11-12 2015 · Jahrgang 44 PERSPEKTIVEN Zeitschrift für Fach- und Führungskräfte WAS MAN IM KOPF HAT ... Schwerpunkt Bildung Sprecherausschusskonferenz 2015 Verbandstag 2015 Zeitschrift für Mitglieder im Verband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE E.V. · www.die-fuehrungskraefte.de · K 9811 MITGLIEDER ZU WERBEN LOHNT SICH.* Denn: Sie kennen die Vorteile der Mitgliedschaft beim Verband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE. Sprechen Sie doch mit Ihren Kolleginnen, Kollegen, Freunden und Bekannten und empfehlen Sie uns. Das Leistungsspektrum der Mitgliedschaft, wie etwa der juristische Service in allen Berufsbelangen, bietet viele gute Gründe, Teil des attraktiven Netzwerks zu werden. Wir freuen uns darauf, das von Ihnen geworbene Mitglied begrüßen zu können. Bitte reservieren Sie für den Werber die Prämie Märklin Bahn Weinpräsent Spende SOS-Kinderdorf Gutschein Jochen Schweizer 50 % Jahresbeitrag Prämien-Aktion Mitglieder werben Mitglieder Ich trete bei, auf Empfehlung von: Name/Vorname Mitgliedsnummer/Verband Straße/Haus-Nr. PLZ, Ort Persönliche Angaben Name Vorname Straße/Haus-Nr. Telefon Titel PLZ, Ort Geburtsdatum Telefax e-Mail Dienstliche Angaben Arbeitgeber/Branche Dienststellung/Abteilung Straße/Haus-Nr. PLZ, Ort Telefon Telefax e-Mail Organvertreter einer juristischen Person ja nein Mir ist bekannt, dass meine Angaben gespeichert werden. Meine Daten werden vertraulich behandelt. Ich bin widerruflich damit einverstanden, dass der Verband meine Angaben zu verbandsinternen Zwecken wie Gratulationen oder Ehrungen verwendet. Bankverbindung Kreditinstitut BIC Datum Unterschrift IBAN DIE FÜHRUNGSKRÄFTE e.V. Alfredstraße 77–79, 45130 Essen, Telefon: 0201/95 97 10, Telefax: 0201/95 97 129, e-Mail: [email protected] Einzugsermächtigung: Der Jahresbeitrag beträgt bei ordentlicher Mitgliedschaft 220 € (Details siehe www.die-fuehrungskraefte.de). Hiermit ermächtige ich den Verband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE, jederzeit widerruflich den Jahresbeitrag per Lastschrift von meinem angegebenen Konto abzubuchen. * Der Mitgliedsbeitrag ist steuerlich absetzbar. Datum Unterschrift www.die-fuehrungskraefte.de * Die Werbung studentischer Mitglieder ist wie bisher von dieser Prämien-Aktion ausgeschlossen. EDITORIAL/INHALT < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 BILDUNG 4.0 Liebe Leserin, lieber Leser, INHALT ein wichtiger Erfolgsfaktor der deutschen Wirtschaft ist der technologische Vorsprung. Damit ist Bildung eine unserer wichtigsten Ressourcen. Denn nur wer bereit und in der Lage ist, Bestehendes zu hinterfragen, Wesentliches zu erkennen, offen und neugierig ist auf Neues, Dinge voranbringen und immer wieder besser werden will, hat gegenüber der Konkurrenz die Nase vorn. Aktuell Titelthema: Wo bleibt die Elite? 4 DFK-Verbandstag 2015 7 DFK-Erfolg für Betriebsrentner 8 Sprecherausschusskonferenz 2015 10 Titelthema: Zu wenig Personal in Kitas 13 Relaunch Verbandshomepage 15 Seminare 2014 16 Da einer allein bekanntlich nur wenig bewirken kann, braucht es zudem die Fähigkeit, Wissen mit anderen zu teilen, deren Leistung anzuerkennen, Mitarbeiter richtig einzusetzen, sie zu fördern und zu motivieren; Sozialkompetenz eben. Nur so wird aus mehreren Einzelleistungen ein Gesamtoptimum. Politik Der politische Terminkalender DFK-Mitglied Kindermann ausgezeichnet Titelthema: Neue Wege in der Bildungspolitik 20 Aus dem Verbändenetzwerk DFK bei Fachtagung des DIIR IFKOM: WLAN-Gesetz 25 25 Die Digitalisierung hebt diese Anforderungen auf eine neue Stufe. Alles wird zur Version „4.0“. Welche Bildung brauchen Industrie 4.0 und Arbeit 4.0? Wie lässt sie sich vermitteln und welches Bildungssystem brauchen wir dafür? Wichtige Aspekte nennt schon der Leitantrag, den DIE FÜHRUNGSKRÄFTE auf ihrem Verbandstag 2011 verabschiedet haben und die bis heute hochaktuell sind. Hier ein Auszug: KITA 4.0 Vorschulische Bildung und Erziehung sind die Basis für den weiteren Bildungsweg. KITA 4.0 muss daher eine positive Einstellung gegenüber Digitalisierung und Technik vermitteln und Kinder auf „Teamfähigkeit“ vorbereiten. Bildungssystem 4.0 Der DFK tritt ein für ein effizientes, bundesweit einheitliches Bildungssystem mit einheitlichen Standards und Inhalten, das ideologiefrei und orientiert an den Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickelt wird und Begabungen und Forschung fördert. Dabei kommt es neben der Vermittlung reiner Wissensinhalte und praktischer Fertigkeiten vor allem auch auf Leistungs- und Veränderungsbereitschaft und Sozialkompetenz an. Stärkung des technisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts Seinen erfolgreichen Weg durch die jüngste Wirtschaftskrise hat Deutschland zu großen Teilen seiner gesunden Industriestruktur zu verdanken. Trotzdem herrscht in der Gesellschaft eine deutliche Skepsis gegenüber der Industrie und großtechnischen Projekten. Wollen wir unseren Wohlstand halten, muss Deutschland wieder verstärkt in technisches Wissen investieren und Vertrauen in Technik zurückgewinnen. Die MINT-Initiative ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin. Doch auch Lehrpläne sind anzupassen und die LehrerInnen für das Vorhaben zu gewinnen. Nur wenn die LehrerInnen dahinterstehen, erreicht die Botschaft auch die Schüler. Lebenslanges Lernen Die steigende Lebensarbeitszeit erfordert es, Bildungsmaßnahmen generationsübergreifend und am gesamten Erwerbsleben auszurichten und die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen durch kontinuierliche Fortbildung und Qualifizierung zu sichern Dies sind nur einige Aspekte, die Bildung 4.0 berücksichtigen sollte. Allerdings dürfen wir uns nicht auf das „man müsste mal ...“ zurückziehen. Als Fach- und Führungskräfte, die Verantwortung in der Wirtschaft tragen, müssen wir uns dem Mainstream der Technik skepsis in den Weg stellen und an unserem authentischen Beispiel belegen, dass unser Land und unser Wohlstand nur mit einem klaren „Ja“ zu Technik, Industrie und Innovation eine Zukunft haben. Ihr 18 19 Management Das Jack-Welch-Virus geht um 26 Titelthema: Persönliche Standortbestimmung 30 Gesund führen ist „Chefsache“ 31 VGF Der Fremdgeschäftsführer als Arbeitnehmer? Anspruch auf Bildungsurlaub Geschäftsführerkonferenz 2016 33 34 35 Young Leaders Sechs Tipps für den Berufseinstieg 36 Das Werkstudentenprivileg 38 Recht & Steuern Interessant & Kurios Gesetzliche Sozialversicherung – Neue Rechengrößen Intern Zum juristischen Service des DFK Thema Energie in Essen Das Recht auf Vergessenwerden Veranstaltungs- und Seminarhinweise Impressum 40 41 43 44 47 51 51 ... kann einem niemand mehr nehmen. Weisheiten rund um das Thema Bildung gibt es viele, doch haben sie alle dieselbe Wahrheit: Bildung ist und bleibt der Schlüs sel zu einem besseren Leben und dem Wohlstand unserer Gesellschaft. Es wird entscheidend sein, auch in Anbetracht der zu uns kommenden Flüchtlinge, wie wir in der Lage sind, an alle Menschen in diesem Land Bildung weiterzugeben. Auch um jene zu qualifizieren, die heute vielleicht den An forderungen des Arbeitsmarktes noch nicht genügen. Aber: Es fängt alles im Kopf an. 5 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > AKTUELL BUCHTIPP Anselm Grün Gier. Auswege aus dem Streben nach immer mehr Vier-Türme-Verlag, 2015 158 Seiten, gebunden ISBN 978-3896809209 17,99 E Gier ist, so beschreibt es Pater Anselm Grün in seinem Buch, auch etwas Belebendes und Lustvolles. Dabei muss man nicht an Gordon Gekko in „Wall Street“ denken. Vielmehr sieht er darin einen natürlichen Antrieb des Menschen, eine Lebens-Kraft. Die aber, wie so vieles, übertrieben werden kann. Dann wird sie zur (selbst-)zerstörerischen Kraft, die dem Menschen vor allem Rastlosigkeit resultierend aus Unzufriedenheit beschert. SCHWERPUNKT BILDUNG WO BLEIBT DIE ELITE? von Ulf D. Posé Kürzlich wurde eine junge Dame befragt, warum sie bei einem Event so aufgeregt darauf warte, einen Blick auf Kim Kardashian werfen zu können. „Ich finde Kim umwerfend.“ Der Reporter fragte zurück: „Warum finden Sie Kim Kardashian so umwerfend?“ Die Antwort war: „Weil sie so berühmt ist.“ ihr Leben genießen und ihre Talente vergeuden, Letztere wollen das Leben meistern und alle Kräfte für ihre persönliche Entwicklung einsetzen. Erstere brauchen wenig zu können, Letztere wollen mehr leisten. Dieses Land benötigt Leistungseliten dringender denn je. Eliten, die permanent auf der Suche nach Spitzenleistungen sind. Und sich nicht mit dem Mittelmaß begnügen, das momentan noch erfolgreich ist. Mit einigen Erzählungen aus der Bibel als Beispiel geht er verschiedenen Formen der Gier auf den Grund. Auch einen praktischen Ansatz verfolgt er: Mithilfe eines Zwölf-Punkte-Programms bekommen die Leser die Möglichkeit, sich ihrer Gier zu stellen und sie vom Negativen zu befreien. Man muss nicht religiös sein, um dieses Buch zur Hand zu nehmen, aber die Bereitschaft mitbringen, sich selbst infrage zu stellen. Denn auch wenn man sich vielleicht nicht in jedem Satz wiederfindet, trifft es oft genug den Punkt. Und so sind auch die 12 Punkte auf jeden Fall wert gelesen und überdacht zu werden. rk MITMACHEN & GEWINNEN Wir verlosen drei Exemplare des Buches unter unseren Mitgliedern. An dieser Verlosung können Sie teilnehmen, indem Sie eine kurze schriftliche Nachricht mit dem Stichwort „Sonderverlosung“ an folgende Adresse senden: Geschäftsstelle Essen Alfredstraße 77–79, 45130 Essen, per Fax: (0201) 95971-29 oder als e-Mail: [email protected] Einsendeschluss ist der 30. 01. 2016. 6 Ulf D. Posé Was für ein Argument. Die Like-Zahlen von Facebook oder die Follower bei Twitter oder Whatsapp oder Instagramm sind heute Ausweis genug, zu einer besonderen Elite zu gehören. Die Elite der Berühmtheiten. Es fragt kaum noch jemand, was denn nun das Besondere an diesen Berühmtheiten ist, außer dass sie bekannt sind. Mit Paris Hilton fing es einmal an. IT-Girl zu sein, war auf einmal etwas Besonderes, eine Auszeichnung, die nichts an Können, an Fähigkeiten repräsentierte, außer man unterstellt, dass BerühmtSein eine besondere Fähigkeit darstellt. Ich gebe es zu: Ich schäme mich, ich kann bestimmte Dinge besser als andere. Ich spiele besser Schach als mein bester Freund, ich kann schneller laufen als viele Menschen in meinem Alter, ich kann noch richtig Kopfrechnen ohne Taschenrechner! Das können Sie auch? Na wunderbar! Keine Frage: Wir sind oft besser als andere, erfolgreicher, weil wir stärker trainiert oder intensiver geschult sind. Würden wir uns aber deswegen gleich als Elite bezeichnen? Wahrscheinlich nicht. Fragt sich nur, warum eigentlich nicht? Betrachten wir zunächst den aktuellen Mainstream. Es gibt zwei Arten von Eliten. Es grassiert der „Küblböck-Effekt“. Erfolgreich wird der, der im Nichts- oder SchlechtKönnen sein Talent beweist. Popularität wird erreicht, indem man beweist, dass man im Unterdurchschnittlichen besonders gut ist. Diese Unterdurchschnittlichkeit wird kompensiert durch Lautstärke. Wer „Hier“ ruft, ist schon im Fernsehen. Wer bei zwei Sätzen nur dreimal stolpert oder stottert, hat schon eine eigene Show. Zahlreich die Sendungen, die Menschen präsentieren, die entweder nichts auf die Reihe kriegen oder Begeisterungsstürme auslösen, weil sie so unterdurchschnittlich sind. Die Zuschauerzahlen beweisen dies. Allenfalls im Sport lassen wir uns von Höchstleistungen animieren. Die einen halten sich für etwas Besseres, die anderen sind die Besseren. Erstere wollen Und so leben wir in einer Zeit, in der die Unterdurchschnittlichen in der ersten Reihe Woher kommt das? Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht mehr unterscheiden zwischen den Menschen, die etwas besonders gut können, und denen, die sich nur für etwas Besonderes halten. Das hat etwas mit dem Elitedenken zu tun. AKTUELL < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 sitzen. Deshalb habe ich – ich gestehe es gern – wieder Sehnsucht nach Eliten. Mehr noch: Ich fordere geradezu ein Elitebewusstsein. Ich fordere das Elitedenken, ich fordere: Wir brauchen Eliten! Leistungseliten fördern. Was ist an Eliten schlecht? Nichts! Aber nur dann, wenn ich weiß, was Eliten eigentlich bedeuten. Denn auch an dieser Stelle begegnen uns Dummheit und Ignoranz. Die Wenigsten wissen, was Eliten ausmacht und dass es davon zwei gibt. Es gibt Menschen, die halten sich für Eliten, obwohl sie keine sind. Das sind die ideologischen Eliten. Sie meinen, nur weil sie über eine bestimmte Herkunft verfügen, über einen bestimmten Bekanntheitsgrad, seien sie etwas Besonderes. Manche meinen gar, sie seien ein besonderes oder eventuell ein auserwähltes Volk. Die Zugehörigkeit zum Hochadel macht mich nicht zur Elite. Selbst wenn ich davon überzeugt bin. Geburt und Abstammung als Eliteausweis ist schon recht komisch. Nein, ich meine keine Eliten, die den Beweis für ihr Elite-Sein schuldig bleiben müssen. Hier wird etwas verwechselt. Die Zugehörigkeit zu einem Volk, einer Kaste, einer Berufsgruppe ist keine besondere Tat, sondern ein Wert. Und die Zugehörigkeit zu einer Familie ist ganz sicher kein Verdienst, sondern ein Zufall. Sich nur für Elite zu halten, ist kein Beweis für Elite. Die Eliten, die ich meine, haben nichts mit Werten, sondern mit Fähigkeiten zu tun. Ich meine die Leistungseliten, die Experten. Ein Experte im Unterschied zum Laien verfügt über Qualitäten im Wissen, im Können, nicht unbedingt über Quantitäten. Darüber kann auch ein Laie verfügen. Der Experte zeichnet sich also qualitativ aus. Das macht ihn zur Elite. Experten zeichnet ein besonderes Können aus. Geschulte Fähigkeiten machen Eliten aus. Denn merke: In einer Sache besser zu sein, ist etwas ganz anderes, als sich für besser zu halten. Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass derjenige einen Expertenstatus erreicht, der einen Lernprozess von wenigstens 10.000 Stunden hinter sich hat. So entsteht Elite. Wenn wir zwischen ideologischer Elite und Leistungselite endlich wieder unterscheiden würden, dann könnten wir uns wieder dem sinnvollen, für eine Wirtschaft, eine Politik, eine Philosophie, eine Kultur förderlichen Elitebewusstsein widmen. Die persönliche Entwicklung fördern. Schauen wir einmal ehrlich hin: Uns fehlen die Eliten in Wirtschaft, Politik und Kultur. Und warum? Weil wir sie nicht fördern, sondern diffamieren. Wie macht man heutzutage Karriere? Zum Beispiel in der Politik. Der große Österreicher Schumpeter, dem der berühmte Spruch „Eher legt ein Hund einen Wurstvorrat an als eine demokratische Regierung eine Haushaltsreserve“ zugesprochen wird, meinte einmal, dass die Beschäftigung „AM RANDE VERMERKT“ von Ulrich Goldschmidt GÖTTERDÄMMERUNG Die deutsche Seele ist getroffen – tief getroffen. Die Ikonen des Guten und Wahren, sie wanken. Ausgerechnet bei den deutschen Lieblingsthemen Autos und Fußball tun sich wahre Abgründe auf. Erst schummelt der ADAC bei seinen Preisverleihungen, dann VW bei den Abgaswerten. Wir leben in düsteren Zeiten. Dass man es dabei nicht einmal geschafft hat, wenigstens clever zu betrügen, macht die Sache nur noch schlimmer. Stümperhafte Betrüger wirken am Ende nur noch lächerlich und provinziell. Und nun zürnen auch noch die Fußballgötter. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 soll nur durch Bestechung nach Deutschland vergeben worden sein. Das Sommermärchen – gekauft? Nun mag man fragen, ob sportliche Großereignisse heutzutage überhaupt noch anders vergeben werden. Aber unter Beteiligung Deutschlands? So etwas tun wir doch nicht. Dachten wir immer. Und nun soll auch noch die Lichtgestalt des deutschen Fußballs an führender Stelle darin verwickelt sein: Franz Beckenbauer, der Kaiser persönlich. Wir alle hingen doch immer an seinen Lippen, dankbar für die Perlen fußballerischer und gesellschaftlicher Erkenntnisse, die er seinem Volk gewährte, selbst wenn es der größte Unfug war. Aber keine Vorverurteilungen bitte. Der DFB gilt immer noch als eine ehrenwerte Gesellschaft, mag auch der Hauch der Geschichte, von dem sich die Herrschaften dort gern umwehen ließen, inzwischen schon leicht schweflig riechen. Quelle: Fotolia, © beachboyx10 Viele Fragen sind noch offen. Wissen würden wir z. B. gern, was eigentlich der Aufsichtsrat des WM-Organisationskomitees in diesem Zusammenhang getan hat. Eine Zahlung von 6,7 Millionen € ohne Zahlungsgrund sollte auch einem durchschnittlich befähigten Aufsichtsrat auffallen. Welche Qualitätsanforderungen wurden an diese Aufsichtsratsmitglieder gestellt? Reichte es als Nachweis der Befähigung aus, als Kind mehrere Panini-Sammelalben mit Fußballerbildchen gefüllt zu haben? Nur im Sport interessieren uns noch Höchstleistungen Die Folgen sind noch gar nicht abzuschätzen. Muss der Kaiser nun abdanken und nach Holland ins Exil? Und wenn jetzt noch der STERN die geheimen Tagebücher Sepp Herbergers veröffentlicht, dann muss nicht nur die deutsche Fußballgeschichte neu geschrieben werden. 7 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > AKTUELL SCHWERPUNKT BILDUNG ERSTE UNIVERSITÄT FÜR FLÜCHTLINGE Viele der Flüchtlinge, die derzeit Deutschland erreichen, waren in ihren Herkunftsländern Studierende oder Abiturienten. Von der Einschreibung in eine reguläre Hochschule hält viele der unklare rechtliche Status ab. Oder aber eben die mangelnde Anerkennung von Abschlüssen, fehlende Zeugnisse etc. Um diesen Menschen eine Option zur Weiterbildung zu bieten – und natürlich auch etwas Hoffnung – hat die „Kiron University“ gestartet, bei der sie online und ohne Zulassungsvoraussetzungen studieren können. Das Projekt läuft über Crowdfunding. www.kiron.university FRAUEN EHER IN HOCH QUALIFIZIERTEN JOBS Frauen arbeiteten nach einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes häufiger als Männer in den Berufen, die eine hohe Qualifikation voraussetzen. 46 % der erwerbstätigen Frauen waren in solchen Jobs zu finden, gegenüber 41 % bei den Männern. Der höhere Anteil bei den Frauen ergibt sich aus der relativ großen Zahl an Lehrerinnen, Erzieherinnen sowie medizinischen und technischen Assistentinnen. Demgegenüber war der Anteil der Männer in akademischen Berufen ( etwas) und in Führungspositionen (deutlich 71 % zu 29 %) höher. WEITERBILDUNGSCHANCEN IN DEUTSCHLAND REGIONAL UNGLEICH VERTEILT Jeder siebte Deutsche ab 25 Jahren (13,5 %) bildet sich mindestens einmal im Jahr fort. Die Weiterbildungsquoten sind allerdings bundesweit sehr unterschiedlich ausgeprägt: Während sich im Emsland nur 6 % der Bevölkerung weiterbilden, sind es in der Region Würzburg mit 19 % mehr als dreimal so viele Erwachsene. Bei Geringqualifizierten liegt die Weiterbildungsquote deutlich niedriger als bei höher qualifizierten Personen, wiederum mit erheblichen regionalen Unterschieden. Es zeigt sich zudem, dass viele Regionen ihr Potenzial an Weiterbildung heute noch nicht ausschöpfen. Das sind die zentralen Ergebnisse des Deutschen Weiterbildungsatlas der Bertelsmann Stiftung. Er stellt die Weiterbildungsquoten für die Bundesländer und erstmalig auch für die Raumordnungsregionen dar (www.deutscherweiterbildungsatlas.de). 8 mit politischen Fragen den Geist verdummt. Dem kann ich nur zustimmen, wenn ich weiß, wie viele Politiker oder Funktionäre Karriere machen. Nicht wenige vernachlässigen als Erstes ihr Studium oder ihre Ausbildung, um vor die Fabriktore zu gehen und dort Zettel oder Kaffee zu verteilen. Dann entwickeln sie eine gehörige Portion Opportunismus, damit sie in den Landesverband gewählt werden. Zum Schluss verkommt der geistige Input zum Lesen der Überschriften in der „BILD“. Populismus ist der Grundstein zum politischen Erfolg. Und manchem Politiker ist so mancher Hintern nie klein genug, um nicht doch noch hineinzukriechen. Kein Wunder, dass wir unter Politikern kaum Leistungseliten mehr finden. Vergessen wir dabei nicht: Die Deutschen sind recht gläubig. Ich darf das sagen, bin selber Deutscher. Immerhin glauben heute noch im Jahre 2015 16 % aller Deutschen, die Sonne drehe sich um die Erde (also auch 16 % der Politiker)! Wir werden immer dümmer, hat eine Allensbach-Studie festgestellt. Wir sind nicht mehr daran interessiert, das Leben zu meistern, alle Kräfte für die persönliche Entwicklung einzusetzen. Uns selbst zu erkunden, zu verbessern, um unsere Fähigkeiten voll zur Entfaltung zu bringen. Unsere favorisierte Lebenseinstellung hingegen scheint zu lauten: „Ich will mein Leben genießen.“ Die Schlauen fördern. In der Wirtschaft verhält es sich ähnlich. Von Eliten keine Spur. Mit der Ausnahme: Hier reagiert wenigstens der Markt mit dem Entzug von Aufträgen. Wie wenig elitebewusst wir sind, zeigt unter anderem das internationale Absinken der Bedeutung der Pressefreiheit in Deutschland. Wir liegen auf Platz 17, direkt vor Costa Rica. Unsere Nachbarn, die Niederlande, liegen auf Platz 2. Dort, wo Eliten zu finden sein sollten, auf Universitäten, schneiden wir international auch nicht so gut ab. Platz 29 für die beste deutsche Uni in München. Danach kommt lang nix. Erst an 79. Stelle rangiert eine weitere deutsche Uni. Wer ein Klima fördert oder gar erzeugt, in dem eine Spitzenleistung nicht mehr anerkannt, ja diffamiert wird, der darf sich über mangelndes Elitebewusstsein nicht wundern, und damit über sinkende Produktivität und absinkende internationale Bedeutung. Österreich befindet sich in manchen Berei chen im permanenten Sinkflug. Wir machen eine Leistung, die außergewöhnlich ist, schlecht. Sobald jemand etwas Außer gewöhnliches vollbringt, suchen wir das Haar in der Suppe. Bloß nicht anerkennen, dass jemand etwas wirklich gut gemacht hat. Der berühmte Shitstorm bei Facebook zum Beispiel zeigt, dass wir viel lieber über jemanden herziehen, als bereit zu sein, etwas anzuerkennen. Mancher Bestleister wird in Unternehmen ausgebremst mit Hinweisen wie: „Du machst den Schnitt kaputt, jetzt mach mal halblang!“ Wir neigen dazu, Leistungsträger für blöde zu halten. Wir fördern nicht die Schlauen, Klugen, Begabten, um sie noch schlauer, noch klüger werden zu lassen, nein, wir fördern stattdessen die Dummen, die Unbegabten. In der Schule sollen alle mitkommen, und dabei bleiben die Begabten auf der Strecke. Ich habe nichts gegen das Fördern von Unbegabten oder sogar Dummen, nein, ich habe etwas gegen das „Stattdessen". Gleichzeitig sollen die Bestleister sich schämen. Was fällt ihnen ein, den Elitestatus für sich in Anspruch zu nehmen? Sobald jemand das Wort „Elite“ in den Mund nimmt, wird dagegen opponiert. Das darf man nicht. Das Wort Elite wurde zum Tabu. Dann darf man sich nicht wundern, wenn sich immer mehr das Mittelmaß durchsetzt. Heute kann man fast schon behaupten: „Um erfolgreich zu sein, bin ich nicht mittelmäßig genug.“ Hören wir auf mit der neidgeprägten Gleichmacherei. Sie ist der Tod der herausragenden Leistung. Und so fordere ich erneut: Wir sollten Eliten wieder belohnen, das Bewusstsein zu Leistungseliten wieder fördern. So haben wir die Chance, statt auf der Suche nach außergewöhnlichen Leistungen auf der Strecke zu bleiben, diese selbst wieder zu zeigen. Kontakt: [email protected] Ulf D. Posé ist Experte für Unternehmensund Vertriebskultur. Der von Prof. Dr. Rupert Lay zum freien Dozenten für Dialektik- und Führungslehre ausgebildete Jesuitenschüler ist ECAzertifizierter Coach, Speaker, Autor von 15 Büchern und Wirtschaftsjournalist. Posé lehrt an Hochschulen und ist Präsident der Akademie des Senats der Wirtschaft und war von 2003 bis 2013 Präsident des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft e.V. AKTUELL < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 DFK-VERBANDSTAG 2015 MIT FÜHRUNG DIE ZUKUNFT GEWINNEN Am 13. November trafen sich die Delegierten des Verbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK in Essen zum dies jährigen Verbandstag. Gemeinsames Ziel war, die im letzten Jahr begonnene Neuaufstellung des Verbandes weiter fortzuschreiben und die Erfahrungen des ersten Jahres in die weitere Arbeit einfließen zu lassen. Mit seinem Motto „Mit Führung die Zukunft gewinnen“ setzte der Verbandstag ein klares Signal. Führungsthemen sollen künftig in der Verbandsarbeit eine noch wesentlich stärkere Rolle spielen, als dies schon bislang der Fall ist. Dabei soll der Verband nicht nur als „Themen-Scout“ agieren, sondern für aktuelle Fragen, die für Führungskräfte von Relevanz sind, zugleich auch praktische L ösungsvorschläge ausarbei ten. Das passt zur beabsichtigten strategischen Neuausrichtung des Verbandes mit einer weiteren Ausweitung des Leistungsportfolios. Daneben standen u. a. notwendige kleinere Satzungsänderungen, die Präzisierung der Rechtsschutzrichtlinien und die Verabschiedung der Geschäftsordnung des Aufsichtsrates zur Beratung und Beschlussfassung an. Für den Aufsichtsrat war zudem eine Nachfolgeregelung zu treffen. Da das Aufsichtsratsmitglied Michael Scholand aus privaten Gründen im März 2015 sein Amt niedergelegt hatte, wählte der Verbandstag als Nachfolger Prof. Michael Römmich (Hochschule Ruhr-West) in den Aufsichtsrat. An dieser Stelle möchten wir Michael Scholand für sein lange Jahre anhaltendes Ehrenamt als Schatzmeister unseren Dank aussprechen. Der Verband wurde ganz wesentlich durch seine Mithilfe auf den heutigen Kurs gebracht. Finanzen des Verbandes Sicherlich für viele besonders spannend war die Diskussion über die Finanzen des Verbandes. Wie alle Organisationen, Vereine und Verbände bewegt sich auch der DFK in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld. Für die Zukunftsfähigkeit des Verbandes ist es daher unverzichtbar, zum einen das Leistungsangebot für die Mitglieder in hohem Maße attraktiv zu gestalten und zugleich die Finanzierungsgrundlagen zu sichern. Dabei kann sich unser Verband nicht über mangelnde Inanspruchnahme seiner Leistungen durch die Mitglieder beklagen. Ganz im Gegenteil verzeichnet der DFK seit Jahren teilweise dramatisch gestiegene Rechtsschutzzahlen. Jährlich er- reichen den Verband derzeit ca. 2.000 neue Rechtsschutzanfragen, die von den Verbandsjuristen abgearbeitet werden müssen. Dazu addieren sich die Rechtsfälle, die aus dem Vorjahr weiter betreut werden müssen. Eine Herausforderung, die auch durch mehr Personal abgefedert werden muss, um für die Mitglieder die Qualität im Rechtsschutz zu gewährleisten, die sie zu Recht erwarten dürfen und die den Verband über die Jahre hinweg ausgezeichnet hat. rungsnachwuchskräfte ab dem 1.1.2016 wird der Verbandsbeitrag im ersten Berufsjahr auf 50 E abgesenkt und steigt dann langsam auf 100 E im zweiten Jahr und 150 E im dritten Jahr an, bevor ab dem vierten Jahr der Normalbeitrag zu entrichten ist. Studierende können eine kostenfreie Mitgliedschaft für die Dauer ihres Studiums abschließen (bis zum 27. Lebensjahr). Damit hilft der Verband jungen Menschen bei der Vorbereitung und dem Hinzu kommt, dass auch an unserem Verband die Preissteigerungsraten nicht spurlos vorbeigehen. Mit dem Ausbau der Leistungsangebote u. a. für spezielle Mitgliedergruppen wie beispielsweise Young Leaders, Frauennetzwerk und die Vereinigung von Geschäftsführern erhalten diese Kostensteigerun- Einstieg ins Berufs leben. Ein schönes Zeichen für die nach wie vor funktionierende Solidar gemeinschaft in unserem Verband. gen ein zusätzliches Gewicht, das sich auch nicht allein durch Kosteneinsparungsmaßnahmen kompensieren lässt. Anpassung der Beiträge Dies alles überzeugte die Delegierten davon, für eine Anpassung der Beiträge auf das Niveau anderer Verbände zu sorgen. Dies geht aber auch mit einer gleichzeitigen Absenkung der Mitgliedsbeiträge für Studierende und Nachwuchsführungskräfte einher, um für diese die Beitrittshürden abzusenken. So beschloss der Verbandstag, die Jahresbeiträge der Aktiven ab dem 1.1.2016 um 25 E auf 220 E und der Pensionäre um 20 E auf 150 E zu erhöhen. Für neu eintretende Füh- Diese Entwicklung wird weiterhin flankierend beglei tet von einem intensiven Kostenmanagement, wie es bereits im letzten Jahr begonnen wurde. Finanzvorstand Michael Krekels sagte dazu: „Wir werden unsere Kosten weiterhin stark im Blick halten und jede Ausgabe auf den Prüfstand stellen. Dies alles, um den Mitgliedern das Maximum an Service bieten zu können.“ Um die Veranstaltungen für die Mitglieder in den Regionalgruppen noch anspruchsvoller und interessanter zu gestalten, hat der V erbandstag auch eine Veränderung der Regionalgruppenfinanzierung beschlossen und auf den Weg gebracht. Regionalgruppen erhalten damit u. a. einen größeren finanziellen Handlungsspielraum für ihre Veranstaltungen vor Ort. 9 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > AKTUELL AUSGLEICH DES BIOMETRISCHEN FAKTORS IN DEN JAHREN 2008 BIS 2015 ESSENER VERBAND – ERFOLG DES DFK von Michael Krekels, Fachanwalt für Arbeitsrecht Der Einsatz des Verbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK hat sich für viele Betriebsrentner gelohnt! Bereits in Heft 5/6 2015 berichteten wir über den Erfolg des DFK vor dem Bundesarbeitsgericht. So wurden auf Basis dieses Urteils vom 30.9.2014 die Mitgliedsunternehmen des Essener Verbandes verpflichtet, den Betriebsrentnern eine um 4,58 % höhere Betriebsrente auszubezahlen, als eigentlich durch den letzten Anpassungsbeschluss zum 1.1.2015 festgesetzt wurde. Gleichzeitig wurde durch diesen Beschluss fest gelegt, dass die Mitgliedsunternehmen verpflichtet werden, die sich ergebenden Nachzahlungsbeträge unter Herausrechnung des jährlich angewandten biometrischen Faktors ab dem 1.1.2012 in Form eines Nachzahlungsbetrages auszugleichen und an die Betriebsrentner auszubezahlen. der Sache aktiv. Durch die Vielzahl an Rückmeldungen an den Verband in den letzten Monaten und die gestellten Fragen stellen wir nachfolgend in verschiedenen Fall gruppen dar, was der Verband weiter unter nehmen wird, und beantworten Ihnen in der g ebotenen Kürze die gestellten Fragen. Eine ausführliche Ausarbeitung des Themas ist bereits an die betroffenen Mitglieder verschickt worden und kann in der Geschäftsstelle des Verbandes in Essen unter [email protected] jederzeit abgerufen werden. I. Fallgruppe 1: Michael Krekels Dieser Beschluss war für alle Mitgliedsunternehmen verpflichtend und wurde so dann auch in den Monaten Juni/Juli 2015 umgesetzt. Eine Reihe von Mitgliedsunternehmen hat sich darüber hinaus auch entschlossen, die Jahre 2008 bis 2011 ebenfalls neu zu berechnen, und haben an ihre Mitglieder auch diese Nachzahlungsbeträge ausbezahlt. Mithin wurden in den überwiegenden Fällen als Ergebnis des vom Verband erwirkten Urteils des Bundesarbeitsgerichts den Betriebsrentnern Nachzahlungsbeträge für die Jahre 2012 bis 2014 ausbezahlt, und die Betriebsrentner wurden mit dem 1.1.2015 so gestellt, als wenn der biometrische Faktor niemals in Abzug gebracht wurde. Die Mitgliedschaft im DFK hat sich – offensichtlich – gelohnt. Der Versorgungsschuldner hat sich freiwillig über den Beschluss des Essener Verbandes hinaus dazu bereiterklärt, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht neben den Nachzahlungen für die Jahre 2012 bis 2014 auch die Nachzahlungen für die Jahre 2008 bis 2011 zu bezahlen, und hat dies auch bereits durch einen weiteren Nachzahlungsbetrag getan. In diesem Fall wurden die Betriebsrentner sowohl für die Zukunft als auch für die komplette Vergangenheit schadlos gestellt, und die Ansprüche wurden umfassend erfüllt. II. Fallgruppe 2: Weitere Aktivitäten des DFK Die Mehrheit der Mitgliedsunternehmen des Essener Verbandes hat sich dazu entschieden, den Versorgungsempfängern lediglich die Nachzahlungen für die Jahre 2012 bis heute zu gewähren, und verweigert bis zum heutigen Tag eine Nachzahlung der Beträge aus dem Jahr 2008 bis 2011. Im Interesse der Pensionäre des Verbandes bleiben die DIE FÜHRUNGSKRÄFTE weiter in Als Begründung führt man hier die sogenannte Befriedungsrechtsprechung des Bundes- 10 arbeitsgerichts aus dem Jahr 2005 heran. Hiernach sind Versorgungsberechtigte verpflichtet, eine nachträgliche Anpassung bis zum nächsten Anpassungsstichtag schriftlich geltend zu machen. Passiert dies nicht, sind die Ansprüche aus einer solchen Anpassung verwirkt, und es können keine Nachzahlungsansprüche geltend gemacht werden. Frage: Können die Nachzahlungen auch für die Jahre 2008 bis 2011 gefordert werden? Antwort: Die nunmehr fast täglich eingehende Frage der Betriebsrentner, ob auch die Nachzahlungen für die Jahre 2008 bis 2011 gefordert werden können, ist Kernfrage geworden und hat die besondere Aufmerksamkeit des DFK. Die Verbandsjuristen haben bereits erhebliche Zweifel daran, ob eine für einen dreijährigen Anpassungsstichtag geltende Rechtsprechung nun auf den jährlichen Anpassungszyklus des Essener Verbandes überhaupt übertragbar ist oder gerade nicht. Entscheidend dürfte aber sein, dass der Verband ab Dezember 2007 in regelmäßigen Schriftsätzen gegenüber dem Essener Verband eine Rüge in Bezug auf die Anwendung des biometrischen Faktors vorgenommen hat. Eine solche Rüge eines Verbandes im Namen seiner Mitglieder wird nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts als ausreichend dafür angesehen, dass das einzelne Mitglied zu diesem Zeitpunkt, in dem es tatsächlich Mitglied war, eine Rüge erteilt hat. Der Verband vertritt hier, im besten Sinne des Wortes, seine Mitglieder. AKTUELL < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 Damit ist grundsätzlich die Rechtsprechung des BAG zur Rügeobliegenheit jedes einzelnen Betriebsrentners nicht anwendbar. Jedoch hätte dann auch in einem weiteren Schritt spätestens bis zum nachfolgenden Stichtag eine Klage erhoben werden müssen. Hierzu kann jedoch eingebracht werden, dass die Versorgungsschuldner und der Essener Verband ausdrücklich keine weiteren Klagen gewollt haben und sich auf ein Musterverfahren geeinigt hatten. Dann wäre es unbillig, diese Rechtsprechung nunmehr als Verwirkung der Ansprüche zu benutzen. Es sprechen daher gute Gründe dafür, dass auch ein Anspruch auf die Nachzahlungsbeträge für die Jahre 2008 bis 2011 bestehen kann, sodass die Versorgungsschuldner aufgefordert werden sollten, auch diese Nachzahlungen vorzunehmen. Gerne unterstützt der Verband hier seine Mitglieder. III. Fallgruppe 3: Es gibt des Weiteren bereits Versorgungsschuldner wie den PSVaG, der eine Nachzahlung für die Jahre 2011 bis 2015 vorgenommen hat. Damit werden hier bereits 12 Monate Nachzahlungsbeträge mehr ge leistet als bei den überwiegenden Versorgungsschuldnern. Dennoch stellt sich auch hier die Frage, ob nicht die Jahre 2008 bis 2010 auch nachgezahlt werden müssen. Quelle: commons.wikimedia.org, © Ralf Roletschek (talk) – Fahrradtechnik auf fahrradmonteur.de Als Begründung führt der PSVaG die Erhebung der Einrede der Verjährung an. Die Ansprüche älter als 2011 seien bereits verjährt, bevor das Urteil des Bundesarbeitsgerichts veröffentlicht wurde. Hierzu ist auf die Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zu dem Anspruch auf Verzugszinsen zu verweisen. Die Fälligkeit des Anspruchs auf die Nachzahlung wurde erst durch das Gestaltungsurteil des Bundes arbeitsgerichts begründet. Die Ansprüche auf diese Nachzahlungsbeträge konnten daher noch nicht verjährt sein. Es wird daher auch in diesem Fall dazu geraten die Ansprüche schriftlich geltend zu machen. IV. Fallgruppe 4: Schließlich gibt es noch diejenigen Arbeitgeber, welche bis zum heutigen Tag keine Anpassung vorgenommen haben und auch keine Nachzahlungsbeträge ausgezahlt haben. Auf Basis der eindeutigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts sind diese Ansprüche geltend zu machen und nötigenfalls auch gerichtlich durchzusetzen. V. Fragen im Zusammenhang mit dem Urteil des BAG Frage: Sind die Nachzahlungsbeträge des Versorgungsschuldners für die Jahre 2008 bis 2014 nicht aufgrund des Urteils des Bundesarbeitsgerichts vom 30.09.2015 zu verzinsen? Antwort: Grundsätzlich besteht kein Anspruch auf eine Verzinsung der Nachzah lungsbeträge für die Jahre 2008 bis 2014. Das Bundesarbeitsgericht hat bereits in einer Grundsatzentscheidung vom 28.06.2011 ausgeurteilt, dass ein Zinsanspruch erst ab Rechtskraft des Urteils besteht. Mithin besteht für jeden Einzelnen nur ein Anspruch auf Verzugszinsen, wenn dieser ein eigenes rechtskräftiges Urteil erstritten hat, und dann ab dem Datum der Rechtskraft dieses Urteils. Frage: Sind für die Jahre 2010 und 2011 nicht auch 0,765 % jeweils als Erhöhung in die Nachzahlungsbeträge einzurechnen? Antwort: An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass der Essener Verband für die Dauer von fünf Jahren sich verpflichtet hatte, eine mindestens 1 %-ige Anpassung jährlich vorzunehmen. Daher wurde in den Mitteilungen in diesen Jahren ausgeführt, dass sich der biometrische Faktor in den Jahren 2010 und 2011 nicht ausgewirkt habe und dennoch eine Anpassung in Höhe von 1 % vorgenommen wurde. Für das Jahr 2010 lag eine Steigerung des Verbraucherpreisindexes in Höhe von 0,81 % vor. Dagegen gab es im Jahr 2011 eine Steigerung in Höhe von 1,31 %. Grundsätzlich kann jedoch eine höhere Anpassung im Vorjahr gegenüber einer niedrigeren Anpassung in einem späteren Jahr verrechnet werden, sodass sich hier die Jahre 2010 und 2011 fast neutralisieren und damit die weitergehenden Ansprüche zu vernachlässigen sind. VI. Weiteres Vorgehen und Empfehlungen Der Verband DIE FÜHRUNGSKRÄFTE empfiehlt seinen Mitgliedern eine schriftliche Geltendmachung der Nachzahlungsbeträge für die Jahre 2008 bis 2011, soweit diese bislang noch nicht ausbezahlt wurden. Hierfür werden die Mitglieder durch den Verband beraten und vertreten, wofür allerdings eine kurze Mitteilung an den Verband notwendig ist. Aufgrund der Flut an Mitteilungen, welche uns in den letzten Monaten erreicht hat, bitten wir um eine ausdrückliche Mitteilung, dass eine Vertretung durch die Verbandsjuristen gewünscht wird. Dies auch dann, wenn Sie bereits eine solche Mitteilung erklärt haben. Im Rahmen dieser Mitteilung bitten wir des Weiteren um die Angaben, welche Jahre bereits durch die Nachzahlungsbeträge ausgeglichen sind und welche noch nicht, sowie um die entsprechende Mitteilung des Versorgungsschuldners, soweit dieser bekannt ist. Sollten die Mitgliedsunternehmen nicht einlenken, müssten die Ansprüche gerichtlich eingeklagt werden. Bundesarbeitsgericht in Erfurt Gerne stehen die Verbandsjuristen Ihnen für weitere Fragen oder Anmerkungen zur Ver fügung. 11 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > AKTUELL SPRECHERAUSSCHUSSKONFERENZ 2015 WIR KÜMMERN UNS UM FÜHRUNG Dies war das Motto der diesjährigen Sprecherausschusskonferenz am 29. und 30. Oktober. Das persön liche Gespräch – und ebensolche Vernetzung – untereinander ist durch nichts zu ersetzen. Unter diesem Leitmotiv trafen sich auch in diesem Jahr die Sprecherausschüsse Ende Oktober in Essen. Wieder war das Congress Hotel Atlantic bereits am Abend des 29. Treffpunkt von knapp 40 Sprecherausschuss mitgliedern von fast ebenso vielen Unternehmen aus der gesamten Bundesrepublik, um sich im Zusam menhang mit ihrer wichtigen ehrenamtlichen Arbeit zu informieren. Aktuell, relevant und informativ Der 30. Oktober war gespickt mit Fachvorträgen der DFK-Rechtsanwälte/innen und einem Sprecherausschussmitglied zu aktuellen, relevanten und informativen Themen für die teilnehmenden Mitglieder. Begrüßung zum Dinner durch Dr. Ulrich Goldschmidt Kunst als Auftakt Für den Auftaktvortrag konnte Dr. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck-Museums, mit einem Vortrag über die „identitätsstiftende Kraft der Kunst“ gewonnen werden. Sie wurde, genau wie die Anwesenden, vom Vorstandsvorsitzenden des Verbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK, Dr. Ulrich Goldschmidt, begrüßt. Er hob das gute Programm der Konferenz des nächsten Tages hervor, mit dem der DFK das ehrenamtliche Engagement der Sprecherausschüsse unterstützt. Dr. Dinkla zeigte in vielen Bildern, wie Kunst innerhalb der Region ein Band knüpft, und nahm die Teilnehmer mit auf eine kleine Reise durch die Kunst im Ruhrgebiet und eröffnete neue Sehweisen auf die Orte der Industrie. Dabei wurde auch das Lehmbruck-Museum interessant und mit vielen Einsichten vorgestellt. Es zeigte sich am Vortrag: Kunst als Medium der Präsenz als Gegenbeispiel des täglichen Erlebens der durch Medien ausgelösten Abwesenheit. In diesem Sinne wurden die Handys zur Seite gelegt, und es ergaben sich bei den Zuhörern verschiedene Fragen und eine interessante Diskussion rund um das Thema. 12 Nach einer kurzen Begrüßung der Teilnehmer durch den Präsidenten des Verbandes Bernhard von Rothkirch dozierte Christine Merkamp aus dem RWE-Konzern über die Herausforderungen eines fundamentalen Wandels in dem Marktumfeld des Unter nehmens. Dabei richtet sich der Blick aber nicht nur nach außen auf den Markt, sondern gerade auch nach innen: Die Transformation sieht als Kern des Programms NWoW (New Way of Working) die Fähigkeiten der Mitarbeiter und Führungskräfte für die Organisationsgesundheit als Grundlage für die Notwendigkeit zum Wandel. Durch NWoW wird das RWE-Kerngeschäft in den Fokus des täglichen Handelns gerückt und mehr, als es in der Vergangenheit der Fall war, auf die Mitarbeiterzufriedenheit, -einbindung, entwicklung und -motivation Wert gelegt. Merkamp diskutierte im Anschluss ausgiebig mit den Teilnehmern, die ihre Erfahrungen aus den eigenen Unternehmen einbringen konnten. Dr. Heike Kroll, DFK-Rechtsanwältin und Fachanwältin für Arbeitsrecht, beantwortete in ihrem juristischen Beitrag die Frage, wie sich ein Sprecherausschuss bestmöglich in der häufigen Situation positionieren sollte, wenn ein Auswahlverfahren wie Assessment Center versus Kündigungsschutz steht. Denn in der Umstrukturierung steht natürlich an erster Stelle das Ziel, diejenigen Führungskräfte und Mitarbeiter auszuwählen, die am besten für die Position geeignet sind. Dies steht aber oftmals in Widerspruch zu den Kündigungsschutzgrundsätzen. Sie stellte die Lösung und die Einzelheiten von Sprecherausschussvereinbarungen vor, die eine solche Situation gestalten können – und zwar gerade unter Wahrung der Interessen der leitenden Angestellten. Netzwerken bleibt wichtig Die Pausen zwischen den Vorträgen wurden ausgiebig für das Netzwerken zwischen den Teilnehmern genutzt, das, neben den Fachvorträgen, ein wichtiger Bestandteil AKTUELL < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 der Sprecherausschusskonferenz geworden ist. Denn die Erfahrung zeigt, dass viele Sprecherausschüsse gleichgelagerte Fragen und/oder Probleme haben, deren Antworten auch die Sprecherausschussmitglieder aus anderen Unternehmen interessiert und zu deren Antworten eben diese Mitglieder beitragen können. mer anschließend auf die aktuelle Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts zum schwierigen Thema der betrieblichen Altersversorgung hin. Der Abschluss der Veranstaltung wurde durch die Studienvorstellung des aus Berlin angereisten Prof. Dr. Jens „Wie kommt es zu Managerversagen und Derailment?“, fragte im Anschluss Prof. Westermann von der FOM Hochschule für Oekonomie & Management und stellte fest, dass systematisches Handeln bzw. Nichthandeln der Kern ist und spezifische Situa tionsanalysen erforderlich sind. DerailmentPhänomene auf einzelne kausale Faktoren zu reduzieren, bedeute immer eine unzulässige Vereinfachung komplexer Zusammenhänge und Verläufe. Er lenkte den Blick auf die situativen und persönlichen Gefährdungsfelder für Managerversagen – und daraus abgeleitet, wie man sie vermeiden kann und welche Rolle der Sprecherausschuss einnehmen kann. DFK-Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Michael Krekels wies die Teilneh- nach der Studie, an der auch mehrere Hundert DFK-Mitglieder teilgenommen haben, mit Erfolg in Korrelation stehen. Persönlichkeitstests liefern lediglich eine Perspektive, und Eigenschaften sind nicht pauschal gut, es kommt oft auf die Aufgabe an. Nachtwei von der Humboldt-Universität zu Berlin eingeleitet. In welchem Zusammenhang stehen Persönlichkeit und Erfolg bei Führungskräften? Prof. Dr. Nachtwei stellte heraus, welche Persönlichkeitsmerkmale Ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch rundete die diesjährige Konferenz, die erneut einen vollen Erfolg darstellte, ab. Wir freuen uns schon auf die Sprecherausschusskonferenz 2016. BUCHTIPP Anne Sophie Becker, Arnim Reger, Mark Andre Nix, Martin Süchting, Matthias Kohl Ressourceneffizienz im Unternehmen Einsparpotenziale sichtbar machen – Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen motivieren W. Bertelsmann Verlag, 1. Auflage 2014 53 Seiten, broschiert ISBN 978-3763954537 23,90 E Material und Energie effizient einzusetzen, senkt deutlich die Kosten. Dies ist in vielen Unternehmen bereits Alltag und täglich gelebt. Besonders die verarbeitende Industrie nutzt die Einsparpotenziale. Aber gerade bei den Mitarbeitern lassen sich bei eher geringem Investitionsaufwand weitere Potenziale erschließen. Der Schwerpunkt liegt auf Einsparpotenzialen in Arbeitsprozessen mit geringer Automatisierung und hohem Mitarbeitereinfluss, in denen die Maßnahmen kurzfristig mit wenig Kostenaufwand umsetzbar sind. Der Praxisleitfaden für Geschäftsführer, Betriebsleiter und Personalverantwortliche beschreibt verschiedene Methoden, die Mitarbeiter für nachhaltiges Arbeiten sensibilisieren und sie zu eigenverantwortlichem Handeln motivieren. 13 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > AKTUELL SCHWERPUNKT BILDUNG „INFORMATIK IST EIN WAHNSINNIG SPANNENDES BERUFSFELD“ von Sandra Annika Meyer Informatiklehrer Peter Brichzin arbeitete ein Jahr lang in einem mittelständischen Softwareunternehmen. Viele der Jugendlichen, die heute die Schulbank drücken, könnten die Fachkräfte von morgen sein – Fach kräfte, die die Wirtschaft dringend benötigt, insbesondere in IT- und Ingenieursberufen. Umso wichtiger ist es, noch mehr Schülerinnen und Schüler für eine Laufbahn in den MINT-Berufen zu begeistern. schen Bildungswerk gefördert wird, ermöglicht es Lehrern wie mir, ein Jahr lang Unternehmensluft zu schnuppern. Mit der Münchener QAware habe ich ein Softwareunternehmen ausgewählt, das durch ein durchdachtes Fortbildungskonzept nicht nur am Puls der Zeit, sondern immer einen Schritt voraus ist. Wie war Ihre Zeit in der freien Wirtschaft? Sandra Annika Meyer Das Projekt „Lehrer in der Wirtschaft“ ermöglicht Gymnasiallehrkräften deshalb den Blick über den Tellerrand und lässt sie selbst ein Jahr lang für ein Wirtschaftsunternehmen zum Einsatz kommen. Peter Brichzin, seit 15 Jahren Lehrer für Informatik am Gymnasium Ottobrunn in der Nähe von München, hat das vergangene Schuljahr bei einem mittelständischen Softwareunternehmen verbracht, der Münchener QAware. Herr Brichzin, vor welchen Herausforde rungen steht die Informatik als Schulfach? Brichzin: Es ist paradox: Von Seiten der Politik wird immer wieder betont, wie wichtig es für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft ist, junge Menschen früh für die Informatik zu begeistern – gleichzeitig verschwindet das Fach in manchen Bundesländern gerade wieder von den Stundenplänen. In Bayern ist Informatik ein Pflichtfach. Das zahlt sich aus. Zum Beispiel ist der Anteil der Mädchen, die Informatik in der Oberstufe beibehalten, rasant gestiegen. Was hat Sie dazu bewogen, aus Ihrem Berufsalltag an der Schule auszusteigen? Ich hatte großes Interesse daran, in einem Unternehmen mit hohem Innovationsgrad einen Einblick in das Berufsbild des Informatikers zu bekommen, um diese Erfahrungen im Unterricht weitergeben zu können. Das Projekt „Lehrer in der Wirtschaft“, das von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft und dem bayeri- 14 Die Projekte der QAware sind sehr komplex, und die hohe Dichte an neuen Inhalten war manchmal hart: Anfangs hatte ich das Gefühl, wenig produktiv zu sein – aber nach sechs bis acht Wochen Einarbeitungszeit konnte ich g enauso zum Projektfortschritt beitragen wie alle anderen. In den ersten vier Monaten entwickelte ich als Softwareingenieur einen Prototypen einer Erweiterung von Navigationssystemen, die Autofahrer bei der Parkplatzsuche unterstützen soll. Die folgenden acht Monate war ich dann dem derzeit größten Projekt der QAware zugeordnet. Dabei geht es um die Entwicklung eines zentralen Informationssystems für den After-Sales-Bereich eines Automobilund Motorradherstellers. Hier habe ich noch einmal ein ganz anderes Berufsfeld für Informatiker kennengelernt: das des Beraters. Welchen Nutzen ziehen Sie als Lehrer aus Ihrem Ausflug in die Praxis? Meine Zeit hat mir den Blick dafür geöffnet, inwiefern die Lehrplaninhalte im Fach Informatik überhaupt noch zeitgemäß sind. Das Denken in Strukturen und deren Sichtbarmachung in Diagrammen beispielsweise ist ein wesentlicher Aspekt in jeder Projektanfangsphase. Die dafür verwendeten Modellierungstechniken ähneln tatsächlich denen, die wir in der Schule unterrichten. Allerdings wird Software in der Wirtschaft immer öfter mit agilen Methoden entwickelt. Ein zeitgemäßer Unterricht sollte das berücksichtigen. In der Wirtschaft wird außerdem mit Open-SourceBausteinen mit hohem Reifegrad gearbeitet. Dieser Ansatz – das Verstehen und Modifizieren von fremdem Code – ließe sich gut auf Schulniveau integrieren. Hand aufs Herz: Wie schwer fällt es Ihnen, in den Lehreralltag zurückzukehren? Brichzin (lacht): Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch ein bis zwei Jahre länger in der Wirtschaft zu arbeiten. Aber letztendlich ist meine Berufung schon die Lehrertätigkeit. Jugendlichen Impulse für ihren späteren Lebensweg zu geben, ist für mich eine sehr sinnstiftende Aufgabe. Allerdings liefert mir mein Jahr bei der QAware noch einmal die Bestätigung, dass Informatik ein wahnsinnig spannendes Berufsfeld ist. Diesen Blick über den Tellerrand möchte ich meinen Schülern unbedingt vermitteln. Wenn ich jetzt in den Unterricht zurückgehe, habe ich eine ganz andere Authentizität, weil ich weiß, was genau in den Unternehmen heute gefragt ist. Welche Botschaften werden Sie Ihren Schülern mitgeben? Zum Beispiel, dass Informatiker nicht nur programmieren, sondern auch konzeptionell arbeiten, Strukturen festlegen und beraten. Das könnte noch einmal ganz andere Jugendliche für eine Karriere in der IT begeistern, vielleicht gerade auch mehr Mädchen, die meiner Erfahrung nach bei Modellierungsaufgaben im Unterricht oft besonders stark sind. Sinnvoll finde ich auch, den Schülern gegenüber zu betonen, wie wichtig es ist, sich seinen Arbeitgeber gut auszuwählen: Firmenkultur und Zielsetzung müssen zum persönlichen Profil passen, damit die Begeisterung am Job erhalten bleibt. Und die Freude an der Informatik sollte schon in der Schule mit einem stark handlungsorientierten Unterricht beginnen. Schließlich brauchen wir qualifizierte Informatiker, die in unserer Gesellschaft etwas voranbringen. Aus meiner Sicht ist der Schlüssel dazu die Schule. Kontakt: www.qaware.de Sandra Annika Meyer ist freiberufliche Autorin für die Wordfinder Ltd. & Co. KG. AKTUELL < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 SCHWERPUNKT BILDUNG ZU WENIG PERSONAL IN KITAS Drei Kinder oder sechs? Das Betreuungsverhältnis in einer Kita sagt viel über deren pädagogische Quali tät – und über die Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und Erzieher. Diese sind vielfach belastet durch ungünstige Personalschlüssel, befristete Arbeitsverträge und besonderen Zeitdruck für Teilzeitkräfte. Während der Anspruch auf einen Kita-Platz per Bundesgesetz geregelt ist, sind die konkreten Rahmenbedingungen Ländersache. Das führt zu erheblichen Unterschieden in der Betreuungsqualität. Die besten Personalschlüssel haben inzwischen die Kitas in Baden-Württemberg. 3,1 Krippenkinder und 7,7 Kindergartenkinder kommen hier auf eine Erzieherin. Das ist der bundesweit günstigste Wert und bedeutet eine deutliche Verbesserung gegenüber 2012, als die Personalschlüssel 1 zu 3,5 und 1 zu 8,6 betrugen. Baden-Württemberg top lich mehr U3-Kinder kümmern als im Westen (1 zu 3,6). Die Personalschlüssel für die Kindergartengruppen sind in den westlichen Bundesländern im Durchschnitt ebenfalls besser (West 1 zu 8,9; Ost 1 zu 12,4). Dafür ist der Anteil der Kinder unter drei Jahren in Kitas in den östlichen (46,6 %) erheblich höher als in den westlichen Bundesländern (22,7 %). Quelle: http://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/Projekte/Laendermonitoring_Fruehkindliche_Bildungssysteme/ Jahrelang stand in Deutschlands Kindertageseinrichtungen der quantitative Ausbau der Betreuungsplätze im Vordergrund, jetzt wird auch stärker in Qualität investiert. Dem aktuellen „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ zufolge haben sich innerhalb der vergangenen zwei Jahre die Betreuungsverhältnisse in fast jedem Bundesland verbessert. Derzeit kommen auf eine vollzeitbeschäftigte Kita-Fachkraft durchschnittlich 4,4 ganztags betreute Krippenkinder oder 9,5 Kindergartenkinder. Zwei Jahre zuvor war eine Erzieherin durchschnittlich noch für 4,8 Krippen- oder 9,8 Kindergartenkinder zuständig. Baden-Württemberg hat damit fast die Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung für ein kindgerechtes Betreuungsverhältnis erreicht. Demzufolge sollte eine Erzieherin für höchstens drei unter Dreijährige oder 7,5 Kinder ab drei Jahren zuständig sein. Das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag fällt ohnehin ungünstiger aus als der Personalschlüssel, weil Erzieherinnen mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung aufwenden. viel Arbeitszeit für Aufgaben neben der eigentlichen pädagogischen Arbeit mit den Kindern reserviert ist. Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung machen in der Praxis mindestens ein Viertel der Aufgaben einer Erzieherin aus. Während Vollzeitkräfte hierfür in der Regel ausreichend Zeit einplanen können, geraten die Teilzeitkräfte unter Druck. Immerhin 41 % des Kita-Personals arbeitet weniger als 32 Stunden wöchentlich. Deren Arbeitszeit wird in den Kitas häufig komplett für die eigentliche Kinderbetreuung eingeplant, trotzdem warten die anderen Aufgaben auf Erledigung. Für eine Branche, die über hohen Fachkräftemangel klagt, ist zudem der Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse erstaunlich hoch. Obwohl unbefristete Arbeitsverhältnisse gemeinhin die Bindung an einen Arbeitgeber stärken, haben 41 % der ausgebildeten Fachkräfte unter 25 Jahren ein befristetes Arbeitsverhältnis. Auch unter den Inklusionsfachkräften ist jede Dritte nur mit einem Zeitvertrag ausgestattet. Lediglich die Kita- und Gruppenleitungen werden als Stammpersonal fast durchgängig unbefristet beschäftigt. Starkes Ost-West-Gefälle Ungünstige Personalschlüssel wirken sich nicht nur für die Kinder negativ aus, sondern erhöhen auch die Belastung der Kita-Fachkräfte. Das haben kürzlich Wissenschaftlerinnen der Alice Salomon Hochschule Berlin nachgewiesen. Folge sind hohe gesundheitliche Risiken für diese Berufsgruppe. Die Bertelsmann Stiftung hat deshalb in ihrem diesjährigen „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ die strukturellen Arbeitsbedingungen analysiert. In den östlichen Bundesländern (1 zu 6,1) müssen sich Erzieherinnen generell um deut- Einer der Befunde lautet: In kaum einem Bundesland ist derzeit klar geregelt, wie „Angesichts der konstant hohen Unterschiede zwischen den Bundesländern werden bundeseinheitliche Qualitätsstandards für Kindertagesbetreuung immer drängender“, sagte Dräger. Dort könnten neben Fachkraft-Kind-Relationen auch Zeitbudgets für Aufgaben wie Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit sowie Standards für berufsbegleitende Beratung der pädagogischen Fachkräfte festgelegt werden. Daten und Fakten zu den frühkindlichen Bildungssystemen finden sich unter www. laendermonitor.de. Zudem liefert der Ländermonitor für jedes Bundesland ein Profil seines frühkindlichen Bildungssystems (Quelle: Bertelmann Stiftung). 15 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > AKTUELL DFK-MASTERCARD MIT UNVERÄNDERTEN KONDITIONEN ÄNDERUNGEN BEI KREDITKARTEN Die Welt der Kreditkarten ist in Bewegung geraten. Bei Kreditkarten soll künftig ein Limit von 0,3 %, bei sogenannten Debitkarten – etwa EC-Giro- oder Maestro-Karten – eine Grenze von 0,2 % des zu zahlenden Preises für die Akzeptanz der Kreditkarten gelten. Der Gebührenunterschied zu der EC/Girokarte beträgt dann ab dem 1. September nur noch 0,1 %. Die Einsparungen für die Händler sind spürbar. Nach Berechnungen der EU-Kom mission zahlen Einzelhändler in Europa bisher rund 10 Mrd. E jährlich für Kartenzahlungen. Dank der Neuregelung werden die Kosten demnach um etwa 6 Mrd. E reduziert. Ein weiteres Ziel der EU-Kommis sion war es zudem, die Kartenakzeptanz signifikant zu steigern. Im Geschäft mit Kreditkarten werden deutsche Kreditinstitute somit künftig deutlich weniger Geld verdienen. ERNEUERUNGSKARTE (RENEWAL CARD) DER MASTERCARD Viele unserer Mitglieder haben nach drei Jahren bereits eine „ Renewal Card“, also eine neue Verbandskreditkarte mit neuer Gültigkeit erhalten. „Renewal Cards“ werden automatisch ca. drei Wochen vor Auslauf der alten Verbandskreditkarte den Verbandsmitgliedern zugeschickt. Die Nummer der neuen Karte wird dabei auf die neue BIN (Bank Identification Number) umgestellt. Neubeantragte Verbandskreditkarten werden sofort mit der neuen BIN versehen. Das bedeutet für Verbandsmitglieder, dass die ersten sechs Stellen der alten Kreditkartennummer 513143 auf 540187 mit Ausgabe der „Renewal Card“ umgestellt werden. Für den Karteninhaber kann dies bedeuten, falls er seine alte Kartennummer bei Internet anbietern oder PayPal hinterlegt hat, er dies anpassen/aktualisieren sollte. 16 Es wird geschätzt, dass deutsche Banken durch die Umstellung ca. >350 Mio. E an Jahresumsatz entgeht. Ein Gebührenausfall von gut 75 % für die Banken. Das werden die Banken kompensieren wollen. Die Neuregelung der EU-Kommission basiert auf Klagen der Händler, dass sie mit den hohen Akzeptanzgebühren die integrierten Zusatzleistungen der Kreditkarten bezahlten, obwohl sie in ihrer Kalkulation diese Gebühren meist schon eingerechnet hatten. Die jetzige Reduzierung der Händlergebühren wird die Händler entlasten. Die offene Frage ist, ob dies den Verbrauchern auch zugutekommt. Geben Händler diese Ersparnis an ihre Kunden weiter, dürfte sich das auf die Preise auswirken, aber die Ersparnisse zumindest für den deutschen Einzelhandel halten sich in Grenzen – somit der Druck, die Ladenpreise zu senken, auch. Die Senkung der Händlergebühren muss laut EU-Kommission spätestens zum 1. September 2015 erfolgen. Das zeigt bereits Wirkung, denn Discounter wie Aldi und Lidl, bekannt für ihre knappe Kalkulation, akzep tieren neben der EC-Girokarte bereits jetzt MasterCard und VISA-Kreditkarten. Da wer- den sicherlich manch andere Unternehmen, die bislang Ø 1,8 % Akzeptanzgebühr bezahlen mussten und deshalb keine Kreditkarten akzeptierten, jetzt ebenfalls zur Kreditkartenakzeptanz greifen. Schließlich steht das Weihnachtsgeschäft vor der Tür, und so manch ein spontanes Geschäft kann eben einfacher mit einer Kreditkarte als mit Bargeld bezahlt werden. Welche Auswirkung werden die Einnahmeverluste der Banken haben? Jährliche Ausfälle für die deutschen Banken in Höhe von >350 Mio. E bedeuten wahrscheinlich, dass sich die Banken diese Ausfälle an anderer Stelle zurückholen werden, nämlich über die Gebühren der Kreditkarte, und das wird den Karteninhaber treffen. Die Preisspirale dreht sich bereits. Unklar ist derzeit, wie sich die neuen Regelungen auf die Visa-Karte des DFK auswirkt. Hier raten wir den Nutzern, mögliche Preisänderungen im Auge zu behalten und dann ggfs. die Karte zu wechseln. Was bedeutet das für die DFK MasterCard Gold-Kreditkarte? Werden hier künftig ebenfalls Gebühren eingeführt? Nein! Alle vorhandenen Konditionen der DFK MasterCard Gold-Kreditkarten werden unverändert weiter geführt – dauerhaft keine Jahresgebühr, weltweit keine Auslandseinsatzgebühr, Bargeld zu 1,73 % Zinsen p. M., keine Gebühren für Postzustellung, Notfallersatzkarte, Kartensperrung, Ersatz-PIN oder Rechnungsduplikate, inkludierte Versicherungen. Alles Vorteile, die die DFK MasterCard Gold-Kreditkarte weiterhin unverändert bietet und für DFK-Mitglieder und deren Partner einen exzellenten Zusatznutzen zur DFK-Mitgliedschaft darstellt. Unser Partner bei der Mastercard: John Kames Tel. 06081-687286 E-Mail: [email protected] AKTUELL < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 RELAUNCH DER VERBANDSHOMEPAGE GANZ NEU IN DEN WINTER Der 2. Dezember war ein spannender Tag. Denn dann ging sie online, die neue Website des Verbandes. Auf den ersten Blick fällt sicher das neue Design auf, aber auch im „Hintergrund“ haben sich ein paar Dinge getan. Unterseiten. Etwa wenn auf der Seite der Young Leaders ein kurzer Film erklärt, welche Leistungen Nachwuchsführungskräfte vom Verband erwarten dürfen. Auch im geschützten Mitgliederbereich „Mein DFK“ hat sich einiges getan. Hier lassen sich noch einige Infos mehr abrufen und auch die eignen Daten ändern. So ist Umzug oder andere Mailadresse noch schneller als bisher geklärt. Natürlich finden sich dort aber auch – wie bisher – alle Infoblätter, Checklisten usw. die Ihnen die Arbeit erleichtern. Klicken Sie doch rein und probieren Sie es aus! Immer mehr Mitglieder und Interessierte greifen per Mobilgerät (z. B. iPhone) auf die Website des Verbandes zu. Dem trägt die neue Seite jetzt Rechnung, indem sie deutlich stärker auf die Nutzung von unterwegs ausgerichtet ist. Dabei erschließt sich die Veränderung mitunter erst, wenn man die Seite auf verschiedenen Geräten angesehen hat. Dann wird die verbesserte Struktur und Übersichtlichkeit auch auf kleinen Bildschirmen deutlich: „Auch gute Dinge kann man besser machen“, so Sebastian Müller, Sprecher der Geschäftsführung des DFK. „Wir wollen, dass die Seite auf möglichst vielen Geräten so gut wie möglich nutzbar ist. Sie soll und muss sich ja immer wieder weiterentwickeln.“ Optik und Nutzbarkeit gehen hier Hand in Hand, wie man beim Klicken auf die (mitunter neuen) Logos merkt. Und auch einige Überraschungen verbergen sich dann auf den Legen Sie sich die neue Seite als Lesezeichen doch direkt auf den „Homescreen“, also den Startbildschirm ihres Handys. So können Sie mit einem Fingertipp direkt auf die S eite des DFK zugreifen und die neusten Infos über Veranstaltungen etc. abrufen. Und so geht es: iPhone Die Seite www.die-fuehrungskraefte.de im Browser (z.B. Safari) aufrufen. Auf das „Teilen-Icon“ (Viereck mit ausgehendem Pfeil darauf) unten in der Leiste antippen. „Zum Homebildschirm“ auswählen und einen Namen geben (etwa DFK). „Hinzufügen“ antippen, um das Lesezeichen auf Ihrem Homescreen abzulegen. Dieser Link lässt sich wie jede andere App wieder entfernen. Android Die Seite www.die-fuehrungskraefte.de im Browser aufrufen. Auf die drei kleinen Punkte für das Menü tippen (meist oben rechts). Mit einem Fingertipp auf den Stern speichern Sie das Lesezeichen und finden es unter Ihren Favoriten wieder. Jetzt lässt sich auch im selben Pop-upMenü der DFK-Link direkt auf dem Startbildschirm ablegen. Achtung! Je nach Android-Version muss das Lesezeichen anders gesetzt werden. In der Regel ist es aber immer der Stern. 17 EXKLUSIVE SEMINARE Als Servicegesellschaft des Verbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK bietet die BEW Verwaltungsgesellschaft mbH Vorträge, Workshops, Seminare etc. auf den Gebieten der Karriereentwicklung, des Arbeitsrechts und des Rechts der Sprecherausschüsse an den Standorten Hamburg, Berlin, Leipzig, Essen, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und München sowie als Inhouse-Veranstaltungen zu günstigen Konditionen an. Die Durchführung an anderen Veranstaltungsorten ist ebenfalls möglich! Ihre Vorteile Hoch qualifizierte und erfahrene Referentinnen und Referenten Ermäßigte Seminargebühren für Mit glieder des Verbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK und für die Kooperationspartner Die Seminargebühren können vom Arbeitgeber übernommen werden bzw. sind im Rahmen der Steuererklärung als Werbungskosten ansetzbar. Im Kostenbeitrag enthalten Umfangreiche Arbeitsunterlagen Verpflegung inklusive Mittagsimbiss und Getränke Teilnahmebescheinigung Bei den hier gelisteten Veranstaltungen handelt es sich lediglich um eine kleine Auswahl unseres umfangreichen Veranstaltungsangebots. Besuchen Sie daher bitte auch unseren Online-Auftritt. Rechtsseminare und -schulungen ab 2016 Bitte beachten Sie, dass wir ab 2016 wieder Vortragsveranstaltungen, Rechtsschulungen und Seminare zu juristischen Themen aus dem Bereich des Arbeitsrechts bundesweit anbieten. Die Veranstaltungsübersicht wird in Kürze online veröffentlicht! Vorschau auf das Jahr 2016 JANUAR 21.01.2016 12.00 – 17.00 Uhr, München 28.01.2016 09.00 – 17.00 Uhr, München KLAPPERN GEHÖRT ZUM HANDWERK ERFOLGSFAKTOR GELASSENHEIT SELBSTMARKETING FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch DIE KUNST KLAR ZU DENKEN Referentin: Bettina Bühler FEBRUAR 11.02.2016 09.00 – 17.00 Uhr, Leipzig 17.02.2016 10.00 – 17.00 Uhr, Köln DEM STRESS DIE STIRN BIETEN KÖRPERSPRACHE IM MITARBEITERGESPRÄCH GESUND LEBEN UND ARBEITEN – AUCH IN ANGESPANNTEN SITUATIONEN Referentin: Bettina Bühler Referentin: Nadja van Uelft 11.02.2016 10.00 – 17.30 Uhr, Frankfurt/Main PROFESSIONELL AUFTRETEN, BESTEHEN UND WEITERKOMMEN (EIN SEMINAR FÜR FRAUEN) Referentinnen: Dr. Anja Pfälzer/Dr. Karin Kraus 12.02.2016 10.00 – 15.00 Uhr, Stuttgart 18.02.2016 10.00 – 17.00 Uhr, Essen BETRIEBSVERFASSUNGSRECHT FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE Referent: RA Oliver Flesch 24.02.2016 13.00 – 19.00 Uhr, Düsseldorf WIE GEHEN UTILITIES MIT DER DIGITALISIERUNG UM? diverse Referenten BERUFLICH DURCHSTARTEN ZIELE SETZEN UND ERREICHEN Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch MÄRZ 01.03.2016 10.00 – 17.00 Uhr, Essen/Hamburg 09.03.2016 09.00 – 17.00 Uhr, Essen AUFTAKTVERANSTALTUNG – REIHE FÜR YL: FÜHRUNG KANN MAN LERNEN SCHLAGFERTIGKEIT Referent: Jörg Löwenstein 09.03.2016 Köln, diverse Referenten 03.03.2016 09.00 – 17.00 Uhr, München Referent: Norbert Burzlaff 3D-PRINTING RECHTLICHER: RAHMEN UND OPTIONEN DEM STRESS DIE STIRN BIETEN diverse Referenten GESUND LEBEN UND ARBEITEN – AUCH IN ANGESPANNTEN SITUATIONEN Referentin: Bettina Bühler 24.03.2016 12.00 – 17.00 Uhr, München 07.03.2016 10.00 – 17.00 Uhr, Köln Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch MIT STARKER STIMME ALS FÜHRUNGSKRAFT ÜBERZEUGEN Referentin: Nadja van Uelft 18 ICH BRAUCHE DAS SALZ IN DER SUPPE! KONFLIKTE ERFOLGREICH LÖSEN FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE APRIL 07.04.2016 10.00 – 17.30 Uhr, Essen 21.04.2016 09.00 – 17.00 Uhr, Essen EFFEKTIVE KOMMUNIKATION SELBST UND ZEIT KLAR UND ÜBERZEUGEND AUF DEN PUNKT KOMMEN Referent: Dr. Thomas Altmann Referent: Norbert Burzlaff 13.04.2016 13.00 – 19.00 Uhr, Berlin/Köln BIG DATA: VON DATA LAKES ZU PREDICTIVE ANALYTICS 22.04.2016 10.00 – 15.00 Uhr, Stuttgart PROFESSIONELL(ER) KOMMUNIZIEREN UND PRÄSENTIEREN Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch diverse Referenten MAI 11.05.2016 13.00 – 19.00 Uhr, Flughafen FFM 12.05.2016 12.00 – 17.00 Uhr, München SECURITY: WELCHE LÖSUNGEN GIBT ES ÜBERHAUPT NOCH? VERDIENEN SIE MEHR, ALS SIE BEKOMMEN? diverse Referenten PROFESSIONELL VERHANDELN IN EIGENER SACHE Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch 12.05.2016 10.00 – 17.00 Uhr, Essen FIT FOR SUCCESS IHRE PERSÖNLICHE TOOLBOX FÜR IHREN KARRIEREWEG Referentin: Vera Ihlefeldt-Schlipköter JUNI 13.06.2016 10.00 – 15.00 Uhr, Stuttgart 21.06.2016 12.00 – 17.00 Uhr, Essen ÜBERZEUGEND(ER) PRÄSENTIEREN VERDIENEN SIE MEHR, ALS SIE BEKOMMEN? Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch PROFESSIONELL VERHANDELN IN EIGENER SACHE Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch JULI 14.07.2016 12.00 – 17.00 Uhr, München FÜHRUNGSKRAFT ALS COACH?! ERKENNEN SIE IHR COACHPOTENZIAL Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch SEPTEMBER 08.09.2016 10.00 – 17.00 Uhr, Essen 15.09.2016 12.00 – 17.00 Uhr, München FIT FOR SUCCESS SCHLUSS MIT DEM SCHLECHTEN GEWISSEN! IHRE PERSÖNLICHE TOOLBOX FÜR IHREN KARRIEREWEG Referentin: Vera Ihlefeldt-Schlipköter GEWINNEN SIE MEHR ZEIT ZUM FÜHREN Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch OKTOBER 14.10.2016 10.00 – 15.00 Uhr, Stuttgart LANGWEILIG? KEINE LUST MEHR? NEUE HERAUSFORDERUNGEN SUCHEN UND FINDEN Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch NOVEMBER 08.11.2016 12.00 – 17.00 Uhr, Essen 17.11.2016 12.00 – 17.00 Uhr, München BERUFLICH DURCHSTARTEN DIE ERSTEN 100 TAGE ALS FÜHRUNGSKRAFT! ZIELE SETZEN UND ERREICHEN Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch NEUE HERAUSFORDERUNGEN ERFOLGREICH MEISTERN Referentin: Prof. Dr. Angela Witt-Bartsch 19 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > POLITIK DER POLITISCHE TERMINKALENDER DES DFK 21.09. 28.09. Der DFK nimmt am Vereinbarkeitskonvent in Berlin teil, um Erfahrungen mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erörtern. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig stellt hierbei das Memorandum „Familie und Arbeitswelt – Die NEUE Vereinbarkeit“ vor. Mehr hierzu finden Sie auf Seite 22. 24.09. Tagung des Lenkungsausschusses der FECER, dem europäischen FührungskräfteFachverband für die Energiewirtschaft (Fédération Européenne des Cadres de l’Energie et de la Recherche). Lesen Sie hierzu den Bericht auf Seite 24. begeht sein zehnjähriges Bestehen in Deutschland mit der Konferenz „Challenges for Growth in Europe“ und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie als Gastgeber. Als Vertreter des Hausherrn übernimmt Staatssekretär Rainer Baake das Schlüsselreferat in der Session „Energy Union and Energiewende“, während sein Kollege Jens Spahn aus dem Bundesministerium der Finanzen den politischen Rahmen in der Session „Promoting growth and stability in Europe“ skizziert. Das Jacques Delors Institut lädt zur Konferenz „TTIP-ing point for Europe in the world“ nach Berlin in das Forum der AllianzStiftung ein, um eine Zwischenbilanz zu den seit zwei Jahren betriebenen Verhandlungen für eine Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) zu ziehen sowie Perspektiven für deren Realisierung im Kontext von wachsenden Widerständen insbesondere in Deutschland und Frankreich zu diskutieren. Als Hauptredner haben Matthias Fekl, Staatsminister im französischen Ministerium für Außenhandel, und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zugesagt. 29.09. Am 29. und 30.09. findet unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel die diesjährige 8. MINTBotschafterkonferenz im Rahmen der European MINT Convention im Foyer der Messe Stuttgart statt. Dipl.-Ing. Hans Herbert Kindermann wurde als diesjähriger MINT-Botschafter des Verbandes geehrt. Lesen Sie hierzu den Bericht auf Seite 19. 29.09. Der DFK diskutiert in Berlin auf Quelle: de.wikipedia.org, © Stephan Baumann Einladung der Allianz Deutschland AG u. a. mit Prof. Sven Völpel, Jacobs Universität Bremen, und Dr. Carsten Linnemann, MdB, Bundesvorsitzender Mittelstandsvereinigung der CDU/ CSU, über „Gutes Arbeiten im Alter: politische und betriebliche Rahmenbedingungen im Zeichen der Flexi-Rente“. Mehr finden Sie auf Seite 23. 9.10. Zu einer Diskussion über die „Europäi sche Ostpolitik“ mit Elmar Brok, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, hat die Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) nach Lippstadt eingeladen. Aufgrund der aktuellen Migrationsproblematik in Europa hat sich der wohl dienstälteste EU-Abgeordnete (seit 1980) auch bereiterklärt, dezidiert Posi tion zur Asylpolitik der Bundesregierung und der EU zu beziehen. Quelle: de.wikipedia.org, © Katarzyna Czerwińska Quelle: de.wikipedia.org, © Heinrich-Böll-Stiftung 28.9. Der europäische Think-Tank Bruegel 20 CEDEC, der Europäische Spitzenverband der lokalen Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerke, veranstaltet seine Jahreskonferenz in Brüssel unter dem Motto „Think Energy Union – Act Local“ mit Maroš Šefčovič, Vizepräsident der EUKommission für Energie, als Hauptredner und EU-Parlamentariern der großen Fraktionen als Diskutanten. 28.09. Rainer Baake Jens Spahn 15.10. Bei der Fachkonferenz der KonradAdenauer-Stiftung und der Bertelsmann Stiftung ist der DFK heute in Berlin zu Gast. In verschiedenen Panels und Impulsen tauschen sich Akteure aus Politik und Wirtschaft unter dem Motto „Fit für die digitale Zukunft? Mensch und Maschine in einer neuen Arbeitswelt“ aus. Lesen Sie hierzu den Bericht auf Seite 19. Maroš Šefčovič 15.10. In seiner Pressemitteilung fordert DFK-Kooperationspartner ifKom-Ingenieure in der Telekommunikation deutliche Verbesserungen beim WLAN-Gesetzesentwurf. Lesen Sie hierzu die Forderung auf Seite 25. 20.10. Gemeinsam mit der KonradAdenauer-Stiftung lädt das katholische Sozialinstitut Kommende in Dortmund zur Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Droht uns der Brexit? – Großbritannien und die EU“ ein. Mit Dr. Nicolai von Ondarza, Leiter der Forschungsgruppe EU/ Europa in der Stiftung Wissenschaft und Politik, und Dr. Berthold Busch, Senior Economist am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, sind zwei ausgewiesene Experten vor Ort, die die Problematik eines möglichen Austritts Großbritanniens aus der EU unter politischen wie ökonomischen Aspekten umfassend wie verständlich erörtern. Lesen Sie hierzu den Bericht in der nächsten Ausgabe der Perspektiven. 2.11. Unter dem Motto „Digital ist besser?!“ findet der zweite netzpolitische Kongress der SPD-Bundestagsfraktion u. a. mit Arbeitsministerin Andrea Nahles statt. Lesen Sie hierzu den Bericht auf Seite 23. mü/dn/ts POLITIK < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 MINT-BOTSCHAFTERKONFERENZ UND EUROPEAN MINT CONVENTION IN STUTTGART DFK-MITGLIED KINDERMANN A USGEZEICHNET Als MINT-Botschafter ausgezeichnet: Hans Herbert Kindermann Am 29. und 30. September fand unter der Schirmherrschaft der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel die diesjährige 8. MINT-Botschafterkonferenz im Rahmen der E uropean MINT Convention im Foyer der Messe Stuttgart statt. Die Veranstaltung bot den Teilnehmern neben der Botschafterkonferenz auch die europäische MINT-Community, eine Ausstellung für MINT-Initiativen mit der Möglichkeit zu Präsentationen, Diskussionsforen und Workshops, sowie eine Recruiting Messe mit zahlreichen namenhaften Austellern aus der Industrie und Wirtschaft. im Cluster Rhein-Ruhr-Power aktiv, das sich auch der Gewinnung und Förderung von MINTbegeisterten jungen L euten verschrieben hat. Zur großen Freude des Verbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK, als langjährigem Partner und Unterstützer der MINT-Initiative mit dem gemeinsamen Ziel, junge Menschen für MINTBerufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu begeistern, wurde das Verbandsmitglied Hans Herbert Kindermann, Geschäftsführer der EWEX-ENGINEERING GmbH & Co. KG, auf der MINT-Botschafterkonferenz am 29. September 2015 für sein Engagement als MINT-Botschafter 2015 ausgezeichnet. Die Ehrung zum MINT-Botschafter nahm der ehemalige Personalvorstand der Deutsche Telekom AG und derzeitige Vorstandsvor sitzende der MINT-Initiative Thomas Sattelberger vor, der darauf aufmerksam machte, wie wichtig es ist, dass Führungskräfte, die den Mangel an MINT-Kräften jeden Tag erleben, sich mit in die Initiative einbringen und für die MINT-Berufe werben. Nichts überzeuge so sehr wie authentische Begeisterung für einen MINT-Beruf, so Sattelberger. Hans-Herbert Kindermann setzt sich als technikbegeisterter Ingenieur und Geschäftsführer neben der Aus- und Weiterbildung von Ingenieuren und Technikern im eigenen Unternehmen z. B. durch Zusammenarbeit mit den Hochschulen Bochum und Zittau mittels kooperativer Ausbildungsgänge (KIS und KIA) für die MINTFörderung ein. Er unterstützt das ZdI-Netzwerk Gelsenkirchen, welches sich zum Ziel gesetzt hat, Schülern und jungen Leuten Vorzüge einer Ausbildung im Bereich der MINT-Fächer näher zu bringen. Daneben ist sein Unternehmen Als 17.000ster MINT-Botschafter wurde der aus der Wissenschaftssendung „Wissen vor acht“ bekannte Moderator und Physiker Vince Ebert ausgezeichnet. DIE FÜHRUNGSKRÄfTE – DFK, die durch die Rechtsanwälte Christian Sachslehner und Nils Schmidt vertreten waren, konnten die zweitägige Veranstaltung nutzen, um dem jüngeren Fachpublikum die umfangreichen Leistungen des Verbandes näher zu bringen und neue Kontakte zu knüpfen. ns/mü SCHWERPUNKT BILDUNG SIND WIR FIT FÜR DIE DIGITALE ZUKUNFT? Bei der gemeinsamen Fachkonferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Bertels mann-Stiftung wurde am 28. September 2015 zu diesem Thema in Panels und Impulsen innerhalb der Vertreter aus Wirtschaft, Politik und den Verbänden diskutiert. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln schilderten die Impulsgeber ihre praktischen Erfahrungen. So berichtete Prof. Dr. med. Friedrich Köhler, Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin Charité – Universitätsmedizin Berlin, ob und wie Telemedizin die medizinischen Dienstleistungen des Arztes verändern. Ausdrücklich hielt er dabei fest, dass trotz räumlicher Distanz zwischen Arzt und Patient eine „Grundbeziehung“ zwingend gegeben sein muss. Telemedizin kann hier in bestimmten Fachgebieten sinnvoll sein. Fabian Westerheide, Geschäftsführer der Asgard Capital GmbH, verdeutlichte anhand aktueller Zahlen, wie weit tatsächlich Digitalisierung die Wirtschaft bestimmt. Im Top-Ranking der um- satzstärksten Unternehmen sind Apple, Google, Microsoft und Facebook regelmäßig weit vorn. Westerheide hat die Sorge, dass sich die deutsche Automobil industrie bald zum Auslaufmodell entwickeln könnte. Er sieht Geschäftsmodelle wie Lieferheld, Uber etc. deut licher wachsen. Selbstständige und Unternehmen müssen sich durch Onlinebewertungen neuen Herausforderungen und Marktregulierungen stellen. Er machte sich auch für eine bessere soziale Absicherung der Selbstständigen stark. Im Abschluss stellte Dr. Elisabeth Neifer-Porsch, Leiterin der Abteilung Arbeitsmarktpolitik Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Überlegungen an, welche Auswirkungen durch Arbeitsverdichtung, verschwimmende Grenzen zwischen Freizeit und Beruf auf die Arbeitnehmer zukommen. Sie betonte auch die Notwendigkeit des sozialen Schutzes bei Arbeitslosigkeit. Prof. Dr. Gregor Thüsing LL.M. (Harvard), Direktor des Instituts für Arbeitsrecht und Soziale Sicherheit Universität Bonn, fragte in seinem Impuls, ob unser Arbeitsrecht ein Update benötigt. Er vertrat dabei die Ansicht, dass der bestehende Arbeitnehmerbegriff nicht abgeändert werden muss, da er ausreichend Raum zur Auslegung gebe. Er sprach sich für einen Beschäftigungsdatenschutz aus und verwies bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit auf die geltende Home-OfficeRegelung in den Niederlanden. Thüsing erklärte auch, dass zukünftig nicht der Mensch zur Arbeit kommt, sondern die Arbeit zum Menschen. Den Schlusspunkt der Konferenz setzte die Podiumsdiskussion, an der u. a. Anette Kramme MdB, Parlamentarische Staatssekre tärin bei der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Dr. Axel Reimann, Präsident Deutsche Rentenversicherung Bund, und Dr. Carsten Linnemann, MdB, Bundesvorsitzender Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU, teilnahmen. Letzterer sieht das Ziel der Digitalisierung darin, dass hierdurch mehr Freiräume geschaffen werden. dn 21 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > POLITIK SCHWERPUNKT BILDUNG NEUE WEGE IN DER BILDUNGSPOLITIK ERFORDERLICH von Diana Nier, Ressortleiterin Nationale Politik & Public Affairs, Hauptstadtbüro Das deutsche Bildungssystem hat zahlreiche E rfolge verbuchen können. Doch nun aber gilt es, dieses Bildungssystem zukunftssicher zu machen, damit die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen bewältigt werden können. Eine aktuelle Bestandsaufnahme ergibt, dass wir uns in Deutschland im Bildungsbereich durch veraltete Strukturen und ineffiziente Systeme selbst blockieren und hierdurch Nachteile verschaffen. puter- und informationsbezogenen Kompetenzen von Schulabgängern nur im Mittelfeld befindet. Dabei fehlt es häufig schon an profanen Dingen, wie breitbandige Internetzugänge für Schulen, Steckdosen und WLAN in den Unterrichts- und Hörsälen, aber auch an der Möglichkeit, Lehrpersonal in der Vermittlung der digitalen Kompetenzen zu unterstützen. Personal- und Budgetmangel lassen Initiativen scheitern, hier wird beim Bund wie bei den Ländern an der falschen Stelle gespart. Mit IfKom und eTIC hatte der DFK bereits in einer gemeinsamen Pressemitteilung davor gewarnt, dass mit langfristigen Wettbewerbsnachteilen zu rechnen ist, wenn hier nicht in die Zukunft der Kinder investiert wird. Diana Nier Föderalismus als Hemmnis Dabei zeigt sich insbesondere, dass der – in vielen Bereichen sinnvolle – Föderalismus im Bildungssystem eher schadet. Gerade in Zeiten häufig wechselnder und flexibler Arbeitsverhältnisse, die oft auch mit örtlicher Veränderung verbunden sind, zeigen sich deutlich die Probleme. Uns berichten Mitglieder, wie schwierig es ist, ihre Kinder in die dort bestehenden Schulsysteme zu integrieren. Nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern teilweise von Kommune zu Kommune gibt es ganz unterschiedliche Schulsysteme, Abschlussmöglichkeiten und Fächerwahl. Gleiches gilt bei den Anforderungen an den Übergang zu den einzelnen Bildungswegen. Stärkung Digitale Bildung Die „International Computer und Information Literacy Study“ (ICILS-Studie) legte offen, dass sich Deutschland im Bereich der com- 22 Gleiche Startbedingungen und Talentförderung Ein zukunftsorientiertes Bildungssystem muss aber auch Chancen optimieren und zumindest gleiche Startbedingungen schaffen. Dies gilt schon für die frühkindliche Bildung, aber auch für das Aufbrechen der klassischen Geschlechterrollen, zum Beispiel um die sogenannten MINT-Berufe zu stärken. Ausgeprägte Begabungen müssen frühzeitig erkannt und gefördert werden. Eindringlich stellte auf dem MINT-Gipfel am 25. Juni 2015 in Berlin Prof. Dr. Ortwin Renn von der Universität Stuttgart dar, wie stark das Imageproblem technischer Berufe derzeit ist. Insbesondere wird Mädchen fünfmal häufiger durch deren soziales Umfeld Familie/Freunde/Bekannte von technischen Berufen abgeraten. Weiterhin müssen gleichfalls Chancen, Talentförderung und Unterstützung für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler aufgewendet werden, um einerseits die Zahl der Schulabbrecher deutlich zu reduzieren und andererseits deren vorhandene Potenziale richtig zu nutzen. Höhere Attraktivität des Lehrerberufs Eine Schlüsselrolle haben hier vor allem Lehrerinnen und Lehrer. Es ist eine lohnende Investition, die Lehrerausbildung, die Lehrerrekrutierung und die Attraktivität einer Lehrerlaufbahn zu verbessern. Das Berufsbild und dessen Anforderungen verändern sich stetig, ob Digitalisierung oder Integration von Schülern mit Migrationshintergrund. Hier bedarf es für Lehrer stetiger Weiterbildungsmöglichkeiten sowie eine professionelle Begleitung und Betreuung in ihrem Berufsleben. Erschreckend ist es zudem, dass immer mehr Schulen keinen Schulleiter finden oder diese wichtige Funktion „nebenher“ ausgeübt wird, weil diese Position immer mehr an Attraktivität verloren hat. Eine adäquate Vergütung und Anerkennung für diese zentrale Managementaufgabe an Schulen ist daher unverzichtbar. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist weiter zu optimieren. Lehrpläne und Schulabschlüsse können und müssen noch stärker am Praxisbedarf ausgerichtet werden. Verbesserungen im Studium und im Wissenschaftsbetrieb Dies gilt selbstverständlich auch für das Studium oder die Ausbildung. Die grenzüberschreitende Mobilität von Studierenden sollte vielmehr gezielt gefördert werden. Auch hier gibt es zu viele unterschiedliche Einstiegsvoraussetzungen und Abschlussanerkennungen in den einzelnen Bundesländern. Gerade im Wissenschaftsbetrieb herrscht aufgrund des aktuellen Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WisszeitVG), das Befristungen von bis zu sechs Jahren, in Ausnahmefällen sogar bis neun Jahre ermöglicht, ein wahrer „Befristungswahn“. Selbst dauerhafte Verwaltungsaufgaben werden inzwischen regelmäßig befristet. Häufig begründen sich die Befristungen des nicht wissenschaft Quelle: Fotolia, © drubig-photo POLITIK < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 Lehrerberuf muss attraktiver werden lichen Personals aus § 2 Absatz 2 WisszeitVG, nämlich der Finanzierung überwiegend aus Mitteln Dritter oder nur für eine bestimmte Aufgabe und Zeitdauer. Viele Mitarbeiter können so beruflich weder eine langfristige Karriere im Wissenschaftsbetrieb planen und bleiben über Jahre an einer Stelle „hängen“. Noch können so privat Fundamente zur eigenen Familienplanung geschaffen werden. Duale Ausbildung muss Gütesigel bleiben Durch den starken Zulauf bei der akademi schen Ausbildung geriet in den letzten Jahren die duale Ausbildung etwas in den Hintergrund. Dies ist unverständlich, weil es sich dabei um einen maßgeblichen Wettbewerbs- Wanka selbst warnte auch davor, dass die akademische und duale Ausbildung nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Hier muss Wanka aber auch insbesondere bei den Finanzierungskonzepten Farbe bekennen, denn die Berufsschulen beklagen seit Langem hier eine unterschiedliche Behandlung. Für den DFK ist und bleibt das Thema Bildung ein maßgeblicher Schwerpunkt in seiner politischen Arbeit und ein großes Anliegen, diese zukunftssicher mitzugestalten. dn Quelle: Fotolia, © picsfive/ imagehub Dies haben jetzt endlich auch die Koalitionspartner der CDU und SPD erkannt und wollen hier eine Novellierung herbeiführen. Allerdings reicht allein diese Gesetzesnovellierung nicht aus, vielmehr müssen auch vom Gesetzgeber die bestehenden Finanzierungskonzepte überdacht und möglichst zu langfristigen Investitionen geführt werden. vorteil des Standortes Deutschland handelt. Wie in diesem Heft berichtet, schneidet Deutschland im europäischen Vergleich hierdurch bei der Jugendarbeitslosigkeit deutlich besser ab. Die duale Ausbildung ist weiterhin auch ein wesentlicher Baustein bei der Bekämpfung des zu erwartenden Fachkräftemangels. Hier sollten Politik und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten, damit die duale Ausbildung wieder an Bedeutung und Wertigkeit gewinnt. Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Johanna Wanka hat bereits angekündigt, dass die berufliche Bildung optimiert werden muss, um einem fortschreitenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ihre Idee, bereits in den Schulen mit einer individuellen Beratung durch Fachleute die Schüler auf eine mög liche berufliche Zukunft vorzubereiten, wird nun umgesetzt. 23 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > POLITIK DFK AUF DEM VEREINBARKEITSKONVENT IN BERLIN NEUE VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF Anlässlich des Vereinbarkeitskonvents am 21. September 2015 in Berlin fanden sich über 100 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Verbänden und Behörden zusammen, um Erfahrungen mit dem Thema Vereinbar keit von Familie und Beruf zu erörtern. Interaktiv hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, mehrere Fragen aus ganz persönlicher Sicht mit einem TED-Gerät zu beantworten. Die Blitzumfragen wurden dann sofort ausgewertet und im gemeinsamen Dialog besprochen, unter der Moderation von Morgenmagazin-Moderator Mitri Sirin. Leitsätze formuliert, an denen es sich auszurichten gilt: 1.Partnerschaftliche Vereinbarkeit heißt faire Aufteilung von Aufgaben, Voraussetzungen und berufliche Entwicklungschancen für Männer und Frauen. 2.„Arbeitgeberattraktivität 2020“-Antworten auf unterschiedliche Lebenssitua tionen und Lebensphasen berufstätiger Menschen bieten Viele geschilderte Probleme waren nicht neu: fehlende KITA-Plätze, feh- Statement von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig lende flexible Arbeitszeiten, fehlende Unterstützung durch den Arbeit- Erfolge hin. Zudem informierte sie über das geber oder gesellschaftlich. Hierbei spielten neue Memorandum und die damit verbundenicht nur Fragen der Kindererziehung eine Rol- nen entsprechenden Ziele. le, sondern auch Pflegezeiten für Angehörige. Die Akteure des Memorandums stellten sich Optimistisch war der Ausblick unter den in einer Podiumsdiskussion den Fragen der Teilnehmern zur Frage der Etablierung von Teilnehmer und aktuellen Themen. vollzeitnahen Teilzeitmustern für Führungskräfte. Rund 71 % der Abstimmenden sahen Zum Abschluss der Veranstaltung unter hier eine entsprechend positive Entwicklung zeichneten Bundesfamilienministerin Manuela in den nächsten zehn Jahren. Schwesig, die Parlamentarische Staatssekre tärin im Bundeswirtschaftsministerium Iris Im Anschluss an die Diskussion folgte die Bun- Gleicke, der Präsident der Deutschen Ardesfamilienministerin Manuela Schwesig beitgeberverbände Ingo Kramer, der Präsimit einem Impuls. Sie wies klar auf bestehen dent des Zentralverbandes des Deutschen de Probleme, aber auch bereits sichtbare Handwerks Hans Peter Wollseifer und die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Elke Hannack das Memorandum „Familie und Arbeitswelt – Die NEUE Vereinbarkeit“ . Abstimmung zu Führungskräften in Teilzeit, moderiert von Mitri Sirin 24 Bei dem 32-seitigen Memorandum handelt es sich zum einen um eine Bestandsaufnahme über Fortschritte in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu diesem Themenbereich. Zum anderen werden darin zehn 3.Zukunftsorientierte Investitionspolitik durch Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungsmöglichkeiten auch in Randzeiten und Ferien sowie Ganztagsbetreuung, auch im Schulbereich 4.Vereinbarkeitspolitik in Unternehmen richtet sich an männliche und weibliche Beschäftigte, weil alle von Vereinbarkeitsfragen betroffen sind. 5. Vollzeitnahe Teilzeitmuster als etabliertes Modell, auch für Führungskräfte 6.Fairer Interessensausgleich zwischen den Sozialpartnern schafft Flexibilität und Sicherheit. 7. Neue Gestaltungsmöglichkeiten der Digitalisierung werden genutzt: Durch flexible Arbeitsgestaltung werden neue fami lienfreundliche Konzepte möglich. 8. Eine pflegesensible Unternehmenskultur lässt flexible Regelungen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu. 9. Nutzung und Vermittlung professioneller familienfreundlicher Dienstleistungen durch Unternehmen ermöglichen zeitliche Entlastung und gesicherte Erwerbschancen für Beschäftigte. 10.Die Erkenntnisse der Gesamtevaluation ehe- und familienbezogener Leistungen sind wichtige Grundlage für die weitere Gestaltung und Entwicklung von Maßdn nahmen. POLITIK < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 DISKUSSION IN DER R EPRÄSENTANZ AM PARISER PLATZ GUTES ARBEITEN IM ALTER Quelle: wikipedia.org, © Thorsten Schneider Der DFK folgte am 29. September 2015 gern der Einladung der Allianz Deutschland AG zur Diskussionsveran staltung „Gutes Arbeiten im Alter: politische und betriebliche Rahmenbedingungen im Zeichen der Flexi-Rente“. Dr. Linnemann Nach einer kurzen Begrüßung durch Dr. Andreas Wimmer, Vorstand Allianz Lebensversicherung AG, folgte ein Impuls von Prof. Sven Völpel, Jacobs Universität Bremen, zum Thema Arbeiten im Alter und Arbeitsfähigkeit im Alter. Anhand von Zahlen erläuterte Völpel, dass der physische Abbauprozess ab 40 beginnt und die Gehirnsynapsen abnehmen. Insbesondere fördern aber soziale Kontakte die Synapsenbildung. Erfahrung und Know-how weiter oder wieder in den Arbeitskreislauf zu bringen. Nach seiner Ansicht gehen zu viele mit 63 Jahren, mit oder ohne Abschläge, in die Rente. Studien haben gezeigt, dass die Einstellung zum Alter ganz entscheidend ist. Durch sogenanntes Priming wird deutlich, wie sehr der Einzelne sich beeinflussen lässt. Noch ist die gesellschaftliche Einstellung zum Älterwerden ausbaufähig. Völpel warb daher für positives Priming in diesem Zusammenhang. In der anschließenden Fragerunde signalisierte er mögliche Zugeständnisse bei den Hinzuverdienstgrenzen für Rentner. Auch sei der Politik der Reformbedarf der Betrieblichen Altersvorsorge bekannt, und hier sollen im Frühjahr erste Ergebnisse vorgestellt werden. Es folgte danach ein Statement von Dr. Carsten Linnemann, MdB, Bundesvorsitzender Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU. Er gab offen zu, dass wichtige Arbeit zu Arbeiten im Alter durch die aktuellen Probleme über lagert wird. Linnemann sprach sich aber auch für faktische Anreize aus, Rentner mit deren Beim anschließenden Ausklang bestand Gelegenheit, sich weiter mit den Teilnehmern auszutauschen. Dabei bestand Einigkeit darin, dass die Einstellung zu älteren Mitarbeitern sowohl in den Unternehmen, der Gesellschaft und auch in der Politik verbessert werden muss und hier Anreize zum „Bleiben“ zu schaffen sind. dn DFK BEIM NETZPOLITISCHEN KONGRESS DER SPD DIGITALISIERUNG ALS CHANCE Zwanzig Jahre später nutzt die Arbeitsgruppe Digitale Agenda der SPD-Bundestagsfraktion dasselbe Label für ihren zweiten netzpolitischen Kongress, jedoch mit einem Frage- und einem Ausrufezeichen. Das sei kein Versehen, wie SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann und Fraktionsvize Sören Bartol in ihren Grußworten betonten: Beim Thema Digitalisierung seien eben noch viele Fragen offen. Und diese offenen Fragen diskutierte am Montag eine bunt gemischte Gruppe. Arbeits ministerin Andreas Nahles betonte in ihrer Keynote-Rede, das Thema digitaler Wandel ginge alle an: Die Digitalisierung sei in vielen Berufen längst angekommen. Das Arbeits ministerium hat im April dazu das Grünbuch „Arbeiten 4.0“ veröffentlicht, Ende 2016 soll ein Weißbuch folgen. „Die Digitalisierung sehe ich als Chance“, sagte Nahles, „sie wirft aber auch Fragen auf.“ Zum Beispiel die, wer von den Veränderungsprozessen profitiere. Generell möchte die Arbeitsministerin in Sachen Digitalisierung und Arbeitsleben möglichst wenig gesetzlich regeln. Chancen und Risiken, Hoffnungen und Ängste liegen beim Querschnittsthema Digitalisierung eng beieinander, weil sie zahlreiche Lebensbereiche beeinflusst, Grenzen von Arbeit und Privatem verschwimmen lässt, eine stetig wachsende Menge an Daten produziert und manche gesetzlichen Rahmenbedingungen infrage stellt. Den Wandel der Arbeitswelt im Blick Gleichzeitig sei ihr bewusst, so Nahles, dass der digitale Wandel auch Verteilungsfragen aufwerfe. In Zeiten von Automatisierung, Crowd- und Clickworking müsste über Qualifizierungsmaßnahmen, Strukturen der Mitbestimmung oder Beschäftigtendatenschutz neu nachgedacht werden. Nicht alles könne und sollte man jedoch gesetzlich regeln, so die Ministerin. Quelle: commons.wikimedia.org, © Moritz_Kosinsky Der Megatrend der Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Das wusste wohl schon die deutsche Band Tocotronic, als sie ihr Debutalbum 1995 unter dem Titel „Digital ist besser“ veröffentlichte. Thomas Oppermann Ist die Digitalisierung Chance oder Gefahr? Der Netzpolitische Kongress hat gezeigt: beides. Die Grundhaltung ihr gegenüber sollte aber eine grundsätzlich positive sein – und trotzdem eine, die es erlaubt, mögliche Probleme zu erkennen und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Die Expertinnen und Experten waren sich einig, dass Deutschland die „erste Halbzeit“ um die digitale Wirtschaft verloren habe – aber jetzt die Chance bekomme, in der „zweiten Halbzeit“ die digitale Souveränität zurückzugewinnen und den Anschluss an die internationale Spitze zu schaffen. mü 25 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > POLITIK SCHWERPUNKT BILDUNG BILDUNGSSYSTEME NICHT EINS ZU EINS ÜBERTRAGBAR Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt in einigen europäischen Ländern fast 50 %, während sie in Deutschland dank des dualen Bildungssystems vergleichsweise gering ist. In einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in Kooperation mit der Hans-Böckler-Stiftung, der Konrad-AdenauerStiftung und der Vodafone Stiftung haben Wissenschaftler Erfolgsfaktoren identifiziert, wie ein Berufsausbildungssystem möglichst viele Jugendliche auf ihr Arbeitsleben in einem Europa ohne G renzen gut vorbereiten kann. Die Studie basiert auf einer vergleichenden Analyse der Berufsbildungssysteme von Deutschland, Italien, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz sowie Großbritannien. Demnach gelingt Jugendlichen der Einstieg in den Arbeitsmarkt besonders gut, wenn sie eine Qualifizierung mit der Möglichkeit zu praktischen Erfahrungen in der Arbeitswelt bekommen. Die Unternehmen wiederum erhielten dadurch passgenau qualifizierte Fachkräfte. Laut der Studie gelingt dies in Deutschland und der Schweiz bereits gut. Vorteilhaft für nachhaltige Arbeitsplatz- und Berufsperspektiven sei es, wenn Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite Form und Inhalte der beruflichen Ausbildung gemeinsam gestalten. In dieser Hinsicht seien ebenfalls Deutschland und die Schweiz besonders fortschrittlich, weil hier die Sozialpartner durch ein duales Ausbildungssystem verbindlich eingebunden sind. Mobilität der deutschen Jugendlichen steigern Eine weitere wichtige Säule für ein erfolg reiches Bildungssystem ist die Mobilität der Jugendlichen. Damit die Auszubildenden stärker von Erfahrungen in anderen europäischen Ländern profitieren und sich auf den inter nationalen Arbeitsmarkt vorbereiten können, sollten deshalb z. B. die EU-Mobilitätsprogramme (wie Erasmus+) noch stärker auf Auszu bildende ausgerichtet werden. In Deutschland gelte es zudem, innerhalb des Landes die Mobilität der Jugendlichen zu steigern. Bewerber und offene Stellen lägen oft in verschiedenen Regionen, und Jugendliche blieben unversorgt und Ausbildungsstellen unbesetzt. Spezielle Angebote für leistungsstarke und -schwache Jugendliche einrichten Darüber hinaus sind spezielle Angebote für leistungsstarke und -schwache Jugendliche vonnöten, um sie nachhaltig in Ausbildung und Beschäftigung zu bringen. In Großbritannien und Deutschland etwa würden duale Studiengänge für besonders leistungsstarke Jugendliche angeboten werden. Für leistungsschwächere Jugendliche wiederum gäbe es beispielsweise in Schweden, Polen und Portugal spezielle Angebote, mit denen die Zahl der Ausbildungsabbrecher gesenkt werden konnte. Auch in Deutschland wurden mit dem Ausbau der ausbildungsbegleitenden Hilfen und der Einführung der Assistierten Ausbildung gezielt Instrumente geschaffen, die den Jugendlichen den Abschluss einer voll qualifizierenden Ausbildung ermöglichen, so die Studie. Image der beruflichen Ausbildung verbessern Ein weiterer Erfolgsfaktor für ein nachhaltiges Berufsbildungssystem liegt in der verbesserten Akzeptanz der beruflichen Ausbildung bei den Jugendlichen und ihren Eltern. Diese könnte eine optimierte Berufsberatung, die nicht einseitig in Richtung Studium berate (wie das in den meisten europäischen Staaten der Fall sei), aber auch die Anschlussfähigkeit an höhere Bildungswege oder die Anrechnung erworbener Kompetenzen bewirken. In Portugal und Polen erhielten beispielsweise Auszubildende mit dem Ausbildungsabschluss die Hochschulreife. In Schweden, Deutschland und der Schweiz gebe es Extrakurse zum parallelen oder anschließenden Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung (Quelle: Personalwirtschaft, IW). mü LENKUNGSKREIS DES FÜHRUNGSKRÄFTEVERBANDES FECER TAGTE IN MADRID GIBT ES EINE ALTERNATIVE ZUR ENERGIE-UNION? Für die diesjährige Sitzung seines Lenkungskreises Ende September hatte der europäische Führungskräfteverband der Energiewirtschaft, FECER, Madrid gewählt. Der spanische Mitgliedsverband FESCE als Gastgeber hatte auch ein sehr attraktives Fachprogramm für die Teilnehmer vorbereitet. So hatten die Mitglieder des Spitzengremiums zunächst Gelegenheit, in der südwestlich von Madrid gelegenen Provinz Cáceres das System von Wasserkraftwerken am Oberlauf des Tajo mit einer Führung durch das Kraftwerk Valedecañas kennenzulernen. Dem schloss sich die Befahrung des Nuklearkraftwerks Almaraz an. Das seit 1981 am Netz befindliche Kraftwerk wartet zudem mit einem besonderen Kühlverfahren auf: Ein unmittelbar an das Kraftwerk grenzender Stausee dient im Umlaufverfahren 26 sowohl als Reservoir für frisches Kühlwasser wie als Abkühlbecken. Folgende Themen bestimmten die Sitzung des Lenkungskreises unter Leitung des vom DFK gestellten Präsidenten: Klima- bzw. Umweltfragen der Energieerzeugung und Positionen zu den Klimaschutzverhandlungen COP21 im Dezember Start des von der EU co-finanzierten Projekts „reinventing industrial relations with and for young people: a research applied to energy transition“ Soziale und Finanzierungsfragen beim Rückbau des Kernkraftwerks Ignalina in Litauen Aktuelle Legislativvorschläge der EU-Kommission zur Realisierung der Energie-Union Stand der Verhandlungen zum TTIP-Abkommen Durchführung einer Podiums- und Diskus sionsveranstaltung in Brüssel zu den sozia len Aspekten im Zuge der Energiewende bzw. der Energie-Union. Der Lenkungskreis war sich einig, dass die sozialen Fragen beim Übergang zu einer dezentralen, auf erneuerbaren Energiequellen basierenden und letztlich klimaneutralen Elektrizitätswirtschaft in Europa bislang unzureichend in der Öffentlichkeit behandelt werden. Aus diesem Grund soll ein Positionspapier von FECER als Impuls für die COP21Verhandlungen eine stärkere Berücksichtigung der sozialen Konsequenzen infolge des Umbaus der Energiewirtschaft zum Fokus haben. ts AUS DEM VERBÄNDENETZWERK < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 DFK BEI FACHTAGUNG DES DIIR, DEUTSCHES INSTITUT FÜR INTERNE REVISION ARBEITSRECHT FÜR LEITER DER INTERNEN REVISION praktische Arbeit in den Unternehmen, entwickelt zukunftsfähige Qualitäts- und Verfahrensstandards und versteht sich, europa- und weltweit vernetzt, als Plattform und Vertretung des Berufsstandes der Internen Revision. Sebastian Müller zur arbeitsrechtlichen Stellung der Revisionsleiter Das DIIR ist die Kapazität für Interne Revision in Deutschland. In ihm haben sich Führungs- und Fachkräfte aus allen Bereichen der Wirtschaft, aus Wissenschaft und Verwaltung sowie über 600 Firmen zusammengeschlossen. Das DIIR unterstützt die Am 8. und 9. Oktober 2015 fand der Kongress des DIIR in Leipzig statt. Einer der Referenten war Verbandsgeschäftsführer und Rechtsanwalt Sebastian Müller. Die Leiter der Internen Revision stehen in einer besonderen Verantwortung, und aus dieser Stellung ergeben sich zahlreiche Fragen, die Müller in der bestens besuchten Fachsitzung umfassend beantwortete: Wo genau sind die Grenzen der Unabhängigkeit und Objektivität der Internen Revision vs. Direktionsrecht des Arbeit gebers? Wofür bin ich als Leiter der IR tatsächlich haftbar? Wie begegne ich juristisch einwandfrei/ rechtssicher internem Druck bei Feststel- lungen mit hohem Konfliktpotenzial? Die rund 200 Teilnehmer beteiligten sich mit zahlreichen Wortmeldungen, sodass es zu einer sehr praxisnahen Diskussion kam, die Dr. Stefan Röhrbein, Leiter R evision/Risikomanagement, MIBRAG mbH und Mitglied des DIIR-Arbeitskreises „Interne Revision im Mittelstand“ moderierte. mü Volles Haus bei der DIIR-Fachsitzung IFKOM WLAN-GESETZENTWURF MUSS VERBESSERT WERDEN! formen und Social-Media-Dienste poten - Erhöhung des Risikos bei, insbesondere für die Host-Provider in Deutschland. ziell kriminalisiert. Die Bundesregierung will WLAN voranbringen. Die geplanten Änderungen des Telemediengesetzes erhöhen jedoch die Rechtsunsicherheit. DFK-Verbandskooperationspartner IfKom – Ingenieure in der Telekommunikation bezieht Stellung. Bereits im Mai hatte die IfKom in ihrer Stellungnahme gegenüber der Bundesnetzagentur und dem Bundeswirtschaftsministerium Zu den erklärten Zielen der Bundesregierung in ihrer Digitalen Agenda zählt, die Verbreitung und Verfügbarkeit von mobilem Internet über WLAN zu erhöhen. Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf lässt jedoch nach Auffassung der IfKom neue Rechtsunsicherheiten aufkommen. Host-Provider werden einem erhöhten Haftungsrisiko ausgesetzt. Zudem sind die Verantwortlichkeiten von Diensteanbietern im Rahmen der E-Commerce-Richtlinie (Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr) bereits EU-weit geregelt, was der Gesetzentwurf offensichtlich nicht berücksichtigt. Ein Gutachten renommierter Medienrechtsexperten im Auftrag von eco – Verband der Internetwirtschaft kommt sogar zu dem Schluss, dass der Gesetzentwurf im Widerspruch zu EU-Recht steht und außerdem zahlreiche cloudbasierte Services, Medien-Platt- gefordert, die Haftungsregelungen für private und gewerbliche Anbieter von WLAN zu entschärfen und diese nicht grundsätzlich und generell für illegale Handlungen von Nutzern verantwortlich zu machen, selbst wenn sie davon keine Kenntnis haben. Danach wurden die Anforderungen in der Überarbeitung des Textes zur Änderung des Telemediengesetzes etwas abgemildert und nur noch „angemessene Sicherungsmaßnahmen“ von den WLAN-Anbietern verlangt. Mit der Einführung der „gefahrengeneigten Dienste“ trägt der Gesetzesentwurf jedoch wieder zur Die Bundesregierung will der Verletzung von Urheberrechten, vor allem aus der Musikindustrie, entgegenwirken, indem sie die Haftungsprivilegien der Host-Provider einschränkt. In der Wirkung werden durch den derzeitigen Gesetzentwurf jedoch eher die legalen Geschäftsmodelle (beispielsweise Cloud-Dienste wie Dropbox) getroffen. Die Betreiber illegaler Geschäftsmodelle, die vom Ausland aus agieren, bleiben dagegen unbehelligt. Im Gesetzgebungsverfahren sind daher aus Sicht der IfKom wesentliche Nachbesserungen erforderlich. Die illegalen Geschäftsmodelle, die z. B. auf Urheberrechtsverletzung beruhen, könnten mit einer eigenen gesetzlichen Anspruchsgrundlage bekämpf werden, lautet ein Vorschlag des Medienrechtsexperten Dr. Dieter Frey. Ein solches Vorgehen hält die IfKom für zielführender. „WLAN muss in Deutschland genauso problemlos angeboten werden können wie in vielen anderen Ländern auch!“, fordert der IfKom-Bundesvorstand. Der Rechtsrahmen müsse dieses Ziel unterstützen und nicht bremsen. mü 27 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > MANAGEMENT DER JACK WELCH-VIRUS GEHT UM PERFORMANCE MANAGEMENT ODER DIE ORGANISIERTE ABSURDITÄT von Dr. Ulrich Goldschmidt Hand liegt, mit diesem Ansatz ein System der Angst und Demotivation zu schaffen, haben viele deutsche Unternehmen ein Performance Management eben erst eingeführt. Und damit nicht genug. Der deutsche Geist braucht offenbar auch hier mathematische Gewissheit. Dafür muss nun der arme Carl Friedrich Gauß herhalten, der sich nicht mehr wehren kann. In diesen Unternehmen bedeutet Performance Management nämlich, dass die Leistungsstärke der Mitarbeiter zwingend in einer Gauß-Kurve abgebildet werden muss. Gauß ist also die Vorgabe und nicht nur das Ergebnis. Gauß und die Wirklichkeit Dr. Ulrich Goldschmidt Darf’s mal etwas Gebrauchtes sein? Ein Phänomen geistert durch Deutschlands Unternehmen und v erbreitet sich dort epidemieartig. Es trägt den Namen „Performance Management“, klingt neu, modern und viel positiver als die deutsche Beschreibung, nämlich das Messen, Steuern und Kontrollieren der vom Mitarbeiter zu erbringenden Leistung. So neu ist es allerdings gar nicht. Und wer hat’s erfunden? Jack Welch war es, der ehemalige CEO von General Electric. Welch hatte die Methode eingeführt, in jedem Jahr die 15 % der leistungsschwächsten Mitarbeiter zu identifizieren, um sich anschließend von ihnen zu trennen. Jede Führungskraft bei GE war verpflichtet, in ihrem Bereich diese 15 % zu benennen. Eine Führungskraft, die dazu nicht in der Lage war, gehörte automatisch selbst zu den 15 %. Damit sollte eine permanente Leistungsoptimierung im Unternehmen erreicht werden. Eine Idee, die in ihrer intellektuellen Schlichtheit kaum zu übertreffen war. So schien es zumindest, bis sich deutsche Personalverwaltungstheoretiker des Themas annahmen. Ungerührt von der Erkenntnis, dass sich Jack Welch selbst inzwischen komplett von seiner Idee distan ziert hat, dass zahlreiche große Unternehmen und Konzerne sich von dem M odell wieder verabschiedet haben und dass die Gefahr auf der 28 In der praktischen Umsetzung heißt das, dass einem besonders leistungsstarken Mitarbei ter immer auch ein besonders leistungsschwacher Mitarbeiter auf der Gauß-Kurve gegenübergestellt werden muss. Mit anderen Worten: Gebe ich jemandem die Note „sehr gut“, muss ich als Vorgesetzter einem anderen Mitarbeiter ein „ungenügend“ geben. Nun mag man kleinkariert einwenden, was denn passiert, wenn die Mehrzahl der Mitarbeiter eine überdurchschnittliche Leistung erbringt. Nun, das ist im System nicht vorgesehen. Die Vorgabe, die Gaußsche Normalverteilung einzuhalten, ist zwingend. Auch dann, wenn sie die Lebenswirklichkeit nicht mehr abbildet. Betrachten wir ein Beispiel: Einem Forschungs team gelingt der Durchbruch bei der Entwicklung eines lebensrettenden Medikaments. Jedes Teammitglied hat einen wesentlichen Beitrag zum Forschungserfolg geleistet. Und nun kommt das Gaußsche Performance Manage ment zum Einsatz. Will jemand tatsächlich einzelnen Mitgliedern des Teams erklären, sie hätten zwar gerade einen großen Forschungserfolg erzielt, der viel Gutes bewirken werde, leider seien sie aber trotzdem Nieten und Lowperformer? Welche personalpolitischen Segnungen erhofft man sich davon? Sollte der Plan sein, gute Mitarbeiter vor den Kopf zu stoßen und sie zum Verlassen des Unternehmens zu bewegen, wäre man gewiss auf dem richtigen und zweifellos innovativen Weg. Sagen wir es deutlich: Dieses System ist personalpolitischer Unfug. Nun gut, durch die Berufung auf Gauß ist es ein wissenschaftlich animierter Unfug. Aber auch die Form des gehobenen Unfugs ist und bleibt Unfug. Niemand wird bestreiten, dass die Gaußsche Normalverteilung auch bei der Leistungs bemessung im Arbeitsleben das Ergebnis sein kann. Dies zur zwingenden Vorgabe zu machen, ist aber schlichtweg falsch. Kein Ende des Absurden Damit ist das Ende der Absurdität aber noch nicht erreicht. Erste Arbeitgeber verknüpfen das Performance Management nun mit ihrem Vergütungssystem und koppeln die Boni daran. In der Praxis trifft man also zum Jahresbeginn mit den Mitarbeitern persönliche Zielvereinbarungen und stellt nach Ablauf des Jahres den Zielerreichungsgrad fest. Üblicherweise richtet sich die Höhe des Bonus nun nach dem individuellen Zielerreichungsgrad. Wer die Ziele nicht erreicht hat, bekommt keinen oder einen geringeren Bonus, und wer eine Zielüberschreitung geschafft hat, erhält den höheren Bonus. Nun aber tritt das Performance Management auf den Plan und greift korrigierend ein. Selbst bei einer deutlichen Zielübererfüllung kann der korrigierende Gauß-Eingriff dann zu einer Reduzierung des Bonus führen. Nun sind diese variablen Vergütungssysteme sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, aber wenn man sie schon mit dem Mitarbeiter vereinbart hat, sollte man sich doch an die Spielregeln halten und Intransparenz und Willkür vermeiden. Übertragen in den Bereich des Sports müsste man sich das also so vorstellen: Am Ende einer Saison der Fußball-Bundesliga hat eine Mannschaft genug Punkte erzielt, um sich für die Champions League zu qualifizieren. Gaußsches Performance Management würde nun bedeuten, dass der DFB korrigierend eing reifen kann und dieses Team auf Platz 10 der Tabelle oder gar auf einen Abstiegsplatz setzen kann. Gibt es irgendjemanden, der das für fair halten würde? Fairplay auch im Arbeits leben ist nicht die schlechteste aller Ideen. Dieser Artikel wurde ursprünglich veröffent licht auf www.manager-magazin.de/ unternehmen/karriere/absurdemanagement-idee-begeistert-deutscheunternehmen-a-1026866.html. MANAGEMENT < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 WAS WÄRE, WENN ... DURCH SELBSTREFLEXION UND FOKUSSIERUNG ZU MEHR ERFOLG von Marc M. Galal Denken Sie an die Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens: Ebenezer Scrooge ist ein verbitterter alter Geizkragen. Bis ihm in der Nacht vor Weihnachten drei Geister (Vergangenheit, Gegenwart und Z ukunft) erscheinen. Ungeschönt zeigen sie ihm sein egoistisches Leben auf. Scrooge erkennt, welch schreck liche Folgen seine Taten haben. Und er kommt zur Einsicht. Zum ersten Mal in seinem Leben empfindet er Reue und Mitleid und fasst den Entschluss, sein Leben grundlegend zu ändern und damit die Zukunft ins Positive zu wenden. Die persönliche Weihnachtsgeschichte durchleben Eine Geschichte, die sich ebenso auf den Alltag vieler, wenn nicht sogar aller Menschen übertragen lässt. Indem sich der Mensch gewisse(n) Lebensfragen stellt, sich mit seinem Selbst auf diese Weise kritisch auseinandersetzt, reflektiert er sein Leben und erhält ungeahnte Einblicke in die Tiefen seines Lebens, die seit Langem unentdeckt blieben oder verdrängt wurden. Die Erklärung ist so einfach wie logisch: Vom Alltagsstress und der Schnelllebigkeit des modernen Zeitalters geplagt, neigen Menschen meist dazu, sich in einer Komfortzone zu verschanzen. Um unsere eigene, persönliche Weihnachtsgeschichte zu schreiben, müssen wir unsere Schwächen erkennen, manchmal vielleicht auf erschreckende Art und Weise. Das versetzt uns in die Position, den Motivationsschub zu setzen, die Komfortzone zu verlassen und unser Leben in die richtige Richtung zu lenken – hin zu mehr Erfolg und Erfüllung. Die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt können hierbei ungeahnte Kräfte freisetzen. Jeder Einzelne kann sich bewusst machen, was er durch sein eigenes Verhalten in der Vergangenheit versäumt hat. Dass er bereits heute so viel mehr erreicht haben könnte, wenn er bereits vor Jahren die Komfortzone verlassen hätte. Und in letzter Konsequenz, wie sein Leben in naher, mittlerer und ferner Zukunft aussehen wird, wenn er auch weiterhin, wider besseren Wissens, nichts ändert. auf diese Weise wird die Komfortzone, welche die persönliche Entwicklung nachhaltig behindert, zum unerträglichen Rückzugsort. Als ersten Schritt des Verlassens blicken wir daher in uns selbst, bringen uns durch gezielte Fragen zum Nachdenken und reflektieren auf diese Weise unseren Lebensweg. Folgende Lebensfragen zeigen exemplarisch den Einstieg in ein Gespräch mit uns selbst: Was habe ich im Leben bisher erreicht? Was hätte ich bisher gerne geschafft? Weshalb konnte ich meine Ziele nicht erfüllen/Welche negativen Einflüsse behinderten und behindern mich? Wo stehe ich in fünf oder zehn Jahren, wenn ich nichts verändere? Kann und will ich mich damit abfinden, obgleich ich meine persönliche Entwicklung selbst in der Hand habe? Die Beantwortung gibt ungeahnte Blicke in und auf das eigene Leben frei. Sie steigern die Motivationskompetenz und bilden die Basis für den Weg zu mehr Glück, Erfolg und Lebensqualität. Mit Fokussierung zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen Sind sich Menschen ihrer Stärken und Talente nicht bewusst oder vertrauen sie nicht auf ebendiese, tragen sie das in ihrer Grundhaltung nach außen und lassen jene negative Einstellung auch ins eigene Innere wirken. Zweifel an sich selbst, seiner Persönlichkeit und den eigenen Fähigkeiten sind die Folge – das Verharren oder die Rückkehr in alte Verhaltensmuster oft die automatische Folge. Indem wir unseren Fokus gezielt in eine Richtung lenken, erleichtern wir es uns, den Weg zu verfolgen, der uns Neues ermöglicht und dabei hilft, unser Potenzial zu entfalten. Mit der „Was-wärewenn-Fokussierung“ hat es jeder selbst in der Hand, durch eingängige Fragen und Formulierungen seinen Blick zielgerichtet zu steuern: Lebensfragen stellen Was könnte passieren, wenn ich das jetzt ausprobiere? Dies ist im ersten Moment meist eine schmerzhafte Angelegenheit. Doch genau dann und Was wäre, wenn ich diesen Weg hartnäckig verfolgen würde? Marc M. Galal Was würde zukünftig passieren, wenn ich Schritt um Schritt den alternativen Weg beschreiten würde? Die Suche nach Möglichkeiten, welche irgendwann und vielleicht mal kommen könnten, gleicht dem Treten auf der Stelle. Das Bewusstmachen der eigenen Kompetenzen und das Vertrauen in ebendiese decken nahezu automatisch neue Möglichkeiten auf, die dabei helfen, der zu sein, der wir sein möchten und könnten. Diese Weise, unseren Fokus bewusst zu steuern, ermöglicht uns im Hier und Jetzt die Konzentration auf neue Ziele. Weihnachten ist keine Frage der Jahreszeit Die Komfortzone zu verlassen und damit ein Mehr an Erfolg und Lebensqualität zu erlangen, kann jedem gelingen, indem er zunächst selbstkritisch seinen Lebensweg reflektiert, um im Anschluss seinen Fokus ganz gezielt in eine gewinnbringende Richtung zu steuern. Auf diese Art gelingt es, unsere ganz persönliche Weihnachtsgeschichte zu schreiben, umzusetzen und unser Leben nachhaltig glücklich und erfolgreich zu gestalten. Kontakt: www.marcgalal.com/nolimits Marc M. Galal ist als Experte für Verkaufspsychologie und Erfolgstrainer davon überzeugt: „Das große Geheimnis des Erfolgs oder Misserfolgs liegt in der persönlichen Einstellung!“ 29 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > MANAGEMENT EIN NEUER WEG AUS DEM ALTEN TROTT: ZEHN PUNKTE FÜR MEHR ERFOLG 2016 von Jürgen Heinrich hat. Leider konzentrieren sich die meisten Menschen eher auf ihre Schwächen als auf ihre Stärken. Das Fatale dabei ist, dass wir ständig versuchen, diese Schwächen auszubügeln, anstatt uns auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Manche treiben dies so lange, bis sie nicht mehr wissen, was sie eigentlich überhaupt können. Niemand kann in ALLEN Bereichen ein Genie sein, aber jeder kann ein Genie sein, wenn er auf seine Stärken baut! 3. Das „Was“ ist wichtiger als das „Wie“ Jürgen Heinrich Die Zeit vergeht wie im Flug! Kaum hat das Jahr angefangen, ist auch schon wieder Sommer. Und kaum ist die Urlaubszeit vorbei, steht Weihnachten vor der Tür. Umso wichtiger ist es, dazwischen immer wieder einmal bewusst innezuhalten und Bilanz zu ziehen. Was hat sich im letzten (Halb-)Jahr bei mir getan? Habe ich das, was ich mir vorgenommen habe, erreicht – persönlich, privat, beruflich, unternehmerisch, gesundheitlich? Was hat mich davon abgehalten? Was treibt mich an, was lässt mich zögern? Passen meine bisherigen Ziele überhaupt noch? Oder weiß ich selbst gar nicht so richtig, was ich will und wo die Reise hingehen soll? Manchmal braucht es einfach eine kleine (oder auch größere) Kurskorrektur. Nachfolgende zehn Punkte helfen dabei, trotz altem Trott einen neuen Weg zu finden – für rundum mehr Erfolg. 1. Eine Vision haben Eine konkrete Vision vom Leben in fünf, zehn oder 20 Jahren – das unterscheidet einen Erfolgsmenschen vom „Otto-Normal-Verbraucher“. Haben Sie eine Vision? Wir alle streben nach einem glücklichen, erfüllten Leben voller Spaß, Freude, Abenteuer, Lachen, Liebe, Reichtum und Gesundheit. Doch im Alltag verlieren wir diese Dinge leider viel zu schnell aus den Augen. 2. Bauen Sie auf Ihre Stärken Jeder Mensch hat einzigartige Charaktereigenschaften und Stärken, die so kein anderer 30 ser auf und reduzieren Sie diese! Somit haben Sie wieder mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge! 7. Lernen Sie, wie Sie sich richtig Prioritäten setzen! Prioritäten sollten Sie ganz klar auf Ihre Ziele abstimmen. A-Prioritäten sind ausschließlich solche, die Sie direkt Ihrem Ziel näher bringen und die nur Sie allein erledigen können. Das ist das Wichtigste bei der Prioritäten- und Zeitplanung. Die meisten Menschen glauben daran, dass man für Erfolg hart arbeiten muss. Man müsse sich nur genügend anstrengen, genügend dafür tun, viel Zeit investieren – dann stellt er sich schon ein. Dass man mit Fleiß Erfolge produzieren kann, ist durchaus richtig. Doch haben die meisten irgendwann die Nase voll von 12-Stunden-Arbeitstagen, wenig Urlaub und kein Familienleben. Irgendwann fehlt einfach Freiraum für Inspiration, Antrieb, Motivation und Spaß an der Arbeit. Deshalb plädieren wir immer wieder für die richtige Zielsetzung: WAS wollen Sie erreichen? In ALLEN Lebensbereichen. Das „WAS“ ist in jedem Fall wichtiger als das „WIE“, sprich „Was will ich wirklich?“. Häufig ist es so, dass sich dann das „Wie“ von ganz alleine einstellt. 8. Was macht Sie glücklich? 4. Ziele visuell darstellen Impfen Sie Ihr Unterbewusstsein so oft es geht mit positiven Bildern Ihrer Ziele. Visualisieren Sie immer wieder, mindestens jedoch dreimal am Tag für 10 Minuten, und Ihr Unterbewusstsein glaubt dieses neue Bild. Wenn Sie sich im Klaren darüber sind, WAS Sie erreichen wollen – kurz-, mittel- und langfristig –, sollten Sie diese Ziele auch greifbar machen. Eine Zielecollage beispielsweise spricht Ihre rechte Gehirnhälfte an, weil diese u. a. in Bildern denkt. 5. Sorgen Sie bei Ihren Kunden für SSV Machen Sie sich Gedanken, wie Sie bei Ihren Kunden für mehr Sympathie, Sicherheit und Vertrauen sorgen können. Die meisten Menschen kaufen nicht aus rationalen, sondern aus emotionalen Gründen – und zwar bei dem/der Verkäufer/in, der am meisten SSV beim Kunden erzeugt. Wie können Sie dem Kunden ein gutes Gefühl vermitteln? 6. Decken Sie Ihre Zeiträuber auf Fragen Sie sich an manchen Abenden auch, wo Ihre Zeit geblieben ist? Um Ihre Ziele zu erreichen, sollten Sie damit beginnen, Ihre Zeiträuber zu eliminieren. Mal wieder stundenlang im Internet gesurft? Decken Sie Ihre Zeitfres- Glück liegt nicht darin, ständig auf der Suche zu sein nach etwas Neuem, Größerem oder Besserem. Das wahre Glück finden Sie allein in sich. Lernen Sie Ihre Bedürfnisse immer besser kennen und verstehen! Meistens übersehen wir die vielen kleinen Glücksmomente des Alltags, dabei machen es oft gerade die aus, die unser Leben bereichern und erfüllen. Schreiben Sie Tagebuch oder machen Sie sich am Abend eine Liste mit den noch so kleinen Glücksmomenten des Tages. Sie werden sehen: Das, worauf Sie sich konzentrieren – das Glück –, wird wachsen. 9. „Kopfkino“ mindestens dreimal täglich 10.Nutzen Sie die Macht Ihrer Gedanken Ihre Gedanken sind ein sehr machtvolles Werkzeug. Denn Ihre Gedanken haben die Macht, Gestalt anzunehmen. Ihr Ziel sollte es sein, Ihre Aufmerksamkeit auf das Positive, auf all das Schöne in Ihrem Leben zu richten. Denn das, worauf Sie sich konzentrieren, wird sich in Zukunft bei Ihnen verstärken. Kontakt: www.juergen-heinrich.de Der Unternehmensberater Jürgen Heinrich ist seit mehr als 20 Jahren als Life Coach für Erfolgsorientierte tätig. Im Mittelpunkt seiner Coachings steht der schnelle Umsetzungserfolg. MANAGEMENT < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 PROJEKTARBEIT WEITER AUF DEM VORMARSCH JEDES SECHSTE PROJEKT IM UNTERNEHMEN SCHEITERT Die Projektarbeit nimmt in Unternehmen einen immer größeren Raum ein und löst zunehmend die Arbeit in der klassischen Linienorganisation ab. In den letzten zwei bis drei Jahren ist ihr Anteil um 62 % gestie gen. Insgesamt verbringen Mitarbeiter aus den Bereichen IT, Finanzen sowie Forschung & Entwicklung mittlerweile 35 % ihrer Arbeitszeit in Projekten. In der IT sind es bereits 45 %. Zudem soll der Anteil externer Spezialisten in Projekten in den nächsten Jahren deutlich steigen. So lauten die Erkenntnisse der aktuel len Studie „Von starren Prozessen zu agilen Projekten“ des Personaldienstleisters Hays. Trotzdem scheitert knapp jedes sechste Projekt – in erster Linie aus drei Gründen: Die Projektplanung ist nicht realistisch; dies stellen 72 % der befragten Entscheider fest. Zudem werden wichtige Entscheidungen nicht getroffen (67 %), und zwischen den projektbeteiligten Fachbereichen mangelt es an Kooperation (65 %). Unternehmen entscheiden sich vor allem für Projekte als passende Organisationsform, um neue Lösungen einzuführen (88 %) und selbst neue Produkte und Services zu ent- wickeln (74 %). Change Management ist das drittwichtigste Thema, das über Projekte angegangen wird (57 %). „Durch die immer kürzeren Technologielebenszyklen im Zuge der Digitalisierung steigt die Anzahl an Migrationsprojekten. Hinzu kommt, dass die herkömmlichen Aufgabenstellungen durch digitale Lösungen in allen Fachbereichen mehr und mehr automatisiert werden“, erklärt Christoph Niewerth, Vorstand der Hays AG, den steigenden Anteil der Projektarbeit. LUST AUF... Verstärkt werden in Projekten agile Methoden wie Scrum und Design Thinking eingesetzt. Mehr als 40 % der befragen Manager nutzen diese Werkzeuge bereits, 90 % davon mit positiven Erfahrungen: Sie würden es ermöglichen, die richtigen Prioritäten zu setzen und fundierter zu entscheiden (72 %) sowie alle Beteiligten besser in das Projekt einzubinden (62 %). Alle Studienergebnisse stehen als Download unter hays.de/studien bereit. go BERUFSBEGLEITEND WEITERBILDEN: Betriebliches Gesundheitsmanagement (IHK-Zertifikat) Führungskräftequalifizierung (IHK-Zertifikat) Stress- und Mentalcoach (IST-Diplom) DEN NÄCHSTEN KARRIERESCHRITT Anerkannte Abschlüsse | IST-Studieninstitut | 0211 8 66 68-0 | www.ist.de Kommunikation & Präsentation (IST-Zertifikat) 31 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > MANAGEMENT SCHWERPUNKT BILDUNG PERSÖNLICHE STANDORTBESTIMMUNG von Stephanie Bäcker Herauszufinden und wertzuschätzen, wer und wie wir sind, welche Begabungen wir haben, wie wir uns in unserem Berufs- und Privat leben entfalten und zum Ausdruck bringen, bleibt ein Leben lang ein wiederkehrender kreativer Prozess. Sich diesem Identitätsprozess zu stellen, unsere Vergangenheit zu würdigen, tragfähige Visionen zu entwerfen und die Gegenwart entsprechend zu gestalten, bringt Menschen in den Prozess der Souveränität und Authentizität. Der Mensch bewegt sich in Raum (Kontext) und Zeit (Kontinuum) und steht hierbei immer in Kontakt mit anderen. In der Ausübung der beruflichen Rolle sind wir gefordert, die Beziehungsebene zu Team, Kunden und Peers (WIR) zu gestalten und gleichzeitig die richtigen Ziele anzusteuern, Innovation voranzutreiben und umzusetzen. Dabei stehen wir in dem Spannungsfeld zwischen den Kontextvorgaben des Unternehmens, den gesellschaftlichen Anforderungen und unseren eigenen Werten und Zielen (ICH) in einem sich permanent wandelnden Umfeld. Auf Stärken besinnen Souveränität und Authentizität können wir nur erlangen, wenn wir uns auch auf unsere eigenen Stärken und Ressourcen besinnen. In der Praxis ist unser Blick zunehmend auf die äußeren Kontextbedingungen und Anforderungen ausgerichtet. Der Mensch ist ein Vergleichswesen und bildet seine eigene Identität immer in Abgleich mit dem Bild oder der Zuschreibung von Rollen, wie er sich von der „Außenwelt“ wahr genommen fühlt bzw. welche nachhaltigen Prägungen und Eindrücke er verinnerlicht hat. Wir sind neben den Kontexteinflüssen der sozialen Räume auch durch zeitliche Räume geprägt. Die Betrachtung der zeitlichen Dimension wird als Kontinuum verstanden. Diese Prägungen und Normen unserer Vergangenheit werden auch auf unsere Zukunftserwartungen projiziert. Frühere Szenen wirken fort und beeinflussen unsere Erwartungshaltung für zukünftige Ereignisse. Wir sind geprägt durch Werte und Normen einer Gesellschaft, in der wir leben, durch über die Zeit erlebte 32 Situationen und gemachte Erfahrungen. Die in einer bestimmten Gruppe, hier genannt „soziales Netzwerk“, abgespeicherten Werte und Normen sind unter anderem Grundlage für ein bestimmtes Denkmuster bzw. eine Verhaltenspräferenz. In unserem beruflichen Alltag stehen wir immer dann in Konfliktsituationen, wenn die Anforderungen eines Systems mit unseren individuellen Werten, Stilen und Normen konfligieren. Wie authentisch bin ich? Die Auseinandersetzung mit der eigenen Identitätsbildung und den prägenden gesellschaftlichen Verhältnissen führt zu einem Verständnis der individuellen Verhaltensund Interaktionsmuster und des eigenen Rollenrepertoires. Je höher die Übereinstimmung der eigenen Selbstzuschreibung mit den fremdattribuierten Zuschreibungen ist, je höher ist die eigene Authentizität. Diese ist nicht einfach trainierbar und durch konkrete Anleitung erlernbar, sondern erfordert genau diese Auseinandersetzung mit der Lebenswelt (Kontext) und der persönlichen und kollektiven Geschichte sowie der Zukunftserwartung (Kontinuum). Unsere Identität, Identitätssicherheit und Identitätsentwicklung sind unabdingbar in Kontexte eingebunden und durch Kontexte bestimmt. Als Element der Persönlichkeitstheorie wird die Identität durch Selbst- und Fremdzuschreibungen bewertet und in sozialen Netzwerken konstituiert. Dies geschieht durch die kognitive und emotionale Bewertung in fortlaufendem Aushandeln von Identität über die gesamte Lebensspanne. Mit dem permanenten Abgleich zwischen Selbst- und Fremdbild und der Zufriedenheit über diese wahrgenommenen Merkmale ist die Entwicklung des Selbstwertgefühls verbunden. Dialog mit uns selbst Wir treten mit uns selbst in einen Dialog als eine Art Abstimmung zwischen der eigenen Absicht, etwas zu tun, und dem Bild, ob man Stephanie Bäcker so etwas tun sollte. Dabei sind wir oft unbewusst stärker geprägt von der äußeren Anforderung, als unserem inneren Bedürfnis oder eigenen Werten nachzugehen. Kontakt kann sich jedoch nach außen (bewusste Handlungsbereitschaft in Bezug auf die Umwelt) und nach innen (bewusstes Spüren der eigenen Befindlichkeit) richten. Sich auf die eigenen Ressourcen und Stärken zu besinnen, setzt voraus, den Kontakt nach innen aufzunehmen. Mead hat dazu den Begriff des „Inneren Gefährten“ geprägt. Wem nicht bewusst ist, welche Motive ihn lenken oder welche Einflüsse seine Umwelt auf ihn hat, dessen Interaktionen wirken oft nicht stimmig und authentisch, da sie auf die Erwartungen anderer ausgerichtet sind und nicht den eigenen Handlungsmotiven gerecht werden. Herauszufinden und wertzuschätzen, wer und wie wir sind, setzt voraus, dass wir uns auf den Weg begeben, unser eigener Gefährte zu sein und uns selbst zu reflektieren, wahrzunehmen und zu erleben, persönliche Barrieren zu erkunden, um wirksam zu sein, durch verschiedene Blickwinkel neue Lösungswege zu finden. Kontakt: [email protected] Stephanie Bäcker, Gründerin und Geschäftsführerin der SCOPE-Beratung mit Sitz in Köln, begleitet und berät Menschen, Unternehmen und Organisationen in Veränderungsprozessen. MANAGEMENT < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 GESUNDHEIT AM ARBEITSPLATZ GESUND FÜHREN IST „CHEFSACHE“ von Andrea Jakob-Pannier „Man lernt nie aus.“ Dieser Satz gilt nicht nur für Berufsstarter, son dern auch für gestandene Führungskräfte. Doch nicht nur Fachwis sen ist wichtig, auch das Führen von Mitarbeitern selbst will gelernt sein. Gerade wenn es um seelische Belastungen der Mitarbeiter geht. Zusammen mit dem Dachverband Gemeindepsychiatrie e. V. hat die BARMER GEK eine Handlungsleitlinie zum Thema „Psychische Erkrankung am Arbeitsplatz“ erarbeitet, die sich speziell an Führungskräfte und Personalverantwortliche richtet. Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Laut Studien sind jährlich rund 33 % der Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Das wirkt sich nicht nur auf das soziale Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen aus. Auch im Arbeitsleben spielen psychische Erkrankungen eine Rolle. Eine Arbeitsunfähigkeit durch eine psychische Erkrankung dauert zudem häufig länger als bei anderen Krankheiten. Es ist also auch im Sinne der Unternehmen, die seelische Gesundheit ihrer Mitarbeiter im Auge zu behalten. Der Leitfaden soll eine Hilfestellung sein, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Umgang mit verhaltensauffälligen und psychisch erkrankten Beschäftigten. Erkennen und Handeln Um wahrzunehmen, wann es einem Mitarbeiter nicht gut geht, bedarf es sozialer Kompetenz. Führungskräfte können durchaus lernen, sensibel für Verhaltensauffälligkeiten zu sein. Hilfreich ist eine offene und wertschätzende Kommunikationskultur zwischen den Führungskräften und ihren Mitarbeitern. So behalten Chefs leichter den Überblick darüber, ob zum Beispiel hoher Termindruck besteht, das Arbeitspensum stark zunimmt und die psychische Gesundheit bei allen Beteiligten in Balance bleibt. Um zeitnah bei auffälligen und psychisch betroffenen Mitarbeitern handeln zu können, liefert der Leitfaden Checklisten mit Anzeichen von möglichen Verhaltensänderungen und konkrete Lösungsbeispiele für Mitarbeitergespräche und Handlungsempfehlungen. Einbinden und vorbeugen Ein Mitarbeiter, der wegen einer psychischen Erkrankung länger ausgefallen ist, kann nicht ohne Weiteres wieder in den Job einsteigen. Hier kommt das betriebliche Eingliederungsmanagement zum Tragen. Der Leitfaden kann dazu praxisnahe Hilfe bieten und zeigt unter anderem zwei Fallbeispiele auf. Der Umgang einer Führungskraft mit Belastungen und Stressreaktionen hat dabei großen Einfluss. Tipps wie regelmäßiges Feedback zur Stärkung des Selbstwertgefühls und gezielte Maßnahmen zur Entspannung und Regeneration tragen zu einem mitarbeiterorientierten Führungsstil bei. Chefs erfahren, wie sie mit einer psychischen Erkrankung eines Mitarbeiters verantwortungsvoll umgehen können. Auch präventives Handeln spielt eine wichtige Rolle, zum Beispiel wenn es darum geht, einem drohenden sogenannten Burn-out vorzubeugen. Ängste abbauen Natürlich muss auch eine Führungskraft den Umgang mit betroffenen Mitarbeitern nicht allein schultern. Der Handlungsleitfaden liefert auch Informationen zu Hilfsangeboten vor Ort, beispielsweise zu Integrationsfachdiensten. Ziel ist es, Berührungsängste im Umgang mit psychischen Erkrankungen sowohl auf Seiten der Mitarbeiter wie auch bei den Vorgesetzten abzubauen und für eine offene Auseinandersetzung im Arbeitsalltag zu sorgen. Andrea Jakob-Pannier Sich selbst gesund führen Motivation, Leistungsfähigkeit und Gesundheit einer Führungskraft sind zentrale Voraussetzungen für die Leistungsbereitschaft und Gesundheit der Mitarbeitenden. Das eintägige Seminar vermittelt Methoden, die eigenen Gesundheits- und Leistungsressourcen zu bewerten und zu erweitern. Außerdem lernen die Teilnehmer, Konflikte zwischen ihren eigenen und fremden Erwartungen aufzulösen. Mitarbeiter gesund führen Mitarbeiterorientierte Führung, Kommunika tion und sinnvolle Ziele tragen nicht nur zur Leistungsbereitschaft von Mitarbeitern bei, sondern auch zu deren Gesunderhaltung. In dem eintägigen Seminar werden Führungskräfte insbesondere in ihrer gesundheits- und leistungsorientierten Kommunikationskultur und Mitarbeitermotivation gestärkt. Ein Schwerpunkt liegt darin, die Theorie in die Praxis umzusetzen, insbesondere in einer wertschätzenden Führung und Kommunikation. Kontakt: [email protected] Praxisseminare für Führungskräfte Ein guter Führungsstil kann Mitarbeiter motivieren und für ein positives Betriebsklima sorgen. Die Seminare der BARMER GEK unterstützen dabei. Andrea Jakob-Pannier ist Psychologin bei der BARMER GEK. FÜHRUNGAKTIV Den Handlungsleitfaden „Psychische Erkrankung am Arbeitsplatz“ gibt es zum kostenlosen Download unter www.barmergek.de/544834. Im Tagesworkshop FÜHRUNGAKTIV werden die Teilnehmer für ihre Möglichkeiten sensibilisiert, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und damit auch deren Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu fördern. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz. Der Workshop kann als Einstieg in das Thema Führung und Gesundheit, auf dem die folgenden Seminare aufbauen, genutzt werden. Weitere Informationen gibt es im Internet: Betriebliches Eingliederungsmanagement: www.barmer-gek.de/502731 Praxisseminare für Führungskräfte: www.barmer-gek.de/500043 33 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > MANAGEMENT SCHWERPUNKT BILDUNG FÜHRUNGSKRÄFTE-TRAININGS SIND NACHHALTIGES INVESTMENT von Eva Günzler Immer flexibler, immer schneller und immer kostenoptimierter müssen Unternehmen agieren, um in Zeiten globalisierter Märkte und beschleunigter Geschäftsmodelle infolge der Digitalisierung wettbewerbsfähig zu bleiben. Die sich permanent verändernden Marktbedingungen verlangen eine kontinuierliche Anpassungsfähigkeit und Führungskräfte, die die unternehmerischen Veränderungsprozesse mit hoher Fachkompetenz begleiten und zugleich mit Empathie, Glaubwürdigkeit und Respekt bei ihren Mitarbeitern eine „can-do“Mentalität fördern. In Leadership-Trainings soll Führungskräften das dafür nötige Handwerkszeug vermittelt werden. Dass diese Trainings nicht nur unmittelbar, sondern tatsächlich nachhaltig über Jahre hinaus wirken, zeigt nun eine aktuelle wirtschaftspsychologische Studie der Hochschule Fresenius in München. Ständige Umstrukturierungen innerhalb des Unternehmens, steigender Mobilitätsdruck und die Angst vor Arbeitsplatzverlust prägen den Alltag vieler Arbeitnehmer, während von ihnen gleichzeitig ein Höchstmaß an Flexibilität und Veränderungsbereitschaft erwartet wird. Hier sind fähige Führungskräfte gefragt, die sowohl die unternehmerischen Transformationsprozesse mit hoher Fachkompetenz begleiten als auch ihre Mitarbeiter ins Boot holen und zu Höchstleistungen motivieren. Führungskräfte als Coaches ihrer Mitarbeiter Längst sind Führungskräfte nicht mehr nur Entscheider, sondern auch Begleiter, Coaches und Change Agents für ihre Mitarbeiter. Am Markt orientierte Unternehmen verfolgen das Konzept der transformationalen Führung mit Führungskräften, die ihre Mitarbeiter für das, was sie tun, begeistern, die ihnen Entsprechendes vorleben, sie einbinden und ihnen ein Gefühl der Wertschätzung vermitteln. Kurzum: Von Führungskräften wird eine immer größere Führungskompetenz erwartet, während ihnen zugleich neben dem operativen Tagesgeschäft immer weniger Zeit für den direkten Kontakt mit den Mitarbeitern bleibt. Wenn den ohnehin schon unter Druck stehenden Führungskräften hierfür keine zusätzlichen Ressourcen eingeräumt 34 werden und/oder ihnen die passenden Methoden fehlen, bleiben z. B. die wichtigen Mitarbeitergespräche zunehmend auf der Strecke bzw. werden so geführt, dass sie nicht die gewünschten Ergebnisse bringen. Das frustriert Mitarbeiter und Führungskraft gleichermaßen und schadet der Entwicklung des Unternehmens. Erfolgreiches Führen lässt sich lernen Um das zu vermeiden, stehen Führungskräfte-Trainings bei Unternehmen hoch im Kurs. In den Trainings sollen Unternehmensverantwortliche, Führungskräfte und der Führungskräftenachwuchs in Sachen Mitarbeiterführung/Leadership, (Selbst-)Potenzial-Analyse, Team Approach etc. fit gemacht werden. Das Führungsverständnis fokussiert sich dabei zunehmend auf vier wesentliche Kernkompetenzen, wie aus einer neuen McKinsey-Studie hervorgeht: 1. Be supportive, 2. Operate with strong result orientation, 3. Seek different perspectives, 4.Solve problems effectively. Interessanterweise steht hinter diesen Aspekten weniger ein Bündel standardisierter Methoden als eine entsprechende Haltung, die Führungskräften ein verbindliches und zugleich persönliches Anleiten ihrer Mitarbeiter ermöglicht. Nachhaltiger Trainingserfolg wissenschaftlich bewiesen Erfolgreiches Führen – auch unter Zeit- und Kostendruck und besonders inmitten von inzwischen allgegenwärtigen Veränderungsprozessen – lässt sich lernen. Das belegt nun eine aktuelle Studie der Hochschule Fresenius (München) im Rahmen einer Bachelorarbeit. So beweist der mittlerweile examinierte Wirtschaftspsychologe Clemens Neiß hier am Beispiel des „BBT Leadership Compact“Trainings, welches von der Hamburger ChangePartner AG angeboten wird, die langfristige Wirksamkeit der Weiterbildungsmaßnahme. Neiß verschickte seinen Evaluierungsbogen an 187 (von insgesamt ca. 300) ehemalige Trainingsteilnehmer der letzten 15 Jahre. Die Rückläuferquote lag bei 32 %, was vor dem Hintergrund, dass die Weiterbildung für manche von ihnen tatsächlich schon mehr Eva Günzler als eine Dekade zurücklag, als erstes Indiz dafür gewertet werden kann, wie nachhaltig ein solches Training Menschen prägen kann. Lernen, wie man Verständnis und „Ein-Verständnis“ erzielt Daneben konnte die Studie auch qualitative Aussagen darüber liefern, welche Führungsund Kommunikationsmodelle für die Befragten den größten Mehrwert hatten und in der Praxis Anwendung finden. Tatsächlich sind es gerade die einfachen Modelle, die große Wirkung zeigen: 18 % aller Teilnehmer bezogen sich in den Evaluierungsbögen auf das sogenannte Eisbergmodell, das das Verhältnis zwischen Sach- und emotionaler Ebene z. B. bei der Mitarbeitermotivation beschreibt: Wie bei einem Eisberg befinden sich 90 % der Ursachen für Motivation unter der Wasseroberfläche. Nur zu 10 % muss ein Mitarbeiter mit Logik, Zahlen und Fakten überzeugt werden, ungleich wichtiger ist, dass es der Führungskraft gelingt, ihn auch emotional ins Boot zu holen, also nicht nur „Verständnis”, sondern auch „EinVerständnis“ zu erzielen. Ebendies ist Anliegen des transformationalen Führungskonzeptes. Fazit: Während in Personalabteilungen vielfach über die „Messbarkeit“ der Nachhaltigkeit von Trainingsprogrammen diskutiert wird, zeigt Neiß in seiner wirtschaftspsychologischen Studie auf, dass – und inwiefern – die Teilnehmer noch nach J ahren von den Weiterbildungsmaßnahmen profitieren. Kontakt: [email protected] Eva Günzler ist 1979 in Meppen geboren, hat Kommunikationswissenschaften an der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen studiert und arbeitet als freie IT-Journalistin. VGF < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 DER FREMDGESCHÄFTSFÜHRER ALS ARBEITNEHMER? EINE (ERNEUTE) ENTSCHEIDUNG DES EUROPÄISCHEN GERICHTSHOFES von Dr. Heike Kroll, Fachanwältin für Arbeitsrecht Als Fremdgeschäftsführer bezeichnet man einen Geschäftsführer einer GmbH, der – im Gegensatz zu einem Gesellschafter-Geschäftsführer – keine Anteile an der Gesellschaft hält. Sowohl das Bundesarbeitsgericht (BAG) als auch der Bundesgerichtshof (BGH) gehen in ständiger Rechtsprechung davon aus, dass der Geschäftsführer einer GmbH grundsätzlich nicht Arbeitnehmer im Sinne deutschen Arbeitsrechts sein kann. Arbeitsrechtliche Schutz- oder sonstige Vorschriften sollen daher in aller Regel keine Anwendung auf Geschäftsführer finden. Nach Auffassung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ist das jedoch keineswegs zwingend. So hatte der EuGH bereits 2010 zur sogenannten Mutterschutzrichtlinie (Az.: C-232/09) entschieden, dass ein Leitungsorgan einer Kapitalgesellschaft, das nicht am Gesellschaftskapital beteiligt und weisungsgebunden ist, Arbeitnehmer im Sinne des Unionsrecht sein kann. Konkret ging es darum, dass die Kündigung bzw. die Abberufung einer schwangeren Geschäftsführerin einer lettischen Gesellschaft wegen Verstoßes gegen die Mutterschutzrichtlinie für unwirksam erklärt wurde. Diese sogenannte Danosa-Entscheidung (Hinweis: die Entscheidungen des EuGH tragen immer den Namen des jeweiligen Klägers) betraf jedoch eine Gesellschaft nach lettischem Recht, sodass nur vermutet werden konnte, dass ein Geschäftsführer einer deutschen Gesellschaft entsprechend eingestuft würde. Im Juli 2015 hatte der EuGH nun einen Fall auf dem Tisch, der eine deutsche GmbH betraf. Hier ging es um die Frage, ob die Kündigung eines Arbeitnehmers wegen Unterlassen der Massenentlassungsanzeige nach § 17 Abs. 1 KSchG unwirksam war. Diese Verpflichtung zur Massenentlassungsanzeige besteht in Betrieben mit mehr als 20 Arbeitnehmern. Unstreitig war, dass im konkreten Fall nur 18 Ar- BUCHTIPP Dr. Kersten v. Schenck (Hrsg.) Der Aufsichtsrat §§ 95-116, 161, 170-172, 394 und 395 AktG Verlag Frank Vahlen, 2015 ISBN 978-3-8006-4790-3 299 E Die praktische Bedeutung des Aufsichtsrats und die immer größer werdende Verantwortung der Aufsichtsratsmitglieder haben ganz erheblich zugenommen. Von allen Seiten wird von den Aufsichtsratsmitgliedern eine umfassende Kenntnis der Rechte und Pflichten der Organe erwartet. Diese finden ihren Niederschlag nicht zuletzt in zahlreichen Entscheidungen des BGH sowie der Oberlandesgerichte. Darüber hinaus wird die Arbeit des Aufsichtsrats durch den Deutschen Corporate Governance Kodex maßgeblich beeinflusst. In der täglichen Arbeit benötigt das Aufsichtsratsmitglied einen Kommentar zu den einzelnen gesetzlichen Vorschriften, der Antwort auf alle anfallenden Fragen liefert. Die Antworten müssen zum einen wissenschaftlich fundiert sein, dürfen aber an den Bedürfnissen der Aufsichtsratsmitglieder nicht vorbeigehen. Neben der Kommentierung zu den einschlägigen Paragrafen werden besonders praxisrelevante Fragenkomplexe (z. B. zum Aufsichtsratsvorsitzenden selbst, zur Beschlussfassung im Aufsichtsrat oder zum Abschluss einer D&O Versicherung) in zusammenfassenden Anhängen dargestellt. Das Werk wendet sich an u. a. an Aufsichtsratsmitglieder. kr Dr. Heike Kroll beitnehmer bei der Gesellschaft beschäftigt waren. Der Kläger, der sich gegen seine Kündigung wehrte, musste also noch mehr Arbeitnehmer finden, um in den Anwendungsbereich des § 17 Abs. 1 KSchG zu fallen. Er führte u. a. den Geschäftsführer der Gesellschaft an, der gesamtvertretungsberechtigt war und keine Anteile an der Gesellschaft hielt. Dieser sollte auch unter die Richtlinie 98/59/EG fallen, die Mindestvorschriften zum Arbeitnehmerschutz bei Massenentlassungen vorgibt. In Deutschland ist die Massenentlassungsrichtlinie in §§ 17ff. Kündigungsschutzgesetz (KSchG) umgesetzt worden. Nach der aktuellen Entscheidung des EuGH vom 09.07.2015 (Az.: C-229/14) verstößt § 17 Abs. 1 Nr. 5 KSchG, wonach Geschäftsführer einer Gesellschaft – ganz im Sinne der deutschen Rechtsauffassung – nicht als Arbeitnehmer im Sinne der Vorschrift zu verstehen sind, gegen Unionsrecht. Dies gilt zumindest dann, wenn es sich um einen weisungsabhängigen Fremdgeschäftsführer handelt. Der Geschäftsführer war also bei der Berechnung mit zu berücksichtigen. Fazit: In der Praxis vor allem mittelständischer Gesellschaften sollten Fremdgeschäftsführer bei der Berechnung der Arbeitnehmeranzahl für die Frage einer Massenentlassungsanzeige zukünftig stets mitgezählt werden. Anderenfalls kann es teuer werden: Denn wird die Massenentlassungsanzeige fehlerhaft versäumt, sind alle Kündigungen gemäß § 134 BGB (Verstoß gegen ein gesetzliches Verbot) unwirksam. Zudem wird sich ein gekündigter Fremdgeschäftsführer wohl ebenfalls auf das Versäumnis berufen können. Er sollte daher gegen seine Kündigung gerichtlich vorgehen, um einen späteren Beendigungstermin durchzusetzen. 35 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > VGF BILDUNGSURLAUB DER ANSPRUCH AUF BILDUNGSURLAUB Ein Überblick über die aktuellen Rahmenbedingungen Wie viele freie Tage stehen einem zu? In der Regel stehen dem Mitarbeiter fünf freie Tage pro Jahr zu. In manchen Ländern wie z. B. Berlin und Nordrhein-Westfalen lassen sich auch alle zwei Jahre zehn Tage am Stück nehmen. Im Saarland sind es sogar sechs Tage, aber mit der Sonderregelung, dass Arbeitnehmer nur für die Hälfte der Zeit (also maximal für drei Tage) bezahlt freigestellt werden. Welche Arten von Fortbildungskursen gibt es? Übersicht Stand Januar 2015 – Achtung Neuregelung für Baden-Württemberg (seit 01.07.2015) und Thüringen (ab 01.01.2016) Bildungsurlaub ist Ländersache. Damit hängt es vom jeweiligen Bundesland ab, ob und wenn ja wie lange man Bildungs urlaub beanspruchen kann. Aktuell gibt es Regelungen zum Bildungsurlaub in dreizehn Bundesländern. Seit dem 01.07.2015 gehört auch Baden-Württemberg dazu. In Thüringen wird ein entsprechendes Gesetz zum 01.01.2016 in Kraft treten, sodass zukünftig nur noch Bayern und Sachsen außen vor sind. 36 Wer hat Anspruch auf Bildungsurlaub? Die jeweiligen Voraussetzungen hängen von der Landesregelung ab. Bedingung ist oft eine Mindestgröße des Betriebs und eine Mindestbeschäftigungsdauer. Während z. B. in Nordrhein-Westfalen sechs Monate Betriebszugehörigkeit ausreichen, müssen es in Baden-Württemberg und im Saarland zwölf Monate sein. Teilweise können auch Auszubildende Anspruch auf Bildungsurlaub geltend machen. Die Bandbreite ist gewaltig: Denn der Bildungsurlaub muss nicht nur der beruflichen Bildung dienen. Die Zeit darf auch dafür genutzt werden, Sprachen zu erlernen oder sich mit politischen Themen zu befassen. Im Regelfall ist der Internetseite des Anbieters zu entnehmen, ob der Anbieter selbst bzw. der jeweilige Kurs als Bildungsurlaub anerkannt ist. Eine solche Anerkennung des Trägers oder der Einzelveranstaltung bindet die Arbeitsgerichte jedoch nicht. Wenn der Arbeitgeber das „Mindestmaß greifbarer Vorteile“ für den Betrieb anzweifelt, kann er den Antrag des Arbeitnehmers ablehnen, was im Falle einer Klage des Mitarbeiters zu einer freien Entscheidung der Arbeitsgerichte über die Anerkennungsfähigkeit des Kurses führt. Stets sind die Details in den Landesgesetzen zu beachten. So findet sich z. B. in Hessen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland sogar ein Katalog von Veranstaltungen, deren Anerkennung ausgeschlossen ist. VGF < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 Wer trägt die Kosten? Die Kosten der Fortbildung trägt der Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber ist lediglich zur Fortzahlung des Lohnes verpflichtet Bis wann muss der Antrag gestellt werden? In den meisten Ländern muss der Bildungsurlaub in einem Zeitrahmen von vier bis acht Wochen vor dem Beginn beantragt sein. Auch hier ist es wichtig, die unterschiedlichen Regelungen im Auge zu behalten. Der Anspruch ist an den nach dem Landesgesetz vorgesehenen Bezugszeitraum gebunden. Überwiegend ist das das Kalenderjahr. Mit Fristablauf verfällt er. Kann der Anspruch aus 2015 noch mit dem aus 2016 zusammengelegt werden? Die Ansprüche aus zwei Kalenderjahren können sogar in den Ländern zusammengefasst werden, die den Anspruch pro Kalenderjahr gewähren. Dafür muss der Arbeitnehmer nur im laufenden Jahr dem Arbeitgeber mittei- len, dass er den Anspruch im folgenden Jahr für eine längere Freistellung verwenden wird. Diese Erklärung ist nicht formgebunden. Sie kann daher in jeder Form abgegeben werden. Zudem braucht weder die beabsichtigte Bildungsmaßnahme noch Inhalt und Zeitraum mitgeteilt werden. Kann der Arbeitgeber den Bildungsurlaub ablehnen? Unter Umständen schon. Das gilt insbesondere, wenn bei einer beruflichen Weiterbildung der Mindestnutzen für den Arbeitergeber nicht erreicht wird. Liegt der Schwerpunkt des Fortbildungskurses jedoch auf politischer Bildung, dient das in erster Linie der Persönlichkeitsentwicklung des Arbeitnehmers. Hier ist ein „Mindestmaß an greifbarem Vorteil“ für den Arbeitgeber nicht erforderlich. Passt dem Arbeitgeber der gewünschte Zeitraum nicht, kann er – wie bei einem Urlaubsantrag – den Bildungsurlaub aus dringenden betrieblichen Gründen ablehnen. Der Bildungsurlaub ist dann zu einem anderen Zeitpunkt zu gewähren bzw. auf Verlangen des Arbeitnehmers ins nächste Jahr zu übertragen. Je nach Bundesland muss der Arbeitgeber auf einen Antrag unverzüglich reagieren, teilweise ist die Ablehnung schriftlich zu begründen und hat fristgebunden zu erfolgen. Kann der Arbeitgeber die bezahlte Freistellung im Nachhinein verweigern? Hat der Arbeitgeber den Arbeitnehmer auf dessen Antrag vorbehaltlos freigestellt, ist er hieran gebunden. Der Arbeitnehmer erwirbt damit einen Anspruch auf Vergütung. Der Arbeitgeber kann nicht im Nachhinein geltend machen, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Bildungsmaßnahme nicht vorgelegen hätten. Daher sollte die Personalabteilung das einschlägige Landesgesetz stets griffbereit haben, um die Vorschriften zu kennen und zu beachten. kr 37 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > YOUNG LEADERS SCHWERPUNKT BILDUNG SECHS TIPPS FÜR DEN ERFOLGREICHEN BERUFSEINSTIEG Der Studienabschluss ist geschafft. Viele Absolventen nehmen daher im ersten „Glücksrausch“ an, die Welt stehe ihnen offen. Doch oft werden sie schneller auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt als erhofft: Nach Vorstellungsgesprächen hagelt es Absagen, oft fehlt die Berufserfahrung oder schlimmer noch – das Bewerbungsschreiben landet nach erster Durchsicht sofort auf dem Absagestapel mangels Überzeugungskraft. Bevor jedoch der Kopf in den Sand gesteckt wird, sollte analysiert werden, woran der Berufseinstieg bisher gescheitert ist. Dieser Beitrag soll dem Leser daher eine erste Orientierung für die frühzeitige Karriereplanung und Hinweise für die Vorgehensweise bei der Jobsuche geben. Viele Studenten sind gezwungen, ihren Lebensunterhalt während des Studiums selbst zu finanzieren. Diesen Umstand kann man jedoch zu seinem eigenen Vorteil nutzen. Suchen Sie sich einen Studentenjob in einem Unternehmen/bei einem Arbeitgeber, der zu ihrem späteren Berufsziel passt. So besteht die Möglichkeit, bereits während des Studiums mit dem späteren Tätigkeitsgebiet zumindest in Berührung zu kommen und erste Erfahrungen zu sammeln. Nutzung von Karrieremessen/ Absolventenkongressen Es macht Sinn, bereits kurz vor Abschluss des Studiums entsprechende Kontakte zu passenden Unternehmen zu suchen. Eine gute Möglichkeit bieten dazu Absolventenkongresse, aber auch Karrieremessen. Hier stellen sich Unternehmen vor, die gezielt nach bestimmten Arbeitskräften suchen. Es empfiehlt sich, bei Besuch einer solchen Messe bereits Visitenkarten und Lebensläufe mitzunehmen, die bei Bedarf dem Unternehmen überlassen werden können. Vitamin B nutzen Absolventen sollten sich nicht schämen, ihre Beziehungen zu nutzen. Daran ist nichts falsch. In der heutigen Zeit erlangt das „Netzwerken“ immer größere Bedeutung: Ist der beste Freund Ihres Vaters zufällig Abteilungsleiter in einem Unternehmen, welches zu Ihren Qualifikationen passt, sollten Sie dort um Unterstützung anfragen. Genau- 38 Quelle: Fotolia, © aotearoa Bereits im Studium erste Praxiserfahrungen sammeln Frühzeitige Planung ist wichtig so können Sie bereits frühzeitig damit anfangen, Ihr eigenes Netzwerk aufzubauen. Nutzen Sie Angebote der Universität, z. B. an F orschungsprojekten mitzuarbeiten. Machen Sie Praktika oder üben Sie Nebenjobs in passenden Unternehmen aus. So lernen Sie viele Leute kennen, die Ihnen nach Abschluss des Studiums möglicherweise den Weg ebnen können. Ebenso können Sie die Netzwerke des DFK nutzen: Der DFK bietet gerade für Studenten/ Absolventen/Young Leader ein MentoringProgramm an. Hier erhalten Sie Kontakt zu einem Mentor, der Ihnen auf Ihrem beruf lichen Weg zur Seite steht und gegebenenfalls sogar Kontakte vermitteln kann. Weiterhin finden in den verschiedenen Regionalgruppen des DFK regelmäßige Netzwerktreffen, Stammtische und Vortragsveranstaltungen statt. Auch hier können Sie andere Mitglieder kennenlernen und Ihr Netzwerk erweitern. Der Vorteil bei diesen Veranstaltungen liegt darin, dass Sie sich nicht im „strengen“ beruflichen Umfeld kennenlernen, sondern in entspannter, eher „privater“ Atmosphäre. So bekommen Sie gleichzeitig ein authentisches Bild vom anderen. Unternehmensanforderungen analysieren Bevor Sie sich daranmachen, die Bewerbung zu schreiben, sollten Sie die jeweiligen Anforderungen Ihres Wunscharbeitgebers analysieren. Lesen Sie die Stellenausschreibungen genau: Passen die Anforderungen zu Ihrem Profil? Wenn nicht, ist die fehlende Anforderung zwingend? Meist steht in der Stellenausschreibung sinngemäß: „Erfahrung mit dem Computerprogramm XY ist wünschenswert.“ Wünschenswert bedeutet nicht zwingend. Zwar haben Bewerber mit Erfahrung in diesem Bereich möglicherweise etwas bessere Chancen als unerfahrene Bewerber, aber Ihre fehlende Erfahrung in diesem Bereich führt nicht dazu, dass Ihre Bewerbung von vornherein auf dem Absagestapel landet. YOUNG LEADERS < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 Überzeugende Bewerbung Schreiben Sie niemals 08/15-Bewerbungen! Insbesondere das Abschreiben von Musterbewerbungsschreiben aus den Bewerbungshandbüchern ist ein No-Go! Es empfiehlt sich dringend, folgende Punkte zu beachten: Ein Bewerbungsfoto ist heutzutage aus rechtlichen Gründen (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) kein offizielles Muss für Bewerbungen. Dennoch sehen Personaler gerne vorab, mit wem sie es zu tun bekommen. Entschließen Sie sich also, ein Bewerbungsfoto einzureichen, sollte dies den allgemeinen Anforderungen entsprechen, also bitte kein privates Foto von Ihnen von der letzten Party oder auf dem Sofa mit der Katze auf dem Schoß (das kommt leider häufiger vor, als Sie annehmen!). Gehen Sie zu einem professionellen Fotografen. Qualität hat bei einer Bewerbung nun einmal seinen Preis. Das sollten Sie wissen: Der DFK bietet Ihnen eine Überprüfung Ihrer Bewerbungsunterlagen an. Dies geschieht durch unsere erfahrenen Verbandsjuristen und ist im Mitgliedsbeitrag bereits enthalten. Hier besteht die Möglichkeit, Ihre Bewerbung entsprechend Ihrer Qualifikationen und den Anforderungen der Stellenausschreibung anzupassen. Fragen Sie einfach nach. Gerne unterstützen wir Sie hier! Authentisch im Vorstellungsgespräch Wenn die Hürde der schriftlichen Bewerbung geschafft ist, steht das Vorstellungsgespräch vor der Tür. Hier sollten Sie gut vorbereitet sein. Zu einer guten Vorbereitung gehört insbesondere, sich vorab möglichst viele Informationen über das Unternehmen zu beschaffen, um ein entsprechendes Interesse im Gespräch belegen zu können. Bereiten Sie sich außerdem auf die typischen Fragen in einem Vorstellungsgespräch vor. Auch die Kenntnis der eigenen beruflichen und privaten Stationen sollte vorhanden sein. Nichts ist Schlimmer, als im Vorstellungsgespräch etwaige Lücken im Lebenslauf oder die Entscheidung, ein bestimmtes Praktikum absolviert zu haben, nicht erklären zu können. Natürlich gehört zu einem Vorstellungsgespräch auch, sich zu verkaufen. Allerdings dürfen Sie den Mut haben, authentisch zu bleiben. Das bedeutet nicht, dass Sie, wenn Sie ein sportlich lockerer Typ sind, in der Jogginghose erscheinen und die Füße auf den Tisch legen sollen. Sie dürfen aber durchaus zeigen, dass Sie nicht der „steife“ Typ sind, sondern auch z. B. Humor haben. Denn im Ergebnis hilft es beiden Seiten nichts, wenn Sie sich im Vorstellungsgespräch komplett verstellen müssen, um die Stelle zu bekommen. Dies würde sich dann im darauf folgenden Berufsleben möglicherweise rächen. Kein Mensch ist aber in der Lage, sich acht bis zehn Stunden am Tag komplett im Wesen zu verstellen und dabei glücklich zu bleiben. Außerdem wäre Ihr neuer Arbeitgeber nicht glücklich, wenn sich herausstellte, dass Sie auf einmal doch nicht ins Team passen, weil Sie im Alltag ein anderes Wesen zeigen. Optimal ist es also, wenn beide Seiten grundsätzlich zusammenpassen. Dies kann aber nur durch Authentizität im Vorstellungsgespräch erreicht werden. as Quelle: Fotolia, © picsfive/ imagehub Der Lebenslauf sollte Ihre Stationen in der Ausbildung sowie Ihre erworbenen Kenntnisse wiedergeben. Der Aufbau variiert je nach Geschmack. Manche Unternehmen geben auf Ihrer Homepage sogar Hinweise, wie sie sich Ihre Bewerbung vorstellen. Recherchieren Sie vorab. Fehlt ein Hinweis des Unternehmens, nutzen Sie einen üblichen Aufbau, der zu Ihnen passt. Das Anschreiben sollte nicht nur eine Wiederholung Ihres Lebenslaufs darstellen oder phrasenweise die Schlagwörter der geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten wiedergeben. Belegen Sie geforderte Kenntnisse/Fähigkeiten vielmehr mit Ihren bereits verbuchten Erfolgen/Tätigkeiten. Nutzen Sie Beispiele. Diese müssen nicht nur aus dem beruflichen Umfeld stammen. Oft hilft es auch, wenn Sie Ihre Teamfähigkeit dadurch belegen, dass Sie z. B. bereits jahrelang Mannschaftssport betrieben haben. 39 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > YOUNG LEADERS STUDIENFINANZIERUNG UND SOZIALVERSICHERUNG DAS WERKSTUDENTENPRIVILEG von Rechtsanwältin Anika Stritzel Viele Studenten finanzieren ihr Studium durch einen Nebenjob. Umfragen (Quelle: Statista „Arbeitest du parallel zum Studium?“) haben ergeben, dass knapp 52 % der befragten Studierenden während der Vor lesungszeit nebenher arbeiten. Während der Semesterferien sind es sogar ca. 63 %. Bei Unternehmen und Studierenden gleichermaßen beliebt ist dabei das Institut des sogenannten „Werkstudenten“. Der Vorteil für den Studierenden liegt auf der Hand: Neben einer der Höhe nach unbegrenzten Hinzuver dienstmöglichkeit können erste Erfahrungen in der Praxis gesammelt werden. Unternehmen nutzen die Möglichkeit, Werkstudenten einzusetzen, insbesondere gern, um zukünftigen Nachwuchs zu rekru tieren, ohne sofort volle Sozialversicherungsbeiträge abführen zu müssen. Denn Werkstudenten sind sozialversicherungsrechtlich privilegiert. Immatrikulation an einer Hochschule Voraussetzung ist zunächst, dass der beschäftigte Student sozialversicherungsrechtlich als „ordentlicher Studierender“ einzuordnen ist (§§ 6 Abs. 1 Nr. 3 SGB V, 27 Abs. 4 Nr. 2 SGB III). Der Student muss also an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule oder einer sonstigen der wissenschaftlichen oder fachlichen Ausbildung dienenden Schule immatrikuliert sein. Dazu gehören grundsätzlich Universitäten und Fachhochschulen (Technische, Pädagogische, Wirtschafts-, Kunst- und Musikhochschulen) als auch Fachschulen (Altenpflegeschulen, Schauspielschulen u. a.) gleichermaßen. Anika Stritzel Versicherungsfreiheit Werkstudenten sind versicherungsfrei in der Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung (§§ 6 Abs. 1 Nr. 3 SGB V, 27 Abs. 4 Nr. 2 SGB III). Es besteht lediglich Rentenversicherungspflicht. Voraussetzungen der Versicherungs freiheit Um in den Genuss des Werkstudentenprivilegs zu kommen, müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Fehlt es nur an einer Voraussetzung oder fällt eine Voraussetzung während der Beschäftigungszeit weg, verliert der Student das Werkstudentenprivileg mit sozialversicherungsrechtlichen Konsequenzen für ihn und seinen Arbeitgeber. 40 Das Werkstudentenprivileg findet ferner Anwendung, wenn ein Aufbaustudium (Masterstudiengang) oder Zweitstudium absolviert wird. Ebenso für Jurastudenten, die ihr Studium bereits durch Bestehen des 1. Staatsexamens abgeschlossen haben, die Prüfungen jedoch zum Zwecke der Notenverbesserung noch einmal absolvieren. Zu beachten ist dabei allerdings, dass Übergangs- oder Wartezeiten, in welchen der Student nicht immatrikuliert ist, nicht zählen. Promotionsstudiengänge sind ebenfalls vom Werkstudentenprivileg ausgeschlossen. Das Studium steht im Vordergrund Studierende kommen nur dann in den Genuss des Werkstudentenprivilegs, wenn ihre Zeit und Arbeitskraft überwiegend durch das Studium beansprucht werden. Das Studium muss also die Hauptsache, die Beschäftigung die Nebensache bleiben. Dies ist regelmäßig dann der Fall, wenn es sich bei dem Studierenden um einen „Vollzeitstudenten“ handelt. Ein Teilzeitstudium oder duales Studium ist daher nicht privilegiert. Maximal 20 Stunden Arbeitszeit/Woche in der Vorlesungszeit Das Werkstudentenprivileg kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn der Student während der Vorlesungszeit nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeitet. In diesem Fall kann angenommen werden, dass nicht die Tätigkeit, sondern das Studium im Vordergrund steht. Wichtig: Die Höhe der monatlichen Vergütung spielt für das Werkstudentenprivileg keine Rolle. Das bedeutet, dass der Student, der über EUR 450 im Monat verdient, versicherungsfrei bleibt, solange er die 20 Stunden pro Woche nicht überschreitet. Ausnahmen von der 20-Stunden-Regel Das Bundessozialgericht hat jedoch folgende Ausnahmen von der 20-Stunden-Regel anerkannt: Ausnahmsweise darf die wöchentliche Arbeitszeit von 20 Stunden in den Semesterferien überschritten werden. Das Studium stellt dann noch immer den Schwerpunkt der Arbeitsleistung des Studenten dar. Damit kann z. B. ein Werkstudentenjob mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von max. 20 Stunden/Woche in den Semesterferien auf mehr als 20 Stunden ausgedehnt werden. Der Zeitraum, in dem eine Tätigkeit in einem Umfang von mehr als 20 Stunden/ Woche möglich ist, ist auf 26 Wochen bzw. 182 Kalendertage im Jahr beschränkt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Beschäftigung während des Semesters oder in den Semesterferien stattfindet. Die Überschreitung der wöchentlichen 20-Stunden-Regel kommt durch überwiegende Beschäftigungszeiten in den Abendund Nachtstunden oder am Wochenende zustande. Die Beschäftigung ist von vornherein auf nicht mehr als zwei Monate befristet. Achtung: Diese Ausnahmen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen und unterliegen in aller Regel einer Einzelfallprüfung: Der Student hat jedenfalls den Nachweis anhand geeigneter Unterlagen zu erbringen, dass seine Zeit und Arbeitskraft überwiegend durch das Studium in Anspruch genommen wird. Kein Langzeitstudent Die Spitzenverbände der Sozialversicherungsträger gehen von der widerlegbaren Vermutung aus, dass bei einer Studienzeit von bis zu 25 Fachsemestern je Studien- gang das Studium im Vordergrund steht. Als Werkstudent gilt damit nicht, wer mehr als 25 Fachsemester studiert und nicht belegt, dass das Studium weiterhin im Vordergrund steht. Damit wird ab dem 26. Fachsemester vermutet, dass das Studium nicht mehr im Vordergrund steht. Wegfall der Voraussetzungen = Wegfall des Werkstudentenprivilegs Mit Wegfall einer der Voraussetzungen des Werkstudentenprivilegs entfällt auch die sozialversicherungsrechtliche Privilegierung des Studenten. Der Arbeitgeber ist dann verpflichtet, die Sozialversicherungsbeiträge für den Studenten abzuführen. Dies kann zu empfindlichen Nachforderungen führen, die für Arbeitgeber eine nicht unerhebliche Belastung darstellen können. Umgekehrt ist die Situation auch für den Studenten äußerst riskant: So hat das LAG Berlin-Brandenburg (Urteil vom 26. November 2010 – 6 Sa 1814/10) z. B. entschieden, dass ein Arbeitgeber im Falle des Wegfalls des Werkstudentenprivilegs wegen Langzeitstudiums die rückwirkend erhobenen Arbeitnehmerbeiträge vom Studenten zurückholen kann. Hintergrund der Entscheidung war, dass ein Arbeit geber Sozialversicherungsbeiträge von rund 5.900 E nachzahlen musste, weil eine bei ihm be schäftigte Studentin bereits mehrere Jahre nicht mehr dem Werkstudentenpri v ileg unterfiel. Die Studentin hatte es unter Quelle: Fotolia, © stockWERK YOUNG LEADERS < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 Anforderungen des Werkstudentenprivilegs müssen beachtet werden lassen, den Arbeitgeber darüber zu informieren, dass sie wegen ihrer überlangen Studienzeit freiwillig krankenversichert war. Praxishinweis: Arbeitgeber sowie Student sollten sich streng an die Anforderungen des Werkstudentenprivilegs halten. Im Zweifel sollte anwaltlicher Rat eingeholt werden oder bei der Deutschen Rentenversicherung Bund nachgefragt werden. Steht fest, dass das Werkstudentenprivileg greift, muss der Student den Arbeitgeber unverzüglich darüber unter r ichten, wenn eine Voraussetzung (z. B. Immatrikulation an einer Hochschule, Studiendauer etc.) wegfällt. Andernfalls läuft er Gefahr, dass der Arbeitgeber zumindest die Arbeitnehmeranteile zur Sozialversicherung nachfordern kann. BUCHTIPP Anne M. Schüller Das neue Empfehlungsmarketing. Durch Mundpropaganda und Weiterempfehlungen neue Kunden gewinnen BusinessVillage, 1. Auflage 2015 304 Seiten, gebunden ISBN 978-3869803128 29,80 E In Zeiten der Reizüberflutung durch Werbung und der daraus resultierenden Verweigerung der Wahrnehmung von Werbebotschaften ist es schwieriger geworden, „Produktinformation“ an die Kunden zu bringen. Anne Schüller empfiehlt hier das Empfehlungsmarketing, für das sie ihr Buch als Anleitung versteht. Alle diejenigen, die sich darunter „Mundpropaganda“ vorstellen, sollten Empfehlungsmarketing als dessen Professionalisierung verstehen und es entsprechend neu betrachten. Wie in den übrigen Büchern von Anne Schüller, die hier bereits vorgestellt worden sind, ist das Buch praxisorientiert und nicht akademisch. Zudem sind das Internet und die daraus resultierenden Möglichkeiten und Veränderungen der Kommunikation das Kernthe- ma. Auch sind viele der Dinge, die im Buch Eingang gefunden haben, für den Kommunikationsprofi nicht neu und lösen eher ein Nicken als Überraschung bei der Lektüre aus. Aber es ist Teil von Schüllers Verdienst, einem breiten Managementpublikum Fragen der Kommunikation deutlich näher gebracht zu haben. Langweilig ist die Lektüre nicht und regt vielleicht auch dazu an, die klassischen Strukturen der Vermarktung der eigenen Produkte zu überdenken. rk 41 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > RECHT/STEUERN UNGEWÖHNLICHES AUS DER RECHTSPRECHUNG INTERESSANT & KURIOS von Rechtsanwältin Diana Nier Das Arbeitsgericht Mönchengladbach sprach sich in seinem Urteil vom 14.10.2015, AZ: 2 Ca 1765/15, für das Direktionsrecht des Arbeitgebers bei der Gestaltung des Dienstwagens aus. Einem Vertriebsmitarbeiter, der seit 20 Jahren im Kaffeevertrieb arbeitet, wurde ein werbeträchtig neu lackiertes Dienstfahrzeug präsentiert. Dabei war auf einer Fahrzeugseite ein Berg aus Kaffeebohnen zu sehen, aus dem zwei nackte Frauenbeine mit roten Pumps herausragten. Versehen war das Bild mit dem Schriftzug „Verführerisch LECKER“. Nachdem das Auto einen Tag später auch noch mit roten Radkappen ausgestattet wurde, weigerte sich der Kläger, in einem solchen „Puffauto“ seine Tätigkeit auszuüben. Er vermutet weiter, dass ihm ein solches Auto wegen seiner Homosexualität zugewiesen wurde. Daraufhin kündigte der Arbeitgeber dem Mitarbeiter am 30.06.2015 fristlos, hilfsweise ordentlich. Das Arbeitsgericht stellte fest, dass es grundsätzlich Sache des Arbeitgebers sei, seinen Arbeitnehmern ein nach seinen Vorstellungen gestalteten Dienstwagen bereitzustellen. Dies sei von seinem Direktionsrecht gedeckt. Allerdings sei die fristlose Kündigung unverhältnismäßig, da zuvor keine Abmahnung Quelle: Fotolia, © psdesign1 Wie nackte Frauenbeine zur Kündigung führen können ausgesprochen wurde und die lange, beanstandungsfreie Betriebszugehörigkeit zu berücksichtigen ist. Demgegenüber bestätigte das Gericht die ordentliche Kündigung. Bei der Beklagten handelte es sich um einen Kleinbetrieb, sodass das Kündigungsschutzgesetz nicht anwendbar sei und eine soziale Recht fertigung nicht überprüft werden kann. Mangels Hinweise auf eine Diskriminierung wegen seiner Homosexualität sah das Gericht in der Zuweisung des neu gestalteten Dienstwagens auch keinen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Gewinnspielanrufe über Diensttelefon = fristlose Kündigung? Das Landesarbeitsgericht Düsseldorf hatte in seinem Urteil vom 16.09.2015, AZ: 12 Sa 630/15, über eine fristlose Kündigung wegen Gewinnspielanrufen zu entscheiden. Die Klägerin, eine Bürokauffrau, hatte in ihren Pausen an Gewinnspielen eines loka len Radiosenders teilgenommen und über ihr Diensttelefon kostenpflichtige Sondernummern angerufen. So wies die Telefonrechnung für Januar 2015 insgesamt 37 Einheiten á 0,50 EUR aus. Privatgespräche waren der Klägerin jedoch erlaubt. Als dem Arbeitgeber, einem Kleinbetrieb, die Kosten auffielen, kündigte er der Arbeitnehmerin fristlos, hilfsweise ordentlich. Die Klägerin bot an, die Kosten von 18,50 EUR an den Arbeitgeber zu erstatten. Sie wendete sich gegen die fristlose Kündigung, nicht gegen die ordentliche Kündigung. Das Landesarbeitsgericht machte deutlich, dass Anrufe bei kostenpflichtigen Sondernummern auch dann nicht erlaubt sind, wenn der Arbeitgeber Privatgespräche gestattet. Hier habe die Arbeitnehmerin gegen ihre Pflichten verstoßen. Aber das Gericht wertete zugunsten der Klägerin, dass der Arbeitgeber zum einen nicht genauer die Grenzen privater Telefonate deutlich gemacht habe. Zum anderen erfolgten die Anrufe in den Pausen der Klägerin, sodass ihr ein Arbeitszeitbetrug nicht vorwerfbar sei. Daher erklärte das Landesarbeitsgericht, wie schon die erste Instanz, die fristlose Kündigung für unwirksam und nicht gerechtfertigt. Über die von der Klägerin akzeptierte ordentliche Kündigung hatte es nicht zu entscheiden. BUCHTIPP Josephine Hofmann, Petra Bonnet, Carsten Schmidt, Valerie Wienken Die flexible Führungskraft: Strategien in einer grenzenlosen Arbeitswelt Bertelsmann Stiftung Verlag, 2015 80 Seiten, broschiert ISBN 978-3867936774 18 E Flexible Arbeitsformen sind auf dem Vormarsch. Und die Digitalisierung der Wirtschaft lässt erwarten, dass ihre Zahl eher steigt als sinkt. Doch in der Diskussion zwischen sich auflösender sozialer Bindung am 42 Arbeitsplatz und „Büro am Strand“ gehen die Führungskräfte häufig unter. Wie soll und kann in einer flexiblen Arbeitswelt geführt werden? Und worauf müssen sich Führungskräfte angesichts der Vielzahl variabler Arbeitsmodelle einstellen? Eine Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat 2.500 Führungskräfte zu ihrem Arbeitsalltag befragt und deren Meinung bezüglich flexibler Arbeitsweisen festgehalten. Auf dieser asis und 40 Tiefeninterviews wurde unterB sucht, wie sich der Führungsalltag in einer flexiblen Arbeitswelt selbst gestaltet, wie Flexibilisierung gelebt wird, was deren Rea lisierung für die Führungskräfte bedeutet und wie sie ihre Wirkungen einschätzen. Tipp: Auf der Homepage der Bertelsmann Stiftung gibt es eine Leseprobe des Buches kostenlos. rk RECHT/STEUERN < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 GESETZLICHE SOZIALVERSICHERUNG NEUE RECHENGRÖSSEN 2016 Die Beitragsbemessungsgrenzen in der gesetzlichen Sozialversicherung richten sich nach der E ntwick lung der Lohnsummen. Aufgrund der gestiegenen Löhne und Gehälter in Deutschland ändern sie sich ab dem Jahr 2016 auf Grundlage gesetzlicher Bestimmungen mittels Verordnung. Das Bundeskabinett hat demgemäß am 14.10.2015 eine entsprechende Verordnung über die Sozialversicherungsrechengrößen 2016 zur Anpassung der maßgeblichen Werte gemäß der Einkommensentwicklung im vergangenen Jahr beschlossen. Die wichtigsten Rechengrößen 2016 im Überblick: Die Bezugsgröße, die für viele Werte in der Sozialversicherung Bedeutung hat (unter anderem für die Festsetzung der Mindestbeitragsbemessungsgrundlagen für freiwillige Mitglieder in der gesetzlichen Krankenversicherung und für die Beitragsberechnung von versicherungspflichtigen Selbstständigen in der gesetzlichen Renten versicherung), erhöht sich auf 2.905 E/ Monat (2015: 2.835 E /Monat). Die Bezugsgröße (Ost) steigt auf 2.520 E/Monat (2015: 2.415 E/Monat). Die monatlichen Beitragsbemessungsgrenzen in der Arbeitslosenversicherung und in der allgemeinen Rentenversicherung steigen im Westen von derzeit 6.050 E (2015) auf 6.200 E pro Monat und im Osten von derzeit 5.200 E (2015) auf 5.400 E pro Monat. In der knappschaftlichen Rentenversicherung wird die Beitragsbemessungsgrenze im Westen im kommenden Jahr 7.650 E im Monat betragen und im Osten 6.650 E im Monat. Das vorläufige Durchschnittsentgelt in der gesetzlichen Rentenversicherung wird für das Jahr 2016 bundeseinheitlich auf 36.267 E im Jahr festgesetzt. Die bundesweit einheitliche Beitragsbemessungsgrenze für das Jahr 2016 in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung Neue Bezugsgröße beträgt künftig 50.850 E jährlich (2015: 49.500 E) bzw. 4.237,50 E monatlich (2015: 4.125 E/Monat). Von der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Krankenund Pflegeversicherung ist die Versicherungspflichtgrenze zu unterscheiden, die für die Möglichkeit eines Wechsels in eine private Krankenversicherung von Bedeutung ist. Sie erhöht sich gegenüber 2015 (54.900 E) auf 56.250 jährlich. Schließlich ist auch die Bezugsgröße in der Sozialversicherung als Grundlage für die Beitragsberechnung sowohl in der gesetzlichen Kranken- als auch in der gesetzlichen Rentenversicherung neu festgelegt. Ab 2016 beträgt sie 2.905 E pro Monat in den alten Bundesländern (2015: 2.835 E im Monat). In den neuen Bundesländern beträgt sie 2.520 E (2015: 2.415 E im Monat). te GRENZEN DER GESETZLICHEN UNFALLVERSICHERUNG SKIUNFALL BEI FÜHRUNGSKRÄFTE TAGUNG NICHT VERSICHERT In der gesetzlichen Unfallversicherung mitversichert sein kann auch die Teilnahme an Tagungen, die in einem beruflichen Zusammenhang stehen. Wie auch im Betrieb selbst sind hiervon alle Unfälle nicht erfasst, die privat- bzw eigenwirtschaftlichen Interessen dienen. Diese Erfahrung musste ein leitender Angestellter eines europaweit tätigen Unternehmens machen, der bei einer Führungskräftetagung beim Skifahren stürzte und sich dabei eine Schulterverletzung zuzog. Er beantragte die Anerkennung als Arbeitsunfall, die für ihn zuständige Berufsgenossenschaft lehnte dies jedoch ab. Die dagegen gerichtete Klage blieb in beiden Tatsacheninstanzen ohne Erfolg. Wie schon das Sozialgericht Darmstadt entschied auch das Hessische Landessozial gericht (LSG) als Berufungsgericht, dass der Skiunfall zu den Freizeitaktivitäten einer Füh rungskräftetagung gehöre und deshalb eine unversicherte private Tätigkeit gewesen sei, da die Teilnahme am Skifahren nicht verbind lich gewesen sei (Az.: L 9 U 69/14). Auch unter dem Aspekt der betrieblichen Gemeinschaftsveranstaltung bestehe kein Versicherungsschutz, da die Tagung nur einem kleinen Kreis von Führungskräften offen gestanden habe, von denen auch nur die Hälfte Alpin-Ski gefahren war. Auch wenn der Arbeitgeber die Reise finanziere, stünden aber Urlaubs- und Quelle: Fotolia, © fotografci Die den Sozialversicherungsrechengrößen 2016 zugrundeliegende Einkommensentwicklung im Jahr 2014 betrug im Bundesgebiet 2,66 %, in den alten Bundesländern 2,54 % und in den neuen Bundesländern 3,39 %. Bei der Ermittlung der jeweiligen Einkommensentwicklung wird auf die Veränderung der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer ohne Personen in Arbeitsgelegenheiten mit Entschädigungen für Mehraufwendungen („Ein-Euro-Jobs“) abgestellt. Sportunfälle sind nicht automatisch versichert Freizeitaktivitäten nicht unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung, weil das Skifahren in „keinem inneren oder sachlichen Zusammenhang“ mit der versicherten Tätigkeit des Angestellten gestanden und in einem vom Tagesordnungsprogramm abgegrenzten Bereich stattgefunden habe. Aus vorgenannten Kriterien dieser Rechtsprechung müsste sich dann aber im Umkehrschluss ergeben, dass sportliche Betätigungen dann unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung stehen können, wenn sie – beispielsweise bei einem „Überlebenstraining“ für Manager – konkret zum Tagungsinhalt und -zweck gehören, und nicht bei deren Gelegenheit ausgeübt wurde. te 43 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > INTERN REGION DÜSSELDORF WICHTIGES THEMA IN GUTEM RAHMEN len“ und den „Düsseldorfer Kaminabenden“ wurden auch neue und innovative Formate angeboten. Beide Veranstaltungsformate, so versprach der Vorstand, werden auch in 2016 fortgesetzt, und nannte bereits mögliche Termine. Auch die Kooperation mit der RG Köln soll in 2016 fortgeführt werden; zu dem gemein samen Neujahrsempfang am 17. Januar 2016 wurden die Mitglieder beider Regionalgruppen bereits eingeladen. Die Regionalgruppe Düsseldorf lud am 22. Oktober wieder einmal ihre Mitglieder in den Industrieclub Düsseldorf. Neben der Information über die Aktivitäten des Verbandes vor Ort hatte die Regionalgruppe Rechtsanwalt Michael Krekels gewinnen können. Er hielt einen Vortrag zum Thema „Erben & Vererben“ Die RG-Vorsitzende Dr. Renate Schüller begrüßte nur kurz und ehrte dann die anwesenden J ubilare für die langjährige Mitgliedschaft, allen voran Dr. Klaus Dielmann für 25 Jahre Mitgliedschaft. Darüber hinaus dankte sie denjenigen Mitgliedern besonders herzlich, die sich im laufenden Jahr in die Arbeit der RG eingebracht hatten, um Veranstaltungen und Aktivitäten zu ermöglichen. „Die RG braucht“, so betonte sie, „Ihren Input als Mitglieder, damit wir auch das tun können, was Sie interessiert.“ Und natürlich der Hinweis, dass der beste Weg zu einem spannenden Programm sei, sich selbst einzubringen. Insgesamt konn- Mitglied des Regionalvorstandes Dirk Poppe te Schüller, unterstützt von den Mit-Vorständen Dirk Poppen und Arne tom Wörden, eine positive Bilanz ziehen. Neue Mitglieder wurden gewonnen (wenngleich es auch ein paar mehr sein dürften) und mit diversen Veranstaltungen ehrenamtlich ein gutes Programm auf die Beine gestellt. Dies nicht nur mit den immer gut besuchten „kulturellen“ Veranstaltungen, sondern mit den „Rheinischen Erfolgsmodel- Rechtsanwalt Michael Krekels griff in seinem Vortrag ein Thema auf, über das viele nicht gerne nachdenken, das aber von großer Wichtigkeit ist. Mit „Erben und Vererben“ führte er die rund 40 Anwesenden durch die mitunter komplexen Regelungen des Erbrechtes, um für Inhalte und Kontexte zu sensibilisieren. Denn: Auch hier sollte man vorbereitet sein, unabhängig vom Alter. Nach zahlreichen Fragen endete der Abend sehr gemütlich mit Snacks und Getränken im guten Gespräch der Mitglieder. REGION DÜSSELDORF REIN IN NEUE DENKMUSTER professionelle Unterstützung finden und ambitionierte Start-ups mit Kapital und Expertise unterstützt werden. Es wurde in seinem Vortrag sehr deutlich, dass in einer unkonventionellen, offenen Arbeitsumgebung Ideenaustausch und Networking wesentlich sind für kreative Ideen und diese dann auch recht häufig zu wirklichen Innovationen heranreifen. Angeregte Gespräche nach dem Vortrag Zu diesem sehr aktuellen Themenfeld hatten sich Führungskräfte aus sehr unterschiedlichen Branchen eingefunden, die nach einer kurzen Einführung und durch zwei Impulsvorträge auf das Thema Innovation eingestimmt wurden. Schon diese Vorträge konnten unterschiedlicher nicht sein. Der zweite Impulsvortrag wurde von Michael T. Hoffmann, Seniorreferent Innovationsmanagement Technische Innovation bei der Deutschen Bahn, zum Thema „Innovation@ DB“ gehalten. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass Innovationszyklen bei der Deutschen Bahn sich über einen sehr viel längeren Zeitraum erstrecken als in vielen anderen Industrien und auch einen anderen Stellenwert einnehmen. Der Bedeutung von Innovationen bei der DB trägt man jedoch mit „MovingIDEAS“ als einem ganzheitlichen Ansatz von der zielgerichteten Inspiration bis zum Geschäftsmodell oder Prototyp vollumfänglich Rechnung. Dr. Lorenz Gräf, Geschäftsführer vom STARTPLATZ Köln und Düsseldorf, berichtete über das von ihm gegründete und heute sehr erfolgreiche Zentrum für die Gründerszene im Rheinland, in dem Neugründungen von Firmen In der anschließenden sehr angeregten Diskussion haben die Teilnehmer dann herausgestellt, dass der Innovationsprozess in den einzelnen Branchen und jeweiligen Firmen sehr unterschiedlich ist und unterschiedlichen Triggern Am 3. November 2015 fand ein weiteres Treffen von Führungskräften zum Thema „Innovation: Rein in neue Denkmuster“ aus der Diskussionsreihe „Kaminabende des DFK“ im Industrieclub Düsseldorf statt. 44 und Anreizen zur Innovation unterliegt. Von großer Bedeutung für den Innovationsprozess – darin waren sich die Teilnehmer einig – ist u. a. eine „Austausch-Kultur“. Diese zu etablieren, ist oberste Priorität und muss von der jeweiligen Unternehmensführung vorgegeben und ins besondere vorgelebt werden. Wichtig ist dabei, dass Unternehmen einen Weg finden müssen, effizient und effektiv aus vielen guten Ideen die für das Unternehmen zukunftsrelevanten und chancenreichen Ideen herauszufiltern und den Weg von der „innovativen Idee zur erfolgreichen Marktplatzierung“ professionell beschreiten müssen. Von Dr. Gräf wurden hierzu sowohl methodische Ansätze als auch „best practices“ vorgestellt und zur Diskussion gegeben. Am Ende des offiziellen Teils des Kamin abends haben die Teilnehmer – bei einem kleinen Imbiss – die Diskussion in kleinen Gruppen sehr angeregt fortgesetzt und beschlossen, im 1. Quartal 2016 erneut zu diesem Thema zusammenzukommen. Dies zeigt, dass der 3. Kaminabend, in dem Führungskräfte aus verschieden Branchen sich zu einem interdisziplinären Austausch und zum Networking treffen können, sehr gelungen war. Dietmar Becüwe INTERN < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 DFK ERSTREITET RECHT FÜR DIE MITGLIEDER VOR DEM BUNDESARBEITSGERICHT ZUM JURISTISCHEN SERVICE DES DFK von DFK-Mitglied Dr. Heinrich Fliegert Für die Gewährung des Rechtsschutzes im Rahmen der gerichtlichen Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Arbeitgeber und dem Essener Verband zur Durchsetzung meiner Betriebsrentenansprüche und vieler anderer Betriebsrentner bedanke ich mich, insbesondere für das erstrittene positive Ergebnis. Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 30.09.2014 wurde mir als Ausfertigung zugestellt. Darin ist der Erfolg der Verbandsjuristen des DFK in dem Musterverfahren festgehalten. Der Essener Verband hatte 2007 einen sogenannten biometrischen Kürzungsfaktor beschlossen. In den Jahren 2008 bis 2015 wurden die jährlichen Betriebsrentenanpassungen um diesen Faktor gekürzt. Die Kürzungen sollten die höheren Belastungen der Mitgliedsunternehmen des Essener Verbandes wegen der Längerlebigkeit der Betriebsrentner im Vergleich zu den gesetzlich Rentenversicherten ausgleichen. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der betrieblichen Altersversorgung hielt ich dieses Vorgehen für nicht gerechtfertigt. Ich bat daher den DFK, mich gerichtlich in einem Musterverfahren zu vertreten. Nach § 9 Abs. 2 der Leistungsordnung „A“ des Essener Verbandes hat der Essener Verband die von seinen Mitgliedsunternehmen gewährten Betriebsrenten regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls den veränderten Verhältnissen anzupassen. Dabei muss seine Entscheidung billigem Ermessen (§ 315 Abs. 1 BGB) entsprechen. Das Bundesarbeitsgericht hat in letzter Instanz festgestellt, dass das nicht der Fall ist, wenn der Essener Verband den von ihm ermittelten Anpassungsbedarf der Betriebsrentner mit dem biometrischen Faktor mindert. Nachdem das Arbeitsgericht die Klage umfassend abgewiesen hatte, gab das Landesarbeitsgerichts Düsseldorf im Berufungsverfahren der Klage überwiegend statt. Die vom Versorgungsschuldner (Arbeitgeber) eingelegte Revision konnte erfolgreich zurückgewiesen werden, und eine eingelegte Anschlussrevision führte dann letzten Endes zu einer vollständigen Durchsetzung meiner Ansprüche vor dem Bundesarbeitsgericht. Quelle: Fotolia, @ H-J Paulsen Die Mitglieder des Verbandes DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK können froh sein, einer Gemeinschaft anzugehören, deren Mitarbeiter sie bei allen Fragen sach- und fachgerecht beraten und unterstützen können und ihnen im Bedarfsfall bei gerichtlichen Auseinandersetzungen eine ausgesprochen kompetente Vertretung durch die Verbandsjuristen zur Seite gestellt wird. Unsere Anwälte. An Ihrer Seite. Dieser Erfolg war das Ergebnis enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Verbandsjuristen des DFK, im Speziellen von Rechtsanwalt und Fachanwalt im Arbeitsrecht Michael Krekels und seinem Team. Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts reiht sich in die Reihe der zahlreichen Erfolge des DFK ein. Es stellt damit einen echten Meilenstein in der Rechtsberatung der Mitglieder des Verbandes dar. Die Werthaltigkeit der Betriebsrenten wurde durch die Einschaltung des DFK damit weiter gestärkt und sichergestellt. Dem DFK wünsche ich auch zukünftig bei der Inanspruchnahme des Rechtsschutzes durch seine Mitglieder weiterhin viel Erfolg. REGION KÖLN ENERGIE ZUM ANFASSEN Mitglieder der Region Köln von DFK und Ifkom besichtigen am 25. September 2015 den Tagebau Inden. „Jede vierte Glühbirne in Deutschland brennt mit Braunkohlenstrom, und das subventionsfrei“, erläutert Theo Schlösser, ehemaliger Planungsleiter im Tagebau Inden und Verbandsmitglied. Er führt 40 Mitglieder von DFK und Ifkom aus der Region Köln durch den Tagebau Inden der RWE Power AG. Themen sind die Energiewirtschaft, die vorlaufenden Maßnahmen zur Braunkohlengewinnung wie Umsiedlung, Straßen- und Flussverlegungen sowie Entwässerung des Gebirges, der eigentliche Tagebaubetrieb und die anschließende Rekultivierung. So hat der Tagebau vor rund zehn Jahren etwa fünf Kilo- meter des noch in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts begradigten Flusses Inde durchschnitten und ihm dafür anschließend 12 km naturnahe mäandrierende Aue zurückgegeben. „Dort, wo jetzt die Inde durch ihr neues Bett fließt, war vorher der Tagebau und haben 150 m tiefer Schaufelradbagger Kohle gewonnen,“ so Theo Schlösser weiter. Einhellige Meinung der Teilnehmer: „Was wir hier gesehen haben, korrigiert die negativen Aussagen zur Braunkohle in den Medien. Wenn man erlebt, wie Tagebau funktioniert und wie verantwortungsvoll mit Natur und Menschen umgegangen wird, sieht man Strom aus Braunkohle in einem anderen Licht.“ bvr Neugierige Besucher im Tagebau 45 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > INTERN REGION ESSEN ENERGIEWENDE AUS DER SICHT DER ERNEUERBAREN Die Energiewende wurde planlos eingeleitet und stagniert wegen zahlreicher fehlender Vorausset zungen und Randbedingungen. Dr. Frank-Michael Baumann ist Geschäftsführer der E nergieAgentur. NRW, einem Dienstleister für die Energie- und Klimaschutzpolitik des Landes, und beschäftigt sich intensiv mit diesem Themenkomplex. Seine Einschätzung zur Lage und zum weiteren Vorgehen war Inhalt seines Einführungsvortrags zur Vortragsreihe: Wie könnte die Energiewende doch noch zum E rfolg werden? Wann? Ausgehend von dem großen Ziel einer umfangreichen Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen und der Begrenzug des Temparaturzuwachses von weltweit 2° C stellt Baumann die Anteile der CO2-Emission des Landes NRW in Relation zu den Staaten Europas. Etwa ein Drittel der deutschen CO2-Produktion stammt aus NRW. Lediglich Großbritannien, Frankreich, Italien, Polen und Spanien emitierren mehr CO2. Daraus erwächst eine besondere Rolle für unser Bundesland. Ausbaukorridore wurden festgelegt: Photovoltaik 2,5 GW/a brutto, Wind onshore 2,5,GW Quelle: wikipedia.org, © EnergieAgentur.NRW netto, Wind offshore (Wind und Sonne), gesellschaftspolitische 6,5 GW/a bis 2020, dann 15 GW/a bis 2030 Akzeptanz durch Partizipation, Steigerung und Biomasse 100 MW/a brutto. der Energieeffizienz durch Lastmanagement und flexible CO2-arme fossile Kraftwerke mit Ausschreibungsmodelle für Fördersätze ab 2016 für PV und ab 2017 für alle Technologien. Kraftwärmekopplung. Dabei wird nicht übersehen, dass der globale Energiebedarf bis 2035 um ein Drittel steigen wird, wobei auf Indien und China die Hälfte des Zuwachses entfallen wird. Der Anteil der OECD nimmt seit 1960 bereits ab und liegt derzeit bei 50 %. Neben den technischen Herausforderungen sind besonders die gesellschaftspolitischen Aspekte zu beachten, denn die Energiewende stößt in Teilen der Bevölkerung auf Widerstände (not in my backyard). Wegen des Netzausbaus und der Verspargelung der Landschaft werden die Widerstände noch zunehmen und zu (verzögernden, verteuernden) Konflikten führen. Eine Lösung kann nur durch eine aktive Beteiligung mit Partizipationsmöglichkeiten der Bevölkerung vor Ort geschaffen werden. Die Entwicklung von Energiegenossenschaften bietet hier gute Chancen; 2013 gab es bereits 888 solcher Genossenschaften in Deutschland (109 davon in NRW). Herausforderung CO2-Reduzierung Deutschland übernimmt also eine Vorreiterrolle in der CO2-Reduzierung, wobei im Rahmen einer nachhaltigen Energieversorgung die Versorgungssicherheit, die Wirtschaftlichkeit und die Umweltverträglichkeit in Einklang zu bringen sind. Eine besondere Herausforderung ergibt sich aus dem 2011 beschlossenen Ausstieg aus der Kernkraft bis 2022 und der bereits erfolgten Abschaltung der ältesten Anlagen. Dennoch hält die Bundesregierung an einer Verringerung der Treibhausgase um 80 % bis 95 % im Vergleich zu 1990 bis zum Jahr 2050 fest. Um dies auszugleichen, soll der Anteil der Erneuerbaren von 15 % auf 60 % gesteigert werden, wobei der Goßteil des Wachstums der Stromerzeugung zugeschrieben wird. Der Rest soll durch Gebäudesanierung und Energieeffizienz des Verkehrs sowie der Haushalte erreicht werden. Notwendige „Bausteine“ zur Zielerreichung sind dabei: marktfähige Stromspeicher, intelligente Netze im europäischen Verbund, Ausbau und Netzintegration der Erneuerbaren 46 Widerstand gegen Energiewende Während in der konventionellen Energiewirtschaft Arbeitsplätze entfallen, kommen bei den Erneuerbaren bis 2012 überproportional neue hinzu. Leider nicht in den gleichen Regionen. Dies führt besonders in NRW zu sozialpolitischen Spannungen, die nur durch längerfristige Anpassungsprozesse zu lösen sind (siehe Steinkohlenbergbau). Das EEG wurde 2014 überarbeitet. Eine Direktvermarktung wird verpflichtend eingeführt (ab Jan 2016 ab 500kW, bei 100kW ab 2016). Die Einspeisevergütungen wurden 2014 neu geregelt, eine degressive Komponente ist hinzugekommen, und die Anlagengröße und Technologie wirken sich ebenfalls aus. EEG-Umlage auch für den Eigenverbrauch (> 10kW) ab 2015 30 % und ab 2017 40 % des Verbrauchs. Fazit: Die Energieversorgung der Zukunft aus der Sicht der Erneuerbaren lässt sich wie folgt beschreiben: Erneuerbare Energien (EE) leisten einen entscheidenden Beitrag zur Senkung der Treibhausemissionen und senken die Importabhängigkeit von fossilen und nuklearen Brennstoffen. EE müssen in Zukunft auch einen verstärkten Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Zur Integration eines steigenden Anteils von EE werden intelligente Stromnetze und marktfähige Speicher benötigt. Kurz- bis mittelfristig sind auch noch flexible und CO2-arme fossile Kraftwerke zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit erforderlich. Konsequente Steigerung der Energieeffizienz in allen Bereichen. Zunehmender Beitrag zur Versorgungssicherheit durch Flexibilitätsoptionen, z. B. der Industrie. Aktive Beteiligung der Gesellschaft am Transformationsprozess ist notwendig. Die anschließende Diskussion legte den F inger in die Wunden der noch nicht gelös ten Entwicklungsziele wie z. B. marktfähi ge Speicher. Ohne ein gerütteltes Maß an Vertrauen in die Entwicklungskompetenz (deutscher) Ingenieure sei der nachhaltige Erfolg der EE – aus heutiger Sicht – noch nicht darstellbar. Pcwst INTERN < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 REGION ESSEN „FLEXIBILITÄTSOPTIONEN BEI DER STROMVERSORGUNG“ Prof. Dr.-Ing Klaus Görner vom Lehrstuhl für Umweltverfahrenstechnik und Anlagentechnik (LUAT) der Universität Duisburg-Essen widmete sich in seinem Vortrag den „Flexibilitätsoptionen bei der Stromver sorgung“ und stellte die Frage: „Brauchen wir eine konventionelle Erzeugung?“ Auch der zweite Teil der dreiteiligen Vortragsreihe der RG Essen zum Thema „Wie könnte die Energiewende doch noch zum Erfolg werden?“, am 22. Oktober im Haus der Führungskräfte, fand erneut großen Anklang und konnte Antworten zur Grundfrage beisteuern. Zunächst gab der stellvertretende Vorsitzende der Regionalgruppe Andreas Böhmer, der sich beruflich viel mit der Energiewende beschäftigt, einige einführende Worte zu Referent und Thema. Dabei fragte Böhmer leicht provokativ, ob es sich wirklich um eine Energiewende oder nicht vielmehr um Energiewände handele und übergab das Wort an den Gastredner. Energieversorgungsdreieck Prof. Görner begann seinen Vortrag mit der Vorstellung des Energieversorgungsdreiecks, welches an den jeweiligen Eckpunkten den KLIMASCHUTZ, die WIRTSCHAFTLICHKEIT sowie die VERSORGUNGSSICHERHEIT nennt. Vor Fukushima, so Prof. Görner, habe es sich um ein gleichstarkes Verhältnis der Seiten des Dreiecks zueinander gehandelt. Seit dem 11. März 2011 dominiert der Klimaschutz und stellt so ein Ungleichgewicht her. Dies mache sich auch bei der Stromerzeugung durch die Primärenergieträger Steinkohle, Braunkohle, Gas, Kernenergie und erneuerbare Energien bemerkbar. Neben dem geplanten und fortschreitend praktizierten Verzicht auf Stromerzeugung aus Kernenergie wird auch weniger auf die „klassischen“ Energieträger der Stein- und Braunkohle und dafür erhöht auf erneuerbare Energien zurückgriffen. Laut Leitszenario des Bundesministeriums für Umweltschutz soll im Jahre 2050 85 % der Energieerzeugung durch erneuerbare Energien entstehen. Im Vergleich dazu waren es im Jahre 2005 lediglich 11 % in Deutschland und 5 % in NRW. Erneuerbare nur ein Punkt Die Förderung von erneuerbaren Energien ist jedoch nur ein Punkt, der verfolgt werden muss, damit die Energiewende doch noch zum Erfolg wird. Flexibilisierung von bestehenden Kraftwerken, die zwar mit ausreichender Leistung vorhanden sind, aber derzeit nicht wirtschaftlich arbeiten, sowie der Auf- und Ausbau von Speicherkapazitäten sind u. a. dringend erforderlich. Darüber hinaus müssen auch Veränderungen der Energiebereitstellung durch die Veränderung des Erzeugungsportfolios, der Energiewirtschaft durch Veränderung der Energiemärkte sowie der Gesellschaft durch Veränderungen des Verbraucherverhaltens stattfinden. Flexibilitätsoptionen könnten dabei z. B. aus einer Kombination von Power to Gas (P2G), also Strom zu Gas, Power to Fuel (P2F), Energie zu Treibstoffen, Power to Chemicals (P2C), Energie zu Chemikalien durch die chemische Speicherung, Power to Head (P2H), Energie zu Wärme durch thermische Speicherung und der zeitlichen Verschiebung durch das Demand Side Management (DSM) bestehen. Auch die verstärkte Nutzung des Gasnetzes wäre eine Option, um das Stromnetz zu entlasten. Die Transportkapazität in Deutschland beträgt 600 TWh. Dabei muss der z. B. in Norddeutschland aus erneuerbaren Energien erzeugte Strom über mehrere Hundert Kilometer vom Norden in den Süden transportiert werden. Dabei erreichen den Süden jedoch lediglich 71,5 % der produzierten Energie. Würde der Strom jedoch bereits im Norden zu Gas verarbeitet werden (Power to Gas) und dann über das bestehende Gasnetz mit einer Transportkapazität von 1.000 TWh in den Süden transportiert, um ihn wieder in Strom zu verwandeln (Gas to Power), hätte dies zwar einen höheren Energieverlust zur Folge, da nur noch ca. 37,2 % der ursprünglichen Energie ankommen würden. Dies sei aber immer noch besser, als größere Strommengen bei der Überproduktion ungenutzt zu „vernichten“. Prof. Görner nannte zum Abschluss seines Vortrages das Beispiel von der InnovationCity Bottrop. An ausgewählten Objekten wird derzeit bereits im Kleinen der Einsatz einer KWK-Anlage (Kraft-Wärme-Kopplung) erfolgreich ausprobiert. Andreas Böhmer (stellv. Vors. der RG) und Prof. Görner Eine Potenzialstudie NRW hat dabei ergeben, dass eine Erhöhung des Anteils der KWK-Stromerzeugung auf über 25 % in NRW realisierbar ist. In Siedlungs-KWK gibt es ein Fernwärmepotenzial von rund 36 % des landesweiten Nutzwärmebedarfs. Rund zwei Drittel des wirtschaftlichen Potenzials entfällt auf Städte mit über 150.000 Einwohnern. Bei der industriellen KWK könnte durch Modernisierung und Erschließung von weiteren Wärmesenken die KWK-Stromerzeugung mehr als vervierfacht werden (von 6,2 TWh (2008) auf 27 TWh). Nach dem Vortrag moderierte Andreas Böhmer eine angeregte Diskussion. Fazit Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass Flexibilität zentrales Thema bei der Erzeugung (zentral und dezentral) sowie beim Verbrauch (Haushalte, Gewerbe, Industrie) ist. Kraftwerke müssten optimiert und flexibilisiert in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht werden. Alle Optionen müssten bei der Speicherung der Energien genutzt werden (Virtuelles P2G-Institut, Stromspeicher, Chemischer Speicher, Umwandlungstechnologien). Die KraftWärme-Kopplung muss ausgebaut werden. Energiewende ist ein langwieriger, komplexer und investitionsintensiver Prozess, der auch Veränderungen in den Köpfen verlangt. ns 47 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > INTERN REGION NIEDERSACHSEN BESICHTIGUNG DES BETRIEBES KWS SAAT AG IN EINBECK „Der Maiskolben sieht doch so aus wie ein Maiskolben vor 30 Jahren“, mag man als Laie meinen. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass die Maispflanzen wie auch alle anderen Getreidepflanzen heute wesentlich ertragreicher geerntet werden können als noch vor mehreren Jahrzehnten. Wie die Mitglie der der RG Niedersachsen am Freitag, den 4. September dieses Jahres, anlässlich ihres Besuches des Saatgutherstellers KWS Saat AG erfahren konnten, ist jedoch die Steigerung der E rtragsfähigkeit nicht alleiniges Ziel bei der Züchtung von Saatgut. Die Zunahme der Weltbevölkerung, die Verringerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen, die Zunahme an Dürregebieten und nicht zuletzt der Klimawandel stellen insgesamt große Herausforderungen an künftige Nutzpflanzen bzw. das Saatgut dar. Während bestimmte Getreidesorten in manchen Regionen der Erde aufgrund ausbleibenden Regens mit wenig Wasser auskommen und bis zur Ernte reifen müssen, besteht anderswo die Gefahr von Pilzbefall, der wiederum eine komplette Ernte zunichte machen könnte. Dabei können Pflanzen nicht ohne Weiteres gezüchtet und verkauft werden; jede neue Pflanzensorte, die der Gewinnung von Nahrungsmitteln dienen soll, muss hierfür vom Bundes sortenamt zugelassen werden, wo die Pflanzen zuvor einer dreijährigen Begutachtung unterzogen werden. Für die Entwicklung einer neuen Pflanzensorte bis zur Zulassung wird s ogar ein Zeitraum von acht bis zwölf Jahren benötigt. Gemessen am Jahresumsatz ist die KWS Saat AG nach Monsanto, DuPont, Syngenta und Dow das fünftgrößte Saatunternehmen. Aktuell liegen die Schwerpunkte des Vertriebs bei Saatgut für Zuckerrüben, Getreide, Mais und Raps. Daneben hat die KWS Sommerraps, Sonnenblumen und Sorghum im Programm. Rund 17 % des Umsatzes erzielt KWS heute mit Energiepflanzen. Mit 4.847 Mitarbeitern (Stand: 31.12.2014) ist die KWS Saat AG in über 60 Ländern aktiv. Einblick in den Umweltschutz Da die Gastgeberin Dr. Jutta Zeddies, die mit dem RG Vorstandsmitglied Frank Haufe gemeinsam im Arbeitskreis Umwelt der IHK Hannover zusammenarbeitet, zugleich verantwortlich für den Umweltschutz ist, erhielten die Teilnehmer zugleich einen Einblick in die Maßnahmen, die KWS zum Schutze der Umwelt trifft. So werden beispielsweise alle Gebäude hinsichtlich ihrer Energieeffizienz beobachtet und gegebenenfalls angepasst. Auch befindet sich ein Blockheizkraftwerk zur Energieeigenerzeugung auf dem Gelände, das einen großen Teil des Energieverbrauches ab- 48 deckt. Daneben wurden die Auszubildenden zu sogenannten Energiescouts ausgebildet, die mit einem geschulten Blick während ihres Durchlaufs durch die verschiedenen Abteilungen auf Energieeinsparpotenziale (nicht gelöschtes Licht, Geräte im ständigen StandbyModus) hinweisen und auf diese Weise Kosten sparen und Emissionen zu vermeiden helfen. schule Deutschland für angehende Pflanzentechniker befindet sich in Einbeck. Zum Abschluss erhielten die Teilnehmer einen Einblick in die Produktion der Saaten für Zuckerrüben, wo die einzelnen Produktionsstufen von der Anlieferung des Rohmaterials bis hin zum verkaufsfertigen orangefarbigen Pellet bestaunt werden konnten. Frank Haufe Standort als Vorteil Daneben gab es seitens der Personalentwicklerin van Ostendorp einen Überblick in die Personalentwicklung und Führungskräfteausbildung des Unternehmens. Regelmäßig werden auch hierzu systematisch Mitarbeitergespräche geführt. Einen wichtigen Vorteil bietet der Standort Einbeck dem Unternehmen für die Nachwuchsgewinnung: Die einzige Berufs- Gute gelaunte Regionalgruppe bei der Besichtigung REGION NIEDERSACHSEN DFK ZU GAST BEIM WELTMARKTFÜHRER Die Regionalgruppe Niedersachsen besichtigte im September die Firma Otto Bock in Duderstadt. Die Otto Bock HealthCare GmbH fertigt unter anderem Prothesen und Orthesen. Direkt am Ortsrand von Duderstadt kann man das große Logistikzentrum der Firma erkennen. Von hier aus werden ca. 1.000 Sendungen pro Tag in die ganze Welt geschickt. Das Logistikzentrum wurde erst vor einigen Jahren eröffnet, wie vieles auf dem 40 ha großen Firmengelände. Zu Beginn der Führung wurde die Regionalgruppe von zwei Gästeführerinnen im Showroom der Otto Bock HealthCare GmbH begrüßt. Die Mitglieder konnten hier einen guten Einblick in die Produktvielfalt gewinnen. Neben Prothesen, Orthesen waren auch Rollstühle ausgestellt. Prothesen können heute mit den Smartphone gesteuert werden oder per Induktion wieder aufgeladen werden. Bei der anschließenden Werksbesichtigung konnte man sehen, dass viele Produkte noch von Hand gefertigt werden. Für die Carbon Prothesen wurde die Schutzschicht in kleine Teile ausgeschnitten und per Hand auf die Prothese geklebt. Auch in der Holzabteilung (Innenfüße) wurden die einzelnen Holzblöcke noch sehr handwerklich bearbeitet. Die Mitglieder waren in der Fußfertigung über die Vielzahl der Fußprothesen überrascht. Dies konnte aber von der Gästeführerin aufgeklärt werden, da Otto Bock seine Produkte weltweit verkauft und somit die Fußprothesen auch unterschiedliche Farben haben müssen. Zum Abschluss erklärten die Gästeführer, dass sich das typische Kundenprofil für die Beinprothesen sehr stark verändert hat. Früher war es sehr oft ein Motorradunfall, heute bekommen die meisten Kunden aufgrund von Diabetes Stephan Prüser eine Beinprothese. INTERN < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 REGION BERLIN-BRANDENBURG AUF DEM KÖNIGLICHEN WEINBERG IN POTSDAM Auch in diesem Jahr gab es eine große Resonanz auf die Einladung zur Besichtigung des Königlichen Weinbergs und die anschließende Weinverkostung. ganisierte Veranstaltung lockte am 11. September 2015 über 40 Teilnehmer. So fand die Besichtigung und Führung durch den Königlichen Weinberg in zwei Gruppen statt. Die Teilnehmer erhielten hierbei spannende Einblicke in den Obst- und Weinanbau gestern und heute. Der Königliche Weinberg in Potsdam Die vom Mitglied des Regionalvorstandes Wolfgang Hansen und seinem Kochclub „Man(n) nehme Kochclub Potsdam e.V.“ or- Im Jahre 2006 wurde das Gelände wieder urbar gemacht, die Wegeführung freigelegt und wie zu königlichen Zeiten neu angelegt. Neben der Apfelsorte „Kaiser Wilhelm“ wurden auch alte Weinsorten rekultiviert. Hier erfuhren wir, dass diese Sorten über viele Kerne und eher harte Schalen verfügen und nicht mit den heutigen Weinsorten vergleichbar sind. Aktuell werden zwei weiße und eine rote Traube („Regent“) ökologisch angebaut. Nach der gut einstündigen Besichtigung konnten sich die Teilnehmer bei guter Hausmannskost stärken und durch eine von Ludolf Artymowytsch, Winzer und Weinhändler (Weingut Klosterhof Töplitz) sehr gut geführte Weinverkostung auch kulinarisch verwöhnen lassen. dn REGION SÜD GOOGLE & CO. – RECHT AUF VERGESSENWERDEN Am 6. Oktober war Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zu Gast bei der RG Süd. Viele Führungskräfte sind auf Netzwerken wie Facebook, Xing, LinkedIn etc. aus privaten oder beruflichen Gründen vertreten. Dort werden viele Daten über sie gesammelt – Daten, die freiwillig oder auch unfreiwillig bekannt gegeben werden. Der Begriff „Big Data“, der uns in Zukunft noch sehr beschäftigen wird, ist in aller Munde. Was passiert nun mit diesen Daten, wenn wir sterben, wenn wir Geheimnisträger werden, ein sensibles öffentliches Amt bekleiden, diese Daten nicht mehr aktuell sind oder wir einfach auch nur nicht mehr wollen, dass diese Daten im Netz gefunden werden? Diesem Thema widmete sich der Vortrag, für den Leutheusser-Schnarrenberger als Referentin gewonnen werden konnte. Sie ist u. a. aus ihrer Zeit als Bundesministerin der Justiz von 1992 bis 1996 sowie von 2009 bis 2013 bekannt. Seit 2014 gehört sie einem, ohne Entlohnung tätigen, achtköpfigen Beirat mit externen Experten aus verschiedenen europäischen Ländern an, den Google Inc. als Reaktion auf Kritik an der Umsetzung des EuGH-Urteils vom Mai 2014 zum Recht auf Vergessenwerden gründete und der bei der Erarbeitung eines Lösch-Leitfadens beraten soll. Der EuGH hat mit Urteil vom 13.5.2014 festgestellt, dass „der Betreiber einer Internetsuchmaschine bei personenbezogenen Daten, die auf von Dritten veröffentlichten Internetseiten erscheinen, für die von ihm vorgenommene Verarbeitung verantwortlich ist“. Google hat reagiert und ein Online-Antragsformular für die Löschung datenschutzwidriger Inhalte zur Verfügung gestellt und den oben genannten Beirat eingerichtet. Dem Urteil zu Grunde lag das Verfahren eines spanischen Bürgers, der sich gegen Google Spain und Google Inc. mit der Begründung wandte, ein bei Eingabe seines Namens erscheinender Bericht über finanzielle Schwierigkeiten aus dem Jahr 1998 stelle einen Verstoß gegen datenschutzrechtliche Vorgaben dar. Seiner Ansicht nach sei der Bericht inhaltlich zwar zutreffend, allerdings die Verlinkung des Jahre zurückliegenden Sachverhalts durch Google datenschutzwidrig. In den ersten 14 Monaten nach der Urteilsbekanntgabe gingen rund 280.000 Löschanträge bei Google ein, um insgesamt mehr als eine Million Links zu löschen; in 41 % der Fälle ist Google dem Ersuchen nachgekommen. Dr. Dirk Schmidt und Werner Wolf dankten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Sabine Leutheusser-Schnarrenberger berichtete ausführlich aus ihrer interessanten Arbeit aus dem Beirat, dem Stand und der Problematik der Löschanträge sowie zahlreichen Gesprächen, die sie mit Google und anderen Suchmaschinen-Betreibern geführt hat. So verging die Vortragszeit wie im Fluge, und es war kein Wunder, dass es hinterher viele Fragen zu diesem komplexen und uns nahezu alle betreffendem Thema gab. Alle Fragen wurden von ihr geduldig und kompetent beantwortet – nicht immer zu unserer Beruhigung. Dr. Dirk Schmidt 49 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > INTERN REGION NORD BESICHTIGUNG DES AIRBUS-WERKES FINKENWERDER in riesigen Hallen hochmoderne Passagierflugzeuge. Seit den 1970er-Jahren ließen sie Finkenwerder zu einem der bekanntesten Luftfahrtzentren der Welt werden. Die Großraumflugzeuge sind faszinierende technische Meisterwerke, die sich aus Millionen von Einzelteilen zusammensetzen. Beeindruckte Teilnehmer An diesem Produktionsstandort des über halb Europa verteilten Konzerns entstehen Der Rundgang führte durch die Hallen der Struk turmontage und der Endmontage. Der Werksführer stellt die Airbus-Produktpalette vor, erklärte spezifische technische Details und beantwortete Fragen. Gerade der Unterschied von der A320er-Serie zu der A380 war sehr beeindruckend. Eine solche Veranstaltung wird sicherlich noch einmal wiederholt werden. mü Quelle: wikipedia.org, © werksfuehrung.de Die Airbus-Werksführung in Hamburg-Finkenwerder ist ein Highlight. Als Besucher erlebt man die spannende Welt des Flugzeugbaus und sieht, wie beim größten europäischen Flugzeughersteller die weltberühmten fliegenden Riesen A320 und A380 entstehen. Der Termin im Oktober war ausgebucht, sodass eine zweite – ebenfalls schnell ausgebuchte – Veranstaltung von der Regionalgruppe organi siert wurde. Airbus-Endmontage in Hamburg REGION NORD BESUCH DER FERNSEHSENDUNG „MARKUS LANZ“ Wegen der Rekordnachfrage bei der ersten Einladung zum Besuch der Fernsehsendung „Markus Lanz“ (die Veranstaltung war binnen drei Stunden ausgebucht) wurde noch ein Zusatztermin organisiert. Die Gelegenheit, die bekannte Fernsehsendung „Markus Lanz“ zu besuchen, wollte sich offensichtlich keiner entgehen lassen. Markus Lanz ist eine Talkshow im ZDF, die den Namen ihres Moderators Markus Lanz trägt. Kurz vor der Aufzeichnung 50 Die 75-minütige Sendung wird dienstags bis donnerstags mit Beginn in der Zeit zwischen 22:45 Uhr und 23:30 Uhr ausgestrahlt. In der Regel wird die Sendung einige Stunden vor der Ausstrahlung im ZDF-Studio in Hamburg aufgezeichnet. Lanz unterhält sich meistens mit jedem Gast einzeln über ein aktuelles Thema, in welches der Gast entweder selbst involviert ist oder für das er Sachkunde aufweist. Sofern es sich dabei aus der Situation ergibt, bringen sich die übrigen Gäste mit in das Einzelgespräch ein bzw. diskutieren darüber. Typische Themen sind z. B. aktuelle politische, gesellschaftliche oder sportliche Ereignisse. Die Gäste sind sehr oft Politiker, Bei der Produktion live dabei Schauspieler, Musiker, Sportler und Journalisten. Das eigentlich Interessante an beiden Abenden war aber, bei der Produktion im Fernseh studio dabei zu sein und die Sendung hinter der Kamera zu erleben – live und in Farbe. mü INTERN < PERSPEKTIVEN 11-12/2015 DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK VOR ORT JOB40PLUS MESSE IN HAMBURG Nachdem sich die Job40plus Messe in Süddeutschland bereits über die Jahre etabliert hat und der DFK in diesem Jahr schon in München am 23. April 2015 teilnahm, erfolgte nun der Auftakt in Hamburg am 9. Oktober 2015. Hierbei ging es vor allem um die Branchen Maschi nenbau, Elektrotechnik, Erneuerbare E nergien & IT. Die Job40plus Messe zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass den Teilnehmern neben Rekrutierung/Jobsuche auch individuelle Beratungen und ein Vortragsprogramm angeboten werden. Die Location in Hamburg war sehr gut ausgesucht, am Kai 10, auf einem fest verankerten Boot in Hammerbrook. Für den DFK war Verbandsanwältin Diana Nier mit einem Stand vor Ort und informierte die Besucher über die Vorteile einer Mitgliedschaft im Verband. Am Nachmittag referierte sie zum Thema „Das Arbeitszeugnis – Ein Überblick und praktische Tipps“ und beantwortete viele Fragen der Teilnehmer hierzu. dn DFK-Anwältin Diana Nier am Stand DFK AUF DER RECRUITING-VERANSTALTUNG FÜR DIE DIGITALBRANCHE ONLINE-KARRIERETAG IM MILLERNTOR-STADION DES FC ST. PAULI Bestens besucht war der Online-Karrieretag 2015 in Hamburg im Oktober. DIE FÜHRUNGSKRÄFTE – DFK waren mit Verbandsgeschäftsführer Sebastian Müller und einem eigenen Stand mit Beratungsservice zu Bewerbungsunterlagen vertreten. Wie steigt man als neuer Mitarbeiter ein? In welchen Bereichen ist Bedarf? Was macht eigentlich ein Social-Media-Manager? Welche Unternehmen gibt es überhaupt? Es sind in diesem Bereich viele Fragen zu klären, auf dem Online-Karrieretag gibt es jede Menge Antworten darauf. Der Online-Karrieretag bietet Studenten, Young Professionals und Quereinsteigern die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und einen Einblick in große Medienunternehmen zu erhalten. Mit dabei waren unter anderem auch die großen Player wie Axel Springer, Gruner und Jahr, Google, Eventim und Face book. Personalchefs von u. a. Eventim und Axel Springer und anderen diskutierten bei spielsweise über die Chancen junger Be werber, im Internet-Geschäft Karriere zu machen. Verbandsgeschäftsführer Sebastian Müller Die Location ist immer wieder beeindruckend. Im VIP-Bereich des St. Pauli-Stadions mit Blick auf das Spielfeld konnten die Besu- Volles Haus im Stadion cher alles über Jobs, Praktika und Werkstudentenstellen und weitere Informationen für Einsteiger in der Branche erfahren. Volles Haus, so auch an dem Stand des DFK. Von morgens bis abends wollte die Schlange nicht abreißen. Eine tolle Veranstaltung! mü 51 PERSPEKTIVEN 11-12/2015 > INTERN REGION WESER-EMS EXKLUSIVE FÜHRUNG DURCH DIE TIEFEN DES BREMER RATSKELLERS stammt von 1653. Die Führung der Regionalgruppe Weser-Ems Anfang November war bestens besucht und umfasste sogar den ehrwürdigen Rose- und Apostelkeller. Die Mitglieder folgten der Geschichte des Weines durch den Bremer Ratskeller, in dem bis Anfang der 80er-Jahre Wein in Flaschen ge- Einführung in die Weinsammlung Blick in die Schatzkammer Das Bremer Welterbe steht auf „köstlichem Fundament“: Der berühmte Bremer Ratskeller beherbergt die größte Weinsammlung Deutschlands. Schon seit 1404 werden hier deutsche Weine ausgeschenkt. Der älteste Fasswein Gute Stimmung im Ratskeller füllt wurde. Bei dem Genuss einer kleinen Auswahl edler Tropfen aus den deutschen Anbau gebieten erfuhr man viele Details von einer sehr kundigen und kurzweiligen Führung. Auch die Verprobung von drei Qualitätsweinen aus dem Welterbe und einem Riesling-Trüffel trug zusätzlich zur guten Stimmung bei. mü WIR TRAUERN UM ... Kurt Böcker, Bergbau AG Niederrhein, WD Rheinland/Pattberg, starb am 02.08.2015 im 87. Lebensjahr Reinhard Böhne, Dipl.-Berging. Bergass., Exploration und Bergbau GmbH Düsseldorf, starb am 13.07.2015 im 93. Lebensjahr Ottmar Bülskämper, starb am 15.09.2015 im 89. Lebensjahr Hans Castro, Bergbau AG Lippe, Zechenbahnu. Hafenbetriebe, starb am 27.09.2015 im 96. Lebensjahr Reinhold Kaufmann, starb am 14.10.2015 im 77. Lebensjahr Gisela Schneider, starb am 13.09.2015 im 80. Lebensjahr Willi König, Bergbau AG Lippe, WD General Blumenthal, starb am 09.09.2015 im 76. Lebensjahr Ernst Schönfeld, Dipl.-Ing., ESW Röhrenwerke GmbH, starb am 29.08.2015 im 93. Lebensjahr Gerhard Lange, Dipl.-Ing., Bergbau AG Westfalen, Heinrich-Robert, starb am 10.08.2015 im 96. Lebensjahr Wolfgang Schulz, TÜV RBB, starb am 09.09. 2015 im 84. Lebensjahr Hans-Joachim Noack, Dr. med., Bergbau AG Lippe, WD Fürst Leopold, starb am 28.09.2015 im 92. Lebensjahr Gerhard Eßlinger, Dr. Ing., Landesbergamt Baden-Württemberg, langjähriger Pensionärssprecher Südwest, starb am 02.09.2015 im 94. Lebensjahr Peter A. Peters, Mannesmannröhren Mülheim GmbH, starb am 28.07.2015 im 88. Lebensjahr Hans-Thomas Gerhard, Dipl.-Ing., SAG GmbH, starb am 21.09.2015 im 70. Lebensjahr Friedhelm Ricken, Dipl.-Ing., RWE AG, RV Mönchengladbach, starb am 25.09.2015 im 79. Lebensjahr Horst Hoffmann, Markscheider Dipl.-Ing., Bergbau AG Lippe, WD Fürst Leopold, starb am 26.10.2015 im 90. Lebensjahr 52 Wilhelm Ringeis, Dipl.-Ing., RWE AG, starb am 25.10.2015 im 86. Lebensjahr Walter Schwarzenhölzer, Dr., Deutsche Schachtbau- u. Tiefbohrgesellschaft mbH, starb am 16.04.2015 im 90. Lebensjahr Peter Waldmann, Ing. grad., Mannesmannröhren Mülheim GmbH, starb am 03.09.2015 im 86. Lebensjahr Ruth Weiland, starb am 28.08.2015 im 84. Lebensjahr Hans Wilke, Bergbau AG Lippe, Schlägel & Eisen, starb am 01.09.2015 im 94. Lebensjahr
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