu) der Universität Luxemburg untersuchen soziokulturelle Praktiken und Diskurse als Kreuzungspunkte von Sprachen und Kulturen. Dabei zentral sind Verschiebungen in Zeit und Raum sowie Prozesse der Grenzziehung und Markierung. Sie sind Gegenstand des MIS-Symposiums am 8. und 9. April 2016, das den Begriff borderscape für die interdisziplinäre Forschung stärker profilieren will. Grenzen sind nicht von Natur aus gegeben, sondern sie werden definiert, sozial produziert und müssen in Stand gehalten, verteidigt werden. Etwas präziser könnte man sagen, dass Grenzen das Ergebnis von und zugleich der Anlass zu Differenzierungen sind, daher nur prozessual gedacht werden können (‚bordering‘) und die Identität des jeweils Begrenzten zugleich in seinem Sein und in seinem Werden konstituieren. Grenzen implizieren die Regeln, in deren Rahmen oder gegen die sie überschritten werden können – Regeln, die ihrerseits fortlaufender Veränderung unterworfen sind. Oftmals dehnen sie sich aus zu Grenzräumen, die dann als Übergangs- und Kontaktzonen thematisiert werden. Diese Beschreibung gilt nicht nur für territoriale oder politische Grenzen, sondern gleichermaßen für kulturelle, soziale, wirtschaftliche, rechtliche oder sprachliche Grenzen und für die Grenzen von Texten und anderen Artefakten. Um zu betonen, dass Grenzen über ein Ensemble von Regeln, Semantiken und anderen Konstruktionen hergestellt werden – dass sie dieses Ensemble in seinem Werden gewissermaßen sind – ist in jüngster Zeit der Begriff borderscape geprägt worden. Er bezeichnet dieses Ensemble in Analogie zum Begriff landscape: Während landscape das Land kulturell rahmt, fasst borderscape die Grenze in ihrer kulturellen Gemachtheit, Dynamik und Veränderbarkeit. Die human- und sozialwissenschaftliche Forschung nutzt den Begriff weitgehend, um geopolitische Zusammenhänge zu beschreiben, auch wenn borderscape gerade geprägt wurde, um die nach wie vor dominanten Vorstellungen von Territorialität zu hinterfragen. Aufgezeigt werden dann z. B. die Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichsten (affirmativen wie subversiven) Regulierungsformen der Grenze und sozialen oder kulturellen Formationen, diskursiven Verfahren und individuellen Identitätspolitiken. In dem Begriff sind allerdings noch breitere Anwendungen angelegt, bezieht er sich doch eben nicht auf die Grenze ‚als solche‘, sondern in abstrakter und weiter greifenden Weise auf ihre Konstitutionsbedingungen. Damit kann er disziplinenübergreifend überall dort eingesetzt werden, wo Bereiche differenziert werden. Er betrifft nicht nur politisch abgesteckte Territorien und machtvolle Einflussbereiche, sondern auch Grenzen des Erlaubten, des kulturell und sozial Gebotenen, des künstlerisch Vertretbaren, Grenzen von Kunstwerken, Gebäuden, Konzepten oder Grenzen von Individuen und Grammatiken. Diese Abstraktheit von borderscape und des Prozesses von borderscaping legt es nahe, den Begriff für die unterschiedlichen genannten Bezugsbereiche sowie darüber hinaus fruchtbar zu machen. Ziel des Symposiums ist es, sein Potential für die theoretisch-konzeptionelle Diskussion und für die empirische Untersuchung von Phänomenen der Grenze auszuloten. Die Vorträge sollen dementsprechend auf konzeptionelle Überlegungen rund um borderscapes eingehen und an konkreten Fällen zeigen, wie die Konstitution von Grenzen in unterschiedlichen Bereichen untersucht und beschrieben werden kann. Das Symposium richtet sich an Kolleginnen und Kollegen aller Human- und Sozialwissenschaften, die sich für die Funktionsweise von Grenzen in sozialen, kulturellen, geographischen, künstlerischen, literarischen und psychischen Zusammenhängen interessieren. Vorschläge für Vorträge werden erbeten bis zum 30.11.2015 an [email protected]. Vortragsvorschläge: Titel des Vortrags Name, institutionelle Anbindung, Postadresse, E-Mail Abstract (max. 1000 Zeichen inkl. Leerzeichen) Ggf. Bibliographie Biographische Notiz (max. 350 Zeichen inkl. Leerzeichen) Die Vortragsvorschläge können in deutscher, französischer oder englischer Sprache eingereicht werden. Das Symposium wird verdolmetscht (DE > EN, FR > EN). Es besteht die Möglichkeit der Erstattung von Reise- und Übernachtungskosten. Kontakt: [email protected] Konzeption und Organisation Dr. Till Dembeck, Prof. Dr. Sonja Kmec, Prof. Dr. Birte Nienaber, Agnès Prüm, Prof. Dr. Nathalie Roelens, Dr. Christian Wille Symposium des Schwerpunktbereichs MIS – Mehrsprachigkeit und Interkulturelle Studien (Universität Luxemburg) in Zusammenarbeit mit dem UniGR-Center for Border Studies (UniGR-CBS). 2
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