Bericht - Schützengau Holzkirchen

SCHÜTZENGAU HOLZKIRCHEN
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Neue Ziele im Visier
Nach 24 Jahren hat Lorenz Knoll sein Amt als Gauschützenmeister abgegeben – aber er bleibt voller Tatendrang
VON CHRISTIAN SELBHERR
Holzkirchen – „Mit den Ehrenämtern muss man rechtzeitig aufhören“, sagt Lorenz
Knoll und lacht. Fast ein
Vierteljahrhundert stand er
an der Spitze des Schützengaus Holzkirchen. Bei der
Wahl im Januar hat Knoll nun
nicht mehr kandidiert. „Ich
wollte in dem Job nicht alt
werden“, sagt der 61-Jährige
aus Hartpenning. Er hat seinem bisherigen Stellvertreter
Valentin Portenlänger ein lebendiges
Schützenwesen
übergeben, mit 26 Vereinen
und vielen Hundert aktiven
Mitgliedern.
Allerdings gebe es „eine
deutliche Überalterung“, sagt
Knoll. Auch wenn vielerorts
jüngere Aktive zu finden sind
– „es könnten mehr sein.“ Er
findet: „Die Vereine müssten
flexibler werden“ und offen
sein für neue Disziplinen. Als
Beispiel nennt er das Bogenschießen – eine traditionelle
olympische Sportart. Lange
Zeit hatten nur die Sauerlacher Schützen auch Bogensport im Angebot, inzwischen
ziehen mehr und mehr nach.
„Auch traditionelle Vereine
kommen darauf, dass Bogenschießen eine Bereicherung
für das Schützenwesen ist,
und sie damit neue Mitglieder
werben können“, sagt Knoll,
der als Vermessungsingenieur
in einem Münchner Ingenieurbüro arbeitet.
Neben Spaß am Wettkampf, der Traditionspflege
Legt das Gewehr nicht aus der Hand: Lorenz Knoll ist zwar nicht mehr Gauschützenmeister,
FOTO: THOMAS PLETTENBERG
dem Schießsport bleibt er aber verbunden.
und der Geselligkeit – warum
sollte man überhaupt den
Schießsport ausprobieren?
„Es ist erwiesen, dass der
Schießsport die Konzentration fördert“, sagt Knoll. „Viele
Jugendliche sind überreizt
und hyperaktiv. Beim Schießen müssen sie sich irgend-
wie ruhig halten, um zu einem
Ergebnis zu kommen.“
Stolz ist Knoll auf die sportlichen Aushängeschilder, die
der Schützengau in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat. „Das waren immer
die größten Erfolge, wenn jemand bei nationalen oder internationalen Meisterschaften
auf dem Treppchen stand.“
Zum Beispiel in der Vorderlader-Disziplin, in der Sportler
wie Leonhard Brader, Peter
Käpernick und Gudrun Wittmann regelmäßig Medaillen
bei Welt- und Europameisterschaften gewinnen. „In der
Vergangenheit hatten wir
auch in der Jugend einen
Deutschen Meister im Luftgewehr“. Klar habe es im Lauf
der Zeit auch einmal „Geplänkel oder Reibereien“ gegeben.
„Aber das haben wir immer lösen können.“
Für problematisch hält der
Hartpenninger hingegen die
wachsende Bürokratisierung,
über die auch andere Sportvereine klagen. Wer sich
heutzutage ehrenamtlich engagiert, muss sich im Steuerrecht auskennen, Gesundheitsauflagen beachten, fit im
Internet sein. Bei den Schützen kommt noch der sichere
Umgang mit Sportwaffen dazu. „Aber die Gesetze sind eigentlich die gleichen wie vor
30 oder 40 Jahren“, sagt
Knoll. Man nimmt sie ernst
und geht routiniert damit um.
Genauso wie mit den
jüngsten Meldungen, dass angeblich immer mehr Deutsche
den sogenannten kleinen
Waffenschein
beantragen.
„Das hat mit uns Sportschützen überhaupt nichts zu tun.
Einige Privatpersonen haben
Angstgefühle,“ sagt Knoll.
Aber wenn man sich die genauen Zahlen anschaue,
dann sei das gar nicht so dramatisch.
Was bleibt zum Schluss?
„Mein größter Dank gilt meiner Frau Getrud, dass sie das
alles mitgetragen hat. Das
Gute ist, dass wir beide dem
Schießsport frönen. Wir haben uns auch mehr oder weniger im Schützenverein kennengelernt.“ Ganz zurückziehen will sich der 61-Jährige
aber nicht. Er bleibt seinem
Verein, der SG Oberland/
Holzkirchen treu und will
wieder öfter selbst am Schießstand stehen: „Jetzt finde ich
endlich Zeit, mich bei dem einen oder anderen Wettbewerb zu beteiligen, weil Verwaltung und andere Verpflichtungen wegfallen.“
Und: „Ganz weg bin ich ja
auch nicht“, sagt Koll und
schmunzelt. Er ist im Schützengau jetzt für Aus- und
Weiterbildung zuständig. Seine Ziele hat er schon im
Blick. „Junge Leute finden,
die zum Beispiel einmal Trainer werden.“ Neue Trainingsmethoden lernen, Mitglieder
gewinnen und „Jugendliche
dafür begeistern, dass sie an
Meisterschaften teilnehmen“.
Es gibt viel zu tun – und Lorenz Knoll, so scheint es,
fängt gerade erst an.