Weindepot Hans-Peter Gietzen Winter 2015 / 2016 Wein direkt vom Winzer St.-Peter-Str. 3, 41179 Mönchengladbach (Rheindahlen) Tel. 02161/570772 [email protected] www.vinos-hpg.de 1 Seit 1991 gibt es unseren Weinhandel auf der St. Peter Straße in Rheindahlen. Der existiert etwas im Verborgenen. Die St.-Peter-Straße ist eine historische Straße im Kern von Rheindahlen. Die Einfahrt in die Straße ist nur zum Beladen, nicht zum Parken gestattet. Parkplätze gibt es wenige Meter entfernt an der Helenastraße. Auch den Laden sieht man von der Straße aus nicht; der befindet sich im Hinterhaus. Mittlerweile gibt es bei uns über 200 Weinsorten. Das meiste beziehen wir direkt ab Weingut. Das ist kostengünstig: rund die Hälfte unserer Weine ist zwischen 4,- und 6,- € positioniert. Die kommen aus Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und Portugal. Viele unserer Stammkunden freuen sich, dass man bei uns für das Weinvergnügen nicht gleich das Konto plündern muss. Andererseits gibt es unter unseren Stammkunden auch jede Menge Weinfreaks mit sehr hohen Ansprüchen. Zugegeben, die interessiert nicht die 5-Euro-Klasse. Sondern unser Sortiment an spanischen Rotweinen. Fast 40% der spanischen Weine in unserem Sortiment wurde bei maßgeblichen Weinwettbewerben in die Kategorie „excellent“ oder gar „Ausnahmewein“ eingestuft (mehr als 90 Punkte im Parker-Punkteschema) und da sind eine ganze Reihe bei, die sich zu den Top-Hundert in Spanien zählen dürfen. Manche sind international arriviert, viele sind erst in der Fachwelt bekannt. Da schätzen unsere Kunden, dass wir durch unsere langjährigen Kontakte (und durch die Wirtschaftskrise in Spanien) immer wieder große Weine finden, die im Verhältnis zu ihrer Klasse auch wieder preiswert sind. Beim deutschen Wein stehen bei uns die Weißweine im Vordergrund: Riesling von der Mosel und aus der Pfalz, verschiedene Burgunder aus Baden, Pfalz und Rheinhessen, aber auch Ausgefallenes wie Gutedel aus dem Markgräfler Land und Elbling von der Obermosel. Die meisten Weine kann man bei uns probieren, bevor man sich entscheidet; teure Kultweine freilich nur bei entsprechend ausgeschriebenen Weinproben. Regelmäßig geöffnet ist an 3 Tagen in der Woche: Donnerstag 17.00 – 20.00 Uhr Freitag 16.00 – 19.00 Uhr Samstag 11.00 – 14.00 Uhr Das heißt nicht, dass unsere Kunden zu anderen Zeiten verdursten. Wer tagsüber gerade in der Nähe ist und Wein braucht, der klingelt. Wer sicher gehen will, dass jemand da ist, der ruft vorher an. Oder bestellt. Wir liefern nämlich auch aus, in Mönchengladbach und Umgebung ab 24 Fl. frei Haus. Außerhalb Mönchengladbach versenden wir mit UPS, Versandkosten 6,-€ /Versandkarton à 6, 12 oder 18 Fl. beliebig sortiert. Ein Teil unseres Sortiments ist allerdings nur im Ladenverkauf erhältlich. Kleine Betriebsanleitung zu dieser Broschüre: =Rotweine =Weißweine =Rosé Sind bei einem Wein 2 Jahrgänge angegeben stand bei Redaktionsschluss ein Jahrgangswechsel bevor. Ein Inhaltsverzeichnis und einen kleinen Findex gibt es auf Seite 51 2 Jumilla Jumilla liegt im bergigen Hinterland von Alicante nur 40 km von der Küste entfernt. In diesen 40 km fährt man aber von einer Welt in eine andere. Die Küstenregion ist dicht besiedelt, hier brummt der Tourismus, hier sind Gewerbebetriebe ansässig. Im Landesinneren ist nichts mehr, halbverfallene Dörfer ohne Infrastruktur, kaum Arbeitsplätze, triste, trockene Landschaft: Der jährliche Niederschlag liegt unter 300 mm, die Sommerhitze oft um die 40°. Wer kann zieht weg. Weinreben gibt es, ja doch, sogar soweit das Auge reicht. Verarbeitet werden die Trauben meist von großen Genossenschaften, die einen Großteil ihres Weins im Tank verkaufen müssen. Der Erlös reicht dann gerade, um den Mitgliedern der Genossenschaften ein sehr bescheidenes (Über-)Leben zu ermöglichen. In den letzten Jahren sind allerdings einige Weingüter neu entstanden, deren qualitativer Anspruch dann doch optimistisch für die Zukunft dieser Weinregion stimmt. Jumilla Talento / Goru Ego-Bodegas ist ein noch recht neues Projekt. Den Initiatoren stehen insgesamt 25 ha Weinberge zur Verfügung, ziemlich hoch gelegen und überwiegend mit alten Reben bestockt. Eine eigene Kellerei hatte Ego-Bodegas zunächst nicht, das dafür nötige Kleingeld hatte man gerade nicht einfach so rumliegen. Jetzt konnte dieser Kraftakt gestemmt werden und zum Herbst 2015 hat EGO seine eigene, nagelneue und bestens eingerichtete Kellerei in Betrieb genommen. Bisher machte der Betrieb seine Weine bei einem befreundeten Winzer mit dessen Kellerei-Einrichtung. Der Weinqualität tut solcher Pragmatismus keinen Abbruch. Die Weine sind äußerst kraftvoll und üppig: Sie können qualitativ mit vielen deutlich teureren Weinen konkurrieren, klar, wer mitten in der Krise in Spanien neue Weine auf den Markt bringen will, muss schon ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, um überhaupt Kunden finden zu können. Bei uns hat das Weingut sogar sehr viele Kunden gefunden: der Talento war 2014 einer unserer meistverkauften Rotweine. Die zentrale Rebsorte des Betriebs ist Monastrell. Die kennt außerhalb der Region kaum jemand, obwohl sie weit verbreitet ist: rund 60000 ha sind in Spanien damit bestockt, als Mourvedre gibt es sie auch in Südfrankreich. Der geringe Bekanntheitsgrad liegt vermutlich vor allem daran, dass der Name nur selten auf dem Etikett erscheint: Monastrell wird meistens als Cuvée ausgebaut. So ist das auch bei Ego-Bodegas. Die sehr alten Monastrell-Stöcke des Betriebs bilden qualitativ wie quantitativ die Basis der Weine. Aber jeder Wein wird mit einem anderen Cuvéepartner verheiratet. Und schon haben die Weine alle einen gemeinsamen Grundstil und sind doch alle anders. Talento 2013 6,- € (=8,-/l) Der Talento ist eine Cuvée aus Monastrell und Syrah. Er wird nur kurze Zeit im Holzfass ausgebaut. Freilich sollte man deswegen keinen einseitig fruchtbetonten Wein erwarten. Dank der niedrigen Erträge hat der Wein auch ohne Barrique-Einfluss einen stämmigen Körper, der mit der typischen, warmen Frucht der Monastrell zusammen ein durchaus opulentes Gesamtbild ergibt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hervorragend, immer wieder stufen probierende Kunden den Wein irgendwo in der 10-Euro-Klasse ein. Goru tinto 2013 Goru tinto 2013 Magnum (1,5l) 7,- € (=9,33/l) 17,- € (=11,33/l) Auch der Goru tinto ist eine Cuvée, die zu 50% aus Monastrell besteht. Hinzu kommt Syrah (30%) und Petit Verdot (20%). Die Petit Verdot stammt eigentlich aus dem Bordeaux, wird dort aber fast nicht mehr angebaut. Die Sorte ist sehr spät reifend, braucht also einen langen, warmen Herbst, um reif zu werden, im heißen Jumilla kein Problem. Auch bei reifen Trauben gibt die Petit Verdot ein gut strukturiertes Gerbstoffgerüst. Sie ist deswegen ein perfekter Cuvée-Partner, der dem Wein Kraft und Langlebigkeit verleiht. Auch der Goru verfügt nicht nur über eine enorme Aromenfülle, sondern auch über seidige Gerbstoffe. Goru „selección 77 barrels“ 2011 13,- € (=17,33/l) Die „selección 77 barrels“ ist eine Cuvée aus 60% Monastrell und 40% Cabernet, 12 Monate im Barrique gereift. Hier werden die dunkel-warmen Fruchtnoten der Monastrell raffiniert ergänzt durch die Vanillenoten des Fassausbaus und die Cassis-Töne reifer Cabernet-Trauben. 91 Punkte Guia Peñin 2013 3 Viña Betola Jumilla Pio del Ramo war mit seinen 60 ha Weinfeldern lange Zeit Mitglied in der Genossenschaft. 2007 stieg er dort aus und gründete ein eigenes Weingut. Sicher, noch muss er einen Teil der Erzeugung als offene Ware oder als Trauben verkaufen. Aber mittlerweile hat sich das Weingut durch die Qualität seiner Weine etablieren können. Viña Betola blanco 2014 5,50 € (=7,33/l) Der Betola blanco ist eine ungewöhnliche Cuvée aus Chardonnay und Moscatel, in der die Moscatel nur dezent Aroma vermittelt. Geerntet werden beide Rebsorten getrennt, damit alle Trauben zum optimalen Zeitpunkt kurz vor der Vollreife gelesen werden. Die Ernte erfolgt nachts, wenn die Trauben ein Optimum an Frische und Frucht haben. Die Trauben werden für eine bessere Aroma-Ausbeute kurz auf der Maische belassen. Verwendet wird nur der Most aus der ersten, mit geringem Druck durchgeführten Pressung. Vergoren wird in gekühlten Tanks. Das Ergebnis ist ausgewogen, trocken, aber säurearm, fast cremig, und doch nicht zu opulent, mit fein-jugendlicher Frische. (Z. Zt. nicht vorrätig, demnächst wieder als neuer Jahrgang) Viña Betola tinto 2014 5,50 € (=7,33/l) Im tinto kommt zur lokalen Rebe Monastrell noch Cabernet. Auch hier werden temperaturgeführte Gärtanks eingesetzt, in denen die Maische unter regelmäßigem Umwälzen bei 22° vergoren wird. Nach der Trennung des Jungweins von den Schalen wird eine malolaktische Gärung in Gang gesetzt, die Äpfelsäure in Milchsäure umwandelt und den Wein weicher und runder macht. Auf Holzfasslagerung wird verzichtet, gefiltert nur ausnahmsweise. Bodegas Juan Gil Moscatel seco 2014 Jumilla 9,- € (=12,-/l) Die Bodegas Juan Gil ist eines der wenigen wirklich alteingesessenen Weingüter im Jumilla. Der derzeit spannendste Wein des Betriebes ist der Moscatel. Nein, der bedient keine Wünsche nach edelsüßem Wein, sondern ist trocken ausgebaut. Den fluffig-leichten Terrassenwein gibt er mit seiner Fruchtintensität und seiner ausgewogenen, aber präsenten Säure auch nicht her. Und genau da liegt seine Identität: Komplex, konzentriert, mit Kraft und Frucht. 91 Punkte Guia Peñin 2016 Hispano und Suiza Bassus Pinot Noir 2012 Utiel-Requena 20,- € (=26,67/l) Der Name sagt es: Hinter Hispano+Suiza stehen Spanier und Schweizer. Die verdienen alle eigentlich ihr Geld bei einem alt-etablierten WeinhandelsGiganten. Mit Hispano+Suiza peilt man freilich nicht den Volumenmarkt an, sondern absolute Top-Qualität in kleinen Stückzahlen. Der spannendste Wein der Kellerei ist der Pinot Noir, also Spätburgunder. Der ist in den vergleichsweise kühlen Regionen Mitteleuropas zu Hause. In Spanien ist es dieser Rebe eigentlich viel zu heiß. Was Hispano+Suizo anders macht als die anderen, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass hier ausgerechnet aus der ultra-heißen Region Utiel-Requena ein Spätburgunder kommt, der es mühelos mit Weinen aus der Cote d`Or aufnimmt, die ein Vielfaches kosten. 91 Punkte Guia Peñin 2015, 92 Punkte Robert Parker 4 Valdepeñas Bodegas Navarro Lopez Der Familienbetrieb Navarro Lopez hat eine unglaubliche Karriere hinter sich, innerhalb von kaum 25 Jahren von einem unbedeutenden Kleinbetrieb zu einer der besten Kellereien im Weinbaugebiet Valdepeñas. Der Betrieb verfügt heute über 190 ha eigene Weinberge, eine große, hochmoderne Kellerei mit eigenem Laboratorium und elektronisch gesteuerten Produktionsprozessen. Ein separater Bereich mit ca. 6000 Barrique steht für den Fassausbau bereit. Der Betrieb macht zwar mittlerweile auch ausgezeichnete jung-fruchtige Weine, aber die lange im Holzfass ausgebauten Rotweine der Serie Don Aurelio bleiben die Spezialität des Betriebs. Hier wird die Holzfass-Lagerung zur Reifung eingesetzt, nicht um dem Wein einen Eichenton zu verleihen. Don Aurelio blanco Verdejo 2015 4,50 €(=6,-/l) wieder da Die Rebsorte Verdejo ist eigentlich im Rueda zu Hause. Da das Rueda mit seiner Weißweinnische ziemlich erfolgreich ist, gibt es viele Versuche, die Sorte auch in anderen spanischen Weinbaugebieten anzubauen. Die Ergebnisse sind meistens wenig überzeugend; die Sorte ist viel kapriziöser als man geglaubt hat. Auch Navarro Lopez hat lange mit Verdejo experimentiert und viel lernen müssen, macht aber mittlerweile einen richtig guten Verdejo, mit sortentypischer Obstfruchtigkeit ohne Penetranz, frisch aber ohne Säurespitze. Damit darf sich die Kellerei rühmen, einen der ganz wenigen Verdejo außerhalb des Rueda zu machen, der qualitativ mit dem Original auf Augenhöhe steht. Superpreisgünstig war der Don Aurelio blanco freilich schon immer. Don Aurelio barrica 2013/2014 4,50 €(=6,00/l) Bei “barrica“ denkt ein deutscher Weinfreund an einen Wein mit starken Holznoten. Das ist hier freilich ganz anders gemeint. Der Wein war im Holzfass, aber nur sehr kurz. Oder so formuliert, er heißt barrica, weil er nicht lange genug im Barrique war, um crianza heißen zu dürfen. Auch eine Logik. Um hier Holznoten wahrzunehmen, muss man jedenfalls sehr genau hinschmecken. Dafür schmeckt man ausgewogene Brombeerfrucht bei nur dezentem Tannin, tadellose Qualität für kleines Geld. (Z. Zt. nicht vorrätig, neue Lieferung voraussichtlich April) Don Aurelio reserva 2010 5,50 €(=7,33/l) Die reserva ist der Klassiker in der Serie, reinsortiger Tempranillo, wie alle roten Don Aurelio, ganz traditionell spanisch, also rund und weich, da wohlgereift und mit 13 Vol% keineswegs schwer. Don Aurelio gran reserva 2009 7,00 €(=9,33/l) Guter gran reserva ist selten geworden (s. u.). Navarro Lopez ist einer der ganz wenigen Erzeuger, die noch qualitativ anspruchsvollen gran reserva im alltagstauglichen Preissegement herstellen, ganz klassisch, ganz reif und weich, eher filigran und gar nicht schwer. Gran Reserva das war früher die Spitze des spanischen Weins. Weine, die nur in besten Jahrgängen aus besten Trauben gemacht wurden und die dann in der Kellerei viele Jahre im Fass und anschließend auf der Flasche reiften, bis sie trinkfertig sind. Leider hat sich der spanische Gesetzgeber darauf beschränkt, die Mindestlagerzeiten in Fass und Flasche festzulegen, aber versäumt, wirkliche Qualitätsanforderungen für diese Bezeichnung vorzuschreiben. So ist arg viel „gran reserva“ auf den Markt gekommen, der (vielleicht) alt ist, aber weder gut noch traditionell, dafür aber spottbillig. Wer seinen Genuss beim SchnäppchenEinkaufsgefühl findet, ist begeistert, wer den Genuss im Weinglas sucht, oft eher nicht. 5 Bodegas Navarro Lopez vino de la tierra Premium 1904 Der „Premium 1904“ ist eigentlich im Jahre 2004 als Jubiläumswein entstanden, als die Kellerei 100 Jahre alt wurde. In den Folgejahren hat Navarro Lopez diese Marke als Spielwiese genutzt, um in kleinen Auflagen Weine abseits des Normalbetriebs zu machen. So sind im Laufe der Zeit unter diesem Namen ganz unterschiedliche Weine entstanden, zwar allesamt äußerst hochklassig und spannend, aber eben auch genauso unterschiedlich. Letztes Jahr hat die Önologin eine ganz große Spielwiese bekommen und gleich mehrere neue „Premium 1904“ machen dürfen. Die sind auf gewohnt hohem Niveau, aber leider sind auch die Stückzahlen so klein wie gewohnt. “Premium 1904” Chardonnay 2014/2015 6,- € (=8,-/l) Die Chardonnay-Rebe stammt aus dem französischen Burgund, ist aber heute längst Weltbürgerin, die überall wächst, wo Reben gedeihen. Sie passt sich dabei auch an unterschiedlichste klimatische Verhältnisse an. Entsprechend ist auch extrem unterschiedlich, was man unter diesem Namen in der Flasche vorfindet, von schlank und säurebetont bis wuchtig und breit ist alles vertreten. Navarro Lopez hat für seinen Chardonnay-Versuch einen geschickten Mittelweg eingeschlagen und einen Wein gemacht, der einerseits die Säurefrische vieler deutscher Chardonnay vermeidet, andererseits aber auch weit weg bleibt von der buttrigen Wucht vieler Chardonnay aus Übersee (und auch vieler Chardonnay aus Spanien). Der Wein ist elegant und mittelgewichtig, mit ausgeprägter, aber feiner Aromatik und ausgewogener Säurestruktur. “Premium 1904” Graciano 2014 6,- € (=8,-/l) Graciano ist eine sehr hochwertige Rotweinrebe mit ausgeprägter, intensiver Frucht, tiefdunkelblauer Farbe und feinstem Tannin. Aber sie ist (ähnlich wie die verwandte Prieto Picudo) im Anbau so zickig, dass in ganz Spanien kaum mehr 1000 ha mit dieser Sorte bestockt sind. Die Graciano-Rebgärten liegen fast alle in der Rioja, wo die Sorte beheimatet ist und wo sie hochgeschätzt wird, um in der Cuvée dem Wein mehr Frucht und mehr Alterungspotential zu verleihen. Navarro Lopez hat schon vor einigen Jahren zu Versuchszwecken eine Fläche mit Graciano bestockt, nicht in der Rioja, sondern im heimischen Valdepeñas. Die Erträge wurden bisher als Cuvéepartner verwendet (siehe Jahrgang 2011 unten!). Im Jahr 2014 wurde jetzt erstmalig ein sortenreiner Graciano gemacht, mit aller Frucht-Konzentration und Eleganz dieser Rebe und ohne jeden Barrique-Einfluss. Der Wein ist eigentlich grandios, nur noch ein wenig jung. Aber wenn der Wein die fehlende Flaschenreife nachgeholt hat, wird er vermutlich längst aus dem Handel sein. “Premium 1904” 2011 Tempranillo-Graciano “Premium 1904” 2012 Tempranillo-Syrah 11,- € (=14,67/l) 11,- € (=14,67/l) Natürlich gibt es auch den eigentlichen „Premium 1904“ weiterhin. Der gilt in der firmeneigenen Hierarchie als „Flaggschiff“, hergestellt aus Trauben besonders hochgeschätzter Parzellen, selektiv von Hand gelesen. Vinifiziert wird in einem temperaturgeführten Edelstahltank. Anschließend wird der „1904“ einige Monate barriquegereift, gerade solange, dass sich ein Hauch von Vanille und Karamell im Aromaspektrum wiederfindet, aber keine vordergründigen Eichenholznoten. Navarro Lopez hält selbst hier die Tannine vergleichsweise weich, und dennoch hat der Wein einiges Reifepotential. Im Jahrgang 2011 wurde eine Cuvée aus Tempranillo und Graciano komponiert, im Jahrgang 2012 eine Cuvée aus Tempranillo und Syrah. Sehr gut sind beide, aber spannend ist, wie die unterschiedliche Sortenzusammensetzung bei ansonsten gleicher Machart den Weincharakter beeinflusst. Sierra Calar 3-Liter Bag-in-Box 10,- € (=3,33/l) Bag-in-Box ist eigentlich eine geniale Wein-Verpackung. Der Wein ist in einen Folienbeutel gefüllt, der durch einen quaderförmigen Karton gehalten wird. In den Folienbeutel ist ein Zapfhahn eingeschweißt. Mit jedem Schluck Wein, der entnommen wird, schrumpft der Beutel im Karton mit. Damit dringt in das eigentliche Weinbehältnis keine Luft und damit auch kein Sauerstoff. Der Wein bleibt im angebrochenen Bag-in-Box viel länger haltbar als in der angebrochenen Flasche. Und preisgünstig ist die Verpackung auch noch. Dass Wein im „BiB“ nicht mit Einfachstwein im beschichteten Karton verwechselt werden sollte, zeigt der Sierra Calar, ein fruchtig-junger Rotwein, 100% Tempranillo. 6 Ribera del Duero Im ziemlich hoch gelegenen Ribera del Duero ist es ungemütlich, im Sommer heiß-trocken und im Winter heftig kalt, letzte Frostnächte kann es im Mai geben, die ersten Frühfröste im September. Angebaut wird fast nur die Tempranillo-Rebe, die man hier als Tinta del País oder als Tinto fino bezeichnet. In den 70er Jahren gab es hier keine 6000 ha mehr und, viel gravierender, es gab nur noch rund ein dutzend Kellereien. Der Aufschwung in den 80er Jahren war radikal. 1982 wurde die Region als Weinbaugebiet klassifiziert. Innerhalb weniger Jahre wurden die Weine Kult, die Preise gingen oft durch die Decke. Der Erfolg lockte Investoren an, Kellereien wurden neu gebaut, Weinberge neu angelegt. Heute gibt es im Ribera del Duero wieder 21000 ha Weinberge und 270 Kellereien. Und das ist das Problem. Bei sehr vielen Neugründungen hat man auf hohe und weiter steigende Preise spekuliert und mit vollen Händen investiert. Daher sind viele Weingüter im Ribera del Duero schon wegen ihrer Investitionskosten auf einen gewissen Mindestpreis für ihre Weine angewiesen. Aber längst nicht jedes dieser Weingüter bringt auch ein adäquates Qualitätsniveau zustande. So gibt es im Duero eine Vielzahl von Weingütern, die verzweifelt nach Abnehmern suchen, die einen ansatzweise kostendeckenden Preis zu zahlen bereit sind, aber auch eine ganze Reihe Betriebe, die diese kostendeckenden Preise durch ihre Top-Qualität mühelos erzielen. Ein paar bekannte Namen, die erstaunlicherweise ihren Wein trotz seines Qualitätsniveaus verkaufen können, gibt es freilich auch...... Ribera del Duero Dominio de Atauta Parada de Atauta 2012 17,- € (=22,67/l) Dominio de Atauta 2012 22,- € (=29,33/l) La Mala 2011 (z.Zt. nicht vorrätig) 59,- € (=29,33/l) Auch Dominio de Atauta ist eine Neugründung aus dem Jahr 2000. Aber dieses Weingut verfügt über uralte Reben, alle über 60 Jahre alt, nicht wenige sogar über 100 Jahre. Die Weinberge liegen, auf viele kleinere Parzellen verteilt, im Hochtal des Atauta auf rund 1000 m Höhe. Alles in allem kommen lediglich 15 ha Weinberge zusammen, für spanische Verhältnisse eine mikroskopische Größe. Bewirtschaftet wird nach biodynamischen Prinzipien. Das reicht dann zwangsläufig nur für eine sehr überschaubare Jahresproduktion, zumal diese Kombination aus klimatischer Extreme (die Tag- und Nachttemperaturen schwanken oft um 25° und mehr!) und Reb-Senioren nur noch Mini-Erträge von maximal 2500 kg/ha zulässt. Aus solchem Traubenmaterial hochklassige Weine zu machen, ist dann kein Kunststück mehr, ein wenig Selektion bei der (Hand-)Ernte, viel Zurückhaltung bei der Kellertechnik, fertig ist das WeinMonument. Dominio de Atauta ist qualitativ längst eines der der 3 oder 4 besten Erzeuger im Ribera del Duero, aber selbst unter Weinfreaks noch kaum bekannt. Bei den Weintestern ist der Betrieb dagegen angekommen: im Guia Peñin 2015 beispielsweise ist das Weingut gleich mit 5 Weinen in der Kategorie „Ausnahmewein“ vertreten, weit mehr als jedes andere Weingut im Ribera del Duero. Oder wie die Zeitschrift „Weinwelt“ in ihrer Ausgabe 9/2015 schreibt: „Niemand jedoch bringt die Stärken der uralten Weinberge in der östlichen Ribera so präzise auf den Punkt wie Almudena Alberca. Sie ist seit 2009 Önologin im Dominio de Atauta und in den Bodegas Torre Golbán, die beide zur gleichen Unternehmensgruppe gehören. Den früheren Stil der Atauta-Weine hat sie angepasst: Weniger holzbetont, stärker auf die Besonderheiten der alten Weinberge und ihre verschiedenen Lagen eingehend. Ihre drei Lagenweine gehören zum Besten, was man in Spanien an Wein bekommt. Der überragende 2010er Llanos de Almendra ist für rund 100 Euro immer noch ein Geschenk. Wer diese Kunst, aus wenigen Trauben alter Rebstöcke alle Finessse herauszukitzeln, preiswerter erleben möchte, ist mit dem 2012er Torre de Golbán crianza der „Zweitbodega“ Torre Golbán hervorragend bedient: frischer und eleganter tanzt im Duero kein anderer Wein auf der Zunge.“ Dominio de Atauta 2010: 95 Punkte Guia Peñin 2015 (= unter den 100 besten Rotweinen Spaniens) Dominio de Atauta 2011: 94 Punkte Guia Peñin 2016 Dominio de Atauta 2012: 92 Punkte Guia Peñin 2016, 92 Punkte wine advocate (Nov. 2015) Parada de Atauta 2011: 94 Punkte Guia Peñin 2015 Parada de Atauta 2012: 93 Punkte Guia Peñin 2016, 91 Punkte wine advocate (Nov. 2015) Ribera del Duero Atalayas de Golbán Torre de Golbán roble 2013/2014 7,50 € (=10,-/l) Torre de Golbán crianza 2012 11,- € (=14,67/l) Torre de Golbán ist quasi das Schwesterweingut zu Dominio de Atauta, in der gleichen Region und in der gleichen grenzwertigen Höhe gelegen und mit einer gemeinsamen Kellerwirtschaft. Im Grunde ist sogar der Qualitätsanspruch gleich, wenn man das unterschiedliche Preisniveau berücksichtigt. Die 40 ha Weingärten von Torre de Golbán sind aber teilweise jünger als die von Atauta. Mit einem Alter von 20 30 Jahren für den roble und ca. 60 Jahren für die crianza liegen sie freilich immer noch in einer Altersklasse, von der die meisten Duero-Weingüter nur träumen können. Stilistisch sind dieWeine etwas unkomplizierter gehalten als die Monumente der Dominio de Atauta. In solcher Qualität hat auch Ribera del Duero ein erstklassiges Preis-Leistungs-Verhältnis! Torre de Golbán crianza 2012: 90 Punkte Guia Peñin 2016 7 Torremilanos Los Cantos de Torremilanos 2013 Ribera del Duero 12,- € (=14,67/l) Das Weingut Penalba Lopez ist seit über 100 Jahren im Familienbesitz und gehört damit zu den wenigen alteingesessenen Betrieben im Ribera del Duero. Wirklich gut wurde der Betrieb freilich erst, als Ricardo Penalba Lopez 2005 die Betriebsleitung übernahm und den Betrieb auf Qualitätsdenken und biodynamische Wirtschaftsweise einstellte. Er ahnte wohl seinerzeit schon, dass man auf Dauer selbst im damals boomenden Kultweinbaugebiet Ribera del Duero nur mit einem wettbewerbsfähigen Preis-Leistungs-Verhältnis erfolgreich sein kann und blieb mit der Preisgestaltung auf dem Teppich. So ist auch der „Cantos“ (deutsch „Steine“) mit seiner Würze, seinen intensiven Fruchtnoten und seinem seidigen Schmelz fürs Gebotene manierlich kalkuliert. (Bio-Wein, daher nur imLadenverkauf, nicht im Versand) 91 Punkte (= „excellent“) Guia Peñin 2015 (für Jhg. 2012) Vallsanzo Vallsanzo crianza 2011 Ribera del Duero 8,50 € (=11,33/l) NEU Vallsanzo ist eines der vielen Kinder des umtriebigen Önologen Javier Rodriguez. Der hat in vielen Regionen Spaniens ein Netzwerk von Weinquellen aufgebaut, deren Resultate er vermarktet. Für Rodriguez sind die Weine alle seine Kinder, auch wenn nicht so ganz durchsichtig ist, welche davon wirklich ganz alleine selbsterzeugt und welche ein bisschen adoptiert sind. Sie entstehen jedenfalls weitgehend in Kooperation mit anderen Weinbaubetrieben. Das muss der Qualität aber keinen Abbruch tun; in dem breiten Portfolio finden sich immer wieder gute und preiswerte Partien. Wie der Vallsanzo 2011. Der ist, wie fast alle Ribera del Duero zu 100% aus Tinta-del Pais-Trauben gekeltert. Tinta del Pais klingt wie eine eigenständige Rebsorte des Duero, ist aber ein Synonym für Tempranillo. Der bekennende Barrique-Fan Javier Rodriguez lässt den Wein 14 Monate in teils neuen, teils gebrauchten Barrique reifen. Ein Schmusewein ist der Vallsanzo nicht, prunkt aber dafür mit feinen Gewürz-, Kaffee- und Schokoladennoten und kräftiger Frucht nach Brombeer und Holunder. Achtung: nur solange Vorrat reicht! 90 Punkte Guia Peñin 2015, Gold Mundus Vini 2015 Rafa Cambra Valencia Rafa Cambra ist studierter Önologe, übernahm aber letztlich die elterliche Baumschule nahe Valencia. Und macht trotzdem Wein, in bester Qualität, aber nur in kleiner Menge und ohne ökonomische Zwänge und das in einer nicht gerade durch hohe Qualitätsansprüche geprägten Region. El Bonhomme 2011 6,90 € (=9,20/l) Der El Bonhomme hat drei verschiedene Etiketten. Im selben Karton. Bei gleichem Inhalt. Und der ist RafaCambra-gewohnt gut: eine Cuvée aus je 50% Cabernet und Monastrell, 4 Monate fassgereift, sehr dicht und konzentriert, mit einigem Entwicklungspotential. 90 Punkte Guia Peñin 2012 Rafa Cambra Dos 2012/2013 8,90 € (=11,87/l) Der „Dos“, auf deutsch „zwei“, bei unseren Kunden aber wegen der Etikettengestaltung „Wollknäuel“ genannt, ist eine Cuvée aus Cabernet-Sauvignon und Cabernet-Franc, kraftvoll, konzentriert und mit langem Nachhall. (Z. Zt. nicht vorrätig, demnächst wieder als neuer Jahrgang) Rafa Cambra Minimum 29,- € (=38,66/l) Seinen Top-Wein „Minimum“ macht Rafa aus seinen besten Monastrell- und CabernetTrauben. Der Name kommt übrigens, kein Scherz, von der alljährlich erzeugten Menge. Die reicht nicht einmal, um damit die einschlägigen Weinprämierungen zu bedienen. Auch wir bekommen nur wenige dutzend Flaschen pro Jahr. (Z. Zt. nicht vorrätig, demnächst wieder als neuer Jahrgang) 8 Campo de Borja Das Weinbaugebiet Campo de Borja liegt nur ca. 50 km nordöstlich der Rioja, ist aber selbst in Spanien trotz seiner 7400 ha Weinberge kaum bekannt. Dabei verfügt das Gebiet über riesige Bestände an uralten Reben, überwiegend der Rebsorte Garnacha. Campo de Borja Bodegas Borsao Borsao ist mit einer bewirtschafteten Fläche von rund 1500 ha nicht nur einer der beiden größten Erzeuger des Gebiets, sondern auch mit der beste. Und das liegt wiederum auch an seiner Größe. Borsao produziert viel mehr Trauben und damit auch viel mehr Wein, als der Betrieb über die Flasche absetzen kann. Ein erheblicher Teil Ernte muss als Tankwagenwein verkauft werden. Klar, dass man für die eigenen Flaschenweine das beste Material aussucht. Noch im Nov. 2012 hatte auch Weinguru Robert Parker in seinem wine advocate heftiges Lob über Borsao ausgeschüttet: “This is a marvelous consumer resource for high quality wines selling at absurdly low prices. I often ask myself, if I had known wines like this existed when I began my career 33 ago, would I have even considered trying to find great wines at low prices?” Monte Oton 2014 4,- € (=5,33/l) Schon der preisgünstige Monte Oton stammt von alten Garnacha-Reben. Entsprechend handelt es sich um einen runden, üppig-weichen Rotwein, vollständig im Edelstahltank ausgebaut, also ohne Einflüsse von Eichenholzfässern. Jetzt als neuer Jahrgang 2014 mit schönen Noten der noch jugendlichen Frucht, aber mit perfekt eingearbeitetem Gerbstoff und dementsprechend trotz seiner Jugend schon sehr vergnüglich trinkbar. Campo Castillo rosado 2015 4,- € (=5,33/l) Die Rebsorte Garnacha (in Frankreich als Grenache bekannt) verfügt über eine enorme Frucht und gilt daher als ideal für die Erzeugung von Rosé. Klar, dass man bei einem Betrieb wie Borsao, dessen Rebflächen weit überwiegend mit Garnacha bestockt sind, auch erstklassigen Rosé macht. Der ist mit seinen feinen Erdbeer/Himbeernoten nicht nur gut, sondern auch noch ausgesprochen preisgünstig. (2014 ausverkauft, ab ca. 10.März wieder als neuer Jahrgang) Borsao tinto seleccion 2014 6, € (=8,-/l) „Possibly the single greatest dry red wine value in the world“, so hatte Weinguru Robert Parker im Nov. 2012 schon den 2011er dieses Weins bejubelt. Der war dann schnell vom Markt. Auch die Jahrgänge 2012 und 2013 sammelten eine lange Liste internationaler Auszeichnungen und waren schneller ausverkauft, als die Kellerei geplant hat. Daher muss die Kellerei bereits ab Frühsommer den 2014er ausliefern. Der hat jetzt auch das nötige Quentchen Flaschenreife nachgeholt, um Spaß zu machen. Jahrgang hin, Jahrgang her, es handelt sich jedes Jahr um einen rund-eleganten Wein mit nur dezentem Tannin und weicher Frucht, der fast jedem Rotweintrinker gefällt. Berola 2013 11,- € (=14,67/l) Beim Berola ergänzt Borsao die Garnacha um einen 20-prozentigen Anteil von Syrah, was dem Wein leicht lakritzige Gewürznoten verleiht. Vielleicht noch markanter wirkt sich allerdings der 14-monatige Ausbau in getoasteten Barrique aus, die dem Wein vanilllige Röstaromen verleihen. Das alles bleibt aber rund und harmonisch durch den üppigen Körper und die konzentrierten Noten nach Schwarzkirschen des Garnacha-Anteils (der von bis zu 60 Jahre alten Reben stammt. (2012 ausverkauft, ab ca. 10.März wieder als neuer Jahrgang) Tres Picos 2013 13,90 € (=18,53/l) Der Tres Picos ist der in sehr begrenzter Auflage hergestellte Spitzenwein von Borsao, vollständig aus Garnacha-Trauben von sehr alten Rebstöcken gekeltert. Das ist natürlich kein filigranes Leichtgewicht, sondern ein Wein mit enormer Kraft und Fülle, grandioser Fruchtkonzentration und üppig-weichen Tanninen. „Picos“, also Spitze, ist der Wein seit Jahren auch bei den Bewertungen. Der neuen Jahrgang 2013 hat es sogar geschafft, von Weinguru Robert Parker als sein persönlicher best-value Wein des Jahres 2014 gekürt zu werden. Als der dann vor einigen Monaten von der Kellerei zum Verkauf freigegeben wurde, konnte sich Borsao vor Aufträgen nicht mehr retten: der Wein ist in der Kellerei längst ausverkauft. Wir haben uns eine größere Partie sichern können, aber auch bei uns gilt: nur solange Vorrat. 93 Punkte Guia Peñin 2015 (Jahrgang 2012) 9 3-l-BiB 12,- € (=4,-/l) NEU Viña Borgia 3-Liter-Bag-in-Box Borsao hat trotz aller Erfolge nach wie vor mehr Wein, als der Betrieb über die Flasche absetzen kann und muss nicht wenig als lose Ware verkaufen. Der Marktpreis für Tankwagenwein ist freilich in Spanien längst auf einem grotesk-lächerlichen Preisniveau angekommen; Qualitätsunterschiede wirken sich in diesem Markt bestenfalls nachrangig auf den erzielbaren Preis aus. Da ist ein superpreisgünstiger Wein im „BiB“ auch für den Erzeuger immer noch attraktiv. Und so hat auch Borsao einen reinsortigen Garnacha in den „BiB“ gefüllt, ganz sauber, ganz fruchtbetont, ohne Holzfassnoten und mit weichen Tanninen. Mundus Vini „Gold“ Sommerverkostung 2015 „BiB“ Bag-in-Box ist eigentlich eine geniale Wein-Verpackung. Der Wein ist in einen Folienbeutel gefüllt, der durch einen quaderförmigen Karton gehalten wird. In den Folienbeutel ist ein Zapfhahn eingeschweißt. Mit jedem Schluck Wein, der entnommen wird, schrumpft der Beutel im Karton mit. Damit dringt in das eigentliche Weinbehältnis keine Luft und damit auch kein Sauerstoff. Der Wein bleibt im angebrochenen Bag-in-Box viel länger haltbar als in der angebrochenen Flasche. Und preisgünstig ist die Verpackung auch noch. Olivenöl Borsao ist eine Genossenschaft. Viele Mitglieder bewirtschaften nicht nur Weinfelder, sondern auch uralte Olivenhaine. Hier wird weit überwiegend eine lokale Olivensorte namens Empeltre angebaut, die elegantes, ausgewogenes Öl gibt. Borsao hat sich daher eine Schwestergenossenschaft zugelegt, die sich um die Olivenölproduktion kümmert. Deren hochwertiges Öl, natürlich kaltgepresst „nativ extra“, wird überwiegend in den üblichen hübschen kleinen Flaschen zu den üblichen Preisen vertrieben. Wir haben uns aber für die Gastronomie-Füllung entschieden. Die kommt in ziemlich unansehnlichen 2-Liter-Plastikflaschen, ist dafür aber für die Qualität konkurrenzlos preisgünstig: 16,- € / 2-Liter-Fl. (=8,-/l). (Nicht versandtauglich!) Alto Moncayo Veraton 2013 Alto Moncayo 2012/2013 Campo de Borja 24,- € (=32,-/l) 33,- € (=44,-/l) Für Alto Moncayo hat Borsao einige der besten Weinberge abgezweigt und in ein Kooperationsprojekt mit dem australischen Starönologen Chris Ringland und dem spanischen Weininvestor Jorge Ordonez eingebracht. Hier werden einige der besten Garnacha der Welt überhaupt erzeugt, von uralten Reben, die oft nur noch eine Traube je Pflanze tragen und in winziger Auflage (aus 60 ha entstehen gerade mal 17000 Fl./Jahr), Weine von grandioser Kraft und Konzentration und erheblichem Alterungspotential. Nur, es gibt viel zu wenig davon, die paar Flaschen versickern alljährlich ruckzuck in den Kellern der Freaks. Auch unser Kontingent ist leider limitiert, zumal die Weine jetzt auch in Deutschland entdeckt werden: Die Zeitschrift „Feinschmecker“ z. B. kürte den Veraton in ihrer Ausgabe Oktober 2014 zum besten Garnacha zwischen 20,-€ und 40,-€! Alto Moncayo (Jhg. 2011): 96 Punkte Guia Peñin 2015 (= unter den 100 besten Rotweinen Spaniens) 95 Punkte Robert Parker Nov. 2013 Veraton (Jhg. 2011): 93 Punkte Guia Peñin 2015 10 Tierra del Vino de Zamora Viñas del Cénit Das Weinbaugebiet Tierra del Vino de Zamora ist eine Art Wein-Insel am Duero 40 km südlich des Weinbaugebiets Toro, fast schon an der portugiesischen Grenze, keine 700 ha klein. Von Klima bis Rebsorte ist hier eigentlich alles wie im Toro und manche behaupten, dieses eigenständige Winz-Weinbaugebiet sei nur geschaffen worden, weil man es bei der Festlegung der Grenzen des Weinbaugebiets Toro schlicht vergessen hat. Die Region würde auch nach wie vor in Vergessenheit schlummern, wäre nicht hier im Jahr 2003 das Weingut Viñas del Cénit gegründet worden. Den Initiatoren gelang ein ausgesprochener Glücksgriff, als sie ihr ehrgeiziges Projekt in die Hände der jungen Önologin Almudena Alberca legten. Die hievte ihren Cénit aus dem Stand unter die besten Weine Spaniens mit zahllosen hohen Bewertungen der einschlägigen Wein-Gurus. Mittlerweile hat der Wein KultStatus. 39,- € (=52,-/l) NEU Cénit 2010 Der Cénit wird aus uralten, oft noch wurzelechten Tempranillo-Reben mit extrem niedrigen Erträgen erzeugt, die in alten Mini-Parzellen wachsen. Ein gar nicht so kleiner Teil dieser Reb-Senioren ist mehr als hundert Jahre alt. Natürlich wird für diese Wein-Kategorie jeder denkbare Selektionsaufwand getrieben. Der Wein wird 19 Monate in neuen Barrique ausgebaut und kaum gefiltert. Er bereitet mit seiner ganzen Opulenz und Dichte bereits heute enormen Genuss, dürfte aber erhebliches Lagerpotential haben und sich über Jahre stetig weiter verbessern. 95 Punkte Guia Peñin 2015 (= unter den 100 besten Rotweinen Spaniens) Via Cénit 2012 20,- € (=26,67/l) NEU Der „Via“ ist quasi der kleine Bruder des Cénit, im Grunde mit dem gleichen Ehrgeiz und Aufwand erzeugt, aber aus nicht ganz so biblisch alten Rebanlagen mit etwas höheren Erträgen und kürzer (12 Monate) fassgereift. Kleine Abstriche gegenüber dem „Cénit“, die sich angesichts der für diese Klasse sehr freundlichen Preisgestaltung gut verschmerzen lassen, zumal der Via de Cénit mit seinem vollen Körper, seinen intesiven Brombeer- und Kakaonoten, seiner ausgewogenen Frucht und seidigen Tanninen alle Attribute eines großen Tempranillo bietet. 93 Punkte Guia Peñin 2015 Venta de Mazarrón 2012 11,- € (=14,67/l) NEU Auch Cénit musste irgendwann erkennen, dass auch Weinfreaks nach einem Angebot im alltagstauglichen Bereich verlangen. Mit dem Venta de Mazarrón hat Cénit ein besonders attraktives Angebot in der 10-Euro-Klasse aufgelegt. Auch der stammt von alten Tempranillo-Reben, verfügt über einen vollen Körper, üppige Brombeeraromen und dezente, vanillige Röstnoten aus der Fassreifung. Bei dem großartigen Preis-Leistungs-Verhältnis sieht man großzügig darüber weg, dass der Venta de Mazarrón von seinen Erzeugern zum “Landwein” herabgestuft wurde. 93 Punkte Guia Peñin 2015 Castilla T-Sanzo T-Sanzo “3 Tempranillo” 2013 5,50 € (=7,33/l) Beim “3 Tempranillo” ist ein experimentierfreudiger Önologe auf die Idee gekommen, die spanische Parade-Rebsorte Tempranillo aus den drei Weinbaugebieten Ribera del Duero, Rueda und Toro zu vereinigen. Ob man jetzt der Meinung des Erfinders folgt, in dieser Cuvée würden sich die unterschiedlichen Tempranillo-Typen perfekt ergänzen, bleibt Ansichtssache. Vielleicht brauchte er ja auch nur eine aufmerksamkeitsstarke Plattform für seine Rotweintrauben aus dem weißweinlastigen Rueda. Aber das Ergebnis ist gelungen: klassische Tempranillo-Aromen, unterlegt mit den Vanille-Aromen aus der zwölfmonatigen Lagerung in neuen Barrique. 11 Almansa Almansa liegt ca. 100 km hinter Alicante im Landesinneren auf einer Höhe von rund 1000 Metern. Die kargen Böden reduzieren die Erträge, durch die für den Weinbau enorme Höhenlage gibt es hier im Sommer südspanisch heiße Tage (= optimal reifende Trauben) und kalte Nächte (= Erhalt von Frucht und Säure trotz der heißen Lagen), durch den fast niederschlagsfreien Sommer ist Fäulnisdruck unbekannt. Bodegas Atalaya Almansa 7,- € (=9,33/l) NEU Laya 2014 Die Wein-Familie Juan Gil ist eigentlich im Weinbaugebiet Jumilla ansässig, hat aber vor einigen Jahren im benachbarten Almansa alte Rebgärten gekauft und die Bodegas Atalaya gegründet. Die Spezialität des Betriebs ist die lokale Rebsorte Garnacha Tintorera. Die ist zwar mit der im Mittelmeerraum weit verbreiteten „normalen“ Garnacha nahe verwandt, hat aber rotgefärbtes Fruchtfleisch. Bei der “normalen“ Garnacha sitzt dagegen wie bei fast alle Rotweintrauben der Farbstoff nur in der Beerenhaut; das Fruchtfleisch ist weiß. Deswegen wurde die Garnacha tintorera früher als Färbertraube verwendet, um blassem Rotwein auf die Farbsprünge zu helfen. Den Laya hat das Weingut als Cuvée aus 70% Garnacha Tintorera und 30% Monastrell komponiert. Der Wein ist tiefdunkel mit extremer Fruchtintensität nach Pflaumen und Brombeeren, opulent und füllig. Der Laya dürfte mehr Reifepotential haben als man in dieser Preisklasse erwartet; jedenfalls tut es ihm derzeit sehr gut, wenn man ihn dekantiert. Valcanto Valcanto Syrah 2012 Almansa 5,50 € (=7,33/l) Die Rebsorte Syrah ist im Almansa erst in jüngerer Zeit eingeführt worden. Allerdings kommen ihr die Bedingungen sehr entgegen, schließlich schätzt sie trocken-heißes Klima. Der Valcanto ist jedenfalls ein gelungenes Exemplar dieser Sorte, weicher, zugänglicher und runder als man es von Syrah oft gewohnt ist. Toro Das Weinbaugebiet Toro steht für Rotweine aus der Tempranillo-Rebe, die man hier unter dem Namen „Tinta de Toro“ eingemeindet hat. Die hiesigen Weine waren im 19. Jahrhundert hoch angesehen, allerdings auch, weil man sie damals gezielt auf hohen Alkoholgehalt angebaut hatte. Dann kam der hohe Alkohol und damit das Toro außer Mode. Kaum jemand kam auf die Idee, Weinberge neu zu bepflanzen. Und so wurden die vorhandenen Reben immer älter. Vor gut 20 Jahren realisierte man, welche qualitativen Möglichkeiten diese riesigen Bestände uralter Stöcke bieten. Und danach ging es mit dem Toro bergauf. Zu den alten Stöcken wurden neue Kellereien gebaut. Das Toro baute sich nach und nach einen neuen Fan-Kreis auf. Übrigens, „Toro“, das ist keine Assoziation zum Kampfstier, sondern schlicht der Name eines Städtchens im Herzen des Gebietes. Damalisco Damalisco crianza 2012 Toro 8,90 € (=11,87/l) Die Weine und Jahrgänge der Serie „Damalisco“ können recht unterschiedlich ausfallen. Manche Jahrgänge fallen freilich richtig gut aus: Ausgewogene Barrique-Noten, heidelbeerfruchtig, leichte Kakao-Würze, nicht zu schwer mit gut eingebundenem Gerbstoff. 91 Punkte Guia Peñin 2016 = „excellent“, Mundus Vini Gold 2015 Vetus Flor de Vetus 2013 Toro 11,- € (=14,67/l) NEU Vetus bewirtschaftet gerade mal 20 ha, für spanische Verhältnisse homöopathisch. Die Weine gehören freilich zum Besten, was Toro zu bieten hat. Der Flor de Vetus ist eigentlich nur der Zweitwein, aber kaum weniger gut als der „Vetus“, geschmeidig und üppig, mit Noten von Schwarzkirschen und gut strukturiertem Tannin. 92 Punkte Robert Parker, 91 Punkte Guia Peñin 2015 (für Jhg. 2012) 12 Marcos Eguren Der bescheidene Marcos Eguren (Selbstverständnis: „im Grunde bin ich Landwirt“) ist einer der Starönologen Spaniens, der mit seinen Weinen bei den einschlägigen Verkostungen die Medaillen und Punkte abräumt. Am Beispiel des Guia Peñin 2014: Dessen Verkoster-Team benotete rund 10000 spanische Weine. 97 Rotweine aus ganz Spanien erhielten die Note „Ausnahmewein“ (95 Punkte oder mehr). 19 davon hat Marcos Eguren gemacht. Für das amerikanische Weinmagazin Wine Enthusiast war er der Winzer des Jahres 2012. Toro Teso la Monja 2007 hat die Familie Eguren mit dem Geld, das sie durch den Verkauf ihres Kult-Weinguts Numanthia Termes eingenommen hatte, im Weinbaugebiet Toro 100 ha alte Rebanlagen gekauft, oft mit uralten, noch wurzelechten, im 19 Jhdt. vor der Reblausinvasion gepflanzten Reben bestockt. Dazu baute man eine neue Kellerei, natürlich perfekt ausgestattet. Dieses Weingut nannte sie Teso la Monja. Verwendet werden nur Trauben der Rebsorte Tempranillo. Die Erntemengen sind niedrig, nur ca. 1500 kg Trauben je Hektar. Kellertechnisch macht Weinmacher Marcos Eguren nach eigenem Bekunden nichts Besonderes, eigentlich macht er besonders wenig, möglichst behutsam vergären, möglichst wenig pumpen, möglichst wenig schönen und möglichst wenig filtern. Die Weine von Teso la Monja gehören zum Besten, was Spanien im Rotweinbereich zu bieten hat. Almirez 2012 17,50 € (= 23,33/l) 6 Jahrgänge vom Almirez hat es mittlerweile gegeben, von 2007 - 2012. Und in jedem Jahrgang hat Teso la Monja es bisher geschafft, ein traumhaftes PreisLeistungs-Verhältnis zu bieten. Der Guia Peñin z. B. bewertete in allen Ausgaben von 2011 bis 2015 die jeweils aktuellen Almirez-Jahrgängen immer mit enormen 94 Punkte, einer Bewertung, in der sich eigentlich eine ganz andere Preisklasse tummelt. Natürlich verfügen die Almirez-Jahrgänge alle über einen üppigen Körper. Aber sie sind dabei nicht mächtig, nicht nach dem ersten Glas sattmachend, wie manch andere Weine dieser Klasse, sondern bleiben elegant mit feiner Frucht. Eleganz und Frucht, das sollte man allerdings weder mit verspielt noch mit frühreif übersetzen. Der Wein hat genug reifes Tannin für ein langes Leben und entwickelt sich auf der Flasche weiter. 94 Punkte Guia Peñin (alle Jahrgänge) Victorino 2010 39,- € (=52,-/l) Nochmal eine Steigerung gegenüber dem Almirez. Reinsortiger Tinta de Toro (die lokale Spielart der Tempranillo) von rund 100 Jahre alten Rebstöcken. Fantastische Fruchtkonzentration, seidige Tannine, perfekt ausgewogen. Mittlerweile auch trinkfertig, aber immer noch mit vielen Jahren Lagerpotential. Wegen des enormen Lagerungspotentials betreiben wir beim Victorino seit dem ersten Jahrgang 2007 gezielt Vorratspolitik und können daher jetzt immer noch die gereiften 2009 und 2010 bieten. Auch schon am Lager ist der Jahrgang 2012. Der wurde im Guia Peñin 2015 mit 98 Punkten als einer der fünf besten Rotweine Spaniens bewertet, wird seine ganze Klasse aber erst mit ein paar Jahren Flaschenreife zeigen. 96 Punkte Guia Peñin 2012 = unter den 28 besten Rotweinen Spaniens (Jhg 2009) Romanico 2012/2013 11,- € (=14,67/l) Im Grunde sind schon Almirez und Victorino ausgesprochen preiswert, schließlich gehören sie alljährlich zu den Top-Rotweinen in Spanien. Und in dieser Klasse wird selbst in Spanien normalerweise ein ganz anderes Preisniveau aufgerufen. Aber im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld in Spanien hat sich Teso la Monja veranlasst gesehen, ab dem Jahrgang 2010 nochmal einen preislichen Schritt nach unten zu gehen und mit dem Romanico ein Angebot in der 10-Euro-Klasse geschaffen. Der ist wie die bisherigen Weine des Weinguts reinsortiger Tempranillo von sehr alten Rebstöcken und ist 6 Monaten in neuen Barrique gereift. Der Romanico wird von den einschlägigen Verkostern ziemlich einheitlich hoch bewertet (üblich sind 90 bis 92 Punkte). Der wine advocate beschreibt den 2013er so: „A wine of considerable intensity, inky purple color, loads of crème de cassis, blackberry, licorice and camphor. The wine is full bodied, luscious, with low acidity and silky tannin. The high extract and richness suggests this wine can drink well young or be cellared for another 10-12 years.” (91 Punkte) 91 Punkte Guia Peñin 2015 (für Jhg. 2012) 13 Rioja Das Weinbaugebiet Rioja liegt im Norden Spaniens am Oberlauf des Ebro und ist die wohl bekannteste spanische Herkunftsbezeichnung, die man auch im Ausland schon kannte, als spanischer Wein ansonsten noch wenig exportiert wurde. Mit den Verkaufserfolgen ist auch die Fläche stetig gewachsen: heute werden hier auf 63000 ha Wein angebaut. Die Rioja ist Rotweinland, Weißwein bleibt eine Randerscheinung. Traditioneller roter Rioja war meist eine lange fassgereifte Cuvée auf Tempranillo-Basis, was freilich heute so nicht mehr stimmt. Längst gibt es auch viele sortenreine Weine und auch viele Weine, die kein Holzfass von innen gesehen haben. Ähnlich uneinheitlich ist übrigens mittlerweile auch das Preis- und Qualitätsgefüge. Da gibt es leider auch (zu viele) Einfachstweine, die dem Ruf des Gebiets zunehmend schaden. Aber das große Mittelfeld bietet oft ausgezeichnete Qualitäten auf vernünftigem Preisniveau und kaum ein anderes spanisches Weinbaugebiet stellt so viele Weine auf Topniveau. Sierra Cantabria Sierra Cantabria tinto selección 2012 Sierra Cantabria crianza 2010 Rioja 7,50 € (=10,-/l) 11,- € (=14,66/l) Das Weingut Sierra Cantabria ist das größte der 3 Eguren-Weingüter in der Rioja mit Weinbergen in mehreren, abgegrenzten Lagen im Herzen der Rioja. Der Betrieb verfügt oberirdisch über zeitgemäße Kellertechnik, unterirdisch über alte, in den Fels gehauene Lagerstollen, die ganz ohne moderne Technik perfekte Lagerbedingungen bieten. Hier entstehen nicht nur Amancio und Finca el Bosque, die zu den besten und teuersten Weinen Spaniens gehören (die wir auf Bestellung organisieren können), sondern auch Weine, die trotz ihrer qualitativen Klasse in einer ganz bezahlbaren Preisklasse antreten. selección 2012: 91 Punkte Guia Peñin 2015 (= „excellent“, in dieser Preisklasse sensationell) San Vicente San Vicente 2009 Rioja 32,- € (=42,67/l) Das Weingut San Vicente ist eines der Betriebe der Fam. Eguren in der Rioja. Mit 18 ha Fläche ist es winzig und macht alljährlich nur einen Wein. Aber vom ersten Jahrgang 2001 an gehört der San Vicente zu den besten Weinen Spaniens. Bewirtschaftet wird nach biodynamischen Ideen, der Ertrag ist mit 25 hl/ha minimalistisch, die Traubenauslese rigoros. Im Keller macht MarcosEguren möglichst wenig, kaum mehr als eine vorsichtige malolaktische Gärung während der 19-monatigen Barrique-Reifung. 96 Punkte Guia Peñin 2012 (= unter den 28 besten Rotweinen Spaniens) Dominio de Eguren Castilla Wenig bekannt ist, dass Marcos Eguren auch eine Landwein-Serie mit Montags-Abend-tauglicher Preisgestaltung herstellt. Natürlich können die Weine nicht mit Egurens Granaten konkurrieren, aber für das Preisniveau ist die Qualität herausragend. Die Trauben stammen aus Weinbergen, die von Vertragswinzern nach den Vorgaben von Marcos Eguren bewirtschaftet werden. Es handelt sich um Anlagen mit alten Reben (30 bis 70 J. alt). Die Erträge werden niedrig gehalten (in Durchschnitt unter 40 hl/ha). Geerntet wird von Hand. Protocolo 2013 4,50 € (=6,-/l) Códice 2013 Der Protocolo wird (wie fast alle Eguren-Weine) zu 100% aus Tempranillo gekeltert. Er wird ohne Holzfasseinfluss ausgebaut. Hier steht die Frucht im Vordergrund. Marcos Eguren versteht es einerseits, den Gerbstoff durch geschickte Gärführung perfekt zu dosieren und die Sortentypik der TempranilloRebe sehr klar heraus zu arbeiten. Er weiß andererseits aber auch, wie er den Wein auch ohne Barrique-Reifung weich und rund werden lässt, ihm seine klassisch-spanische Identität bewahrt. 6,- € (=8,-/l) Der wohl beste Wein aus dieser Linie ist der Códice, vollständig aus der Rebsorte Tempranillo gekeltert und kurz (4 Monate) holzfassgereift. Der Wein hat warme, geschmeidige Fruchtnoten nach Heidelbeeren und Pflaumen, schmeckbares, aber sehr geschickt eingebundenes Tannin. 91 Punkte Guia Peñin 2015 (= „excellent“, in dieser Preisklasse sensationel) Rioja 14 Altos de Oja Tempranillo selección de la familia 2012 5,- € (=6,67/l) Der Altos de Oja wurde von Martinez Bujanda (s. S. 19) erzeugt. Aber so ganz einfach ist die betriebswirtschaftliche Situation im spanischen Weinbau selbst bei etablierten Unternehmen wie Bujanda nicht. Da füllt man gerne mal aus den Beständen eine Partie für eine Eigenmarke eines Kunden. Diese Partie hier haben sich die Önologen Peter Schoonbrod und Paul Shinnie ausgesucht und dabei auf Bestände zurückgegriffen, die die Voraussetzungen für eine Deklaration als crianza erfüllt hätten. Tatsächlich deklariert wird aber nur als tinto joven und auch der Preis ist tinto joven. So gibt es denn einen 12 Monate barrique-gereiften Rioja mit konzentrierter Aromatik und feinen Vanillenoten für 5. 4,50 Rioja Ad Libitum Juan Carlos Sancha kümmert sich eigentlich um die Ausbildung spanischer Önologen, macht sich aber auch sonst um den Weinbau in der Rioja verdient. Nachdem er vor Jahren in halb verwilderten Weingärten einige alte, fast ausgestorbene Rebsorten wieder entdeckt hat, ist seine eigentliche Leidenschaft die Rekultivierung dieser Sorten. Er hat maßgeblich daran mitgewirkt, dass einige davon wieder zugelassen wurden. Natürlich kribbelte es ihm in den Fingern auch praktisch zu zeigen, wie gut die alten Sorten sind. So beschloss er, aus den familieneigenen Weinbergen eigene Weine zu machen. Die Weinberge werden nach ökologischen Prinzipen bewirtschaftet, eine Öko-Zertifizierung will Juan Carlos allerdings nicht. Die Weine sind grandios, nur, große Mengen macht Señor Sancha nicht, sonst könnte der Spaß ja in Arbeit ausarten, nur einige tausend Flaschen im Jahr. Ad Libitum Maturana 2012 13,- € (=17,33/l) Die qualitativ wichtigste dieser wieder entdeckten Rebsorten ist die Maturana tinta. Die wenigen Weine, die es davon gibt, sind grandios mit völlig eigenständigem Charakter. Wie konnte so eine Rebsorte nur in Vergessenheit geraten.... Spannend sind beim Ad Libitum Maturana auch die Jahrgangsunterschiede. War der 2010 ausgesprochen schlank, fallen 2011 und 2012 deutlich üppiger, aber ganz rund und balanciert aus. 91 Punkte Guia Peñin 2015 = „excellent“ Ad Libitum Monastel 2012 13,- € (=17,33/l) Die Rebsorte Monastel ist eng mit der Rebsorte Graciano verwandt, manche meinen, die Sorten seien sogar identisch, andere, wie Juan Carlos Sancha, meinen es sei eine eigenständige Spielart. Wie dem auch sei, die Geschwister-Reben sind uralt, waren fast ausgestorben und werden auch heute zusammen gerade mal auf knapp 1000 ha angebaut, fast ausschließlich in der Rioja. Sie sind hochwertig, geben feine Tannine und intensive Frucht. Aber sie sind im Anbau schwierig und sehr empfindlich gegen ungünstiges Herbstwetter, da sie für spanische Verhältnisse extrem spät reifen. Meist wird Graciano/Monastel nur als kleiner Anteil in der Cuvée verwendet. Juan Carlos Sancha macht einen der seltenen reinsortigen Monastel, freilich in homöopathischer Menge: tiefrot, üppig und kraftvoll, komplex und mit langem Nachhall. 91 Punkte Guia Peñin 2015 = „excellent“ Ad Libitum Peña al Gato 2010 17,- € (=22,67/l) Neben den sehr seltenen Rebsorten Maturana und Monastel stehen in den Weinbergen von Juan Carlos Sancha auch noch einige über 95 Jahre alte Stöcke der Sorte Garnacha. Daraus entsteht der Peña al Gato, ein ungemein konzentrierter Wein mit enormer Aromafülle. Leider gibt es aber kaum mehr als 1000 Flaschen im Jahr. 91 Punkte Guia Peñin 2013 = „excellent“ Ad Libitum Maturana blanca 2014 10,- € (=13,33/l) NEU Im Jahrgang 2014 füllte Juan Carlos Sancha erstmalig eine winzige Menge Maturana blanca ab. Das ist nicht etwa weißgekelterte Maturana tinta, sondern eine eigenständige, aber nahezu ausgestorbene Weißwein-Varietät. Qualitativ und stilistisch gibt es freilich schon Ähnlichkeiten zur roten Maturana. Die Perfektion liegt auch hier im Vermeiden aller Extreme. Genug Körper, aber keine Wucht, genug Fruchtsäure, aber keine Agressivität, üppiges Aroma, aber keine Penetranz. 15 Bodegas Obalo Rioja Bodegas Obalo entstand erst 2006 im Örtchen Sonsierra im Herzen der Rioja-Alavesa. Der Betrieb ist mit 40 ha zwar für spanische Verhältnisse eher klein, verfügt aber über eine edelstahlblinkende Kellerei auf der Höhe der Zeit und über ein ausgedehntes Fasslager. Die junge Önologin Susana Rodriguez machte von Anfang an hochklassige und hochprämierte Weine. Dabei hat sie kaum eigenen Reben. Der Betrieb hat als Traubenlieferanten kleine Winzer aus der Umgebung ohne eigene Kellerei langfristig verpflichtet. 11,- € (=14,67/l) NEU Obalo crianza 2011 Für die crianza verwendet Susana Rodriguez nur handgelesene Tempranillo-Trauben von Reben, die zwischen 45 und 70 Jahre alt sind. Die werden in der Kellerei auf Selektionstischen nochmals verlesen, bevor sie temperaturgeführt auf der Maische vergoren werden. Nach der Gärung wird zunächst mit nur geringem Pressdruck gekeltert. Für die eigenen Weine wird nur der bei dieser ersten Pressung ablaufende Most verwendet. Der wird 12 Monate in Barriques gereift, von denen jedes Jahr mindestens ein Drittel erneuert werden. 93 Punkte Guia Peñin 2015 (= „exzellent“), eine für diese Preisklasse sensationelle Bewertung Matulan crianza 2013 7,- € (=9,33/l) NEU Der Matulan ist quasi der Basiswein der Kellerei. Die Trauben stammen von jüngeren Rebstöcken als beim Obalo, die für die Fassreifung verwendeten Barrrique sind schon mehrmals belegt gewesen und auch bei der Flaschenreifung in der Kellerei muss sich der Matulan etwas mehr beeilen. Es gibt also schon einen Unterschied zum Obalo: Gerbstoff und Frucht sind etwas präsenter und die subtil-feine Ausgewogenheit des Obalo erreicht der Matulan auch nicht ganz. Aber auch für den Matulan werden Trauben von Stöcken verwendet, die im Schnitt 25-30 Jahre alt sind. Die Trauben werden von Hand geerntet, an Sortiertischen selektiert und anschließend vor der Maischegärung von den Stielen befreit. Die ganze Kellertechnik erfolgt mit dem göleichen Aufwnad wie beim Obalo. Und so ist auch das herausragende Preis-Leistungsverhältnis das gleiche, nur eben auf einem niedrigeren Preisniveau. 90 Punkte Guia Peñin 2016 (für Jhg 2012) La Rioja Alta gran reserva “904” 2004 Rioja 39,- € (=52,-/l) Fast solange wie das Unternehmen gibt es auch den gran reserva „904“, aus den besten Trauben alter Rebstöcke gekeltert. Der Wein besteht zu 90 % aus Tempranillo, ergänzt durch einen 10-prozentigen Anteil Graciano. Er wird mindestens 4 Jahre im Holzfass gereift. Anschließend schlummert er nochmal mindestens weitere 4 Jahre in den Kelleranlagen des Betriebs auf der Flasche. Der „904“ ist damit rund ein Jahrzehnt alt, ehe ein Jahrgang zum Verkauf kommt, dann auch trinkfertig sicherlich, aber immer noch mit dem Potential für ein langes Leben. Der Wein hat durch die Reifezeit perfekt abgerundetes Tannin und kann es sich leisten, mit nur 12,5 Vol% (2001) bzw. 13 %Vol (2004) auf alle Schwere zu verzichten, bleibt elegant und subtil, fast filigran. Hergestellt wird der „904“ nur in Top-Jahrgängen; so hat es 2002 und 2003 keinen „904“ gegeben. Der Wein ist so herausragend gut, dass er trotz seines klassisch-spanischen Stils, der eigentlich nicht dem Beuteschema heutiger Weinkritiker entspricht, reihenweise Top-Bewertungen einsammelt: Jahrgang 2004: 95 Punkte Guia Peñin 2015 (= unter den 100 besten Rotweinen Spaniens), 96 Punkte Robert Parker Viña Ardanza reserva 2004/2005 24,- € (= 32,-/l) Auch der Ardanza ist ein seit vielen Jahrzehnten hergestellter Klassiker. Als reserva nicht ganz so lange fassgereift wie die gran reserva (aber immer noch mehr als 36 Monate in durchschnittlich 4 Jahre alten Barrique). Er enthält neben Tempranillo 20% Garnacha. Erzeugt wird auch der Ardanza nur in Top-Jahrgängen wie 2004. Der Wein hat feine Brombeernoten, genügend Körper ohne Schwere und ausgewogene Gewürznoten. Nach mehr als 10 Jahren Reifezeit ist er perfekt trinkfertig. 94 Punkte Guia Peñin 2013, 94 Punkte Wine Spectator, 94 Punkte Stephen Tanzer, 93 Punkte R. Parker (6/2010) 16 Rioja Orben Gerne schmücken sich wohlhabende Spanier mit einem eigenen Weingut. Dabei denken die Neuwinzer natürlich nicht an die Erzeugung irgendwelcher Allerweltsweine, sondern träumen davon, ganz oben auf die einschlägigen Ranglisten vordringen zu können. Bei diesen Projekten ist dann Geld nur noch am zweitwichtigsten, wenn die Erzeugung von Topweinen Geld kostet, dann kostet es eben. Das hat zur Folge, dass Spanien bei Rotweinen der absoluten Sonderklasse mittlerweile ein unglaublich großes Angebot hat. Und das hat zur Folge, dass man wohl kaum irgendwo in der Welt so günstig an derartige Traumweine kommt. Manche Weinfreaks haben sich nicht mit einem einzelnen Weingut begnügt, sondern sich gleich mehrere in verschiedenen Gegenden Spaniens zugelegt. Wie die Familie Antón, die mit Izadi und Orben in der Rioja, Vetus im Toro und Finca Villacreces im Ribera del Duero gleich 4 Top-Weingüter betreibt. Orben haben die Antóns seit 2005. Das Weingut ist mit 30 ha Rebfläche für spanische Verhältnisse ziemlich klein. Die Weinberge sind freilich viel älter, alle Reben sind mehr als 60 Jahre alt und verteilen sich auf eine Vielzahl kleiner Parzellen. Orben seleccionada 2011 20,- € (=25,-/l) NEU Eine Cuvée aus Tempranillo und 3% Graciano von Rebstöcken, die mehr als 60 Jahre alt sind. 12 Monate Ausbau in vollständig neuen Barrique. Perfekte Balance von Frucht und Fassnoten, samtig und lang. 93 Punkte Guia Peñin 2015 = „excellent“ Orben Malpuesto 2012 29,50 € (=39,33/l) Der Spitzenwein von Orben von ca. 80 Jahre alten Stöcken, nur ca. 6000 Fl./Jahr. Noch konzentrierter, noch dichter, noch länger als der seleccionada und vermutlich auch noch langlebiger. Seine ganze Klasse zeigt der Malpuesto derzeit erst, wenn man ihn dekantiert und atmen lässt. Oder man hat Geduld. In zwei oder drei Jahren wird er richtig grandios sein, aber lange noch nicht am Ende. 96 Punkte Guia Peñin 2013 = „Ausnahmewein“ (für Jhg. 2010) Rioja Lacrimus Lacrimus crianza 2010/2011 8,50 € (=11,33/l) Lacrimus ist der alte Name einer Weinlage, im Norden der Rioja auf über 500m Höhe gelegen. Der Wein enthält neben Tempranillo einen Anteil von 15% Graciano. Er wird aufwändig fassgereift: 14 Monate in neuen Barrique. Elegant und ausgewogen, durchaus kraftvoll, aber doch nicht zu schwer, wird der Wein seit Jahren immer wieder hoch bewertet. 90 Punkte Guia Peñin 2015 (Jhg 2010), Mundus Vini 2015 Gold (Jhg 2011) Lacrimus „5“ 2014 5,50 € (=7,33/l) Der Wein ist jünger als die crianza und mit kürzerer Holzfasslagerung (5 Monate, daher der Name), stilistisch dennoch ähnlich mit prägnanterer, aber weich-runder Frucht. Interessante Besonderheit: in die Barrique-Fässer wurden hier innenseitig Längsrillen gefräst. Durch die größere Oberfläche kommt man schneller an die gewünschte Vanille-Aromatik. Lacrimus Apasionado 2014 7,50 € (=10,-/l) NEU Früher kannte man in Deutschland den Begriff „Strohwein“. Dafür ließ man die geernteten Trauben vor der Kelterung einige Wochen auf Strohmatten trocknen, um den Wein gehaltvoller zu machen. Weine, die aus angetrockneten Trauben erzeugt werden, sind heute selten; der Amarone aus dem italienischen Veneto ist wohl der bekannteste. Der Erzeuger des Lacrimus im spanischen Rioja kam jetzt auf die Idee, mit diesem in Spanien völlig unüblichen Verfahren zu experimentieren. Er har aber nur einen Teil der Trauben (am Stock!) getrocknet. In Italien nennt man dieses Verfahren Apassimento. Daraus wurde bei Lacrimus der schöne Weinname „Apasionado“. Und der Apasionado ist durchaus spannend, nicht so wuchtig, wie man vielleicht erwartet, aber konzentriert, mit einer eigenständigen Aromatik und sehr dichter Frucht. Muss man eigentlich probieren, um sich diesen Weintyp vorstellen zu können. 91 Punkte Guia Peñin 2016 Lacrimus Tropföl 9,80 € (=19,60/l) In der Rioja wachsen auch Olivenbäume, wenn auch nicht sonderlich viele; für die Olive wird es hier klimatisch schon grenzwertig. Lacrimus macht aus solchen Rioja-Oliven der (eher milden) Olivensorte Arbequina sogar ein Tropföl. Tropföl, das ist das Öl, was schon vor der Pressung ohne Druck abtropft. (z. Zz. nicht vorrätig, wieder aus neuer Ernte ab ca. Ende März) 17 Oscar Tobía Rioja Als Oscar Tobía 1997 mit einem eigenen Weingut startete, kam er gerade mal auf eine Jahresproduktion von 3000 Flaschen. Heute bewirtschaftet er 80 ha und gehört zu den angesehensten Önologen in der Rioja. Herausragende Qualität liefert er nicht nur bei Top-Gewächsen. Oscar Tobía Graciano 2008 12,- € (=16,-/l) Der Graciano ist in dieser Serie der fruchtbetonteste Wein, klar, Graciano lebt nun mal von der Frucht. Die Sorte gehört qualitativ zu den besten spanischen Rebsorten, wird dennoch nur wenig angebaut, weil sie ertragsschwach und empfindlich ist. Graciano wird daher meist nur in der Cuvée eingesetzt. Einen der seltenen sortenreinen Graciano macht Oscar Tobía. Er unterlegt die sortentypische Frucht mit warmen Vanillenoten aus der 10-monatigen Barrique-Reifung, eine höchst gelungene Mischung. Oscar Tobía selección 2010 11,- € (=14,67/l) Als sich höherpreisige Weine in Spanien krisenbedingt immer schlechter verkauften, machte auch Tobía in der 10-Euro-Klasse ein attraktives Angebot, das er „crianza selección“ nannte. Die selección ist eine Cuvée aus Tempranillo, Graciano und Garnacha. Die Trauben werden entrappt und bei 26° auf der Maische vergoren. Der Wein wird 19 Monate in neuen Barrique gereift und unfiltriert gefüllt. Im Ergebnis trifft enorme Kraft auf nicht minder enorm konzentrierte Frucht. 91 Punkte Guia Peñin 2015 Alma de Tobía 2009 29,- € (=38,67/l) Der Alma (zu deutsch Seele) ist Tobías Topwein, die am stärksten selektionierten Trauben, die ältesten Rebstöcke, die höchsten Maßstäbe im Keller, 24 Monate Barrique. 93 Punkte bei Robert Parker. Viña Bujanda crianza 2011 reserva 2010 gran reserva 2004 Rioja 7,- € (=9,33/l) 10,- € (=13,33/l) 17,- € (=22,67/l) Angefangen hatte alles mit Conde de Valdemar. Damit hatte Martinez Bujanda senior den Weinstil der Rioja revolutioniert und anschließend aus dem Rioja-Weingut einen gar nicht so kleinen Weinkonzern aufgebaut. Einige Jahre nach seinem Tod wurde der Familienkonzern unter den erbenden Nachkommen aufgeteilt. Für dieses Weingut wurden 120 ha Weinberge bereit gestellt (weitgehend mit Tempranillo-Reben bestockt) und eine Kellerei gebaut. Die Weine sind gekonnt gemacht: die crianza mit Frucht, mittlerem Körper und wohl eingebundenen Barrique-Noten, die reserva sehr viel kräftiger und mit deutlichen Tönen aus der Eichenfasslagerung, die gran reserva ganz klassisch rund und reif. Finca Valpiedra Cantos de Valpiedra crianza 2011 Finca Valpiedra reserva 2008 Rioja 10,- € (=13,33/l) 20,- € (=26,67/l) Auch der Einzellagenwein Finca Valpiedra ist bei der Erbteilung an Carlos und Pilar Bujanda gefallen, die Viña Bujanda betreiben. Gegründet wurde das Weingut schon von ihrem Vater, der Anfang der 90er Jahre eine 80 ha große, hufeisenförmige Einzellage kaufte, direkt am Ebro gelegen. Damals schon längst etabliert, gönnte sich Bujanda senior den Luxus, nur für diese Lage eine eigene Kellerei zu bauen, mit allem was gut und teuer ist. Ursprünglich wurde hier alljährlich nur ein Wein gemacht, der legendäre Finca Valpiedra. Aber auch Kultweine verkaufen sich mittlerweile nicht mehr so leicht. Ab 2005 macht der Betrieb jedenfalls einen Zweitwein. Der „Cantos“ ist freilich kaum anders gemacht als sein „großer Bruder“ und hat ein dementsprechend gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. 18 Priorat Das Priorat im gebirgigen Hinterland von Tarragona ist zwar vermutlich eines der ältesten Weinanbaugebiete Spaniens, aber Mitte der 80er Jahre war hier die Weinproduktion fast ausgestorben. Der Weinbau in den zersplitterten und schlecht zugänglichen Schieferterrassen war unwirtschaftlich geworden; viele Weinberge lagen brach. Es waren einige enthusiastische junge Önologen, die das Potential der Region erkannten. Ab Ende der 80er Jahre entstanden einige kleine Weingüter, die aus rekultivierten alten Rebanlagen in winzigen Mengen grandiose Rotweine machten. Innerhalb weniger Jahre wurde das Priorat Kult, die Weine exorbitant teuer. Das hat zu einer Vielzahl neugegründeter Weingüter und neuer Anpflanzungen geführt. Aber die geeigneten Flächen sind begrenzt, das Priorat ist mit 1870 Hektar sehr überschaubar geblieben. Diese Fläche teilen sich fast 100 Kellereien ein für spanische Verhältnisse mikroskopisches Verhältnis. Gar so teuer wie vor 20 Jahren ist Priorat heute übrigens längst nicht mehr. Es gibt ein breites Angebot in der Kategorie zwischen 10,-€ und 15,-€ und das auf einem oft sehr hohen qualitativen Level, durchaus wettbewerbsfähig mit anderen spanischen Rotweinen dieser Preisklasse. Priorat „GR 174“ „GR 174“ 2013 13,90 € (=18,53/l) Der „GR 174“ wird von Casa Gran del Siurana erzeugt, einem winzigen Projekt des katalonischen Weinriesen Castillo Perelada. In der Lage mit typischen Llicorella-Terrassen sind nur knapp 10 ha bepflanzt. Der Wein ist (wie oft im Priorat) eine Cuvée aus Garnacha, Carignan und Cabernet und ist 5 Monate barriquegereift. GR 174 ist übrigens der lokale Wanderweg. Priorat Clos Corriol Clos Corriol tinto 2009 9,- € (=12,-/l) Clos Corriol ist mit 23 ha schon einer der größeren Erzeuger im Priorat. Der Betrieb gehört zu Bodegas Ametller, die über Weingüter in mehreren Regionen Kataloniens verfügen. Die Rebanlagen verteilen sich auf alte Schieferterrassen, die das Weingut vor einigen Jahren wieder hergerichtet hatte. Der Clos Corriol ist überwiegend Garnacha mit wenig Merlot und Cabernet, hat einen kraftvollen Körper und konzentrierte Frucht, ist aber nicht so wuchtig wie viele andere Weine aus diesem Weinbaugebiet. Montsant Celler el Masroig Les Sorts jove 2014 8,50 € (=11,33/l) Montsant liegt in Katalonien in unmittelbarer Nachbarschaft zum Priorat, ohne dass die Weine den Bekanntheitsgrad derjenigen aus dem Priorat haben. Celler el Masroig verfügt über für Katalonien relativ hoch gelegene Weinberge von denen viele mit sehr alten, noch wurzelechten Reben bestockt sind. Der Les Sorts ist eine typische Cuvée der katalanischen Mittelmeerküste, wie sie vor allem auch im französischen Teil Kataloniens gängig ist: Garnacha (französisch Grenache), Samso (französisch Carignan) und Syrah. Und auch stilistisch hat der Wein mit seiner rundweichen, fast schon süßen Art einen Hauch von Roussillon. Der Les Sorts wird nach einem in Spanien wenig verbreiteten Verfahren hergestellt, der maceration carbonique. Dabei werden Trauben möglichst unbeschädigt in den Gärtank eingelagert und die Gärung unter einer schützenden Kohlensäure-Atmosphäre innerhalb der Beeren eingeleitet. Damit erzielt man eine hohe Farbausbeute bei eher dezentem Gerbstoff. Der Wein wird recht schnell trinkfertig, bekommt allerdings auch eine eigenständige, sehr intensive Frucht. Penedes Masia Barthomeus Barthomeus negre 2012 11,- € (=14,67/l) „Masia“ steht im Katalanischen für „Bauernhof“. Auch die mitten im Naturschutzgebiet gelegene und nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftete Masia Barthomeus ist nicht nur Weingut. Der Betrieb verfügt zwar über 30 ha landwirtschaftliche Fläche, aber nur ein kleiner Teil davon ist mit Reben bepflanzt. Allzuviel gibt es daher vom Barthomeus negre nicht, weniger als 10000 Fl./Jahr. Der Wein ist die klassische Bordeaux-Cuvée Cabernet und Merlot. Der hat die Cassisnoten der Cabernet und hat vermulich auch das Lagerpotential der Cabernet. 19 Andalusien Andalusien ist das Land des Sherry und seiner Verwandten. Für die Erzeugung klassischer Rot- oder Weißweine ist es hier im Sommer arg heiß; die wenigen, die es gibt, sind oft breit und ohne Finesse. Aber Andalusien ist gebirgig. Und genau hierhin wandert derzeit anspruchsvoller Weinbau, weil man die Vorteile der in der Höhe stark abkühlenden Nächte für die Traubenqualität erkannt hat. Noch gibt es nur wenigen Weine aus diesen Neupflanzungen im andalusischen Gebirge, aber die lassen erwarten, dass der Weinbau hier eine große Zukunft haben kann. Finca la Melonera Payoya Negra 2012 22,- € (=29,33/l) Ronda wieder da Das kleine Weingut Finca la Melonera liegt abgelegen in den Bergen Andalusiens oberhalb von Ronda (exakte Herkunftsbezeichnung: “Sierra de Malaga – Serrania de Ronda”). Für den Payoya Negra wird die lokale Rebsorte Tintilla de Rota und die in ganz Spanien weitverbreitete Garnacha verwendet. Der Wein ist 12 Monate barriquegereift. Der hochklassige, schon erstaunlich trinkfertige Wein lebt zwar von einer unendlich konzentrierten Frucht, die aber von einem kraftvollen Körper eingefangen wird. Wer Probleme mit großen Zahlen vor dem Vol% hat, muss hier tapfer sein. Schmeckbar ist der hohe Alkoholwert freilich durch die enorme Frucht nicht. Kuriosum am Rande: Payoya Negra, das ist eine hier in den Bergen beheimatete Ziegenrasse. Daher auch das Etikett. 93 Punkte Guia Peñin 2015 = „excellent“ Encina del Inglés 2012/2013 13,90 € (=18,53/l) Beim zweiten Wein der Finca la Melonera wird Garnacha und Syrah verwendet, also eine (z.B. auch in Südfrankreich) weitverbreitete Cuvée. Aber das Ergebnis hat wenig gemein mit dem, was man bei dieser Cuvée erwartet. Die Würze der Syrah bleibt dezent. Dafür ist die Frucht, ähnlich wie beim Payoya bis kurz vor der Schmerzgrenze konzentriert und auch der Körper steht dem des Payoya nicht nach. Ausgebaut wird der Wein nicht in Barrique, sondern in viel größeren Holzfässern (auch so ein Trend, weg von Holzaromen im Wein). Der Wein ist in seinem jetzigen Zustand noch etwas jung; frisch geöffnet wehrt sich der Gerbstoff noch. Man sollte ihn ausgiebig dekantieren, dann wird er friedlich. Oder ein paar Flaschen für 1-2 Jahre in den Keller legen. 92 Punkte Guia Peñin 2014 = „excellent“ Fuente Reina Pagos de Fuente Reina Merlot 2010/2012 Norte de Sevilla 12,90 € (=17,20/l) Einer der wenigen Pioniere, die in den andalusischen Gerbirgsregionen Weinbaubetriebe aufgebaut haben, ist Oscar Zapke, ein deutsch-spanischer Unternehmer, der eigentlich nur ein Wohnhaus im warmen Südspanien suchte, in dem man nachts auch im Sommer ohne Klimaanlage schlafen kann. Der hatte sich eben wegen der nächtlichen Kühle ein historisches Landgut in der Sierra del Norte gekauft mit einigen Ländereien. Mehr zum Spaß als aus Erwerbsstreben hat er dann auf gerade mal 7 Hektar Reben gepflanzt, aus denen er seinen Wein macht. Nein, machen lässt natürlich, der Önologe wird regelmäßig aus der Rioja eingeflogen. Der Pagos de Fuente Reina ist reinsortiger Merlot, 10 Monate barrique-gereift. Der Wein hat bei allen Schmeichelnoten der Rebsorte einen durchaus üppigen Körper ohne übertriebenen Alkohol und komplexe Gewürz-Aromen und dürfte zum Besten gehören, was der andalusische Weinbau abseits von Sherry, Malaga und Co. zu bieten hat. Fuente Reina Fundus 2013 6,- € (=8,-/l) Der Fundus ist der Basiswein von Fuente Reina. Den gibt es nicht jedes Jahr, sondern nur dann, wenn der Kellerei auch die Basistrauben gut genug erscheinen. So ist es auch bei uns schon einige Zeit her, dass wir „Fundus“ im Sortiment hatten. Der 2013 ist eine Cuvée aus Tempranillo und Cabernet-Sauvignon. Der 6-monatige Barrique-Ausbau verleiht dem Wein schöne Vanillenuancen aber nur dezente Gerbstofftöne. Entsprechend der Höhenlage, in der die Trauben gewachsen sind, steht hier eine ausgeprägte Frucht im Vordergrund. Netter Nebeneffekt: der Alkohol bleibt mit 12,5% Vol angenehm dezent. 20 Bierzo Das Weinbaugebiet Bierzo liegt im Norden Kastiliens, fast schon in Galizien. Hier ist die Mencia-Rebe zu Hause, von der die Einheimischen meinen, es gäbe sie nur hier. Viele Rebkundler sprechen freilich von einer Varietät der Cabernet-franc. Bierzo Terras de Javier Terras de Javier Rodriguez 2010 13,- € (=17,33/l) Javier Rodriguez machte viele Jahre seinen Terras Cúa aus einem der ältesten Weinberge im Bierzo. Irgendwann war das zu Ende, der Vertrag ausgelaufen. Klar, es gab einen Nachfolger „Terras de Javier Rodriguez“. Aber nun ja. Wir haben die ersten Jahrgänge jedenfalls nicht eingekauft. Der 2010 hat uns allerdings so gut gefallen, dass wir ihn ins Sortiment genommen haben. Für den werden zwar Trauben aus einer ganzen Reihe kleinster, weit verstreuter Parzellen verwendet, aber die haben alle gemeinsam, dass sie mit sehr alten Stöcken der Rebsorte Mencia bepflanzt sind. Rodriguez schätzt das Durchschnittsalter! der Stöcke auf über hundert Jahre. Der Wein ist 12 Monate barriquegereift, aber ohne vordergründige Noten nach Eichenlohe. Dafür hat er die Kraft der alten Stöcke und die seidige Frucht und Mineralität der Mencia. Er dürfte einiges Reifepotential haben.93 Punkte Guia Peñin 2014 = „excellent“ La Mancha Das Weinbaugebiet La Mancha ist gigantisch. Insgesamt soll es hier ca. 400000 ha Weinberge geben, für die Erzeugung von Wein mit der Bezeichnung „La Mancha“ sind allerdings „nur“ 180000 ha angemeldet. Groß ist aber nicht zwingend auch gut. Anspruchsvolle Weine sind hier nach wie vor rar, es gibt (viel zu) viele einfachste Tankwagen-Weine. Deren Preise sind kaum kostendeckend. Geld, um Investitionen für qualitative Verbesserungen zu finanzieren, lässt sich damit kaum verdienen. So dreht sich der Teufelskreis weiter. La Mancha Finca Antigua Eine der wenigen anspruchsvollen Kellereien ist Finca Antigua. Die ist freilich nicht „antigua“, sondern wurde 2003 von der Bujanda-Gruppe gegründet und aufs Modernste ausgestattet. Hier ist alles riesig: 976 Hektar Fläche (mehr als das Weinbaugebiet Ahr), davon 420 ha mit Reben bepflanzt, 40 vollautomatische, temperaturgeführte Gärtanks à 50000 l, zig Edelstahl-Lagertanks, 4500 Barrique-Fässer, von denen jedes Jahr 1000 erneuert werden. Selbst die Sortenweine sind 6 Monate in z. T. neuen Holzfässern ausgebaut. Die Crianza ist eine Cuvée aus 65% Tempranillo, 25% Cabernet, 10% Merlot, 17 Monate im neuen Eichenfass gereift, eher kraftvoll mit ausgeprägtem, aber seidigem Tannin und dezent herber Frucht. Tempranillo 2011 7,50 € (=10,-/l) Cabernet 2010 7,50 € (=10,-/l) Syrah 2011 8,00 € (=10,67/l) crianza 2010 9,00 € (=12,-/l) reserva 2004 12,00 € (=16,00/l) Moscatel (0,5l) 10,00 € (=20,00/ 21 Navarra Das Weinbaugebiet Navarra liegt direkt neben der Rioja, aber die meisten Navarra-Weine sind grundlegend anders als die in der Rioja. Das liegt an den Rebsorten. Während in der Rioja Tempranillo dominiert, hat Navarra einerseits große Bestände Garnacha, kultiviert andererseits auf weiten Flächen französische Rebsorten wie Cabernet und Merlot. Inurrieta Navarra Inurrieta tinto “Norte” 2009 7,- € (=9,33/l) Inurrieta ist ein noch junges, aber erfolgreiches Weingut, das den modernen Navarra-Stil verkörpert. Verwendet werden (im Navarra nicht selbstverständlich) nur Trauben aus eigenen Weinbergen. Der „Norte“ ist eine 6 Monate fassgereifte Cuvee aus 60% Merlot und 40% Cabernet, geprägt von der Frucht der Merlot, die mit der Würze und Intensität der Cabernet quasi „abgeschmeckt“ wird. Den Namen hat der Wein nach seiner Cuvee: Merlot + Cabernet, das ist die klassische Cuvee des Bordeaux und das Bordeaux ist aus Navarra-Sicht ein nördliches Weinbaugebiet. Inurrieta rosado “Mediodia” 6,50 € (=8,67/l) Als Jahrgang 2014 ausverkauft. Ab Ende März 2016 wieder als neuer Jahrgang 2015 Chivite Navarra Chivite Colección 125 reserva 2006 20,- € (=26,67/l) NEU Die Weindynastie Chivite ist mit ihrer Marke Gran Feudo einer der goßen Volumen-Anbieter im Weinbaugebiet Navarra. Daneben stellt die Unternehmensgruppe allerdings auch in kleinen Stückzahlen ausgesprochen anspruchsvolle Weine her. Diese Wein werden unter dem Namen der Familie vermarktet. So gehört der Colección 125 zu den besten Weinen Spaniens und das, obwohl die Cuvée ganz unspanisch ist: Die enthält zwar auch etwas Tempranillo, aber geschmacklich dominieren Cabernet und Merlot. Ganz traditionell spanisch dafür die üppige Reifezeit, die Chivite dem Wein spendiert. 96 Punkte Guia Peñin = „Ausnahmewein“ 22 Castilla Mano a Mano In der Region Castilla la Mancha leben hunderte Millionen Weinreben aber kaum Menschen. Im Ort Alhambra z. B. hat jeder Einwohner rechnerisch einen halben Quadratkilometer Fläche alleine für sich (in Mönchengladbach müssen sich 800 Leute die gleiche Fläche teilen). Rebflächen gibt es dagegen ohne Ende. Kein Wunder, dass im größten Gebäude des Ortes keine Menschen wohnen, sondern Wein. Seit 2007 steht der riesige, hochmoderne Quader mit einer Grundfläche von über 5000 m² mitten im Gelände, das Weingut „Mano a Mano“. Das ist ein extrem ehrgeiziges Projekt. Über 300 ha eigene Weinfelder werden bewirtschaftet, alle mit mindestens 30 Jahre alten Reben bestockt. Hier wird konsequent nicht bewässsert, der Ertrag wird auf weniger als 2 kg je Rebstock begrenzt. In der Kellerei steht modernste, edelstahl-blinkende Ausstattung und ein ausgedehntes Fasslager zur Verfügung. Über eine zugkräftige Herkunftsbezeichnung kann das Weingut freilich nicht verfügen: die Weine sind Landwein der ziemlich riesigen Kategorie „vino de la tierra de Castilla“. Allerdings hat der Betrieb in den wenigen Jahren seines Bestehens sein Ziel schon erreicht, zum besten Weingut dieser Herkunftsbezeichnung zu werden. Jedenfalls ist mir kein anderer vergleichbar bewerteter Erzeuger bekannt. Mano a Mano 2013 7,20 € (=9,60/l) Für den „Mano a Mano“ werden ausschließlich Tempranillo-Trauben verwendet, die zwar mit modernster Technik, aber nach ganz traditioneller Methode vinifiziert werden: die Trauben werden gemahlen, in großen Bottichen langsam auf der Maische vergoren und dabei gelegentlich vorsichtig umgerührt. Nach einem kontrollierten biologischen Säureabbau wird der nur bei Bedarf vorsichtig gefilterte Wein 6 Monate barriquegereift. Das Ergebnis erfreut vor allem durch seine ausbalancierte Struktur. Feine Noten nach dunklen Beeren korrespondieren mit wohl dosiertem Tannin und dezenten Gewürznoten. Die Kellerei selber findet auch noch Kakao und Veilchen im Geschmacksbild. 90 Punkte Guia Peñin 2015 (für Jhg 2012) Manon 2013 4,50 € (=6,-/l) Eigentlich war wohl der „Mano a Mano“ als der Basiswein konzipiert. Der Betrieb hat aber recht schnell gemerkt, dass man auch noch ein preislich unter dem Mano a Mano angesiedeltes Angebot braucht, um auf Stückzahlen entsprechend der Betriebsgröße zu kommen. So ist der Manon entstanden. Auch das ist reinsortiger Tempranillo, kaum anders verarbeitet als der Mano a Mano, kürzer, nämlich 3 Monate, barriquegereift. Auch hier die ausgewogene Struktur, bei der die Frucht etwas mehr im Vordergrund steht als beim Mano a Mano. Wenn Sie ganz genau hinschmecken, finden Sie vielleicht auch Kokosnuss und Zimt, wie der Erzeuger meint. 89 Punkte Guia Peñin 2015 (für Jhg 2012) Venta la Ossa Syrah 2011 14,- € (=18,67/l) Unter Venta la Ossa laufen die Topweine von Mano a Mano. Da werden die bei Mano a Mano ohnehin schon niedrigen Erträge weiter reduziert und selbst diese Trauben nochmal penibel selektiert. Die alljährlichen Stückzahlen sind homöopathisch, kaum mehr als 5000 Fl./Sorte. In der ganzen riesigen Region Castilla la Mancha gibt es vielleicht ein halbes Dutzend Weine auf dem Niveau von Venta la Ossa. 93 Punkte Guia Peñin 2015 Venta la Ossa TNT 2012 20,- € (=26,67/l) Der TNT ist das Flaggschiff von Venta la Ossa, nicht nur wegen seiner grandiosen Klasse bemerkenswert. „TNT“, das Wortspiel mit dem Sprengstoff ist zwar sicherlich gewollt, aber eigentlich steht das Kürzel für Touriga Nacional Tempranillo. Touriga Nacional ist die klassische Rebsorte Portugals schlechthin, spielt in Portugal die Rolle, die dem Tempranillo in Spanien zukommt. In Spanien gibt es diese Rebsorte dagegen eigentlich nicht; der TNT ist der einzige mir bekannte spanische Wein, der diese Sorte enthält. 75% der Cuvée macht sie aus, der Rest ist Tempranillo von uralten Rebstöcken. Die Klasse des Weins hängt freilich nicht von dieser ungewöhnlichen Rebsorte ab, sondern vom konsequent verfolgten Qualitätsanspruch der Kellerei. 94 Punkte Guia Peñin 2015 23 Bodegas Tritón Castilla Bodegas Tritón ist ein Weingut im Besitz der Familie Gil, die eigentlich im Jumilla, also im Hinterland von Alicante zu Hause ist. Dort im Jumilla läuft zwar die lokale Sorte Monastrell zur Hochform auf, aber ausgerechnet die spanische Paraderebsorte Tempranillo fühlt sich hier nur bedingt wohl. Diese Erkenntnis dürfte die Entscheidung der Familie Gil erleichtert haben, im Tempranillo-Land des zentralen Kastiliens, 30 km südlich von Zamora, Weinberge zu kaufen und eine Kellerei zu gründen. Tridente Mencia 2011 12,- € (=16,-/l) NEU Neben mehreren Weinen aus der Tempranillo macht Tritón auch einen Wein aus Mencia. Die mit Mencia bestockten Rebgärten liegen allerdings nicht im Umfeld der Kellerei. Vielmehr wurden im benachbarten Bierzo Weinberge mit alten Mencia-Reben gekauft, deren Ernte in der Kellerei bei Zamora vinifiziert wird. So entsteht einer der besten Mencia-Weine Spaniens nicht im Bierzo, sondern ausgerechnet in der Tempranillo-Region Zamora. Schmecken kann man diesen Geburtsfehler natürlich nicht. Der Tridente ist ganz und gar hochklassiger Mencia, der sich mit den Topweinen des Bierzo ohne weiteres messen kann. Deklariert wird er als vino de la tierra de Castilla y León, also als Landwein. 93 Punkte Guia Peñin 2015 = „excellent“ Anima Negra Mallorca AN „2“ 2011 14,- € (=18,67/l) Doch, auch einer der Kultweine aus Mallorca, der aus traditionellen mallorquinischen Rebsorten erzeugte Anima Negra, ist „nur“ Landwein. Allerdings ein herausragend guter. Candidato Candidato Oro 2012 5,- € (=6,67/l) Castilla wieder da Mit dem Candidato und den Infinitus-Weinen lastet die Rioja-Familie Bujanda ihre Kellereien aus. Grundlage sind zugekaufte, außerhalb klassifizierter Weinbaugebiete gewachsene Trauben. So ist auch der Candidato Oro „Landwein“, aber einer, der sich in Stil und Machart an Rioja-Traditionen anlehnt. Verwendet werden Tempranillo-Trauben. Der Wein wird 6 Monate in mehrfach belegten Barrique gelagert, die ihn reifen lassen, ohne ihm eine Aromatisierung nach Eichenlohe zu vermitteln. Ganz wie es früher in Spanien üblich war. Infinitus Merlot 2014 Syrah 2014 Castilla 5,- € (=6,67/l) 5,- € (=6,67/l) Auch die Infinitus-Weine stammen aus der Bujanda-Gruppe. Aber damit will Bujanda weg von spanischen Traditionen. Und das nicht nur mit der peppigen Aufmachung. Verwendet werden internationale Rebsorten. Die Vinifizierung erfolgt temperaturgeführt, um möglichst viel Frucht zu erhalten. Holzfässer kennen die Infinitus-Weine aus dem gleichen Grund nur vom Hörensagen. Die Weine sind theoretisch für baldigen Trinkgenuss konzipiert, legen praktisch aber mit Flaschenreife qualitativ erheblich zu. Merlot: 86 Punkte Guia Peñin 2016, Syrah: 87 Punkte Guia Peñin 2016 Vino de la Tierra Vino de la Tierra heißt Landwein. Das Weinbezeichnungsrecht der EU ist im Grundsatz dreistufig, unten Tafelwein ohne nähere Herkunftsbezeichnung, oben klassifizierte Weinbaugebiete mit detaillierten Anforderungen an Traubenherkunft, zugelassenen Rebsorten etc. Die Zwischenstufe hatte die EU „Landwein“ genannt und den Mitgliedsländern erlaubt, LandweinAnbaugebiete festzulegen. Davon gibt es in Spanien mittlerweile 46, riesige wie Castilla y León, aber auch viele, die so winzig sind, dass sie keine praktische Bedeutung haben. „Landwein“ ist zwar in der Hierarchie unterhalb der klassifizierten Weinbaugebiete positioniert, aber das übersetzt man besser nicht mit „besser“ und „schlechter“. Der Hauptunterschied liegt vielmehr darin, dass Weine aus klassifizierten Weinbaugebieten tendenziell stilistisch einheitlicher sind, weil der Rahmen hinsichtlich Rebsorten etc. enger ist, während es unter „vino de la tierra“ viel mehr Freiheiten gibt. Eigentlich gibt es allerdings „Landwein“ und „Vino de la Tierra“ nicht mehr. Die Begriffe hatte die EU nämlich 2009 kassiert und durch „IGP“ ersetzt. Das steht im Spanischen für „Indicación Geográfica Protegida“. Allerdings gibt es Übergangsbestimmungen für die Verwendung der alten Bezeichnungen. Davon machen die Hersteller gerne Gebrauch, welcher Konsument kennt schon „Indicación Geográfica Protegida“. Und so wird uns der vino de la tierra noch einige Zeit erhalten bleiben. 24 Tierra de León Pardevalles Pardevalles Albarín 2014/2015 9,50 € (=12,67/l) Einer der schönsten Weißweine Spaniens, nicht nur für uns, sondern z. B. auch für David Schwarzwälder, einen der besten Kenner des spanischen Weins, für den der Pardevalles Albarín einer der 10 besten Weißweine Spaniens ist. Albarín ist eine alte, lokale Rebsorte, die außer der Namensähnlichkeit nichts mit der galizischen Rebe Albariño zu tun hat. Pardevalles hat die Qualität der Sorte vor einigen Jahren entdeckt. Und treibt einigen Aufwand, um daraus einen hochkarätigen Wein zu machen: Die Trauben werden in der nächtlichen Kühle gelesen und noch in der Nacht angequetscht. Der Most wird auf 13° gekühlt und für eine bessere Aromaausbeute 48 Stunden auf den Beerenhäuten belassen. Danach ruht der Most, damit sich Trubstoffe absetzen. Nur der vorsichtig vom Trub abgezogene Most wird ganz langsam vergoren. Der Wein ist von feiner, subtiler Eleganz, mit eigenständigen, aber ausgewogen-harmonischen Fruchtnoten. 90 Punkte Guia Peñin 2016 Pardevalles Prieto Picudo rosado 2015 7,90 € (=10,53/l) wieder da Auch Prieto Picudo ist eine alte, selten gewordene Rebsorte, eigentlich wegen ihrer ausgeprägten Frucht sehr hochwertig und doch in Winzerkreisen nur bedingt geschätzt, da kapriziös und nur schwierig zu kultivieren. Mit ihrer enormen Fruchtkonzentration eignet sich die Prieto-Picudo-Rebe perfekt für die Erzeugung hochwertigen Rosés. Aber nur wenige Erzeuger mögen solch teures Traubenmaterial für Rosé „opfern“. Pardevalles macht einen reinsortigen Prieto-Picudo-Rosé mit Stoff, Aroma, Körper, Frucht. Nein, kein filigraner Terrassenwein! 90 Punkte Robert Parker (für Jhg 2013), 88 Punkte Guia Peñin 2016 Pardevalles Prieto Picudo Gamonal 2009/2012 12,- € (=16,-/l) Die Prieto-Picudo-Rebe gehört qualitativ zu den hochwertigsten Rotweinsorten überhaupt: farbintensiv, mit enormer Fruchtkonzentration und (bei vollreifen Trauben) mit beachtlichem, reifem Tannin. Wird aber trotzdem kaum noch angebaut. Die Rebsorte ist nämlich sowohl im Anbau als auch in der kellertechnischen Verarbeitung höchst zickig. Als Winzer braucht man Erfahrung und Fingerspitzengefühl, um mit dieser Diva umgehen zu können. Einer dieser Prieto-Picudo-Spezialisten ist Pardevalles. Der Aufwand ist ähnlich wie beim weißen Pardevalles: die Trauben werden nachts geerntet, um die Frucht zu erhalten, in kleinen Kisten unbeschädigt noch in der Nacht in die Kellerei gebracht, angequetscht und temperaturgeführt auf den Schalen angegoren, bis die angestrebte Farbe erreicht ist. Dann wird der Most von den Schalen getrennt, damit keine adstringierenden Tannine in den Wein gelangen. Der Wein wird 8 Monate in Barrique ausgebaut und nur bei Bedarf vorsichtig gefiltert. 90 Punkte Robert Parker, 91 Punkte Guia Peñin 2016 = „excellent“ (für Jhg 2012) Rias Baixas Fillaboa Atlantik Albariño 8,- € (=10,67/l) Die Renommier-Rebsorte Galiziens ist die Albariño. Der Name bedeutet in etwa „Weiße vom Rhein“ und lange hat man über verwandtschaftliche Beziehungen zu deutschen Rebsorten gegrübelt. Heute weiß man: es gibt keinen deutschen Migrationshintergrund. Aber auch als galizisches Urgestein ist die Sorte herausragend, gibt unendlich elegante, feine Weine, mit subtilen Aprikosen- und Pfirsichnoten. Alle Versuche, die Albariño außerhalb Galiziens (und des angrenzenden portugiesischen Minhos) anzubauen, waren wenig erfolgeich. Die Pflanze gedeiht zwar meist prächtig, aber quasi als kleine Rache für die ungewollte Verpflanzung, gibt sie im Exil nur höchst langweiligen Wein ohne jeden Charme. Ein Großteil der Albariño-Reben steht im gerade mal 4000 ha kleinen Weinbaugebiet Rias Baixas. Der Name kommt von den „Rias“. Das sind die Fjorde, die die Küstenlandschaft Galiziens prägen, weit ins Landesinnere hinein reichend. Irgendwie hat das alles einen fast mystischen Zusammenhang: die Trauben wachsen mit Blick aufs Wasser, im Wasser gibt es einen der besten Fanggünde für feinstes Seafood und der Wein passt perfekt zu genau diesem Riesenangebot an Meeresfrüchten. Der Atlantik ist die neue Zweitmarke der erstklassigen Kellerei Fillaboa mit allem Charme der Rebsorte und einer für AlbariñoVerhältnisse äußerst netten Preisgestaltung. (Z. Zt. nicht vorrätig, ab Ende März wieder als neuer Jahrgang) 25 Galizien Galizien liegt am Atlantik im äußersten Nordwesten Spaniens. Wer hier unverhofft abgesetzt würde, käme wahrscheinlich kaum darauf, dass er sich in Spanien befindet. Die Menschen sprechen untereinander nicht spanisch sondern galizisch. Die Landschaft ist sattgrün, Regen ist was Alltägliches, Sommerhitze ist genauso unbekannt wie Frost. Eigentlich haben die Weine aus Galizien das Zeug zum Welterfolg: elegant, frisch-fruchtig, ohne jede Schwere dank des mildkühlen Klimas, völlig eigenständig dank der hochklassigen Rebsorten, die nur hier gedeihen. Aber es gibt nur sehr begrenzte Mengen, die früher vom spanischen Inlandsmarkt förmlich aufgesogen und gut bezahlt wurden. Für sonderliche Exportbemühungen sah daher früher kaum jemand Veranlassung. Diese Marktlage hat sich grundlegend geändert, mittlerweile gibt es auch bei uns in Deutschland qualitativ und preislich attraktive Weine aus Galizien. Nur, kaum jemand kennt sie. Tapias Mariñan Monterei Als das renommierte Weingut Tapias Mariñan an uns herantrat, weil es Alternativen für den abbröckelnden Inlandsmarkt suchte und uns sehr wettbewerbsfähige Exportpreise offerierte, hatten wir schnell zugegriffen. Tapias Mariñan ist mit seinen 36 ha Weinbergen für spanische Verhältnisse ziemlich überschaubar und auch baulich ist das Weingut unscheinbar. Um so bessser sind die Weine, die fast ausschließlich aus lokalen, galizischen Rebsorten entstehen, wie Albariño, Godello, Treixadura und Mencia. Pazo Mariñan Godello 2014 7,- € (=9,33/l) Im Pazo Mariñan gibt die Godello-Rebe den Ton an. Die Anbaufläche dieser sehr hochwertigen Sorte steigt zwar stetig, aber es sind immer noch nur rund 1000 ha. Das liegt vor allem daran, dass sie stark an das galizische Atlantikklima angepasst ist und anderenorts nicht recht gedeiht. Tapias Mariñan hat aus dieser Sorte einen sehr harmonisch balancierten Wein gemacht, elegant, mit Noten nach Mirabellen und Pfirsich, mit einem üppigen, fast cremigen Körper aber ohne Alkohollast. Der Wein war von Anfang an Liebling vieler Kunden. Ab dem Jahrgang 2013 hat die Kellerei qualitativ nochmal draufgesattelt und die Godello mit kleinen Anteilen Albariño und Treixadura abgerundet. Colleita Propria blanco 2014/2015 5,50 € (=7,33/l) Albariño und Godello sind die wohl besten Weißweinreben Galiziens. Meistens werden sie sortenrein verwendet. Aber mit dem Colleita Propria zeigt Tapias Mariñan, dass man aus den beiden Sorten auch eine ausgezeichnete Cuvée machen kann. Der Wein ist ausgewogen, mit Fruchtnoten nach Birnen und reifen Äpfeln, mit dezentem Zitrusduft, frisch und schlank, aber dennoch nicht säurebetont. (als 2014 ausverkauft, demnächst wieder als neuer Jahrgang) Quinta das Tapias Mencia 2013 8,50 € (=11,33/l) Mencia ist für Galizien die Rotweinrebe schlechthin. Freilich, sowohl qualitativ als auch stilistisch ist Mencia und Mencia oft was grundlegend anderes. Tapias Mariñan hat für diese Rebe einen ganz eigenen Stil gefunden und nutzt dabei aus, dass die Sorte nicht unbedingt hohe Mostgewichte braucht. So ist der Quinta das Tapias als schlank-eleganter, fein mineralischer Rotwein konzipiert, mit sehr sauberer Frucht, mäßigem, fast filigranem Körper (gerade mal 12,5 %Vol Alk.!) und seidigen, perfekt eingebundenen Tanninen. Der Wein ist zwar in vollständig neuen Barrique-Fässern ausgebaut, aber nur so kurz und so behutsam, dass man schon sehr genau hinschmecken muss, um die BarriqueNote zu ahnen. Rotweine dieser Eleganz gibt es in Spanien nicht allzuviele. 26 Rueda Das Weinbaugebiet Rueda hat seine Nische im Weißwein gefunden. Rotwein dieser Herkunftsbezeichnung ist erst seit wenigen Jahren zulässig und kommt so gut wie nicht vor. Hintergrund dieser Spezialisierung ist die Rebsorte Verdejo, die hier seit Jahrhunderten zu Hause ist. Die gibt Weine, die intensiv nach aromatischen Obstsorten wie Maracuja und Aprikose schmecken, deren eigenständiges Aroma sich aber doch nur schwer an einer einzelnen Obstsorte festmachen lässt. Einige Kunden haben die Weine aus dieser Rebe recht treffend als „Obstkorb-Weine“ bezeichnet. Es gibt viele Versuche, die Rebe in anderen Regionen Spaniens anzubauen, überzeugend sind bisher nur wenige. Rueda Rueda Pérez Das Weingut Rueda Pérez besteht zwar schon seit Generationen, aber früher beschränkte sich der Betrieb darauf, die erzeugten Trauben an andere Kellereien zu verkaufen. 2002 wurde eine eigene Kellerei gebaut. Seitdem werden die Trauben im eigenen Betrieb zu Wein verarbeitet. Die Kellerei ist äußerlich vergleichsweise unspektakulär, funktional gestaltet, aber mit dem neuesten Stand der Technik ausgerüstet. Ehrgeiz und Aufwand sind enorm. Die Trauben werden in der Nacht geerntet (dann haben sie ein Höchstmaß an Frucht) und noch in der Nacht behutsam gepresst. Vergoren wird temperaturgeführt. Da nur die Trauben aus den eigenen 60 ha Weinbergen verwendet werden (Rueda Pérez verzichtet auf Zukauf), gibt es jedes Jahr nur rd. 300000 Flaschen, für spanische Verhältnisse ein eher kleiner Familienbetrieb. Rueda Pérez hat sich ganz der lokalen Traditionsrebe Verdejo verschrieben. Zapadorado Verdejo 2015 6,30 € (=8,40/l) Der reinsortige Verdejo gelingt bei Rueda Pérez alljährlich perfekt mit seiner ganzen obstfruchtigen Sortentypik, aber ohne jede Penetranz, mit nur dezenter Fruchtsäure, gerade soviel, dass der Wein frisch und elegant wirkt. Der Wein hat für die Maßstäbe mediterraner Weißweine sogar ein gewisses Alterungspotential, lässt sich auch im zweiten Jahr nach der Ernte noch mit großem Vergnügen genießen. Viña Burón Verdejo-Viura 2014 4,50 € (=6,-/l) Neben der Verdejo wird bei Rueda Pérez nur noch ein wenig Viura angebaut, die in der Cuvée „Viña Burón“ verwendet wird. Aber auch diese Cuvée enthält gut 70% Verdejo und ist in ihrer Aromatik von Verdejo geprägt. Durch den Anteil der eher neutralen Viura wird diese Aromatik tendenziell zarter und dezenter. Aber auch im Jahrgang 2014 ist ein Wein mit ausgeprägten aber sehr harmonischen Fruchtnoten entstanden, der ein unglaubliches Preis-Leistungs-Verhältnis hat. 90 Punkte Guia Peñin 2016 27 Rueda Bodegas Naia Auch das Weingut Naia gehört zum Weinbaugebiet Rueda und erzeugt in seiner hochmodernen Kellerei ausschließlich Weißwein. Es gehört zur gleichen Gruppe wie Obalo und wird mit der gleichen Philosophie und dem gleichen Qualitätsanspruch geführt. Gekeltert werden nur Trauben von sehr alten Rebstöcken, die im Herzen der Region rund um das auf über 700 m Höhe gelegene Örtchen La Seca gewachsen sind. Hier ist das im Rueda ohnehin schon harsche Klima besonders ungemütlich, im Sommer sehr heiß, im Winter bitterkalt, die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter liegen bei über 50°! Niederschläge gibt es nur wenig und die Böden bestehen mehr oder weniger aus Kieselsteinen. Unter diesen extremen Bedingungen bringen die Reben nur wenige Trauben, aber die bilden durch die lange Vegetationsperiode enorme Aroma- und Fruchtkonzentration. S-Naia Sauvignon-blanc 2015 8,- € (=10,66/l) NEU Kartonpreis 6 Fl. 45,- (=10,-/l) Das „S“ in S-Naia steht für Sauvignon-blanc. Diese Rebsorte ist in der kühlen Region der französischen Loire zu Hause und ist im trocken-heißen Rueda nicht ganz einfach zu kultivieren. Naia hat erst gar nicht versucht, irgendwas filigran-zartes zu machen, sondern macht einen bis an die Schmerzgrenze konzentrierten Sauvignon-blanc mit intensiven Cassis- und Stachelbeernoten. Der Wein ist sensationell gut mit perfekter Sortentypik. Und wird doch nicht jeden begeistern: wer Weißwein eher dezent-unkompliziert möchte, ist beim S-Naia definitiv verkehrt. . Weißweinland Spanien Spanien wird im Ausland weitgehend als Rotweinland wahrgenommen. So ist das freilich nicht zutreffend, fast die Hälfte der spanischen Rebfläche ist mit Weißweinreben bestockt. Bei der in der Mancha üblichen Weißweinrebe Airén soll es sich gar um die weltweit am meisten angebaute Rebsorte handeln! Viel vom Weißwein-Meer wird allerdings für die Sektindustrie verwendet (auch deutsche Markensekte haben oft eine spanische Seele). Aber auch beim qualitativ anspruchsvolleren Weißwein hat Spanien mittlerweile viel mehr zu bieten als in der Vergangenheit. Früher waren spanische Weißweine oft breit und plump, weil die Trauben zu reif gelesen wurden und von spanischen Herbsttemperaturen befeuert zu schnell vergoren wurden. Heute ernten die qualitätsorientierten Weingüter ihre weißen Trauben vor der Vollreife und zwar in der Nacht, wenn sich die Frucht regeneriert hat. Für die Gärung wurden Tanks mit Kühlaggregat angeschafft. So sind spanische Weißweine teilweise sehr wettbewerbsfähig geworden, aber längst nicht alle Kellereien konnten die dafür nötigen Investitionen stemmen. Spanischer Weißwein ist daher alles, von supergut (und dann meist mit einem traumhaften PreisLeistungsverhältnis) bis grottenschlecht. 28 Sherry, Montilla-Moriles Sherry, das ist zum einen eine Herkunftsbezeichnung, zum anderen aber auch ein festgelegtes Produktionsverfahren. Sherry ist immer mit Branntwein angereichert und immer holzfassgereift. Dabei werden die Fässer nicht ganz gefüllt, eigentlich eine kellertechnische Todsünde, weil der Wein durch die Luft oxydiert. Genau das ist beim Sherry aber beabsichtigt, wenngleich doch nicht so ganz. Man setzt nämlich eine bestimmte Hefesorte ein, die Florhefe, die auf der Flüssigkeit eine schützende Schicht bildet und die Oxydation hemmt. Je nach Stärke dieser Schicht bekommt man ganz unterschiedliche Sherrytypen: Der fino entsteht unter üppiger Florhefe und hat daher auch nur ca. 15-16 Vol%, weil höherer Alkoholgehalt die Florhefen absterben lässt. Er ist trocken, hellfarbig und frisch. Beim Amontillado wird die Florhefeschicht durch zusätzliche Alkoholzugabe abgebaut. Der Wein oxydiert stärker, ist daher dunkler mit Aromen nach Nüssen. Auch der Amontillado ist von Haus aus trocken, aber er wird gerne durch Zugabe von edelsüßem Sherry runder und zugänglicher gemacht. Das gilt eigentlich auch für den Oloroso, der sich vom Amontillado eigentlich nur durch stärkere Oxydation unterscheidet. Handelsüblich wird Oloroso aber meistens schmeckbar süß gehalten. Wirklich süß ist Cream-Sherry. Manche Basis-Produkte dieses Namens haben freilich nichts, außer eben klebriger Süße. Hochwertige, lange gealterte Sherrys dieses Typs, in der Regel reinsortig aus der Pedro-Ximenez-Rebe gekeltert und sehr, sehr lange fassgereift, gehören dagegen zum Besten, was es an edelsüßem Wein gibt (von „cream“ steht dann meist nichts mehr auf dem Etikett). Jahrgangssherry gibt es nicht. Der für die Flaschenfüllung vorgesehene Sherry wird aus den ältesten Fässern der jeweiligen Produktlinie entnommen und zwar maximal 40% des Fassinhalts. Diese Fässer werden dann aus den zweitältesten Fässern aufgefüllt, auch die nur teilentleert und aus den drittältesten Fässern aufgefüllt, usw. Eine solche „Solera“ wird oft über Jahrzehnte geführt mit der Folge, dass die Füllfässer Anteile aus allen Jahrgängen der Solera enthalten. Hidalgo La Gitana Manzanilla 0,5l Sherry 7,- € (=14,-/l) Ein Manzanilla ist ein fino aus der direkt am Atlantik gelegenen Region von Sanlucar de Barrameda. Hier ist es kühler als im Landesinneren. Der Manzanilla ist daher frischer und schlanker als andere fino. Man sagt, er habe etwas Salziges von der Meeresluft, aber das schmeckt man nur, wenn man es weiß. 92 Punkte Guia Peñin 2015 Hidalgo Amontillado Viejo 15,- € (=20,-/l) Ein klassischer, trockener Amontillado aus einer sehr alten Solera Alvaro Domecq Sherry Die Bodegas Alvaro Domecq ist erst 1999 gegründet worden. Und verfügt doch über große Bestände alter Sherry und alter Brandy. Bei der Gründung wurde nämlich eine alt etablierte Kellerei mit entprechenden Beständen aufgekauft. Der Betrieb ist noch ziemlich unbekannt und im Vergleich zu den marktbeherrschenden Sherry-Konzernen winzig. Der Ehrgeiz ist dafür umso größer. La Janda fino 12,- € (=16,-/l) Fino ist der helle und trockene Sherrytyp, der seinen spezifischen Charakter einer bestimmten Hefesorte verdankt (der sog. Florhefe). Finos haben “nur” ca. 15 %Vol und sollten gut gekühlt getrunken werden. Sie sind optimal als Aperitif, werden in Andalusien freilich ganz selbstverständlich auch zum Essen getrunken. Das ist übrigens allemal einen Versuch wert, gute fino passen perfekt zu Fischgerichten, vor allem wenn diese etwas stärker gewürzt sind. 92 Punkte Guia Peñin 2016 Viña 98 Pedro Ximenez 12,- € (=16,-/l) Der Viña 98 ist ein „PX“. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich die Rebsorte Pedro Ximenez, aber eigentlich ist „PX“ mehr Stilrichtung als Rebsorte. Die Sorte eignet sich nämlich perfekt für die Erzeugung edelsüßer Weine, weil sie sehr hohe Zuckerwerte bildet, dass man die Trauben im Herbst am Stock rosinenartig trocknen lassen kann, ohne dass sie verderben. Und das überträgt sich auf den Wein: der ist tiefdunkel, fast mahagonifarben, edelsüß mit intensiven Noten nach Rosinen und Nüssen. 29 Perez Barquero Perez Barquero La Cañada PX Montilla-Moriles 30,- € (=40,-/l) Auch das ein “PX”. Aber aus einer mehr als 25 Jahre alten Solera. Tiefdunkel, fast mahagonifarben, unendlich konzentriert. Der La Cañada kommt übrigens nicht aus dem Sherry-Gebiet, sondern aus dem Montilla-Moriles bei Cordoba. Die Produktionsverfahren sind hier freilich die gleichen wie im Sherry. 96 Punkte Guia Peñin 2015 Gran Paulet Carinena Bei den Gran-Paulet-Weinen handelt es sich um trockene, von extrem langer Fasslagerzeit geprägte Aperitifweine. Die Basis sind Rotweintrauben, die man sehr lange am Stock gelassen hat und die einen enormen Zuckergehalt entwickelten. Mit allen kellertechnischen Raffinessen durchgegoren entstehen trockene Rotweine mit 16-17 %Vol, als Tischweine o.ä. viel zu stark. Die wurden über Jahrzehnte in großen Eichenfässern langsam oxydiert. Der Wein wird immer bräunlicher, bekommt Anklänge an Sherry, mit charakteristischen Nuss-Aromen. Er passt in keine Schublade heute üblicher Weinkategorien, sondern ist absolut eigenständig. Jahrgang 1983, 1980, 1979 je 35,00 € (=70,-/l) Jahrgang 1970, 1969, 1968, 1967, 1966, 1965, 1964, 1963, 1962, 1961, 1960, je 55,00 € (=110,-/l) Jahrgang 1959, 1958, 1957, 1954, 1953, 1952, 1951, 1950, je 75,00 € (=150,-/l) Jahrgang 1948, 1947, 1946, 1945, 1943, 1942, 1941, 1940, 1937, 1935, 1934 je 75,00 € (=150,-/l) 30 Cava Cava ist gleichermaßen Weinbaugebiet wie Produktname. So bezeichnet werden darf nämlich nur ein Schaumwein, der aus Trauben hergestellt wurde, die in einem genau beschriebenen Gebiet gewachsen sind, das weit überwiegend in Katalonien liegt (Cava als Weinbaugebiet) und der nach einem vorgeschriebenen Verfahren erzeugt wurde (Cava als Produktkategorie). Vorgeschrieben ist, dass Cava nur in traditioneller Flaschengärung erzeugt werden darf, aber an „von Hand gerüttelt“ sollte man dabei nicht denken: das ganze Verfahren wird meist von großen, roboterartigen Maschinen erledigt. Jaume Serra Jaume Serra Cava brut nature Cava 6,50 € (=8,67/l) Die 6,50 für den brut nature von Jaume Serra sind nur erklärbar, weil die Herstellung in einer großen, durchrationalisierten Kellerei erfolgt. Als brut nature hat der Cava keinerlei Süße. Für den brut nature stellt Jaume Serra tadellose Grundweine zur Verfügung, die gut genug sind, um ohne die Zuckerdosage gefüllt zu werden, mit der ansonsten bei preisgünstigen Schaumweinen gerne geschmackliche Unebenheiten kaschiert werden. Der Jaume Serra hat eine feine, filigrane Frucht, ist ausgesprochen frisch und schlank, ohne Alterungsnoten (auch nicht selbstverständlich, Spanier mögen Cava mit Reifetönen). Pares Balta Cava 8,50 € (=11,33/l) NEU Pares Balta brut Pares Balta ist ein katalanisches Familienweingut, das seine Historie bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgt. Altbacken ist hier freilich nichts, die Kellerei ist topmodern ausgestattet. Im Weinberg arbeitet Pares Balta nach ökologischen Gesichtspunkten. Ein besonders nettes Preis-Leistungsverhältnis hat der Basis-Cava des Betriebs. Der besteht aus einer Cuvée der typisch katalanischen Weißwein-Rebsorten Parellada, Macabeo und Xarel-lo. Der Grundwein wird im Tank gekühlt vergoren, um möglichst viel Frische zu erhalten. Die zweite Gärung findet als traditionelle Flaschengärung statt. Anschließend reift der Cava mindestens 18 Monate auf der Flasche bevor er maschinell degorgiert wird. Das Ergebnis ist ein frischer Schaumwein mit Noten nach Äpfeln und Birnen, der aber Cava-typisch säurearm bleibt. (Nicht im Versand). Sanzo Sanzo Verdejo frizzante Castilla 5,- € (=6,67/l) Javier Rodriguez, der Hersteller dieses Weins hat sich etwas Spezielles mit der Verdejo ausgedacht. Er hat den Most nicht ganz durchgären lassen, so dass ein Hauch Fruchtsüße übrig geblieben ist und der Wein nur sommerlich-terrassig nette 10 Vol% hat. Dafür hat der Wein etwas Kohlensäure behalten. Das Ergebnis ist ein aromatisch nach Melonen duftender Prickler, geradezu gefährlich süffig. Der Wein hat seine Kohlensäure übrigen nicht aus einer zweiten Gärung, ist daher nicht „Schaumwein“ oder gar Cava, sondern frizzante, aber so wirklich nachteilig ist das nicht.Es spart nebenbei sogar die Schaumweinsteuer. (nur noch Restbestände, ab Mai 2016 wieder als frischer Jahrgang) Weinbau in Spanien Wussten Sie dass Spanien das flächenmäßig größte Weinland der Erde ist? Hier sind über eine Million ha mit Reben bestockt. Im Ranking der erzeugten Weinmenge steht Spanien allerdings nur auf Platz 3, das trocken-heiße Klima in spanischen Weinregionen reduziert die Ernteerträge. Wie überall in der EU sind auch in Spanien klassifizierte Weinbaugebiete geschaffen worden, die „Denominación de Origen“ (kurz: D. O.). Davon gibt es mittlerweile 68. Jedes dieser Weinbaugebiete hat seine eigenen detaillierten Bestimmungen z.B. hinsichtlich der zugelassenen Rebsorten. Allen gemeinsam ist, dass nur Trauben aus einem katastermäßig abgegrenzten Gebiet verwendet werden dürfen. Bekannte D.O. sind z. B. Rioja, Ribera del Duero, Toro, Rueda oder auch Cava und Sherry. Weine, die nicht aus solchen Gebieten stammen oder z. B. nicht zugelassene Rebsorten enthalten, müssen als „vino de la tierra“ (s. Seite 25) oder als „vino de mesa“ vermarktet werden. 31 spanischer Brandy Spanische Weinbrände werden auch in Spanien als „Brandy“ bezeichnet, obwohl sie eigentlich einen eigenständigen spanischen Namen verdient hätten. Die weitaus meisten Brandy kommen aus Andalusien. Das hat allerdings rein gar nichts damit zu tun, dass sich etwa andalusische Trauben besonders gut für die Destillation eignen. Das liegt vielmehr daran, dass es in den Regionen, in denen Sherry oder Sherry-Verwandte hergestellt werden, zwangsläufig riesige Bestände alter Fässer gibt, die sich über Jahrzehnte mit Sherry-Aromen vollgesogen haben. Und diese alten Fässer eignen sich perfekt für die Reifelagerung von Brandy. Die Rohdestillate, die sogenannten Hollandas, kommen in der Regel gar nicht aus Andalusien, sondern aus der Mancha. Nur der Ausbau, der erfolgt in Andalusien. Mal abgesehen vom unschönen Fall eines fehlerhaften Rohbrands, wirkt sich das eigentliche Destillat nur eingeschränkt auf das Ergebnis aus. Der Stil eines Brandy wird vielmehr davon bestimmt, welche Fässer verwendet werden (genau genommen, welcher Sherry-Typ darin vorher gelagert wurde). Die Qualität eines Brandy ist vor allem von der Lagerzeit im Fass abhängig. Hochwertige Brandy sind oft Jahrzehnte fassgereift. Die Fassreifung erfolgt fast immer im Solera-Verfahren wie beim Sherry (siehe Seite 25). Daher sind Jahrgangsbrände nahezu unbekannt. Die amtlichen Reifeangaben „reserva“ und „gran reserva“ sollte man nicht überschätzen, „gran reserva“ ist ein Brandy schon, wenn er mehr als 36 Monate fassgelagert wurde. Alvaro Domecq Veragua (0,7l) 15,- € (=21,43/l) Luis Felipe 60 Jahre (0,35l) 55,- € (=157,14/l) NEU Uralt-Brandy aus einer 60 Jahr alten Solera im Condado de Huelva. klassischer Brandy de Jerez, tadellos gemacht, auch schon beträchtliche Zeit gereift, aber nicht so altehrwürdig wie der „Duque de Veragua“. Sehr gutes Preis-LeistungsVerhältnis. „1866“ (0,7l) 52,- € (=74,29/l) Kult-Brandy: Mind. 12 Jahre in Fässern gelagert, in denen vorher Malaga gereift wurde, aufwändig immer wieder umgefüllt, nur 150000 Fl./Jahr. Alvaro Domecq Duque de Veragua (0,7l) 35,- € (=50,-/l) NEU Tiefdunkler, weicher Brandy aus einer uralten Solera, lange in Fässern gelagert, in denen vorher PX-Sherry war. Ximénez Spínola “Diez Mill Botellas” PX (0,7l) 63,- € (=90,-/l) Einzigartig: Destilliert aus über 15 Jahre gereiften PX-Sherry, anschließend weiter 15 Jahre in den Fässern eben dieses PXSherrys gelagert. Likör aus Galizien Likörherstellung hat in Galizien eine lange Tradition. Eigentliche Tradition ist freilich die Destillation von Tresterbrand, dem „Orujo“. Auch bei Habelas Hailas werden die Liköre auf der Grundlage eigenen Orujos aus hochwertigen Zutaten hergestellt. Habelas Hailas Sahnelikör mit Schokolade und Kirschen Habelas Hailas Likör aus kolumbianischem Hochlandkaffee 32 (0,7l) 13,90 € (=19,86/l) (0,7l) 13,90 € (=19,86/l) Domaine les Remparts € (=100,-/l) NEU (0,70l) 55,- € (=78,57/l) NEU (0,35l) 35,- Armagnac 1975 Armagnac 1989 Armagnac und Cognac sind die beiden traditionellen Weinbrände des französischen Südwestens. Beide sind jeweils durch eine Appellation Controlee geschützt, das heißt beide dürfen nur aus Trauben einer katastermäßig abgegrenzten Region erzeugt werden. Auch die zulässigen Rebsorten sind im Wesentlichen die gleichen. Und doch gibt es einige Unterschiede. Armagnac wird nach einem anderen Brennverfahren destilliert als Cognac und Armagnac wird immer eine gewisse Zeit in neuen Eichenholzfässsern gelagert, während im Cognac neue Fässer nach Möglichkeit vermieden werden. Vor allem gibt es im Armagnac Jahrgangsbrände, während Cognac immer ein Verschnitt über viele Jahrgänge ist. So oder so, Qualitätsunterschiede resultieren bei beiden vor allem aus der Lagerzeit im Holzfass, also dem Alter der Brände. Das kann beachtlich sein. Der aktuelle Top-Armagnac der Domaines les Remparts ist satte 40 Jahre alt!!! Pruneaux á l`Armagnac (0,5l) 14,- € (=28,-/l) NEU In der Armagnac-Region wächst auch eine spezielle Pflaumensorte, die Pruneaux d`Agen. Die werden traditionell getrocknet und dienten dann früher als Wintervorrat. Irgendwann hat man gemerkt, dass sich die Pruneaux noch besser halten, wenn man sie in Armagnac einlegt und graue Winterabende nach einem Abendessen aus eingelegten Pruneaux gar nicht mehr so schlimm sind. Die Pruneaux á l`Armagnac gibt es immer noch, heute nicht mehr als Hauptmahlzeit, sondern zum Dessert, gerne auf Vanilleeis oder Vanille-Crème. Diese hier stammen aus eigenem Anbau der Domaine les Remparts und sind natürlich im eigenen Armagnac des Betriebs eingelegt. Die Pruneaux schmecken auch ohne Armagnac. Die 500g-Tüte Pruneaux d`Agen kostet 5,- (=1,-/100g) Arca Nova Conde Villar XO (0,7l) 35,- Vinho Verde € (=50,-/l) NEU Arca Nova hat auch eine eigene Brennerei. Destilliert werden Grundweine aus den klassischen Rebsorten des Vinho Verde. Der beste Weinbrand von Arca Nova ist der XO. Der besteht aus Bränden, die mindestens 12 Jahre fassgelagert sind, das Durchschnittsalter gibt Arca Nova mit 15 Jahren an! Matthias Dostert Matthias Dostert macht seine Brände und Liköre selber aus eigenem Rohmaterial. Dostert Apfelbrand Dostert Elbling-Trester Dostert Weinbergpfirsichlikör (0,5l) 12,- € (=24,-/l) (0,5l) 12,- € (=24,-/l) (0,5l)12,- € (=24,-/l) Gölles Alois Gölles darf sich bei der Unmenge an Auszeichnungen, die er für seine Destillate bekommen hat, ohne weiteres zu den besten Brennern Europas zählen. Dabei ist es vermutlich nur nachrangig seine Brennkunst, die die Klasse seiner Destillate prägt. Gölles setzt vielmehr seit vielen Jahren konsequent auf Obst aus eigenen Plantagen oder von langjährig gebundenen Vertragsbauern aus dem lokalen Umfeld seiner Brennerei im steiermärkischen Riegersburg. Er sorgt dafür, dass nur makellose, vollreif geerntete Früchte unmittelbar nach der Ernte eingemaischt werden. Hirschbirne Kriecherl (steirische Wildpflaume) Herzkirsche Marille alter Apfel (mind. 8 Jahre Fassreife) alte Zwetschge (mind. 8 Jahre Fassreife) 33 (0,35l) 22,60 € (=64,57/l) € (=105,43/l) (0,35l) 36,90 € (=105,43/l) (0,35l) 36,90 € (=105,43/l) (0,35l) 36,90 (0,35l) 25,50 € (=72,86/l) (0,35l) 25,50 € (=72,86/l) Vinho Verde Arca Nova Arca Nova liegt in portugiesischen Vinho Verde. Vinho Verde steht bei vielen Weintrinkern für einen bestimmten Weinstil. Das stimmt und stimmt doch nicht. Vinho Verde ist nämlich eigentlich kein Weintypus, sondern ein klassifiziertes Weinbaugebiet mit den üblichen Bestimmungen über zugelassene Flächen, Rebsorten etc. Es liegt im äußersten Norden Portugals an der Grenze zum benachbarten spanischen Galizien. Hier ist das Klima ganz anders als ansonsten auf der iberischen Halbinsel üblich, nämlich vom Atlantik geprägt, mild-kühl und feucht. Im Vinho Verde hat sich im Laufe der Zeit eine Tradition entwickelt, die Trauben recht früh („verde“) zu ernten. Die haben dann nur einen mäßigen Zuckergehalt, die fertigen Weine entsprechend wenig Alkohol. Solche ultraleichten Weine sind für den baldigen Genuss gedacht und wurden daher auch in der Vergangenheit bald nach der Gärung gefüllt. Zu diesem Zeitpunkt ist noch etwas restliche Gärkohlensäure im Wein. So wurde der Vinho Verde traditionell leicht prickelnd. Ganz ohne Haken ist die Verwendung leicht unreifer Trauben nicht. Die haben nämlich meist hohe Säurewerte. Wenn man die geschmacklich nicht will, muss man entweder entsäuern oder mit Restsüße puffern. Daher haben viele Vinho Verde einiges an Süße. Dieser Stil ist weder alternativlos noch vorgeschrieben. Arca Nova z. B. macht einen Kompromiss, lässt die Trauben ein wenig länger am Stock. Die Weine sind dann immer noch leicht, aber nicht ganz so alkoholarm wie andere Vinho Verde. Dafür hat Arca Nova auch wenig Probleme mit den Säurewerten. Das leichte Prickeln lässt auch Arca Nova seinen Weinen. Arca Nova branco 2015 4,50 € (=6,-/l) Der weiße Arca Nova ist eine Cuvée aus regionalen Rebsorten. Der Wein ist elegant, mit moderater Säure, feiner, aber weicher und nicht vordergründiger Frucht und ausgewogenem Körper. Auch wenn das nicht der übliche VinhoVerde-Typ ist, eine lokale Eigenart hat der Wein erfreulicherweise behalten: mit 11° Alk. ist er angenehm unbeschwert. Arca Nova Loureiro 2015 6,- € (=8,-/l) Loureiro ist eine hochwertige, in Nordportugal und im angrenzenden spanischen Galizien beheimatete Rebsorte. Den Luxus reinsortigen Loureiro zu machen, leisten sich freilich kaum jemand. Der Wein zeigt den klassischen Weinstil dieser atlantisch kühlen Region, frisch und leicht, mit feinsinnigen, eleganten Aromen, die dezent an Pfirsich und Aprikose erinnern. Arca Nova Alvarinho-Trajadura 2014 6,50 €(=8,67/l) Das Weingut Arca Nova steht eigentlich für leichte und feine, fast schon filigrane Weine, die mit ihrer Spritzigkeit und ihrem moderaten Alkoholgehalt perfekt zum Sommer und zur Party passen. Aber der Betrieb kann auch anders, nämlich eine Cuvée aus den hochklassigen Rebsorten Albarino und Treixadura, üppiger und dichter als die bisher von Arca Nova gewohnten Weine, aber bei aller Üppigkeit und Konzentration immer noch elegant, rundherum gut gemacht. Arca Nova rosé „Espadeiro“ 2015 4,50 € (=6,-/l) Espadeiro ist eine lokale Rotweinsorte in Nordportugal, der man früher kaum Aufmerksamkeit zollte. Bis sich herausstellte, wie perfekt sie für die Erzeugung von Rosé geeignet ist. Reinsortige Espadeiro-Rosé betören mit zartduftigen Noten nach Himbeeren und Erdbeeren ohne die überdosierte Bonbonpenetranz manch anderer Rosé. Dabei ist der Arca Nova Rosé so leicht, wie andere Rosé nur vorgaukeln. Olivenöl Die Familie hat auch ausgedehnte Ländereien in Südportugal, auf denen zum Teil uralte Olivenhaine stehen. Also macht Arca Nova auch sein eigenes Olivenöl, kaltgepresst „nativ extra“, mit max. 0,3% Ölsäure. Bei den Olivenbäumen handelt es sich um alte lokale Olivensorten, aus denen ein eigenständiges Olivenöl entsteht mit feiner Aromatik ohne Penetranz oder Bitternis. Arca Nova Olivenöl Herdade Penedo Gordo extra virgen 34 0,5l 5,- € (=10,-/l) Alentejo Das Alentejo erstreckt sich von Nord nach Süd über rund 200 km und umfasst damit fast den ganzen Süden Portugals zwischen dem Tejo (daher der Name „jenseits des Tejo“) und der Region Algarve. Das ist eine der ärmsten und unbesiedelsten Regionen der EU. Evora, der größte Ort, hat kaum mehr als 40000 Einwohner, die wenigen anderen Städtchen sind noch viel kleiner. Das Klima ist mediterran warm, aber dank des Atlantikeinflussess nicht ganz so trocken wie das spanische Binnenland. Die Region ist nahezu industriefrei. Korkeichen, Olivenhaine und Weinberge bilden die Grundlage der Landwirtschaft. Landschaftlich reizvoll ist die Gegend übrigens auch. Montaria Montaria branco 2014 Alentejo 4,50 € (=6,-/l) Der weiße Montaria ist eine Cuvée aus den beiden klassischen portugiesischen Weißwein-Reben Arinto und Antao Vaz. Der Wein ist eher weich mit schönen Aromen nach Birnen, aber durchaus elegant und nicht zu schwer. Als 2014 ausverkauft, ab Ende März wieder als neuer Jahrgang Montaria tinto 2014 4,50 € (=6,-/l) Sortenreine Weine haben in Portugal keine Tradition. Für den portugiesischen Weinbau ist es auch heute ein Teil seines Selbstverständnisses, dass ein typischer portugiesischer Wein eine Cuvée ist, in der der Winzer die unterschiedlichen Eigenarten der jeweiligen Rebsorten zu einem ausgewogenen Ganzen zusammenfügt. So sind auch die Montaria-Weine Cuvees. Beim tinto ohne Fassausbau sind die Cuvéepartner Trincadeira, Alicante Bouschet und Aragonez. Und in der Tat, die geben zusammen ein ausgewogenes Ganzes. Das liegt wahrscheinlich aber auch daran, dass die Trauben direkt nach der Ernte entrappt werden (also die Stiele entfernt werden) und temperaturkontrolliert vergoren wird. Montaria reserva 2014 6,- € (=8,-/l) Auch der reserva ist eine Cuvée. So ganz alleine portugiesisch sind die verwendeten Rebsorten freilich dann doch nicht. Es treffen sich die autochthon portugiesische Trincadeira mit der französischen Syrah und der Aragonez, die unter diesem Namen zwar portugiesisch ist, aber letztlich identisch ist mit der spanischen Tempranillo. Aber auch bei diesem internationalen Meeting bleibt das Ergebnis ausgewogen, rund, unkompliziert mit angenehmen Fruchtnoten. Dazu kommen hier deutliche Vanillenoten aus der 7-monatigen Lagerung in Barrique-Fässern. Der Gerbstoff bleibt zwar moderat, aber dennoch steht es dem Wein gut, wenn man ihn vor dem Genuss ein wenig atmen lässt. Churchills Port Der Duero ist ein Weinfluss. Hier reiht sich ein Weinbaugebiet an das andere, vom Ribera del Duero am Oberlauf des Flusses in Spanien bis zur Mündung bei der Stadt Porto. Hier in Portugal heißt der Duero dann Douro und bildet eine wildromatische Landschaft mit Reben-bewachsenen Schieferterrassen. Ein Großteil der Reben wird für die Erzeugung des Portweins verwendet. Dafür werden zunächst (in der Regel rote) Trauben ganz normal in Gärung versetzt. Die wird durch Zugabe von hochprozentigem Weingeist unterbrochen, der die Hefen absterben lässt. Die feine Süße des verbliebenen Traubenzuckers verleiht dem Port zusammen mit den 19-22 Vol% Alkohol enorme Langlebigkeit. Vor allem die Basisqualitäten des Port sind Verschnitte verschiedener Jahrgänge. Auch die sind in der Regel fassgereift, allerdings sehr unterschiedlich lange. Der kurz fassgelagerte Typus wird als „Ruby“, der länger fassgelagerte Typ als „Tawny“ bezeichnet. Die höherwertigen Partien guter Jahrgänge werden dagegen als Jahrgangsweine gefüllt. Der traditionelle Typ des Jahrgangsport hat eine eher kurze Fasslagerzeit und wird als „Vintage-Port“ bezeichnet. Die „Vintage“ bilden nach wie vor die Spitzenklasse der Portweine. In den letzten Jahrzehnten ist eine andere Kategorie immer attraktiver geworden, der „late bottled vintage“ kurz LBV. Auch der ist immer ein Jahrgangswein, aber deutlich länger fassgelagert. Früher wurde ein LBV eigentlich nur gemacht, wenn sich eine Partie während der Fasslagerzeit unerwartet gut entwickelte, heute werden die LBV in der Regel gezielt hergestellt. Churchill´s late bottled vintage 2007 35 20,- € (=26,67/l) Gascogne Domaine les Remparts Die Domaine les Remparts ist ein seit Generationen bestehendes Familienweingut, das jetzt von den Brüdern Silas und Mederic Marcellin geführt wird. Die beiden haben einiges vor mit diesem Betrieb, der bislang kaum Flaschenwein produziert. Als erstes haben sie in die Weinqualität investiert, die Kellerei nagelneu und topmodern ausgestattet und die Erträge reduziert. Jetzt gilt: „Wein sucht Freunde“. Auch die Domaines les Remparts macht nicht nur Wein, sondern hat, natürlich!, auch eine eigene Armagnac-Brennerei mit einem ausgedehnten Fasskeller, in dem viele Jahrzehnte ArmagnacJahrgänge lagern. Solche Uralt-Armagnacs (aktuell gefüllt: 1975 und 1989) finden Sie auf Seite 50. Beim „Floc“ auf der Nebenseite finden dann die Weinwurzeln und die Armagnac-Wurzeln der Marcellins zusammen. Haut Bastion Sauvignon blanc 2015 4,50 € (=6,-/l) wieder da Das ist sortenreiner Sauvignon-blanc und damit eigentlich kein typischer Gascogne, weil diese Sorte in der Gascogne üblicherweise nur mit wenigen Prozent in der Cuvee verwendet wird. Aber der Wein ist als Sauvignon blanc so perfekt, dass es ein Jammer wäre, wenn wir ihn verschmäht hätten. Ausgeprägte Noten nach Cassis und Stachelbeeren, ganz ohne die vegetabilen Paprikanoten vieler zweitklassiger Sauvignon, dabei schlank, frisch und duftig, mit einem weichem Körper ohne Schwere. Viel besser kann man Sauvignon blanc nicht machen, nur anders. Haut Bastion Colombard 2015 4,50 € (=6,-/l) NEU Die Rebsorte Colombard ist ein typisches Kind der Gascognes. Sie gibt eher feinfiligrane Weine mit ausgewogener Frucht, nur dezenter Säure und meist sehr moderatem Alkohol. Die Brüder Marcellin haben im Jahrgang 2015 zum ersten Mal einen sortenreinen Colombard gemacht (bisher wurde die Ernte komplett für die Armagnac-Destillation verwendet). Und haben dabei einen waffenscheinpflichtig süffigen Tropfen kreiert. Da ist alles, wie es ich für typischen Colombard gehört, leicht, duftigzart, wenig Alkohol. Das haben die Marcellins mit einem winzigen Hauch Restsüße garniert, im Ergebnis die Sorte Wein, die gut gekühlt in großen Schlucken verdunstet, weil man nicht wahrnimmt, dass da Alkohol drin sein könnte. Haut Bastion Rosé 2015 4,50 € (=6,-/l) Der Rosé ist eine ausgefallene Cuvée aus Cabernet und Malbec. Die beiden sind als Rosé-Grundlage nicht gerade naheliegend, schließlich kennt man sie eigentlich als Grundlage kräftiger Rotweine mit signifikanter Gerbstoffstruktur. Um auf die Idee zu kommen, daraus Rosé zu machen, muss man schon ganz schön selbstbewusst sein, denn da reicht eine kleine Unaufmerksamkeit und schon hat man Bitternoten im Most. Silas Marcellin hat die Rebsorten getrennt geerntet und getrennt vinifiziert und dabei nur ganz kurz auf den Schalen gelassen. Das Ergebnis hat zwar die gewünschten Anklänge an die Himbeer-BonbonAromatik der in Frankreich derzeit hoch geschätzten Provence-Rosés, hat rebsortenbedingt sogar einiges an Substanz und Struktur und doch einen federleichten Gascogne-Körper. (als 2014 ausverkauft, ab Mitte März wieder als neuer Jahrgang) Haut Bastion rouge 2014 4,50 € (=6,-/l) Der Haut Bastion rouge ist eine Cuvée aus Merlot und Cabernet. Auch hier werden die Rebsorten getrennt geerntet und getrennt vinifiziert. Auch wenn die Cuvée natürlich an Bordeaux gemahnt, der Wein ist anders, ist Gascogne, ist vielleicht ein wenig wie Bordeaux vor 30 Jahren als man dort noch fein ziselierte Weine machte. Der Haut Bastion ist jedenfall mit 12 %Vol für Rotwein superleicht und lebt von seinem Beerencharme, bleibt aber dank eines dezent auch schmeckbaren TanninRückgrats Rotwein und nicht Himbeersaft. Das vermeintlich schmächtige Kerlchen hat sogar mehr Substanz als man glaubt: die angebrochene Flasche wird über Tage immer besser. 36 8,50 € (=11,33/l) NEU Gouttes de Lune rouge 2012 Mit diesem Rotwein besetzt Les Remparts ein ganz anderes Segment. Das fängt schon mit den Rebsorten an. Tannat und Malbec, die stehen nun wirklich nicht gerade im Rufe schmeichlerischer Zärtlichkeit. So auch hier. Die intensiven Fruchtnoten des Gouttes de Lune nach Holunder und Cassis sind durchaus von der herberen Sorte, und dass Tannat nicht grundlos nach Tannin klingt, zeigt der Wein auch. Er zeigt allerdings auch, dass ein komplexer, sportlich-straffer Rotwein nicht notwendig auch alkoholkräftig sein muss. In dem Punkt bleibt er mit 12,5%Vol ganz Gascogne. Temperantia Merlot 2014 5,50 € (=7,33/l Tja, was hat sich Silas Marcellin von der Domaine des Remparts wohl bei diesem Wein gedacht. 100% Merlot, soviel steht fest. Das ist bekanntlich eine Rotweintraube. Aber von Merlot oder gar Rotwein keine Spur. Der Wein schmeckt wie ein fein-eleganter, leicht-frischer Weißwein. Ist auch als „blanc“ auf dem Karton deklariert. Also vielleicht Blanc de Noirs? Dafür wäre der Wein fehlfarbig, weil zart pink. Also Rosé? So auch auf der Flasche deklariert. Aber nahezu frei von den Rosé-üblichen Himbeer/Erdbeer-Noten. Bleibt nur: Genießen ohne Schubladendenken, gut ist der Wein allemal. 6,50 € (=8,67/l) NEU Temperantia rouge 2012 Auch der rote Temperantia ist reinsortiger Merlot. Nein, nicht Schmuse-Merlot, wie man ihn häufig z. B. aus Übersee findet. Er erinnert vielmehr an die Merlotbasierten Weine des Bordeaux etwa aus dem St. Emilion. Entsprechend ist die typische Frucht der Merlot mit durchaus schmeckbarem Tannin vereint. Körper und Alkohol bleiben dagegen schlank: der Wein hat nur 12 %Vol. Im Ergebnis ein höchst spannender Wein, unter einer Voraussetzung: man muss dezente Gerbstoffbetontheit mögen und man muss niedrigen Alkoholgehalt nicht nur gerne auf dem Etikett sehen, sondern auch geschacklich mögen. Domaine les Remparts Floc de Gacogne 12,- € (=16,-/l) Der „Floc“ ist eine Spezialität der Gascogne. Hierfür wird im Herbst frischgepresster Traubensaft mit ca. einem Drittel Armagnac vermischt. Das macht im Ergebnis dann 16 bis 18 %Vol Alkohol, gerade soviel, dass jede Gärung unterbunden wird. Der Floc muss danach noch mindestens 9 Monate reifen, ehe er auf Flaschen gefüllt werden darf. Das Ergebnis fällt in die Kategorie „Aperitifwein“. Aber eigentlich schmeckt der Floc de Gascogne immer dann, wenn eine zarte Süße passt, zur Pastete, zum Blauschimmelkäse, zum Dessert, zur Ente und zum Wild. Am allerbesten freilich einfach so, gut gekühlt versteht sich. Dann kommen die typisch duftigen Aromen traditioneller GascogneReben unbeeinflusst von gärungsbedingten Veränderungen voll zur Geltung. Domaine Artigaux Domaine Artigaux blanc 2014 Gascogne 4,50 € (=6,-/l) Der Domaine Artigaux blanc wird aus den beiden traditionellen Weißweinreben der Gascogne gekeltert, Colombard und Ugni Blanc. Beide Sorten sind in Frankreich weit verbreitet und doch kaum bekannt. Das liegt vor allem daran, dass der weitaus größte Teil der Erzeugung zu Weinbrand wird: Sowohl Cognac als auch Armagnac werden weitgehend aus diesen beiden Rebsorten destilliert. In der Cuvée ergänzen sich die beiden Sorten optimal, ergeben zusammen wunderschön duftig ausgewogene Weine, frisch und filigran. Dass beide Sorten zu moderater Zuckerbildung und damit zu moderater Alkoholbildung neigen, passt perfekt in die Stilistik. Vom 2014 nur noch Restbestände Gascogne Die Gascogne im Südwesten Frankreichs ist eine ruhige Gegend. Die kleinen Landstädtchen sind eher idyllisch als quirlig, sonderlich viel Industrie gibt es hier nicht. Hier ist es südfranzösisch warm, aber der Atlantik macht sich noch bemerkbar und sorgt dafür, dass das Klima hier viel ausgeglichener und feuchter ausfällt als am Mittelmeer und auch im Hochsommer noch alles grün ist. Kein Wunder, dass die Gascogne unter französischen Feinschmeckern als Paradies gilt, wo nicht nur Obst und Gemüse in bester Qualität auf den Marktständen locken, sondern die lokalen Geflügelspezialitäten Weltruf genießen. Weinbau gibt es auch, sogar reichlich. Und doch führt der Wein in der Gascogne ein Dornröschendasein. Das liegt vor allem daran, dass traditionell ein großer Teil der Weinernte in die Armagnac-Produktion wandert. Auch heute haben die meisten Weingüter eine eigene Brennerei. Dabei ist der Vin de Gascogne in den letzten 20 Jahren dramatisch besser geworden, hat auch längst ein eigenständiges Profil. Entsprechend der Armagnac-Tradition werden überwiegend Weißweintrauben angebaut. Aus denen machen die Gascogne-Winzer leichte, duftig-filigrane Weine, wie es sie im übrigen Frankreich kaum gibt und die doch über ausgeprägte Fruchtaromen verfügen. 37 La Grange Languedoc Das Ehepaar Freund ist eigentlich Eigentümer eines deutschen Weingroßhandels, hat sich aber altersbedingt schon vor einigen Jahren aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Und hat sich stattdessen den Lebenstraum erfüllt: ein eigenes Weingut in den Hügeln des Languedoc. Die Freunds wussten, dass sie weder Weinbauern noch Önologen sind und auch, dass man eine gewisse Mindestgröße braucht, damit sich so ein Projekt wirtschaftlich tragen kann. Also wurden für Keller und Weinberge Fachleute eingestellt und aus dem Stand 32 ha Weinberge bereitgestellt. Aber natürlich steckt irgendwo auch die 30-jährige Weinhandels-Erfahrung der Inhaber in den Weinen, alleine schon weil sie viele Kontakte zum spanischen Weinbau haben und das auf der anderen Seite der Pyrenäen üblich gewordene Qualitäts- und Preisniveau nur zu gut kennen: So sind die La-Grange-Weine selbst nach spanischen Maßstäben wettbewerbsfähig. La Grange Terroir Merlot 2014 7,- € (=9,33/l) Ein ganz saftiger Merlot mit intensiven Kirschnoten, elegantem Gerbstoff und dezenter Extrakt-Fülle, perfekt auf halber Strecke zwischen dem Schmusetypus vieler ÜberseeMerlot und dem maskulin-straffen Stil vieler Merlot aus dem Bordeaux angesiedelt. La Grange Terroir Syrah 2014 7,- € (=9,33/l) Anders als die zugezogene Merlot ist Syrah hier im Süden Frankreichs zu Hause, hat ihren Ursprung vermutlich im Rhonetal. La Grange macht einen zugänglichen Syrah, ohne die „wilde“ Würze, mit der manche Weine aus dieser Rebsorte polarisieren. Hier dominiert die Beerenfrucht, das Tannin ist schmeckbar, aber wohl eingebunden, die Struktur fast schon elegant. Da passt dann auch ins Bild, dass der Wein nur 13 Vol% hat, für Syrah eher bescheiden. La Grange Terroir Cabernet Sauvignon 2014 7,- € (=9,33/l) Auch die Cabernet-Sauvignon ist eigentlich wie die Merlot im kühlen Bordeaux zu Hause, wird aber heute in der ganzen Welt angebaut. Die Rebsorte hat sich als anpassungsfähig erwiesen, fällt aber je nach klimatischen Gegebenheiten extrem unterschiedlich aus. Dem Cabernet von La Grange schmeckt man an, dass er an einem eher heißen Standort gewachsen ist. Klar, die sortentypischen Cassisnoten finden sich reichlich, aber dazu kommen schokoladige Töne und ein La-Grange-typisch üppiger Körper. La Grange Terroir Chardonnay 2014 7,- € (=9,33/l) In mancher Hinsicht ist die Chardonnay das weiße Gegenstück zur roten Cabernet: im kühlen Burgund zu Hause, aber weltweit angepflanzt. Sie reagiert auf unterschiedliches Klima aber fast noch stärker als die Cabernet-Sauvignon, schlank-säurefrisch in Deutschland bis buttrig-wuchtig aus Übersee ist alles möglich. Auch bei La Grange fällt die Sorte standortbedingt voll und lang aus, mit intensiver Aromatik, aber der Önologe hat es geschafft, diesen üppigen Körper mit ausgeprägter Mineralität zu unterlegen. (z. Zt. nicht am Lager) La Grange Castalides Édition 2013 14,- € (=18,66/l) Unter dem Namen „Castalides“ laufen die Topweine des Weinguts, gekeltert aus den Trauben der ältesten Stöcke. Die Castalides-Weine sind immer Cuvées. Vielleicht der schönste aus dieser Serie ist der „Édition“ eine Cuvée aus Syrah und Mourvedre (die unsere spanisch orientierten Kunden als Monastrell kennen). Der Wein verfügt über enorme Aroma-Fülle, üppige Brombeernoten und ein fast schon warmes Gesamtbild. 94 Punkte Robert Parker (für Jhg. 2011) La Grange Castalides Icône 2008/2011 27,- € (=36,-/l) Der Icône ist das Flaggschiff des Weinguts, aus extrem selektierten Trauben erzeugt. Die Cuvée besteht aus Syrah und Grenache. Auch hier gibt üppige Frucht den aromatischen Hintergrund, aber die Fruchtnoten orientieren sich mehr Richtung Holunder. Zur Frucht gesellen sich lakritzige Gewürznoten und Röstaromen aus der Barriquereifung. 94 Punkte Parker (für Jhg. 2011) 38 Cidrerie de la Vallee de la Seiche Cidre artisanal Poiré artisanal Cidre 3,- € (=4,-/l) 3,- € (=4,-/l) Cidre ist Apfelwein. Das klingt wie „aus Äpfeln“. Die Äpfel sind freilich meist verdünntes Konzentrat. Das ist billiger. Für hochwertigen Cidre werden dagegen nur frische, normannische Äpfel gepresst, die sich mit ihrem herb-frischen Aroma besonders gut für die Cidre-Herstellung eignen. Der Saft wird unverdünnt und ohne Konzentrate temperaturkontrolliert vergoren. Aus frischem Apfelsaft gekelter Cidre ist selten geworden. Einige kleine Cidrerien stellen so etwas noch her, wie z. B. die Cidrerie de la Vallee de la Seiche. So ein Cidre schmeckt feinfruchtig nach Äpfeln und ist mit seinem niedrigen Alk.-Gehalt nicht zuletzt eine attraktive Alternative zum Terrassenwein. Guter Cidre passt übrigens auch zu viel mehr Speisen als man glaubt. Natürlich kann man nach den gleichen Herstellungsprinzipien auch Birnen verarbeiten. Das Ergebnis heißt dann aber nicht Cidre sondern Poiré. Schmeckt aber mindestens genauso gut, nur halt fein-aromatisch nach Birnen. Apfelsecco 3,- € (=4,-/l) Der Betrieb macht auch eine alkoholfreie Alternative. Dazu wird der wie für den Cidre erzeugte Apfelsaft pasteurisiert und mit Kohlensäure versetzt. Das intensive Apfelaroma des Cidre hat dieses Produkt natürlich auch. 39 Chianti Podere Elisa Podere Elisa ist ein 40-Hektar-Weingut, ganz klassisch gelegen in den Hügeln des Chianti, mit dem klassischen Rebsortenspiegel des Chianti (die Cuvée besteht zu 90% aus der toskanischen Paradesorte Sangiovese). Und auch die Wein-Stilistik ist ganz klassischer Chianti, rubinrot, eher mittelgewichtig, elegant und subtil, ganz weit weg von den Kraftprotzen der „Super-Tuscans“, die zeitweilig so heftig in Mode waren. Die Preisgestaltung ist für toskanische Verhältnisse erstaunlich liebenswert. Podere Elisa Chianti 2013 6,90 € (=9,20/l) Schon der Basis-Chianti bietet erstaunlich viel, weich, aber gut strukturiert, mit geradezu süßen Tanninen. Das alles wohl ausbalanciert mit der feinen, für die Sangiovese-Rebe typischen Fruchtsäure, die gutem Chianti elegante Frische verleiht. Podere Elisa Chianti riserva 2011 7,90 € (=10,53/l) Die Riserva ist natürlich länger fassgelagert und älter, der Wein komplexer mit leichten Anklängen von Tabak und Rosmarin. Aber auch hier kommen nur gebrauchte Fässer zum Einsatz und auch hier bleibt der Stil weich, fast filigran, ohne Schwere oder Wucht. Podere Elisa Chianti Colli Fiorentini 2012 9,- € (=12,-/l)) Chianti Colli Fiorentini ist eigentlich lediglich eine Unterregion des Chianti mit üblicherweise kaum anderen Stil. Podere Elisa differenziert hier weitaus stärker und macht als Colli Fiorentini einen deutlich anderen Wein, straffer, mit präsenterem Tannin und mehr von der Lagerung im Eichenfass geprägt. Zur SangioveseFrucht kommt Volumen, kommen Anklänge an Schokolade und Gewürzen. Wer mag, schnuppert vielleicht sogar Lederduft aus dem Glas. Per Elise 2013 24,- € (=32,-/l) NEU Ein klein wenig möchte auch Podere Elisa bei den „Super Tuscan“ mitspielen. Statt allerdings die soundsovielte Wuchtbrumme im Überseestil aufzulegen, geht Podere Elisa einen anderen Weg: Beim Per Elise wird die klassische-toskanische Sangiovese um Spätburgunder ergänzt! Die Kombination ist weit schlüssiger, als die Idee, den Sangiovese mit Cabernet und Co. zu maskieren, setzt aber voraus, dass man über Spätburgunder-taugliche Standorte verfügt und man mit dieser nicht ganz einfachen Rebsorte umgehen kann. Podere Elisa erledigt das souverän und macht einen großen Wein mit Fülle und AromaKonzentration, aber ohne sattmachende, marmeladige Schwere. Principe de Pallavicini Principe de Pallavicini Cesanese 2013 Latium 6,20 € (=8,27/l) Cesanese ist eine alte, heute aber selten gewordene Rebsorte. In Ungnade gefallen ist die Sorte nicht zuletzt, weil sie sich nicht so recht für hohe Mostgewichte hergeben mag. Wenn der Trend nach eleganterem Rotwein mit weniger Alkoholwucht anhält, könnte das aber auch mal ein Riesenvorteil werden. Eines der wenigen Weingüter, die wieder Cesanese anbauen, ist Principe de Pallavicini. Die Familie hat zwar einen bis ins 12. Jhdt zurückreichenden Stammbaum staatstragender Persönlichkeiten, aber ihr Cesanese ist ganz zeitgemäß: elegant, fein, dezent, harmonisch. Und mit 12,5 Vol% auch alkoholisch moderat. 40 Sardinien Sardinien gehört zu Italien, was nicht jeder Sarde wirklich schätzt. Tatsächlich ist die Insel fast 200 km vom italienischen Festland entfernt, Tunesien liegt sogar näher. Auch beim Wein hat Sardinien wenig Italienisches. Die wichtigste Rotweinrebe ist Cannonau, von der die Sarden meinen, sie sei autochthon sardisch. Genetische Untersuchungen sprechen freilich dafür, dass sie identisch ist mit der französisch-spanischen Garnacha. Italienisch ist sie jedenfalls nicht. Cantina il Nuraghe Sardinien Die Cantina il Nuraghe in Mogoro an der sardischen Westküste ist eine Genossenschaft, mit 450 ha von vergleichsweise überschaubarer Größe. Die 450 ha werden allerdings von rund 500 Weinbauern bewirtschaftet, ein Problem Sardiniens: Die Landwirtschaft ist durch jahrhundertelange Erbteilung zersplittert, viele Betriebe sind so klein, dass sie eigentlich nur noch im Nebenerwerb zu bewirtschaften sind. Die Weinfelder liegen küstennah, hier mildert der Seewind nachts die Sommerhitze erheblich, Voraussetzung für elegante Weine. La Giare Vermentino 2014/2015 5,90 € (=7,87/l) Die Rebsorte Vermentino gibt es auch in Südfrankreich (als „Rolle“ auf dem Festland, als „Malvoisie“ auf Korsika), aber die meisten Anbauflächen liegen auf Sardinien. Die Pflanze mag es zwar warm, bevorzugt aber Standorte, die im Sommer nicht ganz so brutal heiß sind. Da kommen ihr die küstennahen Weinfelder von Mogoro natürlich entgegen. Unter diesen Bedingungen erhalten die Trauben auch ihre sortentypische Frucht, die an das Aroma reifer Äpfel erinnert. Die Apfel-typische Säure haben reife Vermentino-Trauben dagegen nicht. (als 2014 ausverkauft, ab Frühjahr wieder als neuer Jahrgang) Nero Sardo Cannonau 2013 7,90 € (=10,53/l) Hier in Mogoro fällt der Cannonau alias Garnacha dann doch etwas anders aus als z. B. in Spanien: die rund-weiche Charakteristik ist zwar sortentypisch, aber zur ausgeprägten Frucht kommen dezente Noten nach Veilchen und Kräutern. Und der 100% aus Cannonau gekelterte „Nero“ hat nur 13 Vol% (über so ein alkohol-schmächtiges Kerlchen kann ein spanischer Garnacha nur lächeln). Nio Isola dei Nuraghi 2013 5,90 € (=7,87/l) Auch der Nio wird von der Cantina il Nuraghe erzeugt. Hier ist die Cannonau nur Juniorpartner. Die tonangebende Rebe mit dem schönen Namen Monica ist wirklich sardisch. Die Rebe gibt eher frische, nicht zu schwere Weine mit angenehmen Fruchtnoten nach Heidelbeeren und Schwarzkirschen, Gerbstoff und Säure bleiben moderat. Vervollständigt wird die Cuvée durch Bovale. Das ist auch ein Spanier, heißt zu Hause Bobal und verleiht dem Wein zusätzliche Farbe und ein wenig Würznoten. Bovale Terralba 2013 7,50 € (=10,-/l) NEU Die Rebsorte Bovale (= Bobal in Spanien) ist auf Sardinien weit verbreitet. Sie gibt farbintensive, relativ frische Rotweine mit eher moderaten Alkoholwerten, also sehr zeitgemäße Eigenschaften. Die Pflanze verträgt zwar heiße Standorte eigentlich sehr gut, aber allzu große Hitze geht zu Lasten der Traubenqualität: Bobal-Weine aus heißem Terroir können auch ziemlich plump ausfallen. Da macht sich auch bei diesem Wein die Küstenlage der Weinberge von Mogoro positiv bemerkbar, der Wein bleibt ausgewogen und feinfruchtig. . 41 Filippo Baccalaro Der Önologe Filippo Baccalaro ist ein Star der italienischen Weinszene, der Auszeichnungen sammelt, wie Weinfreaks hochkarätige Flaschen. Ein eigenes Weingut hat er nicht, will er auch nicht, sondern hat sein Betätigungsfeld als Chef-Önologe einer ganzen Gruppe von Weingütern in Süditalien. Unter anderem arbeitet er für die Cantina Cellaro in Sizilien und für Messapi in Apulien. Sein Stil ist eigenständig, vor allem bei den Rotweinen, die Filippo zwar üppig und rund gestaltet, aber mit ganz warmen Fruchtnoten und einem Gerbstoff, der geradezu schmuseweich eingebunden ist. Apulien Messapi Suolo Rosso Primitivo de Manduria 2013 11,- € (=14,67/l) Primitivo klingt nicht gerade nach Eleganz und Hochwertigkeit, ein gravierendes Handicap für diese Rebsorte aus Apulien. In Kalifornien heißt sie Zinfandel und verkauft sich gleich viel besser, obwohl die daheim gebliebenen Verwandten oft deutlich besser sind. Dabei gehört die Primitivo zu den hochklassigen und eigenständigen Sorten Süditaliens. Wie viele Weine aus dieser Rebsorte trumpft auch dieser Primitivo mit Kraft, Üppigkeit, Körper und konzentrierter Aromatik auf, hat freilich auch die heute beim Rotwein ganz normal gewordenen 14 %Vol und ist passend zu dieser Charakteristik 6 Monate Barrique-gereift. Bei dieser Beschreibung stellt man sich einen maskulinen, straff-herben Rotwein mit prägnantemTannin vor. Stimmt aber nicht. Filippo Baccalaro hat auch diesen Kraftprotz zum Schmuseteddy dressiert, mit überquellend konzentrierter, warmer Pflaumenfrucht. Und einem kraftvollen Gerbstoff, den man glatt überschmeckt. Messapi Negroamaro 2012/2014 5,50 € (=7,33/l) Neben der Primitivo ist die Negroamaro die zweite qualitativ wichtige Rebsorte Apuliens, die allerdings meist in der Cuvée verwendet wird, da sie dem Wein Alterungspotential verleiht. Sie fällt tendenziell würziger aus, herber aus („amaro“), dunkler aus („negro“) als die Primitivo, aber auch schlanker. All die Eigenheiten hat auch der Negroamaro von Messapi. Aber perfekt abgerundet mit Noten nach Zartbitterschokolade und Cassis. (als 2012 ausverkauft, ab Ende März wieder als neuer Jahrgang) Apulien Giustini Quid Primitivo de Salento 2013 7,90 € (=10,53/l) NEU DieTenuta Giustini existiert erst seit 2005. Bei nur 15 ha. Weinbergsfläche handelt es sich auch für italienische Verhältnisse um einen eher kleinen Betrieb. Die Inhaberin Maria Grazia Longo schwört auf den Grundsatz, dass guter Wein im Weinberg entsteht. Sie verzichtet auf chemische Schädlingsbekämpfung, düngt nur vorsichtig mit Naturdünger. Geerntet wird selektiv von Hand. Die Trauben werden vor der Maischegärung entrappt, also von den Stielen befreit, damit nicht zu viel Gerbstoff in den Wein gelangt. So fällt auch ihr Primitivo sehr ausgewogen und harmonisch aus, bereits in der Jugend angenehm zu trinken und doch mit einem Potential von 3-4 Jahren Apulien Ca Boscolo Ca Boscola Primitivo del Salento 2013 5,50 € (=7,33/l) Auch dieser Primitivo von Ca Boscolo hat alles, was zu dieser Rebsorte gehört. Erfreulich sortenuntypisch ist nur der Alkoholgehalt, der mit 13%Vol hinter dem zurückbleibt, was bei dieser Rebsorte sonst üblich ist. 42 Cantine Cellaro Cantina Cellaro Luma Grillo 2014 Sizilien 5,90 € (=7,87/l) Bei Grillo denkt man in Italien eher an einen eigenwilligen Politiker, aber so ganz unbekannt ist die Rebe dieses Namens nun auch nicht, schließlich gilt sie dem sizilianischen Weinbau als die lokale Weißweinrebe schlechthin. Dass das heiße Klima Siziliens keine filigranen Weine hervorbringt, ist naheliegend und so kann aus manch einer Flasche Grillo ein muskelbepackter Geselle springen. Filippo Baccalaro weiß die Kraft zu dosieren. Sein Grillo hat zwar die goldene Farbe der sizilianischen Sonne und einen aromatisch-saftigen Körper, bleibt dabei aber frisch mit Noten nach Birnen und tropischen Früchten mit, ja dann doch, fast filigranem Blütenduft. Cantina Cellaro Solea Nero d`Avolo 2013 5,50 € (=7,33/l) Der Nero d`Avolo der Cantine Cellaro hat einerseits die typische HeidelbeerAromatik und die Farbintensität dieser traditionellen Rebsorte Siziliens. Andererseits schmeckt man die typische Handschrift von Filippo Baccalaro. Der Wein ist enorm zugänglich, hat nichts Kantiges oder Herbes, sondern gefällt mit unkomplizierter, üppig-runder Frucht. Cantina Cellaro Syrah 2014 5,90 € (=7,87/l) NEU Natürlich hat die Syrah in Sizilien einen Migrationshintergrund. Sie ist an der Rhone zu Hause, eigentlich sogar im kühleren Norden der Rhone. Mittlerweile weiß man aber, dass sich die Rebsorte überall wohlfühlt, wo es warm genug ist, mit der Folge, dass die Syrah längst weltweit verbreitet ist. Da mag man sich fragen, warum Syrah aus Sizilien? Der Charme dieses Weins ist Stil von Filippo Baccalaro. Die Syrah hat eigentlich eine sehr eigenwillige, fast schon „wilde“ Aromatik. Die fällt gerade bei den höherwertigen Weinen aus dieser Sorte nicht selten so ungestüm aus, dass die Sorte polarisiert. Bei diesem Syrah bleibt diese Eigenarten wohl eingebunden. Hier trifft sich eine intensive, aber harmonische Fruchtaromatik von dunklen Beeren und ein voller Körper mit geschmeidigen Tanninen. Cantina Cellaro Micina 2014 9,- € (=12,-/l) NEU Der Micina ist eine Cuvée aus Nero d`Avolo und Nerello Mascalese. Die Nerello ist wie die Nero d`Avolo eine autochthone Rebsorte Siziliens. Die Nerello kennt aber kaum jemand, obwohl sie mit rund 12000 ha nach der Nero d`Avolo die in Sizilien am zweitmeisten angebaute Sorte ist. Die Rebsorte ist extrem langsam reifend, wird selbst im warmen Sizilien erst Ende Oktober geerntet. Kein Wunder, dass man sie in nördlichen Regionen praktisch nicht vorfindet. Die Sorte gibt ausgeprägte Tannine, sorgt damit in der Cuvée für Langlebigkeit. Man muss sie freilich wohldosieren, um zu verhindern, dass der Gerbstoff vorschmeckt. Also eine Rebsorte, die wie gemacht ist für den schmuseweichen Stil von Filippo Baccalaro. Der macht aus dieser Cuvée einen opulenten Wein mit samtig fülligem Körper und kraftvoller Eleganz. Aragonese Aragonese Nero d`Avola 2013 Sizilien 5,50 € (=7,33/l) Nero d`Avola ist eine typische Rebsorte Siziliens. Nero, also die schwarze, heißt sie nicht zufällig: die Weine sind meist recht farbintensiv, auch wenn die Farb-Nuancen mehr ins Rubinrote als ins Blauschwarze gehen. Fast noch interessanter als die Farbe ist freilich die Aromatik der Sorte. Die Weine zeichnen sich durch üppige Heidelbeernoten aus, die durch eigenständige Gewürztöne und Anklänge an Schokolade ergänzt werden. Donna Franca Donna Franca Cipponeri 2007 Sizilien 20,- € (=26,67/l) Einer der besten Weine Siziliens. Basis der Cuvée ist die hochwertige, aber fast ausgestorbene Rebsorte Perricone, ergänzt durch Nero d`Avola. Hier werden die Fruchtaromen nach Schwarzkirsche durch nussige Vanillenoten ergänzt. Der vermutlich in der Jugend stämmige Gerbstoff ist jetzt nach 7 Jahren Reifezeit harmonisch und rund geworden. Leider nur überschaubare Bestände. 43 Montepulciano d`Abruzzo „Montepulciano“, das ist eine verwirrende Geschichte. Den Namen gibt es nämlich sowohl als Herkunftsbezeichnung als auch als Rebsorte, wobei beide nichts miteinander zu tun haben: Im Wein aus der Region rund um den Ort Montepulciano („vino nobile de Montepulciano“) ist kein Tropfen der Rebsorte. Der wichtigste Wein aus der Rebsorte wächst weiter südlich und nennt sich Montepulciano d`Abruzzo. Freilich hätte die Rebe es auch nicht nötig, sich mit „Nobile“ zu schmücken, ist sie doch genauso hochwertig wie eigenständig mit ihren Brombeer- und Mandeltönen, oft begleitet von einem zarten Bitterton ohne Adstringenz. Montepulciano d`Abruzzo Col del Mondo Terre dei Vestini 2010 13,- € (=17,33/l) Das winzige 9-ha-Weingut Col del Mondo ist in einer Region angesiedelt, an der die Abruzzen steil in die Adria abfallen. Innerhalb von 40 km geht es hier von Meereshöhe auf 2900 m. Genau auf halber Strecke liegen die Weinberge von Col del Mondo. Winzer Fabrizio Mazzocchetti, seit 2013 Alleininhaber des Familienbetriebs, sieht eine Zukunft für seinen Mini-Betrieb nur in erstklassiger Qualität. Der Ertrag wird auf 4500 kg Trauben je Hektar reduziert, die Ernte bis in den Oktober hinausgezögert. Auf Barrique-Ausbau wird verzichtet, um die intensiven Fuchtnoten nach Pflaumen und dunklen Kirschen nicht zu übertönen.Für den Terre dei Vestini selektiert Mazzocchetti die Trauben aus zwei kleinen Einzellagen mit niedrigen Erträgen. Entsprechend fällt der Wein kräftig und konzentriert aus, fast schon wuchtig-üppig. Dieses hochwertige Material wird 14 Monate barriquegereift; die typischen, warmen Fruchtnoten der Montepulciano werden durch leichte Vanillenoten aus dem Holz perfekt unterlegt. Der Wein braucht ein wenig Reifezeit, aber wir haben noch eine Partie des Jahrgangs 2010 ergattern können. Die ist schon mit großem Vergnügen zu trinken. Villa Armellina Veneto kein Prosecco oder doch? Prosecco ist eigentlich eine Rebsorte. Eigentlich. Denn im Laufe der Zeit ist Prosecco gängige Bezeichnung für mit Kohlensäure versetzten Weißwein aus Italien geworden. Der italienische Staat hat vor drei Jahren dieser Prosecco-Inflation einen Riegel vorgeschoben. „Prosecco“ ist seitdem nur noch als Bestandteil von klassifizierten Weinbaugebietsnamen zulässig, die Rebsorte heißt jetzt „Glera“. Den neuen Rebsortennamen Glera kennt freilich kaum jemand und mittlerweile darf er (wg. Geheimhaltung?) auch nicht auf dem Etikett erscheinen. So heißt „unser“ Glera seit der Ernte 2013 auch nicht mehr Glera sondern Gloria. Wer also hochwertigen frizzante aus der OriginalProsecco-Rebsorte und der Original-Gegend mag, aber mit dem Wort „Gloria“ leben kann: der ist schon mit 4,90 € dabei! Villa Armellina Gloria frizzante Villa Armellina Rosato frizzante 4,90 € (=6,53/l) 4,50 € (=6,-/l) Auch der Rosato von Villa Armellina ist „frizzante“, also prickelnd. Verwendet wird eine skurrile Cuvée: da trifft sich die rote Schmeichelrebe Merlot mit den Weißweinsorten Glera (s.o.!) und Verduzzo. Das Ergebnis ist ausdrucksstark himbeerfruchtig, gemeingefährlich süffig, aber keineswegs süßlich. Und mit 10,5° so leicht, dass man die Süffigkeit verzeiht. 44 Zimmer-Mengel Rheinhessen Rheinhessen, das stand früher (nicht immer zu Unrecht) bei vielen Weintrinkern für anspruchslose Weine, deren geschmackliche Unebenheiten gerne mit reichlich Süße kaschiert wurden. Das ist längst Historie. In den letzten 10 Jahren hat hier in vielen Weingütern eine junge Generation die Betriebsführung übernommen, meist bestens ausgebildet. Da wurde dann oft gründlich entrümpelt, im Weinberg die früher weit verbreiteten Neuzüchtungen durch klassische Sorten ersetzt, im Keller Edelstahl-blitzende Technik angeschafft. Auch beim Weingut Zimmer-Mengel im beschaulichen Dörfchen Engelstadt hat sich eine Menge getan, seit Junior Fabian Mengel im Jahre 2011 als frisch gebackener Weinbauingenieur nach Hause kam und sich seitdem um den kellertechnischen Ausbau kümmert. Fabian Mengel scheint bei den Vorlesungen aufgepasst zu haben. Seine Weine sind reintönig und sauber. Die jeweilige Sortentypik ist da, aber immer fein und elegant abgestimmt. Den Weißburgunder macht Fabian Mengel schlank und frisch, dem Grauburgunder gibt er mehr Volumen. Weißburgunder 2014 5,30 € (=7,07/l) Grauburgunder 2015 5,30 € (=7,07/l) Er kann freilich auch Ausgefalleneres wie die Scheurebe. Die ist im Keller schwierig, weil ihre ausgeprägten Aromen vor allem in der Schale sitzen. Da muss die Standzeit auf den Schalen so gesteuert werden, dass einerseits diese Aromen in die Flüssigkeit übergehen, andererseits aber der Wein weder penetrant noch bitter wird. Scheurebe 2015 5,30 € (=7,07/l) Die Rebsorte Riesling verbindet kaum jemand mit Rheinhessen, aber mittlerweile ist das hier die meistangebaute Sorte. Auch Zimmer-Mengel hat einige RieslingAuswahl, angefangen beim (auch schon schönen) „normalen“ Gutsriesling. Riesling “Alte Reben” 2014 Riesling 2015 trocken Riesling 2014 feinherb 5,30 € (=7,07/l) 5,30 € (=7,07/l) 12,50 € (=16,67/l) Der Riesling „R“ wird aus den Trauben von ca. 40 Jahre alten Reben gekeltert. Das ist für deutsche Reben schon ein beträchtliches Alter, da nach 25 Jahren die Ertragskraft der Pflanze zunehmend nachlässt und die Winzer hierzulande üblicherweise dann Neupflanzungen vornehmen. Der „R“ ist trocken ausgebaut mit jeder Menge Stoff, Aroma und Nerv und trägt das Siegel der Selection Rheinhessen. Blanc de Noirs 2015 5,30 € (=7,07/l) Rotweintrauben baut Zimmer-Mengel auch an. Manche davon wundern sich nach der Kelterung, dass sie auf einmal weiß sind. Die meisten Rotweintrauben haben nämlich weißes Fruchtfleisch. Mit entsprechendem Können kann man die roten Trauben so schnell und so schonend pressen, dass nur der Traubensaft ohne Farbpigmente aus den Schalen abfließt. So einen Weißwein aus Rotweintrauben nennt man gängig „Blanc de Noirs“. Bei den „richtigen“ Rotweinen gibt es im Weingut Zimmer-Menge nicht nur den seltenen weil ertragsschwachen Frühburgunder, sondern auch einen Wein aus der im kühlen Deutschland exotischen Merlot. Selbst aus dem eher leichtgewichtigen Portugieser macht Zimmer-Mengel einen Rotwein, der es bis in die Selection Rheinhessen gebracht hat. 45 Frühburgunder 2012 6,90 € (=9,20/l) Dornfelder feinsüß 2012 5,30 € (=7,07/l) Portugieser “Alte Reben” 2012 12,50 € (=16,67/) Kaiserstuhl Weingut Knab Die Rinkers betreiben das Weingut Knab in Endingen am Kaiserstuhl seit 1994. Mittlerweile verfügen sie über fast 20 ha Weinberge, eine Größe mit der ein Familienbetrieb in Deutschland solide zurechtkommen kann. Der Kaiserstuhl mit seinen Lößterrassen und Vulkanböden ist Burgunderland. Entsprechend finden sich auch in den Weinbergen der Rinkers nahezu ausschließlich Burgundersorten. Thomas Rinker verwendet keine zugekauften Gärhefen, sondern eigene Hefekulturen oder greift zur Spontangärung. Spontangärung, der Streit darüber ist unter Winzern heftig. Hintergrund ist, dass eine Gärung auch ohne zugesetzte Hefen in Gang kommt, weil überall (in der Luft wie auf den Trauben) Hefen nur darauf warten, ihre Gärfähigkeiten beweisen zu können. Diese Hefen sind freilich unkalkulierbarer und auch weniger leistungsfähig als Reinzuchthefen. Aus Sicht der Befürworter von Spontangärung ein großer Vorteil: die Weine werden komplexer und die Alkoholausbeute ist niedriger als bei Hochleistungs-Hefen. In warmen Jahren fallen Burgunder vom Kaiserstuhl oft recht alkohollastig aus. Wer als Winzer dann plump-breite 14-Prozenter im Keller hat, verweist gerne auf den Jahrgang „da kann man nichts machen“. Thomas Rinker weiß es besser, man kann, nämlich die Reifeentwicklung im Weinberg minutiös überwachen (und die Hefen… siehe oben). Selbst 2009 und 2011 hatten seine Kabinett nur 12,5°. Auch die kräftigen Spätlesen trocken bleiben mit 13,5° auf dem Teppich. Thomas Rinker macht auch einen wunderschönen, zarten Muskateller. Aber der ist immer ruckzuck verkauft. Grauburgunder Kabinett 2015 Weißburgunder Kabinett 2014 Weißburgunder Spätlese 2014 Grauburgunder Spätlese 2014 Muskateller feinherb 2015 7,70 € (=10,27/l) 7,70 €.(=10,27/l) 10,- € (=13,33/l) 10,- € (=13,33/l) 7,90 € (=10,53/l) Spätburgunder 2012 Spätburgunder Barrique 2012 Spätburgunder Barrique 2009 *** 8,50 € (=11,33/l) 12,00 € (=16,-/l) 22,50 € (=30,-/l) Zur Zeit von den Weißweinen nur Weißburgunder Kabinett vorrätig. Neuer Lieferung voraussichtlich am 10.3. Markgräfler Land Martin Waßmer Martin Wassmers Weingut liegt in Bad Krozingen mitten im Markgräfler Land, dem Südwestzipfel Deutschlands. Hier im Oberrheingraben herrscht ausgesprochen mildes Klima, in dem sich nicht nur der Wein wohlfühlt. Auch bei Martin Wassmer ist der Wein nur ein Standbein. Sein Betrieb ist auch einer der größten Spargelproduzenten Südbadens, in dem im Frühjahr die Kunden beidhändig zum Auto gehen: in der einen Hand den Spargel, in der anderen Hand den passenden Wein. Im Markgräfler Land ist der Gutedel zu Hause. Diese Rebsorte gibt es in Deutschland praktisch nur noch hier. In der angrenzenden Schweiz ist er dagegen weit verbreitet, nur nennt er sich dort Fendant oder Chasselas. Gutedel zeichnet sich vor allem durch eine nur sehr dezente Säure aus. Da kann auch derjenige mal einen Versuch wagen, dessen Magen ansonsten bei deutschem Weißwein protestiert. Gutedel 2014 5,30 € (=7,07/l) Ein Markgräfler Weingut ohne Gutedel ist kaum vorstellbar. Und so macht auch Martin Wassmer seinen Gutedel. Der ist zwar eigentlich für die lokale Kundschaft gedacht, aber dennoch (oder deswegen?) weit mehr als der übliche Wein zum „Vierteles-Schlotzen“, hat Charakter und Frucht, ohne die unkomplizierte Art dieser Rebsorte zu verleugnen. (als 2014 ausverkauft, neuer Jahrgang im März) Rivaner 2014 5,30 € (=7,07/l) Martin Wassmers Rivaner liegt stilistisch wie qualitativ auf der gleichen Linie wie der Gutedel. Er hat aber sortentypisch ein wenig mehr Fruchtsäure als der sehr säurearme Gutedel. Das Preis-Genuss-Verhältnis ist aber mindestens gleichwertig. (als 2014 ausverkauft, neuer Jahrgang im März) 46 Langenwalter Pfalz Zwar führt die Familie Langenwalter ihre Weinbautradition bis in das 17. Jhdt. zurück, aber in seiner heutigen Gestalt ist das Weingut erst im letzten Jahrzehnt entstanden. Zum Betrieb gehören mittlerweile über 30 ha Weinberge (für deutsche Verhältnisse beachtlich, im Wesentlichen mit den klassischen Burgundersorten und Riesling bestockt. Rotweintrauben haben mit ca. 40 % der Fläche einen für deutsche Verhältnisse relativ hohen Anteil. Seit 3 Jahren steht ein nagelneues Kellereigebäude zur Verfügung. Die gesamte Kellertechnik basiert auf modernen Edelstahltanks; in der Rotweinerzeugung werden teilweise auch Barrique eingesetzt. Entsprechend ist auch der Weinstil, grundsolide Qualitäten mit sauberen Aromen, eher frisch und nicht zu schwer. Experimente beschränken sich auf einzelne Spezialitäten. Marktgerechte Weine, so wie der Weintrinker sie im Glas vorfinden möchte, auf einem vernünftigen Preisniveau. Schon bei den Literweinen bietet das Weingut eine tadellose Qualität. „Literwein“ das hat bei uns am Niederrhein einen anderen Klang als in der Pfalz. Bei uns denkt mancher an Preiseinstiegsware aus dem Supermarkt und an Einfachstqualität mit Dröhnfaktor, ein Pfälzer kauft seinen Schoppenwein als Winzerfüllung, ohne sich um die Qualität Sorgen zu machen, aber mit der Gewissheit, da ist das entscheidende Viertele mehr drin. Sollte die Qualität doch unter „anständig“ sinken, zieht er dem Winzer seines Vertrauens die Ohren lang oder geht gleich zum Nachbarn. Neu im Jahrgang 2014 ist Muskateller. Wer sich da einen üppig-süßen Dessertwein vorstellt liegt in diesem Fall falsch. Thorsten Langenwalter hat einen trockenen Muskateller gemacht mit aller Aromatik dieser Rebsorte, aber frisch und schlank. Eine Besonderheit ist der Sekt. Der ist aus weißgekelterten Spätburgunder-Trauben hergestellt. Im großen internationalen Test der Schaumweine aus traditioneller Flaschengärung, den die Zeitschrift „Weinwelt“ durchführte (Ausgabe Jan. 2015), wurde Langenwalters Blanc-de-Noirs-Sekt zum besten Schaumwein unter 10,- € gekürt! 0,75l: Literweine: Grauburgunder 2015 Riesling 2015 Riesling halbtrocken 2015 Müller-Thurgau feinsüß 2014 4,90 € 4,90 € 4,90 € 4,90 € Chardonnay 2014 Weißburgunder 2015 Sauvignon blanc 2014/2015 Muskateller 2015 Gewürztraminer 2012 Rosé 2015 Portugieser Weißherbst feinsüß 2014 4,90 € 4,90 € Spätburgunder 2012 Terra Silex 2012 Portugieser Rotwein 2012 Portugieser Rotwein feinsüß 2013 4,90 € 4,90 € Sekt Blanc de Noirs 6,30 € (=8,40/l) 6,30 € (=8,40/l) 6,50 € (=8,67/l) 6,50 € (=8,67/l) 9,50 € (=12,67/l) 6,50 € (=8,67/l) 10,- € (=13,34/l) 9,90 € (=13,20/l) Wie bei vielen Weingütern, die im Jahrgang 2014 ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis geboten hatten, ist auch im Weingut Langenwalter dieser Jahrgang weitgehend ausverkauft. Einige 2015 sind bei uns bereits am Lager. Rosé Liter, Weißburgunder und Muskateller kommen als 2015 voraussichtlich Mitte März. 47 Mosel Andreas Schmitges Andreas Schmitges aus Erden an der Mosel ist Riesling-Spezialist. Er versteht es perfekt, die spezifischen Fruchtnoten dieser Rebsorte heraus zu kitzeln und die sortentypische Fruchtsäure zu erhalten, ohne dass das Ergebnis deswegen säurebetont oder stahlig wäre. Erstaunlich gut sind alljährlich schon die beiden Literweine. Die werden zwar meist aus der Not heraus schon gefüllt, bevor sie richtig trinkfertig sind (s. u.), aber mittlerweile sind die 2014 fertig. Andreas Schmitges ist erfolgreich. Das klingt gut. Hat aber leider den Nachteil, dass sein Weingut im Herbst/Winter oft monatelang zum Leergut wird, weil komplett ausverkauft. Trotz gründlicher Vorratspolitik kann es da auch bei uns schon mal trockene Zeiten geben, bis der neue Jahrgang nicht nur gefüllt, sondern auch trinkfertig ist. trocken: Riesling 2015 (Liter) halbtrocken: Riesling feinherb 2015 (Liter) Riesling 2014 „vom Berg“ 6,90 € feinsüß Riesling 2014 „vom roten Schiefer“ Riesling 2015 „Grauschiefer“ 8,50 € (=11,33/l) Riesling Kabinett „Urgestein“ 2014 9,50 € (=12,67/l) Mosel 6,90 € 8,50 € (=11,33/l) 9,00 € (=12,-/l) Matthias Dostert Das Weinbaugebiet Mosel ist nicht gleich Riesling. Sicher, zwischen der Saarmündung und Koblenz, wo die Hänge am Fluss aus Schieferboden bestehen, dominiert der Riesling. Aber oberhalb der Saarmündung herrschen Kalkböden vor, die der Riesling gar nicht mag. Hier ist der Fluss übrigens auch Staatsgrenze; auf der linken Flussseite liegt Luxemburg. Obermosel ist Elbling-Land. Elbling ist eine schon im Mittelalter nachweisbare Rebe, die möglicherweise schon zu Römerzeiten hier zu Hause war. Sie hat nahezu ausschließlich nur an der Obermosel überlebt, wo sie früher vor allem für die Sektindustrie angebaut wurde, die damit bessere Markensekte aufpeppt. Aber auch hier gibt es nur noch 540 ha. Dem Elbling kann man nur schwer hohe Mostgewichte entlocken, eigentlich genau das, was viele Weißweinfreunde suchen, nämlich schlank-frische Weine mit manierlichem Alkoholgehalt. Das Weingut von Matthias Dostert und Tochter Carina Curman, studierte Önologin und ehemalige deutsche Weinkönigin, liegt in Nittel, mitten im Elbling-Land. Kein Wunder, dass der Betrieb auf diese Rebe spezialisiert ist. Kernstück des Sortiments ist der Elbling Liter trocken. Der fällt Jahr für Jahr geradezu unverschämt frisch und fluffig aus, der klassische Schoppenwein, bei dem man sich vor der leeren Flasche fragt, wieso in der Literflasche so wenig drin ist. Eine Besonderheit ist der Elbling Rosé. Der stammt aus der Spielart roter Elbling. Das ist eigentlich eine Weißweinsorte, die aber gerade so viel Färbung in der Schale hat, dass man durch Maischegärung eine blass-rosé-zwiebelschalene Farbe erzielt. Also quasi rosé-farbener Rotwein aus einer Weißweinrebe. „Roter Elbling“ darf man nicht mehr auf das Etikett schreiben. Warum? Weiser Ratschluss des Gesetzgebers, ist halt so. Im Weingut Dostert heißt der rote Elbling daher jetzt „Albus“. Ganz unmoselanisch, nämlich eher weich und säurearm fällt der Grauburgunder aus, eine Rebsorte, die sich auf den Kalkböden an der oberen Mosel wohl fühlt und im kühlen Klima filigraner ausfällt, als in den Weinbaugebieten im Süden Deutschlands. Interessant auch der Rivaner „Classic“. Kein Wein für ausgepichte Trocken-Trinker, aber zart süffig mit einem Hauch Restsüße. Elbling 2014 (Liter) 5,- € „Albus“ Elbling rosé trocken 2014 5,30 € (=7,07/l) „Albus“ Elbling rosé feinherb 2014 5,30 € (=7,07/l) Rivaner “classic” feinherb 2014 Grauburgunder Auxerrois 4,50 € (=6,00/l) 6,30 € (=8,40/l) 6,30 € (=8,40/l) Traubensaft aus eigenem Lesegut 2,50 € (=3,33/l Grauburgunder und Auxerrois sind z-. Zt. ausverkauft und kommen im März als neuer Jahrgang 48 Matthias Dostert´s Winzersekte aus eigener Herstellung Mosel Eine Spezialität von Matthias Dostert ist sein Sekt. Eigentlich nahe liegend, denn Dosterts Hauptrebsorte Elbling ist eine optimale Sektsorte: frisch genug, um in der zweiten Gärung nicht auszuzehren, alkoholarm genug, um den bei der zweiten Gärung entstehenden zusätzlichen Alkohol wegzustecken. Seine Sekte stellt Matthias Dostert im eigenen Betrieb aus eigenen Grundweinen und handgerüttelt in klassischer Flaschengärung her. Kein Wunder, dass der Betrieb zunächst für seine Top-Sekte bekannt geworden war. Elbling-Sekt brut Elbling-Sekt extra brut Elbling-Sekt rosé trocken 8,50 € (=11,33/l) 8,50 € (=11,33/l) 8,50 € (=11,33/l) Langenwalter Pfalz Blanc de Noirs Sekt brut 9,90 € (=13,20/l) Aus weißgekelterten Spätburgunder-Trauben. Im großen internationalen Test der Schaumweine aus traditioneller Flaschengärung, den die Zeitschrift „Weinwelt“ durchführte (Ausgabe Jan. 2015), zum besten Schaumwein unter 10,- € gekürt! (z. Zt. bei uns ausverkauft, wieder ab Mitte Januar) Sekt Sekt entsteht immer aus Stillwein, der durch Zugabe von Zucker und Hefe einer zweiten Gärung unterzogen wird. Das unterscheidet Schaumwein vom Perlwein. Beim Perlwein kommen die Perlchen nämlich nicht aus einer zweiten Gärung sondern aus dem Kohlensäure-Tank. Dass der deutsche Verbraucher beim Wort „Perlwein“ die Nase rümpft, liegt aber wohl weniger am Herstellungverfahren, sondern daran, dass sich mancher an Schlimmes erinnert, was er unter dieser Bezeichnung mal im Glas gehabt hat. Da greift der Verbraucher doch lieber zum frizzante. Klingt gleich viel höherwertiger. Ist aber doch nur die italienische Übersetzung von Perlwein. Die beim Schaumwein vorgeschriebene zweite Gärung findet in druckdichten Gebinden statt, sodass die bei der Gärung entstehende Kohlensäure nicht entweichen kann. Nach Abschluss der Gärung wird die Hefe entfernt. Bei der „traditionellen Flaschengärung“ findet die zweite Gärung in der Flasche statt. Dieses ziemlich arbeitsaufwändige Verfahren wird heute überwiegend durch Tankgärung ersetzt. Schaumwein kann man mühelos für 2,90 kaufen. Allerdings müsste Schaumwein schon wegen der zusätzlichen Produktionsschritte eigentlich nennenswert teurer sein als ein vergleichbarer Stillwein. Außerdem ist da noch die Schaumweinsteuer. Die beträgt 1,02 € je 0,75l-Flasche. Mehrwertsteuerpflichtig ist Sekt natürlich auch. So bleibt dann nach Abzug der Steuern beim 2,90-Euro-Sekt ein Netto-Warenwert von 1,42 €. Das hindert viele Verbraucher nicht daran, ihren 2,90-Sekt als Getränk für festliche Anlässe zu verstehen. Nun ja. Beim Sekt gibt es noch was Erstaunliches, bei dem man freilich nicht den Verbraucher, sondern den Gesetzgeber mit großen Augen anschaut. Das ist der Begriff „trocken“. Da hat der Gesetzgeber festgelegt, dass ein trockener Sekt ganz und gar nicht trocken ist, sondern so süß wie ein lieblicher Wein. Präzise: ein trockener (Still-)Wein darf einen Zuckergehalt von max. 9 Gramm je Liter haben, ein trockener Sekt hat dagegen zwischen 17 und 35 Gramm Zucker. Selbst „extra trockener“ Sekt ist so süß wie halbtrockener Wein. Sekt, der trocken im Weinsinne ist, heißt extra brut (max. 6g/Liter). -------------------------------------------------------------------------------Redaktion Hans-Peter Gietzen. Freibleibend gültig solange Vorräte reichen bzw. bis zum Erscheinen einer neuen Preisliste. Irrtümer und Druckfehler vorbehalten. 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