v GENERATIVE FERTIGUNG METALLISCHER BAUTEILE DURCH

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GENERATIVE FERTIGUNG METALLISCHER
BAUTEILE DURCH AUFTRAGSCHWEISSEN
MIT PULVER UND DRAHT
DIE AUFGABE
handgeführten Lasergeräten oder in einfachen seitlichen Bearbeitungsköpfen eingesetzt welche nur eine begrenzte
Unter dem Begriff »Additive Manufacturing« werden heute
Kontur- und 3D-Fähigkeit zulassen. Um hier die gleiche
alle Verfahrensvarianten zusammengefasst, die für den Auf-
Flexibilität wie für die pulverbasierte Fertigung zu erlangen,
trag von Schichten auf Oberflächen sowie die generative
sind neue technologische Ansätze gefragt.
Fertigung und die Reparatur von Bauteilen zur Verfügung
stehen. Das Laser-Auftragschweißen mit pulver- und draht-
UNSERE LÖSUNG
förmigen Zusatzmaterialien stellt hierbei eine der etablierten
Basistechnologien dar.
Um mit hoher Präzision die im CAD-Modell virtuell aufbereitete Bauteilgestalt fehlerfrei in das reale metallische Bauteil zu
Im Unterschied zum klassischen Pulverbettverfahren ist beim
übertragen, muss sowohl für Pulver als auch für Draht eine
generativen Laser-Auftragschweißen die Geometriefreiheit
stabile und richtungsunabhängige Werkstoffzufuhr gewähr-
limitiert. Dagegen werden signifikant höhere Bauraten er-
leistet sein. Während das für Pulver in Form der Koaxialpulver-
reicht, und die Bauteilgröße ist nicht verfahrensbedingt be-
düsen seit langem komfortabel erfüllt ist, erfordern Drähte
grenzt. Mit dieser Charakteristik wird das Laser-Auftrag-
einen höheren technischen Aufwand, um die richtigungsab-
schweißen heute im Wesentlichen in Reparaturprozessen an-
hängige Prozessführung langzeitstabil zu gewährleisten.
gewendet, um zum Beispiel im Bereich der Triebwerksinstandsetzung vielfach anspruchsvolle 3D-Geometrien darzustellen.
Der in Abb. 1 gezeigte neue Bearbeitungskopf COAX-wire löst
diese Aufgabe in der Form, dass der Draht mit Durchmessern
Gerade mit Blick auf die höhere Produktivität und die großen
zwischen 400 μm und 1,0 mm zentrisch in der Laserstrahl-
bearbeitbaren Bauteildimensionen besitzt das Laser-Auftrag-
achse zugeführt wird. Es erfolgt ein gleichmäßiger Material-
schweißen als formgebender Prozess auch wachsendes
auftrag lagenweise in 2D-Flächen und auch in 3D-Freiform-
Potential in der direkten Bauteilfertigung. Hierbei spielen
flächen bis hin in die Über-Kopf-Position.
Pulver als Schweißgut eine wichtige Rolle, da sie in einem
großen Spektrum unterschiedlichster Metalllegierungen und
Beide Typen der Bearbeitungsköpfe, Pulver- und Draht-
auch in Form von Composite-Werkstoffen zur Verfügung
Bearbeitungsköpfe, stellen kompakte Einheiten mit der je-
stehen. Allerdings werden sie auf Grund der stets unvoll-
weiligen Laseroptikkonfiguration dar und können leicht in
ständigen Materialausnutzung und teilweise gesundheits-
Robotersystemen und CNC-Maschinen geführt werden. In
schädlicher Prozessrückstände zunehmend kritisch bewertet.
diesen Anlagen wird der 3D-Strukturaufbau schließlich mit
angepassten Baustrategien im automatisierten Betrieb
Als Alternative rücken deshalb verstärkt Drähte in den Blick
der Anwender. Sie werden bislang überwiegend in kleinen
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Fraunhofer IWS Jahresbericht 2013
ausgeführt.
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ERGEBNISSE
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Gründen der Gewichtseinsparung heutzutage aus einem CFKVerbundmaterial gefertigt sind. Die Eintrittskante besteht im
Mit dem Laser-Draht-Bearbeitungskopf (Abb. 1) sind erstmals
vorliegenden Fall aus TiAl6V4 und ist mit der gegebenen Geo-
auch mit drahtförmigem Schweißgut Kontur- und 3D-
metrie konventionell nur schwer gieß- oder umformtechnisch
Schweißungen ausführbar. Der minimal zuführbare Draht-
herstellbar. Daraus ergibt sich die Motivation für einen laser-
durchmesser beträgt derzeit 400 μm, die resultierende
generativen Aufbau.
minimale laterale Strukturauflösung etwa 600 μm. Bisher sind
einige für verschiedene technische Anwendungen geeignete
Das gezeigte Bauteil ist mit einem Festkörperlaser und einer
Metalllegierungen verarbeitbar. Beispiele sind: Werkzeugstahl
Koaxial-Pulverdüse hergestellt worden. Zum Vermeiden uner-
1.2343, Inconel 625, Inconel 718, TiAl6V4 sowie Legierungen
wünschter Reaktionen des Titan-Pulvers mit der Umgebungs-
auf der Basis von Aluminium und Kupfer.
atmosphäre erfolgte der Bauprozess in einer mitlaufenden
Schutzgasglocke. Die Höhe der Schaufel beträgt 650 mm und
Abbildung 2 und 3 zeigen exemplarisch zwei Bauteile, die
die Wandstärke 2,5 mm. Die model-to-part-Toleranz liegt orts-
durch generatives Laser-Draht-Auftragschweißen hergestellt
abhängig zwischen + 50 und + 150 μm. Mit der online-
worden sind. Die Turbinenschaufel (Abb. 2) mit einer Höhe
geregelten und vergleichsweise geringen Laserleistung von
von 100 mm ist hohl und aus Inconel 718 gefertigt. Die
800 W beträgt die Baurate hier 38 cm3 h-1.
defekt- und rissfreie Mikrostruktur kennzeichnet sich durch
eine feinkristalline Gussstruktur. Bemerkenswert ist die geringe
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Koaxial-Laser-Draht-Auftrag-
Oberflächenrauheit quer zu den Einzellagen von nur
schweißkopf für die genera-
RZ = 63 μm. Mit 1200 W Laserleistung beträgt die Baurate bei
tive Bearbeitung in Roboter-
dieser Anwendung und Werkstoff 51
cm3
h-1.
systemen
2/3 Musterbauteile
Der Ansaugbogen (Abb. 3) ist aus der Aluminium-Legierung
z. B. Turbinenschaufel (2) aus
AlMg5 gefertigt und weist bei einer Wandstärke von 4 mm
Inconel 718 und Ansaugbo-
ebenfalls eine defekt- und rissfreie Mikrostruktur auf. Bei
gen (3) aus AlMg5 hergestellt
diesem Werkstoff ergibt sich mit 2500 W Laserleistung eine
Baurate von 198
4
cm3 h-1.
Mittels Laser-Pulver-Auftragschweißens generativ hergestellte metallische Eintritts-
Zur weiteren Steigerung der Produktivität, respektive der Bau-
kante aus TiAl6V4
rate, ist bei den drahtbasierten Prozessen das Schweißen im
Heißdrahtmodus praktikabel. Durch die effiziente elektrische
Erwärmung des Drahtes sind auf 200 % vergrößerte Bauraten
erreicht worden.
Ein repräsentatives Beispiel der Pulver-Variante ist die in Abb. 4
KONTAKT
metallische Eintrittskante großer Verdichterschaufeln. Diese als
»Metal Leading Edge« (MLE) bezeichneten Bauteile dienen
Prof. Steffen Nowotny
dem Schutz der Fan Blades von Flugtriebwerken, die aus
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