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11.04.2016
PRESSEMITTEILUNG
500 Jahre Reinheitsgebot:
Wissenschaftler wollen Hopfeninhaltsstoffe gegen Krebs
einsetzen
Themen-Serie der Universität Hohenheim zu 500 Jahre Reinheitsgebot Teil 5/5: Forscher
suchen nach Wegen, die Aufnahmerate der Pflanzenstoffe zu erhöhen
PRESSEFOTOS unter www.uni-hohenheim.de
Für einige Inhaltsstoffe des Hopfens haben Wissenschaftler eine krebshemmende Wirkung
nachgewiesen. Das Problem: Der menschliche Körper nimmt diese Stoffe nur in geringem
Maße auf. Basierend auf den Arbeiten zweier Tübinger Krebsforscher, die unter
Laborbedingungen die Pflanzenstoffe untersucht haben, wollen nun
Ernährungswissenschaftler der Universität Hohenheim die Bioverfügbarkeit dieser
Substanzen untersuchen und verbessern. Prof. Dr. Jan Frank greift dafür zu einem Trick –
nach ganz natürlichem Vorbild.
Hopfen ist einer der Grundbestandteile des Bieres – er sorgt für den leicht bitteren Geschmack
und verbessert die Haltbarkeit des Getränkes. Auch als Heilpflanze wird Hopfen wegen seiner
beruhigenden und schlaffördernden Wirkung seit Jahrhunderten geschätzt.
Doch in den letzten Jahren haben Wissenschaftler herausgefunden, dass bestimmte
Hopfeninhaltsstoffe noch mehr können: „Hopfen enthält viele sekundäre Pflanzenstoffe, die für
die Pflanze selbst eher ein Nebenprodukt darstellen. Einige dieser Sekundärstoffe können sich
potenziell positiv auf die Gesundheit auswirken“, erklärt Prof. Dr. Jan Frank,
Ernährungswissenschaftler an der Universität Hohenheim.
Hopfeninha
Um diese na
Forscher mit Kollegen von der Universitätsklinik Tübingen. Die Mediziner Dr. Christian Busch und
Dr. Dr. Sascha Venturelli konnten in Laboruntersuchungen nachweisen, dass spezifische
Prenylflavonoide in der Lage sind, das Immunsystem zu stimulieren und so dazu beitragen
Krebszellen abzutöten.
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„Damit könnten diese Stoffe möglicherweise eines Tages in der Krebsprävention und ?therapie
zum Einsatz kommen“, schätzt Dr. Dr. Venturelli.
Problem: K
Doch die Wirkung, die die beiden Krebsforscher in vitro – also unter Laborbedingungen –
entdeckt haben, zeigt sich nicht automatisch auch in einem Organismus. Und da gibt es noch ein
Problem: Der menschliche Körper nimmt diese Substanzen nur in geringem Maße auf. Hier
beginnt die Arbeit von Prof. Dr. Frank und seinem Team.
"Wir untersuchen derzeit die Bioverfügbarkeit dieser Stoffe, also die Transportwege in den Körper
hinein“, erläutert er. „Hierdurch finden wir heraus, wieviel von diesen Prenylflavonoiden
natürlicherweise bei Gesunden über den Darm aufgenommen wird. In einem zweiten Schritt
wollen wir untersuchen, wie wir deren Aufnahmerate erhöhen können, damit sie ihre volle
Wirkung auf die Gesundheit entfalten können.“
Verpacken
Bei seinen Untersuchungen greift Prof. Dr. Frank auf Erkenntnisse seiner umfassenden
Forschungen zu Curcumin zurück. Dieser Stoff, der für die Gelbfärbung des Kurkuma (Gelbwurz)
verantwortlich ist, soll ebenfalls unter anderem Krebserkrankungen hemmen. Mit den
Prenylflavonoiden hat er außerdem gemein, dass er im Körper nur in sehr geringem Maße
aufgenommen wird – weshalb er den Wissenschaftlern als Modellsubstanz dient.
Um die Aufnahme solcher fettlöslicher Substanzen zu erhöhen, greifen die Forscher zu einem
Trick: Sie verpacken sie in sogenannte Mizellen und erhöhen auf diese Weise ihre Löslichkeit.
„Mizellen dienen natürlicherweise als Transportvehikel für die Aufnahme fettlöslicher Nährstoffe
im Darm“, erklärt Prof. Dr. Frank. „Dafür schüttet der Körper Gallensäuren als Emulgatoren aus,
die die Substanzen umschließen und in den Organismus einschleusen.“ Derartige Mizellen
lassen sich auch künstlich nachbauen.
Bei den Hopfeninhaltsstoffen untersuchen die Wissenschaftler im Augenblick die isolierten
spezifischen Reinsubstanzen. Doch im nächsten Schritt wollen sie die für Curcumin erfolgreiche
Strategie des Verpackens in Mizellen auch für die Prenylflavonoide erproben.
Funktionell
Nicht zuletzt sollen die Erkenntnisse auch dazu dienen, die optimale Verabreichungsform zu
ermitteln – etwa als Hopfenextrakt oder Reinsubstanz, als alkoholfreies, angereichertes Bier oder
in Kapselform. Zudem sind derartige Humanstudien nicht nur für eine Medikamentenzulassung
nötig, sondern auch für gesundheitsbezogene Aussagen von funktionellen Lebensmitteln.
Ein derartiges, mit einem anderen Hopfeninhaltsstoff angereichertes Lebensmittel gibt es bereits
auf dem Markt, basierend auf den gesundheitsfördernden Eigenschaften der Substanz
Xanthohumol. Ein Wellnessgetränk aus speziellem, alkoholfreiem Bier mit erhöhtem
Xanthohumol-Gehalt und Fruchtsäften ist in einigen süddeutschen Lebensmittelläden erhältlich.
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Vor einem Trugschluss warnt Prof. Dr. Frank jedoch ausdrücklich: Täglich ein Bier könne trotz der
enthaltenen Pflanzenstoffe nicht automatisch vor Krebs schützen. „Die Gefahren durch
chronischen Alkoholkonsum übersteigen deutlich die potenziellen Wirkungen der einzelnen
untersuchten Hopfeninhaltsstoffe.“ Bevor diese tatsächlich gegen Krebs zum Einsatz kommen
können, seien bei dem derzeitigen Stand der Forschung noch umfassende Studien nötig, betont
der Experte.
Hintergrun
Das Vorhab
hops products“ startete am 1. Januar 2014. Es wurde durch die Wissenschaftsförderung der
Deutschen Brauwirtschaft e.V. (Wifö) mit 144.900 Euro finanziert. Projektpartner von Prof. Dr. Jan
Frank an der Universität Hohenheim sind Dr. Christian Busch und Dr. Dr. Sascha Venturelli
(Universitätsklinikum Tübingen). Darüber hinaus wurde das übergeordnete Gesamtprojekt sowohl
durch die medizinische Fakultät der Universität Tübingen (Angewandte Klinische Forschung,
AKF) als auch durch die Exzellenzinitiative der Eberhard Karls Universität Tübingen (Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG), ZUK 63) unterstützt.
Hintergrund
Zum 500. Jahrestag des deutschen Reinheitsgebots am 23. April 2016 präsentiert die Universität
Hohenheim eine Serie rund ums Thema Bier.
Bereits ers
• 500 Jahre Reinheitsgebot: Die Kelten kannten es nicht – und brauten trotzdem
hochwertig
• 500 Jahre Reinheitsgebot: Forscher bemängelt eingeschränkte Bier-Vielfalt
• 500 Jahre Reinheitsgebot: Forschungsprojekt will Hopfenzucht modernisieren
• 500 Jahre Reinheitsgebot: Neuer Schwung für Bier, Brot & Co. aus Einkorn, Emmer &
Dinkel
Expertenlis
Weitere Experten zum Thema Bier und Reinheitsgebot siehe Expertenliste „500 Jahre deutsches
Reinheitsgebot (23. April 1516)“
Text: Elsner / Klebs
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Jan Frank, Universität Hohenheim, Fachgebiet Biofunktionalität und Sicherheit der Lebensmittel, T: 0711 459
24459, [email protected]
Dr. Dr. Sascha Venturelli, Universita?tsklinikum Tu?bingen, Medizinische Klinik I, T: 07071 29 83979, E:
[email protected]
Dr.
med.
Christian
Busch,
Universitäts-Hautklinik
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Tübingen,
T:
07071
29
84555,
E:
[email protected]
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