Arbeiter kritisieren miserable Arbeitsbedingungen

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Donnerstag, 24. April 2014
www.rz-online.ch
REGION
Arbeiter kritisieren miserable
Arbeitsbedingungen
Der Simplontunnel wird zurzeit umfassend saniert. Die Arbeiter leiden dabei unter schlechten Arbeitsbedingungen. ­Mindestens zweimal musste die Ambulanz aufgeboten werden.
Brig Der Simplontunnel
wird saniert: Arbeiter be­
klagen sich über unzumut­
bare Arbeitsbedingungen,
vor allem die mangelnde
Luftqualität wird kritisiert.
Die Ambulanz war bereits
mehrmals vor Ort.
Seit März 2012 wird der Simplontunnel
umfassend renoviert. In mehreren Etap­
pen werden während drei Jahren Wei­
chen ersetzt und die Sohle abgesenkt.
Ausserdem wird die teilweise nicht
mehr funktionstüchtige Entwässerung
sowie der Gleisoberbau ausgewechselt.
Auch die bestehende Stromversorgung
ist veraltet und muss auf den neuesten
Stand der Technik gebracht werden.
Nicht zuletzt kümmern sich die Arbei­
ter im Inneren des Tunnels auch um
die Selbstrettungsmassnahmen. Dabei
werden in jeder Tunnelröhre Gehwege,
Handläufe, eine Notbeleuchtung und
Fluchtwegbeschilderungen eingebaut.
Auch beleuchtete Fluchtwege mit Tor­
abschlüssen werden installiert. Kosten­
punkt der Renovationsprojekte: Rund
170 Millionen Franken. Um die anfal­
lenden Arbeiten kümmert sich dabei
ein Konsortium, worin mehrere Baufir­
men involviert sind.
Beobachtungen eines Anwohners
Unlängst meldete sich ein besorgter
Anwohner bei der Rhonezeitung. «Ich
wohne in Sichtweite der Tunnelein­
fahrt. Oft bemerke ich Rauch und
Qualm, der aus der Tunnelöffnung aus­
tritt.» Sofort habe er an die Arbeiter ge­
dacht, die sich im Inneren des Tunnels
aufhalten. «Das muss die Hölle sein»,
teilt der Anwohner seine Befürchtun­
gen mit. Einige Tage später bemerk­
te er einen Krankenwagen, der erst ei­
nen Zug passieren liess und sich dann
um den Abtransport eines offensicht­
lich verletzten Arbeiters kümmerte.
«Dasselbe Szenario hat sich einige Tage
später wiederholt», erklärt der Anwoh­
ner. «In knapp zwei Wochen wurde die
Ambulanz mindestens zweimal aufge­
boten.» Die starke Emissionsentwick­
lung, verbunden mit den Auftritten des
Krankenwagens, lässt die Schlussfolge­
rung zu: Die Arbeiter leiden unter den
schlechten Luftbedingungen und kolla­
bieren. Dieser Verdacht wird von Mat­
thias Volken, Betriebsleiter der Sanität
Oberwallis, nicht bestätigt: «Es ist wahr,
dass die Sanität Oberwallis regelmässig
Einsätze zum Portal des Simplontun­
nels fährt. Da der Tunnelbau mit einem
gewissen Risiko verbunden ist, sind die­
se Einsätze allerdings nichts ausserge­
wöhnliches.» So habe man bei den Pa­
tienten keine Vergiftungen infolge von
Emissionen feststellen können. Viel­
mehr würden sich die Arbeiter durch
Fehltritte verletzen. Auch Schnittver­
letzungen seien an der Tagesordnung.
Dies sei in erster Linie auf die einge­
schränkten Platzverhältnisse im Inne­
ren des Berges zurückzuführen.
Arbeiter beschwerten sich
Nichtsdestotrotz wurden mehrere
Tunnel-Arbeiter bei der Gewerkschaft
UNIA vorstellig. Ihre Kritik: Die Ar­
beitsbedingungen im Inneren des
Tunnels sind nicht auszuhalten, die
Luftqualität ist miserabel. «Bei den Ar­
beiten wird schweres Gerät benötigt,
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so kommen zum Beispiel auch Die­
sellocks zum Einsatz», weiss UNIA-Ge­
werkschaftssekretär Nevio Giraldi. «Die
Emissionen stauen sich im Inneren des
Tunnels, ich kann mir gut vorstellen,
dass die Luftqualität sehr schlecht ist.»
Zwar bestätigt auch Giraldi, dass der
Simplontunnel eine logistisch schwie­
rige Baustelle sei. Aber: «Die Sicherheit
der Arbeitnehmer muss zu jedem Zeit­
punkt gewährleistet sein. Es darf nicht
sein, dass die Gesundheit der Arbeiter
in Mitleidenschaft gezogen wird.» Aus
diesem Grund suchten die Gewerk­
schafts-Mitarbeitenden verschiedene,
in die Bauarbeiten involvierte Unter­
nehmungen auf und konfrontierten
diese mit der Kritik der Arbeiter. Das
habe allerdings keine Wirkung gezeigt.
«Für die Sicherheit der Arbeiter und die
Luftmessungen seien die Inspektoren
der SBB zuständig», fasst Giraldi die er­
haltenen Antworten zusammen.
brandinghouse
Stellungnahme der SBB bleibt aus
Natürlich wäre es interessant zu erfah­
ren, wie die SBB die Kontrollen auf den
Baustellen organisiert, wie sie die Si­
cherheit und die Luftqualität auf den
eigenen (Tunnel-)Baustellen einschätzt
und wie die Schweizerischen Bundes­
bahnen zur Kritik der SimplontunnelArbeiter Stellung beziehen. Leider ist
dies nicht möglich. «Besten Dank für
Ihre Anfrage. Diese ist terminlich sehr
knapp, leider konnte ich deshalb Ihre
Fragen bezüglich Arbeitsbedingungen
noch nicht klären, da ich die zuständi­
ge Ansprechsperson bisher noch nicht
erreichen konnte», teilt Franziska Frey,
Mediensprecherin bei der SBB, mit. Da­
gegen erwähnt Nevio Giraldi ein Prob­
lem, das im Zusammenhang mit den
«Rällu» im Schnee
Besuchen der SBB-Inspektoren auftritt.
«Die Kontrolleure melden sich jeweils
auf den Baustellen an. Natürlich gibt
es beim Besuch eines Inspektors keine
Probleme, natürlich ist die Baustelle in
tadellosem Zustand.» So würden die
Maschinen, welche viele Emissionen
verursachen, einfach ausgeschaltet.
Die Schattenseite des Tunnels
Der Simplontunnel gilt seit jeher als
schwierige Baustelle. So forderte der
Bau der rund zwanzig Kilometer lan­
gen Verbindung zwischen der Schweiz
und Italien 67 Todesopfer, zusätzlich
starben viele der Bauarbeiter später an
Folgekrankheiten. Sowohl beim Bau
der ersten Röhre (1898 – 1905) als auch
beim Bau der zweiten Verbindung
(1912 – 1921), hatten die überwie­
gend italienischen Arbeitskräfte auch
mit den hohen Temperaturen und den
auftretenden Emissionen im Inneren
des Bergs zu kämpfen. Aufgrund der
miserablen Arbeits- und Lebensbedin­
gungen (zum Beispiel in den Arbeiter­
slums in Naters) traten die damaligen
Arbeiter in Streiks, welche von der Ar­
mee und von Bürgerwehren nieder­
geschlagen wurden. Heute, rund 116
Jahre nach dem Baubeginn des Simp­
lontunnels, scheint sich die Geschich­
te teilweise zu wiederholen: Erneut
klagen Bauarbeiter über schlechte Ar­
beitsbedingungen und das Risiko von
gesundheitlichen (Folge-)Schäden, er­
neut lassen sich die Verantwortlichen
nicht gerne in die Karten blicken. Da­
mals wie heute sind die Bauarbeiter die
Leidtragenden. Aktuell installieren sie
im Inneren des Tunnels neue Sicher­
heitsvorkehrungen und müssen dabei
um ihre eigene Sicherheit fürchten. tt
Volg.
Im Dorf daheim.
In Vrin GR
zuhause.
(Foto: Josef Escher)
Die Kinder hatten ihre helle Freude an der weissen Pracht.
Simplon-Dorf Da hat sich Frau Holle
aber was Besonderes ausgedacht. Über
die Osterfeiertage fielen auf der Simp­
lonsüdseite nicht weniger als 30 Zenti­
meter Neuschnee. Die Folge: Die Kinder
und Jugendlichen mussten im Schnee
«ga rällu».
Die alte Tradition geht weit bis ins vo­
rige Jahrhundert zurück und wird je­
weils in der Karwoche durchgeführt.
Vom Gründonnerstagabend bis am Os­
tersamstag marschieren die jugendli­
chen Mitläufer mit ihrer «Rälla» laut­
stark durchs Dorf und machen auf die
Gebets- und Gottesdienstzeiten auf­
merksam.
Die eigentliche Zeremonie beginnt
schon am Mittwoch vor Gründonners­
tag. Dabei treffen sich die Jugendlichen
zum sogenannten «Schtabu», um die
Rangordnung für den Umzug unter
sich auszumachen. Dabei versuchen al­
le Teilnehmer, so laut wie möglich zu
«Rällu». Wer sich in diesem internen
Wettspiel durchzusetzen vermag, kann
als Erster im Umzug mitmarschieren.
Das Kommando beim «Schtabu» und
bei den späteren Rundgängen durchs
Dorf haben die sogenannten Haupt­
männer oder -frauen in ihren histo­
rischen Söldneruniformen. Sie über­
wachen die Zeremonie und geben das
Kommando. Wer sich nicht daran hält,
wird mit einem oder mehreren Säbel­
schlägen auf den Hintern bestraft.
Wer im Umzug möglichst weit vorne
mitmarschieren will, braucht neben
der richtigen Technik und Kraft auch
eine lautstarke «Rälla». Einer der weni­
gen «Rällumacher» ist der Dorfschrei­
ner Reinhard Gerold. Er sorgt, im wört­
lichen Sinne, für den richtigen Ton
und fertigt aus Hart- und Sperrholz die
Holzinstrumente an. bw
Der Filmbeitrag läuft ab heute auf
Lokale Produzenten –
fleissig wie Bienen.
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Unter der Bezeichnung «Feins vom
Dorf» sind im Volg lokale Spezialitäten erhältlich. Denn wer könnte
diese besser herstellen, als der
Produzent vor Ort? Das Angebot ist
von Volg zu Volg unterschiedlich.
Im Volg Vrin finden Sie unter anderem den cremigen Bergblütenhonig
von Imkerin Elsa Caviezel.