Sandra Fuchs 3400, Kapitel 4 WS 13/14 Ödipuskomplex Der Ödipuskomplex ist nach Freud das Ende der frühkindlichen Sexualentwicklung und beschreibt die Gesamtheit der ambivalenten (Liebes- und feindseligen) Wünsche, die das Kind während der phallischen bzw. ödipalen Phase seiner psychosexuellen Entwicklung seinen Eltern gegenüber empfindet. Unbewusst richten sich die sexuellen Wünsche des Kindes auf den Elternteil entgegengesetzten Geschlechts und parallel wird gegenüber dem gleichgeschlechtlichen Elternteil, den das Kind als Rivalen betrachtet, Eifersucht und Hass empfunden. Nach Freud tritt das ödipale Begehren zum ersten Mal im dritten bis fünften Lebensjahr auf, der von Freud sogenannten „phallischen“ oder „ödipalen“ Phase. Der kleine Knabe begehrt seine Mutter und erlebt den Vater als Rivalen, den es aus dem Weg zu räumen gilt, d. h. im Unbewussten des Jungen findet sich ein sexuelles Begehren gegenüber der eigenen Mutter und der unbewusste Wunsch, den Vater als Rivalen zu töten. Infolge des Begehrens nach der Mutter entwickelt der Junge Schuldgefühle dem Vater gegenüber sowie eine schleichende Angst vor Bestrafung durch den Vater. ⇒ Kastrationsangst: Das Kind hat Angst, für seinen Wunsch und sein Aufbegehren gegenüber dem Vater mit der Kastration bestraft zu werden. Außerdem drohe die Mutter dem Kind, dass sein Glied abgeschnitten werde, wenn es weiter damit spiele. An dieser Stelle ist der Junge in größter Not und sucht verzweifelt nach einer Lösung. Der Junge löst diesen Komplex (Konflikt) und die damit verbundene Kastrationsangst/drohung durch Identifikation mit dem Vater, d. h. den durch den Vater repräsentierten Normen & Werten. Durch diese Identifikation setzt die Entwicklung des ÜBER-ICH sowie eine Latenzzeit für die Entwicklung der Sexualfunktion ein, die erst in der Pubertät, in der genitalen Phase, wieder aufgenommen und abgeschlossen wird. Das Kind verzichtet auf den Inzestwunsch und hört auf, den Vater als Rivalen zu bekämpfen. Aus dem Feind wird ein Vorbild, das Kind versucht dem Vater nachzueifern und der reifere Wunsch, einer Frau wie die eigene Mutter zu besitzen, aber außerhalb der eigenen Familie. 1 Sandra Fuchs 3400, Kapitel 4 WS 13/14 Beim Ödipuskomplex durchwandert jeder Junge unbewusst eine Reihe von Zwischenphasen: 1. 2. 3. 4. Er entwickelt ein starkes Verlagen nach seiner Mutter Er bemerkt das enge Band zwischen seinen Eltern (sie schlafen miteinander). Er wird eifersüchtig auf seinen Vater und hasst ihn. Er ängstigt sich, dass sei Vater seine wahren Gefühle (sein Verlangen, seine Eifersucht, seinen Hass) entdecken könnte. 5. Er fürchtet die schlimmste Bestrafung für einen Jungen – Kastration! Elektrakomplex Das Mädchen wird sich in der ödipalen Phase des Geschlechtsunterschiedes bewusst. ⇒ Penisneid Unbewusst macht das Mädchen die Mutter für das „Fehlen“ des Penis verantwortlich. Dadurch richten sich die Interessen und Wünsche des Mädchens nun an den Vater, den das Mädchen besitzen möchte, und rivalisiert unbewusst mit der Mutter. Die auftretenden Konflikte löste das Mädchen durch Identifikation mit der Mutter, wobei die Identifikation lange nicht so ausgeprägt sei wie des Jungen mit dem Vater, so dass nach Freud die Frauen auch kein derart ausgeprägtes Über-Ich entwickeln wie Männer. Während die Kastrationsangst für den Jungen das Ende der ödipalen Phase markiert, bestimmt die imaginierte Kastration für das Mädchen (weil es diese als bereits vollzogen betrachtet, den Anfang der ödipalen Phase. 2
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