politik © BLGS 2/2016 Sonnenaufgang in Berlin. Liebe Kolleginnen und Kollegen, was wird die Reform der Pflegeausbildung bringen? Eine brisante Frage, die schon seit einiger Zeit heiß diskutiert wird. Aktivitäten in der Berufspolitik haben in allen Verbänden wieder Fahrt aufgenommen. Das neue Pflegeberufsgesetz ist das weiterhin beherrschende Thema. Es geht dabei nun tatsächlich um die inhaltliche Ausgestaltung, die Finanzierung und die Umsetzung in den Bildungseinrichtungen und nicht mehr um grundsätzliche Debatten, ob die Generalistik kommt. Der BLGS hat sich in diesem Prozess als verlässlicher, aber auch kritischer Partner gezeigt. Durch direkte Kontakte in die Arbeitsebene der Ministerien und eine gute Vernetzung mit anderen Verbänden können wir uns aktiv beteiligen. Hier werden wir weiterhin die Interessen der Lehrenden vertreten. Das Pflegeberufsgesetz soll in erster Stufe im Jahr 2016 in Kraft treten. Große Veränderungen stehen an. Das wurde auch wähHeilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (3) rend des Kongresses Pflege im Januar, der vom BLGS maßgeblich mitgestaltet wurde, deutlich. Im Rahmen des Kongresses fanden die Mitgliederversammlung des BLGS und die Vorstandswahlen statt. Die Ergebnisse finden Sie auf der Homepage unter www. blgs-ev.de. Ich möchte mich persönlich, aber auch im Namen des neuen Vorstands für Ihr Vertrauen bedanken und freue mich auf weitere fünf Jahre kritischer Auseinandersetzung für eine hochwertige Pflegebildung. Herzlichst Ihr Carsten Drude Vorsitzender 51 Kongress Pflege 2016 © BLGS Von Pflegeberufsgesetz bis Praxisbildung © BLGS Christine Vogler v.l. Michael Breuckmann, Ute Stahl, Uwe Beloch, Angelika Unger Auch in diesem Jahr war der BLGS wieder gut vertreten auf dem Kongress Pflege 2016 in Berlin. Zahlreiche Mitglieder sind angereist, denn neben der Mitgliederversammlung wurde ein interessantes und vielseitiges Programm angeboten. Zwei Programmteile mit insgesamt sieben Vorträgen waren vom BLGS gestaltet worden. Das Pflegeberufsgesetz bewegt zurzeit alle in der Pflegebildung Beschäftigten. Die Redner Michael Breuckmann, Carsten Drude und Prof. Dr. Wolfgang Heffels sprechen über die wichtigsten Veränderungen des neuen Berufsgesetzes aus den unterschiedlichen Perspektiven Schule und Hochschule. In dem Vortrag „Praxisbildung zwischen Planung und Zufall“, der von Christine Vogler moderiert wurde, formulieren Prof. Marlies Beckmann und Ute Müller-Hesselbach die Bedeutung von Pflegediagnosen und Pflegediagnostik in der Ausbildung, sowie die Stolpersteine in der Umsetzung. Ihr Fazit: Die deutsche Pflegepraxis hat großen Nachholbedarf. Sehr spannend war auch der Beitrag von Anne Thiele, die für ihre Masterarbeit das Thema „Belastungen Auszubildender in der Praxis“ untersucht hat. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unsicherheit der Auszubildenden vor jedem neuen Praxiseinsatz ein sehr zentrales Thema ist. Hieraus zieht Thiele das Resümee, dass der Vorbereitung auf Praxiseinsätze eine besondere Bedeutung beigemessen werden muss. Interessante Perspektiven für die Praxisanleitung zeigt Dr. German Quernheim auf. Diese kann nicht nur den Auszubildenden zugutekommen, sondern auch geschickt als Marketingkriterium genutzt werden. Abschließend beleuchten Prof. Dr. Anke Fesenfeld und Julia Schumacher die Praxisbildung in akademischen Strukturen. Neben dem fachlichen Austausch bot die gelungene Kongressparty am Freitagabend dann wieder Gelegenheit zum Austausch und Kennenlernen. Monika Dunkmann Akademisierte Pflegekräfte Entwicklung durch Bildung Durch die Reform des Pflegeberufsgesetzes hat die Diskussion um die hochschulische Bildung in der Pflege noch einmal an Bedeutung gewonnen. Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck, Professorin für Pflegewissenschaft am IPP der Universität Bremen, hat diesbezüglich die Frage gestellt: Befördert Akademisierung die Entfernung der Mitarbeiter vom Patienten? Ihrer Studie zufolge sind 48% der befragten Bachelor-Absolventen in der direkten Pflege tätig. Laut einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) sind jedoch 64% der akademisch qualifizierten Pflegekräfte in Leitungsfunktionen beschäftigt. Entwicklungserfordernisse sind für die Darmann-Finck unter anderem die Definition realistischer Aufgaben und die Schaffung von darauf abgestimmten Arbeitsplätzen. Die Qualifikationen der hochschulisch ausgebildeten Pflegefachpersonen sollten abgefragt und entsprechend entlohnt werden. Außerdem seien Mentoringprogramme erforderlich. Ein Projekt zur Integration akademisierter Pflegekräfte an der Universitätsklinik Regensburg wurde von Kirstin Fragemann vorgestellt. Dr. Doris Arnold und Dr. Alexandra Feiks von der Hochschule in Ludwigshafen referierten über 52 das Bildungskonzept und Modellprojekt zur Advanced Nursing Practice, im Rahmen des Gesamtprojektes Entwicklung durch Bildung. Durch akademische Bildung soll das Projekt konkrete Berufsperspektiven für Pflegefachpersonal schaffen. Zudem ist die Sicherung der pflegerischen und gesundheitlichen Versorgung der Westpfalz beabsichtigt. Abschließend sprach Helmut Schiffer, Pflegedirektor der Universitätsklinik Freiburg über den Einsatz akademisierter Pflegekräfte aus Sicht des Managements. Nach dem Motto: Wir überwinden Grenzen in der medizinischen Behandlung, in der Forschung und Lehre und in der Pflege und Personalentwicklung zeigte Fischer die Möglichkeiten von Arbeitsfeldern akademisierter Pflegekräfte, beschrieb die Aktivitäten des eigenen Unternehmens zur Personalförderung und zeigte zukünftige Wege der hochschulischen Bildung in Freiburg auf. Fakt ist, dass der erfolgreiche Einsatz von hochschulisch gebildeten Pflegekräften bereits heute Realität ist. Dies gilt es weiter auszubauen und in den Regelbetrieb zu überführen. Michael Breuckmann Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (3) © BLGS Der neue Bundesvorstand des BLGS: v. l. Uwe Beloch, Astrid Pajonk, Monika Dunkmann, Jochen Vennekate, Reinhard Dummler, Christine Vogler, Carsten Drude 21. Mitgliederversammlung des BLGS Neuwahlen des Bundesvorstandes Frischer Wind im Vorstand des BLGS: Der bisherige stellvertretende Vorsitzende Michael Breuckmann wurde aus dem Vorstand verabschiedet. An seine Stelle tritt Christine Vogler, die sich für die Position des stellvertretenden Vorsitzes hatte aufstellen lassen. Carsten Drude, der konkurrenzlos für den Vorsitz kandidierte, wurde mit einem klaren Votum von 99% im Amt bestätigt. Neues Mitglied im Vorstand ist Reinhard Dummler aus dem LV Baden-Württemberg. In ihren Ämtern bestätigt wurden Uwe Beloch, Monika Dunkmann, Astrid Pajonk und Jochen Vennekate. Insgesamt wurden 221 Einzelund Schulmitgliedschaftsstimmen abgegeben. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 36%. Der neue Bundesvorstand wird am 16. Februar zu der konstituierenden Sitzung in Berlin zusammentreffen. Mit der Wahl des neuen Vorstandes endete die Amtszeit von Michael Breuckmann. Bereits vor vier Jahren hatte er sich entschieden, in die zweite Reihe zurückzutreten und seinen Ausstieg aus der Mitarbeit im Bundesvorstand vorzubereiten. Auch wenn die Stabübergabe gut vorbereitet war, so war sie doch nicht weniger emotional. Viele Jahre intensiver Vorstandsarbeit liegen hinter Michael Breuckmann. Er hat durch seinen hohen persönlichen Einsatz und seine guten Kontakte entscheidend dazu beigetragen, dass der Verband die Möglichkeit hatte, sich so gut zu entwickeln. Wir sagen Danke dafür! Monika Dunkmann Aus den Ländern Bayern: BLGS gegen geplanten Pflegering Ein Blick zurück in die Geschichte der berufspolitischen Kämpfe um eine Pflegekammer in Bayern macht deutlich, dass das Rad seit geraumer Zeit wieder zurückgedreht wird: 2015 feierte der „Förderverein zur Gründung einer Pflegekammer in Bayern“ sein 27-jähriges Bestehen. Bereits 2011 hatte der damalige Gesundheitsminister Söder angekündigt, dass Bayern eine Pflegekammer bekommen wird. 2013 erschien der Abschlussbericht einer vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege selbst in Auftrag gegebenen, repräsentativen Studie, der die Einrichtung einer Pflegekammer empfiehlt. Gegen den erklärten Willen der betroffenen Berufsangehörigen und ihrer Verbände wird in Bayern jedoch eifrig am so genannten Pflegering weiter geschmiedet. Derzeit wählt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geeignete Personen für einen Gründungsausschuss aus. In vorangegangen Gesprächen mit dem Landespflegerat Bayern bot Staatsministerin Huml den 15 Pflegeberufsverbänden erst sechs, dann vier, anschließend zwei und zuletzt einen Sitz im geplanten Gründungsausschuss an. Für die Pflegepädagogik sollten zwei Sitze zur Verfügung gestellt werden. Eine Einladung des BLGS e.V. erfolgte nicht. Im Gegenzug ist eine ausreichende Zahl von Sitzen für Vertreter/innen handverlesener Träger sichergestellt. Heilberufe / Das Pflegemagazin 2016; 68 (3) Damit wird klar, dass eine starke berufsständische Interessenvertretung der Pflegenden in Bayern offenbar um jeden Preis verhindert werden soll. BLGS-Landesvorsitzender Rainer Ammende betont: „Der Bayerische Landespflegerat wird im Gründungsausschuss nicht mitwirken. Auch die Dekanekonferenz Pflege hat sich gegen das Hamsterradmodell ausgesprochen. Der von VerDi gewünschte, von der handverlesenen Arbeitgeberbank tolerierte und vom Ministerium geplante Pflegering wird ein Ort, an dem Pflegende auf Augenhöhe im Kreis laufen dürfen. Die Staatsministerin für Gesundheit und Pflege Huml betont immer wieder, dass ihr die Wertschätzung der Pflege wichtig ist. Sie hat den Wert der Pflege geschätzt. Das Ärztekammermitglied Huml kommt zu dem Ergebnis: Die Pflegenden in Bayern sind eine Pflegekammer nicht wert“. Fazit: Die Uhren gehen anders in Bayern. Die Pflegekammer kommt leider etwas später. Eine Stellungnahme zum Thema finden Sie auf der Internetseite des BLGS-LV Bayern unter www.blgs-ev.de/index.php/de/landesverbaende/lv-bayern/ bayernstellungnahmen Rainer Ammende 53 Pflegeberufsgesetz Laumann für generalistische Ausbildung Am 26.01.2016 fand in den Räumlichkeiten der Bundespressekonferenz in Berlin ein Gespräch mit dem BLGS-Vorsitzenden Carsten Drude und dem Bevollmächtigten für die Pflege der Bundesregierung, Staatssekretär Karl-Josef Laumann statt. Laumann machte deutlich, dass der beschrittene Weg des Pflegeberufsgesetzes der einzig sinnvolle sei. Einerseits um die Pflegeausbildung auch in Zukunft attraktiv zu gestalten und andererseits um den demografischen Entwicklungen in Deutschland aktiv zu begegnen. Die gleiche Meinung vertritt Carsten Drude: „Die Sorge mancher Träger und Verbände, dass sich in Zukunft keine jungen Menschen mehr für eine Pflegeausbildung interessieren, ist sachlich nicht begründet.“ Die Zusammenführung der drei Grundausbildungen führt dazu, dass sich junge Menschen nicht zu Beginn einer Pflegeausbildung schon auf einen bestimmten Sektor oder eine bestimmte Einrichtung festlegen müssen. Ein Wechsel ist auch nach vielen Berufsjahren noch möglich, da die Ausbildung grundsätzlich gleiche Bedingungen schafft. In Bezug auf die Selbstverwaltung machte Laumann deutlich, dass es nicht sein könne, dass „immer wenn über Pflege gesprochen wird, die Vertreterinnen und Vertreter der Pflege nicht mit am Tisch sitzen“. Ein deutliches Argument für den Aufbau weiterer Landespflegekammern, so wie es in Rheinland-Pfalz bereits vollzogen wurde. (CD) Pressekonferenz „Qualität, Leidenschaft, Engagement – Worauf kommt es künftig an?“; Berlin, 26. Januar 2016 (Veranstalter: Georg Thieme Verlag) Veranstaltungen und Termine 07.03.2016 LV Nordrhein-Westfalen 09.05.2016 Pflegepädagogisches Seminar 2016 – Unterrichtsstörungen meistern Regionalkonferenz Münster Ort: Münster www.blgs-nrw.de Ort: Wittlich www.fachbuch-richter.de 09.03.2016 1. Braunschweiger Pflegesymposium Ort: Braunschweig www.blgs-ev.de Ort: Bremen www.bremer-pflegekongress.de 10.–12.03.2016 Deutscher Pflegetag 26.05.2016 LV Niedersachsen/Bremen Ort: Berlin www.deutscher-pflegetag.de 08.–09.04.2016 Interprofessioneller Gesundheitskongress Ort: Dresden www.gesundheitskongresse.de/dresden/2016 12.04.2016 LV Nordrhein-Westfalen Regionalkonferenz Arnsberg Ort: Iserlohn www.blgs-nrw.de 18.04.2016 LV Nordrhein-Westfalen Regionalkonferenz Köln Ort: Düren www.blgs-nrw.de IMPRESSUM Herausgeber: Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS) Carsten Drude, Vorsitzender (verantwortlich) Alt Moabit 91, 10559 Berlin Tel.: 030 39 40 53 80, Fax: 030 39 40 53 85 [email protected]; www.blgs-ev.de 54 11.–13.05.2016 Bremer Pflegekongress/Deutscher Wundkongress Mitgliederversammlung Ort: Buchholz 13.06.2016 LV Nordrhein-Westfalen Regionalkonferenz Düsseldorf Ort: Mülheim www.blgs-nrw.de 24.06.2016 LV Nordrhein-Westfalen Regionalkonferenz Detmold Ort: Gütersloh www.blgs-nrw.de Werden Sie Mitglied Aufnahmeanträge sowohl für Bildungseinrichtungen als auch für Einzelpersonen finden Sie auf unserer Homepage (Rubrik „Über uns“): www.blgs-ev.de Der offizielle Newsletter der BLGS erscheint in Kooperation mit HEILBERUFE – Das Pflegemagazin. Verlag: Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann Director Professional Care: Falk H. 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