Pädagogisches Zentrum für Hören und Sprache HSM 3053 Münchenbuchsee Einseitig hörbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche Allgemeines Hintergrundwissen APD Audiopädagogischer Dienst APD Klosterweg / Postfach 404 3053 Münchenbuchsee Telefon 031 868 90 50 [email protected] www.be.ch/hsm / www.audiopädagogik-bern.ch (Monaurales Hören) Einseitige Hörschädigung – Folgen und Konsequenzen Definition: der Hörverlust einseitig beträgt mind. 30dB und kann bis zur Taubheit gehen. Von den Betroffenen sind 60% Jungs / 40% Mädchen Untersuchungsresultate Einseitig hörbeeinträchtigte Kinder haben grössere schulische Probleme als gleichaltrige, hörende Müssen oft trotz guter Intelligenz eine Klasse wiederholen Haben Probleme im mündlichen Unterricht Werden von den Lehrkräften als sozial inkompetenter, instabiler, unselbständiger, frustrierter und ablenkbarer beschrieben Das Lernverhalten (Motivation, Ausdauer, Leistungsvermögen) wird unterdurchschnittlich beurteilt 80% der einseitig hörbeeinträchtigten Kinder haben ausgeprägte soziale und emotionale Probleme, sie werden missverstanden, ausgegrenzt und haben Probleme Kontakt zu knöpfen Folgende Faktoren verschärfen die Probleme Der Verlust des Gehörs vor dem Spracherwerb Geburtskomplikationen oder frühkindliche Erkrankung wie Mittelohrentzündungen, Meningitis Ein sehr hoher Hörverlust auf dem schlechteren Ohr Wenn der Hörverlust das rechte Ohr betrifft > das rechte Ohr von Neugeborenen reagiert differenzierter und schneller auf Sprache. Das rechte Ohr versorgt das Hörzentrum der linken Gehirnhälfte, wo Sprache bevorzugt dekodiert wird. Einseitig Hörbeeinträchtigte, allgemeines Hintergrundwissen APD März 2016 Verschärfende Faktoren Pädagogisches Zentrum für Hören und Sprechen HSM Probleme im Alltag Ungenügenden sprachlichen Input und ungenügende Höreindrücke führen zu sprachlicher Entwicklungsverzögerung Störlärm in der Klasse bei grossen Klassen, Werkstattunterricht, leises Sprechen der Lehrerin, schlechte Beleuchtung verhindern eine optimale Aufnahme des Stoffes Einseitig Hörbeeinträchtigte haben sich so an ihre Hörsituation angepasst, dass sie ihre Fehlleistungen nicht mehr wahrnehmen Sie müssen sich verstärkt konzentrieren, um Inhalte richtig zu verstehen Sie neigen zum Träumen und brauchen auch Zeit dafür Die Wahrnehmung vom eignen Körper im Raum ist bei diesen Kindern ungenügend Orientierungsverlust an Stangen und Reck Sie brauchen Beziehungen, sind auf viel Nähe angewiesen, weil sie dann ohne Störung von aussen gut verstehen können Sie sind verletzlich und reagieren auf Kritik empfindlich Richtungshören ist nur mit zwei funktionstüchtigen Ohren möglich > Gefahr auf der Strasse > Mannschaftssport ungeeignet Wer nur mit einem Ohr hört hat grosse Schwierigkeiten mit selektivem Hören: Alltagsprobleme Richtungshören Kopfschatteneffekt Die Lokalisation von Schallquellen wird durchgeführt, indem der Unterschied zwischen den Schallwellen, die an beide Ohren gelangen, ermittelt wird. Die Abbildung unten zeigt schematisch, dass Schall von einem Sprecher länger benötigt, um das dem Sprecher abgewandte Ohr des Zuhörers zu erreichen, als das ihm zugewandte Ohr. Außerdem muss der Schall um den Kopf des Zuhörers herum gelangen, um das weiter entfernte Ohr zu erreichen. Dadurch ist der Schalleindruck im abgewandten Ohr leiser als in dem Ohr, das sich näher am Sprecher befindet. Der Unterschied in Zeit und Pegel (d.h. Lautstärke) gibt dem Gehör Informationen über die Richtung, aus der der Schall kommt. Zusammen mit weiteren Faktoren werden diese Unterschiede vom Gehirn gedeutet und in eine bestimmte wahrgenommene Richtung übersetzt. Er spielt unter anderem eine Rolle beim Richtungshören und Herausfiltern von Nutzschall. Einseitig Hörbeeinträchtigte, allgemeines Hintergrundwissen APD März 2016 Seite 2 von 3 Pädagogisches Zentrum für Hören und Sprechen HSM Einseitiges Hören: Einseitigkeit „Einohrigkeit“ in verschiedenen Situationen Situation Einseitiges Hören mit einem HdO Beidseitiges Hören mit zwei HdO’s Ruhige Umgebung relativ gut sehr gut „Sprachteppich“ Situation im Klassenzimmer, mehrerer Geräusche gleichzeitig) sehr schlecht der Situation entsprechend optimal Starker Lärm, z.B. Bahnhofshalle sehr schlecht auch mit zwei Hörgeräten problematisch Tonnuancen eingeschränkt gut Räumlicher Eindruck, z.B. bei Musik schlecht gut Orten der Richtung eines Geräusches nicht möglich möglich Einseitig Hörbeeinträchtigte, allgemeines Hintergrundwissen APD März 2016 Seite 3 von 3
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