Vorsicht vor Zeckenstichen Bild: www.zecken.de Vermeiden Sie Spätfolgen! Hinweise bei Verdacht auf Borreliose-Erkrankung und zur Vermeidung von Zeckenstichen. Was ist Lyme-Borreliose (LB) und wie bekommt man sie? B orreliose ist eine Infektionserkrankung, welche durch schraubenartige Bakterien (Spirochäten) verursacht wird. Die Übertragung erfolgt vorwiegend durch Zeckenstiche. Erwogen wird aber auch die Übertragbarkeit durch Insekten (Mücken, Flöhe, Stechfliegen, Läuse) sowie von der Mutter auf das ungeborene Kind, durch Bluttransfusion oder auf sexuellem Weg. In Deutschland gibt es nach offiziellen, vorsichtigen Schätzungen 100 000 Neuerkrankungen pro Jahr. Borrelien, indirekter Immunfluoreszenztest Bild: U. Everth Woran erkenne ich, dass ich Borreliose habe? E ine Borreliose kann als MultiSystemerkrankung Symptome hervorrufen, die auch bei anderen Krankheiten auftreten. Ein oft nicht erkanntes Zeichen ist die Wanderröte, das Erythema migrans (EM). Die Farbe variiert von hellrot bis violett (livide). Es 2 Erythema migrans · Bild: W. Klemann kann Tage oder auch Wochen nach dem Zeckenstich einzeln oder an mehreren Körperstellen auftreten. Beobachtungen zeigen, dass eine Wanderröte in seltenen Fällen auch im fortgeschrittenen Stadium erstmalig oder erneut auftreten kann. Das EM dehnt sich mit der Zeit aus und zeigt „Ringe“ in verschiedenen Schattierungen. Die Rötung schmerzt normalerweise nicht, kann aber jucken oder im Vergleich zur übrigen Haut erwärmt sein. Die Oberflächenbeschaffenheit reicht von glatt bis erhaben. Eine Wanderröte tritt nicht obligat, sondern nur in 20-50 % der Erkrankungsfälle auf. Manche Erythemata werden übersehen, weil sie sich z. B. auf der Kopfhaut befinden. Man schätzt, dass sich weniger als die Hälfte der Borreliose-Kranken an eine Wanderröte oder einen Zeckenstich erinnern. Nach erfolgter Infektion können auch andere Symptome auftreten: „Sommergrippe“, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Missempfindunge n (Kribbeln), Taubheitsgefühle und extreme Müdigkeit. Die Symptome sind von Person zu Person unter- schiedlich. Sie können schnell, sogar binnen Stunden wechseln, nach einigen Tagen vergehen (auch ohne Behandlung) oder so gering sein, dass sie unbeachtet bleiben. Selbst wenn die anfängliche Symptomatik verschwindet, ist es möglich, dass die Bakterien im Körper bleiben und später wieder aktiv werden (Latenzzeit). Manchmal nehmen die Beschwerden trotz antibiotischer Behandlung zu. Bei chronischer Borreliose – Monate bis Jahre nach Infektion – wird häufig über Müdigkeit, „grundlose“ Schmerzen, Gelenkbeschwerden und neurologische sowie psychische Probleme geklagt. All dieses kann auch ohne vorheriges Erythema migrans auftreten. Ein Zeichen für eine fortgeschrittene Erkrankung ist die sogenann te „Zigarettenpapierhaut“ oder „Bratapfelhaut“, die Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA). Dabei kommt es anfangs zu einer Schwellung der Haut meist an Händen oder Füßen, oft einseitig, mit Rötung oder blauvioletter Verfärbung. Danach wird die Haut sehr dünn, knitterig und oft dunkler. „Bratapfelhaut“ (ACA) · Bild: H. Priedemuth Gibt es einen Test zur Feststellung einer Borreliose und wie wird die Diagnose gestellt? A ktuell gibt es keine wirklich zuverlässige Methode zur Erkennung einer Borreliose-Erkran kung. Viele verschiedene Test systeme sind auf dem Markt, die in der Regel unterschiedliche Ergebnisse liefern. Normalerweise wird als Eingangstest ein „ELISA“ durchgeführt. Ein nicht-reaktives (seronegatives) Ergebnis besagt dabei wenig, insbesondere in den ersten Wochen nach vermuteter Infektion. „Seronegativität“ wird aber auch in der Spätphase der Erkrankung beobachtet. Es ist möglich, statt eines ELISA einen Immunfluoreszenztest (IFT) als Suchtest durchzuführen. Ein Western-Blot-Test kann ergänzende Informationen bringen, muss aber vom Arzt ausdrücklich angefordert werden, sofern der Suchtest (ELISA, IFT) nicht-reaktiv ausfällt. Die PCR-Analyse (PolymeraseChain-Reaktion) weist Erbsubstanz des Bakteriums in Gewebeproben, Punktat, Blut oder Urin nach. Dieses Testverfahren zeigt nicht regelmäßig eine Infektion an (eingeschränkte Sensitivität). Dafür ist die Zuverlässigkeit eines positiven Testes sehr hoch (ausge- 3 Ganzzell-Lysat- Blot · Bild: U. Everth prägte Spezifität). Ein negatives PCR-Resultat schließt eine Borreliose nicht aus! Beweisend für eine Erkrankung ist der kulturelle Nachweis. Es gibt wenige Labore, die mit der Anzucht von Spirochäten vertraut sind. Aus dem Randbereich eines Erythema migrans, aus anderen verdächtigen Hautläsionen, aus Kniegelenkspunktat und ähnlichen Gewebeproben kann sich der Versuch einer Kultivierung lohnen. Der Fluoreszenz-Direktnachweis von Spirochäten im Biopsiematerial (Focus-Floating-Mikroskopie) stellt eine hilfreiche Ergänzung zur bereits bestehenden Diagnostik dar. Lymphozyten-Transformationstest (LTT) und ELISPOT sind Testverfahren, die sich das immunologische Gedächtnis zu Nutze machen und die Vermehrung weißer Blutzellen und/oder deren Produktion von „Abwehrstoffen“ nachweisen. Beide Testverfahren sind in die Kritik geraten, haben aber schon oft bei der Diagnosestellung gute Dienste geleistet. Eine erniedrigte Anzahl natürlicher Killerzellen (CD 57) ist ein unspezifischer Begleitmarker ei- 4 ner chronischen Borreliose. Die Bestimmung der Zellzahl ist kein Infektions- oder Erkrankungsnach weis. Ein Anstieg der CD57-Zellzahl - unter Behandlung oder danach - spricht für eine Erholung des Immunsystemes. Die Diagnose wird anhand der klinischen Symptome und des Verlaufes der Krankengeschichte gestellt. Laborbefunde werden unterstützend herangezogen. Nach weisbare Antikörper sprechen zunächst für einen stattgehabten „Kontakt“ des Menschen mit Borrelien. Ergänzende Blutuntersuchungen dienen dem Ausschluss anderer Erkrankungen. Ich hatte eine Wanderröte (EM), aber mein Arzt sagt, die Bluttests seien negativ. Muss es dann etwas anderes sein? D iese Konstellation hat schon viele Menschen für Monate bis zu Jahren unnötig leiden lassen. Es gibt einige wenige andere Ursachen, die eine Wanderröte vortäuschen können. Wenn eine Borreliose unbehandelt bleibt, kann sie zerstörerische Wirkung entfalten. Bei einem EM sollte unverzüglich mit der Behandlung begonnen werden, unabhängig von den Ergebnissen der Labortests. Dies gilt, um Spätfolgen zu vermeiden. Eine Behandlungsindikation sollte unter dem Aspekt der Risiko-Nutzen-Abwägung gestellt werden: Welche Nachteile birgt eine Antibiose und welche Folgen können vermieden werden. Was ist eine angemessene Behandlung? D ie Gabe von Antibiotika ist unumgänglich. Wie lange und wie hoch dosiert behandelt werden muss und ob eine vollständige Genesung erreicht werden kann, ist umstritten. Wenn Sie einen Zeckenstich und ein EM hatten, sollten Sie so lange behandelt werden, bis die Rötung vollständig abgeklungen ist. Achten Sie auf begleitende Beschwerden (Symptomwechsel). Im schlimmsten Fall haben Patienten keine Besserung von KurzzeitAntibiosen. Dies gilt insbesondere bei bestehenden Begleitinfektionen (Co-Infektionen). Das Immunsystem belastende Ereignisse wie Operation, Unfall, andere Infektionen, Impfungen, schwere psychische oder körperliche Belastung können eine Besserung erschweren sowie einen Rückfall begünstigen. Bild: M. Schaffer Was geschieht, wenn eine Borreliose nicht ausreichend behandelt wird? D ie Auswirkungen sind von Person zu Person verschieden. Bei manchen treten keine erkennbaren Folgen auf, während andere infolge einer unbehandelten oder unterbehandelten Borreliose schwer erkranken. Gravierende Symptome können umgehend oder zeitlich verzögert auftreten. Dabei sind häufig: unüberwindbare Müdigkeit (fatigue), GelenkMuskel- und Nervenschmerzen, verändertes Sehen und/oder Hören, Taubheitsgefühl, Kribbeln, Lähmung des Gesichtsnerven (N. facialis), Herzbeschwerden und psychische Veränderungen. Eine frühzeitige und hochdosierte Antibiose ist sehr wichtig zur Vermeidung solch schwerwiegender Spätfolgen. Die Folgekosten für eine nicht oder ungenügend behandelte Borreliose stehen – abgesehen vom menschlichen Leid – in keinem Verhältnis zu den Kosten einer raschen Erstbehandlung. 5 Woher weiß mein Arzt, dass ich geheilt bin? E s gibt bis heute keine Methode, um diese Frage sicher beantworten zu können. Es sollte in fortgeschrittenem Stadium so lange the rapiert werden, bis die Symptome 2 Monate lang verschwunden sind. Sowohl der Arzt als auch der Patient müssen auf eine erneute Behandlung vorbereitet sein, sobald die Symptomatik wieder aufflammt. Wer sich „geheilt“ fühlt, kann trotzdem einen Rückfall bekommen oder sich erneut infizieren. Können Kinder Borreliose bekommen? K inder, die gerne im Freien spielen, sind der Gefahr des Zecken befalls besonders ausgesetzt. Nach dem Aufenthalt im Freien ist deshalb das Absuchen des Körpers unerlässlich. Wird eine Hautrötung (Erythema migrans) festgestellt, ist dies beweisend für eine Infektion. Auch grippeähnliche Symptome in den warmen Jahreszeiten, ohne eine offensichtliche Erkältung, noch Tage und wenige Wochen nach dem Aufenthalt in der Natur, können Hinweiszeichen auf eine BorrelienInfektion sein. Wenn die Infektion nach Monaten oder Jahren in das chronische Stadium übergeht, entsteht eine Multisystemerkrankung. 6 Dabei können praktisch alle Organe und Gewebe betroffen sein. Hinweiszeichen für eine chronische Borreliose bei Kindern sind: Wiederkehrende Fieberschübe, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen besonders in den Beinen, so dass das Kind nicht mehr laufen kann, Gelenkschmerzen, Schwindelan fälle, Missempfindungen und Taubheitsgefühl. Außerdem Konzentrationsprobleme, plötzlicher Leistungsabfall in der Schule bei vorher guten Leistungen, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen und Angstzustände. Sogar epileptische Anfälle, Nervenlähmungen und Tic-Symptomatik bei vorher gesunden Kindern können auftreten. Obwohl verschiedene Blutuntersuchungen die Diagnose stützen, ist die genaue Erfassung der Beschwerden das wichtigste Kriterium für den Arzt. Die Behandlung der akuten Borreliose, vorwiegend mit Amoxicillin, sollte ca. 6 Wochen erfolgen. Die antibiotische Behandlung der chronisch persistierenden Borreliose, sowie eventuell bestehender zusätzlicher Infektionen, ist so lange notwendig, bis völlige Beschwerdefreiheit erreicht wird. Da Kinder in der Regel über ein intaktes Immunsystem verfügen, ist die Behandlung Erfolg versprechend. Die angewendeten Antibiotika mit entsprechender Wirkungsweise sind in hoher Konzentration - wie für schwere Infektionen - ausreichend lange zu verordnen. Je nach Erregerspektrum und Dauer der chronischen Infektionen kann das Monate, manchmal sogar Jahre dauern. Infektion während der Schwangerschaft D ie Übertragbarkeit während der Schwangerschaft wird kon trovers diskutiert. Es gilt eine Risiko-Nutzen Abwägung, ob ein Antibiotikum, das dem ungeborenen Kind nicht schadet, gegeben wird. Gibt es eine Impfung gegen Borreliose? N Bild: M. Dvorak ein! Der Impfstoff gegen das ebenfalls von Zecken Übertragbare FSME-Virus (Erreger der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, einer Hirnhaut- und Gehirnentzündung) wird oftmals mit der Bezeichnung „Zeckenimpfstoff“ beworben. Dadurch kann der Ein- druck entstehen, man sei gegen alle „Zecken-Infektionen“ geschützt. Dies ist jedoch nicht der Fall. Gegen Zecken und Borreliose gibt es keinen Impfstoff! Bild: M. Dvorak Nymphe unter der rechten Achsel: So einen Pickel kratzt man leicht weg, ohne die Zecke zu bemerken. Co-Infektionen B ei besonders schweren Verläufen der Borreliose, wenn die Beschwerden trotz Therapie zunehmen, oder bei jedem ungewöhnlichen Verlauf, sollte man nach weiteren Erregern fahnden. Bei begründetem Verdacht auf eine Co-Infektion wäre dann mit einem erweiterten AntibiotikaRegime zu behandeln. Die labortechnischen Möglichkeiten zum Nachweis von Co-Infektionen sind noch geringer als zum Nachweis einer Borreliose. Trotzdem kann sich der Versuch lohnen, danach zu suchen. Die nachfolgende Zu- 7 sammenstellung ist ein Ausschnitt des möglichen Erregerspektrums. Welche Co-Infektionen gibt es ? Rickettsiose Rickettsien leben intrazellulär und können verschiedene Erkrankungsarten auslösen: die FleckfieberGruppe und die Typhus-Gruppe. Aufpassen sollten vor allem Reisende in den Mittelmeerraum, die z.B. nach Zeckenstich eine schlecht heilende „schwarze“ Wunde („tache noir“) oder einen hartnäckigen Ausschlag mit Fieber und Gliederschmerzen entwickeln. Ehrlichiose / Anaplasmose Ehrlichien bzw. Anaplasmen wurden in Deutschland in Zecken nachge wiesen. Sie sind mit den Rickettsien ver wandt. Die Erkrankungshäufigkeit ist unklar. Es gibt eine Bild: U. Everth deutliche Durch seuchung bei Hunden. Eine Erkrankung kann sich durch Fieber, Muskelschmerzen und Schwellungen äußern. Labortechnisch können Blutbildveränderungen (verminder te Leukozyten- und Thrombozyten 8 zahlen) und erhöhte Leberwerte auffallen. Babesiose Babesien gehören wie der Erreger der Malaria zu den Protozoen (ein heimische Malaria). Sie leben in den roten Blutkörperchen. Babesien kön nen auch durch Bluttransfusionen übertragen werden. Es gibt viele verschiedene Arten. Das Beschwerdebild ist auch hier unspezifisch. Eine Babesiose kann sich durch Blutarmut (Anämie) zeigen. In einigen Regionen Deutschlands kommt die Auwaldzecke (Dermacentor reticularis) vor. Sie ist ein Vertreter der Gattung der Buntzecken und Überträger von Babesia canis, dem Erreger der für Hunde gefährlichen Hundebabesiose. Bild: U. Everth Bartonellose Die bekannteste Bartonellose ist die „Katzenkratzkrankheit“, die vor allem durch geschwollene Lymphknoten auffällt. Bartonellen können z. B. auch eine Herzentzündung oder Hautveränderungen verursachen. Auch in Zecken wurden Bartonellen nachgewiesen. Die Erkrankungshäufigkeit ist noch unklar. Tularämie Die Tularämie (Hasenpest) wird durch das Bakterium Francisella tularensis verursacht. Die Übertragung erfolgt vorwiegend durch den direkten Kontakt mit erkrankten Tieren oder deren Organen, z. B. beim Abhäuten. Ebenso kann die Krankheit durch Zecken und Flöhe übertragen werden. Das Krankheitsbild hängt von der Eintrittspforte des Erregers ab und weist eine entsprechende Vielfalt auf. Ohne eine Behandlung mit Antibiotika geht man von einer Sterblichkeitsrate von etwa einem Drittel aus. Q-Fieber Der Überträger des Erregers Coxiella burnetii ist die Schafzecke. Sie befällt hauptsächlich Schafe, Ziegen und Rinder. Besonders bei Schafen kommt es häufig zu Aborten, deren eingetrocknete Fruchthäute hoch infektiös sind. Die Ansteckung des Menschen erfolgt meist auf aerogenem Wege z. B. durch Inhalation von erregerhaltigem Staub (Zeckenkot, Fruchthäute). Sehr selten kommt es zur Krankheit nach dem Genuss von infizierter Milch. Die Symptome können vielfältig sein: Fieber, Muskel-, Brust- und Kopfschmerzen, Lungenentzündung und chronische Herzschäden. In Deutschland treten immer wieder lokale Infektionsherde auf. Frühsommer-Meningoenze phalitis (FSME, eine Hirnhaut-/ Gehirnentzündung) Jährlich erkranken in Deutschland etwa 250 bis 500 Menschen an diesem Virus. Eine Behandlungsmöglichkeit gibt es nicht, ein Impfstoff ist jedoch Bild: www.zecken.de vorhanden. Unter Abwägung von Nutzen und Risiken wird die Impfung in der Regel den Bewohnern von Risikogebieten oder bei einem Aufenthalt mit entsprechenden Freizeitaktivitäten in diesen Gebieten von der ständigen Impfkommission empfohlen. Wichtig: Auch nach einer FSMEImpfung sind vorbeugende Maßnahmen gegen einen Zeckenstich unverzichtbar. Was kann ich bei einem Zeckenstich tun? E ine angesogene Zecke sollte fachgerecht entfernt werden. Die Zecke sollte dicht über der Einstichstelle mit einer spitzen Pinzette (Splitterpinzette) gefasst werden Sie darf beim Entfernen nicht gequetscht werden. Anschließend 9 sollten Einstichstelle und Pinzette desinfiziert werden. © BZK Wenn Sie unsicher sind, wie die Zecke richtig zu entfernen ist, suchen Sie so schnell wie möglich einen Arzt auf. Je länger die Zecke saugt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Erregern. Auf keinen Fall sollten Sie die Zecke mit Klebstoff oder Öl behandeln oder sie mit den Fingern herausziehen, da hierdurch die Übertragung von Krankheitserregern begünstigt wird. Von verschiedenen Labors wird eine Zeckenuntersuchung auf Borrelien angeboten (DNA-Analyse oder Kultur). Dies ist keine Kassenleistung. Die Gabe von Antibiotika bei positivem Testergebnis kann ein Infektions- oder Erkrankungsrisiko vermindern. In einzelnen Fällen kann die Zeckenuntersuchung auf Borrelien falsch-negativ ausfallen. Deshalb sollte beim Auftreten verdächtiger Symptome auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. 10 Um bei Versicherungsträgern, Ärzten und im Krankenhaus einen Zeckenstich oder eine damit in Zusammenhang aufgetretene Erkrankung nachweisen zu können, ist eine Dokumentation von Anfang an hilfreich. Notieren und fotografieren Sie die Entfernung einer oder mehrerer Zecken mit Datum und Einstichstelle. Das Gleiche gilt für gut sichtbare Krankheitszeichen wie ein Erythema migrans oder ein geschwollenes Gelenk. Originalbefunde gehören, wie das Resultat der Zeckenuntersuchung, ebenfalls in die Dokumentation. Ein Verlaufs- und Therapietagebuch ist eine wertvolle Unterstützung für die Diagnose des Arztes. Es gibt grundlegende Meinungsverschiedenheiten über Diagnostik und Therapie der Borreliose. Aufgrund mangelnder Standards der serologischen Tests ist es möglich, dass bei Untersuchung der gleichen Probe ein Labor zu einem reaktiven, ein anderes Labor zu einem nicht-reaktiven Ergebnis kommt. Ein verantwortungsvoller Arzt wird sich der unklaren diagnostischen Lage und der daraus folgenden therapeutischen Probleme bewusst sein. Er wird mit Ihnen gemeinsam Entscheidungen über eine angemessene Behandlung treffen. Wie kann ich mich vor Zeckenstichen schützen? E s gibt eine Reihe von Insektenschutzmitteln, mit denen Sie sich gegen Zeckenstiche schützen können. Allerdings wirken diese Mittel nicht immer hundertprozentig und die Wirkung hält nur einige Stunden an. Beim Aufenthalt in der freien Natur ist das Tragen von geschlossener Kleidung (langärmlige Oberteile, Socken über die Hosen ziehen, usw.) angebracht, um den Zecken wenig Hautkontakt zu ermöglichen. Wenn Sie helle Kleidung tragen, können Sie die Zecken besser erkennen. Anschließend empfiehlt es sich, den Körper nach Zecken abzusuchen: auch schwer einsehbare Körperstellen, Achseln, Leisten, Kniekehlen und bei kleinen Menschen, insbesondere Kindern vor allem den Kopf- und Halsbereich. Trotz aller Vorsichtmassnahmen können Zeckenstiche übersehen werden, da die frisch geschlüpften Larven winzig klein und durchsichtig wie Glas sind. Zecken lauern nicht nur im Wald und auf der Wiese, sondern auch im heimischen Garten: hohes Gras, Gebüsch und Feuchtbiotope sind Verbreitungsgebiete für Kleinnager und andere Wirtstiere der Mini-Vampire. Kieswege, regelmäßiger Rasenschnitt und reduziertes Unterholz können die Zeckenzahl im Garten vermindern. Das „Abflaggen“ mit einem weißen Tuch gibt Aufschluss über die Dichte der Zeckenpopulation. Bild: H. Priedemuth Hunde und Katzen sind treue Gefährten, aber sie können nach einem Ausflug ungebetene Gäste mit in die Wohnung bringen. Kontakt mit Haustieren kann zu Zeckenstichen beim Menschen führen. Untersuchen Sie deshalb auch Ihre Haustiere auf Zecken! Rat und Unterstützung erhalten Sie bei einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen. In Ihrer Nähe berät Sie: 11 Der Bundesverband Zecken-Krankheiten e. V. ist ein Zusammenschluß der Selbsthilfe im Bereich der durch Zecken übertragbaren Infektionserkrankungen, insbesondere von an LymeBorreliose erkrankten Menschen. Ziel des Verbands ist es vor allem, •denErfahrungsaustausch,gemeinsameAktivitätenundgegenseitige Hilfe der Betroffenen zu fördern, bestehende Selbsthilfegruppen zu unterstützen und die Entstehung weiterer Gruppen zu fördern, •durch Öffentlichkeitsarbeit und gesundheitspolitische Aktivitäten präventiv tätig zu sein und die Versorgungssituation der durch Zeckeninfektionen erkrankten Menschen zu verbessern. Dabei arbeitet der Verband mit Wissenschaftlern, Ärzten, Fachorganisationen, Gesundheitsbehörden, politischen Gremien und anderen Patientenorganisationen zusammen. Der Verband ist gemeinnützig. Alle Mitglieder sowie der Vorstand sind ehrenamtlich tätig. Wir freuen uns, wenn auch Sie unsere Arbeit unterstützen. Dies ist z.B. möglich durch •Geld-undSachspenden, •förderndeundaktiveMitgliedschaftsowie •MitarbeitindenSelbsthilfegruppen. Bundesverband Zecken-Krankheiten e. V. 64625 Bensheim, Werrastr. 60 06251-580 679 [email protected], www.bzk-online.de Spendenkonto bei der Bensheimer Sparkasse: BLZ 50950068 - Konto 2117968 IBAN DE04509500680002117968 - BIC HELADEF1BEN Für die freundliche Unterstützung bedanken wir uns bei:
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