Capital Markets & Thematic Research

27.03.2015
„Zaghaftes Frühlingserwachen der
Inflation(serwartungen)?“
Aktuelle Publikationen
Die Weltbörsen haben im ersten Quartal 2015 teils deutliche
Kurszuwächse verzeichnet. Dass die Weltwirtschaft unterdessen wohl
verhaltener zugelegt hat als in der zweiten Jahreshälfte 2014, geriet
zumindest im Euroraum angesichts des marktbeherrschenden Themas
„Quantitative Easing“ (QE) in den Hintergrund.
„QE“ – Startsignal für Anlagen im Euroraum?
Die Europäische Zentralbank hat ein massives
Wertpapierkaufprogramm auf den Weg ge-
Obwohl selbstverständlich nach Regionen differenziert werden muss,
bracht – und die Aufmerksamkeit der Investo-
sollten im Frühjahr gleich drei Gießkannen das Pflänzchen
ren richtet sich zunehmend auf den „alten“
Weltkonjunktur bewässern: 1. der Ölpreiskollaps, 2. die „für länger
Kontinent. Steht eine Renaissance von Aktien
lockere“ Geldpolitik und 3. die veränderten Wechselkurse.
aus dem Euroraum bevor? Die Argumente
Noch ist der Wachstumsimpuls fallender Rohstoffpreise nicht in
dafür scheinen sich zu verdichten. Zeit für eine
geografischer Breite spürbar. Während, auch beflügelt von der Euro-
Entdeckungsreise nach Europa.
schwäche, der Euroraum-Einkaufmanagerindex ein klares Wachstumssignal lieferte (46-Monatshoch), fiel der HSBC-Einkaufsmanagerindex für
das verarbeitende Gewerbe Chinas im März auf ein 11-Monatstief.
Leicht schwächer präsentierte sich auch das Pendant (Markit) für Japan.
Dividenden statt Niedrigzinsen
Derweil signalisierte die deutlich aufgehellte Stimmung der US-
Die Geldpolitik der großen Zentralbanken der
Einkaufsmanager ein Ende der wetterbedingten Winterschwäche.
Welt macht es möglich: In weiten Bereichen der
Staatsanleihemärkte kam es zwischenzeitlich
„Die Rückstrahleffekte sinkender Rohstoffpreise auf die
Verbraucherpreise scheinen schrittweise zu verblassen.“
sogar zu negativen (!) Nominalzinsen. Können
Dividenden in diesem Umfeld nicht eine interes-
Nicht nur in Anbetracht dieses Aufblühens dürfte sich die US-Notenbank
sante Anlageform sein, um einen auskömmli-
Fed noch in diesem Jahr mit den Zehenspitzen auf den zinspolitischen
chen Einkommensstrom zu erzeugen?
Wasserschlauch stellen – auch wenn es die Rentenmärkte weiterhin
nicht recht annehmen wollen. Trotz nach unten revidierter FOMCLeitzinserwartungen klafft eine Wahrnehmungslücke von 140-150
Grafik der Woche: Marktbasierte Inflationserwartungen im Euroraum
und Brent-Ölpreis
Basispunkten für Ende 2017. Doch eine allmähliche Normalisierung der
Geldpolitik ist notwendig, um – in Anlehnung an Goethes Zauberlehrling
– die durch die Liquiditätsflut „gerufenen Geister“ zukünftiger
Finanzmarktübertreibungen fortzuwischen.
„Wasser marsch!“ lautet dagegen das geldpolitische Motto im Euroraum. Mit einem Ankaufvolumen von durchschnittlich 3,3 Mrd. EUR pro
Tag behielt das Eurosystem in der zweiten Programmwoche ein hohes
Tempo bei. „Unter Wasser“ liegen mittlerweile selbst bestimmte Laufzeitensegmente irischer Staatsanleiherenditen. Schon machen sich
gewisse Zweifel breit, ob die EZB das QE-Programm in seiner jetzigen
Form bis September 2016 durchhalten wird, zum einen aufgrund des
Quellen: Datastream, Allianz GI Capital Markets & Thematic Research. Stand: März 2015.
sich eventuell erschöpfenden Anleiheangebots oberhalb des Einlage-
Effekt auf die wenig exportabhängige US-Wirtschaft gehabt. Für die
satzes von -0,2%, zum anderen aufgrund der bis dahin möglicherweise
Gewinne multinationaler US-Unternehmen stellt der Greenback derzeit
erzielten Erfolge (Konjunkturbelebung, normalisierte Inflationserwar-
jedoch allemal einen Belastungsfaktor dar.
tungen).
Apropos: Nicht nur die Rückstrahleffekte sinkender Rohstoff- auf die
Lassen Sie die Rendite in Ihrem Portfolio
Verbraucherpreise scheinen schrittweise zu verblassen.

trotz Niedrigzins sprießen, meint Ihre
Laut Markit haben die Einkaufspreise im März so stark zugelegt
wie seit Juli 2014 nicht mehr, was nicht zuletzt auf die Euroschwäche (importierte Inflation) und gestiegenen Lohnkosten zurückzu-
Ann-Katrin Petersen
führen sei.

Ein zaghaftes Frühlingserwachen ist auch bei den längerfristigen Inflationserwartungen im Euroraum auszumachen, die sich
erstmals seit Langem von der Ölpreisentwicklung abgekoppelt zu
haben scheinen (siehe Grafik der Woche).

Disinflationssorgen zum Trotz sind auch in den USA die Zweitrun-
Ann-Katrin Petersen
deneffekte fallender Rohstoffpreise bislang begrenzt. Die Kernin-
Assistant Vice President,
Global Capital Markets &
Thematic Research
flationsrate ist im Februar um 1,7% (j/j) gestiegen.
In der kommenden Woche dürfte sich eine wahrhaftige Datenflut über
die Finanzmärkte ergießen. In Japan richtet sich das Augenmerk zu
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Politische Ereignisse 2015
Wochenbeginn auf die Industrieproduktionszahlen (Mo) und den
vierteljährlichen Tankan-Bericht der Bank of Japan (Di). Die
Zentralbankliquidität und der schwache Yen haben sich zu einem
bedeutenden Anker der schleppenden Konjunkturerholung Nippons
entwickelt. Noch ist der Aufwärtstrend bei den Gewinnrevisionen
ungebrochen, während der Nikkei immer neue 15-Jahres-Hochs
erklimmt. Dennoch gilt: Ohne Frühjahrsputz, d.h. tiefgreifende
Strukturreformen, könnte sich diese Blüte als zeitlich begrenztes
Phänomen entpuppen.
April:
07.-08 Apr
08.-09. Apr
15. Apr
19. Apr
25. Apr
28.-29.
30. Apr
Bank of Japan geldpolitische Sitzung
Politische Sitzung der Bank of England
EZB Ratssitzung
Finnische Parlamentswahlen
Ecofin Ratssitzung
FOMC-Sitzung
Bank of Japan geldpolitische Sitzung
In China werden eine Reihe weiterer Einkaufsmanagerindizes
veröffentlicht (Mi, Fr). Schon setzt die Shanghaier Börse auf weitere
Stimuli wie eine Leitzinssenkung zur Erreichung des Wachstumsziels
 Übersicht politische Ereignisse 2015
von „rund 7%“.
Ob sich die ersten Knospen der Inflation im Euroraum weiter öffnen,
offenbaren zu Wochenbeginn die Schnellschätzungen für März (Mo,
Di). Gleichzeitig sollte die verbessere Arbeitsmarktlage (Di) den Boden
für zukünftigen Lohndruck bereiten. Im Januar war die Arbeitslosen-
Global Capital Markets & Thematic Research für
iPod, MP3 & Blackberry:
zu unseren Publikationen
quote (11,2%) auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2012 gefallen.
Daneben werden mit Spannung die wöchentliche Bekanntgabe über die
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EZB-Anleihekäufe (Mo) und das EZB-Sitzungsprotokoll (Do) erwartet.
Auf der anderen Atlantikseite haben die privaten Haushalte den
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energiepreisbedingten Kaufkraftgewinn bislang weniger
verkonsumiert, sondern gespart. Springt der US-Konsum wieder an?
Hinweise darauf dürften die persönlichen Ausgaben und Einkommen
(Mo) und das Verbrauchervertrauen (Di) geben. Der ChicagoEinkaufsmanagerindex (Di), ISM-Index für die (Mi) und Auftragseingang in der Industrie (Do) könnten bestätigen, dass die globale
Wachstumslokomotive tatsächlich wieder an Schwung gewinnt. Für die
Fed-Beobachter dürften zudem die Arbeitsmarktberichte für März (Mi,
Fr) und die Rede Janet Yellens auf der Konferenz der St. Louis Fed (Do)
von Belang sein. Interessant vor dem Hintergrund der jüngsten
Bedenken der Fed, die Dollarstärke könne den Aufschwung bremsen,
sind außerdem die Handelsbilanzdaten für Februar (Do). Historisch
betrachtet hat der Wechselkurs zwar einen eher vernachlässigbaren
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Überblick der 14. Kalenderwoche:
Montag
• Eurozone:




•
•
•
•
•
Geschäftsklimaindex (Mär) ( 0,07)
Wirtschaftsstimmung der Industrie (Mär) (-4,7)
Wirtschaftsstimmung (Mär) (102,1)
Wöchentliche Veränderung der Bestände der EurosystemZentralbanken an Staatsanleihen, Covered Bonds und ABS
USA:
 Persönliche Einkommen (Feb) erw. +0,3% m/m (+0,3%)
 Ausstehende Hausverkäufe (Feb) +0,7% m/m (+1,7% m/m)
Deutschland:
 Einzelhandelsumsätze (Feb) -1,0% m/m (+2,3% m/m)
 Verbraucherpreise (Mär) (+0,1% j/j)
Italien:
 Industrieproduktion (Feb) (+3,7% m/m)
Spanien:
 Verbraucherpreise (Feb) (-1,1% j/j)
 HVPI (Feb) (-1,2% j/j)
Japan:
 Industrieproduktion (Feb) (+3,7% m/m)
Anleihefälligkeiten: Italien (7,7 Mrd. EUR)
Mittwoch
• Deutschland:
•
•
•
•
•
 Pressekonferenz zur Konjunkturprognose des IMK
 Aufstockung 5-jährige Bundesobligation über 4 Mrd. Euro
USA:
 ISM-Index verarb. Gew. (Mär) 53,0 (52,9)
 Bauausgaben (Feb) +0,4% m/m (-1,1% m/m)
 ADP-Arbeitsmarktbericht (Mär) erw. 235 Tsd. (212 Tsd.)
UK:
 Markit Einkaufsmanagerindex verarb. Gew. (Mär) (49,7)
Italien:
 Markit Einkaufsmanagerindex verarb. Gew. (Mär) (51,9)
Japan:
 Tankan Wirtschaftsstimmung verarb. Gew. (1Q) 14 (12)
China
 CFLP Einkaufsmanagerindex verarb. Gew. u. Dienstl. (Mär)
Donnerstag
• Eurozone
Dienstag
• Eurozone:
•
•
•
•

•
 Arbeitslosenquote (Feb) (11,2%)
 HVPI Verbraucherpreise vorläufig (Mär) (-0,3% j/j)
 Kernverbraucherpreise vorläufig (Mär) (+0,7% j/j)
USA:
 ISM Milwaukee Index (Mär) (50,32)
 S&P/Case-Shiller Hauspreisindex (Jan) (+4,42% j/j)
 Chicago-Einkaufsmanagerindex (Mär) 52,5 (45,8)
 Verbrauchervertrauen (Mär) 96,0 (96,4)
Deutschland:
 Arbeitslosenquote (Mär) (6,5%)
UK:
 GfK Verbrauchervertrauen (Mär) (1)
 Leistungsbilanz (4Q) (-27 Mrd. GBP)
Frankreich:
 Erzeugerpreise (Feb) (-3,3% j/j)
Priv. Verbrauch (Käufe industr. Güter) (Feb) (+0,6% m/m)
Italien:
 HVPI (Mär) (+0,1% j/j)
 Protokoll der EZB-Ratssitzung vom 5. März
• USA:




Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe (KW13)
Bestehende Anträge (KW12)
Handelsbilanz (Feb) -41,0 Mrd. USD (-41,8 Mrd. USD)
Auftragseingang Industrie (Feb) +0,5% m/m (-0,2% m/m)
 St. Louis Fed Konferenz, Eröffnungsrede Fed-Chefin Yellen
• Japan:
 Monetäre Basis (Mär) (+36,7% j/j)
Freitag
• USA:
 Nicht landwirt. Gehälter (Mär) +250 Tsd. (+295 Tsd.)
 Arbeitslosenquote (Mär) 5,5% (5,5%)
 Privater Konsum (Mär) (4Q) (+4,2% q/q)
• Japan:
 Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Mär) (48,5)
• China:
 HSBC-Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen (Mär) (52,0)
Anleihefälligkeiten: Frankreich (8,1Mrd. EUR)
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