PDF der TZ vom 3 . März 2016 / Seite 8+9

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Report
Donnerstag, 3. März 2016
Münchner Top-Ärzte erklären
:
te
u
e
H
ihre besten Therapien
Der Beipackzettel zu
unserer Medizin-Serie
n Wechselwirkungen: Die
Ärzte, die in unserer Serie
jeweils nur eine Therapie
bzw. eine Erkrankung erklären, kennen sich oft
auch bei anderen Behandlungsmöglichkeiten
bzw. Krankheitsbildern
gut aus. Umgekehrt gilt:
Es gibt in der Regel auch
viele andere Ärzte, die die
hier vorgestellten Therapien gut beherrschen.
Foto: Your Photo Today
A
Knie, Arthrose,
Gelenkersatz
Knochensterben
Arthrose
Unser Experte
Unser Experte
PD Dr. Christian Prall, Klinikum der LMU
München, Nußbaumstraße 20, 80336
München, Tel: 089/4400-54040
www.chirurgische-klinik.de
Dr. Volker Smasal,
Oßwaldstraße 1a, 82319 Starnberg
Telefon: 08151/65270,
www.dr-smasal.de
Art bzw. Bezeichnung der Therapie
Behandlung der Osteochondrosis dissecans. Dabei handelt
es sich um eine Knorpel-Knochen-Erkrankung im Bereich
der Gelenkfläche, die auf einen bestimmten Bereich begrenzt ist und in Stadien verläuft. Zunächst kommt es zu
einer Schädigung des Gewebes, die noch rückgängig zu
machen ist. Im Verlauf wird das absterbende Knorpel-Knochen-Stück instabiler und löst sich schließlich ab. Im
Endstadium bestehen ein freier Gelenkkörper und ein Defekt im Bereich der Gelenkfläche.
Die typischen Beschwerden
Belastungsabhängige Schmerzen im Kniegelenk, Reizzustände mit Ergussbildung (Schwellung), im fortgeschrittenen Stadium Bewegungsblockaden.
Diese Untersuchungen sind nötig
Befragung des Patienten, händische Untersuchung des
Kniegelenkes, Röntgen, MRT.
Das Einsatzgebiet
Im Frühstadium sollte die Erkrankung bei jugendlichen Patienten konservativ behandelt werden. Wenn die konservativen Therapie nicht anschlägt und generell bei Erwachsenen, wird eine arthroskopische Anbohrung des betroffenen
Areals durchgeführt. Im fortgeschrittenen Stadium ist zusätzlich zur Arthroskopie eine kleine offene OP nötig.
So funktioniert’s
Frühes Stadium: Arthroskopie.
Dazu sind nur wenige kleine
Hautschnitte erforderlich. Zudem
kommt ein mobiles Röntgengerät
zum Einsatz. Der betroffene Bereich im Gelenk wird vom gesunden Knochen aus gezielt angebohrt und die Grenzzone wird
durchbrochen. So wird der erkrankte Bereich wieder besser
mit Blut versorgt. FortgeschritteDie
MRT-Aufnahme
nes Stadium: Arthroskopie mit zu- zeigt eine Osteochon­
sätzlichem, etwa 4 cm langen
drosis dissecans
Schnitt. Das instabile KnorpelKnochen-Stück wird herausgelöst. Das Gewebestück und
der beschädigte Bereich, aus dem es stammt, werden angefrischt. Dabei bohrt der Operateur kleine Löcher, um die
Durchblutung wieder in Gang zu bringen. Dann wird das
Gewebestück wieder eingepasst und mit kleinen versenkbaren Schrauben befestigt. Lücken werden mit Eigenknochen aufgefüllt. Wenn eine Wiederbefestigung des Gewebestücks nicht mehr möglich ist, muss es entfernt, der Defekt aufgefüllt und die Gelenkfläche wieder hergestellt
werden. Dabei können Knorpel-Knochen-Zylinder an einer
wenig beanspruchten Stelle des Gelenkes entnommen und
an die beschädigte Stelle versetzt werden. Alternativ kann
eigenes Knochengewebe aus dem Schienbeinkopf verwendet und mit Knorpelzellen gedeckt werden.
Der Ablauf
Eingriff mit Rückenmarks- oder Vollnarkose, Dauer 20 bis
60 Minuten. 1 bis 3 Tage Klinikaufenthalt. Nach der OP
muss der Patient für 6 Wochen Gehstützen benutzen.
Chancen und Risiken
Die Verfahren sind gut erprobt. In bis zu 95 Prozent der
Fälle gute bis sehr gute Behandlungsergebnisse, insbesondere bei jugendlichen Patienten.
Kosten
Werden von allen Krankenkassen übernommen.
Anmerkungen, Erläuterungen
Diese OP ist anspruchsvoll und gehört in die Hände eines
Spezialisten.
Art bzw. Bezeichnung der Therapie
Konservative Behandlung der Arthrose (Verschleiß von
Gelenkknorpel), Intraartikuläre Injektionen (Spritzen ins
Gelenk).
Die typischen Beschwerden
Verschlechterung der Gelenkbeweglichkeit, Anlauf- und
Belastungsschmerz, Gelenkschwellung, Bewegungsreiben, Deformierungen.
Fachbegriffe
n Synovia: natürliche
Gelenkflüssigkeit,
Gelenkschmiere.
n Patella: Kniescheibe.
n Implantate: Im Zusammenhang mit dem Thema Gelenkersatz handelt
es sich praktisch um Hightech-Ersatzteile, die ins Gelenk eingesetzt werden.
n Gonarthrose: So nennen
Mediziner Arthrose im
Kniegelenk. Trifft die Verschleißerkrankung beispielsweise das Hüftgelenk, dann ist von einer
Cox­arthrose die Rede.
n Injektion: Spritze.
n Gelenkerguss: Flüssigkeitsansammlung im Gelenk.
rthrose kann den Alltag
zur Qual werden lassen
– insbesondere dann,
wenn die schleichende Verschleißerkrankung ein weit
fortgeschrittenes Stadium
erreicht hat. Ist beispielsweise das Kniegelenk betroffen,
können die Patienten häufig
kaum noch ein paar Meter
schmerzfrei laufen, müssen
immer wieder Pausen einlegen und leiden mitunter sogar im Ruhestand. „Arthrose
lässt sich leider nicht heilen,
allerdings kann man die Beschwerden oft lindern“, weiß
Dr. Volker Smasal. In unserer großen tz-Gesundheitsserie erklärt der Spezialist,
wie man die Volkskrankheit konservativ behandeln
kann. Wenn die Erkrankung
zu weit fortgeschritten ist,
kann der Gelenkersatz den
Patienten helfen (siehe
rechte Seite). Zudem heute
Thema in der Serie: zwei
Knieerkrankungen, die oft
operiert werden müssen
(unten).
Andreas Beez
Diese Untersuchungen sind nötig
Befragung und Untersuchung mit Funktionsdiagnostik
des betroffenen Gelenkes, je nach Befund Ultraschall,
Röntgen, MRT, CT, eventuell Blutwertebestimmung.
Das Einsatzgebiet
OP an der Kniescheibe
Unser Experte
Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung. Wenn sich
die Beschwerden durch andere konservativen Therapien
nicht bessern, sind Spritzen mit Hyaluronsäure und/oder
Plasma aus Eigenblut eine Alternative. Sie können Schmerzen lindern und die Funktion des Gelenks verbessern. Empfehlenswert bei leichter bis mittelschwerer Arthrose (Grad I
bis III) großer Gelenke (Sprunggelenk, Knie, Hüfte, Schulter) und kleiner Gelenke (Wirbelsäule, Hände, Füße).
So funktioniert’s
Plasma aus Eigenblut: Aus einer Armvene wird Blut entnommen. In einer speziellen Zentrifuge wird das Plasma
von den übrigen Blutbestandteilen getrennt. In diesem
Plasma sind hochkonzentriert Thrombozyten (Blutplättchen) sowie viele Wachstumsfaktoren, welche die Entzündung im Gelenk hemmen und Heilungs- und Aufbauprozesse im geschädigten Gelenkknorpel anregen.
Hyaluronsäure: Sie ist überall im Körper, im Gelenk, im
Knorpel und in der Synovia (s. Fachbegriffe). Biotechnologisch hergestellte Hyaluronsäure wirkt als Schmiermittel,
verbessert Gleitfähigkeit des Knorpels und die Beweglichkeit des Gelenkes und reduziert so die Schmerzen.
Der Ablauf
Intraartikuläre Injektion: Wichtig ist die Beachtung der
Hygienemaßnahmen (Desinfektion des Einstichgebietes,
sterile Handschuhe). Der Patient muss über mögliche –
auch seltene – Risiken wie z. B. eine Gelenkinfektion informiert sein. Eine Kanüle (Spritzennadel) wird durch die
Haut gestochen und ins Gelenk geschoben. Teilweise wird
ein lokales Betäubungsmittel beim Einstechen unter die
Haut gespritzt, bevor man die Nadel weiter ins Gelenk
schiebt. Befindet sich ein Erguss im Gelenk, kann dieser
herausgezogen werden (Punktion). Der Wirkstoff wird
durch die Kanüle ins Gelenk gegeben. Sofort nach der Injektion ist eine allgemeine Belastung möglich, sportliche
Belastungen sollte der Patient für 1 bis 2 Tage reduzieren.
Chancen und Risiken
Beide Verfahren seit Jahren etabliert, Hyaluronsäure länger, Ergebnisse aus Studien bei Eigenblut-Plasma fundierter. Bei 80 bis 90 Prozent der Patienten Schmerzminderung und verbesserte Gelenkfunktion. Zeitgewinn, Einbau
eines künstlichen Gelenkes eventuell zu vermeiden, zumindest hinauszuzögern. Allgemeines Injektionsrisiko:
sehr selten Gelenkinfektion. Hyaluronsäure: Selten Hautreaktion, Gelenkerguss. Plasma: Autolog (körpereigen),
keine Nebenwirkungen bekannt.
Kosten
Für Hyaluronsäure (250 bis 350 Euro pro Behandlungsserie zahlen die meisten Privatkassen. Für Plasma aus Eigenblut (400 bis 700 Euro) viele Privatkassen.
Anmerkungen, Erläuterungen
Bei aktivierter (schmerzhafter) Arthrose sollte zunächst
die Entzündung behandelt werden. Zum Beispiel erst mit
Plasma aus Eigenblut und danach mit Hyaluronsäure.
Dr. Marc Hanschen,
Klinikum rechts der
Isar, Ismaninger Str.
22, 81675 M.
Telefon: 089/
41 40-22 71.
www.mri.tum.de
Art bzw. Bezeichnung der Therapie
Konservative und operative Versorgung nach Patellaluxation (Verrenkung der Kniescheibe).
Die typischen Beschwerden
Im verrenkten Zustand stärkste
Schmerzen, Fehlstellung der Kniescheibe. Der Patient kann das Kniegelenk nicht mehr bewegen. Bei
spontaner Reposition (siehe Fachbegriffe) oder nach Reposition durch
den Arzt schmerzhaftes Knie, teilweise mit Schwellung und Bewegungseinschränkung.
Diese Untersuchungen sind nötig
die konservative Therapie mit kurzfristiger Ruhigstellung gefolgt von
gezieltem Muskelaufbau (Verbesserung der „Führung“ der Kniescheibe)
die Therapie der Wahl. Bei KnorpelKnochen-Schäden ist zwingend eine
OP notwendig. In Abhängigkeit der
Größe des Schadens teilweise Wiederbefestigung des Bruchstücks, Ersatz des Knorpel-Knochen-Defektes,
oder Entfernung des Bruchstücks.
Die Eingriffe können größtenteils minimalinvasiv durchgeführt werden.
Wenn eine Bänderriss mit Instabilität der Kniescheibe entstanden ist,
ist die Reparatur des Halteapparates
der Kniescheibe empfehlenswert.
Der Ablauf
Eine Wiedereinrenkung der Patellaluxation ist unter Schmerzmitteln ohne Narkose möglich. Bei Begleitverletzungen ist meist eine OP unter
Vollnarkose nötig. Dauer der OP je
nach Schaden: 20 Minuten bis 2
Stunden. Die Patienten bleiben einige Tage in der Klinik, bis ein sicheres
Gehen mit Gehstützen möglich ist.
Gespräch u. a. unter dem GesichtsChancen und Risiken
punkt, ob eine wiederholte Verrenkung vorliegt, detailGrößtes Risiko der Palierte körperliche Untellaluxation ist die
tersuchung auf Risikoausbleibende Suche
faktoren wie zum Beinach Begleitverletzunspiel X-Beine oder eigen, hierdurch werden
ne Fehlbildung des
Folgeschäden und wieGleitlagers am Oberderkehrende Luxatioschenkel. Händische
nen begünstigt. Bei
Untersuchung der anfrühzeitiger Therapie
grenzenden Gelenke
Knorpel-Knochen-Schaden von Begleitverletzunund der Beinachse,
nach einer Verrenkung der gen haben 90 bis 95
Röntgen, teilweise
Prozent der Patienten
Kniescheibe
MRT und/oder CT. Einach der OP wieder ein
ne gezielte Suche nach Begleitverlet- vollfunktionsfähiges Knie. Risiken:
zungen ist notwendig, denn in bis zu
Es können Arthrose und Bewegungs40 Prozent der Fälle treten Knorpelstörungen, bedingt durch den KnorKnochen-Schäden an der Kniescheipel- und Bandschaden, enstehen.
be oder am Oberschenkelknochen
auf. Zudem kommt es durch den
Kosten
Riss von Kapsel und Bändern in bis
zu 70 Prozent der Fälle zur InstabiliWerden von allen Krankenkassen
tät, das heißt: Eine erneute Verrenübernommen.
kung ist möglich.
So funktioniert’s
Häufig spontanes Wiedereinrenken
der Kniescheibe, ansonsten schonende Reposition unter Schmerzmittelgabe durch den Arzt. Liegen keine
Knorpel-Knochen-Schäden vor, ist
Anmerkungen, Erläuterungen
Die Patellaluxation ist ein häufig unterschätztes Verletzungsmuster. Eine
sorgfältige Suche nach Begleitverletzungen und ihre Reparatur ist zwingend erforderlich, um Langzeitschäden zu vermeiden.
Report
Donnerstag, 3. März 2016
Prothese I
Prothese II
Unser Experte
Unser Experte
Prof. Rüdiger von EisenhartRothe, Klinikum r. der Isar,
Ismaninger Str. 22, 81675
M., Tel.: 089/ 4140-2271,
www.ortho.med.tum.de
Art bzw. Bezeichnung der Therapie
Die typischen Beschwerden
Ersatz des Kniegelenks bei Arthrose durch ein
Kunstgelenk. Hier: ungekoppelte Prothesen,
insbesondere aus dem Blickwinkel von älteren
Patienten.
Schmerzen, zunächst bei Belastung, aber später auch im Ruhezustand (Dauerschmerz). Eingeschränkte Beweglichkeit, vor allem bei der
Streckung des Beins.
Diese Untersuchungen sind nötig
Befragung, körperliche Untersuchung, Röntgen, teils MRT, CT (beim Individualimplantat).
Das Einsatzgebiet
Fortgeschrittene Arthrose (Verschleiß) des
Kniegelenkes mit entsprechenden Beschwerden und hohem Leidensdruck des Patienten.
So funktioniert’s
1) Anspruch: Der hohe (sportliche) Anspruch der
meisten Patienten erfordert eine optimale
Passform der Implantate, um die bestmögliche
Funktion und Haltbarkeit zu erzielen. Dies kann
nur durch variantenreiche Standardimplantate
oder noch genauer durch ein individuell gefertigtes Implantat gewährleistet werden.
2) Knochenverlust: Da
beim jungen Patienten
die Wahrscheinlichkeit
eines Wechsels der
Prothese hoch ist, sollte so wenig wie möglich Knochensubstanz
verloren gehen. Dies
gewährleistet, dass
Ein künstliches Knie- später ausreichend
Knochen für die Wechgelenk
sel-OP vorhanden ist.
3) Materialien: Durch die hohe Aktivität des jungen Patienten sind die Werkstoffe stark belastet. Dem muss durch die Wahl verschleißarmen
Materials Rechnung getragen werden.
4) Kinematik (Bewegungsablauf): Das Bandspiel der Prothese muss optimal angepasst
sein. Nur so können eine ausreichende Stabilität und zugleich gute Beweglichkeit des Gelenkes erreicht werden. Hier spielt die Erfahrung
des Operateurs eine entscheidende Rolle.
Der Ablauf
OP in Vollnarkose oder Rückenmarksanästhesie, Dauer 50 bis 90 Minuten, stationärer Aufenthalt für circa 5 bis 7 Tage. Danach Reha.
Gehstützen braucht der Patient für 2 Wochen.
Arbeitsunfähigkeit 4 bis 10 Wochen, Radeln,
Walken und Crosstrainer nach 4 Wochen,
stark belastender Sport nach circa 3 Monaten
wieder möglich.
Chancen und Risiken
Über 80 Prozent der Patienten sind mit der OP
sehr zufrieden. Komplikationsrisiko (z. B. Infektionen, Bewegungseinschränkungen) gering.
Kosten
Werden von allen Kassen übernommen.
Anmerkungen, Erläuterungen
Im Klinikum rechts der Isar werden pro Jahr
über 850 Gelenkersatz-OPs durchgeführt.
Typische Schmerzen bei Arthrose am Kniegelenk mit belastungsabhängigen Schmerzen,
Anlaufschmerz, Bewegungseinschränkung,
Streck- und Beugedefizit. Die Schmerzen nehmen nicht mit dem Alter zu, sondern sind vom
Ausmaß der Arthrose abhängig.
Diese Untersuchungen sind nötig
Röntgen (Beinachsenaufnahme), um große
Achsabweichungen am Knie (starkes O-Bein
oder X-Bein) auszuschließen (dann wäre eine
teil- oder vollgekoppelte Prothese erforderlich); körperliche Untersuchung mit Bestimmung der Stabilität des Kniegelenks (bei ausgeprägter Seitenbandinstabilität ist ebenfalls eine teiloder vollgekoppelte Prothese
erforderlich).
Ungekoppelte Knieprothesen
(Oberflächenersatzprothesen) werden altersunabhängig bei starker Arthrose ohne
ausgeprägter Seitenbandinstabilität eingesetzt.
Dr. Christian Kothny,
Clinic Dr. Decker.
Seestr. 10-12,
80802 München.
Telelfon: 089/
381 704 800
www.orthoendo.de.
Art bzw. Bezeichnung der Therapie
Kniegelenkersatz bei ausgeprägter
rheumabedingter Kniearthrose.
Die typischen Beschwerden
Bewegungs- und Belastungsschmerz,
Röntgenbild
der Prothesen
im Kniegelenk
Die häufigste Form der Prothesenverankerung
am Knie ist die Zementierung der Prothese an
den Knochen (mit Knochenzement, einem
Kunststoff, wird die Prothese im Knochen verankert). Dies ist besonders bei älteren Patienten mit schlechter Knochenqualität (Osteoporose) wichtig.
Der Ablauf
OP in Vollnarkose oder Rückenmark-Anästhesie (PDK). Dauer: 60 bis 90 Minuten. Nach der
OP 7 Tage Klinikaufenthalt, danach Reha – bevorzugt stationär für 3 Wochen. Meist kann
das Bein nach 2 Wochen zunehmend belastet
werden. Gehstützen sollten für mindestens 4
Wochen verwendet werden.
Chancen und Risiken
Die Chancen und Risiken sind bei allen Knieprothesentypen ähnlich. Das Ziel des Gelenk­
ersatzes besteht in einer Schmerzverringerung
und Verbesserung der Mobilität. Dies gelingt
auch meistens. Allerdings klagen speziell
beim Ersatz des Kniegelenks Studien zufolge
bis zu 20 Prozent der Patienten noch immer
über Beschwerden – meist über Schmerzen
an der Kniescheibe und Instabilitäten am
Knie. Grund: Die komplexen Bewegungsabläufe des Knies können durch ein Kunstgelenk
nicht komplett wiederhergestellt werden. Deshalb ist besonders beim Ersatz des Kniegelenks die Erfahrung des Operateurs mitentscheidend. Komplikationsrisiken sind: Infektion, Thrombose, Embolie, Wundheilungsstörung, Lockerung der Prothese, Bewegungseinschränkungen, verbleibende Schmerzen.
Kosten
Werden von allen Kassen übernommen.
Nachtschmerz, Schwellung, Ergüsse,
lokale Überwärmung.
Diese Untersuchungen sind nötig
Befragung, körperliche Untersuchung,
Röntgen, Ultraschall, teilweise Kernspin (MRT), in einigen Fällen auch
Computertomografie.
Das Einsatzgebiet
Der Eingriff soll bei Rheumapatienten
nur dann durchgeführt werden, wenn
das Gelenk auch wirklich arthrotisch
geschädigt ist (zum Teil mit Gelenkverformung, zunehmenden O- oder X-Beinen). Eine allgemeine Rheumatherapie
ist zusätzlich unumgänglich.
Teilgelenkersatz-Operation am Knie – Schlittenprothese innen (medial), außen (lateral)
oder Ersatz der Kniescheibe (retropatellar).
Schmerzen im Knie bei Belastung (Sport, Treppensteigen, unebener Boden), später auch in
Ruhe, jeweils hauptsächlich im betroffenen
Knieanteil (innen, außen, hinter der Kniescheibe), Ausstrahlung der Schmerzen möglich.
Diese Untersuchungen sind nötig
Befragung, händische Untersuchung, bildgebende Verfahren wie Röntgen und Kernspin
(MRT) eventuell Kniespiegelung (Arthroskopie)
vorab.
Das Einsatzgebiet
Ausgeprägter Gelenkverschleiß in Teilen des
Kniegelenks, gleichzeitig andere Teile des
Knies intakt, Einsatz, nachdem konservative
Behandlungen (Krankengymnastik, Kniespritzen, Medikamente) nicht angeschlagen haben.
Gelenkoperation durch relativ kleine Schnitte
(im Vergleich zur Vollprothese), Bearbeiten der
Einbaustelle durch Entfernung des Restknorpels, Einbau des Teil-Gelenkersatzes unter Erhalt/Schonung des restlichen Kniegelenks,
Befestigung mit oder ohne Knochenzement.
Der Ablauf
So funktioniert’s
Neues Knie bei Rheuma
Art bzw. Bezeichnung der Therapie
So funktioniert’s
Das Einsatzgebiet
Unser Experte
Dr. Christian Fulghum, endogap Klinik für Gelenkersatz,
Auenstr. 6, 82467 GarmischPartenkirchen, Tel. 08821/
771245, www.endogap.de
Die typischen Beschwerden
Die typischen Beschwerden
Wechsel-OP
Unser Experte
Prof. Volkmar Jansson, Uni­
klinikum Großhadern, Marchioninistr. 15, 81377 M.,
Tel. 089/4400-72761, www.­
orthopädie-grosshadern.de
Art bzw. Bezeichnung der Therapie
Totalendoprothese (kompletter Gelenkersatz).
Einsetzen von Standard- oder Individualimplantaten, insbesondere aus dem Blickwinkel
von jüngeren, sportlich aktiven Patienten.
Unser Experte
Schlitten
OP in Voll-, Teil- oder örtlicher Narkose, OP-Dauer
circa 1 Stunde, etwa 5 bis
7 Tage stationärer Klinikaufenthalt, danach ambulante oder stationäre Rehabilitation mit Physiotherapie, Bewegungsbad etc., Das Röntgenbild
Gehen mit Unterarmgehzeigt einen Teilgestützen für etwa drei bis
lenkersatz
vier Wochen, Arbeitsunfähigkeit je nach Beruf 1 bis 3 Monate, Sportfähigkeit nach 3 bis 6 Monaten.
Chancen und Risiken
Bei richtiger Eignung (Indikation) und sorgfältiger Ausführung der OP lange Lebensdauer des
Implantats, Schonung der anderen Kniegelenksteile, gegebenenfalls späterer Umbau in
Vollprothese möglich, durch Erhalt des Kreuzbandapparats stabile Verhältnisse und „gutes
Gefühl“ für das neue Knie; Knieinfekt, Thrombose, Einblutung, Verletzung von Blutgefäßen,
Nerven möglich, aber selten, hohe Zufriedenheitsrate in geübter Hand (keine einfache OP).
Kosten
Werden von allen Krankenkassen übernommen, auch von den gesetzlichen.
Anmerkungen, Erläuterungen
Haupterfolgsfaktoren sind die rechtzeitige OP,
die aktive Beteiligung an der Nachbehandlung,
die positive Einstellung zum Eingriff und die
umfangreiche Erfahrung des Operateurs. Eine
gründliche Suche nach der „richtigen Klinik“,
bei der diesbezügliche Expertise/Spezialisierung, ausführliche Aufklärung und nachgewiesen gute Ergebnisse vereint sind, lohnt sich.
So funktioniert’s
Die Gelenkoberfläche wird mit entsprechenden Schablonen (individuell angepasst) weggesägt. Zur besseren Verankerung im Knochen werden Stiele unterschiedlicher Länge in diesen eingebracht. Die beiden Prothesenteile werden miteinander verbunden (gekoppelt) – aber so, dass noch kleinere
Drehbewegungen der Komponenten
gegeneinander möglich sind. Ist dies
nicht der Fall, kommt es zu einer vorzeitigen Lockerung. Diese Koppelung
kann mehr oder weniger straff sein
(Fachbegriffe: semiconstrained oder
constrained).
Der Ablauf
OP in Vollnarkose, Rückenmarksnarkose oder Kombinationsnarkose. Stationbärer Aufenthalt circa 1 Woche, da-
9
PD Dr. Jan Zöllner, Benedictus Krankenhaus, Bahnhofstr. 5, 82327 Tutzing,
Tel: 081589/23 102, www.
krankenhaus-tutzing.de
Art bzw. Bezeichnung der Therapie
Austausch von Knieendoprothesen bei Verschleiß, Infektion, bei chronischen Schmerzen
mit Funktionsstörung oder Fehlstellung.
Die typischen Beschwerden
Häufige, zum Teil heftige Dauerschmerzen mit
Schwellung und Überwärmung. Teilweise Instabilität des Kunstgelenkes oder starke
schmerzhafte Bewegungseinschränkung und
Belastungsschmerzen.
Diese Untersuchungen sind nötig
Befragung, Untersuchung, Beurteilung der
Krankengeschichte sowie der aktuellen und
früheren Röntgenaufnahme des betroffenen
Gelenks. Eventuell ergänzende CT und Szintigrafie.
Das Einsatzgebiet
Schmerzen, Funktionseinschränkungen und
Gelenkfehlstellungen nach Knieprothesen-OP.
So funktioniert’s
Wenn die Ursachen abgeklärt sind, wird die
Knieendoprothese unter bestmöglichem Erhalt
der Knochensubstanz entfernt. Dies ist auch
bei einer fest sitzenden Prothese knochenschonend möglich. Anschließend nach Überprüfung der Bandstabilität Einsetzen der nun
geeigneten Knieendoprothese. Dabei stehen
mit oder ohne bandstabilisierende Unterstützung Knieprothesen in zementierter oder nicht
zementierter Variante zur Verfügung.
Der Ablauf
Operation wenn möglich in Teilnarkose/Regionalanästhesie. Stationärer Klinikaufenthalt circa 10 Tage bis zur Wundheilung, danach 3 Wochen Rehabilitation. Mobilisation ab dem ersten Tag nach OP. Gehen mit Stützen bis zum
Abschluss der Reha. Vollbelastung ab 2 Wochen nach OP möglich.
Chancen und Risiken
Schnell rückläufige Schmerzen mit voller Belastungsfähigkeit und guter Funktion. Die
Standzeit bzw. Lebensdauer der gewechselten
Prothese entspricht der einer ersten Knieprothese. Gering erhöhte allgemeine OperationsRisiken wie Nachblutung, Knochenbruch, Infektion, Thrombose, Nervenschaden.
Kosten
Werden von allen Krankenkassen übernommen, auch von den gesetzlichen.
Anmerkungen, Erläuterungen
Die Belastungsfähigkeit
einer gewechselten Prothese entspricht weitgehend der einer erst eingebauten Knieprothese. Der
Operateur verfügt über
umfangreiche langjährige
Erfahrung in etablierten,
unter anderem minimalinvasiven Operationstechniken im Bereich der Primär- und Revisionsendoprothetik (für Laien: beim
Ersteinsetzen bzw. bei
Wechsel-OPs).
nach 3 Wochen Reha. Gehen mit Stützen ab dem 1. Tag nach der OP, insgesamt für circa 3 Wochen (individuell
Schmerz abhängig). Vollbelastung ab 2
bis 3 Wochen nach der OP. Arbeitsunfähigkeit 8 bis 12 Wochen. Gehen,
Schwimmen und Radfahren ab der 3.
Woche, intensiverer Sport nach 3 bis 6
Monaten.
Chancen und Risiken
Rasche Besserung der Schmerzen im Gelenk, gerade Beinachse, gute Beweglichkeit (volle Streckung, Beugung über 120
Grad). Die allgemeinen OP-Risiken (Blutung, Infektion, Nervenschaden, Arthrofibrose, Restergüsse) sind minimal höher als
beim Einsetzen einer normalen Prothese.
Ein wieder gut sitzendes Implantat
Kosten
Werden von allen Krankenkassen
übernommen.
Anmerkungen, Erläuterungen
Eine intensive krankengymnastische
Betreuung ist zwingend nötig. Eigeninitiative ist sehr wichtig. Eine weitere
medikamentöse Therapie ist erforderlich, denn die allgemeine Rheumaerkrankung bleibt ja. Der Operateur hat
30-jährige Erfahrung in der minimalinvasiven Endoprothetik von Knie, Hüfte,
Schulter und Sprunggelenk. Er hat mit
seinem Team bis dato über 8000 Prothesen einsetzt.
Lesen Sie morgen Herz und innere Organe