49. RHINE SCOPE COSIMA VON BONIN | KLAUS VOM BRUCH | HENNING FEHR & PHILIPP RÜHR | MANUEL GRAF | JUDITH HOPF | JÜRGEN KLAUKE | NAM JUNE PAIK |ULRIKE ROSENBACH | CORINNA SCHNITT | DIANA THATER | VIDEOREBELLEN | WEISSER WESTEN Anlässlich der 50. ART COLOGNE richtet die Sonderschau RHINE SCOPE des Kurators Philipp Fürnkäs den Blick auf das Bewegtbild in der Kunst seit Beginn des Kölner Kunstmarktes. Mit dem verstärkten Aufkommen des künstlerischen Mediums Bewegtbild in den 1960er Jahren in den USA und in Deutschland lassen sich entlang des technischen Fortschritts audiovisueller Medien ganz unterschiedliche künstlerische Tendenzen beobachten. Die Ausstellung RHINE SCOPE möchte mit ihrer exemplarischen Auswahl von 12 Arbeiten der besonderen Rolle des Rheinlands im Kontext der internationalen Entwicklung des Mediums gerecht werden. In der von Meyer Voggenreiter entworfenen Ausstellungsarchitektur wird diese Genese für die Besucher als Annäherung an das künstlerische Medium Bewegtbild in einem konzentrierten Erfahrungsraum erlebbar. Den Beginn der 1970er Jahre markieren erste frühe Videoarbeiten von Ulrike Rosenbach. Ähnlich wie Arbeiten US-amerikanischer Künstler dieser Zeit entstehen sie aus der Aufzeichnung von Performances heraus und sind noch stark verknüpft mit der Agenda der Body Art. Angesichts des in den 1970er Jahren zunehmend dominierenden Primärmediums Fernsehen spielt auch die künstlerische und kritische Auseinandersetzung mit dessen Möglichkeiten und Formaten eine wichtige Rolle in dieser Zeit. Global Groove (1973) von NAM JUNE PAIK entwirft – noch deutlich vom Fluxus der 1960er Jahre beeinflusst – eine Zukunftsvision vom Fernsehen. Westprotest (1981) von VIDEOREBELLEN lotet dagegen in eigener Sache das diskursive Potential des künstlerischen Mediums Video im Fernsehen aus. In den 1980er Jahren kann sich das Bewegtbild trotz seines ephemeren Charakters und einem vorwiegend strittigen Status in der Kunstwelt zunehmend – wenn auch langsam – als eigenständige künstlerische Form etablieren. Während bei KLAUS VOM BRUCH in Relativ Romantisch (1000 Küsse) (1983) künstlerisch der romantische Spielfilm kritisch rekontextualisiert wird, untersucht JÜRGEN KLAUKE mit seiner Arbeit Zweitgeist – ein Dialog I (1986) performativ die Auswirkungen laufender Fernsehkameras bei seiner öffentlichen Aufführung auf der Domplatte in Köln. Bewegtbildarbeiten der 1990er Jahre verdeutlichen angesichts des Siegeszugs von Video als populärem Unterhaltungsmedium in den 1980er Jahren insbesondere die Suche nach individuellen künstlerischen Ansätzen. Im Mittelpunkt stehen dabei eigene Ausdrucks- und Präsentationsformen, die sich von den gängigen Medienformaten unterscheiden. COSIMA VON BONINS Die fröhliche Wallfahrt (1991) fungiert dabei gleichzeitig als ironische Persiflage auf den Heimatfilm sowie als absurdes Rollenspiel innerhalb einer Künstlerclique. DIANA THATERS From China to Shilo Pt. 1 (1995) dagegen steht für die künstlerische Wahl einer spezifischen Form von Installation, die zum essentiellen Bestandteil der inhaltlichen und formalen Komposition wird. Der anhaltende und sich zunehmend beschleunigende Medienwandel der beiden letzten Dekaden und vor allem die global vernetzte Digitalisierung spiegeln sich vielfach in künstlerischen Positionen der Gegenwart wieder. Das Bewegtbild ist inzwischen zweifelllos ein fester Bestandteil des medialen Spektrums zeitgenössischer Kunst geworden, wobei auch die digitale Bildschöpfung im letzten Jahrzehnt vermehrt an Bedeutung gewonnen hat. MANUEL GRAFS 1000 Jahre sind ein Tag (2005) steht in der Ausstellung als ein frühes Beispiel für die Verknüpfung von realen und digitalen Bildern in 3D-Modellier-Software. Einstein (2014) von WEISSER WESTEN zeigt, welches Potential zwischenzeitlich digitale Programme auch für die künstlerische Ausgestaltung von Bewegtbildarbeiten entwickelt haben. Als ein exemplarisches Kunsterlebnis unserer Zeit vermittelt sich in Aphex Drone (2015) der individuelle Blick von HENNING FEHR & PHILIPP RÜHR auf die zur Montreal Biennale im Jahr 2014 ausgestellten Werke. Bei aller Dominanz der digitalen Formen in der Gegenwart ist allerdings auch zu bemerken, dass klassische künstlerischen Filmmedien wie 16 mm und seltener auch noch 35 mm parallel weiterexistieren und von Künstlern nach wie vor eingesetzt werden. Das schlafende Mädchen (2001) von CORINNA SCHNITT ist so ursprünglich als ein 16 mm Film entstanden, der aus einer einzigen für die Künstlerin charakteristisch langen Kamerafahrt besteht. In Some end of things: the conception of youth (2011) macht sich wiederum JUDITH HOPF die ästhetischen Qualitäten des historischen Amateurmediums Super 8 mit seiner besonderen Körnigkeit und Farbigkeit sowie der Möglichkeit der Nachvertonung bewusst als künstlerisches Gestaltungsmittel zu Nutze. Angesichts der zwangsläufigen Vergänglichkeit sowohl der analogen und digitalen Technologien als auch der jeweils verwendeten Speichermedien kommt Sammlungen und Archiven des künstlerischen Bewegtbildes weltweit eine besondere Rolle beim Erhalt des künstlerischen Erbes zu. Die fortwährende Pflege analoger Bestände ist dabei genauso entscheidend wie die regelmäßige Überprüfung der Strategien zur Digitalisierung und Datensicherung. Trotz vieler technisch anmutender Aspekte im Kontext des Bewegtbildes in der Kunst möchte die Ausstellung RHINE SCOPE die Besucher der Jubiläumsmesse dazu einladen sich von der einzigartigen künstlerischen Qualität des Mediums zu überzeugen. RHINE SCOPE versteht sich als ein Plädoyer für eine internationale Kunstform, die seit ihren Anfängen maßgeblich im Rheinland geprägt wurde. Sicher spielt dabei, historisch gesehen, die einzigartige Dichte des Gefüges zwischen Künstlern, Galeristen, Sammlern, Institutionen, Unterstützern und dem Publikum vor Ort keine ganz unbedeutende Rolle. Möge diese regionale Besonderheit auch in Zukunft der weiteren internationalen Entwicklung des Bewegtbildes in der Kunst förderlich sein. Besonderer Dank gilt allen Künstlern, Leihgebern und Unterstützern, insbesondere: FRIEDEMANN BANZ | COSIMA VON BONIN | GIULIA BOWINKEL | KLAUS VOM BRUCH | ELECTRONIC ARTS INTERMIX (EAI), NEW YORK | HENNING FEHR & PHILIPP RÜHR | ANGELA FETTE | JOHN GODFREY | MANUEL GRAF | JUDITH HOPF | JÜRGEN KLAUKE | VIDEOARCHIV, LUDWIG FORUM AACHEN | SAMMLUNG INGRID OPPENHEIM / KUNSTMUSEUM BONN | GALERIE MAX MAYER, DÜSSELDORF | RUNE MIELDS | MARCEL ODENBACH | NAM JUNE PAIK ESTATE | CONNY PLANK | PHILIPP VON ROSEN GALERIE, KÖLN | ULRIKE ROSENBACH | SAMMLUNG GABY & WILHELM SCHÜRMANN, HERZOGENRATH | DEBORAH SCHAMONI GALERIE, MÜNCHEN | CORINNA SCHNITT | PHILLIP SCHULZE | ARNO STEFFEN | STIFTUNG IMAI, DÜSSELDORF | JULIA STOSCHEK FOUNDATION E.V., DÜSSELDORF | DIANA THATER Weisser Westen Corinna Schnitt Cosima von Bonin Diana Thater Judith Hopf Jürgen Klauke Klaus vom Bruch Videorebellen Manuel Graf Ulrike Rosenbach Nam June Paik Philipp Rühr Henning Fehr
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