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Pressemitteilung
Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016: Welche Partei setzt sich für
Milchkühe ein?
Welttierschutzgesellschaft befragt Landesparteien zum Tierschutz für Milchkühe
Berlin, 8. März 2016 – Die Welttierschutzgesellschaft fordert im Rahmen ihrer KUH+DU Kampagne
gesetzliche Mindeststandards für die Haltung von Milchkühen in Deutschland und eine entsprechende Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Anlässlich der bevorstehenden
Landtagswahl in Baden-Württemberg am kommenden Sonntag wollte die Welttierschutzgesellschaft von den fünf großen Landesparteien wissen, wie sie zu dem Thema stehen. In BadenWürttemberg werden acht Prozent der bundesweit 4,3 Millionen Milchkühe gehalten. Von den
knapp 350.000 Milchkühen werden in dem süddeutschen Bundesland noch immer 37 Prozent teiloder ganzjährig im Stall angebunden. Weidezugang erhalten dort nur noch 28 Prozent der Kühe.
Die Welttierschutzgesellschaft kritisiert die fehlende gesetzliche Reglementierung in der Milchkuhhaltung. In der Konsequenz hat mehr als die Hälfte der 4,3 Millionen Milchkühe keinen Zugang mehr
zur Weide. Jährlich wird jede dritte Kuh geschlachtet, Hauptursachen sind Fruchtbarkeitsstörungen
und andere Erkrankungen.
Brauchen wir eine Haltungsverordnung für Milchkühe in Deutschland?
Während DIE LINKE, SPD und Bündnis 90/DIE GRÜNEN hier Handlungsbedarf sehen und sich für eine
Verordnung für Milchkühe aussprechen, ist die CDU grundsätzlich offen gegenüber der Erweiterung
der Tierschutznutztierhaltungsverordnung um Milchkühe, jedoch bedarf das noch einer vertiefenden
Prüfung.
Wie wird die Anbindehaltung bewertet?
Die SPD positioniert sich klar gegen die Anbindehaltung, hält diese Form der Haltung für nicht tiergerecht und nicht mehr tragbar und spricht sich für ein Verbot mit hinreichenden Übergangsfristen
und Härtefallregelungen aus. Ähnlich positionieren sich DIE GRÜNEN, die in einem sofortigen Verbot
der Anbindehaltung die Gefahr einer Verlagerung der Milch- und Fleischproduktion in andere Teile
Deutschlands sehen. Deshalb setzt die Partei auf eine enge Betreuung durch spezielle Beratungsangebote für Betriebe mit Anbindehaltung und den schrittweisen Umbau hin zu einer artgerechteren
Tierhaltung. DIE LINKE spricht sich eigentlich gegen die ganzjährige Anbindehaltung von Rindern aus,
angesichts der niedrigen Milchpreise wird sich die Partei momentan jedoch an keiner entsprechenden Gesetzesinitiative beteiligen. Die CDU hat sich zu diesem Thema nicht geäußert.
Wie bewerten die Parteien die Aussagen „Eine Kuh gehört auf die Weide“?
Die SPD befürwortet die Weidehaltung und hat mit dem neuen FAKT-Programm eine Weideprämie
eingeführt, um den Anteil der Rinder in Weidehaltung deutlich zu erhöhen. DIE LINKE sieht die
Weidehaltung ebenfalls als wichtigen Bestandteil der Nutztierhaltung an, der zur Kulturlandschaft
Baden-Württembergs gehört. Ergänzend vertritt die Partei die Meinung, dass im Hinblick auf Tiergesundheitsrisiken Obergrenzen für Tierdichte und -konzentration im Stall sinnvoll seien.
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DIE GRÜNEN antworten allgemeiner mit der Aussage, dass Tierschutz und Tierwohl für sie von großer
Bedeutung seien und aufgrund dessen ein Entwicklungsprozess hin zu einer artgerechteren Tierhaltung initiiert wurde. Die CDU hat sich zu diesem Thema nicht geäußert.
Sollen Landwirte künftig einen Sachkundenachweis erbringen?
Die CDU unterstützt die Empfehlung des Kompetenzkreises Tierwohl, die Sachkunde von Tierhaltern
durch Aus-, Fort- und Weiterbildungen zu verbessern. So sei die Qualifikation von Tierhaltern ein
Schlüsselfaktor für das Tierwohl in Ställen. DIE LINKE geht davon aus, dass die überwiegende Zahl der
Milchkuhhalter eine entsprechende Sachkunde durch berufliche Qualifikation nachweisen kann.
Jedoch sei insbesondere bei Quereinsteigern die Forderung eines Sachkundenachweises sinnvoll.
Ähnlich äußern sich DIE GRÜNEN, die die landwirtschaftliche Ausbildung und die in diesem Rahmen
vermittelten Kenntnisse für ausreichend hält. Darüber hinaus bestünden als sinnvolle Ergänzung
vielfältige vom Land geförderte Beratungsangebote zur Milchviehhaltung. Die SPD hingegen vertritt
die Meinung, dass es heute kaum noch Landwirte ohne angemessene Ausbildung gebe, sodass es
sich bei der Einführung eines Sachkundenachweises eher um eine symbolische Verbesserung handeln
würde, die großen bürokratischen Aufwand verursachen und nur wenig bewirken würde.
Wie können Landwirte, die dem Tierwohl besonders gerecht werden, besser unterstützt werden?
DIE GRÜNEN und DIE LINKE verweisen darauf, dass Stallneubauten nur noch vom Land gefördert
werden, wenn diese über die gesetzlichen Mindeststandards für die Tierhaltung hinausgehen. DIE
LINKE fordert darüber hinaus, Weideprämienprogramme im Rahmen der Zweiten Säule der EUAgrarförderung für alle landwirtschaftlich genutzten Tiere offen und leicht zugänglich zu machen,
irreführende Werbung zu verbieten sowie regionale Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen zu
etablieren, um kostendeckende Erzeugerpreise zu erreichen und die Fördermittel gesellschaftlich zu
legitimieren. Die SPD fördert nach eigener Aussage mit mehreren großen Programmen des Landes
die tiergerechte Haltung, Investitionen in neue tiergerechtere Haltungsformen aller Nutztiere und
den biologischen Landbau. Ohne sich selbst in der Verantwortung zu sehen, kritisiert die CDU lediglich, dass die hohen Kosten für die Verbesserung des Tierschutzes und -wohls in großen Teilen von
Landwirten getragen, aber nicht in nennenswerter Weise an den Verbraucher weitergegeben
werden.
Die CDU hat nicht vollständig zu allen gestellten Fragen Stellung bezogen. Die FDP hat sich nicht zu
den Wahlprüfsteinen geäußert.
Mehr als 210.000 Bundesbürger haben die Petition der Welttierschutzgesellschaft an das
Bundeslandwirtschaftsministerium unterzeichnet und fordern gesetzliche Mindeststandards für
Milchkühe.
Über KUH+DU
KUH+DU ist eine Kampagne der Welttierschutzgesellschaft. Ziel der Kampagne ist die Einführung
einer Haltungsverordnung für Milchkühe sowie mehr Transparenz für den Verbraucher.
www.kuhplusdu.de
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Über Welttierschutzgesellschaft e. V.
Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Mit Projekten in
Entwicklungs- und Schwellenländern sowie durch politische Tierschutzkampagnen in Deutschland
schaffen wir die Voraussetzungen für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von
Haus-, Nutz- und Wildtieren. Wir arbeiten mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen und
beziehen die lokale Bevölkerung in die Projektarbeit mit ein.
www.welttierschutz.org
Pressekontakt
Katharina Tölle
Email: [email protected]
Tel.: 030-9237226-13
Welttierschutzgesellschaft e.V.
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10117 Berlin
Tel.: 030-9237226-0
Fax: 030-9237226-29
Email: [email protected]
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