LEBEN, MORAL UND TOD (URKNALL, PHYSIK UND PHILOSOPHIE) Professor Dr. Ing. habil. K. Hofer, Uni Bielefeld Mit den Erkenntnissen der modernen Philosophie, Stringphysik, Hirnforschung, Neurowissenschaften und Kosmologie lässt sich erstmals ein geschlossenes Weltbild begründen, welches vom Urknall über die Entstehung von Atomen, Materie und Leben bis hin zum “Evolutionären Moralcode“ in unserem vorderen Schläfenlappen reicht. Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Verstand, welcher die Wahrheit nicht erschafft, sondern nur vorfindet bzw. erkennt (Aurelius Augustinus). Diese Fähigkeit erhebt den Verstand zur moralischen Richtschnur für uns Menschen. Im Folgenden sollen das menschliche Leben, die evolutionäre Moral und der Todesablauf beim Sterben aus den Blickwinkeln der Physik und der Philosophie beleuchtet werden. Denn die Philosophie ist die Quelle aller religiösen, gesellschaftlichen und politischen Moralvorstellungen und mit den Gesetzen der Physik lassen sich moralische Grenzwerte berechnen. Diese moralischen Messwerte werden vom so genannten Slaveryfootprint und vom Ökologischen Fußabdruck anschaulich bestätigt. Doch erst die Verknüpfung von Leben und Tod mit dem evolutionären Moralcode schließt den Kreis der Erkenntnis. Denn diese Leitlinien der Evolution sind für uns Menschen der alleinige Schlüssel, um sich einen würdigen Tod zu verdienen und für globale Gerechtigkeit zu sorgen. Dieser Beitrag möchte allen Menschen Mut machen, sich ihres Verstandes zu bedienen und sich nicht länger hinter religiöser Einfalt und kollektiven Lebenslügen zu verstecken. Verfasst wurde dieses kognitive Weltbild für moderne Zeitgenossen, die wissen wollen, was unsere Welt im Inneren zusammen hält und wie der eigene Tod dereinst ablaufen wird. 1. Wenn alles aus einem Punkt kommt, dann hat auch alles miteinander zu tun. Jeder Urknall markiert die Geburt eines neuen Universums, welches dann als organischer Schöpfungskörper heranwächst und nach Jahrmilliarden wieder stirbt. Während dieser langen Lebensphase nimmt die Komplexität der evolutionären Schöpfungsprodukte innerhalb eines Universums kontinuierlich zu (Strings- Atome- Materie- Planeten- Leben). Für den Zusammenhalt und die Strukturierung alles Stofflichen stehen der Evolution lediglich die beiden physikalischen Größen Energie und Masse sowie die immaterielle Größe Information zur Verfügung. Da die stoffliche Vielfalt eines Universums ausschließlich auf diesen drei elementaren Naturgrößen basiert, liegt hierin auch der Schlüssel für den Übergang von toter zu lebender Materie. Aus diesem erweiterten Blickwinkel sind Lebewesen hochcodierte Massehaufen mit reduzierter Entropie und begrenzter Haltbarkeit. Am Programmcode der Gene, der Formatierung und Steuerung der Organe und Körper sowie der gefühlsbestimmten Programmierung der Gehirne lässt sich die Handschrift der Evolution sehr anschaulich ablesen. Insbesondere die Gefühle, Gedanken und Erkenntnisse prägen unsere menschliche Existenz bis in den Tod hinein. Diese evolutionäre Entwicklungsgeschichte vom Urknall zum heutigen Menschen umfasste ca. 15 Milliarden. Dagegen ist die Menschheitsgeschichte mit ca. 16.000 Jahre eher gering, das heißt im Zeitraffer der Evolution spielen weder die Menschheit noch ihre zahlreichen Götter eine Rolle. In solch kosmischen Dimensionen ist unsere Erde nur einer von 1022 Sternen und Planeten des Universums, vergleichbar mit einem winzigen Wassertropfen in den unendlichen Weiten der Ozeane. Aufgrund dieser Tatsache ist die Entstehung von evolutionären Lebensformen auf anderen Planeten hochwahrscheinlich, wenn gleich ein direktes Aufeinandertreffen wegen der kosmischen Raum- und Zeitdimensionen extrem unwahrscheinlich ist. Bedenkt man außerdem noch die Tatsache, dass unser Universum aus ebenso vielen Atomen (1071) aufgebaut ist, wie ein Atom aus Strings (1071) besteht, dann ist die Entstehung von evolutionärem sind Le- ben und dessen Sterben die absolute Normalität in allen Winkeln eines Universums und zwar von subatomaren bis hin zu galaktischen Dimensionen. Und weil alles Stoffliche in unserem Universum aus einem Schöpfungspunkt (Urknall) kommt ist eine strenge Trennung von Atomphysik, Biologie, Philosophie und Kosmologie aus evolutionärer Sicht nicht vertretbar. Das Bindeglied zwischen den einzelnen Fachdisziplinen ist unser Verstand, der für einen nahtlosen Übergang und eine plausible Querverbindung sorgt. 2. Philosophie, die Quelle von Glaube, Moral und Verstand Die Geheimnisse des Universums und des Lebens zu lüften, prägen das Sinnen und Trachten der Menschheit seit Anbeginn unserer Existenz. Aufgrund ihres geringen Wissensstandes konnten unsere Vorfahren jedoch meist keine plausiblen Antworten auf ihre existentiellen Fragen finden, weshalb sie sich im Laufe der Jahrtausende zahlreiche Götter und Paradiese als Ersatz erschaffen haben. Mit diesen frei erfundenen Gotteswesen und Jenseitsmärchen hindern die Religionen ihre gutgläubigen Schäfchen bis heute am Gebrauch des Verstandes. Bei einem genaueren Blick auf die geistigen und moralischen Wurzeln der Menschheit fällt auf, dass sich praktisch zur selben Zeit vor 300 bis 400 Jahren v. Ch. zwei vollkommen gegensätzliche Philosophien etabliert haben. Das waren zum einen die naiven Aussagen der griechischen Naturphilosophen, welche alles um uns herum auf der Grundlage der vier Naturelemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft) erklärt haben. Im krassen Gegensatz dazu hat der griechische Philosoph Demokrit zur gleichen Zeit den Begriff “Atomos“ als das kleinste, unzerschneidbare Element für alles Stoffliche geprägt. Während die Religionen die griffigen Erklärungen der Naturphilosophie dankend übernommen haben und heute noch unverändert an ihre Gläubigen weitergeben, begann auf der Basis des Atomgedankens der Siegeszug menschlicher Erkenntnisse und Wissensgenerierung über die Jahrhunderte. Doch die Unterschiede sind weit weniger gegensätzlich, wenn man die religiösen Begriffe “Schöpfungsakt und Gotteswesen“ durch die Begriffe “Urknall und Evolution“ ersetzt. Bei einem ehrlichen Vergleich von Glaube und Verstand fällt nämlich auf, dass es in den Kernaussagen überhaupt keine gravierenden Unterschiede gibt. Das ist auch nicht verwunderlich, denn was die breite Masse der Menschheit über Jahrtausende hinweg von “Innen“ heraus als wahr erfühlt und erkannt hat, muss wahr sein. Und eine solche gemeinsame Wahrheit von gefühlter Moral und nüchternem Verstand ist die alte Weisheit, dass man sein Leben in Demut, Bescheidenheit und Nächstenliebe führen soll, um sich einen würdigen Todesablauf zu verdienen. Für diese elementare Erkenntnis menschlichen Lebens und Sterbens ist es nämlich auch vollkommen nebensächlich, ob man an die Entstehung der Welt durch eine Schöpfung eines Gottes glaubt oder in unserem Universum einen evolutionären Schöpfungskörper sieht, der seit dem Urknall sich selbst überlassen durch Raum und Zeit treibt. Eine zentrale Rolle menschlicher Existenz spielt die Evolutionäre Moral, welche uns über die Gene in den vorderen Hirnlappen übertragen wird. Diese Handschrift (Schöpfungssoftware) der Evolution kann jeder Mensch mit seinem Verstand erkennen und fühlen, egal ob er gottlos oder fromm ist. Auf diesen moralischen Vorgaben (Schöpfungsauftrag, Lebensleitlinien, Moralcode, Paradiesgedanke, Gottescode, Gewissen, Seele, etc.) basieren Träume und Nahtoderlebnisse ebenso wie religiöse Gebote, Verfassungen und Menschenrechte. Das Sterben ist eine gefühlsechte Animation des Gehirns mit dem Zwang zur Reue. Dabei werden unsere im Großhirn abgespeicherten Erinnerungen (Lebensschreiber, Black Box) an den moralischen Vorgaben der Evolution willenlos abgescannt. Dieser finale Kontrollcheck startet automatisch beim Eintritt des klinischen Todes und dauert ca. vier Minuten, die der Sterbende jedoch als eine Ewigkeit empfindet. Leben, Moral und Tod basieren auf Gefühlen und finden ausschließlich im Gehirn statt. Während das Leben ein ungerechter Zufall ist, erfolgt beim Sterben ein gerechter Ausgleich in Form eines Glückstraums (Himmel) oder Albtraums (Hölle). Mit dem Absterben der Hirnzellen löst sich der Persönlichkeitscode des Sterbenden in Nichts auf, wie die schöne Melodie auf einem zerstörten Tonträger 3. Vom Urknall zum Evolutionären Moralcode Auch wenn die Urknalltheorie letztendlich nicht beweisbar sein wird, so sprechen sämtliche Beobachtungen und Erkenntnisse für einen solchen Anfangszustand, aus dem sich unser Universum entwickelt hat. Während die evolutionäre Informationssteigerung (Atome, Materie, Planeten) zunächst extrem langsam verlief, begann mit der Abkühlung der glühenden Urerde und der Bildung einer Erdkruste vor 6 Milliarden Jahren eine explosionsartige Flut biologischer Schöpfungsprodukte. Beginnend mit den ersten Algen und Viren nahm die Anzahl der codierten Atom- und Molekülstrukturen rapide zu und führte dann vor ungefähr 500 Millionen von Jahren zu einem hochflexiblen, anpassungsfähigen und effizienten Schöpfungswerkzeug, nämlich den Genen. Auf der Basis von Abertausenden genetischer Programmcodes war es der Evolution damit möglich, unsere Natur in Form von Wäldern und Vielzellern, wie Bakterien, Fische, Kleinlebewesen, Dinos, Affen und andere Lebensformen mittels evolutionärer Programmierung hervorzubringen. Betrachtet man die letzten acht bis zehn Millionen Jahre der Weltgeschichte etwas genauer, dann hat die Evolution aus den Bonobos, einem Menschenaffen in Zentralafrika, zunächst den Urmenschen (Neandertaler) und seit 16.000 Jahren den anatomisch modernen Menschen (homo sapiens) entwickelt. Das evolutionäre Upgrade in unserem genetischen Code beträgt lediglich 1,5 Prozent gegenüber den Affenwesen. Das entspricht einem informationstechnischen Zugewinn im menschlichen Erbgut von ungefähr 22.500 Genen und besagt, jeder Mensch ist zu 98,5 Prozent ein Affe, was man wiederum an den vererbten Lebensfunktionen, Verhaltensmuster und dem Alterungsprozess nur unschwer erkennen kann. Insbesondere der Lebensschreiber (Black Box) im Vorderhirn ist ein wichtiges Vermächtnis unserer tierischen Vorfahren, da dieser Erinnerungsspeicher beim Träumen und Sterben eine wichtige Rolle spielt. Doch der gravierende Unterschied zum Tier liegt im menschlichen Verstand, der es uns ermöglicht, über den Aufbau des Kosmos und der Materie ebenso nachzu- denken wie über moralische Werte und Eigenverantwortung, Glück und Pech, Lebenssinn und Sterbeablauf zu reflektieren. Mit dieser Fähigkeit hat uns die Evolution allerdings ein hohes Maß an Verantwortung gegenüber der Schöpfung und den Geschöpfen auferlegt und lässt sich beim Abgang von der Lebensbühne jedes gelebte Leben moralisch rechtfertigen. Während die Philosophie moralische Werte erkennen und daraus Verhaltensmuster definieren kann, gibt sie allerdings keine Auskunft über moralische Grenzwerte und Messlatten. Dazu bedarf es physikalischer Methoden und Definitionen, was wiederum beweist, dass sich die Physik nicht nur auf das Zusammenspiel von Energie, Masse und Information beschränkt, sondern auch etwas mit Moral zu tun hat. 4. Physik, die Messlatte für moralisches Verhalten Während die Menschen in der Vergangenheit in erster Linie um moralische Grundwerte wie Freiheit, Brüderlichkeit und Gleichheit gekämpft haben, geht es in einer fortgeschrittenen Wohlstandsgesellschaft im Wesentlichen um die grenzenlose Freiheit bezüglich Konsum und Mobilität. Da für die Befriedigung dieser Begierden Energie und Rohstoffe erforderlich sind, muss man für eine ehrliche Bewertung zwangsläufig die Definitionen der Physik heranziehen. Um einen direkten Vergleich zwischen den elektrischen, mechanischen, thermischen und biologischen Energieformen herstellen zu können, bedient man sich der sogenannten SIEinheiten. Und bezüglich der unterschiedlichen Energieträger, wie Benzin, Kohle, Gas und Nahrung sowie deren Energieinhalte bietet sich der Vergleich mit einem Liter Benzin an. Das heißt, energetisch wäre es egal, wenn wir statt 1kg Nahrung alternativ 0,3 l Benzin pro Tag zu uns nehmen würden. Damit lassen sich dann auch sofort die Leistungsmerkmale des vieldiskutierten Dreiliterautos herleiten, ein überdachtes Moped mit ca. 50 km/h und 7,5 PS, nicht mehr. Ein äquivalentes Kriterium für die Bewertung von Energie, Umwelt und Moral ist das verfügbare Einkommen eines Menschen, denn das bestimmt seinen Lebensstandard und damit sei- nen Verbrauch an Energie und Rohstoffen. Bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 3.000 € könnte sich der Betreffende ca. 2.000 l Benzin oder ca. 300 kg Nahrungsmittel kaufen. Dabei ist die Verwendung des Einkommens für Waren, Dienstleistungen, Mobilität oder alles zusammen vollkommen egal. Auch der Abzug von Einkommenssteuern ist eher nebensächlich, denn die Differenz zwischen Brutto und Netto setzt dann eben der Staat zur Erledigung seiner hoheitlichen Aufgaben in Rohstoff- und Energieverbrauch um. Bildet man den Quotienten aus dem von der Natur vorgesehenen Energieverbrauch und dem tatsächlichen Verbrauch, so ergibt sich ein Faktor zwischen 10 und 200, je nachdem ob man sein Einkommen für Benzin oder Nahrung oder beides ausgibt. Auf alle Fälle verbrauchen wir mehr als die Natur uns zugesteht, bzw. verkraften kann. Der genaue Grenzwert für umweltfreundlichen Wohlstand und nachhaltige Mobilität lässt sich mit dem Ökologischen Fußabdruck errechnen. 5. Der Ökologische Fußabdruck Diese Messlatte ist ein untrügliches Maß dafür, ob der Energie- und Ressourcenverbrauch einer Nation der Umwelt und Natur schadet oder nicht. Denn für die Befriedigung und Erfüllung aller Bedürfnisse und Ansprüche eines Menschen nach Rohstoffen und Energie ist eine bestimmte Anbaufläche erforderlich. Bezieht man diese wohlstandsabhängige Biokapazität auf die tatsächlich vorhandene Leistungsfähigkeit der Naturflächen, erhält man einen umweltrelevanten Gewichtungsfaktor, den so genannten ökologischen Fußabdruck (Wackernagel, Rees). Der statistische Mittelwert des ökologischen Fußabdrucks eines EU-Bürgers beträgt danach ca. 3,0 Erden. Das heißt, für den lebenslangen Energieverbrauch eines durchschnittlichen Wohlstandsbürgers in Europa plus dessen Bedarf an Rohstoffen und Nahrungsmitteln wären nicht eine Erde sondern drei Erden erforderlich. Damit verbrauchen wir Europäer das Dreifache an Rohstoffen und Energie, als uns die Natur zugesteht. Weil es aber nur eine Erde gibt, zerstören Gesellschaften mit einem Fußabdruck größer Eins massiv die Natur und Umwelt. Dies gilt insbesondere für Wohlstandsstaaten wie Europa und die USA sowie für die Arabischen Emirate und Millionäre. Demnach müssten die Europäer ihren Energie- und Rohstoffverbrauch um 2/3 (66 %, die US-Amerikaner um 4/5 (80%) und Millionäre um 21/22 (95 %) reduzieren, um umweltfreundlich zu sein. Lediglich Geringverdiener, Bettler, Arme, Sklaven und Tiere sind umweltfreundlich. Aber dieser moralische Frevel an der Schöpfung geht direkt einher mit einem noch weit schlimmeren Frevel an den Geschöpfen. 6. Wohlstand, Umwelt und Moral Es gibt Menschen, die raffen Milliardenvermögen zusammen und es gibt Milliarden Menschen, die besitzen nichts und müssen hungern. Vor unserem Gewissen lässt sich das nicht mit “Glück oder Pech“ rechtfertigen. Denn ein Leben im Elend ist ebenso zufällig und ungerecht, wie unser Leben im Überfluss. Kein Mensch auf dieser Welt hatte den geringsten Einfluss darauf, wann und wohin er geboren wurde. Schon bei der Zeugung bekommt man genetische Eigenschaften von “intelligent, hübsch, ehrgeizig und gesund bis hin zu dumm, faul, hässlich und krank“ mit auf den späteren Lebensweg. Und nach der Geburt darf/muss man ohne eigenes Zutun unter “luxuriösen bis hin zu bettelarmen Lebensbedingungen“ aufwachsen. Vergleicht man seine eigenen Lebensverhältnisse mit denen früherer Generationen, so stellt man fest, dass man trotz weniger Zeitaufwand und Anstrengungen einen deutlich höheren Lebensstandard genießen kann. Das Wachstum unseres Wohlstandes entsteht durch kapitalistische Wertschöpfung, die sich immer mehr auf die armen Rohstoffländer verlagert hat. Das heißt, während es uns immer besser geht, werden die Lebensbedingungen in der Dritten Welt immer schlechter. Ehrlichkeit und Moral zwingen uns zu der bitteren Erkenntnis, dass man Wohlstand, Reichtum und Luxus nur anhäufen kann, wenn man die Menschen am unteren Ende der Wertschöp- fungskette um ihr Leben betrügt oder betrügen lässt, so wie man Fleisch nur essen kann, wenn man Tiere tötet oder töten lässt. Dieser moralische Frevel an den Geschöpfen lässt sich anhand des Slaveryfootprint verdeutlichen und beziffern. 7. Der Moralische Fußabdruck (Slaveryfootprint). Ein untrügliches Maß für die Ausbeutung der Menschen in den armen Rohstoff- und Produktionsländern ist der sogenannte Slaveryfootprint. Dieser gibt an, wie viele Sklaven für die Wertschöpfung eines bestimmten Lebensstandards wirtschaftlich ausgebeutet werden müssen. Der Wohlstand eines einzigen westlichen Normalbürgers verursacht danach ca. 25 Sklaven in der Dritten Welt. An diesem menschenunwürdigen Umgang mit den Geschöpfen beteiligen sich Humanisten, Atheisten und Gläubige gleichermaßen. Wohlstandswahn, Umweltverschmutzung und Ausbeutung gehen Hand in Hand. Diese traurige Wahrheit kann man an den Unwettern, Klimakatastrophen, Gletscherschmelzen, am Artensterben und Ozonloch sowie an der Verschmutzung der Weltmeere und Naturparadiese ebenso deutlich erkennen, wie an den über. 4 Milliarden hungernder Menschen. Dass davon ca. 10 Millionen Kinder pro Jahr verhungern und ca. 600 Millionen Kindersklaven sechzehn Stunden pro Tag Erwachsenenarbeit für das nackte Überleben verrichten, kommt erschwerend auf unser Wohlstandskonto noch hinzu. Diese moralische Unvernunft zwischen den evolutionären Vorgaben und der gesellschaftlichen Realität ist nur möglich, weil niemand wirklich verzichten möchte. Das macht den Kapitalismus und Wohlstandswahn brutaler als jede Art von Terrorismus und jede Diktatur. . 8. Einkommen, Umwelt und Moral Erstaunlicherweise halten sich die Menschen in den Wohlstandsländern durchweg für moralisch und umweltfreundlich, da sie hie und da spenden, den Müll trennen und auch schon mal das Auto stehen lassen. Über ihren gigantischen Verbrauch an Energie und Rohstoffen sowie dessen Einfluss auf die Umwelt und Mitmenschen haben sie keinerlei Vorstellungen. Im Prinzip will das auch kein Mensch wissen, damit er so wie bisher oder noch üppiger weiterleben kann. Von Seiten der Industrie und Politik wird dieser gedankenlose Konsumwahn werbemäßig angeheizt bzw. durch überzogene Wachstumsparolen weiter geschürt. Die Zeche dieser kollektiven Raffgier bezahlen die Natur und Tierwelt, sowie die Ärmsten der Armen in der Dritten Welt. Da die meisten Wohlstandsbürger mit den beiden Fußabdrücken nur wenig anfangen können oder wollen, soll jetzt noch ein Bezug zwischen Umweltzerstörung, Versklavung und Einkommen hergestellt und auf unterschiedliche Lebensverhältnisse bezogen werden. Denn das verfügbare Einkommen eines einzelnen Menschen bestimmt dessen Lebensstil und damit seinen Verbrauch an Rohstoffen und Energie. Wie mehrfach erwähnt, kann man Wohlstand nur zusammenraffen, wenn man die Umwelt massiv zerstört und die Ärmsten der Armen gnadenlos ausbeutet. Auf der Basis des Bruttosozialprodukts und der Einwohnerzahl errechnet sich für Deutschland ein mittleres Bruttoeinkommen von ungefähr 3.000 € pro Monat und Person. Setzt man diesen Betrag mit dem mittleren ökologischen Fußabdruck von 3 Erden gleich, so liegt die Umweltgrenze bei ungefähr 1.000 € Einkommen im Monat bzw. einem Energieverbrauch von 200 kWh pro Tag. Damit leben nur Bettler, Studenten, Rentner und Geringverdiener umweltfreundlich und sklavenfrei. Alle Einkommen, die darüber liegen, tragen zur Zerstörung der Umwelt bei und fördern die Ausbeutung in den ärmeren Ländern. Auch wenn die Moral eines Menschen mit zunehmendem Luxus rapide abnimmt, hoffen dennoch alle Gläubigen auf ein warmes Plätzchen im Jenseits und alle Ungläubigen, dass sie ungeschoren davonkommen. Dieser Widerspruch zwischen Evolutionärer Moral und gelebter Wirklichkeit macht die Unfähigkeit der Menschen im Umgang mit ihrem Verstand überdeutlich. Anstatt sich diesen menschenunwürdigen und beschämenden Tatsachen entgegen zu stellen, meiden Kirche, Politik und Gesellschaft den Verstand wie der Teufel das Weihwasser und verstecken sich feige hinter einer armseligen Doppelmoral: • • • • Pfarrer und Prediger sind Gauner und Schmarotzer, weil sie mit ihrem verlogenen Draht nach oben gut gläubige Menschen abkassieren. Wohlstandsbürger sind brutale Verbrecher an der Natur, weil sie mit ihrer Gier nach Konsum und Mobilität massiv die Natur und die Tierwelt ruinieren. Millionäre sind Umwelt- und Menschenschänder, weil sie ihre exzessiven Ansprüche skrupellos auf Kosten der Umwelt und der Armen befriedigen. Päpste und Kirchenfürsten sind alles zusammen, weil sie lieber Managergehälter kassieren und in Luxusherbergen mit Privatchauffeur residieren, anstatt in Jesussandalen den Armen zu dienen. Aufgrund seiner maßlosen Wohlstandsgier verliert jeder Europäer bereits im Alter von 25 Jahren, jeder US-Amerikaner schon mit 15 Jahren und jeder Millionär sogar schon nach 3,5 Jahren seine moralische Existenzberechtigung auf unserem Planeten. 9. Zusammenfassung Einen Allmächtigen im Jenseits gibt es ebenso wenig wie einen umweltfreundlichen Autofahrer oder einen nächstenlieben Millionär. Das heißt, die unübersehbare Strategie der Evolution, mit dem erweiterten Genom (Erbgut) des Menschen moralische Werte in die Welt zu bringen, ist bisher nicht aufgegangen. Nach wie vor meiden wir kollektiv den Verstand und stellen unsere Gier nach Konsum und Mobilität über die Evolutionäre Moral in unseren Köpfen. Doch jeder von uns ahnt, dass diese einfältige Rechnung spätestens in der Stunde des Todes nicht mehr aufgeht. Denn die Evolution lässt sich weder von religiösen Hintertürchen noch von gesellschaftlichen Lebenslügen täuschen, wenn beim finalen Kontrollcheck der Tod unser Leben gnadenlos an der Moral abscannt. Wir alle fühlen, wer sein Leben falsch führt, den bestraft die Evolution mit Todesangst. 10. Literaturhinweise Fred Hoyle: The Intelligent Universe, 1983 Philip Morrison: ZEHN HOCH, 1984 Brian Greene: The Elegant Universe, 1999 Ray Kurzweil: Singularity Is Near, 2003 Klaus Hofer: PROFESSOR LEBIB / BIBEL, 2004 Klaus Hofer: SEMILOGIE, 2011 Wackernagel: Ökologischer Fußabdruck Kaiser: Slaveryfootprint, DIE WELT, 2014 www.slaveryfootprint.com, 2013 Mehr zu diesem Thema finden Sie unter: www.semilogie.com. Die SEMILOGIE begründet ein kognitives Weltbild, welches vom Urknall, über die Entstehung von Materie und Leben bis hin zum evolutionären Moralcode in unseren Gehirnen reicht. Diese Plattform des Verstands und der Vernunft wurde für moderne Zeitgenossen verfasst, die den Jenseitshumbug der Religionen ablehnen und stattdessen wissen wollen, was unsere Welt im Inneren zusammenhält und wie der eigene Tod dereinst ablaufen wird. Der vorliegende Beitrag wurde im März 2016 an der Universität Hamburg im Rahmen der DFG- Frühjahrstagung vorgetragen. Sämtliche Rechte bleiben vorbehalten.
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