Anlage1-InhaltlichesKonzept

Erkenne Dich selbst ... über den Anderen: Der absolute Idealismus als
Philosophie der Anerkennung und der Liebe
Hegels Philosophie ist von Grund auf eine Philosophie der Intersubjektivität.
Wenn Hegel von Geist spricht, hat er nie im Kopf den Einzelnen, weil dieser
ohne bezug auf andere Mitmenschen gar nicht existieren kann.
Der heranwachsende Mensch empfängt in sich den geistigen Inhalt seiner
Familie und Gemeinde vornehmlich über die Erziehung. Somit wird er Mitglied
einer sittlichen Gemeinde, die zum objektiven Geist gehört und einer
Verwirklichung der Sittlichkeit nach einer bestimmten Stufe der dialektischen
Entwicklung der Geschichte entspricht.
Die Gemeinde setzt Intersubjektivität voraus, da sie aus den Institutionen des
zwischenmenschlichen Lebens der Menschen, d.h. Familie,
bürgerliche
Gesellschaft und Staat, besteht.
Dabei handelt es sich um Institutionen, die das
Zusammenkommens mehrerer Individuen sind, und zwar:
Ergebnis
des
- zwei Personen verschiedenen Geschlechts (die Familie);
- mehrerer Personen, die durch die gegenseitige Befriedigung der Bedürfnisse
verbunden sind (die bürgerliche Gesellschaft);
- aller Personen dieser Gemeinde (der Staat).
Was macht es aber möglich, dass diese Institutionen trotz aller Schwierigkeiten
des Egoismus der Menschen, der Kriege usw. doch über die Jahrhunderte hinaus
bestanden haben? Die Antwort ist nur eine: Anerkennung bzw. Liebe.
Dem Verhalten der Menschen liegt ein angeborener, durch die logischdialektische Struktur der Vernunft fundierter Bezug zum anderen Geist
zugrunde, dessen Anerkennung zur Selbstverwirklichung gebraucht wird:
- Der Mann kann kein Ehemann sein, wenn eine Frau ihn nicht als solchen
anerkennt und selbstverständlich umgekehrt (familiäre Anerkennung);
- Der Arbeiter (egal welche Arbeit er ausübt ob handwerklich bzw. geistig)
kann kein Arbeiter sein, wenn dar Produkt seiner Arbeit nicht nachgefragt
und somit seine Leistung anerkannt wird (ökonomische Anerkennung);
- Die Menschen können kein solches familiäres und ökonomisches sittliches
Leben überhaupt führen, wenn sie nicht in einer Gemeinde organisiert sind,
in der wenigstens einige Grundwerte sowie eine Sprache gemeinsam sind
(politische Anerkennung).
Diese Anerkennung ist im Grunde genommen Liebe, Liebe für den Geist, also
für den Menschen. Wir erkennen uns gegenseitig als Geist an, wir lieben uns
also, der Geist in uns liebt und wird geliebt, erkennt er an und wird anerkannt.