rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin am 09.03.2016, 20.15 - 21.00 Uhr Die Themen EHEC - vergessen, aber nicht vorbei Pollenallergie – was hilft jetzt noch? Erhöhte Sturzgefahr – steckt Osteoporose dahinter? Wie gesund sind eigentlich… Zimmerpflanzen? EHEC-Erreger im Essen EHEC – vier Buchstaben, hinter denen Infektionskraft steckt. Die Abkürzung bezeichnet gefährliche Darmbakterien, die lebensbedrohliche Erkrankungen verursachen können. Jedes Jahr bekommen die deutschen Behörden über 1600 EHEC-Fälle gemeldet. Doch die Dunkelziffer ist hoch, weil viele EHEC-Infektionen gar nicht als solche erkannt werden. Zu den ersten Beschwerden einer EHEC-Infektion zählen Bauchschmerzen, Übelkeit und vor allem: blutiger, wässriger Durchfall. Im weiteren Verlauf kann es zu einem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) kommen. Das ist eine Krankheit, bei der die Nieren versagen und die Blutgerinnung gestört ist. Die roten Blutkörperchen zerplatzen. Das kann zum Tod führen. Kinder erkranken am häufigsten an HUS. Nicht jeder mit EHEC infizierte Mensch wird krank. Aber er scheidet die Bakterien aus, kann sie so verbreiten und andere Menschen anstecken. EHEC-Bakterien gehören zur Familie der sonst harmlosen E. coli. Die Abkürzung "EHEC" steht für Enterohaemorhagische Escherichia coli. Durch den Austausch von Genen können EHEC-Erreger an gefährliche Eigenschaften kommen. Dies sind zum Beispiel Resistenzen gegen Antibiotika und die Fähigkeit, ein Gift zu bilden. 1 Woher kommt EHEC? In den meisten Fällen stammen EHEC-Erreger aus den Därmen von Rindern. Aber auch Schafe, Ziegen, Rehe und andere Wiederkäuer können EHEC-Quellen sein. Den Tieren macht EHEC nichts aus. Durch ihren Kot entkommen die EHEC-Bakterien aber in die Umwelt und so womöglich in die Nahrungskette der Menschen. Beispiel Rinder: Durch Verunreinigungen kann EHEC beim Melken in die Milch und damit in Rohmilchprodukte gelangen und beim Schlachten aufs Fleisch. Es gibt aber auch EHEC-Arten, die nicht von Tieren stammen, sondern aus dem menschlichen Darm. Ein Beispiel dafür ist der EHECErreger, der im Jahr 2011 eine schwere Epidemie in Deutschland auslöste. Der EHECAusbruch zeigte außerdem: Auch bei pflanzlichen Lebensmitteln müssen Verbraucher mit EHEC rechnen. Als Quelle der Masseninfektion von 2011 identifizierten die Behörden damals Sprossen aus Bockshornkleesamen. Eine Indizienkette sprach für die Keimlinge, einen Nachweis der EHEC-Erreger auf den betreffenden Sprossen gab es aber nicht. Das könnte daran liegen, dass der Erreger vom Typ O104:H4 in eine Art Schlafzustand verfallen kann, vermutet das Robert-Koch-Institut. In diesem Schlafzustand, den Mikrobiologen von anderen Bakterien kennen, ist der Keim zwar da, aber nicht nachweisbar. Was den EHEC-Erreger in einen Schlafzustand fallen lassen könnte, wissen die Forscher derzeit nicht. Ungeklärt ist auch, wie die EHEC-Erreger aus dem menschlichen Darm auf die Sprossen gelangen konnten. Vielleicht war schlechte Hygiene nach dem Stuhlgang schuld, vielleicht ein Leck im Abwassersystem. Wie schädigt EHEC den Körper? Innerhalb weniger Wochen erkrankten im Frühsommer 2011 mehr als 3800 Menschen, über 800 davon schwer. Viele Schwerkranke waren damals in Lebensgefahr, 53 starben an den Folgen der EHEC-Infektion. Auslöser der Epidemie war ein EHEC-Typ mit Namen O104:H4. Dieser heftet sich besonders fest an die Zellen der Darmwand und erzeugt dort starke Entzündungen. Dadurch gelangt sein gefährliches Gift besonders effizient ins Blut. Dort zerstört es die roten Blutkörperchen. Die Blutplättchen verklumpen, und die Reste der Blutkörperchen wandern als Blutgerinnsel durch den Körper und verstopfen die kleinen Blutgefäße. Das kann Gehirn und Nieren schädigen – und im schlimmsten Fall zu Organversagen und dem Tod führen. Welche Spätfolgen haben die Epidemie-Opfer? Die meisten Opfer der EHEC-Epidemie von 2011 sind weitgehend wieder gesund geworden. Doch einige erlitten bleibende Hirnschäden. Und manche der Schwerkranken mit HUS haben Nierenschäden behalten und müssen regelmäßig zur Dialyse, so Prof. Jan T. Kielstein, der damals HUS-Patienten an der Medizinischen Hochschule Hannover behandelt hat. Außerdem berichten ehemalige Schwerkranke von Reizdarm-Problemen, Bluthochdruck und Sehstörungen. Sie erleben Flashbacks wie bei einer posttraumatischen Belastungsstörung, können sich schlecht konzentrieren und haben Schwierigkeiten mit dem Gedächtnis. Damit sich die Gesundheit der Epidemie-Opfer nicht verschlechtert, rät Nierenspezialist Kielstein zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen. Denn schon 2 eine einmalige Dialysebehandlung erhöhe das Risiko für eine spätere Nierenerkrankung, erklärt Kielstein, der seit 2015 Chefarzt der Nephrologie am Klinikum Braunschweig ist. Was schützt vor EHEC-Infektionen? Die Behörden kontrollieren seit 2011 verstärkt Lebensmittel auf EHEC und werden mitunter auch fündig – zuletzt zum Beispiel bei einer Teewurst und einer Käse-Charge. Wer sich vor EHEC im Essen schützen will, sollte nur ausreichend erhitztes Fleisch und Gemüse essen. Diese Empfehlung gelte auch für Sprossen, betont Dr. Petra Hiller vom Bundesinstitut für Risikobewertung. Denn EHEC-Erreger sterben erst ab, wenn die Temperatur im Inneren des Lebensmittels zwei Minuten lang mindestens 70 Grad Celsius beträgt. Ein Problem für Rohkost – aber auch für rohe und halbrohe Wurstwaren wie Mett oder Teewurst und für Rohmilch und Käse aus oder mit Rohmilch. Außerdem hat Hygiene eine Schlüsselfunktion, um EHEC-Keime nicht zu verschleppen. Deshalb: Die Hände immer gründlich 30 Sekunden lang waschen. Rohes Fleisch und rohes Gemüse oder Obst nicht auf demselben Brett schneiden. Für rohe und gegarte Lebensmittel nie dieselben Küchenutensilien benutzen. Am besten glatte Schneidebretter benutzen und sie in der Spülmaschine reinigen. Fleisch im Kühlschrank so lagern, dass kein Fleischsaft auf andere Lebensmittel tropfen kann. Hände, Arbeitsflächen und Küchengeräte nach jedem Arbeitsschritt zwischendurch säubern. Im Beitrag: Prof. Dr. Jan T. Kielstein Chefarzt der Nephrologie Städtisches Klinikum Braunschweig Salzdahlumer Straße 90 38126 Braunschweig Tel.: 0531 595 - 2220 Dr. Petra Hiller Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Standort Marienfelde Diedersdorfer Weg 1 12277 Berlin www.bfr.bund.de Weiterführende Infos im www Schutz vor Infektionen mit EHEC Empfehlungen vom Bundesinstitut für Risikobewertung http://www.bfr.bund.de/cm/350/verbrauchertipps-schutz-vor-infektionen-mit- 3 enterohaemorrhagischen-e-coli-ehec.pdf Hohe Keimbelastung in Sprossen und küchenfertigen Salaten Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung http://www.bfr.bund.de/cm/343/hohe_keimbelastung_in_sprossen_und_kuechen fertigen_salatmischungen.pdf EHEC-Epidemie 2011 in Deutschland Abschlussbericht des Bundesinstituts für Risikobewertung http://www.bfr.bund.de/cm/350/ehec-ausbruch-2011-aufklaerung-desausbruchs-entlang-der-lebensmittelkette.pdf Prof. Dr. Jan T. Kielstein EHEC- und HUS-Experte, Nierenarzt https://www.klinikum-braunschweig.de/1766.0.html Pollenallergie – was hilft jetzt noch? Die Luft wird milder, der Frühling naht. In Berlin und Brandenburg fliegen dem aktuellen Pollenkalender zufolge schon reichlich Pollen umher. Vor allem Hasel- und Erlenpollen belasten jetzt Allergiker. Ab Mitte März rechnen die Experten auch mit den ersten Birkenpollen. Was können Allergiker jetzt noch machen, um die Pollen und die dadurch ausgelösten Allergien wirksam zu bekämpfen? Die Sonne gibt uns dieser Tage schon eine milde Vorahnung auf den bevorstehenden Frühling. Doch was des einen Freud’, ist des anderen Leid: Pollenallergiker müssen wieder mit Fließschnupfen, tränenden Augen und Juckreiz rechnen. Pollen von Haselnuss, Erle und Birke fordern ihr Immunsystem heraus. Seit Jahren sind zunehmend mehr Menschen von Allergien betroffen. Nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) plagt derzeit rund 16 Prozent aller Deutschen ein Heuschnupfen. Die globale Erwärmung mit dem milden Klima trägt dazu bei, dass es fast keine allergiefreie Zeit mehr im Jahr gibt. Akut helfen Antihistaminika Gegen akute Beschwerden helfen sogenannte Antihistaminika. Sie blockieren das Histamin an den Schleimhautzellen. Dadurch werden die Entzündungssymptome wie z.B.tränende Augen reduziert. Sie haben jedoch mitunter unangenehme Nebenwirkungen: Teilweise rufen die Antihistaminika Kopfschmerzen und Müdigkeit hervor. Die Präparate sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Betroffene sollten die Auswahl aber mit ihrem Arzt abstimmen. Er kann Wirkungen und vor allem auch Nebenund Wechselwirkungen der Medikamente am besten einschätzen. Als sehr wirksame Helfer gegen geschwollene Nasen gelten auch kortisonhaltige Nasensprays. Sie gibt es wegen möglicher Nebenwirkungen nur auf Rezept. 4 Langfristig auf Immuntherapie setzen Wer sich langfristig gegen Niesen, Schnupfen und tränende Augen wappnen will, kann vom Arzt eine Immuntherapie durchführen lassen. Dabei bekommt der Patient in regelmäßigen Abständen geringe Mengen jener Allergene verabreicht, auf die er während der Pollensaison reagiert. Die sogenannte Hyposensibilisierung bewirkt, dass sich der Körper langsam an die Allergie auslösenden Stoffe gewöhnt, die überschießende Immunreaktion geht zurück. Die Allergene werden direkt gespritzt oder können neuerdings als Tropfen oder Tabletten eingenommen werden. Tipps für den Alltag Je weniger Pollen ein Betroffener ausgesetzt ist, desto besser. Wichtig ist, die Pollen möglichst aus den eigenen vier Wänden zu verbannen. Dazu kann tägliches Staubsaugen beitragen. Zusätzlich helfen Filter im Staubsauger und Klimaanlagen, die Pollenbelastung zu senken. Sie müssen regelmäßig gewechselt werden, da sie nach und nach verstopfen. Das regelmäßige nasse Wischen der Böden macht den umherfliegenden Pollen den Garaus. Luftbefeuchter und eine Nasendusche erfreuen die Nasenschleimhaut. Im Schlafzimmer hält eine Tagesdecke auf dem Bett die Pollen vom Bettzeug fern. Die Tageskleidung lässt man vor dem Schlafengehen am besten gleich draußen auf dem Flur. Tägliches Haare waschen hilft, die Pollen von dem Kopfkissen fernzuhalten. Wäsche sollten Betroffene in der Zeit des Pollenfluges in der Wohnung trocknen. In der Stadt sollte man am besten morgens lüften – zu dieser Zeit ist die Luft noch nicht so stark mit Pollen belastet. Auf dem Lande dagegen empfehlen Experten lieber abends kurz zu lüften. Zudem hilft auch ein Fliegen- oder ein Pollenschutzgitter. Sportler joggen am besten auch morgens, denn mittags ist die Pollenbelastung am größten. Ab in den Urlaub Wer plant, in der pollenreichen Zeit in den Urlaub zu „flüchten“, sollte sich vorher ein Ziel mit niedrigem Pollen- oder Sporenflug aussuchen. Dazu zählen zum Beispiel Gebirgsregionen über 2.000 Meter Höhe, das Meer oder nordeuropäische Gebiete, wo die Pollenflugsaison erst später beginnt. Wichtig ist, dass man vor Urlaubsantritt prüft, ob in der Zielregion nicht ebenso gefürchtete Pollen oder gar ähnliche Allergene umherfliegen. So ähneln zum Beispiel die Pollen der Esche denen des Olivenbaumes, was einen Urlaub am Mittelmeer für einen Eschenpollen-Allergiker nicht zu jeder Zeit angenehm macht. Digitale Hilfen Die Pollenflugsaison ist durch den Klimawandel längst nicht mehr auf ein paar Monate im Jahr reduziert. Aktuelle Vorhersagen für Allergiker bieten alle Zeitungen und Wetterdienste im Internet oder Fernsehen. Wer sich digital informieren will, kann sich die Vorhersage des aktuellen Pollenflugs kostenlos direkt auf das Handy downloaden. Um die konkreten Tipps für die eigene Region zu bekommen, gibt man bei der App mittels Postleitzahl seinen genauen Standort an. Wer sich einen Überblick über seine individuelle Belastung erstellen will, kann sich zudem ein persönliches Pollentagebuch anlegen. 5 Kreuzweise allergisch Pollenallergiker müssen nicht nur auf die aktuelle Belastung in der Luft achten, sondern sollten auch ihren Speiseplan im Auge behalten. Denn manche Proteine in Lebensmitteln ähneln den Allergenen, die den Heuschnupfen auslösen. Meist löst der Kontakt damit lediglich Beschwerden in der Mundschleimhaut aus. In schweren Fällen kann es aber auch einmal zu Magen- oder Atembeschwerden kommen. Wer beispielsweise auf Birke, Hasel oder Erle allergisch reagiert, sollte Obst und Gemüse mit Steinen oder Kernen meiden. Dazu zählen Äpfel, Kirschen, Avocados oder auch Nüsse. Experte im Beitrag Dr. med. Harald Müller-Pawlowski PNEUMOLOGEN LICHTERFELDE Dr. med. Thomas Schultz Dr. med. Harald Müller-Pawlowski Dr. med. Andreas Fritzsche Mommsenstraße 2a I 12203 Berlin Tel. 030 - 843 70 60 E-Mail: [email protected] www.pneumologen-berlin.de Weiterführendes Links Homepage des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen e.V., u.a. mit Veranstaltungskalender http://www.aeda.de/ Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) stellt Infos zu diversen Allergien, Asthma und Neurodermitis zur Verfügung und gibt Tipps zur Linderung www.daab.de Webseite der FU Berlin (Fachbereich Geowissenschaften, Institut für Meteorologie) mit Download des Pollen-Patientenkalender 2016, Ambrosia-Atlas etc. http://www.geo.fu-berlin.de/met/service/pollenflugkalender/ Pollen-App für iPhone https://itunes.apple.com/at/app/pollen/id515301928?l=de&ls=1&mt=8 Pollen-App für Android https://play.google.com/store/apps/details?id=screencode.pollenwarndienst&feature Erhöhte Sturzgefahr – steckt Osteoporose dahinter? Wenn Menschen häufig stürzen, sind oft schwache Muskeln dafür verantwortlich. Es fehlt dann an der nötigen Stabilität, um Alltagsbewegungen sicher auszuführen. Doch Sturzanfälligkeit kann auch ein Hinweis auf Osteoporose sein – also Knochenschwund. Denn die Statik des Körpers verändert sich auch, wenn die Knochen poröser werden. Wie umfangreich die Diagnose einer Osteoporose ist, zeigen Experten live in der rbb Praxis. 6 Rund sechs bis sieben Millionen Menschen leiden hierzulande an Osteoporose. Eine Osteoporose entsteht, weil der Körper mit dem Alter an Knochenmasse verliert. Ab dem 40. Lebensjahr werden es jedes Jahr normalerweise etwa 0,5 Prozent weniger. Bei einer Osteoporose ist dieser Prozess deutlich beschleunigt. Die filigrane Mikroarchitektur des Knochens wird zerstört. Es treten winzige Risse in der tragenden Struktur auf. Schließlich reicht ein Stolpern, um etwa einen Oberschenkelknochen zum Bersten zu bringen. Erste Anzeichen für eine Osteoporose sind oft Rückenschmerzen. Weniger auffällige Symptome sind Größenverlust, ein Rundrücken oder Muskelverspannungen mit folgender Schonhaltung. Besonders häufig leiden Frauen nach den Wechseljahren unter Osteoporose. Denn in den Wechseljahren lässt die Produktion von Östrogen nach – die Aufbauzellen des Knochens sind weniger aktiv. Durch das abnehmende weibliche Geschlechtshormon wird der Knochen nicht mehr ausreichend vor dem Abbau geschützt. Etwa eine von fünf deutschen Frauen im Alter von 80 Jahren hat schwache Knochen. Das Risiko beginnt ab dem 50. Lebensjahr zu steigen. Begünstigt wird die altersbedingte Osteoporose durch genetische Veranlagung, eine kalziumarme Ernährung und Bewegungsmangel. Um die Krankheit rechtzeitig zu erkennen, errechnen Experten bei Verdacht ein individuelles Risikoprofil und messen die Knochendichte. Bei der sogenannten Osteodensitometrie (kurz DXA) werden schwache Röntgenstrahlen durch die Knochen der Wirbelsäule und des Oberschenkelhalses geleitet und so der Mineralsalzgehalt des Knochens bestimmt. Je poröser die Knochen sind, desto mehr Röntgenstrahlen durchdringen sie. Ist die Knochendichte niedrig, können Medikamente vorbeugend sinnvoll sein. Die gängigsten Osteoporose-Präparate sind so genannte Bisphosphonate, die täglich als Tablette eingenommen werden müssen. Der Wirkstoff hemmt die Knochenfresszellen, der gesteigerte Knochenabbau wird verlangsamt. Der poröse Knochen stabilisiert sich, die Gefahr für Knochenbrüche sinkt. Die Gabe ist nicht ohne Risiko, denn die Medikamente können Knochennekrosen auslösen, speziell der Kieferknochen ist gefährdet. Wer seine Knochen vorbeugend stärken will, sollte zudem auf eine gesunde Ernährung setzen. Dazu zählt eine calciumreiche Ernährung mit vielen Milchprodukten, frischem Gemüse, Mineralwässer mit hohem Kalziumgehalt und Fisch. Der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge sollte die tägliche Calcium-Zufuhrempfehlung bei 1.000 mg liegen – am besten über die natürliche Nahrung und nicht als Tablette zugeführt. Starke Muskeln verhindern Osteoporose Das wirksamste Mittel zur Vorbeugung von Osteoporose: körperliches Training, beispielsweise im Fitnessstudio. Geeignet sind auch Nordic-Walking, Aerobic oder Ballsportarten. Durch Bewegung erhält der Knochen genügend Reize, um sich wieder aufzubauen. Das körperliche Training verbessert das Zusammenspiel der Muskeln und darüber die Balance, die Stürze verhindert. Knochen befinden sich in ständigem Abbau, weil das Knochen-Calcium im Körper benötigt wird. Permanent arbeiten Fresszellen, die Knochensubstanz abtragen. Andere Zellen gleichen den ständigen Abbau aus. Diese 7 Knochenaufbauzellen werden aber nur dann aktiv, wenn der Knochen durch Muskelkräfte beansprucht wird. Muskeln sorgen zu 70 Prozent für die Knochenfitness – haben also einen größeren Einfluss als das Alter. Jeder Osteoporose-Patient sollte daher einmal wöchentlich Balance, Dehnung, Kraft und Leistung trainieren. Was Bewegungsmangel für die Knochen bedeutet, zeigt ein Versuch. 60 Tage mussten die Teilnehmer im Bett verbringen. Dabei verloren sie nicht nur Muskelmasse, sondern auch 4 Prozent ihrer Knochenmasse. Erst nach 2 Jahren hatten sich ihre Knochen wieder vollständig erholt. Vitamin D stabilisiert die Knochen Spaziergänge an der frischen Luft fördern zudem die Bildung von Vitamin-D, dem Calcium-Kurier. Wünschenswert ist ein Spiegel von circa 50 Nanogramm pro Milliliter Blutserum. Solche Mengen sind notwendig für ein stabiles Knochenwachstum, denn Vitamin D baut härtendes Kalzium ein. Dadurch bleiben die Knochen bei starker Beanspruchung und Stürzen belastbar. Doch über die Haut genug Vitamin D aufzunehmen ist in unseren Breitengraden gerade im Winter schwer. Gerade ältere Menschen erreichen diesen Wert selten. Zwar enthalten Fisch, Pilze, Leber oder Eigelb Vitamin D. Aber: Niemand kann so viel davon essen, dass der Bedarf gedeckt ist. Deshalb die aktuelle Empfehlung der Fachgesellschaften: Im Winter sollten Menschen ab 60 Jahre 2000 I.E. Vitamin D pro Tag als Tablette einnehmen, um den Mangel auszugleichen. Experten im Studio Dr. med. Maya Hellmich Fachärztin für Innere Medizin, DVO-Osteologin Chefärztin der Abteilung Osteologie und Stoffwechselerkrankungen Immanuel Krankenhaus Berlin Königstraße 63 14109 Berlin-Wannsee Tel.: 030 – 805 05-622 E-Mail: [email protected] http://berlin.immanuel.de/abteilungen/osteologie-undstoffwechselerkrankungen/ueber-uns/team/dr-med-maya-hellmich/ Dr. rer. Medic. Nils Stolzenberg Sportwissenschaftler Im Beitrag Prof. Dr. Dieter Felsenberg Charité Berlin Klinik und Poliklinik für Radiologie und Nuklearmedizin Leiter Zentrum für Muskel- und Knochenforschung Hindenburgdamm 30 12200 Berlin Tel.: 030 - 8445 - 41 61 www.charite.de/zmk 8 Weiterführende Links Kuratorium Knochengesundheit e.V. www.osteoporose.org Netzwerk Osteoporose e.V. www.netzwerk-osteoporose.de Dachverband deutschsprachiger Osteoporose-Selbsthilfeverbände und patientenorientierter Osteoporose-Organisationen (DOP) www.osteoporose-dop.org Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose (BfO) www.osteoporose-deutschland.de Wie gesund sind eigentlich... Zimmerpflanzen? Grünpflanzen sollen angeblich das Raumklima verbessern: Die Schadstoffbelastung sinkt, der Gehalt an Sauerstoff steigt. Doch sind die Pflanzen im Büro wirklich so gesund? Oder schaden sie uns sogar, wenn Schimmel in der Blumenerde wuchert? Die rbb Praxis hat nachgefragt. Tatsächlich können Zimmerpflanzen Schadstoffe aus der Innenraumluft filtern. Allerdings ist der Anteil so gering, dass sich die Innenraumluftqualität dadurch nicht verändert. Das Gleiche gilt für Sauerstoff: Klar, Zimmerpflanzen produzieren ihn. Aber die wenigen Pflanzen, die normalerweise in einem Zimmer stehen, verbessern den Sauerstoffgehalt in der Luft nicht - dafür bräuchte man schon einen ganzen Pflanzendschungel. Um die Raumluft zu verbessern, hilft nur eins: gründlich lüften, am besten mehrfach täglich, für je etwa 15 Minuten. Eines können Pflanzen jedoch: die Luftfeuchtigkeit beeinflussen. Vom Gießwasser verbraucht das Grünzeug nämlich nur einen kleinen Teil. Neun Zehntel dünsten sie aus und erhöhen so die Luftfeuchtigkeit. Ist ein Raum also sehr trocken, kann eine große Anzahl an Pflanzen die Luftfeuchte verbessern. In den modernen luftdichten Gebäuden ist das meist unnötig. Vielmehr ist heute ist in der Regel die Luftfeuchtigkeit in Räumen sogar zu hoch. Wie steht es um die Gefahr durch Schimmelpilz? In der Regel stellen Schimmelpilzsporen in Blumenerde kein Risiko dar. Sie gehen unter in der Hintergrundbelastung der Schimmelpilzsporen, die ohnehin in der Luft umherschwirren. Nur Menschen mit Allergien oder Abwehrschwäche sollten vorsichtig sein. Und aus vorbeugenden Gründen sollte man auf Pflanzen im Schlafzimmer verzichten. Zahlreiche Studien haben untersucht, ob das Wohlbefinden von Personen in begrünten Büros größer ist als in pflanzenlosen. Einiges deutet darauf hin, dass Pflanzen tatsächlich die Laune heben. Innenräume werden, wenn sie begrünt sind, oft als attraktiver empfunden, dadurch steigt das Wohlbefinden. Viele Menschen berichten 9 darüber, dass sie sich besser konzentrieren können und leistungsfähiger sind, wenn sie in begrünten Räumen sitzen. Fazit: Zimmerpflanzen filtern keine ausreichenden Mengen Schadstoffe aus der Luft, sie reichern sie auch nicht nennenswert mit Sauerstoff an. Aber: Sie heben unsere Stimmung. Experten im Beitrag M. Sc. Vanessa Hörmann Humboldt Universität Berlin Lebenswissenschaftliche Fakultät Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften Fachgebiet Urbane Ökophysiologie der Pflanzen Lentzeallee 55/57 14195 Berlin Tel.: 030 - 2093 464 29 Email: [email protected] http://www.oekophysiologie.hu-berlin.de Dr.-Ing. Heinz-Jörn Moriske Direktor Umweltbundesamt FB II BU - Beratung Umwelthygiene Geschäftsführung Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) DG Bismarckplatz 1 14193 Berlin Tel.: 030 - 8903 5496 Email: [email protected] RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Reporter: Infotext: Stand der Information: I. Czycykowski / B. Kaiser Christine Salminger Constanze Löffler 09.03.2016 10
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