Windkraft und Wandern - ratz

Wandern und Windenergie – Ergebnisse einer Langzeitstudie
09.04.2015, 12:16 | Wissenschaft | Autor: idw |
Vor der eigenen Haustür und in touristisch genutzten Landschaftsräumen werden sie gefürchtet:
Windenergieanlagen. Ihre tatsächlichen Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Landschaftsbildes
von Wanderern wurde nun erstmalig in einer Studie der Ostfalia Hochschule für angewandte
Wissenschaften in Kooperation mit dem Deutschen Wanderinstitut erforscht.
Die überraschende Erkenntnis: Windkraftanlagen stellen keinen Hinderungsgrund für die Wahl eines
bestimmten Wanderweges dar. Stattdessen werden sie als notwendig, technisch, fortschrittlich und
auffallend wahrgenommen. Dies zeigte die Langzeit-Onlineumfrage zur Akzeptanz von Anlagen
erneuerbarer Energien in der Landschaft.
Unter der Leitung von Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack, Ostfalia Hochschule, wurden insgesamt 643
Personen im Zeitraum von Januar 2013 bis Januar 2015 befragt. Ziel der Befragung war es, die
Akzeptanz von Formen der alternativen Energiegewinnung an Wanderwegen unter besonderer
Berücksichtigung von Windkraftanlagen zu untersuchen.
Die am häufigsten genutzte und ebenfalls bevorzugte Landschaftsform für Wanderungen sind
Mittelgebirge, wie die Umfrage ergab. Besonders Personen ab 30 Jahren wandern hier mehrmals im
Monat. Interessant ist, dass von den befragten Wanderern insbesondere Fahrradfahrer bzw.
Mountainbiker neben Windkraftanlagen und anderen Elementen in der Landschaft wahrgenommen
werden. Auch wenn 70 Prozent der Befragten Windkraftanlagen in der Landschaft bemerken, fühlen
sich lediglich 45 Prozent davon gestört. Die Akzeptanz richtet sich dabei insbesondere nach dem Alter
der Befragten. Von den über 50-Jährigen fühlen sich 46 Prozent durch diese gestört. Von den
befragten Personen im Alter von bis zu 29 Jahre sind es lediglich 23 Prozent. Abgesehen von diesem
Störfaktor, verursachen vor allem Abfall in der Landschaft, Atom- und Kohlekraftwerke, sowie
Fluglärm am meisten Unmut bei den Wanderern. Auch eine schlechte Beschilderung und
Verkehrslärm zählen zu den allgemeinen Störfaktoren.
Eine Aufschlüsselung in Normalstrom- und Ökostrombezieher zeigt, dass sich Erstere eher von
Windkraftanlagen gestört fühlen und Atom- und Kohlekraftwerke als weniger störend empfinden als
Ökostrombezieher. Dennoch fühlt sich auch ein Drittel der Ökostrombezieher von Windkraftanlagen
gestört, obwohl sie Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Um die Akzeptanz von
Windkraftanlagen zu erfragen, wurde die unterschiedliche Ausprägung im Landschaftsbild von den
Befragten gewichtet. Hierbei stellte sich heraus, dass das Störempfinden durch die Dominanz im
Landschaftsbild am größten ist, so 98 Prozent der Befragten, sowie die dadurch entstehende
Beeinträchtigung der Aussicht. Darüber hinaus stören gehäuft stehende Windkraftanlagen am
Wegesrand eher als einzeln stehende Anlagen. Am wenigsten stören diese in der Ferne am Horizont.
Zusammenfassend ist also festzuhalten, dass Windkraftanlagen die Wahrnehmung des
Landschaftsbildes zwar beeinflussen, vorrangig jedoch andere Störfaktoren im Wandertourismus
bedeutsam sind. Diese Form der erneuerbaren Energie hält keinen Wanderer davon ab, auf einem
von ihm gewählten Weg zu wandern.
Weitere Informationen:
- http://www.ostfalia.de/cms/de/k/iftr/team/ProfessorInnen/quack/
Quelle: idw