SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Thomas Strobl (MdB), stellv. CDU-Bundesvorsitzender gab heute, 14.03.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: Die Kanzlerinnenpartei nach den Wahlen. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marie Gediehn. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 14.03.2016 CDU-Vize Strobl: Keine Gesprächstüren zumachen Baden-Baden: CDU-Bundesvize Thomas Strobl hat den Wahlausgang in Baden-Württemberg als bitteres Ergebnis für seine Partei bewertet. Im Südwestrundfunk (SWR) sagte der badenwürttembergische CDU-Landeschef, Wahlziel sei es gewesen, einen Politikwechsel zu erreichen und den Ministerpräsidenten zu stellen. Jetzt so Strobl, habe man ein sehr gutes Ergebnis für die Grünen. Bei allem Respekt gegenüber dem Ministerpräsidenten Kretschmann sei aber auch wahr: "Grüne und SPD haben keine Mehrheit im Landtag und es gibt in der Demokratie eine harte Währung: diese harte Währung heißt Mehrheit". Sein Rat, so Strobl heute früh: "nicht Türen vorzeitig zuzuschlagen, sondern gesprächsfähig unter allen Parteien zu bleiben". Nur mit der AfD werde man keine Gespräche führen. Wortlaut des Live-Gesprächs: Gediehn: Wer gewonnen hat, heute früh: tatsächlich relativ klar. Aber mit wem geht jetzt bei der CDU die Niederlage nach Hause: mit den beiden Spitzenkandidaten Wolf und Klöckner oder auch mit Parteichefin Merkel? Strobl: Zunächst einmal gilt ganz klar: Erst das Land, dann die Partei und ganz zum Schluss kommt erst die Person. Für Baden-Württemberg heißt das, es muss jetzt eine stabile und möglichst gute Regierung für das Land geben. Wir sind in einer schwierigen Lage, Koalitionen sind gar nicht so ohne weiteres möglich und deswegen haben wir jetzt eine ganz große Verantwortung wahrzunehmen, auch vor dem Hintergrund, dass das ein sehr, sehr bitteres Ergebnis für die CDU ist. Gediehn: Schauen wir noch einmal, bevor wir auf die Verantwortung in der Regierungsbildung gucken, aufs Ergebnis: Das war der erste große Stimmungstest über die Akzeptanz auch der Flüchtlingspolitik von Merkel. Das sagen uns alle Wahlbefragungen, auch Nachbefragungen, zwei sicher geglaubte Siege mal im Südwesten. Das heißt doch, es muss heute auch in der Parteizentrale in Berlin darüber debattiert werden. Strobl: Ja, selbstverständlich hat die Migrations- und Flüchtlingspolitik bei diesen Landtagswahlen eine Rolle gespielt. Landtagswahlen finden immer in einem bundespolitischen Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Umfeld statt, das gilt es natürlich heute in den Gremiensitzungen zu analysieren und hinzu kommen jeweils landesspezifische Gründe bei einer Landtagswahl. Auch das werden wir in den nächsten Tagen und heute Abend in Baden-Württemberg uns sorgfältig anschauen müssen. Gediehn: Schauen wir einmal auf Baden-Württemberg heute früh aufs Tableau. Da ist zum ersten Mal in der Geschichte dieses Bundeslandes die CDU nicht stärkste Partei. Was schmerzt denn jetzt heute früh mehr: Der zweite Platz ausgerechnet hinter den Grünen oder mögliche fünf weitere Jahre Opposition? Strobl: Das alles schmerzt und vor allem der Blick auf die Wahlkreise ist ein sehr bitterer, weil hier wirklich tolle Kolleginnen und Kollegen ihr Direktmandat verloren haben mit ein paar Hundert Stimmen, die gefehlt haben. Und ich möchte hinzufügen, es schmerzt mich auch das Ergebnis der AfD. Wir müssen jetzt alle Anstrengungen unternehmen, dass Wählerinnen und Wähler, die enttäuscht sind, die Sorgen haben, die verzweifelt sind, von uns nicht zurückgewiesen werden, sondern, dass wir durch eine kluge und eine gute CDU sie versuchen, zurückzugewinnen. Gediehn: Jetzt haben Sie gestern Abend schon relativ kurz nach dem Ergebnis gesagt: Grün-Rot ist abgewählt. Wir wollen den Ministerpräsidenten stellen – ähnlich äußert sich auch der Spitzenkandidat Guido Wolf. Ist das tatsächlich das korrekte Signal bei so einem krachenden Stimmverlust? Strobl: Unser Wahlziel ist gewesen, dass wir einen Politikwechsel wollen, eine Bildungspolitik ohne Ideologie, eine Verkehrspolitik ohne Ideologie und natürlich sind wir angetreten, den Ministerpräsidenten zu stellen. Jetzt haben Sie Recht, das ist ein sehr gutes Ergebnis für die Grünen und ich sage allen Respekt gegenüber dem Ministerpräsidenten Kretschmann. Wahr ist aber auch, Grüne und SPD haben keine Mehrheit im Landtag und es gibt in der Demokratie eine harte Währung. Diese Währung heißt Mehrheit und deswegen müssen wir jetzt gemeinsam schauen, wie wir solche Mehrheiten schließen können und mein Rat ist, nicht Türen vorzeitig zuzuschlagen, sondern gesprächsfähig unter allen Parteien zu bleiben. Mit der AfD werden wir allerdings seitens der Christdemokraten keine Gespräche führen. Gediehn: Schauen wir kurz auf die anderen Türen. Es sind ja überschaubar viele. Winfried Kretschmann sagt, er habe den Regierungsauftrag. Er könnte jetzt die Ampel versuchen. Da ziert sich die FDP extrem – bleibt also unter Kretschmanns Führung Grün - Schwarz. Bleiben wir bei harter Wahrheit. Würden Sie diese Junior-Partner-Rolle Ihrem Kollegen Wolf ersparen und es selbst machen? Strobl: Noch einmal muss ich es wiederholen: Erst das Land, dann die Partei und ganz zum Schluss die Person. Es geht jetzt nicht um Personen, sondern es geht darum, dass wir für Baden-Württemberg eine stabile und eine vernünftige Regierung bilden, das steht ganz im Vordergrund. Persönliche Interessen haben zurückzustehen. Gediehn: Gut, dann bleiben wir bei Schritt eins, beim Land: Halten Sie Grün-Schwarz für die erste Option? Strobl: Wir sollten jetzt auch keine Reihenfolgen machen, sondern uns Gesprächsfähigkeit gleichermaßen mit allen Parteien erhalten, insbesondere sollten wir keine Gesprächstüren zumachen, mit Ausnahme der AfD. Gediehn: Dann möchte ich nur noch nach einer weiteren Tür fragen: Nämlich der, der Deutschlandkoalition. Da ginge es dann um die Führung des Wahlverlierers, nämlich der CDU mit SPD und FDP. Also ein abgestrafter Spitzenkandidat mit schlechtestem Ergebnis aller Zeiten, Ministerpräsident. Sie haben vorhin selber die AfD zweimal angesprochen. Ist das das richtige Zeichen an Wähler, von denen schon jetzt so viele in der Verdrossenheit Hilfe bei der AfD suchen? Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Strobl: Es ist jedenfalls nichts Unmögliches. Schauen Sie bei der letzten Landtagswahl war die CDU mit Abstand die stärkste Partei. Wir lagen 15 Prozent vor den Grünen und der SPD und gleichwohl haben diese beiden „Wahlverlierer“ dann eine Koalition gebildet. Ich rate, offen zu bleiben für Gespräche unter den demokratischen Parteien. Es geht darum, dass das Land eine stabile und vernünftige Regierung bekommt. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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