Ernährung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Dr. med. Carl Oneta Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie, spez. Hepatologie Schaffhauserstrasse 7 8400 Winterthur www.oneta.ch Gliederung des Vortrages • Ernährung als Ursache für CED • Ernährungsprobleme im Zusammenhang mit CED • Empfehlungen zur Diagnostik, Verhinderung und Therapie von Mangelernährung Heutige Vorstellung der Entstehung von CED Mukosa-Barriere für Bakterien Infekte Flugreisen Genetische Prädisposition Immunsystem Darmmikrobiom Ueberschiessende Aktivierung des Immunsystems Produktion von Entzündungsmediatoren (TNFa, .....) Zerstörung der Darmepithelzellen CED (MC oder CU) Ernährungsunterschiede bei CED-Patienten (?) Unterschiede in der Ernährung der CED-Patienten im Vgl. zur Normalbevölkerung • Vermehrter Konsum von • raffinierten Zuckern • gesättigten Fettsäuren • Verminderter Konsum von • Ballaststoffen • Omega3-Fettsäuren Widersprüchliche Daten / Methodische Probleme Wissenschaftliche Evidenz für „Ernährung als Ursache für CED“ (belegende Studien) Fazit zu „Ernährung als Ursache für CED“ „Ernährung ist nicht ursächlich an CED beteiligt und somit ohne heilende Wirkung !“ „Es gibt keine spezifische CED-Diät !“ “Sie dürfen alles essen, was Ihnen schmeckt !“ Aber... Alltagserfahrungen zu „Ernährung und CED“ „Ernährung ist äusserst wichtig“, da 1. sekundär gestört und zu Mangelerscheinungen und Folgekrankheiten führend 2. zu Symptomlinderung und Wohlbefinden beitragend 3. ev. Vorhandensein von individuellen NM-Unverträglichkeiten, anderen Krankheiten (z.B. Zöliakie, Laktoseintoleranz, RDS) Entstehung von Mangelernährung bei CED Nahrungsaufnahme Medikamente „Unwohlsein“, Stress, Angst ZNS Individuelle NMUnverträglichkeiten Immunsystem Entzündung (akuter Schub) Mangelernährung Nervensystem Darm Nahrungsverwertung Resorptionsstörungen Blutverlust Arten von Mangelzuständen Art der Malnutrition Häufigkeit bei CED im akuten Schub Häufigkeit bei CED in Remission Untergewicht 30 – 50 % 20 – 30 % Eiweissmangel 30 – 40 % 05 – 15 % Anämie (Blutarmut) 40 – 50 % 10 – 20 % Eisenmangel 40 – 50 % 30 – 40 % Vitamin-B12-Mangel 10 – 20 % 10 – 20 % Folsäuremangel 05 – 10 % 05 – 10 % Vitamin-D-Mangel 70 – 80 % 70 – 80 % Osteopenie/-porose 25 – 35 % 05 – 15 % Vitamin B6 40 – 50 % 25 – 35 % Zink-Mangel 05 – 10 % 01 – 05 % Folgen von häufigen Mangelzuständen • Untergewicht / Eiweissmangel: • erhöhte Komplikationsrate bei Hospitalisationen und nach Operationen (Wundheilungsstörungen, Dekubiti und Spitalinfektionen) • Eisenmangel m/o Anämie: • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, verminderte Leistungsfähigkeit • Vitamin B12-/Folsäuremangel: • Verminderte Leistungsfähigkeit, Blutarmut • Vitamin D3-Mangel: • Osteoporose (Knochenschwund): in bis zu 30% der Fälle, in 20% mit deutlich erhöhter Frakturrate • Vitamin B6-Mangel: • Wachstumstörungen, Muskelschwund, Müdigkeit, Leistungsschwäche, Mundwinkelragaden Diagnostik der Mangelzustände • Anamnese: • Erfassung der Beschwerdesymptomatik (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall u.a.m.) • Medikamente ? (z.B. Steroide-Gebrauch, Folsäure-Mangel unter MTX o Salazopyrin) • Gewichtskontrollen resp. -verlauf: • Bestimmung des “Body-mass-Index“ = BMI (normal = 19.5 bis 25.0 kg/m2) • relevante Gewichtsabnahme ? • Laborkontrollen: • Z.B. Eisen, Vitamin B12, Folsäure, Albumin, Vitamin D ... Ernährungsmedizinische Empfehlungen (1) bei CED in Remission • Es gibt keine spezifische, allgemein gültige CED-Diät ! • Es darf prinzipiell alles gegessen werden, was einem schmeckt! • Die Empfehlungen bei Remission entsprechen denjenigen einer ausgewogenen Ernährung unter Berücksichtigung der individuellen Intoleranzen: • • • • reich an Früchten, Gemüse und Fisch Genügende Calzium-/Vitamin D-Aufnahme Supplemente (Vitamine, Eisen, Calzium, Zink etc.) ev. Prä- / Probiotika (CU) Ernährungsmedizinische Empfehlungen (2) bei akutem Schub einer CED Empfehlungen zur Ernährung bei CED und akutem Schub Kalorienbedarf 25 – 35 kcal/kg KG/Tag Proteinbedarf 1.2 – 1.5 g/kg KG/Tag Häufige kleine Mahlzeiten 4 – 7/Tag mit Spätabendsnack Kalziumzufuhr ev. Vitamin D (und regelmässiges Muskeltraining) 1.5g/Tag Eher faserarme Kost, genügend Flüssigkeit Korrektur spezifischer Vitamin- und Spurenelementdefizite (Supplemente) Falls nötig, Ergänzungsnahrung (wenn immer möglich: oral oder enteral) Ernährungsmedizinische Empfehlungen (3) bei CED mit Komplikationen • Stenosen • Faserarm • ev. vorübergehende (präoperative) parenterale Ernährung • Stoma • Reduktion der Nahrungsfasern • Flüssigkeitssubstitution mit isotonen Getränken • Kurzdarm • Faserarme Kost, spezifische Ernährungsmassnahmen (sehr komplex) Zusammenfassung • „Es darf prinzipiell alles gegessen werden !“, aber... • Ernährung muss individuell angepasst werden, um • Mangelerscheinungen zu korrigieren resp. zu verhindern • verschiedenen Krankheitsphasen oder Komplikationen gerecht zu werden • ein optimales Wohlbefinden zu erreichen (individuelle Unverträglichkeiten) • Notwendigkeit regelmässiger Kontrollen und Aufklärung! Danke für die Aufmerksamkeit ! www.oneta.ch
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