Dax 9831.13 +3.51% E-Stoxx 50 3073.80 +3.47% Dow Jones 17213.31 +1.28% S&P 500 2022.19 +1.64% Euro/Dollar 1.1156$ -0.19% Euro/Yen 127.00¥ +0.39% Brentöl 39.51$ +0.13% Gold 1250.70$ -1.69% Bund 10J. 0.271% -0.035PP US Staat 1.984% +0.052PP Schlusskurs Freitag G 02531 NR. 51 / PREIS 2,80 € MONTAG, 14. MÄRZ 2016 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 3 W Der Weckruf enn Wahlen die psychologische Verfasstheit einer Gesellschaft beschreiben, dann hat der Urnengang in BadenWürttemberg, RheinlandPfalz und Sachsen-Anhalt zumindest den Anfangsverdacht einer schweren Depression ermittelt. Wie selten zuvor in der deutschen Nachkriegsgeschichte haben die Bürger CDU und SPD das Vertrauen entzogen und beiden Volksparteien schwere Niederlagen zugefügt. Protestwähler sind die Gewinner der Wahlen – es ist ein Denkzettel für die etablierten Parteien. Die Wahlkampfmanager von CDU und SPD hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet, doch die Ergebnisse der Landtagswahlen übertrafen am Ende ihre Befürchtungen. Im konservativen Baden-Württemberg hat die CDU, die über mehrere Jahrzehnte die politischen Geschicke bestimmt hat, die Rolle als stärkste politische Kraft an die Grünen verloren. Noch heftiCDU ger ist der Absturz der SPD. In Vergleich zu 2011 Sachsen-Anhalt und BadenWürttemberg sind die SozialdeSachsenRheinlandmokraten zur MinderheitsparAnhalt Pfalz tei geschrumpft. Die Partei des kleinen Mannes erreicht nicht mehr ihre Anhänger. Kanzlerin Merkel wird deshalb -2,7 % -3,5 % nicht stürzen, und niemand wird BadenSPD-Chef Gabriel zum Rücktritt Württemberg drängen. Doch CDU und SPD müssen diese Wahlen als Weckruf begreifen. Als Warnsignal einer zutiefst verunsicherten und von der Politik enttäuschten Gesellschaft. Ein Weiter-so ist keine Option. -12,0 % Dabei geht es nicht nur um ein Umsteuern in der Flüchtlingskrise. Die Alternative für Deutschland hat auch deshalb zweistellige Ergebnisse an diesem Wahlsonntag erzielt, weil die Volksparteien bei den wichtigen Fragen dieser Zeit statt Orientierung nur Schweigen liefern. Längst spüren die Bürger, dass nicht nur die Integration von einer Million Flüchtlingen eine große Belastungsprobe wird. Hochrechnungen, 21:47 Mit Sorgen blicken viele Menschen auf die VerHandelsblatt Quelle: ARD änderungen durch die Digitalisierung der Arbeitswelt, den harten globalen Wettbewerb, die Angriffe auf die innere Sicherheit, die demografische Entwicklung und die Folgen einer Null- zinswelt für die eigenen Renten. Die neuen Herausforderungen haben in breiten Schichten der Bevölkerung eine gefährliche Zukunftsangst entstehen lassen, nicht nur am unteren Rand der Gesellschaft. Die Angst vor der Überforderung. Antworten auf diese komplexen Themen liefern CDU und SPD entweder gar nicht oder nicht überzeugend. Außenpolitische Krisen haben den Blick der Großen Koalition auf die eigentlichen Nöte der Bürger systematisch versperrt. In den ersten beiden Jahren war die Kanzlerin – fast ausschließlich – damit beschäftigt, die Staatspleite Griechenlands zu verhindern. Zu keinem anderen Thema hat Merkel mehr Regierungserklärungen abgegeben als zur Rettung Griechenlands, das weniger als zwei Prozent des europäischen Bruttosozialprodukts ausmacht. Seit mehr als einem halben Jahr investieren Merkel und Gabriel den größten Teil ihrer politischen Energie auf die Lösung der Flüchtlingskrise. Die Innenpolitik ist praktisch zum Stillstand gekommen. Über eine Agenda Fortschritt, mit der Deutschlands Zukunft gestaltet werden könnte, spricht niemand. Die Politik der Großen Koalition wirkt zunehmend defokussiert. SPD-Chef Gabriel hat recht, wenn er davor warnt, dass die Politik trotz S PD Vergleich zu der Flüchtlingskrise nicht die Belan2011 ge der Bundesbürger vergessen RheinlandSachsendarf. Doch es geht nicht um milliarPfalz Anhalt denschwere Ausgabenprogramme. Die Bürger erwarten, dass ihre The+0,6 % men in den Mittelpunkt der Politik gerückt und Lösungen diskutiert werden. Dafür sind Merkel und GaBadenbriel gewählt worden. Württembe rg Solange die Große Koalition die Prioritäten ihrer Politik nicht neu ausrichtet, verlieren CDU und SPD weiter an Zustimmung, der Aufstieg der Pro-10,4 % testpartei AfD ist damit vorgezeichnet. Die stabilen politischen Verhältnisse, die -11,0 % die Exportnation Deutschland über Jahrzehnte ausgezeichnet haben, könnten dann der Vergangenheit angehören. Politische Unsicherheit in einer zunehmend komplexeren Welt nicht entstehen zu lassen ist nicht nur Aufgabe der politischen Klasse. Auch die Verantwortlichen in der Wirtschaft dürfen sich angesprochen fühlen. Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT Die Landtagswahlen galten als Vertrauenstest. Die Bürger haben sich verunsichert von den Volksparteien abgewandt. Ein Weiter-so ist keine Option. Ein Kommentar von Sven Afhüppe Die Landtagswahlen Seiten 4 bis 7 ANZEIGE Die Angst vor dem Kontrollverlust Cebit: Fraunhofer-Gesellschaft stellt neue Sicherheitstechnologie vor. A. Höpner, I. Karabasz, C. Kerkmann München, Hannover T eile der deutschen Industrie tun sich immer noch schwer mit dem Thema Digitalisierung. Die größte Sorge: die Furcht vor einem Kontrollverlust der Daten, die Maschinen und Anlagen liefern und aus denen sich neue Geschäftsmodelle entwickeln lassen. Doch nun startet die Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit mehreren Firmen – darunter Allianz, Bayer, Thyssen-Krupp und Volkswagen – einen sicheren Datenraum für die Industrie. „Die Technologie für die Industrie 4.0, die wir gerade vorbereiten, bietet ein Maximum an Sicherheit“, sagte Fraunhofer-Präsident Reimund Neugebauer dem Handelsblatt. Mit Hilfe des „Industrial Data Space“ sollen Unternehmen zum Beispiel ihre Maschinen aus der Ferne steuern, Pharmadaten austauschen oder Frachtcontainer verfolgen können – ohne Angst vor Datenklau und Hackerangriffen haben zu müssen. Das Projekt wird zum Start der Cebit am heutigen Montag Forschungsministerin Johanna Wanka vorgestellt. „Wenn Produktionsanlagen nicht ver- netzt sind, wird ein Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit verlieren“, sagt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbandes Bitkom. „Das Risiko ist größer als durch Cyberangriffe.“ Auch Hagen Rickmann, Geschäftskunden-Chef der Telekom, sieht das Problem im mangelnden Vertrauen vieler Industriekunden: „Die Hürden zwischen dem täglichen Geschäft und der Digitalisierung fühlen sich hoch an“, sagt er. Interview Seiten 16, 17 Spezial Seiten 50 bis 61 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. ! !" "& ! ! #$ ! % #! %%% !
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