Document

24 KREIS BÖBLINGEN
STUTTGARTER ZEITUNG
Nr. 223 | Samstag, 26. September 2015
Kreis Böblingen
Heute in Bondorf
Der Albtraum aller Männer wird wahr – die
Frauen übernehmen die Macht! Dieses Horror­
szenario für männliche Zeitgenossen lässt das
Theater Sturmvogel in einer Musik­Comedy le­
bendig werden. Zu Gast sind die musikalischen
Schauspieler in der Zehntscheuer in Bondorf,
Hindenburgstraße 92. Die Vorstellung beginnt
um 20 Uhr.
Sindelfingen
Mutmaßlicher
Brandstifter gefasst
In der Nacht zum 24. August hatte er die
Polizei und die Feuerwehr in Sindelfingen
in Atem gehalten: Nun hat die Polizei einen
mutmaßlichen Brandstifter geschnappt.
Der 21­Jährige soll damals einen Imbisswa­
gen am Sindelfinger Bahnhof angezündet
haben, Schaden: 15 000 Euro.
Der junge Mann geriet den Ermittlern
ins Netz, als sie nach weiteren Brandstif­
tungen vor einigen Tagen, als in Sindelfin­
gen mehrere Mülltonnen in Flammen
standen, nach Spuren suchten. Zeugen ga­
ben ihnen nach diesen Bränden Hinweise,
die zu dem 21­Jährigen führten. Am Mitt­
woch durchsuchte die Polizei seine Woh­
nung und fand Beweismittel, die darauf
hindeuten, dass der junge Mann den Im­
bisswagen in Brand gesteckt hatte. Bei der
anschließenden Vernehmung räumte er
ein, das Feuer in der Nacht zum 24. August
gelegt zu haben. Er bestreitet aber, für wei­
tere Brandstiftungen in Sindelfingen in
diesem Jahr verantwortlich zu sein. Die
Polizei ermittelt weiter.
Der 21­Jährige wurde am Donnerstag
dem Haftrichter vorgeführt. Dieser wies
ihn in eine Justizvollzugsanstalt ein. wi
Gläserne Produktion seit dem Jahr 2006: die neue Möbelfabrik liegt dem Herrenberger Bahnhof direkt gegenüber.
Gut gepolstert
für die Moderne
Seit 150 Jahren werden unter dem Namen Knoll Möbel
fabriziert – aber die Familie Benz hat das Sagen. Von Kathrin Haasis
Herrenberg
F
Verkaufshit von 1949 an: der Sessel Vostra
Polizeibericht
Leonberg
Auto aus Garage gestohlen
Dreiste Diebe haben in der Nacht zum Don­
nerstag aus einer Tiefgarage in Leonberg ein
Auto gestohlen. Der Audi Q5 ist etwa 25 000
Euro wert. Vermutlich waren die Täter durch
das Rolltor in die Garage im August­Lämmle­
Weg eingedrungen. Der Versuch, ein weiteres
Auto aus der Garage zu entwenden, scheiterte.
Wahrscheinlich dieselben Täter versuchten
dann im Kirschenweg vergeblich, die Türen
dreier Mehrfamilienhäuser aufzuhebeln. Die
Polizei bittet um Hinweise (0 70 31/13 00). wi
Der Fernsehturm: einst von der Firma Knoll
eingerichtet
Herrenberg
Teures Missverständnis
Eine leicht verletzte Autofahrerin und ein Scha­
den von 20 000 Euro sind die Folgen eines
Missverständnisses zwischen zwei Fahrerin­
nen in Herrenberg am .Donnerstag. Eine 58­
Jährige wollte aus einer Grundstücksausfahrt
in die Daimlerstraße abbiegen. Sie fuhr los,
weil sie davon ausging, dass eine 72­Jährige,
die mit ihrem Wagen nahte, in die Einfahrt fah­
ren wollte. Die Autos prallten zusammen. wi
Sindelfingen
Diebe reißen Kabel heraus
Kabel im Wert von 5000 Euro rissen Unbe­
kannte Donnerstagnacht auf einer Baustelle in
der Rosa­Leibfried­Straße im Sindelfinger
Stadtteil Maichingen aus ihren Halterungen
und nahmen sie mit. Mit ihrem brachialen
Diebstahl richteten sie einen Schaden an, der
sich auf weitere 6000 Euro summiert. wi
Fotos: Walter Knoll AG & Co. KG
Klassiker: der
Schalensessel
ür Markus Benz ist es eine his­ von 48 Jahren hatte er dann das richtige
torische Fügung, die zur Syn­ Gespür: Walter Knoll gründete zwei Jahre
these zweier Möbeldynastien vor der Errichtung der Weißenhofsiedlung
führte: 1993 kaufte sein Vater 1925 seine Möbelfabrik – um die Bauhaus­
Rolf Benz die Herrenberger Entwürfe in Serie zu produzieren. „Er woll­
Firma Walter Knoll. Damit gab der Polste­ te etwas Größeres schaffen“, sagt Markus
rer aus Nagold, der 1964 eine der erfolg­ Benz. Die Erfindung Prodomo zählt dazu,
reichsten Möbelmarken Deutschlands ge­ eine patentierte Polsterung mit elastischer
gründet hatte, dem Traditionsbetrieb Stahlbandfederung, die Sofas und Sessel
Knoll wieder eine Zukunft. Seither hat sich nicht nur komfortabler, sondern auch viel
die Zahl der Mitarbeiter auf 330 fast ver­ leichter und erschwinglicher machte. „Die
vierfacht, der Umsatz auf zuletzt 85 Millio­ Psychologie des Sitzens“, lautete sein fort­
nen Euro fast verzehnfacht. „Das Know­ schrittlicher Werbeslogan.
Nach Herrenberg zog es
how beider Familien basiert
Walter Knoll im Jahr 1937:
auf dem Handwerk, und das
Um expandieren zu können
hat Walter Knoll wieder zur
zog er in die leer stehende
Blüte gebracht“, beschreibt
Fabrik seines Schwiegerva­
Benz die gelungene Synthese.
ters. Vollmoeller war 1928 in
Der 54­Jährige führt seit der
der Weltwirtschaftskrise plei­
Übernahme die Geschäfte.
te gegangen. Den Standort
So wie der Name Rolf Benz
findet Markus Benz noch im­
für exklusive Sitzmöbel steht,
mer passend. „Unsere Pro­
klang auch Walter Knoll zu Foto: www.andy­ridder.de
dukte entspringen der Kultur
seiner Zeit nach Qualität und „Unsere Produkte
unserer Gegend“, sagt er –
Moderne. Umtriebig sei er ge­ entspringen der
und das ist schwäbische Präzi­
wesen, im Prinzip „ein Feger“,
sionsarbeit gepaart mit Erfin­
beschreibt Markus Benz den Kultur unserer
dergeist. Nach dem Zweiten
Namensgeber der Firma. Es Gegend und der
Weltkrieg gelang der Wieder­
war allerdings dessen Vater Menschen hier. “
aufbau unter anderem mit
Wilhelm, der am 6. Juni 1865
dem Sessel Vostra, der in den
in Stuttgart mit seinem Leder­ Markus Benz,
Knoll­Mehrheitseigentümer
1950er Jahren zu den ersten
geschäft das Fundament für
großen Sitzmöbelserien zähl­
die Firmengeschichte legte. Er
war der Erste, der in Deutschland den le­ te. Auch die Wirtschaftswunderära richtete
dernen Clubsessel produzierte und über­ Walter Knoll ein, darunter den 1956 eröff­
ließ seinen Söhnen 1907 einen Betrieb mit neten Stuttgarter Fernsehturm.
Erst als 86­Jähriger übergab Walter
drei Werken in und um Stuttgart, einer
Fabrik in Wien und einer Fertigung in Eng­ Knoll 1964 den Betrieb an seinen Sohn Ro­
land. Auch Walter Knoll hatte das Unter­ bert. Die Ausstattung des neuen Flugha­
nehmer­Gen: Als junger Kaufmann ver­ fens Berlin­Tegel bildete noch einen
suchte er mehrfach, sich selbstständig zu Höhepunkt in der von der Moderne
machen – sogar als Händler für Lederhand­ geprägten Firmengeschichte. Doch in
schuhe in den USA. Mangels Erfolg kehrte den blumigen Hippie­Jahren trafen die
Designs nicht mehr den Geschmack. Die
er jedoch in die väterliche Firma zurück.
„Er war ein kluger Mann: Er heiratete dritte Generation verkaufte die Firma und
reich“, sagt Markus Benz. Mit Maria Voll­ trotzdem bleibt das Erbe von Walter Knoll
moeller, der Tochter des damals größten erhalten. Mit einem gläsernen Neubau
Trikotage­Produzenten im Südwesten, ge­ setzten die neuen Eigentümer ein beacht­
langte er von 1909 an in neue Kreise. Sein liches Signal: In der Herrenberger Möbel­
Schwiegervater berief ihn in den Aufsichts­ fabrik wird weiterhin auf handwerkliche
rat, sein Schwager führte ihn in die künstle­ Fertigung gesetzt. „Unser Know­how kön­
rische Avantgarde Stuttgarts ein. Im Alter nen wir jedem zeigen“, sagt Markus Benz.
Zum Jubiläum wieder pro­
duziert: Klassiker wie der 58
Jahre alte Sessel 375
SCHWÄBISCHE MÖBELPIONIERE
Walter Knoll In Stuttgart wur­
de Walter Knoll 1878 geboren.
Als 14­Jähriger verließ er die
Schule, absolvierte eine kauf­
männische Lehre und verding­
te sich als Soldat. In den Jah­
ren 1897 und 1901 verbrachte
er längere Zeit in den Ver­
einigten Staaten. Aus der Ehe
mit Maria Vollmoeller gingen
fünf Söhne hervor. Der Erstge­
borene Robert übernahm
1964 den väterlichen Betrieb.
Mit seiner Fabrik war Walter
Knoll 1937 nach Herrenberg
gezogen. Dort wurde er auch
im Jahr 1971 beerdigt.
Nufringen
Männer stehlen Blumenkasse
Mit Gewalt haben zwei Männer am Donners­
tag eine Kasse an einem Blumenfeld zum Sel­
berpflücken entlang der Bundesstraße in Nuf­
ringen aus der Halterung gerissen und mitge­
nommen. Als der Besitzer hinzukam, flüchte­
ten die Männer mit einem grünen Kleinwagen
mit ausländischem Kennzeichen. wi
Kontakt
in New York eine Möbelfabrik,
um die Bauhaus­Designs zu
vermarkten. Das Unterneh­
men besteht noch heute und
setzt Milliarden um. Hans
Knoll starb 1955 bei einem
Redaktion Kreis Böblingen
Wilhelmstraße 34, 71034 Böblingen
Telefon: 0 70 31/49 88­66
Telefax: 0 70 31/49 88­88
E­Mail: [email protected]
Walter Knoll geht in die Luft – zumindest
seine Möbel im Zeppelin.
Eine patentierte Erfindung: Das Prodomo­Federungs­ und Bezugssystem von Walter Knoll
Hans Knoll Der Sohn setzte
die Erfolgsgeschichte in den
USA fort: Im Alter von 24 Jah­
ren gründete Hans Knoll 1938
Walter Knoll
Autounfall auf Kuba, seine
Witwe Florence verkaufte die
Firma zehn Jahre später.
Rolf Benz Nach einer Lehre als
Polsterer übernahm Rolf Benz
1951 in der Firma seines On­
kels in Nagold die Verantwor­
tung für die Polsterfabrikation.
1964 gründete der damals 31­
Jährige sein eigenes Unter­
nehmen. Im Jahr 1980 geriet
er in eine wirtschaftliche Krise
und verkaufte die Mehrheits­
anteile an seiner Gesellschaft.
Als der Investor 1998 wiede­
rum an die Hülsta­Gruppe
verkaufte, schied Rolf Benz
aus. Die Firma hat heute rund
450 Mitarbeiter. Rolf Benz ist
Aufsichtsratsvorsitzender der
Walter Knoll AG & Co. KG. kat