Das Chaos regiert - Deekeling Arndt Advisors

BAYER
Rochade in Leverkusen
Herbert Heitmann verlässt Bayer. Ob er zu
Siemens geht, war bei Redaktionsschluss
ADLERAUGE
unklar. Seine Nachfolge tritt mit Michael
Schon zu Beginn des neuen Jahres hieß es
Stühlerücken in Leverkusen. Im Zuge der
Neuaufstellung bei Bayer krempelte auch
PR-Chef Herbert Heitmann die Kommunikation des Dax-Konzerns kräftig um. Nun
räumt der 53-Jährige Ende April selbst
seinen Schreibtisch. Sein Nachfolger steht
bereits fest. Michael Preuss, seit 2008
Leiter Unternehmenspolitik und Presse,
trägt ab Mai den Titel Executive Vice
Politik- und PressePresident Global Brand, Communications
chef Michael Preuss.
and Governmental Relations. „Ich freue
mich sehr über das Vertrauen, dass mir der
Vorstand damit ausgesprochen hat“, kommentierte Preuss seine
Beförderung. „Nun stehe ich vor einer spannenden, aber auch
herausfordernden Aufgabe.“
Der 42-Jährige kennt das Unternehmen bestens. Nach dem
Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Medienwissenschaft und anschließender Promotion im Fach Literaturwissenschaften stieß Preuss 1998 als Pressereferent für die Region
Nordamerika zu Bayer. Vier Jahre später
wurde er Abteilungsleiter Presse und PR
der Sparte Bayer MaterialScience, die
inzwischen unter dem Namen Covestro als
eigenständiges Unternehmen an der Börse
gelistet ist. 2005 zog es Preuss in gleicher
Funktion zum Industriekonzern Bosch.
Drei Jahre später kam er zurück nach
Leverkusen. Wirklich überraschend ist die
Rochade nicht. Es ist zwar kein Naturgesetz, aber geht der CEO, packt häufig
Geht Ende April:
auch der Kommunikationschef seine
Herbert Heitmann.
Koffer. Bei Bayer löst Vorstandsmitglied
Werner Baumann im Mai Marijn Dekkers
an der Konzernspitze ab. Preuss wird an Baumann berichten. Unbestätigt war bei Redaktionsschluss noch, ob Heitmann zu Siemens
geht. Der promovierte Chemietechniker solle die Nachfolge von
Stephan Heimbach antreten, hieß es. Seitdem der das Unternehmen Anfang März verlassen hat, spricht CEO Joe Kaeser „für sich
selbst“, wie einige Wirtschaftszeitungen spotteten. Weder Heitmann
noch Siemens wollten sich auf Anfrage des prmagazins zu den
Gerüchten äußern.
dl
Foto: Bayer AG
Foto: Bayer AG
Preuss ein Bayer-Eigengewächs an.
Das Chaos regiert
Der Bericht aus Berlin
von Volker Heck
Nach den erdrutschartigen Veränderungen, die die
drei Landtagswahlen im März hervorgebracht haben,
muss die Große Koalition schnellstmöglich zurück zur
Tagesarbeit. Wie schwer das wird, lassen die hartnäckigen Attacken der CSU zur Flüchtlingspolitik, die
strafbewehrend nun Gesetzesvorhaben wie die
Erbschaftssteuerreform oder Änderungen zu
Leiharbeitsregelungen blockiert, nur erahnen.
Zu den „Schlachtfeldern“ der kommenden Wochen
gehört auch die Energiewende, die man vor wenigen
Jahren noch parteienübergreifend vorantreiben wollte
und die nun immer stärker im Morast stecken bleibt.
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien schreitet
ebenso ungebremst voran, wie deren Subventionsvolumen steigt. Zum Stillstand kommt dagegen der
Netzausbau, mit dem der grüne Strom aus dem
Norden in den Süden der Republik transportiert
werden soll. International zugesagte CO2-Minderungen
stehen nur noch auf dem Papier.
Bei der künftigen Netzregulierung, deren Entwürfe
nun vorliegen, will der Staat die Energieversorger
teilweise für die erlittenen Verluste auf der konventionellen Kraftwerksseite schadlos stellen. Proteste der
Unternehmen und Gewerkschaften sind dennoch
absehbar, denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis der
erste Energieversorger angesichts der massiven
Verluste in der Stromerzeugung „in die Grätsche“ geht.
Der Staat wird über Jahre als Sanierer für eine Branche
gefordert sein, für die es angesichts der hohen Umstellungskosten und nicht aufeinander abgestimmten
Gesamtziele immer weniger unternehmerische
Lösungen geben kann. Die große Energiezukunft mag
grün und digital sein, die Gegenwart ist eher grau,
analog und planwirtschaftlich.
Volker Heck ist Managing Partner bei Deekeling Arndt
Advisors. Davor war er Kommunikationschef von RWE.
04/2016 prmagazin
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