Vorsicht vor Zeckenstichen Vermeiden Sie Spätfolgen!

Vorsicht
vor
Zeckenstichen
Bild: www.zecken.de
Vermeiden Sie Spätfolgen!
Hinweise bei Verdacht auf Borreliose-Erkrankung
und zur Vermeidung von Zeckenstichen.
Was ist Lyme-Borreliose
(LB) und wie bekommt
man sie?
B
orreliose ist eine Infektionserkrankung, welche durch
schrau­­benartige Bakterien (Spirochäten) verursacht wird. Die
Übertragung erfolgt vorwiegend
durch Zeckenstiche. Erwogen wird
aber auch die Übertragbarkeit
durch Insekten (Mücken, Flöhe,
Stechfliegen, Läuse) sowie von der
Mutter auf das ungeborene Kind,
durch Bluttransfusion oder auf sexuellem Weg. In Deutschland gibt
es nach offiziellen, vorsichtigen
Schätzungen 100 000 Neuerkrankungen pro Jahr.
Borrelien, indirekter Immunfluoreszenztest
Bild: U. Everth
Woran erkenne ich, dass
ich Borreliose habe?
E
ine Borreliose kann als MultiSystemerkrankung Symptome
hervorrufen, die auch bei anderen Krankheiten auftreten. Ein
oft nicht erkanntes Zeichen ist
die Wanderröte, das Erythema
migrans (EM). Die Farbe variiert
von hellrot bis violett (livide). Es
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Erythema migrans · Bild: W. Klemann
kann Tage oder auch Wochen nach
dem Zeckenstich einzeln oder an
mehreren Körperstellen auftreten.
Beobachtungen zeigen, dass eine
Wanderröte in seltenen Fällen auch
im fortgeschrittenen Stadium erstmalig oder erneut auftreten kann.
Das EM dehnt sich mit der Zeit aus
und zeigt „Ringe“ in verschiedenen Schattierungen. Die Rötung
schmerzt normalerweise nicht,
kann aber jucken oder im Vergleich
zur übrigen Haut erwärmt sein. Die
Oberflächenbeschaffenheit reicht
von glatt bis erhaben. Eine Wanderröte tritt nicht obligat, sondern
nur in 20-50 % der Erkrankungsfälle auf. Manche Erythemata werden
übersehen, weil sie sich z. B. auf der
Kopfhaut befinden. Man schätzt,
dass sich weniger als die Hälfte der
Borreliose-Kranken an eine Wanderröte oder einen Zeckenstich
erinnern. Nach erfolgter Infektion
können auch an­dere Symptome
auftreten: „Som­mer­grippe“, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Missempfindung­e n
(Kribbeln), Taub­heitsgefühle und
extreme Müdigkeit. Die Symptome
sind von Person zu Person unter-
schiedlich. Sie können schnell, sogar
binnen Stunden wechseln, nach einigen Tagen vergehen (auch ohne
Behandlung) oder so gering sein,
dass sie unbeachtet bleiben. Selbst
wenn die anfängliche Symptomatik
verschwindet, ist es möglich, dass
die Bakterien im Körper bleiben
und später wieder aktiv werden
(Latenzzeit). Manchmal nehmen
die Beschwerden trotz antibiotischer Behandlung zu. Bei chronischer Borreliose – Monate bis Jahre
nach Infektion – wird häufig über
Müdigkeit, „grundlose“ Schmerzen, Gelenkbeschwerden und neurologische sowie psychische Probleme geklagt. All dieses kann auch
ohne vorheriges Erythema migrans
auftreten.
Ein Zeichen für eine fortgeschrittene Erkrankung ist die sogenann­
te „Zigarettenpapierhaut“ oder
„Brat­­apfelhaut“, die Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA).
Dabei kommt es anfangs zu einer
Schwellung der Haut meist an Händen oder Füßen, oft einseitig, mit
Rötung oder blauvioletter Verfärbung. Danach wird die Haut sehr
dünn, knitterig und oft dunkler.
„Bratapfelhaut“ (ACA) · Bild: H. Priedemuth
Gibt es einen Test zur
Feststellung einer
Borreliose und wie wird
die Diagnose gestellt?
A
ktuell gibt es keine wirklich
zuverlässige Methode zur Erkennung einer Borreliose-Er­kran­
kung. Viele verschiedene Test­
systeme sind auf dem Markt, die
in der Regel unterschiedliche Ergebnisse liefern. Normalerweise
wird als Eingangstest ein „ELISA“
durchgeführt. Ein nicht-reaktives
(seronegatives) Ergebnis besagt
dabei wenig, insbesondere in den
ersten Wochen nach vermuteter
Infektion. „Seronegativität“ wird
aber auch in der Spätphase der Erkrankung beobachtet.
Es ist möglich, statt eines ELISA
einen Immunfluoreszenztest (IFT)
als Suchtest durchzuführen.
Ein Western-Blot-Test kann ergänzende Informationen bringen, muss
aber vom Arzt ausdrücklich angefordert werden, sofern der Suchtest
(ELISA, IFT) nicht-reaktiv ausfällt.
Die PCR-Analyse (PolymeraseChain-Reaktion) weist Erbsubstanz des Bakteriums in Gewebeproben, Punktat, Blut oder Urin
nach. Dieses Testverfahren zeigt
nicht regelmäßig eine Infektion
an (eingeschränkte Sensitivität).
Dafür ist die Zuverlässigkeit eines
positiven Testes sehr hoch (ausge-
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Ganzzell-Lysat- Blot · Bild: U. Everth
prägte Spezifität). Ein negatives
PCR-Resultat schließt eine Borreliose nicht aus!
Beweisend für eine Erkrankung
ist der kulturelle Nachweis. Es
gibt wenige Labore, die mit der
Anzucht von Spirochäten vertraut
sind. Aus dem Randbereich eines
Erythema migrans, aus anderen
verdächtigen Hautläsionen, aus
Kniegelenkspunktat und ähnlichen Gewebeproben kann sich
der Versuch einer Kultivierung
lohnen.
Der Fluoreszenz-Direktnachweis
von Spirochäten im Biopsiematerial (Focus-Floating-Mikroskopie)
stellt eine hilfreiche Ergänzung
zur bereits bestehenden Diagnostik dar.
Lymphozyten-Transformationstest (LTT) und ELISPOT sind Testverfahren, die sich das immunologische Gedächtnis zu Nutze
machen und die Vermehrung
weißer Blutzellen und/oder deren
Produktion von „Abwehrstoffen“
nachweisen. Beide Testverfahren
sind in die Kritik geraten, haben
aber schon oft bei der Diagnosestellung gute Dienste geleistet.
Eine erniedrigte Anzahl natürlicher Killerzellen (CD 57) ist ein
unspezifischer Begleitmarker ei-
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ner chronischen Borreliose. Die
Bestim­mung der Zellzahl ist kein
Infektions- oder Erkrankungsnach­
weis. Ein Anstieg der CD57-Zellzahl - unter Behandlung oder danach - spricht für eine Erholung
des Immunsystemes.
Die Diagnose wird anhand der
klinischen Symptome und des
Verlaufes der Krankengeschichte
gestellt. Laborbefunde werden unterstützend herangezogen. Nach­
weisbare Antikörper sprechen
zunächst für einen stattgehabten
„Kontakt“ des Menschen mit Borrelien. Ergänzende Blutuntersuchungen dienen dem Ausschluss
anderer Erkrankungen.
Ich hatte eine Wanderröte (EM), aber mein Arzt
sagt, die Bluttests seien
negativ. Muss es dann
etwas anderes sein?
D
iese Konstellation hat schon
viele Menschen für Monate
bis zu Jahren unnötig leiden lassen. Es gibt einige wenige andere
Ursachen, die eine Wanderröte
vortäuschen können. Wenn eine
Borreliose unbehandelt bleibt,
kann sie zerstörerische Wirkung
entfalten. Bei einem EM sollte unverzüglich mit der Behandlung begonnen werden, unabhängig von
den Ergebnissen der Labortests.
Dies gilt, um Spätfolgen zu vermeiden. Eine Behandlungsindikation sollte unter dem Aspekt der
Risiko-Nutzen-Abwägung gestellt
werden: Welche Nachteile birgt
eine Antibiose und welche Folgen
können vermieden werden.
Was ist eine angemessene Behandlung?
D
ie Gabe von Antibiotika ist unumgänglich. Wie lange und
wie hoch dosiert behandelt werden muss und ob eine vollständige
Genesung erreicht werden kann, ist
umstritten. Wenn Sie einen Zeckenstich und ein EM hatten, sollten Sie
so lange behandelt werden, bis die
Rötung vollständig abgeklungen
ist. Achten Sie auf begleitende Beschwerden (Symptomwechsel).
Im schlimmsten Fall haben Patienten keine Besserung von KurzzeitAntibiosen. Dies gilt insbesondere
bei bestehenden Begleitinfektionen
(Co-Infektionen). Das Immunsystem
belastende Ereignisse wie Operation, Unfall, andere Infektionen, Impfungen, schwere psychische oder
körperliche Belastung können eine
Besserung erschweren sowie einen
Rückfall begünstigen.
Bild: M. Schaffer
Was geschieht, wenn eine
Borreliose nicht ausreichend behandelt wird?
D
ie Auswirkungen sind von Person zu Person verschieden. Bei
manchen treten keine erkennbaren Folgen auf, während andere infolge einer unbehandelten
oder unterbehandelten Borreliose schwer erkranken. Gravierende Symptome können umgehend
oder zeitlich verzögert auftreten.
Dabei sind häufig: unüberwindbare Müdigkeit (fatigue), GelenkMuskel- und Nervenschmerzen,
verändertes Sehen und/oder Hören, Taubheitsgefühl, Kribbeln,
Lähmung des Gesichtsnerven (N.
facialis), Herzbeschwerden und
psy­chische Veränderungen.
Eine frühzeitige und hochdosierte
Antibiose ist sehr wichtig zur Vermeidung solch schwerwiegender
Spätfolgen. Die Folgekosten für
eine nicht oder ungenügend behandelte Borreliose stehen – abgesehen vom menschlichen Leid – in
keinem Verhältnis zu den Kosten
einer raschen Erstbehandlung.
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Woher weiß mein Arzt,
dass ich geheilt bin?
E
s gibt bis heute keine Methode,
um diese Frage sicher beantworten zu können. Es sollte in fortgeschrittenem Stadium so lange the­
rapiert werden, bis die Symptome
2 Monate lang verschwunden sind.
Sowohl der Arzt als auch der Patient
müssen auf eine erneute Behandlung vorbereitet sein, sobald die
Symptomatik wieder aufflammt.
Wer sich „geheilt“ fühlt, kann
trotzdem einen Rückfall bekommen oder sich erneut infizieren.
Können Kinder Borreliose bekommen?
K
inder, die gerne im Freien spielen, sind der Gefahr des Zecken­
befalls besonders ausgesetzt. Nach
dem Aufenthalt im Freien ist deshalb das Absuchen des Körpers
unerlässlich. Wird eine Hautrötung
(Erythema migrans) festgestellt, ist
dies beweisend für eine Infektion.
Auch grippeähnliche Symp­tome in
den warmen Jahreszeiten, ohne
eine offensichtliche Erkältung, noch
Tage und wenige Wochen nach dem
Aufenthalt in der Natur, können
Hinweiszeichen auf eine BorrelienInfektion sein. Wenn die Infektion
nach Monaten oder Jahren in das
chronische Stadium übergeht, entsteht eine Multisystemerkrankung.
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Dabei können praktisch alle Organe und Gewebe betroffen sein.
Hinweiszeichen für eine chronische
Borreliose bei Kindern sind: Wiederkehrende Fieberschübe, Müdigkeit,
Kopfschmerzen, Muskelschmerzen
besonders in den Beinen, so dass
das Kind nicht mehr laufen kann,
Gelenkschmerzen, Schwindelan­
fäl­le, Missempfindungen und
Taubheitsgefühl. Außerdem Konzentrationsprobleme, plötzlicher
Leistungsabfall in der Schule bei
vorher guten Leistungen, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen und Angstzustände. Sogar
epi­­leptische Anfälle, Nervenlähmungen und Tic-Symptomatik bei
vorher gesunden Kindern können
auftreten. Obwohl verschiedene
Blutuntersuchungen die Diagnose
stützen, ist die genaue Erfassung
der Beschwerden das wichtigste
Kriterium für den Arzt. Die Behandlung der akuten Borreliose,
vorwiegend mit Amoxicillin, sollte
ca. 6 Wochen erfolgen. Die antibiotische Behandlung der chronisch
persistierenden Borreliose, sowie
eventuell bestehender zusätzlicher
Infektionen, ist so lange notwendig, bis völlige Beschwerdefreiheit
erreicht wird. Da Kinder in der Regel über ein intaktes Immunsystem
verfügen, ist die Behandlung Erfolg
versprechend. Die angewendeten
Antibiotika mit entsprechender
Wirkungsweise sind in hoher Konzentration - wie für schwere Infektionen - ausreichend lange zu verordnen. Je nach Erregerspektrum
und Dauer der chronischen Infektionen kann das Monate, manchmal
sogar Jahre dauern.
Infektion während der
Schwangerschaft
D
ie Übertragbarkeit während
der Schwangerschaft wird kon­
trovers diskutiert. Es gilt eine Risiko-Nutzen Abwägung, ob ein Antibiotikum, das dem ungeborenen
Kind nicht schadet, gegeben wird.
Gibt es eine Impfung
gegen Borreliose?
N
Bild: M. Dvorak
ein! Der Impfstoff gegen das
ebenfalls von Zecken Übertragbare FSME-Virus (Erreger der
Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, einer Hirnhaut- und Gehirnentzündung) wird oftmals mit der
Bezeichnung „Zeckenimpfstoff“
be­worben. Dadurch kann der Ein-
druck entstehen, man sei gegen alle
„Zecken-Infektionen“ geschützt.
Dies ist jedoch nicht der Fall.
Gegen Zecken und Borreliose gibt
es keinen Impfstoff!
Bild: M. Dvorak
Nymphe unter der rechten Achsel: So einen
Pickel kratzt man leicht weg, ohne die Zecke
zu bemerken.
Co-Infektionen
B
ei besonders schweren Verläufen der Borreliose, wenn
die Beschwerden trotz Therapie
zunehmen, oder bei jedem ungewöhnlichen Verlauf, sollte man
nach weiteren Erregern fahnden.
Bei begründetem Verdacht auf
eine Co-Infektion wäre dann mit
einem erweiterten AntibiotikaRegime zu behandeln. Die labortechnischen Möglichkeiten zum
Nachweis von Co-Infektionen sind
noch geringer als zum Nachweis
einer Borreliose. Trotzdem kann
sich der Versuch lohnen, danach
zu suchen. Die nachfolgende Zu-
7
sammenstellung ist ein Ausschnitt
des möglichen Erregerspektrums.
Welche Co-Infektionen
gibt es ?
Rickettsiose
Rickettsien leben intrazellulär und
können verschiedene Erkrankungsarten auslösen: die FleckfieberGruppe und die Typhus-Gruppe.
Aufpassen sollten vor allem Reisende in den Mittelmeerraum, die
z.B. nach Zeckenstich eine schlecht
heilende „schwarze“ Wunde („tache noir“) oder einen hartnäckigen Ausschlag mit Fieber und Gliederschmerzen entwickeln.
Ehrlichiose / Anaplasmose
Ehrlichien
bzw.
Ana­­plasmen wurden in Deutsch­land
in Zecken nach­ge­
wie­sen. Sie sind mit
den Rickettsien ver­
wandt. Die Erkrankungshäufigkeit ist
unklar. Es gibt eine
Bild: U. Everth
deutliche Durch­
seuchung bei Hunden. Eine Erkrankung kann sich durch Fieber, Muskelschmerzen und Schwel­lungen
äußern. Labortechnisch können
Blutbildveränderungen (ver­min­der­
te Leu­­­ko­­zyten- und Throm­bo­­zyten­
8
zah­len) und erhöhte Leberwerte
auffallen.
Babesiose
Babesien ­ge­hören wie der Erreger
der Malaria zu den Protozoen (ein­
hei­mische Malaria). Sie leben in den
roten Blutkörperchen. Babesien kön­
nen auch durch Blut­transfusionen
übertragen werden. Es gibt viele
verschiedene Arten. Das Beschwerdebild ist auch hier unspezifisch.
Eine Babesiose kann sich durch
Blutarmut (Anämie) zeigen.
In einigen Regionen Deutschlands
kommt die Auwaldzecke (Dermacentor reticularis)
vor. Sie ist ein Vertreter der Gattung
der Buntzecken und
Überträger von Babesia canis, dem Erreger der für Hun­de
gefährlichen Hundebabesiose.
Bild: U. Everth
Bartonellose
Die bekannteste Bartonellose ist
die „Katzenkratzkrankheit“, die
vor allem durch geschwollene
Lymph­knoten auffällt. Bartonellen
können z. B. auch eine Herzentzündung oder Hautveränderungen ver­ursachen. Auch in Zecken
wurden Bartonellen nachgewiesen. Die Erkrankungshäufigkeit ist
noch unklar.
Tularämie
Die Tularämie (Hasenpest) wird
durch das Bakterium Francisella
tularensis verursacht. Die Übertragung erfolgt vorwiegend durch
den direkten Kontakt mit erkrankten Tieren oder deren Organen, z.
B. beim Abhäuten. Ebenso kann
die Krankheit durch Zecken und
Flöhe übertragen werden.
Das Krankheitsbild hängt von der
Eintrittspforte des Erregers ab und
weist eine entsprechende Vielfalt
auf. Ohne eine Behandlung mit
Antibiotika geht man von einer
Sterblichkeitsrate von etwa einem
Drittel aus.
Q-Fieber
Der Überträger des Erregers Coxiella burnetii ist die Schafzecke. Sie
befällt hauptsächlich Schafe, Ziegen
und Rinder. Besonders bei Schafen
kommt es häufig zu Aborten, deren
eingetrocknete Fruchthäute hoch
infektiös sind. Die Ansteckung des
Menschen erfolgt meist auf aerogenem Wege z. B. durch Inhalation von erregerhaltigem Staub (Zeckenkot, Fruchthäute). Sehr selten
kommt es zur Krankheit nach dem
Genuss von infizierter Milch. Die
Symptome können vielfältig sein:
Fieber, Muskel-, Brust- und Kopfschmerzen, Lungenentzündung
und chronische Herzschäden. In
Deutschland treten immer wieder lokale Infektionsherde auf.
Frühsommer-Meningoenze­
pha­litis (FSME, eine Hirnhaut-/ Gehirnentzündung)
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 250
bis 500 Menschen an diesem
Virus. Eine Behandlungsmöglichkeit gibt es
nicht, ein Impfstoff ist jedoch
Bild: www.zecken.de
vorhanden. Unter Abwägung von Nutzen und
Risiken wird die Impfung in der
Regel den Bewohnern von Risikogebieten oder bei einem Aufenthalt mit entsprechenden Freizeitaktivitäten in diesen Gebieten von
der ständigen Impfkommission
empfohlen.
Wichtig: Auch nach einer FSMEImpfung sind vorbeugende Maßnahmen gegen einen Zeckenstich
unverzichtbar.
Was kann ich bei einem
Zeckenstich tun?
E
ine angesogene Zecke sollte
fachgerecht entfernt werden.
Die Zecke sollte dicht über der Einstichstelle mit einer spitzen Pinzette (Splitterpinzette) gefasst werden Sie darf beim Entfernen nicht
gequetscht werden. Anschließend
9
sollten Einstichstelle und Pinzette
desinfiziert werden.
© BZK
Wenn Sie unsicher sind, wie die Zecke richtig zu entfernen ist, suchen
Sie so schnell wie möglich einen
Arzt auf. Je länger die Zecke saugt,
desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Erregern. Auf keinen Fall sollten Sie
die Zecke mit Klebstoff oder Öl behandeln oder sie mit den Fingern
herausziehen, da hierdurch die
Übertragung von Krankheitserregern begünstigt wird.
Von verschiedenen Labors wird
eine Zeckenuntersuchung auf
Borrelien angeboten (DNA-Analyse oder Kultur). Dies ist keine
Kassenleistung. Die Gabe von
Antibiotika bei positivem Testergebnis kann ein Infektions- oder
Erkrankungsrisiko vermindern.
In einzelnen Fällen kann die Zeckenuntersuchung auf Borrelien
falsch-negativ ausfallen. Deshalb
sollte beim Auftreten verdächtiger Symptome auf jeden Fall ein
Arzt aufgesucht werden.
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Um bei Versicherungsträgern,
Ärzten und im Krankenhaus einen Zeckenstich oder eine damit
in Zusammenhang aufgetretene
Erkrankung nachweisen zu können, ist eine Dokumentation von
Anfang an hilfreich. Notieren
und fotografieren Sie die Entfernung einer oder mehrerer Zecken
mit Datum und Einstichstelle.
Das Gleiche gilt für gut sichtbare Krankheitszeichen wie ein
Erythema migrans oder ein geschwollenes Gelenk. Originalbefunde gehören, wie das Resultat
der Zeckenuntersuchung, ebenfalls in die Dokumentation. Ein
Verlaufs- und Therapietagebuch
ist eine wertvolle Unterstützung
für die Diagnose des Arztes.
Es gibt grundlegende Meinungsverschiedenheiten über Diagnostik und Therapie der Borreliose.
Aufgrund mangelnder Standards
der serologischen Tests ist es
möglich, dass bei Untersuchung
der gleichen Probe ein Labor zu
einem reaktiven, ein anderes Labor zu einem nicht-reaktiven Ergebnis kommt.
Ein verantwortungsvoller Arzt
wird sich der unklaren diagnostischen Lage und der daraus folgenden therapeutischen Probleme bewusst sein. Er wird mit
Ihnen gemeinsam Entscheidungen über eine angemessene Behandlung treffen.
Wie kann ich mich vor
Zeckenstichen schützen?
E
s gibt eine Reihe von Insektenschutzmitteln, mit denen Sie
sich gegen Zeckenstiche schützen
können. Allerdings wirken diese
Mittel nicht immer hundertprozentig und die Wirkung hält nur
einige Stunden an.
Beim Aufenthalt in der freien Natur
ist das Tragen von geschlos­sener
Kleidung (langärmlige Ober­teile,
Socken über die Hosen ziehen,
usw.) angebracht, um den Zecken
wenig Hautkontakt zu ermöglichen. Wenn Sie helle Kleidung tragen, können Sie die Zecken besser
erkennen. Anschließend empfiehlt
es sich, den Körper nach Zecken abzusuchen: auch schwer einsehbare
Körperstellen, Achseln, Leisten,
Kniekehlen und bei kleinen Menschen, insbesondere Kindern vor
allem den Kopf- und Halsbereich.
Trotz aller Vorsichtmassnahmen
können Zeckenstiche übersehen
werden, da die frisch geschlüpften
Larven winzig klein und durchsichtig wie Glas sind.
Zecken lauern nicht nur im Wald
und auf der Wiese, sondern auch
im heimischen Garten: hohes Gras,
Gebüsch und Feuchtbiotope sind
Verbreitungsgebiete für Kleinnager und andere Wirtstiere der Mini-Vampire. Kieswege, regelmäßiger Rasenschnitt und reduziertes
Unterholz können die Zeckenzahl
im Garten vermindern. Das „Abflaggen“ mit einem weißen Tuch
gibt Aufschluss über die Dichte
der Zeckenpopulation.
Bild: H. Priedemuth
Hunde und Katzen sind treue Gefährten, aber sie können nach einem Ausflug ungebetene Gäste
mit in die Wohnung bringen. Kontakt mit Haustieren kann zu Zeckenstichen beim Menschen führen. Untersuchen Sie deshalb auch
Ihre Haustiere auf Zecken!
Rat und Unterstützung erhalten Sie bei einer der zahlreichen
Selbsthilfegruppen. In Ihrer Nähe berät Sie:
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Der Bundesverband Zecken-Krankheiten e. V.
ist ein Zusammenschluß der Selbsthilfe im Bereich der durch Zecken
übertragbaren Infektionserkrankungen, insbesondere von an LymeBorreliose erkrankten Menschen.
Ziel des Verbands ist es vor allem,
•denErfahrungsaustausch,gemeinsameAktivitätenundgegenseitige
Hilfe der Betroffenen zu fördern, bestehende Selbsthilfegruppen zu
unterstützen und die Entstehung weiterer Gruppen zu fördern,
•durch Öffentlichkeitsarbeit und gesundheitspolitische Aktivitäten
präventiv tätig zu sein und die Versorgungssituation der durch Zeckeninfektionen erkrankten Menschen zu verbessern.
Dabei arbeitet der Verband mit Wissenschaftlern, Ärzten, Fachorganisationen, Gesundheitsbehörden, politischen Gremien und anderen Patientenorganisationen zusammen.
Der Verband ist gemeinnützig. Alle Mitglieder sowie der Vorstand sind
ehrenamtlich tätig.
Wir freuen uns, wenn auch Sie unsere Arbeit unterstützen. Dies ist z.B.
möglich durch
•Geld-undSachspenden,
•förderndeundaktiveMitgliedschaftsowie
•MitarbeitindenSelbsthilfegruppen.
Bundesverband Zecken-Krankheiten e. V.
64625 Bensheim, Werrastr. 60
06251-580 679
[email protected], www.bzk-online.de
Spendenkonto bei der Bensheimer Sparkasse:
BLZ 50950068 - Konto 2117968
IBAN DE04509500680002117968 - BIC HELADEF1BEN
Für die freundliche Unterstützung bedanken
wir uns bei: