Merkblatt `Schutz vor Infektionsgefahren durch Zecken`

Fachgruppe Forsten,
Sachgebiet Forst
Veröffentlichungen zu Sicherheits- und Gesundheitsschutz bei der Waldarbeit
Schutz vor Infektionsgefahren durch Zecken *
1. Allgemeines
Zecken sind Spinnentiere. Aus den vom Zeckenweibchen abgelegten Eiern schlüpfen ca. 0,5
mm große Zeckenlarven. Zur weiteren Entwicklung vom Larven- zum ca. 1,5 mm großen
Nymphenstadium und dann zum erwachsenen Männchen oder Weibchen ist das Saugen von
Blut notwendig. Dies ist an vielen Wirbeltieren und natürlich auch am Menschen möglich, wobei
dieser infiziert werden kann, wenn die Zecke bei einer vorausgehenden Blutmahlzeit
krankmachende Erreger aufgenommen hat. Da auch schon die Larven mit den FSME- oder
Borrelioseerregern infiziert sein können, besteht zu allen Jahreszeiten durch alle Zeckenstadien
die Möglichkeit der Erregerübertragung.
Da nur ca. zwei Drittel aller Zeckenstiche bemerkt werden, ist auch ohne Erinnerung an einen.
Zeckenstich bei entsprechenden Krankheitsbeschwerden (=Symptomen) an eine
Zeckenerkrankung zu denken.
Das Nichtbemerken eines Zeckenstiches schließt eine Zeckenerkrankung nicht aus!
Von Zecken werden hauptsächlich zwei Erkrankungen übertragen:
Zum einen die von Viren verursachte FSME (Frühsommermeningoenzephalitis), eine
Erkrankung von Hirnhäuten, Gehirn und Rückenmark und die von Bakterien (Borrelien)
verursachte Borreliose (Lyme-Erkrankung), die Haut, Gelenke, das Herz und das
Nervensystem befallen kann.
Die Viruserkrankung FSME kann nicht behandelt werden. Ein Schutz ist aber durch die
aktive FSME-Impfung möglich, die vor allem in der kalten Jahreszeit sinnvoll
durchgeführt werden kann, um bei dem erneuten Auftreten der Zecken bei wärmeren
Temperaturen bereits vor der FSME geschützt zu sein.
Für die Bakterienerkrankung Borreliose existiert derzeit keine Impfung, sie kann aber v.a.
am Anfang der Erkrankung mit Medikamenten (Antibiotika) gut behandelt werden.
Deswegen ist die Information über und das Denken an diese Erkrankungen für jeden
Menschen, der durch Zeckenbisse gefährdet ist, unerlässlich.
Die beste Prävention (Vorbeugung) zum Schutz vor Zecken- aber auch Mückenstichen ist eine
entsprechend dichte Kleidung, die Zecken ohne Nebenwirkungen abwehrt.
Mittel zum Einreiben der Haut, die Zecken- bzw. Mückenstiche verhindern sollen, sind zur
dauerhaften Anwendung nicht geeignet, da durch den ständigen Kontakt mit den
unterschiedlichen Inhaltsstoffen dieser Mittel möglicherweise Schäden an der Haut oder an
anderen Organen entstehen können.
Nach der Arbeit oder dem Aufenthalt im Freien sollte man den Körper regelmäßig nach Zecken
abzusuchen. Je früher eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist bei der Borreliose das Risiko
einer Krankheitsübertragung.
*
nach Unterlagen von Dr. Martin Hermann
Deswegen sollten Zecken mit einer Pinzette oder Zeckenzange möglichst schnell entfernt
werden. Danach ist die Einstichstelle zu desinfizieren. Auf keinen Fall darf Öl, Klebstoff oder
ähnliches benutzt werden, da diese Substanzen den Zecken die Atemöffnungen (Tracheen)
verstopfen und die Zecken dann in ihrem Todeskampf (Ersticken) noch mehr Erreger in den
Menschen ausschütten.
Durch informiertes und überlegtes eigenes Verhalten lassen sich die Risiken einer
von Zecken übertragenen Erkrankung und deren möglicherweise schwerwiegenden
Folgen gut in den Griff bekommen.
Wichtig ist bei der Arbeit aufgetretene Zeckenstiche, wie jede andere Verletzung auch, genau
(u.a. Angabe von Zeckeneinstichstelle im Körper und Datum des Zeckenstiches) im
Verbandsbuch zu dokumentieren, um bei eventuell folgenden Erkrankungen den Nachweis
eines Arbeitsunfalls juristisch einwandfrei führen zu können.
Sowohl die FSME wie auch die Borreliose können im Forstbereich als Berufskrankheiten
anerkannt werden, da Beschäftigte im Forstbereich im Vergleich zur nicht zeckenexponierten
Durchschnittsbevölkerung ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an FSME oder Borreliose zu
erkranken.
Bei irgendwelchen Zweifeln nach einem Zeckenbiss oder bei unklaren verdächtigen
Veränderungen sollte immer sofort ein Arzt aufgesucht werden.
2. Die FSME
(Frühsommermeningoenzephalitis) - Erkrankung
Die FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) wird durch einen Virus hervorgerufen, der bei
dem Stich einer infizierten Zecke sofort nach dem Stich mit dem Zeckenspeichel in den
Menschen gelangen kann.
Die FSME kommt gehäuft in sogenannten Endemiegebieten vor (dort ist ca. jede hundertste
Zecke FSME - Virus - Träger), wobei jedoch eine Infektion mit dem Virus auch in den anderen
Gebieten (dort trägt ca. jede tausendste Zecke den Virus in sich) nicht vollständig
ausgeschlossen werden kann.
Die Inkubationszeit (die Zeit zwischen Infektion, d.h. dem Stich der Zecke und den ersten
Krankheitserscheinungen) liegt zwischen 2-28 Tagen. Dann können für ca. 1-8 Tage
grippeähnliche Symptome mit Kopf-, Kreuz- und Gliederschmerzen, Fieber und Bauchbeschwerden auftreten. Nach einer beschwerdefreien Zeit von ca. 1-20 Tagen tritt dann bei ca.
einem Drittel der Erkrankten die 2. Erkrankungsphase mit dem Befall des ZNS (zentrales
Nervensystem, Hirnhäute, Gehirn und Rückenmark) ein, wobei hohes Fieber, heftige
Kopfschmerzen, Lähmungen, Gefühllosigkeit, Verwirrtheit, psychische Veränderungen und
Bewusstlosigkeit auftreten können.
Davon können Schäden zurückbleiben, selten kommt es auch zum Tod (siehe Abbildung).
Vor dieser Erkrankung und deren gravierenden Folgen ist ein Schutz nur durch eine
vorbeugende aktive Impfung möglich (zeitlich nur vor dem Stich einer Zecke erfolgreich
durchführbar). Vor allem Menschen, die häufig von Zecken gestochen werden und/oder sich oft
im Freien in den Endemiegebieten aufhalten, sollten sich deswegen vorbeugend impfen lassen.
Forstbedienstete in Endemiegebieten sollten sich vorbeugend impfen lassen!
Die Grundimpfung erfolgt mit drei Spritzen innerhalb von 12 Monaten. Die beiden ersten
Impfungen sollten mit vier Wochen Abstand verabreicht werden, ca. vier Wochen nach der
zweiten Impfung besteht dann schon meist ein Impfschutz, der durch die dritte Impfung zwölf
Monate nach der ersten Impfung komplettiert werden muß. Durch Beginn der Impfung in der
kalten Jahreszeit (November/Dezember) wird bereits ein Impfschutz für die nächste
„Zeckensaison“ (ab ca. März/April) erzielt. Es kann aber ganzjährig geimpft werden.
Die Auffrischimpfung mit einer Spritze erfolgt dann jeweils ca. drei Jahre nach der letzten
Impfung (siehe Abbildung). Falls Unklarheit über den Impfstatus besteht, kann durch eine
Blutuntersuchung festgestellt werden, ob eine komplette dreimalige Grundimpfung oder nur
eine einmalige Auffrischimpfung notwendig ist.
Ca. 4
Die Impfung wird im allgemeinen problemlos vertragen und bietet einen sehr guten Schutz. Bei
ca. 5% der Impflinge kommt es an der Einstichstelle zu leichten Schmerzen und/oder einer
Rötung, ca. 1% der Impflinge entwickeln leichte grippeähnliche Beschwerden. Zeichen einer
leichten Gehirnhautentzündung können bei ca. jedem hunderttausendsten bzw. jedem
millionsten Impfling auftreten. Alle dies Erscheinungen sind nur vorübergehend und
verschwinden wieder. Es gibt keinen dokumentierten Fall, bei dem bleibende Nachwirkungen
einer aktiven FSME-Impfung nachgewiesen wurden. Die Impfung kann vom Hausarzt
durchgeführt werden.
Theoretisch können sich Menschen, die in einem FSME-Endemiegebiet von einer Zecke
gestochen werden, nach einem Zeckenstich passiv impfen lassen. Dies hat aber nichts mit
einer aktiven Impfung zu tun! Sie bekommen dabei fremde Antikörper gespritzt. Dies ist nur bis
ca. 48 Stunden nach dem Zeckenstich möglich und bietet auch nur einen teilweisen Schutz. Für
Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren ist diese passive Impfung inzwischen vom Robert Koch - Institut (ehemaliges Bundesgesundheitsamt) verboten worden, weil Hinweise darauf
bestehen, dass die passive Impfung die FSME-Erkrankung verschlimmert, anstatt vor ihr zu
schützen.
Die passive Impfung wird deswegen nicht empfohlen.
Eine wirksame Behandlung der ausgebrochenen FSME-Erkrankung gibt es derzeit
nicht, so dass die vorbeugende aktive Impfung den einzigen Schutz darstellt.
3. Die Borreliose - Erkrankung
Die Lyme-Borreliose ist bei uns neben der FSME eine weitere und die wesentlich
bedeutsamere von Zecken übertragene Erkrankung.
Im Gegensatz zur FSME (Viruserkrankung) wird sie von Bakterien (Borrelien) verursacht,
kommt überall vor und ist deutlich häufiger als die FSME. Ca. 30 - 50 Prozent aller Zecken sind
mit Borrelien infiziert, wobei nur jede ca. hundertste bis tausendste Zecke den FSME - Virus in
sich trägt.
Bei der Borreliose liegt die Inkubationszeit ( die Zeit zwischen der Infektion, d.h. dem Stich der
Zecke und dem Ausbruch der ersten Krankheitserscheinungen) bei ca. 8 Tagen bis 3 Monaten
(meist etwa fünf Wochen).
Danach können drei Krankheitsstadien auftreten, die zum Teil ineinander übergehen und auch
nebeneinander auftreten.
Das 1. Stadium ist meist durch grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber,
Gelenk- und Kopfschmerzen, selten auch regionale Schwellungen der Lymphdrüsen oder die
Bildung von kleinen tastbaren Schwellungen unter der Haut gekennzeichnet.
Außerdem kann im 1.Stadium eine relativ scharf begrenzte, runde Hautrötung (= Wanderröte)
meist am Ort des Zeckenstiches auftreten. Sie breitet sich bis ca. maximal 60 cm im
Durchmesser aus, blaßt oft in der Mitte ab, wobei z.T. anfangs ein rötlich - livider „Ring“
zurückbleibt.
Diese Hauterscheinungen treten frühestens nach ca. zwei Tagen nach dem Zeckenstich auf
und verschwinden fast immer ohne große Beschwerden innerhalb einiger Wochen.
Die häufig direkt oder kurzfristig nach einem Zeckenstich auftretende kleine, oft juckende
Hautrötung (vergleichbar wie nach einem Mückenstich) hat nichts mit einer Wanderröte zu tun
und ist unproblematisch.
Die Wanderröte (= Erythema migrans = EM) ist ein typisches Zeichen für eine
Borrelieninfektion, kommt aber nur bei ca. 50 bis 60 % der Borreliosen vor. Deswegen ist auch
ohne Wanderröte bei entsprechenden gesundheitlichen Problemen (z.B. unklare grippeähnliche
Beschwerden) an eine Borreliose zu denken und es sind die notwendigen Maßnahmen
(Hausarztbesuch, gegebenenfalls antibiotische Behandlung) zu ergreifen.
Das Verschwinden der Wanderröte hat nichts mit dem endgültigen Verschwinden der
Erkrankung zu tun, da es auch danach zu einem Fortschreiten der Erkrankung (chronische
Borreliose) kommen kann.
Im 2. Stadium werden dann innerhalb von Wochen bis Monaten nach dem Zeckenstich vor
allem das Herz und das Nervensystem befallen. Das kann zu einer Herzmuskel- bzw.
Herzbeutelerkrankung mit Herzmuskelschwäche und Herzrhythmusstörungen bzw. zu
Lähmungen z.B. im Gesichts- und Augenmuskelbereich oder Taubheitsgefühl und
Bewegungsstörungen führen.
Auch eine Gehirnhautentzündung mit allen Folgen (Gehirn- und Nervenschädigungen etc.)
sowie Gelenkbeschwerden können auftreten.
Im 3.Stadium (ca. ein halbes Jahr nach dem Zeckenbiss) können an einem Knie aber z. B.
auch an Schulter und Knöchel langwierige Gelenksentzündungen auftreten, welche die Gelenke
auch zerstören können.
Die Haut kann sich zigarettenpapierartig verändern, Herzbeschwerden und Schädigungen des
Nervensystems (siehe oben) können bestehen bleiben.
Eine wirksame Impfung gegen die Borrelienerkrankung gibt es derzeit in Deutschland
noch nicht.
Die in den USA mögliche Impfung bietet bei uns keinen ausreichenden Schutz, da sich die
amerikanischen und deutschen Borrelien zu sehr unterscheiden.
Vor allem das 1. Stadium der Borreliose kann mit einem Antibiotikum (ein Bakterien abtötendes
Medikament wie z.B. ein Penicillin oder Doxycyclin) ausgezeichnet behandelt werden.
Spätere Stadien sprechen manchmal nur schlecht auf eine antibiotische Therapie an.
Vor allem lassen sich die von der Krankheit verursachten Schäden meist nicht vollständig
beseitigen, so dass gravierende gesundheitliche Einschränkungen zurückbleiben können.
Jeder sollte deshalb unbedingt bei entsprechenden Veränderungen und Symptomen
(Hautrötung, Grippe, unklare Beschwerden etc.), auch wenn man sich nicht an einen
Zeckenstich erinnern kann, einen Arzt aufsuchen.
Durch eine bzw. eine zweite Blutuntersuchung kann festgestellt werden, ob eine frische
Borrelienerkrankung vorliegt oder nicht. Der Hausarzt wird dann gegebenenfalls die
antibiotische Behandlung einleiten, die bei dem eindeutigen Vorhandensein einer Wanderröte
sofort und ohne Blutuntersuchung erfolgen kann. Allerdings sollte auch in diesen Fällen zur
definitiven Diagnosesicherung das Blut (eventuell mehrfach) untersucht werden.
Eine durchgemachte und auch ausgeheilte Borreliose schützt nicht davor, ein zweites Mal an
Borreliose erkranken zu können.
Durch informiertes und überlegtes eigenes Verhalten lassen sich die Risiken einer von Zecken
übertragenen Erkrankung und deren möglicherweise schwerwiegenden Folgen gut in den Griff
bekommen.
Bei irgendwelchen Zweifeln nach einem Zeckenbiss oder bei unklaren verdächtigen
Veränderungen sollte immer sofort ein Arzt aufgesucht werden.
4. Blutuntersuchungen bei Borreliose und FSME
Immer wieder werden Anfragen wegen Laboruntersuchungen bei den von Zecken übertragenen
Erkrankungen Borreliose und FSME gestellt.
Um Unklarheiten und Ängste zu beseitigen, ist folgendes zu beachten:
Das menschliche Abwehrsystem bildet im Blut bei Kontakt mit einem Krankheitserreger
Abwehrkräfte, u.a. Antikörper. Diese Antikörper (Ak) werden Immunglobuline (Ig) genannt.
Diese Antikörper (Ak) sind erregerspezifisch, d.h. bei Kontakt mit Borreliosebakterien (Borrelien)
werden völlig andere Immunglobuline (Ig) gebildet als bei Kontakt mit FSME-Viren oder den
Erregern von Röteln, Wundstarrkrampf (Tetanus) etc..
Je nach Zeitpunkt der Infektion bildet der Körper unterschiedliche Immunglobuline (Ig).
In einer frühen Krankheitsphase werden meistens Immunglobuline der Klasse M, sogenannte
IgM, in späteren Krankheitsphasen Immunglobuline der Klasse G, sogenannte IgG gebildet.
Es gibt unauffällige (negative), grenzwertige und auffällige (positive) IgM- und IgG-Werte, deren Zahlenwerte aber von Erreger zu Erreger (z.B. zwischen Borreliose und FSME) unterschiedlich sind und sich auch von Labor zu Labor unterscheiden können, so daß zur korrekten
Beurteilung immer die Angabe der jeweiligen Normalwerte des Labors erforderlich ist.
Die jeweiligen IgG sind meist noch lange nach einer Erkrankung im Blut nachweisbar und
werden auch nach einer aktiven Impfung (z.B. der FSME-Impfung) gebildet. Die IgM
verschwinden meistens bald wieder aus dem Blut.
Wichtig ist dabei, dass für unser Abwehrsystem „Erkrankung“ bereits das aktive
Auseinandersetzen mit dem Erreger, d.h. die Bildung von Immunglobulinen bedeutet, ohne
dass der Mensch Krankheitszeichen (sogenannte Krankheitssymptome), wie z.B. Fieber,
Schmerzen, eine Wanderröte etc. bemerken muss.
Der Nachweis von erhöhten erregerspezifischen IgM-Werten ist ein starker Hinweis auf eine
frische Infektion mit dem jeweiligen Erreger (z.B. bei Borreliose- oder FSME-Verdacht).
Eine frische Borreliose muss zwingend mit einem Antibiotikum behandelt werden, um eventuelle
Spätstadien einer Borreliose mit allen ihren Gefahren zu vermeiden.
Anzumerken ist, daß im Anfangsstadium einer Borreliose die Borrelien-IgM im Blut noch nicht
nachweisbar sein müssen, so dass bei entsprechenden Krankheitssymptomen (z.B. einer
Wanderröte) trotzdem die Behandlung mit einem Antibiotikum unbedingt erforderlich ist.
Im Zweifelsfall ist die Bestimmung der Borrelien-Ig nach vier Wochen zu wiederholen.
Der Nachweis von erhöhten erregerspezifischen IgG-Werten sagt dagegen meist nur aus, dass
man die bestimmte „Erkrankung“ bemerkt oder unbemerkt durchgemacht hat oder durch eine
aktive Impfung dagegen geschützt ist.
So haben nach Untersuchungen über die Hälfte aller im Staatsforst Beschäftigten grenzwertige
oder erhöhte Borrelien-IgG-Werte, ohne aber an einer Borreliose aktiv erkrankt zu sein.
Deswegen ist der Nachweis eines solchen positiven Wertes keinesfalls beweisend für eine
aktive Borreliose, sondern meist nur ein Hinweis für einen zurückliegenden Kontakt des
körpereigenen Abwehrsystems mit Borrelien.
Der Nachweis eines erhöhten Borrelien-IgG-Wertes schützt nicht vor einer erneuten
Borrelieninfektion, d.h. es besteht die Gefahr auch mehrmals akut an Borreliose zu erkranken.
Dies liegt an den unterschiedlichen Oberflächeneigenschaften, sogenannten Antigeneigenschaften, gegen die das körpereigene Abwehrsystem Antikörper (Immunglobuline) bildet,
der in Europa vorkommenden Borrelien.
Für die USA konnte schon erfolgreich ein Impfstoff gegen Borrelien entwickelt werden, der
hervorragend vor den in den USA vorkommenden Borrelien schützt.
In Europa kann es wohl noch einige Jahre dauern, bis ein Impfstoff entwickelt sein wird, der
gegen die bei uns vorkommenden Borrelien schützt.
Nur selten haben Beschwerden trotz eines positiven Borrelien-IgG-Wertes etwas mit einer
chronischen Borreliose zu tun, sondern sind auf andere Ursachen zurückzuführen.
Bei Verdacht auf eine chronische Borreliose, die selten ist aber auch mit erhöhten Borrelien
IgG-Werten einhergehen kann, sollten in diesen Fällen zur Unterscheidung von
zurückliegenden, nicht mehr aktiven Borrelien-„Erkrankungen“, spezielle Blutuntersuchungen
wie Immuno-Blot und Lymphozyten-Transformationstest (LTT) oder PCR (Polymerase Chain
Reaction) durchgeführt werden, was aber nur in speziellen Labors möglich ist. Bei Verdacht auf
eine Neuroborreliose kann die Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) hilfreich sein.
Nach einer kompletten aktiven FSME-Impfung (dreimal), genauso nach einer fristgerechten
Auffrischimpfung, lassen sich bei fast 100% der Geimpften positive FSME-IgG-Werte als
Zeichen einer erfolgreichen Impfung nachweisen.
Bei einer schon länger zurückliegenden kompletten oder auch unvollständigen FSME-Impfung
kann der FSME-IgG-Wert entscheiden helfen, ob eine komplette dreimalige, nur eine einmalige
oder auch gar keine Auffrischimpfung notwendig ist.
Die regelmäßige Routineuntersuchung aller Beschäftigten im Forstunternehmen auf Borreliose
und/ oder FSME ist nicht notwendig, da eine entsprechende Untersuchung außerhalb von
wissenschaftlichen Studien nur bei vorliegenden Gründen (z.B. entsprechende
Krankheitsbeschwerden) sinnvoll ist, dann aber unverzüglich zu erfolgen hat. Unverändert gilt
deshalb:
Bei irgendwelchen Zweifeln nach einem Zeckenbiss oder bei unklaren verdächtigen
Veränderungen ist immer sofort ein Arzt aufzusuchen.