AR B E IT SB L AT T F Ä C H E R : P O L I T I K , W I R T S C H A F T, S O Z I A L - U N D G E M E I N S C H A F T S K U N D E , A R B E I T S L E H R E , B E R U F S V O R B E R E I T U N G JAHRGANGSSTUFEN: 9 BIS 12 Die fünf Zweige der Sozialversicherung In der gesetzlichen Sozialversicherung sind nahezu 90 Prozent der Deutschen versichert. Sie bietet finanziellen Schutz vor den Folgen der größten Lebensrisiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Erwerbsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit und zahlt Alters- und Hinterbliebenenrenten. GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG Schlechte Arbeitsbedingungen in den Fabriken führten im 19. Jahrhundert zur Bildung einer Arbeiterbewegung. Bislang waren Arbeiter nicht gegen die Folgen von Krankheit, einem Unfall oder Arbeitslosigkeit abgesichert. Ein Schicksalsschlag konnte den Menschen und ihren Familien die Existenzgrundlage rauben. Die wirtschaftliche Depression 1873 verschärfte die soziale Lage zusätzlich. Als die Forderungen nach Schutz vor Armut immer lauter wurden, reagierte Reichskanzler Otto von Bismarck mit der Einführung von Sozialgesetzen. Er hatte erkannt, dass die soziale Not in Deutschland ein staatliches Eingreifen erforderte. Im Jahr 1883 führte Bismarck zunächst die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland ein. Im Jahr 1884 folgte die Unfallversicherung und 1889 die Altersund Invalidenversicherung. In einer konjunkturellen Hochphase der Weimarer Republik wurde 1927 das Gesetz zur Einführung einer staatlichen Arbeitslosenversicherung verabschiedet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs infolge des medizinischen Fortschritts und der höheren Lebenserwartung die Zahl der Pflegebedürftigen. Deshalb wurde im Jahr 1995 die gesetzliche Pflegeversicherung als fünfter Zweig der Sozialversicherung eingeführt. nach: Lebendiges virtuelles Museum Online: Die Sozialgesetzgebung, www.dhm.de/lemo AUS DEM LEISTUNGSKATALOG Rentenversicherung: Altersrente, Hinterbliebenenrente, Erwerbsminderungsrente, Grundsicherung im Alter, medizinische Rehabilitation Krankenversicherung: ärztliche Behandlung, Prävention, Früh erkennung, Krankengeld, Mutterschaftsgeld, Rehabilitation Pflegeversicherung: Rehabilitation, Pflegegeld für Grund- und Behandlungspflege sowie hauswirtschaftliche Versorgung, Pflegehilfsmittel Arbeitslosenversicherung: Arbeitslosengeld, Arbeitsvermittlung und Arbeitsförderung, Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, Unterstützung von älteren Arbeitnehmern und Existenzgründern Unfallversicherung: Prävention, medizinische Versorgung und Rehabilitation, Verletztengeld, Pflegegeld, Leistungen zur beruflichen und sozialen Teilhabe GRUNDPRINZIPIEN UND FINANZIERUNG Arbeitnehmer und Auszubildende sind in der gesetzlichen Sozialversicherung pflichtversichert. Die Sozialversicherungen – außer der Unfallversicherung – werden aus Beiträgen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber finanziert. Sie orientieren sich am Gehalt des Arbeitnehmers. Nach dem Solidarprinzip zahlen alle Versicherten einer Einkommensgruppe unabhängig vom Risiko den gleichen Beitrag – zum Beispiel in der Krankenversicherung. Geldleistungen wie die Rente oder das Arbeitslosengeld richten sich jedoch nach der Höhe der in der Erwerbsphase gezahlten Beiträge. EINNAHMEN UND AUSGABEN Einnahmen insgesamt in Mrd. Euro Ausgaben insgesamt in Mrd. Euro Gesetzliche Gesetzliche Gesetzliche KrankenRentenver- Pflegeversichesicherung versicherung rung Gesetzliche Gesetzliche Gesetzliche KrankenRentenver- Pflegeversichesicherung versicherung rung 2001 135,79 220,32 16,81 138,81 220,28 16,87 2003 141,05 231,88 16,86 145,09 233,87 17,56 2005 145,74 231,69 17,49 143,81 235,62 17,86 2007 156,06 238,29 18,02 153,93 237,11 18,34 2009 172,20 246,04 21,31 170,78 245,83 20,33 2011 183,77 255,77 22,24 179,61 251,05 21,92 Quellen: Bundesministerium der Gesundheit (Hrsg.): Gesetzliche Krankenversicherung – Kennzahlen und Faustformeln, September 2012, Bundesministerium der Gesundheit (Hrsg.): Die Finanzentwicklung der sozialen Pflegeversicherung, Februar 2013, Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.): Rentenversicherung in Zeitreihen, Oktober 2012. HERAUSFORDERUNGEN +++ 11. Januar 2013: Viele Jobs und steigende Löhne: Sozialversicherung erzielt Milliardenüberschuss +++ 16. Oktober 2012: Abschaffung der Praxisgebühr +++ 25. Juni 2012: Staatsminus: Deutscher Schuldenberg klettert auf 2,042 Billionen Euro +++ 12. April 2012: Lohnsteuer, Sozialbeiträge: Abgaben für Arbeitnehmer steigen auf Rekordhoch +++ 29. Dezember 2011: Soziale Spaltung: Immer mehr Arbeitslose rutschen sofort in Hartz IV +++ 22. Februar 2011: Prognose: Zahl der Demenzkranken wird sich bis 2050 verdoppeln +++ 19. November 2010: Billiglohnsektor: Hungerlohn trotz Vollzeitjob +++ 14. Oktober 2010: Konjunkturboom: Mehr Jobs, mehr Geld, mehr Sicherheit +++ 17. Mai 2010: Geburtenzahl in Deutschland sinkt dramatisch +++ Schlagzeilen von www.spiegel.de AUFGABEN GRUNDWISSEN VERTIEFUNG BERUFSVORBEREITUNG Einzelarbeit: Entwickle fünf Quizfragen zur Geschichte der Sozialversicherung mit jeweils drei unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten. Nutze dazu den „Safety 1st“-Zeitgenerator unter www.safety1st.de/ zeitgenerator. Weiterführende Informationen gibt es auch auf dem Internetportal w ww.sozialpolitik.com in der Rubrik „Politik“, Thema „Soziale Sicherung“ Gruppenarbeit: Bildet drei Arbeitsgruppen. Erstellt anhand der Daten in der Tabelle pro Versicherungszweig ein Schaubild, das die Einnahmen und Ausgaben in den letzten Jahren in Form eines Linien- oder Balkendiagramms darstellt. Tauscht eure Schaubilder untereinander aus und formuliert zwei Kernaussagen für jeden Versicherungszweig. Erläutert, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihr erkennen könnt. Partnerarbeit/Plenum: Erstellt eine Tabelle mit zwei Spalten und den Titeln „Wenn“ und „Dann“. Notiert in der Wenn-Spalte Beispiele für Schicksalsschläge, die im Laufe eines Lebens eintreten können und in der Dann-Spalte diejenige Versicherungszweige, die in diesem Fall Unterstützung bieten. Erläutert im Plenum, wo ihr die Grenzen der Sozialversicherung seht. Partnerarbeit: Tausche deinen Fragenkatalog mit dem deines Lernpartners und beantworte die Fragen. Überprüfe anschließend die Antworten deines Lernpartners. Plenum: Diskutiert darüber, welche Folgen die in den Schlagzeilen formulierten Veränderungen für die Zweige der Sozialversicherung haben könnten. © Stiftung Jugend und Bildung (Stand: Februar 2013) Aktuelle Arbeitsblätter unter www.jugend-und-bildung.de | Das Schulportal für soziale Sicherung und private Vorsorge www.safety1st.de
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