SPORT Montag, 29. Februar 2016 21 „Das dürfen wir niemals verlieren“ Interview: Alexandros Kartalis War der Ball bei Alexandros Kartalis’ Pass im Aus? Der gute Mittelfeldspieler hat den nicht gegebenen Treffer des VfR Aalen eingeleitet. Im Interview spricht er über eine knappe Entscheidung und darüber, dass „wir uns zu Hause wohler fühlen“. ALEXANDER HAAG Herr Kartalis, mal ehrlich, war der Ball hinter der Linie? Kartalis: Schwer zu sagen. Es war auf jeden Fall eine knappe Sache. Markus Schwabl, der danach die Flanke geschlagen hat, sagt ganz klar Nein. Wie sehr ärgert Sie die Niederlage in Kiel? Sehr. Wir hätten das Spiel niemals verlieren dürfen. Wir hatten den Gegner in der ersten Halbzeit ganz klar im Griff. Dann passiert uns der Fehler, der niemals hätte passieren dürfen. Nach der Halbzeit haben wir das Spiel dann wieder klar bestimmt. Alexandros Kartalis: „Wir fühlen uns zu Hause einfach wohler.“ Einsatz und Laufbereitschaft stimmten: Der VfR Aalen mit Maximilian Welzmüller und Gerrit Wegkamp (hinten) lieferte in Kiel eine ordentliche Leistung ab. Allerdings brachte sich der Zweitligaabsteiger durch einen groben Fehler selbst um den verdienten Lohn. (Fotos: Eibner) Fehler kostet erneut Punkte Fußball, 3. Liga: VfR Aalen bringt sich beim 0:1 (0:1) bei Holstein Kiel selbst um den verdienten Lohn Der VfR Aalen hat sich wieder einmal selbst bestraft. Beim 0:1 (0:1) bei Holstein Kiel verhindern erneut individuelle Fehler ein mögliches und auch verdientes Erfolgserlebnis in der Fremde. Diesmal patzten Sebastian Neumann und Fabian Menig im Doppelpack gegen einen eigentlich harmlosen Gegner. ALEXANDER HAAG Mathias Fetsch konnte sich in den Katakomben des Holstein-Stadions ein Lächeln nicht verkneifen. Der Stürmer von Holstein Kiel wusste genau, dass seine Elf gerade mächtig Glück gehabt hat. „Ja, es war ein dreckiger Sieg“, gab er ehrlich zu. Wie schon vor zwei Wochen ist der VfR Aalen an der Ostsee leer ausgegangen. Allerdings war das 0:1 bei Holstein Kiel keineswegs vergleichbar mit dem 0:3-Debakel von Rostock. Denn: Diesmal zeigte der VfR Aalen eine gute Leistung, und die Niederlage war absolut vermeidbar – wäre da nicht der nächste individuelle Aussetzer gewesen. Genau genommen waren es sogar zwei. Sebastian Neumann und Fabian Menig verteilten diesmal das Geschenk an die „Störche“, die es dankbar annahmen. „Wir haben das Spiel durch einen grausamen eigenen Fehler verloren“, ärgerte sich Peter Vollmann. Der Trainer des VfR Aalen sieht diese Aussetzer zunehmend als Problem. „Es ist krass, wie viele Spiele wir dadurch schon verloren haben. Diese Fehler verfolgen uns schon viel zu lange.“ Dabei hatte es so gut angefangen. TAKTISCHE AUFSTELLUNG Morys (3,5) Wegkamp (4) Drexler (2,5) Kartalis (3) Menig (4,5) Welzmüller (3,5) Neumann (3,5) Barth (3) Bernhardt (2,5) Kotzke (3,5) Schwabl (3) Der VfR Aalen, der erneut im 4-3-1-2-System agierte, kam gut rein und kontrollierte das Spiel. Und er hatte durchaus Chancen, die immer wieder von Dominick Drexler eingeleitet wurden. Matthias Morys vergab die erste Möglichkeit (2.). Bei der zweiten Chance zappelte der Ball im Netz. Gezählt hat der Treffer allerdings nicht. Was war passiert? Über Drexler und Alexandros Kartalis kam das Leder zu Markus Schwabl, dessen Flanke Gerrit Wegkamp ins Tor köpfte. Allerdings soll der Ball bei Kartalis’ Annahme im Aus gewesen sein (24.). Statt ausgelassenem Jubel gab es wütende Proteste. Die änderten freilich nichts daran, dass es weiter 0:0 stand. Der VfR ließ sich davon nicht beirren, Drexler (26.) und Wegkamp (30.) vergaben die nächsten Möglichkeiten. Auf der anderen Seite war Keeper Daniel Bernhardt beschäftigungslos. Bis zu jenem Aussetzer, der das Spiel entscheiden sollte. Statt den Ball einfach zu klären, brachte Sebastian Neumann mit einem Querpass Fabian Menig in eine brenzlige Situation. Weil der Linksverteidiger dann leichtfertig den Ball an Marc Heider verlor, hatte Fetsch freie Bahn. Der Angreifer ließ Bernhardt aus 16 Metern keine Chance – 1:0 (40.). Wieder einmal rannte der VfR Aalen einem Rückstand hinterher. Und wieder war der Zweitligaabsteiger nicht in der Lage, diesen umzubiegen, zumal die ganz großen Möglichkeiten nicht Stimmen zum Spiel: „Das haben wir uns selbst eingeschenkt“ Sebastian Neumann, VfRInnenverteidiger: „Dieses Spiel dürfen wir niemals verlieren. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, dann passiert dieser Fehler auf der linken Seite. Das 1:0 der Kieler war deren erste Chance und erster Schuss.“ Karten Neitzel, HolsteinTrainer: „Wir haben das Spiel mit wenigen Chancen nach Hause gekämpft.“ Maximilian Welzmüller, VfR-Mittelfeldspieler: „Das war eines unserer besten Auswärtsspiele. Wir haben das Spiel kontrolliert und sind mutig aufgetreten. Und dann geht der erste Kieler Schuss gleich rein. Wir dürfen hier niemals verlieren. Wichtig war aber, dass wir nach dem blamablen Auftritt in Rostock auswärts ein anderes Gesicht gezeigt haben.“ Matthias Morys, VfR-Angreifer: „Dieses Spiel musst du gewinnen. Wir waren so gut, dass wir etwas mitnehmen hätten müssen.“ SPIELINFORMATIONEN Markus Thiele, VfR-Geschäftsführer: „Das haben wir uns selbst eingeschenkt und ist absolut ärgerlich. Wir haben uns jetzt wieder unnötig in eine Situation gebracht, die wir unbedingt vermeiden wollten. Jetzt müssen wir wieder hellwach sein. Und der 1. FC Magdeburg am Mittwoch hat allerdings eine andere Qualität als zuletzt Cottbus.“ Mathias Fetsch, HolsteinAngreifer: „So ein Sieg tut auch mal gut.“ alex mehr da waren. Kartalis (59.), Wegkamp (64.) und Drexler (79.) kamen zwar in aussichtsreiche Positionen, ohne allerdings gefährlich zu werden. Außerdem setzte erneut Drexler einen Volleyschuss knapp neben das Tor (70.). Die letzte Chance hatte Mika Ojala. Der zu Beginn der Saison für seine gefährlichen Standards bekannte Finne schoss einen 18-Meter-Freistoß in die Arme von Keeper Robin Zentner (87.). Der schwache Freistoß war bezeichnend für Ojalas Leistung, der nach seiner Einwechslung völlig blass blieb. Dass Bernhardt gegen Fetsch (75.) und Tim Siedschlag (85.) noch zweimal seine Klasse zeigte, war am Ende zweitrangig. Kiel feierte einen glücklichen Dreier. „Zuletzt haben wir oft gut gespielt und ein schlechtes Ergebnis erzielt. Heute war es umgekehrt“, sagte Holstein-Trainer Karsten Neitzel. Genau das war es, war Peter Vollmann am meisten ärgerte. „Wenn sich der Gegner klare Chancen herausspielt und wir dann verlieren, kann ich damit leben.“ Das war am Samstag allerdings nicht der Fall. Die spielentscheidende Szene hat sich der VfR Aalen selbst eingebrockt. Das Ärgerliche daran: Nach dieser Niederlage stehen die Ostälbler vor dem Heimspiel am Mittwoch gegen den 1. FC Magdeburg wie schon gegen Energie Cottbus unter Druck. Wobei die Magdeburger ein anderes Kaliber sind als die Lausitzer. Höchste Zeit also, dass der VfR Aalen die individuellen Aussetzer abstellt. Warum schafft es der VfR Aalen gerade nicht, auswärts zu punkten? Ich denke, dass wir uns zu Hause einfach wohler fühlen. Was muss sich die Mannschaft nach dem 0:1 vorwerfen lassen? Wir können uns nichts vorwerfen. Lauftechnisch hat jeder 100 Prozent gegeben. Auch in den Zweikämpfen waren wir stark. Wir müssen höchstens bei der Chancenverwertung einen Tick ruhiger werden. Und wir brauchen wieder das entscheidende Quäntchen Glück. Fühlen Sie sich als einer von drei Sechsern wohl? Sehr sogar. Ich bin als Fußballer auf der zentralen Position groß geworden und habe in der Jugend immer auf der Sechs oder Zehn gespielt. 3. Liga Ein Video und mehr Bilder finden Sie auf www.schwaepo.de. VFR-SPIELER DES SPIELS TORJÄGER Dominick Drexler: War im zentralen offensiven Mittelfeld vor allem in der ersten Halbzeit der Antreiber und wurde von seinen Mitspielern gesucht. Der technisch versierte 25-Jährige Dominick Drexler war erneut ein starker Vorlagengeber und leitete nahezu alle Möglichkeiten ein. Hätte mit einem schönen Volleyschuss den Ausgleich erzielen können. In den zweiten 45 Minuten agierte Drexler allerdings einen Tick zu offensiv, dadurch konnte er die Angreifer nicht mehr so in Szene setzen. alex 1. Eilers, Justin (Dynamo Dresden) 2. Beck, Christian (1. FC Magdeburg) 3. Testroet, Pascal (Dynamo Dresden) 4. Königs, Marco (Fortuna Köln) 5. Breier, Pascal (Sonnenhof Großaspach) 16 15 14 13 11 VORSCHAU 28. SPIELTAG Dienstag, 18.30 Uhr: Chemnitzer FC – SG Sonnenhof Großaspach, 19 Uhr: Hansa Rostock – Holstein Kiel, Fortuna Köln – Preußen Münster, Hallescher FC – Würzburger Kickers, Werder Bremen II – VfB Stuttgart II Mittwoch, 18.30 Uhr: Energie Cottbus – Erzgebirge Aue, VfR Aalen – 1. FC Magdeburg, 19 Uhr: 1. FSV Mainz 05 II – Rot-Weiß Erfurt, Stuttgarter Kickers – SV Wehen Wiesbaden, 20.30 Uhr: VfL Osnabrück – Dynamo Dresden Vorlagengeber im Mittelfeld: Dominick Drexler.
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