Das Bühnenspiel - 326 die nächste Kneipe. Jetzt treten Knoll jun. nebst Braut Dieter Adam Marion in Erscheinung, und auch bei ihnen rauscht es Viele heißen Waldemar wegen des Briefes in der Papiermühle. Als Höhepunkt Schwank in einem Akt taucht nun auch noch Marions Mutter Kunigunde auf und verdächtigt Lisa, ein Verhältnis mit ihrem Mann, der ISBN 3-7695-1431-5 ebenfalls Waldemar heißt, zu haben... Bestimmungen über das Aufführungsrecht Ein deftiger Schwank von Dieter Adam, einem der Das Recht zur einmaligen Aufführung dieses Stückes Autoren von "Peter Steiners Theaterstadl". wird durch den Kauf der vom Verlag vorgeschriebenen Spieltyp: Deftiger Schwank Bücher erworben. Für jede Wiederholung bzw. weitere Spielanlaß: Vereinsaufführungen, Einlagen für Feiern Aufführung des Stückes muß eine vom Verlag Spielraum: Guckkastenbühne festgesetzte Gebühr vor der Aufführung an den Darsteller: 3 m 3 w Deutschen Theaterverlag PF 10 02 61, D-69442 Spieldauer: 30 - 45 Minuten Weinheim/Bergstraße gezahlt werden, der dann die Aufführungsrecht: Bezug von 7 Textbüchern Aufführungsgenehmigung erteilt. Personen Für jede Aufführung in Räumen mit mehr als 300 Plätzen Waldemar KNOLL - ein gemütlicher Familienvater ist außer dem Kaufpreis für die vorgeschriebenen Anfang 50 Rollenbücher eine Tantieme an den Verlag zu LISA Knoll - seine liebenswerte Frau entrichten. WALDEMAR Knoll jun. - beider Sohn, moderner junger Diese Bestimmungen gelten auch für Mann Anfang 20 Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen in MARION Donner - modernes, nettes Mädchen geschlossenen Kreisen ohne Einnahmen. um die 20 Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben, KUNIGUNDE Donner - deren streitbare Mutter, Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als Frau Ende 40 Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. Den Waldemar DONNER - deren geplagtes Männchen um die Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt. 50 Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung, Anmerkung: Im Stück werden die Personen mit Rundfunk- und Fernsehübertragung, sind vorbehalten. den fett gedruckten Namen Das Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der bezeichnet. Deutsche Theaterverlag PF 10 02 61, D-69442 Ort: Das Stück spielt im Wohnzimmer Weinheim/Bergstraße. der Familie Knoll, das überall und Für die einmalige Aufführung dieses Stückes ist der Kauf nirgendwo liegen kann von 7 Textbüchern vorgeschrieben. Zusätzliche Zeit: Heute Textbücher können zum Katalogpreis nachbezogen Das Bühnenbild werden. Gutbürgerliches Wohnzimmer. In der Mitte der Bühne Kurzinformation steht ein Tisch mit vier Stühlen, links ein kleiner Als Waldemar Knoll sen. seinen Lottozettel sucht, fällt Wohnzimmer- ihm ein heißer Liebesbrief in die Hände, der an einen schrank mit ganz kurzen oder gar keinen Beinen. Rechts gewissen Waldemar gerichtet ist. Knoll fühlt sich nicht erkennt man eine Anrichte oder einen Beistelltisch mit angesprochen und läßt das Schreiben für seinen Sohn, einem Radiorecorder. An der hinteren Wand sieht man der einer alten Familientradition folgend ebenfalls ein Fenster, an den übrigen Wänden Bilder, Teller ... Waldemar heißt, auf dem Tisch liegen. Dort findet ihn Auf- und Abgang jeweils nach, bzw. von links oder Knoll's Ehefrau Lisa, rastet aus und unterstellt ihrem rechts durch entsprechende Türen. Mann, ein Verhältnis mit seiner Sekretärin zu haben. In 1. Szene ihrem Zorn beschließt sie, Knoll zu verlassen und eilt Knoll davon, ihre Koffer zu packen. Ihr Mann verschwindet in KNOLL: 1 (sitzt am Tisch und notiert die Lottozahlen, die gerade im dieser Brief meinen Sohn. Der heißt nämlich auch Radio verlesen werden) Waldemar; eine alte Familientradition, den ältesten Sohn RADIO: nach dem Vater zu nennen. Mein Vater hieß schon so (diesen Text spricht man am besten auf Band und spult und mein Großvater ebenfalls. Mein Sohn ist jetzt sogar ihn während der Aufführung ab) soweit gegangen, sich einen Schwiegervater gleichen Hören Sie zum Schluß unserer Nachrichten noch einmal Vornamens zu suchen; seinen künftigen Schwiegervater die Lottozahlen. Sie lauten: 5 - 8 - 16 - 22 - 23 - 48 - wohlgemerkt. Bis jetzt ist er nämlich nur verlobt. Mein Zusatzzahl 1. Ich wiederhole: 5 - 8 - 16 - 22 - 23 - 48 Sohn, nicht der künftige Schwiegervater. Der ist Zusatzzahl 1. Diese Angaben sind wie immer ohne natürlich verheiratet. Gewähr. Nach einer kleinen Pause setzen wir unser (winkt ab) Programm mit der Sendung "Was kocht die junge Und wie der verheiratet ist, das arme Schwein! Ich Hausfrau ihren Lieblingen am Sonntag?" fort. möchte seine Frau jedenfalls nicht mal geschenkt; und KNOLL: wenn man sie mit Diamanten spicken und in goldenes (erhebt sich, geht zum Radio und schaltet ihn aus. Dabei Papier einwickeln würde. mißmutig vor sich hin brummelnd) (starrt wieder auf den Brief) Bei uns kocht die junge Hausfrau ihrem Liebling Was mache ich jetzt damit? Am besten, ich lege ihn auf sonntags überhaupt nichts; denn erstens ist aus der den Tisch, damit ihn Waldemar, wenn er heimkommt, jungen Hausfrau inzwischen ein alter Hausdrachen auch sieht. Und ich schau' in der Küche nach, ob ich den geworden und zweitens möchte sie am Sonntag Lottozettel dort finde. Vielleicht habe ich ja sechs ausgeführt werden. Nach Möglichkeit in die teuersten Richtige. Meine Frau meint zwar immer, ihr wäre es Gasthäuser, wo die Portionen in keinem Verhältnis zu lieber, wenn ich mal wieder einen Richtigen hätte, aber den Preisen stehen, und man schon bei der Suppe das ist natürlich dummes Weiber- überlegt, ob das nun wirklich die Suppe ist, oder ob bloß geschwätz! der Teller schwitzt. (schnell nach links ab) (schaut sich suchend um) 2. Szene Jetzt möchte ich nur wissen, wo der Lottozettel ist. Ich Lisa glaube, ich hatte ihn oben auf den Schrank gelegt. LISA: (geht hin und sieht nach) (kommt gleichzeitig von rechts herein) Hier ist er nicht. Aber vielleicht ist er ja hinten Wo steckt dieser Mann bloß wieder? Immer, wenn man runtergefallen. ihn mal braucht, ist er spurlos verschwunden. (schiebt unter komischem Ächzen den Schrank ein wenig Wahrscheinlich hockt er wieder auf dem Lokus und liest nach vorn und fördert einen Brief zutage) Karl May. Das kann er stundenlang. Irgendwann erstickt Ei, was haben wir denn da? er noch an seinem eigenen Mief. (beäugt das Schreiben neugierig von allen Seiten) (entdeckt den Brief auf dem Tisch und nimmt ihn an Merkwürdig! sich) (beginnt zu lesen) Was haben wir denn da? Mein innigstgeliebter, einmaliger, starker, (liest) verständnisvoller, heißblütiger Waldemar! Mein innigstgeliebter, einmaliger, starker, (wendet sich an das Publikum) verständnisvoller, heißblütiger Waldemar! Aber das bin ja ich! (läßt den Brief entgeistert sinken) (schüttelt entschieden den Kopf) Aber das ist doch die Höhe! Wer schreibt meinem Nein, nein, das ist unmöglich! Wer sollte mir einen Waldemar denn einen solchen Brief? solchen Brief schreiben? Aus dem Alter bin ich längst (verzieht grimmig das Gesicht) heraus! Ich und heißblütig! Der kann nur von seiner Sekretärin sein! Also hat er doch (kichert albern) ein Verhältnis mit ihr, der alte Höllenhund! Kein Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe! Sicher betrifft Wunder, daß er abends bei mir lendenlahm ist, wenn er 2 bei diesem Weibsstück den Heißblütigen spielt! Mal Ach so, du meinst den Liebesbrief an Waldemar? sehen, was sie weiter schreibt. LISA: (liest wieder) (außer sich vor Zorn) Es war wieder wunderschön mit Dir! Du bist eben doch Spiele nur nicht den Unschuldigen, du Wüstling! Ich der Allergrößte! weiß genau, wer mit diesem Brief gemeint ist! (läßt den Brief sinken - nachdenklich) KNOLL: Wenn ich's recht überlege, kann mein Mann mit diesem (immer noch unschuldig wie ein Kind) Brief eigentlich doch nicht gemeint sein, denn den Ja, unser Herr Sohn natürlich! Und du Neugierige Nase Allergrößten hat er...äh... hattest selbstverständlich nichts Besseres zu tun, als in (verhaspelt sich) den intimsten Angelegenheiten anderer Leute ...hmmm... also den Allergr... der Allergrößte ist er ja herumzuschnüffeln! Du solltest dich schämen, nun wirklich nicht! Vielleicht ist der Brief an meinen Schatzimaus! Sohn gerichtet? Aber wer sollte ihm so etwas schreiben? LISA: Seine Marion sicher nicht. Die sagt ihm das lieber (fauchend) persönlich. Also muß doch mein Waldemar gemeint Nenn mich nicht Schatzimaus! sein! Und geschrieben hat's seine Sekretärin! Natürlich! KNOLL: Ist ja auch mit der Schreibmaschine getippt! Na warte! (gelassen) (liest weiter) Na schön - Schatziratte! Immer, wenn Du mich in Deine starken Arme nimmst, LISA: komme ich mir wie im Siebenten Himmel vor! So auch Laß den Quatsch und versuche nicht abzulenken; denn gestern! wenn sich hier einer schämen müßte, bist du es, du alter (läßt den Brief sinken) Lustmolch! Natürlich - gestern! Gestern hat er angeblich wieder KNOLL: Überstunden machen müssen. Überstunden! (zutiefst erstaunt) (lacht sarkastisch) Iiich? Wieso das denn? Ich habe den Brief ja nicht Übungsstunden mit seiner Sekretärin wäre das gelesen, obwohl er mich brennend interessiert hätte. Ich passendere Wort dafür! Was für ein Pech für diesen weiß nämlich, was sich gehört! Es ist und bleibt eben Sexprotz, daß er den Brief hier auf dem Tisch vergessen eine der höchsten Tugenden des Mannes, nicht hat. Der kann was erleben! In seine Einzelteile werde ich neugierig zu sein! Das unterscheidet uns von den ihn zerlegen! Dem wird die Lust auf künftige Frauen! Liebesabenteuer gründlich vergehen! Er wird dazu gar LISA: nicht mehr in der Lage sein! Bei Sultan Hassan dem (empört) Verschleimten kann er sich als Eunuch verdingen! Erspare mir deine heuchlerischen Sprüche, du 3. Szene abgewrackter Westentaschencasanova! Ich glaube dir Lisa, Knoll sowieso kein Wort! Seit Monaten habe ich dich im KNOLL: Verdacht, daß du es mit dieser Sumpfdotterblume (kommt von links auf die Bühne) treibst! Das hier Ach, Schatzimaus, da bist du ja! Hast du zufällig den (fuchtelt ihm mit dem Brief unter der Nase herum) Lottozettel gesehen? - ist der endgültige Beweis dafür! LISA: KNOLL: (geht wie eine Katze fauchend auf ihn los und hält ihm (wird jetzt auch ärgerlich) den Brief unter die Nase - wütend) Du hast doch einen Vogel in der Größe eines Den Lottozettel habe ich nicht gesehen, aber das da! ausgewachsenen Elefanten! Ich treibe es weder mit einer Und das war wesentlich interessanter für mich! Sumpfdotterblume noch mit sonstigen KNOLL: Nachtschattengewächsen! Die einzige Frau, der ich seit (lacht harmlos) über fünfundzwanzig Jah ren meine Liebe und alles, was 3 dazugehört, schenke, bist du! berufsbedingt wie ein alter Käse gestunken. Aber das LISA: wird's wohl gewesen sein: Ich liebe Käse nun mal über (gehässig) alles! Davon habe ich aber schon lange nichts mehr gemerkt! KNOLL: Bei uns zuhause schenkst du deine Aufmerksamkeit (trocken) doch nur noch deiner Couch, auf der du regelmäßig Guten Appetit! jeden Abend vor dem Fernseher einpennst, du Penner! LISA: Aber ist das ein Wunder, wenn du dich tagsüber bei (winkt ab, tritt - Knoll und dem Publikum den Rücken deiner Schreibmaschinendompteuse austobst? Für die weisend - vor das Fenster und blickt hinaus - leidend) eigene Frau bleibt dann logischerweise nichts mehr Und wie dankst du es mir heute, Waldemar Knoll? Du übrig; denn soviel hast du in deinem Alter ja auch nicht poussierst mit deiner Sekretärin herum und läßt dir mehr zu bieten! Eine leere Zitrone kann man nicht mehr deine Leistungen auch noch schriftlich von ihr auspressen! Deshalb wundere ich mich eh, was dein bestätigen! Stenoblockflittchen an dir findet! KNOLL: KNOLL: (zieht hinter ihrem Rücken in stummer Mimik eine Gri- (laut) masse und zeigt ihr den Vogel) Ich ersuche dich höflichst, Fräulein Knickebein aus dem LISA: Spiel zu lassen! Sie ist eine überaus reizende Kollegin, Das ist das Ende, Waldemar Knoll! Ich verschwinde von die sehr viel Verständnis für mich und meine Probleme der Bildfläche - und zwar auf der Stelle! hat! Außerdem kocht sie besser Kaffee als du! KNOLL: LISA: (faltet die Hände und hebt sie mit strahlender Miene gen Sie scheint noch ganz andere Dinge besser zu Himmel) beherrschen als ich! Warum gehst du nicht zu ihr? Auf LISA: einen Rohrkrepierer wie dich kann ich schon lange (wendet sich wieder zu ihm um) verzichten! Ich hätte damals auf meine Mutter hören Laß dir deine dreckigen Unterhosen und käsigen Socken sollen! Sie hat nie etwas von dir gehalten! doch künftig von deinem geliebten Fräulein Knickebein KNOLL: waschen und stopfen. Ich habe lange genug für dich das Meinst du etwa, ich von ihr? Und daran hat sich bis Dienstmädchen gespielt; entschieden zu lange! Ich bin heute nichts geändert! Selbst unsere Grünpflanzen noch jung genug, um mir ein neues Leben aufbauen zu lassen die Köpfe hängen, wenn sie uns mit ihrem Besuch können. Aber billig wird das nicht für dich, Waldemar beehrt! Knoll! Du wirst ganz ordentlich für mich bluten müssen! LISA: KNOLL: Blas dich bloß nicht so auf, du Gartenzwerg! Du kannst (trocken) dich doch "von" schreiben, daß ich dich seinerzeit Als ob das etwas Neues wäre! Das mache ich doch genommen habe! Nicht mal den Hilfsschulabschluß ohnehin seit Jahren! hattest du geschafft! Was du heute bist, verdankst du LISA: einzig und allein mir! Wäre ich nicht gewesen, würdest Ja, spotte nur! Dir wird der Spott schon noch vergehen, du heute noch in der Käserei die Löcher in den wenn du erst das Scheidungsurteil in deinen fetten Emmentaler boh ren! Zu nichts anderem hast du doch Händen hältst! Nichts wird dir bleiben! Nur dieser Brief getaugt! hier! KNOLL: (drückt ihm den Wisch in die Hand) Dann frage ich mich, warum du mich trotzdem Laß ihn dir einrahmen und hänge ihn über dein Bett, genommen hast? falls du nach unsrer Scheidung überhaupt noch eins LISA: besitzt. Und nun entschuldige mich. Ich möchte meine Das frage ich mich heute allerdings auch! Du hattest Koffer packen! nichts, warst kaum schöner als heute und hast meistens (geht nach rechts ab) 4 4. Szene daß das bei meiner Familie anders ist. Nur ist es bei uns Knoll mein Vater, der seine Frau verläßt und zu seiner Mami KNOLL: zurückkehrt! (schaut ihr kopfschüttelnd nach) WALDEMAR: Da geht sie hin und kehrt nicht wieder! Und das alles (zuversichtlich) wegen eines Briefes, mit dem ich wirklich nichts zu tun Das wirst du mit mir nie erleben! Ich werde dir immer habe. Soll ich darüber lachen oder weinen? Am besten, ein liebender, treuer Ehemann sein. ich gehe nebenan in die Kneipe und genehmige mir ei- MARION: nen. Das kann mir zum Glück ja keiner mehr verbieten. Wollen wir's hoffen! Ich würde dir sonst die Augen (legt den Brief auf den Tisch zurück und geht, folgende auskratzen! Du weißt, wie eifersüchtig ich bin. Laß dir Zeilen nach der Melodie "Mein Vater war ein also niemals in den Sinn kommen, dich mit einer Wandersmann" singend, nach links ab) anderen abzugeben. Du würdest es wahrscheinlich nicht Der Papi ist ein freier Mann, das find' ich gar nicht überleben. dumm. Ich sauf' mir jetzt die Hucke voll, und niemand WALDEMAR: meckert 'rum! Valleri - vallera..... (fast etwas zu überschwenglich) (ab) Was brauche ich eine andere, wenn ich dich habe? Du 5. Szene bist die Sonne meines Lebens, an deren Strahlen ich Waldemar, Marion mich wärme. (wieder normal) (während Knoll singend abmarschiert, treten von rechts Möchtest du etwas trinken, Schatz? Waldemar der Jüngere und seine Braut Marion auf die MARION: Bühne) Ja, gern! Wenn's geht, eine Cola. WALDEMAR: WALDEMAR: Nanu, der Papa hat ja heute so gute Laune! Ob Mama Ich hole sie dir sofort. ihn mal wieder verlassen hat? Alles spricht dafür; denn (greift sich an den Kopf) dieses Lied hat er extra für diesen Glücksfall aller Halt, da fällt mir ein, daß wir keine Cola mehr im Haus Glücksfälle, wie er es nennt, umgetextet. haben. Ich laufe schnell 'rüber in den Supermarkt und MARION: hole ein paar Flaschen. Mach dir's inzwischen bequem, Verläßt sie ihn denn häufiger? Schatz. Ich bin gleich zurück. WALDEMAR: (gibt ihr einen Kuß und geht schnell nach rechts ab) So fünf- bis sechsmal im Jahr. Aber bis jetzt ist sie immer 6. Szene wieder zurückgekommen. Sie kann eben nicht ohne ihn Marion leben. Fünfundzwanzig Jahre schmieden offenbar doch MARION: aneinander. (tritt zum Radio und schaltet es ein. Sie sucht nach MARION: moderner Musik - Techno o.ä. - und geht, nachdem sie (seufzt melancholisch) sie gefunden hat, mit sich selbst tanzend zum Tisch. Dort Ja, und aus Liebe wird Gewohnheit! Ob das bei allen stutzt sie, greift nach dem Brief und beginnt zu lesen) Ehen der Fall ist? Mein innigstgeliebter, einmaliger, starker, WALDEMAR: verständnisvoller, heißblütiger Waldemar! Es war wieder (gibt ihr einen Kuß) wunderschön mit Dir! Du bist eben doch der Bei uns ganz bestimmt nicht, wenn wir erst mal Allergrößte! verheiratet sind! Wir werden uns immer und ewig (läßt sich auf einen Stuhl fallen und liest immer schneller lieben! und erregter) MARION: Immer, wenn Du mich in Deine starken Arme nimmst, Das haben deine und meine Eltern sicher auch einmal komme ich mir wie im Siebenten Himmel vor! So auch gedacht - und heute fliegen die Fetzen! Glaub nur nicht, gestern! Es war zwar etwas eng in Deinem alten VW, 5 trotzdem fühlte ich mich wie in einem goldenen WALDEMAR: Himmelbett! (begriffsstutzig) (läßt den Brief sinken und fängt zu weinen an) Was, sie ist mit dem Beckenbauer fort? Wie kommt der O, dieser Schuft, dieser hundsgemeine! Deshalb konnte denn hierher? er gestern also nicht zu mir kommen! Er hatte ein Date LISA: mit einer anderen! Meine Liebe allein genügt ihm nicht! (greift sich an den Kopf) Was er gerade behauptet hat, war gelogen! Und ich Mein Gott, steig mal runter von der Leitung, auf der du Riesenroß habe ihm geglaubt! Aber damit ist es jetzt stehst! Ich meinte: Vielleicht ist sie dahin, wohin selbst vorbei! Was soll ich mit einem Mann, der mich schon vor der Kaiser zu Fuß geht; auf's Klo nämlich! der Ehe betrügt? Anständige Männer war ten damit, bis WALDEMAR: sie verheiratet sind! Ich will diesen Kerl nicht mehr Ja, vielleicht! sehen! Nie mehr! Und seinen Verlobungsring kann er (stellt die Flaschen auf den Tisch, öffnet links die Tür und sich meinetwegen in Essig und Öl einlegen! ruft) (springt auf, zerrt den Ring vom Finger und knallt ihn Hallo, Schatzilein, wo bist du? samt Brief auf den Tisch) LISA: Leben Sie wohl, Herr Knoll! Ab heute müssen Sie wieder Lieber Himmel, bis dorthin mußt du ihr ja nicht "Sie" zu mir und meinen Eltern sagen! unbedingt nachlaufen! Vermutlich kann sie das schon (stürmt nach rechts von der Bühne) allein erledigen. Oder ist sie etwa noch nicht trocken? 7. Szene WALDEMAR: Lisa, dann Waldemar Doch, ich denke schon. LISA: (zu seiner Mutter) (kommt von links. Sie ist zum Ausgehen gekleidet, also Und du willst uns also wieder einmal verlassen? mit Hut, Mantel u.ä. - und schleppt zwei riesige Koffer LISA: mit sich, die sie prustend mitten auf der Bühne abstellt) Jawohl! Und diesmal endgültig! Stell dir vor: Dein Vater Eigentlich bin ich ein Kamel! Immer bin ich es, die ihn betrügt mich mit seiner Sekretärin! verläßt! Warum nicht mal umgekehrt? Warum muß WALDEMAR: immer ich die schweren Koffer schleppen? Das ist heute (ungläubig) das letzte Mal, daß ich es tue! Das nächste Mal ist er an Mit Fräulein Knickebein? Das glaubst du doch selbst der Reihe! nicht, Mama! (geht zum Radio und schaltet es aus - dabei) (lacht) Meine Güte, wer hört sich denn so einen Schwachsinn Dieses unscheinbare, unbedarfte, graue Mäuschen ist an? Da fallen einem ja die Plomben aus den Zähnen! vermutlich nicht einmal aufgeklärt! WALDEMAR: LISA: (kommt mit ein paar vollen Colaflaschen von rechts und Aber dein Vater ist es! Meine ich jedenfalls, sonst hätte ruft schon von draußen) er dich wohl nicht gezeugt. So, Schatzilein, da bin ich wieder! (seufzt) (tritt auf die Bühne - stutzt) Lang, lang ist's her! Nanu, wo ist denn Marion? WALDEMAR: LISA: (legt ihr tröstend den Arm um die Schultern) Außer mir ist niemand hier - und ich bin auch schon so Eben, Mama! Meiner Ansicht nach hat Papa nicht mehr gut wie weg. viel mit dem anderen Geschlecht im Sinn. Den WALDEMAR: interessiert doch nur noch, wie die Bayern, Dortmund, Ja, aber Marion müßte doch da sein! Leverkusen oder x LISA: (= örtlicher Verein) gespielt haben und welcher Film Ist sie aber nicht! Vielleicht ist sie dahin, wohin selbst wann und wo im Fernsehen läuft. Oder ist er etwa der Beckenbauer zu Fuß gehen muß. immer noch der feurige Liebhaber von früher? 6
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