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Der Tag hat 24 Stunden! Das sind mindestens 1440 Gelegenheitgen für neue Ideen.
Das Schreiben zählt zu den großen Leistungen des menschlichen Geistes, in denen sich seine
Freiheit ausdrückt. Es läßt der Individualität Raum. Es ist eine Quelle der Freude, ein Weg,
auf dem es vieles zu entdecken gibt. Wer sein eigenes Leben schreibend verfolgt,
vertrauensvoll und gelassen, empfindet die Welt immer als einladend und rätselhaft, als
unermeßliche Sphäre, die lebendige Realität und Unberechenbarkeit des Traums
miteinander vereint. Durch das Hin- und-her-Wechseln zwischen Erlebnis und Gedanke
gelangt der Schreibende über Raum und Zeit hinaus. Ihm gehört das ganze unerforschte
Reich der menschlichen Vorstellungskraft.
William Stafford
>A Way of Writing<
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich mit dem Schreiben begonnen. Ich war und bin der
Meinung, dass ich etwas zu erzählen habe. Ich habe Lust zu erzählen und ich habe eine
Vergangenheit, die mich zum Erzählen anhält. Die Ausgangsbasis, die ich vorzuweisen habe,
ist nicht die, einer missglückten Kindheit oder die, des schnellen Geld verdienens. Ich habe
nicht als Hausmeister gearbeitet und auch in keiner Rockband gespielt. Ich benutze auch
nicht das Schreiben, um mich zu therapieren. Oft ließt man derartige Argumente in den
Vorworten von Büchern. All diese Unannehmlichkeiten in meiner Kindheit blieben mir also
erspart.
Ich habe mich für das Erzähl-Genre Roman entschieden, das einen kriminellen Ausgang zur
Folge hat. Und so war es auch in meinem bisherigen Leben, dass ich durchaus spannende
Situationen erlebte, die ausreichend Stoff für Kriminalromane boten.
Das von mir und durch mich Erlebte war schon mit neuen Gedanken mehrfach zugeschüttet
worden und trat an anderer Stelle häufig wieder in den Vordergrund. Es wollte neu erzählt,
neu formuliert werden! Die Perspektiven waren zahlreich. So stellte ich schnell fest, dass die
Vergangenheit mit der Gegenwart eine neue Sequenz einging und somit eine andere Realität
annahm.
Ich lebe und denke in einem Zeitalter, indem Spielregeln und Hintergründe einer neuen Welt
gelten, das Angebot einer neuen Ökonomie. Digitale Medien nehmen geistige Arbeit ab. Was
wir früher einfach mit dem Kopf gemacht haben, wird heute von Computern, Smartphones,
Organizern und Navigationsgeräten erledigt. Anbieter und Kunden, Schreiber und Leser sind
in einem Netzwerk verbunden. Das Angebot an Produkten und die Forderungen des Geistes
lassen mich erneut die Maske des Erzählers überziehen und den Unfrieden um mich herum
stumm ertragen.
Vangeli
Der Schlüssel zu dem komplexen Umgang mit sprachlichen Symbolen, den das Schreiben
gewiß darstellt, ist das Zusammenwirken beider Denkweisen. Kreative Leistungen bringen
Befriedigung, bereichern und stabilisieren unser Leben. Sie geben uns die Möglichkeit,
unsere Individualität zum Ausdruck zu bringen und plötzliche Einsichten in unsere
vielschichtige Existenz Gestalt zu verleihen.
Gabriele L. Rico