BF II BETE 2014 – 2015-03-18

AR B E IT SB L AT T
F Ä C H E R : P O L I T I K , W I R T S C H A F T, S O Z I A L - U N D G E M E I N S C H A F T S K U N D E , A R B E I T S L E H R E , B E R U F S V O R B E R E I T U N G
JAHRGANGSSTUFEN: 9 BIS 12
Die fünf Zweige der Sozialversicherung
In der gesetzlichen Sozialversicherung sind nahezu 90 Prozent der Deutschen versichert. Sie bietet finanziellen Schutz
vor den Folgen der größten Lebensrisiken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit, Erwerbsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit und zahlt Alters- und Hinterbliebenenrenten.
GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG
Schlechte Arbeitsbedingungen in den Fabriken führten im 19.
Jahrhundert zur Bildung einer Arbeiterbewegung. Bislang waren
Arbeiter nicht gegen die Folgen von Krankheit, einem Unfall oder
Arbeitslosigkeit abgesichert. Ein Schicksalsschlag konnte den
Menschen und ihren Familien die Existenzgrundlage rauben. Die
wirtschaftliche Depression 1873 verschärfte die soziale Lage zusätzlich.
Als die Forderungen nach Schutz vor Armut immer lauter wurden,
reagierte Reichskanzler Otto von Bismarck mit der Einführung von
Sozialgesetzen. Er hatte erkannt, dass die soziale Not in Deutschland
ein staatliches Eingreifen erforderte. Im Jahr 1883 führte Bismarck
zunächst die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland ein.
Im Jahr 1884 folgte die Unfallversicherung und 1889 die Altersund Invalidenversicherung. In einer konjunkturellen Hochphase der
Weimarer Republik wurde 1927 das Gesetz zur Einführung einer
staatlichen Arbeitslosenversicherung verabschiedet. In der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs infolge des medizinischen Fortschritts
und der höheren Lebenserwartung die Zahl der Pflegebedürftigen.
Deshalb wurde im Jahr 1995 die gesetzliche Pflegeversicherung als
fünfter Zweig der Sozialversicherung eingeführt.
nach: Lebendiges virtuelles Museum Online: Die Sozialgesetzgebung, www.dhm.de/lemo
AUS DEM LEISTUNGSKATALOG
Rentenversicherung: Altersrente, Hinterbliebenenrente, Erwerbsminderungsrente, Grundsicherung im Alter, medizinische Rehabilitation
Krankenversicherung: ärztliche Behandlung, Prävention, Früh­
erkennung, Krankengeld, Mutterschaftsgeld, Rehabilitation
Pflegeversicherung: Rehabilitation, Pflegegeld für Grund- und
­Behandlungspflege sowie hauswirtschaftliche Versorgung, Pflegehilfsmittel
Arbeitslosenversicherung: Arbeitslosengeld, Arbeitsvermittlung und
Arbeitsförderung, Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung,
Unterstützung von älteren Arbeitnehmern und Existenzgründern
Unfallversicherung: Prävention, medizinische Versorgung und Rehabilitation, Verletztengeld, Pflegegeld, Leistungen zur beruflichen und
sozialen Teilhabe
GRUNDPRINZIPIEN UND FINANZIERUNG
Arbeitnehmer und Auszubildende sind in der gesetzlichen Sozialversicherung pflichtversichert. Die Sozialversicherungen – außer der Unfallversicherung – werden aus
Beiträgen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber finanziert. Sie orientieren sich am
Gehalt des Arbeitnehmers. Nach dem Solidarprinzip zahlen alle Versicherten einer
Einkommensgruppe unabhängig vom Risiko den gleichen Beitrag – zum Beispiel in
der Krankenversicherung. Geldleistungen wie die Rente oder das Arbeitslosengeld
richten sich jedoch nach der Höhe der in der Erwerbsphase gezahlten Beiträge.
EINNAHMEN UND AUSGABEN
Einnahmen insgesamt
in Mrd. Euro
Ausgaben insgesamt
in Mrd. Euro
Gesetzliche Gesetzliche Gesetzliche
KrankenRentenver- Pflegeversichesicherung versicherung
rung
Gesetzliche Gesetzliche Gesetzliche
KrankenRentenver- Pflegeversichesicherung versicherung
rung
2001
135,79
220,32
16,81
138,81
220,28
16,87
2003
141,05
231,88
16,86
145,09
233,87
17,56
2005
145,74
231,69
17,49
143,81
235,62
17,86
2007
156,06
238,29
18,02
153,93
237,11
18,34
2009
172,20
246,04
21,31
170,78
245,83
20,33
2011
183,77
255,77
22,24
179,61
251,05
21,92
Quellen: Bundesministerium der Gesundheit (Hrsg.): Gesetzliche Krankenversicherung – Kennzahlen
und Faustformeln, September 2012, Bundesministerium der Gesundheit (Hrsg.): Die Finanzentwicklung der sozialen Pflegeversicherung, Februar 2013, Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.):
Rentenversicherung in Zeitreihen, Oktober 2012.
HERAUSFORDERUNGEN
+++ 11. Januar 2013: Viele Jobs und steigende Löhne: Sozial­versicherung
erzielt Milliardenüberschuss +++ 16. Oktober 2012: Abschaffung der
Praxisgebühr +++ 25. Juni 2012: Staatsminus: Deutscher Schuldenberg
klettert auf 2,042 Billionen Euro +++ 12. April 2012: Lohnsteuer, Sozialbeiträge: Abgaben für Arbeitnehmer steigen auf Rekordhoch +++
29. Dezember 2011: Soziale Spaltung: Immer mehr Arbeitslose rutschen
sofort in Hartz IV +++ 22. Februar 2011: Prognose: Zahl der Demenzkranken wird sich bis 2050 verdoppeln +++ 19. November 2010: Billiglohnsektor: Hungerlohn trotz Vollzeitjob +++ 14. Oktober 2010:
Konjunkturboom: Mehr Jobs, mehr Geld, mehr Sicherheit +++ 17. Mai
2010: Geburtenzahl in Deutschland sinkt dramatisch +++
Schlagzeilen von www.spiegel.de
AUFGABEN
GRUNDWISSEN
VERTIEFUNG
BERUFSVORBEREITUNG
Einzelarbeit: Entwickle fünf Quizfragen zur Geschichte der Sozialversicherung mit jeweils drei unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten. Nutze dazu den
„Safety 1st“-Zeitgenerator unter www.safety1st.de/
zeitgenerator. Weiterführende Informationen gibt es
auch auf dem Internetportal w
­ ww.sozialpolitik.com
in der Rubrik „Politik“, Thema „Soziale Sicherung“
Gruppenarbeit: Bildet drei Arbeitsgruppen. Erstellt
anhand der Daten in der Tabelle pro Versicherungszweig ein Schaubild, das die Einnahmen und Ausgaben in den letzten Jahren in Form eines Linien- oder
Balkendiagramms darstellt. Tauscht eure Schaubilder
untereinander aus und formuliert zwei Kernaussagen
für jeden Versicherungszweig. Erläutert, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihr erkennen könnt.
Partnerarbeit/Plenum: Erstellt eine Tabelle mit
zwei Spalten und den Titeln „Wenn“ und „Dann“.
Notiert in der Wenn-Spalte Beispiele für Schicksalsschläge, die im Laufe eines Lebens eintreten können
und in der Dann-Spalte diejenige Versicherungszweige, die in diesem Fall Unterstützung bieten. Erläutert
im Plenum, wo ihr die Grenzen der Sozialversicherung seht.
Partnerarbeit: Tausche deinen Fragenkatalog mit
dem deines Lernpartners und beantworte die Fragen. Überprüfe anschließend die Antworten deines
Lernpartners.
Plenum: Diskutiert darüber, welche Folgen die in
den Schlagzeilen formulierten Veränderungen für
die Zweige der Sozialversicherung haben könnten.
© Stiftung Jugend und Bildung (Stand: Februar 2013)
Aktuelle Arbeitsblätter unter www.jugend-und-bildung.de | Das Schulportal für soziale Sicherung und private Vorsorge www.safety1st.de