Abstract - Universität Düsseldorf: Geschichtswissenschaften

Dr. Andreas Kuczera
Regesta Imperii
Justus-Liebig Universität Gießen
Historisches Institut, Mittelalter
Otto-Behaghel-Str. 10, D-35394 Gießen, Haus C Raum 244a
Email: [email protected]
Tel.: 0641-9928145
Fax.: 0641-9919824
www.regesta-imperii.de
Präsentation: Netzwerke im europäischen Frühmittelalter – Auswertung der prosopographischen
und onomastischen Daten des Projekts „Nomen et Gens“ mit Hilfe von Graphdatenbanken
„Nomen et Gens“ ist eine interdisziplinär von Sprachwissenschaft und Geschichtswissenschaft
getragene Arbeitsgruppe mit dem Ziel, frühmittelalterliche Personennamen als Quellen der Sprachwie der Geschichtswissenschaft in einer Projektdatenbank zu sammeln, streng überlieferungsbasiert
für verschiedenste wissenschaftliche Fragestellungen verfügbar zu machen und auf Fragen der
Sprach-, Sozial- und Kulturgeschichte hin auszuwerten. Dem liegen zwei Annahmen zugrunde:
Germanische Personennamen bilden erstens einen sprachhistorisch zentralen Überlieferungsträger
der germanischen Sprachen aus der Zeit des Frühmittelalters, die sonst nur selten, ausschnitthaft
und in spezifischen Zusammenhängen verschriftlicht worden sind. Und zweitens sind
Personennamen sowohl Ausdruck sozialer Zugehörigkeiten verschiedenster Art (zu Familien,
Herrschaften, einem Stand, einer Ethnie usw.) als auch kulturhistorisch von Bedeutung (Identität,
Indivi-dualität, Praktiken der Namengebung usw.); sie sind in dieser Funktion bis heute aber noch
keineswegs systematisch als Quellen erschlossen.
Abbildung 1: Expertensuchmaske der Datenbank Nomen et Gens.
Abbildung 2: In welchen Urkunden und mit welchen Personen ist Hardoin gemeinsam genannt.
Die dem Projekt zu Grunde liegende relationale Datenbank ist gut geeignet, um Fragestellungen zu
beantworten, die auf listenförmige Ergebnisse abzielen: Der Nutzer kann sich beispielsweise
mühelos eine Liste aller Bischöfe des 7. Jahrhunderts anzeigen lassen, die einen germanischen
Personennamen trugen und in zeitnahen Quellen als „nobilis“ gekennzeichnet werden; ebenso
einfach ist es möglich, eine Liste aller Träger des Namens Chrodobert auszugeben, chronologisch
sortiert – sowie gruppiert nach sozialer Herkunft oder Ämtern der einzelnen Namensträger. Wenig
geeignet sind aber solche listenförmigen Ergebnismengen dort, wo Fragen nach Netzwerken oder
Gruppenzusammenhängen beantwortet werden sollen. In einem ersten Versuch wurden Teile der
Datenbank in die Graphdatenbank Neo4j konvertiert und exemplarische Abfragen durchgeführt.
In der Präsentation werden erste Ergebnisse der Konvertierung präsentiert und exemplarische
Abfragen diskutiert.