Von Sherlock Holmes bis Kurt Wallander: Fiktion und Wirklichkeit

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Seminar Strafrecht
Von Sherlock Holmes bis Kurt Wallander: Fiktion und Wirklichkeit
der Kriminalromane
5 ECTS-Punkte
Dr. h.c. Claudio Besozzi und Prof. Dr. Martino Mona
Blockseminar: Donnerstag, 19. und Freitag, 20. Mai 2016, 09:15 - 18:00
Uhr
Vorbesprechung: Montag, 22. Februar 2016, 18:15 Uhr
I.
Kriminalität stellt für die meisten von uns eine vermittelte, gesellschaftlich konstruierte
Wirklichkeit dar. Wir erfahren davon durch die Medien, durch Filme oder durch literarische Werke. Erheben die einen den Anspruch auf eine wirklichkeitsgenaue Abbildung
von Straftaten, gehören die anderen dem Bereich der Fiktion an, haben also einen offenen
Bezug zur Wirklichkeit. Beide prägen jedoch nachhaltig unsere Vorstellungen über Ausmass, Motive, Umstände oder Tätermerkmale von kriminellen Handlungen. Zu den Quellen unseres Wissens über Kriminalität und Strafverfolgung gehören auch und vor allem
Kriminalromane, eine literarische Gattung, die sich grosser Beliebtheit erfreut. Die Auflagen der Werke von Georges Simenon, Fred Vargas, Stieg Larsson, Henning Mankell,
John Grisham, um nur einige zu nennen, erreichen Millionenhöhe. Wurden früher solche
Werke als eine Art Literatur zweiter Klasse betrachtet, gerade gut genug, um die Langeweile zu vertreiben, erkennt man heutzutage, dass Krimis mehr darstellen als die mehr
oder weniger spannende Erzählung von meistens blutigen Straftaten und deren Aufklärung durch Kommissare bzw. Privatdetektive. Sie geben uns Zugang zu einer verborgenen Wirklichkeit, die über das hinausgeht, was unser von sozialen Konventionen und
Routinen geprägter Alltag ausmacht. Die modernen Kriminalromane übermitteln Bilder
der menschlichen Natur und der Gesellschaft, nehmen Stellung zu aktuellen Problemen
und zu den Institutionen, die unser Leben gestalten, lösen ein kritisches Nachdenken aus
über unsere Lebensweise und über die gesellschaftlichen Strukturen, denen wir unterworfen sind. In einem gewissen Sinne erscheinen die Kriminalromane als die Nachfolger der
sozialkritischen Werke des 19. Jahrhunderts (Dickens, Dostojewski, Zola, Hugo). Grund
genug, um sich damit näher zu befassen.
Im Rahmen dieses Seminars soll untersucht werden, inwiefern gute Kriminalromane ein
wirklichkeitsgetreues Bild devianten Verhaltens liefern und zu einem besseren Verständnis von Kriminalität und Strafverfolgung beitragen können. In einem erstem Teil werden
wir uns mit der Geschichte des Kriminalromans, mit den verschiedenen Varianten dieser
literarischen Gattung und mit den wichtigsten Klassikern des Genres (Conan Doyle,
Georges Simenon, Agatha Christie, Dashiell Hammett, Friedrich Glauser etc.) befassen.
Im zweiten Teil sollen ausgewählte, zeitgenössische Kriminalromane aus einer kriminologischen Perspektive analysiert werden und zwar unter Berücksichtigung folgender Dimensionen:
a) Motive und Umstände der geschilderten Straftaten
b) Eigenschaften und Hintergrund von Tätern und Opfern
c) Strategien der Strafverfolgung und der an der Strafverfolgung beteiligten Personen (Kommissare, Privatdetektive, Staatsanwälte)
d) Vorstellungen über die gesellschaftlichen Zusammenhänge, die den Hintergrund
der dargestellten Handlungen bilden
e) Kritische Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Problemen und zur Funktionsweise der Justiz
f) Bezug zu bestehenden kriminologischen Theorien
II.
Zugelassen sind Studierende der Rechtswissenschaft im Bachelor- und Masterstudium
sowie Minorstudierende, Studierende des Studiengangs „Master in Political, Legal, and
Economic Philosophy (PLEP) und Nachdiplomstudierende der SCIP. Die Teilnehmerzahl
ist beschränkt. Teilnahmebedingung ist die Bereitschaft eine Arbeit (ca. 10-20 Seiten) zu
verfassen, ein Referat (ca. 15 Minuten, anschliessend jeweils ca. 20 Minuten Diskussion)
zu halten und aktiv an der Blockveranstaltung mitzuwirken. Dies ergibt die Seminarleistung im Bachelorstudium (Art. 16 RSL RW) oder ein Wahlfach im Masterstudium (Art.
25 Abs. 3 RSL RW). Es ist auch möglich, im Rahmen des Seminars eine Masterarbeit zu
schreiben (Art. 23 Abs. 1 RSL RW). SCIP-Studierende können sich das Seminar als Vertiefungsseminar Kriminologie IV anrechnen lassen. In der Zeit zwischen der Vorbesprechung und dem Blockseminar werden Besprechungen mit den Dozenten zum Stand und
Fortgang der Arbeiten durchgeführt. Weitere Hinweise anlässlich der Vorbesprechung.
III.
Anmeldungen frühestens ab dem 22. Januar 2016 mit Name, Vorname, E-Mail, Matrikelnummer, Angabe des Seminars, Studienrichtung, Semesterzahl und angestrebtem
Leistungsausweis an [email protected]. Keine Motivationsschreiben oder dgl.
Die Plätze im Seminar werden im Wesentlichen nach Eingang der Anmeldungen vergeben. Die Anmeldungen sind verbindlich.