Leseprobe zum Titel: Stuttgarter Nachrichten (08.04

Macht
Charles
Camilla
doch noch
zur Königin?
Wie gut
sind Häuser
aus Holz
wirklich?
왘
Seite 28
왘
Mittwoch, 8. April 2015
Nummer 80 · 15. Woche · 70. Jahrgang · S
Stuttgart und Region
Ein ausgebüxter Flamingo
ist aus dem Neckar
gerettet worden
왘
Seite 8
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Die Weltmaschine
Seite 18
Stuttgart und Region
Zwischen Rutesheim und
Leonberg wird die A8 zum
Unfall-Brennpunkt
왘
Seite 20
Kultur
Stuttgarter Ballettpionier
Fritz Höver ist tot
왘
Seite 13
DFB-Pokal aktuell
VfL Wolfsburg – SC Freiburg
Bor. Dortmund – 1899 Hoffenheim
왘
1:0
n.V. 3:2
Fotos: dpa, Fotolia/Bernhard Lux,
Getty, Fotolia/Macrovector
Das Spiel gegen Bremen
wird für VfB-Sportvorstand
Robin Dutt ein Treffen mit
der Vergangenheit
Seite 23
Joris erzählt, warum Judo
so viel Spaß macht
왘
Kern der gigantischen Anlage ist der Ringbeschleuniger (im Bild eine Computersimulation) in einem 26,7 Kilometer langen Tunnel
zwischen Frankreich und der Schweiz. Dort
werden Protonen oder Blei-Kerne gegenläufig
auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt
und zur Kollision gebracht. In etwa zwei Monaten sollen sie die Höchstgeschwindigkeit er-
reichen. Forscher suchen in den Zerfallsprodukten nach bislang unentdeckten Bausteinen
unseres Universums.
Foto: Getty
¿Seite 3
Seite 23
Sport
왘
Noch prallen die Protonen im Genfer Kernforschungszentrum Cern nicht mit voller Wucht
aufeinander – doch das Herz des größten Teilchenbeschleunigers der Welt schlägt wieder.
Seite 6
Inhalt
Politik
Landesnachrichten
Panorama
Wirtschaft
Kultur
Stuttgart und Region
Fernsehprogramm
Impressum
Familienseite
Sport
Gewinnquoten
Veranstaltungen
Notdienste
Wissenswert
2–4
5–6
7–8
9 – 12
13 – 14
15 – 20/22
19
20
21
23 – 25
24
26 – 27
27
28
Wetter
Mittags 15°
Nachts 1°
Sonne, örtlich aber
auch dichtere Wolken
왘
Seite 18
Kontakt
Redaktion:
Leserservice (Abo):
Pflicht zu Frauenbeauftragten:
Grün-Rot verärgert Kommunen
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4 190406 301606
Alibi
Hauptamtliche Frauenbeauftragte
lösen das Problem nicht
Von Kathrin Brenner
Das Thema Beteiligung bei allen Personalentscheidungen – Finanzierung unklar
Ein neues Frauengleichstellungsgesetz
soll dazu beitragen, dass mehr Frauen in
der öffentlichen Verwaltung Führungspositionen innehaben. Doch bereits
gegen die Eckpunkte gibt es Widerstand.
Von Kathrin Brenner
STUTTGART. Landkreis- und Städtetag wehren sich gegen das geplante grün-rote Frauengleichstellungsgesetz. Sozialministerin
Katrin Altpeter (SPD) will die 35 Landkreise sowie Städte ab 50 000 Einwohnern in Baden-Württemberg gesetzlich zur Bestellung
von hauptamtlichen Frauengleichstellungsbeauftragten verpflichten. Insbesondere die
weitgehenden Rechte der Beauftragten bei
Personalentscheidungen und die unklare Finanzierungsfrage verärgern die Kommunen.
Stefanie Hinz, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des baden-württembergischen Städtetages, ist bereits angesichts der
Eckpunkte des Gesetzes skeptisch. Legen etwa die Frauenbeauftragten Einspruch bei
einer Beförderung ein, muss sich die zuständige Dienststelle innerhalb von zwei Wochen
äußern. Tut sie dies nicht, wird die Beförderung ausgesetzt. Dies greife in die kommunale Selbstverwaltungshoheit ein, sagte
Hinz unserer Zeitung. Ähnlich äußert sich
Christa Heilemann vom Landkreistag.
Auch die Frage der Finanzierung beschäftigt die Kommunen. „Dass es eine strukturelle Mehrbelastung geben könnte, sehen
Gabriel: Betriebe
müssen flexibler
auf Eltern eingehen
STUTTGART (dag). Stuttgarter Forscher haben eine Technik für einen neuen Mobilfunkstandard konzipiert. Mit ihr bewerben
sich die Mitarbeiter des Netzwerkausrüsters
Alcatel-Lucent um die Mobilfunkgeneration der Zukunft, die 5G genannt wird. „Wir
möchten, dass unsere Erfindung der Kern
von 5G wird“, sagte Forschungsleiter Tod Sizer unserer Zeitung. „Aber die anderen werden auch ihre Vorschläge machen.“
Weltweit ist derzeit ein Wettlauf um die
nächste Mobilfunkgeneration entbrannt,
die 2020 einsatzbereit sein soll. Ohne sie
könnte das Netz unter der Datenlast zusammenbrechen, da künftig Milliarden von Dingen an das Internet angeschlossen werden,
darunter Haushaltsgeräte und Industriesensoren.
왘 Wirtschaft Seite 9
BERLIN (mgr). Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel (SPD) will die soziale
Marktwirtschaft familiengerechter und fairer gestalten. Wichtig sei, das Marktmodell
stärker an aktuelle Lebensverhältnisse anzupassen, sagte er am Dienstag bei der Diskussionsveranstaltung „Wirtschaft von
morgen“ in seinem Ministerium.
Betriebe in Deutschland müssen sich nach
seiner Ansicht stärker auf die Lebenssituation ihrer Angestellten einlassen. Für alleinerziehende Eltern müsse es, gerade auch in
der Ausbildung, flexiblere Arbeitszeiten geben. „Flexibilität wird meist nur von Arbeitnehmern gefordert“, kritisierte er. Den
Unternehmen fehle dagegen der Mut. Das
könnten sie sich vor dem Hintergrund des
Fachkräftemangels aber nicht leisten.
왘 Seite 4
Mit Öko-Autos ist es wie mit Veganern: Sie
sind zwar in aller Munde, aber ihr Marktanteil ist noch immer verschwindend gering.
Nach der jüngsten Erhebung des Kraftfahrt-Bundesamtes liegt der Anteil an Hybrid- und Elektrofahrzeugen in Deutschland
weiterhin unter 0,3 Prozent. Verkehrsexperten glauben, dass deutlich mehr Autofahrer mit Alkohol am Steuer unterwegs
sind als mit einer Batterie. Und das, obwohl
die Politik das E-Auto wie sauer Bier anbietet. Aber die Hoffnung stirbt
zuletzt: Mittlerweile gibt es
62,4 Millionen Fahrzeuge in
Deutschland. Das ist neuer
Rekord. Überschlägig berechnet, hat somit jetzt jeder Wahlberechtigte ein
Fahrzeug, mit dem er zum
Wahllokal fahren und
Grün wählen kann. (rai)
Dem geplanten Frauengleichstellungsgesetz der Sozialministerin schlägt schon
jetzt heftige Kritik entgegen – zu Recht.
Dass Frauen in Führungspositionen auch
in Baden-Württemberg noch immer
unterrepräsentiert sind, ist bekannt und
durch zahlreiche Statistiken belegt. Dass
noch viel getan werden muss, um die
Chancengleichheit von Frauen und Männern im Berufsleben zu verbessern, ist vor
diesem Hintergrund unbestritten.
wir kritisch“, sagt Hinz und fordert einen
entsprechenden Ausgleich durch das Land.
Das Sozialministerium zeigt sich in einem
Teilbereich kompromissbereit. Für die Kosten
der Tätigkeiten der Frauenbeauftragten
gegenüber der Öffentlichkeit könnte möglicherweise das Land zahlen. In diesem Fall sind
für 2015 und 2016 jeweils 2,5 Millionen Euro
veranschlagt, so das Finanzministerium. Für
die restlichen Kosten müssen nach derzeitiger
Planung die Kommunen aufkommen.
Christa Heilemann betont, dass das bestehende Chancengleichheitsgesetz bereits
zahlreiche Ansätze zur Gleichberechtigung
biete. 15 Landkreise verfügen derzeit über
hauptamtliche Frauenbeauftragte.
왘 Kommentar
왘 Landesnachrichten Seite 5
Theoretisch
Stuttgarter
entwickeln Technik grün
für Mobilfunk
Da klingen die Pläne von Katrin Altpeter zunächst vielversprechend: Hauptamtliche Frauengleichstellungsbeauftragte sollen nicht nur innerhalb der Behörden, beispielsweise bei Personalentscheidungen, Einfluss nehmen. Sie sollen
– so sehen es die Eckpunkte des Gesetzes
derzeit vor – auch gegenüber der Öffentlichkeit wirken und Frauen ermutigen,
verantwortungsvolle Posten zu übernehmen. So will die Sozialministerin mehr
weibliches Führungspersonal in Rathäuser und Landratsämter locken.
Doch ob das wirklich hilft, ist zweifelhaft. Tatsächlich gibt es in der öffentlichen Verwaltung, die auf kommunaler
Ebene überwiegend weiblich ist, einen
Mangel an Frauen, die bereit sind, eine
Führungsposition zu übernehmen. Aber
eine hauptamtliche Frauengleichstellungsbeauftragte wird daran kaum etwas
ändern. Frauen müssen nicht behutsam
ermuntert werden, als wären sie verschreckt und unselbstständig. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass ihre Zurückhaltung in Bezug auf Führungspositionen zahlreiche praktische Gründe hat,
die die Politik angehen muss, wie etwa die
Kinderbetreuung. Da hilft es nicht, sich
mit der Schaffung einer neuen Stelle zurückzulehnen. Die hat eher eine Alibifunktion, als dass sie Frauen praktischen
Nutzen für die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie bringt.
[email protected]
Kirche verweigert schwulem CDU-Chef den Segen
Exklusiv Stuttgarter Kreisvorsitzender Kaufmann blitzt mit seinem Lebenspartner bei Bischof Fürst ab
Von Uwe Bogen
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Kommentar
STUTTGART. Der Stuttgarter CDU-Kreisvorsitzende und -Bundestagsabgeordnete
Stefan Kaufmann bekommt den Segen
seiner Kirche nicht. Aus Anlass der Verpartnerung mit seinem Lebensgefährten Rolf
Pfander wollte der 45-Jährige einen Gottesdienst feiern – was Landesbischof Gebhard
Fürst abgelehnt hat.
Jetzt wird Joachim Pfützner, der Stuttgarter Pfarrer von der vom Vatikan abgespalte-
nen Glaubensgemeinschaft der Alt-Katholischen Kirche, das schwule Paar in der
Schlosskirche des Alten Schlosses segnen.
Dies hat Pfützner am Dienstag unserer
Zeitung bestätigt. „Es wird die Segnung
ihres gemeinsamen Lebenswegs – von einer
Ehe kann nicht gesprochen werden“, sagte
er. Um nicht zur „Pilgerstätte von homosexuellen Paaren aus ganz Deutschland“ zu
werden, sei man aber nur bei Mitgliedern der
Gemeinde bereit, Segnungsfeiern auszurichten, erklärte der Pfarrer.
Der 46-jährige Verwaltungsangestellte
Rolf Pfander ist daraufhin aus der Katholischen Kirche aus- und in die Alt-Katholische Kirche eingetreten. Kaufmann, mit
dem Pfander seit 14 Jahren liiert ist, bleibt
dagegen, wie er uns sagte, „weiterhin kritisch-konstruktives Mitglied der Kirche“.
Die Organisatoren des Stuttgarter Christopher Street Day zu dem Vorgang: „Die ablehnende Haltung der Entscheidungsträger
in der Katholischen Kirche gegenüber Lesben und Schwulen bringt diese in der Aus-
übung ihres Glaubens an harte Grenzen“,
sagte Christoph Michl. Viele wollten „die
mit Auflagen versehene Nächstenliebe in
puncto Homosexualität nicht mittragen“
und sähen sich zum Austritt gezwungen.
Seit Jahren geht Kaufmann offen mit seiner Homosexualität um. Als er 2002 sein erstes Amt bei der CDU übernehmen sollte,
sagte er: „Ich mache das gern, aber ich lebe
mit einem Mann zusammen. Wenn ihr ein
Problem damit habt, dann lasse ich es.“
왘 Stuttgart und Region Seite 15