Offener Brief an die conwert-Aktionäre 01.03.2016 Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre von conwert, wir wenden uns heute im Zusammenhang mit unserem Schreiben vom 11. Februar 2016 an Sie, in dem wir die conwert Immobilien Invest SE („conwert“) aufgefordert haben, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen. Im Nachgang sind verschiedene Mutmaßungen darüber angestellt worden, wo unsere Interessen mit Blick auf conwert sowie die künftige strategische Ausrichtung und das Vermögen von conwert liegen. Angesichts der zunehmenden Spekulationen haben wir uns zu diesem offenen Brief entschlossen. Hierin wollen wir unsere Beweggründe für die Beteiligung an conwert erläutern. Außerdem wollen wir erklären, wie wir die aktuelle Strategie wahrnehmen und warum wir der Überzeugung sind, dass die von uns für den Verwaltungsrat vorgeschlagenen unabhängigen Experten der Schlüssel sind, um das künftige Wachstumspotenzial von conwert zu nutzen. Uns ist bewusst, dass es sich hierbei um eine komplexe Angelegenheit handelt. Für mehr Klarheit haben wir deshalb zusätzlich eine zusammenfassende Präsentation beigefügt. Unser Vorschlag ist ausschließlich im Interesse der Aktionäre. Er ist das Produkt wirtschaftlicher und praktischer Erwägungen und richtet sich in keiner Weise gegen jemanden persönlich. Wir sind davon überzeugt, dass Führungskräfte in Schlüsselpositionen in jedem erfolgreichen Unternehmen für ihre Leistungen belohnt werden sollen; sie müssen aber auch die volle Verantwortung für Fehlschläge während ihrer Amtszeit übernehmen. ADLER Real Estate AG („ADLER“) ist ein wesentlicher Aktionär der conwert. Über unsere Tochtergesellschaft MountainPeak Trading Ltd., die wir im August 2015 erworben haben, sind wir zurzeit mit 22,37 Prozent an conwert beteiligt. Nach dem Erwerb haben wir offene und umfangreiche Gespräche mit dem Verwaltungsrat und Management von conwert aufgenommen. Dabei ging es um Themen wie die langfristige Strategie von conwert und deren Umsetzung, aber auch um mögliche Bereiche der Zusammenarbeit und wie sie verstehen werden eine mögliche Vertretung von ADLER im Verwaltungsrat von conwert. Wir sind uns alle einig gewesen, dass conwert einen Schlussstrich unter die schwierigen Zeiten ziehen musste, die hinter dem Unternehmen lagen; außerdem brauchte conwert Unterstützung, um seine Performance, die Umsetzung der Strategie und die Corporate Gänsemarkt 50 20354 Hamburg Telefon 040-29 81 30-0 Telefax 040-29 81 30-99 e-mail: [email protected] Sitz der Gesellschaft: Frankfurt am Main Amtsgericht Frankfurt am Main HRB 72 87 Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Dirk Hoffmann Vorstand: Axel Harloff, Arndt Krienen Governance zu verbessern. Es ist besonders wichtig, darauf hinzuweisen, dass bereits zu diesem Zeitpunkt folgendes geschah: 1) Wir haben die allgemeine Strategie des Unternehmens befürwortet, nicht zum Kerngeschäft gehörende Vermögenswerte zu veräußern und das Unternehmen neu auszurichten; allerdings mit dem Unterschied, dass wir uns ausschließlich auf Deutschland fokussieren würden, um komplexe, teure und multinationale Strukturen zu vermeiden. 2) Frühe Überlegungen zu Akquisitionen wurden in beiderseitigem Einvernehmen verworfen, da sie nicht für beide Seiten von Vorteil gewesen wären. Wir haben jedoch mögliche Synergien ermittelt und uns vor diesem Hintergrund entschieden, im Bereich Immobilienmanagement mit conwert zusammenzuarbeiten. 3) Wir sind uns einig, was die Umsetzung umfangreicher Sparmaßnahmen betrifft. 4) Barry Gilbertson, aktuell Vorsitzender des Verwaltungsrats, hat seine Bereitschaft signalisiert, aus dem Verwaltungsrat von conwert auszuscheiden. Ursprünglich wurde er auf der Hauptversammlung 2015 als Vertreter der MountainPeak in den Verwaltungsrat berufen. Nach dem Eigentümerwechsel bei MountainPeak vertritt er jedoch nicht länger deren Interessen. 5) ADLER hat entscheidend dazu beigetragen, langwierige Rechtsstreitigkeiten beizulegen, sodass der Verwaltungsrat seine Handlungsfähigkeit wiedererlangen kann. Ungeachtet dessen wurde jedoch nach einer gewissen Phase der Einvernehmlichkeit ziemlich bald offensichtlich, dass das allgemeine Klima der Einigkeit nicht zu den entsprechenden Taten führte. Wir wissen und verstehen, dass der aktuelle Verwaltungsrat erst vor relativ kurzer Zeit ordnungsgemäß bestellt wurde und dass das Unternehmen es leid ist, dass ständige Streitigkeiten die Corporate Governance beeinträchtigen. Dementsprechend sind wir seit der Übernahmen unserer conwert-Anteile um einen kooperativen Ansatz bemüht gewesen und haben den Verwaltungsrat lediglich aufgefordert, die Meilensteine im Rahmen einer gemeinsam vereinbarten Strategie zu bestätigen. Diese Bemühungen haben bedauerlicherweise keine Früchte getragen. Mit einem Verwaltungsrat mit mehr Erfahrung, wie die von uns vorgeschlagenen Kandidaten, hätten die letzten sechs Monate ganz andere Ergebnisse bringen können. Wie ADLER ist conwert ein börsennotiertes Unternehmen und als solches gewissen Unsicherheiten in den Kapitalmärkten ausgesetzt. Untätigkeit hat in der Regel ihren Preis. Im Unterschied zum derzeitigen Verwaltungsrat und der aktuellen Führungsebene von conwert halten wir beträchtliche Anteile am Unternehmen – und tragen demnach auch das Risiko, das mit Untätigkeit verbunden ist. Wir haben ebenso wie alle anderen Aktionäre geduldig darauf gewartet, dass der Verwaltungsrat die nötigen Maßnahmen ergreift, um die Rentabilität des Unternehmens zu steigern. Es muss festgestellt werden, dass es dem aktuellen Verwaltungsrat nicht gelungen ist, die betrieblichen Schwachstellen des Unternehmens zu verbessern und die Mängel im Hinblick auf Kapitalstruktur, fehlende Portfolioausrichtung und geringe Transparenz zu beheben. Wir haben die vom Unternehmen veröffentlichten Informationen ausführlich analysiert und mit anderen Unternehmen in der Branche verglichen. Dabei haben wir die Gänsemarkt 50 20354 Hamburg Telefon 040-29 81 30-0 Telefax 040-29 81 30-99 e-mail: [email protected] Sitz der Gesellschaft: Frankfurt am Main Amtsgericht Frankfurt am Main HRB 72 87 Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Dirk Hoffmann Vorstand: Axel Harloff, Arndt Krienen folgenden Probleme festgestellt: 1) Wir befürchten, dass die vom Unternehmen berichtete achtprozentige Marge auf Basis des Buchwerts aus Veräußerungen zwar wie ein gutes Ergebnis aussehen mag, sich diese Geschäfte aber noch als Veräußerungen zu einem Preis unter Marktwert erweisen könnten. Dies wäre nicht im Interesse der Aktionäre. Wäre das Unternehmen rechtzeitig in angemessenem Umfang neu bewertet worden, wären diese Befürchtungen vermieden worden. Ein Beispiel: Das deutsche Portfolio von conwert notiert etwa beim 15-fachen der Nettomieteinnahmen; die Portfolios von Deutsche Wohnen und ADO hingegen werden mit ungefähr dem 18-fachen beziehungsweise 21-fachen bewertet. 2) Die angekündigten Einsparungen von 20 % der Unternehmenskosten scheinen nicht auszureichen um die Kostenbasis auf das Niveau anderer Branchenakteure zu senken. Legt man die öffentlich verfügbaren Informationen von conwert zugrunde und wendet eine branchenübliche Unternehmenskostenquote je Einheit an, kommt man zu dem Schluss, dass tatsächlich mindestens 40 % der Kosten eingespart werden müssen, um diese Ziele zu erreichen. Deshalb muss mehr getan werden – und es muss mehr Klarheit darüber geben, wo diese Kosten eingespart werden sollen und wie sie sich in eine umfassendere regionale Strategie einfügen. 3) Auf Grundlage öffentlich verfügbarer Kennzahlen gehen wir davon aus, dass alleine das deutsche Portfolio einen FFO I von ungefähr 55–60 Mio. Euro erzielt. Laut Prognose für das Jahr 2016 rechnet conwert jedoch nur mit 65 Mio. Euro FFO I für das gesamte Portfolio. Das entspricht ganz offensichtlich einer unterdurchschnittlichen Wertentwicklung der österreichischen Vermögenswerte. Das Unternehmen hat ferner keine Angaben zur Höhe der FFO II gemacht, die in Verbindung mit den ausgewiesenen Veräußerungen erzielt wurden. 4) Andere Unternehmen der Branche notieren an der Börse zurzeit mit einem Aufschlag von etwa 18 % über EPRA NAV, während conwert konstant zu einem deutlichen Abschlag gegenüber EPRA NAV von ungefähr 15 % gehandelt wird. Wir glauben, dass dieser Abschlag das Ergebnis schlechter Unternehmensführung und mangelhafter Geschäftstätigkeit ist. 5) Entgegen den aktuellen Spekulationen erkennen wir durchaus, welche Vorteile es haben kann, den LTV von conwert auf einem vergleichbaren Niveau wie die großen Branchenakteure zu halten, um die Bonität zu halten und möglicherweise zu verbessern. Letzteres würde wiederum zu wettbewerbsfähigen Preisen in den Fremdkapitalmärkten führen. 6) Die gescheiterte Anleiheplatzierung senkt die Chancen des Unternehmens deutlich, das derzeitige Investment-Grade-Rating zu halten. Außerdem schränkt sie die Möglichkeiten des Unternehmens ein, in Zukunft in den Kapitalmärkten zu agieren. Das kann einfach nicht im Interesse der Aktionäre sein. Dass die gescheiterte Platzierung der Anleihe tatsächlich im Interesse der Aktionäre gewesen sein soll (wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung am 25. Februar erklärt hat), ist eine besorgniserregende Vorstellung – schließlich hätte die Entscheidung für oder gegen die Kapitalmärkte beziehungsweise den Bankenmarkt vorher getroffen werden müssen, um Kosten für Beratung, Due Gänsemarkt 50 20354 Hamburg Telefon 040-29 81 30-0 Telefax 040-29 81 30-99 e-mail: [email protected] Sitz der Gesellschaft: Frankfurt am Main Amtsgericht Frankfurt am Main HRB 72 87 Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Dirk Hoffmann Vorstand: Axel Harloff, Arndt Krienen Diligence Prüfung, Rechtskosten und andere Ausgaben zu vermeiden, die nun die Aktionäre – also wir – tragen müssen. Dass die Anleihe nicht platziert wurde und die in Verbindung mit diesem Rückzieher kommunizierten Argumente werden sich wahrscheinlich auch auf künftige Kapitalmarkttransaktionen auswirken. 7) Agiert das Unternehmen nicht erfolgreich in den Kapitalmärkten, sinkt die Zahl der möglichen Finanzierungsquellen. Das wiederum steigert die Abhängigkeit vom Bankenmarkt, der dem Risiko aufsichtsrechtlicher Veränderungen unterliegt. Es kann nur im Interesse des Unternehmens sein, über alternative Finanzierungsquellen zu verfügen. Den oben genannten Herausforderungen kann nur begegnet werden, wenn die Leistung des Unternehmens deutlich verbessert wird. Vor diesem Hintergrund glauben wir, dass der Verwaltungsrat die Verstärkung durch engagierte, zielorientierte und unabhängige Experten benötigt. Als schließlich klar wurde, dass der aktuelle Verwaltungsrat nicht länger beabsichtigte, unseren Kandidaten – wie bisher -für den Vorsitzenden des Verwaltungsrats vorzuschlagen sahen wir uns zum Handeln gezwungen. Seien Sie versichert, dass wir uns die Entscheidung, für die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung, nicht leicht gemacht haben. Sie ist auch keine Reaktion auf die Weigerung, den neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrats zu nominieren. Wir haben diesen Schritt vielmehr getan, weil wir erkannt haben, dass dem bestehenden Verwaltungsrat mehr daran liegt, seinen Status zu wahren als im übergeordneten Interesse des Unternehmens zu handeln. Die beigefügte Präsentation trägt hoffentlich dazu bei, die Vorwürfe gegen ADLER und die unabhängigen Kandidaten zu entkräften und unsere Überzeugung zu untermauern, dass ein stärkeres Team für die künftige Entwicklung des Unternehmens von entscheidender Bedeutung ist. Unsere Vorschläge und Maßnahmen sind im Interesse der Aktionäre und nicht – wie von conwert behauptet – allein zum Vorteil von ADLER. Es ist daher klar, dass wir nur aus unserer Stellung als Aktionär von conwert heraus – und damit im Interesse aller Aktionäre – handeln.Es sei insbesondere gesagt: • Hätten wir die Beherrschung über das Unternehmen erlangen wollen , hätten wir, vor allem angesichts des aktuellen Aktienkurses, andere Maßnahmen ergriffen. • Hätten wir unterbewertete Vermögenswerte kaufen wollen, würden wir uns nicht für eine Neubewertung des Portfolios und die Verbesserung der Unternehmensleistung starkmachen. • Hätten wir durch die Berufung ADLER-naher Personen die Kontrolle über den Verwaltungsrat erlangen wollen (wie von conwert behauptet), hätten wir andere Kandidaten benannt als die vorgeschlagenen unabhängigen, renommierten Experten mit ihrem jeweiligen beruflichen Hintergrund. Wir sind zuversichtlich, dass Sie als conwert-Aktionäre unsere Perspektive nachvollziehen können und uns dabei unterstützen werden, mit den notwendigen Veränderungen die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens zu schaffen. Gänsemarkt 50 20354 Hamburg Telefon 040-29 81 30-0 Telefax 040-29 81 30-99 e-mail: [email protected] Sitz der Gesellschaft: Frankfurt am Main Amtsgericht Frankfurt am Main HRB 72 87 Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Dirk Hoffmann Vorstand: Axel Harloff, Arndt Krienen Mit freundlichen Grüßen Axel Harloff, Arndt Krienen, Tomas de Vargas Machuca Executive Board und Executive Committee der ADLER Real Estate AG Ihre Kontakte für Rückfragen: Investor Relations: Hillermann Consulting Christian Hillermann Poststraße 14, 20354 Hamburg Tel.: +49 (0)40/32 02 79 10 Fax: +49(0)40/32 02 79 114 [email protected] Presse: german communications dbk ag Jörg Bretschneider Milchstr. 6 B, 20148 Hamburg Tel.: +49 (0)40/46 88 33 0 Fax: +49(0)40/46 88 33 40 [email protected] Über ADLER Real Estate AG: Die ADLER Real Estate AG mit Sitz in Frankfurt am Main und Verwaltungssitz in Hamburg konzentriert sich auf den Erwerb, das Management und die Bewirtschaftung sowie auf die Privatisierung von Wohnimmobilien. ADLER investiert vor allem in Portfolien bzw. Beteiligungen an Wohnimmobiliengesellschaften in B-Lagen von Ballungsräumen, deren Bestände einen positiven Cashflow erzielen und die über nachhaltige Wertsteigerungspotentiale verfügen. Die ADLER-Tochtergesellschaft ACCENTRO Real Estate AG gehört zu den größten deutschen Privatisierern von Wohnungseigentum. ACCENTRO vertreibt gezielt geeignete Wohnimmobilien aus den Beständen des ADLERKonzerns und vermittelt zudem für Dritte ebenfalls Eigentumswohnungen an Selbstnutzer und Kapitalanleger, die etwa mit dem Erwerb einer Wohnung für ihre Altersabsicherung sorgen wollen. ADLER ist mit 22,37 Prozent an der conwert Immobilien Invest SE, Wien beteiligt, einem der führenden Immobilienunternehmen in Österreich. conwert hält über 80 Prozent seiner Immobilienbestände in A-Städten in Deutschland. Mit fast 50.000 Wohneinheiten gehört ADLER zu den fünf größten deutschen börsennotierten Wohnungsunternehmen. Neben der Notierung im FTSE EPRA/NAREIT Global Real Estate Index in London und im GRP General Index werden die Aktien von ADLER im Small Cap Index, dem SDAX der Deutschen Börse, gelistet. Gänsemarkt 50 20354 Hamburg Telefon 040-29 81 30-0 Telefax 040-29 81 30-99 e-mail: [email protected] Sitz der Gesellschaft: Frankfurt am Main Amtsgericht Frankfurt am Main HRB 72 87 Vorsitzender des Aufsichtsrats: Dr. Dirk Hoffmann Vorstand: Axel Harloff, Arndt Krienen
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