FSU Jena, IAW, Latinistik, Patricia Picker, Phaedrus: Fabeln Sommersemester 2015 Grundbegriffe Metrik Lehre von den Gesetzen des Versbaus akzentuierende Metrik (deutsche Verse) Der Versaufbau wird von der festen Abfolge von betonten und unbetonten Silben bestimmt. Daher stimmen Versbetonung (Ictus) und natürliche Wortbetonung (Akzent) sehr häufig zusammen. quantitierende Metrik (griechische und lateinische Verse) Der Versaufbau wird von dem geregelten Wechsel langer und kurzer Silben bestimmt. Versfuß/Metrum Grundeinheit eines Verses, bestimmte Abfolge langer und kurzer Silben wichtigste Versfüße: ⏑ – Jambus Trochäus – ⏑ Anapäst ⏑ ⏑ – Daktylus – ⏑ ⏑ longum – lange Silbe breve ⏑ kurze Silbe anceps × Position im Metrum, die von einer kurzen oder langen Silbe besetzt wird. Periode aus Metren zusammengesetzte Einheit, i. d. R. der Vers 1. Periodenende = Wortende 2. Hiat ist erlaubt 3. letzte Silbe ist anceps (ultima syllaba anceps) Periodenende ǁ Zäsur | Einschnitt im Vers innerhalb eines Metrums mit Wortende Dihärese | Einschnitt im Vers zwischen zwei Metren mit Wortende 1 FSU Jena, IAW, Latinistik, Patricia Picker, Phaedrus: Fabeln Sommersemester 2015 Hinweise zur Prosodie Vokale in Silben gelten als lang, wenn: - sie naturlang sind (ā, ē, ī, ō, ū) - sie einen Diphthong bilden (ae, oe, ei, au, ai, eu) - auf sie zwei und mehr Konsonanten folgen, die sogenannte Positionslänge (consilium – das o ist lang, weil ns folgen) - Positionslängen gelten über Wortgrenzen hinweg Naturlange Vokale sind z. B. - Ablativendungen (Sgl., Pl.): -ā, ō, -īs, -ū, -ī - Dativendungen: -ō, -īs, -ī - Genitivendungen (Sgl., Pl.): -ī , -ūs, -ārum, -ōrum, -ērum - Nominativendungen (Pl.): -ī, -ēs, -ūs - Nominativ der e-Deklination (Sgl.): -ēs - Akkusativendungen (P.): -ās, -ēs, -īs, -ōs, -ūs - Die Stammvokale der ā-Konjugation, ē-Konjugation und ī-Konjugation, z. B. amāre, aber dăre (kurz) Kurze Vokale sind dagegen: - Genitiv der 3. Deklination (Sgl./Pl.): -ĭs, -ŭm - Nominativ und Akkusativ Plural neutrum: -ă - Nominativ Sgl. der a- und o-Deklination: -ŭs, - ă, -ŭm - alle Akkusativendungen im Singular: -ŭm, -ăm, - ĕm, -ĭm - Ablativ der 3. Deklination Singular und Plural: -ĕ, -ĭbŭs Merke: - x (cs) und z (ds) gelten als Doppelkonsonant - i vor Vokal am Wortanfang ist ein j und damit KEIN Vokal, sondern ein Konsonant - u nach g, q, etc. ist häufig kein Vokal, sondern ein Konsonant - Vokal vor Vokal ist kurz (vocalis ante vocalem corripitur) - Ausnahme von Vokalkürzung vor Vokal: fīo, totīus und griechische Wörter - lange Vokale in Schlusssilben vor allen Konsonanten gelten metrisch als kurz, außer vor s (z. B. uxŏr, amăt, aber amās) - Quantität der Präfixe: ā-, ăb-, ăd-, ăf-, dē-, ē-, ĕf-, ĭn-, ŏf-, pĕr-, prō-, rĕ-, trā- metrisch schwanken kann das i bei unius, illius, ipsius, etc. – es kann als kurz oder lang gelten - die Positionslänge kann bei Muta cum liquida entfallen: stummer Verschlusslaut (b, p, d, t g, c) plus Fließlaut (l, r), z. B. ip-se pro-ba-tur (– ᴗ ᴗ – ᴗ), pac-ta pla-cent (– ᴗ ᴗ –) - -quĕ ist immer kurz - die Endung 3. Person Pl. Perfekt Aktiv Indikativ ist lang: -ērunt - Synizese: Zusammenziehung zweier benachbarter Vokale in einem Wort zu einem einzigen Vokal, z. B: de͡ inde, e͡ adem 2 FSU Jena, IAW, Latinistik, Patricia Picker, Phaedrus: Fabeln Sommersemester 2015 Das Zusammenziehen von Silben (Elision, Aphärese und Synaloephe): - treffen zwei Vokale an Wortende und –anfang aufeinander, werden sie zur Vermeidung eines Hiats (Kluft, Sprechpause) zusammengezogen: sine imagine, homo est - drei Arten: • Elision: o Ausstoßung des auslautenden Vokals o z. B.: primaque ab origine = pri-ma-quab o-ri-gi-ne • Aphärese: o Wegnahme o folgt auf einen auslautenden Vokal die Form est, so wird das e weggenommen o z. B. sata est aetas = sa-tast ae-tas • Synaloephe: o Verschmelzung, Verschleifung o auslautendes –m vor Vokal (nemorum avia) und anlautendes –h nach Vokal (perque hiemes) werden meist verschliffen (h gilt nur als Hauchlaut) o z. B.: nemorum avia = ne-mo-ra-vi-a perque hiemes = per-qui-e-mes quantum haec = quan-t(h)aec obtusum est = ob-tu-sumst Wortbetonung: - Akzent bzw. Iktus - Merke: Nur weil ein Vokal positionslang ist, muss er noch nicht lang gesprochen werden. Er kann auch kurz gesprochen werden, muss aber betont gelesen werden. Iambischer Senar - Vers der Sprechpartien der römischen Komödie die Longa (–) können zu ⏑⏑ aufgelöst werden drei Kürzen hintereinander – Tribrachys ⏑⏑⏑ obligatorische Kürze im letzten Versfuß / ⏕⏕ ⏑ / ⏕⏕ ⏑ / ⏕|⏕ ⏑ / ⏕|⏕ ⏑ / ⏕⏕ ⏑ / ⏑× ‖ ia6‖ 3
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